Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-21
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
3VV anerkannt haben und nun russisch« Unterthanen geworren sind. Die Stärke dieser Stämme wird bald aus >5.000. bald aus 25.000 Köpfe geschätzt: dieselben sind sehr kriegerisch und al» vortreffliche Reiter bekannt. * Die russische Regierung wendet seit einigen Jahren dem an der pacisischen Küste belegenen Ussurizebiet er höhte Aufmerksamkeit zu und hat begonnen, e- durch Colo- nisten auS Nutzland allmälig zu bevölkern. Am 2. November v. I verstrichen gerade 25 Jahre, seitdem e« durch den Ver trag von Peking in russischen Besitz Ubergegangen ist. In Wladiwostok wurde dieser Tag entsprechend gefeiert. In dem Zeitraum von 25 Jahren ist die Entwickelung de« SUeussuri- qebiete« langsam vor sich gegangen. Gegenwärtig steht dieser Landstrich unter der Verwaltung erneS Isprawnik-, der seinen Sitz in dem großen Dorse NikolSk bat. Aus die Stadt Wladiwostok aber, den Hauptort diese« Gebiet«, erstreckt sich seine Gewalt nicht. Diese hat ihren eigenen Gouverneur, der zugleich Oberconimandeur der sibirischen Flotte und der Häsen des Stillen Ocean« ist. Die Landbevölkerung besteht hauptsächlich au» Russen. Kcreanern und Chinesen. E« werben jetzt Anstrengungen gemacht, die Koreaner zum Christcnthum zu bekehren, was für nicht allzu schwer gilt, weil sich diese« Volk den Russen gegenüber friedlich und wohlwollend verhält. Durch richtige Behandlung der. selben selten« der Mlssionaire hofft Rußland in Zukunft an den Koreanern, im Gegensatz zu den ihm lästigen und feindlich gesinnten Chinesen, gule Bunde-genossen zu haben. Gegen 12,000 Mann Militair verschiedener Gattung ist Uber da« ^sanze Gebiet vertheilt. Die Sitze der beiden Brigadegriierale sind Nikolsk, in der Mille de» Dislricts, und NowokijewSk, an der koreanischen Grenze. Im Jahre 1883 fand in Wladiwostok eine Volkszählung statt; darnach betrug die Einwohnerfabl 2792. Militair» mit ei»gercch»et 9167, da runter Uber 2000 Chinesen. Die Zahl der Beamten und anderer nicht zum bäuerlichen Stande gehörender Personen ist im Südussurigebiet unbedeutend. Nach allen diesen An gaben beläust sich die Einwohnerzahl diese« Gebiet« aus höchstens 47,000 Seelen. * Au- Massauak wird vom 25. December berichtet» daß die egyptischcn Beamten einige Tage vorher den Ort verlassen hätten. Zum Vorsitzenden de« neu eingerichteten gemilchten Gerichtshöfe« ist ein Italiener, zum stellvertreten den Vorsitzenden dagegen ein Araber Namen« Abdallah Bey ernannt worden. Die Fiebererkrankungen haben sich in letzter Zeit wieder stark vermehrt, so daß allerseits angenommen wird, die italienischen Beamten würden nickt länger al« sede-mal ein Jahr in Massauak verbleiben können. Zur Reise nach Abessinien soll in Zukunft eine besondere Er- lanbniß der Militairbcbörte von Massauah erforderlich sein. Wie e« heißt, wäre diese Maßregel durch da« unschickliche Benehmen eine« Griechen Namen» Andrino hervorgerusen worden, der Na« Alula vor einer italienischen Einmischung in die abessinischen Angelegenheiten bange gemacht habe. * Ueber den Tod Sir Peter Scratchley'S, de«High- Commissioner« für englisch Neu-Guinea bringt die Sydney-Post vom I. December folgende telegraphische Detail« au« Bri-bane. Ter Dampfer ..Governor Blackall", aus dem Sir Peter sich befand, erreichte, vom SUdrap von Neu- Gumea kommend, Cooklown am Nachmittage de« 1. December; Sir Peter war schon seit lO Tagen am Dschungelsieber erkrankt. Nach kurzem Aufenthalt ,n Cooklown setzte der Dampfer seine Reise »ach TownSville fort, leider verstarb jedoch der Gouverneur bereit» am 2. December, bevor noch letzterer Hafen erreicht war. Sir Peter hatte erst am 16. August vergangenen Jahre« Sydney verlassen, um sich aus seine» neuen Posten zu begeben. Somit war diesem ersten Gouverneur leider nur eine kurze Thätigkeit in seiner neuen Stellung beschieden. * Au» Hamburg wird der „Post" Von glaubwürdiger Seite zur Warnung für Auswanderer Folgende« mit- getheill: «Die Ei»mander,»ig«behörden von New-Aork machen seit einiger Zeit, anscheinend um aus eine Beschränkung der Einwanderung hinzuwirken, von der ihnen durch die amerikanische» Gesetze eingeräumten Besugniß. hilfsbedürftige Personen zurückzuweisen. einen Gebrauch, welcher — wie nach stehender Fall aufs Nene beweist — zu berechtigten Zweifeln darüber Anlaß bietet, wa« eigentlich von jenen Behörden unter Hilsübedürstigkeit verstanden wird. Aus einem Ham burger Dampfer traf im vorigen Jahre ein ZwischendeckS- Paffagier im Hasen von Ncw-?-ork ein, welcher, mit ge- »ügendkii Reisemitteli, auSgestatlet. behus« späterer Ucbcr- siedelung seiner Familie sich zunächst über die dortigen Ver hältnisse zu orientircn und zu diesem Zwecke nach einem Binncnstaate zu wohlhabenden Verwandten zu reisen beab sichtigte. Während der Uebersahrt halte er in Folge an dauernder Seekrankheit sich ein Magenleiden zugezogen. welche« jedoch durch ärztliche Behandlung vollständig gehoben wurde, so daß bei der Ankunft in New ?)ork der Schiffsarzt seinen Gesund heitszustand. abgesehen von einer von den Anstrengungen der See reise zurückgebliebenen Schwäche, für einen normalen er klärte. Um jedoch auch die Letztere völlig zu heben, ließ sich der Mann für kurze Zeit in da« New-2)orker Emigranten» HoSpital ausnehmen. Hieraus nahm die Einwanderung«. Commission Veranlassung, ihm nicht nur die Erlaubniß zum Aufenthalte in Amerika zu versagen, sondern ihn sogar mit demselben Schisse, aus welchem er eingelrofsen, aus seine Kosten in die Heimath zurückbesörtern zu lassen. Motivirt wurde diese Maßregel anfänglich damit, baß er schwachsinnig sei. später damit, daß er nicht im Stanke sei. für seinen Unterhalt in Amerika z» sorgen. Thatsäcklich war der Znrück- gewiesene »ach dem übereinstimmenden Urtheile de« SchissS- arzte« und de« CapitainS, wie auch der Acrzle de« gedachten HoSpital« körperlich wie geistig gesund und besaß auch genügende Geldmittel, mindesten» um die Reise bi» zu seinen Verwandle» bestreiten zu können. Nach Lage der ameri kanischen Gesetzgebung war jedoch den. Manne nicht zu Helsen, da die E>n>va»dkruiig-.Co»i»»isioii in derartigen Fällen end- giltig entscheidet und gegen ihre thatsächlichen Feststellungen auch eine Berufung an die Gerichte, wie letzter« wiederholt erkannt haben, au-geschlosscn ist." * Ta» nordamerikanische Repräsentantenhau« bat am Sonnabend die Präsidentschastö-Nachsolge- Vorlage erledigt, welche, da sie bereit» auch die Genehmigung de« Senat« emplangen hat, zur GcsetzeSkrast nur noch der Unterschrift de» Präsidenten Clcveland bedarf. * Die Wahlen für die brasilianitH« Kammer sind zu Gunsten der Conservativen au»gesallen. die in der letzte» Kammer die Minderheit hatten, jetzt aber die Mehrheit haben werden. äocial-politisches. * Der diesjährige Entwurf eine» Gesetzes. betreffend die Unfall- und Nrankenoersicheruiig der in land- und sorstwirihlchatllschen Betrieben beichästiq ten 2er- soaen, denen erste Beiaibiinq im ilsi-ich'taqe in den nächsten Tagen bevorsteht, beruht »n Wesentlichen out denselben Grundlagen wieder vorigjähriqe, »ich! zur Endberttbung gelangte Entwurs, enthält jedoch auch wiwkiqe, tde liveise an die V sch »sie der voriaiädrigen Commission üch onlehnende Auänoerungen. Zunächst 'st der KreiS der versicherten Perionen weientüch beschränkt, »idem die im Betriebe beschäftigte» Familienangeböngen de« BciriebennternebmerS der obliaoiorischea llnlalloersickerung dann nickt unterliegen, wenn sie nicht Lohn oder Gehalt cmpsaugen, wenn auch im Uebrige« ibre Stellung im Be. triebe ganz die d-r der Bersicherinig unterliegenden sonstigen Arbeiter ist. Au, diese Weise würden von den nach der Berusistoliftik in DcMschland vorbandencn 5 Millionen landwirlb'chastlicher Betrieb« vielleicht «in Driitdeil auSichtidea und selbstverständlich eine bedeu tend« Vereinfachung erzielt werden. Ob aber eine solche Einschrän- knnq sich rechtfertigt und e« nicht der vieler ganzen Gesetzgebung zu Grund« liegenden Absicht allzusehr widersvrich«. so viele» Kreisen die Wohl! baten derselben zu rutzieben n»d hunderttausend« von Personen, di« an sich ihrer ganze, Stellung nach darchao« nntrr da» »«setz falle» würde, «nd theilweise », de, bedürftigste, Llaffe» der Bevölkerung gehören. lediglich aus d!« Beihilfe ihrer In vielen Fällen kaum minder bedürftigen Angehörigen ober ans die Armen- pflege zu verweise», wird sehr ernst! ch zu überlegen lein. Dagegen wird es Billigung verdienen, wen» den Betrieb'Unternehmern leibst, unter denen sich eine sehr große Zahl kleiner Grundbesitzer befindet, welche bald au' dem eigenen Grundbesitze arbeiten und dann der odügalorijchen Versicherung nickt uulerliegen. bald dagegen in fremdem Taqelohne, «nd dann kraft Gesetze» veesicher« sind, nach dem Enl- wurie schon durch das Gesetz die Möglichkeit gegeben wird, der Versicherung beizutreten, während der voriqjährige Latwurs von enier statutarischen Bestimmung diese« abhängig machte. Dem Unsollverstcherung-gesetz sür die gewerblichen Arbeiter wird be kanntlich ein Hauptvorwurs darau« gemacht, daß der durch dasselbe i» Bewegung gesetzte Apparat ein zu weitläufiger und kost spieliger sei und auch die Gemeindeorgane zu sehr t» Aaiproch genommen «erden. Der vorliegende Gesetzentwurf bat. um diesem Vorwürfe zu begegne», verschiedene Abweichungen von de, Bestim mungen jene« Gesetze« ausgenommen. Namentlich soll, um die jährlich zu leistenden Beiträge aus die einzelnen versicherten Betrieb« zu ver theile», nicht dir sehr weitläufige und schwierige Berechnung der in den einzelnen Betrieben »hatiächlich verwandten Arbeitstage »lljähr- lich feilen« der Bethrillgten vorgenoinmea und au den Genosscnschglls- vorstand eingesandt werden, sondern es wird von vornherein sür ein-a sünsjävrigen Zeitraum die Zadl der Arbeitstage abgelchätzt.welchejur Be- wirthschaitung der einzelnen Betriebe im Jahresdurchichuiti ersordrrüch sind, und wird aus Grnnd dieser Abschätzung von dem Genoss'»schalt«- vorftaude die Bertheiluug vorgeuommeu. Nur bezüglich der BeirieLS- bramten sollen auch ferner jälirliche Nachweisungeu gegeben werden. Immerhin wird auch künftighin da« Verfahre» ein nicht allzu riu- saches werden, nameutlich im Verhültniß zu den Summen, um deren Bertheiluug e< sich alljährlich bandelt. Wcaa wir nicht irren, schätzt man die jährlich ouizubrulgenden Summen aus etwa 600.000 ^i. deren Bertheiluug aus mehrere Millionen B-triebe, aus jeden Betrieb durchschnittlich also weit weniger als 1 », aus eiae sehr große Anzahl von Betrübe» voraussichtlich nur einige Pfennige eutsalle» läßt. Um da- ganze Verfahren noch mehr zu vereiiisachen. ist daher schon bei de, Lommissioii-bcraidungen de« vorigen JabreS von einem natloaalliberalea LominüsionSmitgliede der Antrag gestellt.» die Bersicheruagspflich« nicht unmittelbar an die einzelnen Betriebe, sondern an die Grundstücke selbst anzutnüpsen and mr diese die er forderliche Anzahl von Gesahrenclassca sestzuftellen; auf diese Weise werde die Einschätzung selbst und die demnächstige Leetheilung und Beitreibung der Beiträge eine sehr viel leichtere werden. Allerding« sei dir Voraussetzung sür dies« Einrichtung, daß die sämmtlicheo mit der Bearbeitung der Grundstücke beschäftigten und daiür ersorderlichen Personen der Versicherung unterworfen würden, einerlei ob sie für sich selbst oder ob sie in fremde» Betrieben arbeiten, und komme mau Io zu eiaer obligatorischen Versicherung auch der Vetriebsuurernehmer selbst; e« sei diese« jedoch kein Nachiheil, sondern rin Lortheil diese« System«, da, wie schon oben erwähnt, gerade in kleine» laudwielhschaülichen Betrieben sehr vielfach dieselbe Person heute Arbeiter im eigenen Betriebe, morgen Arbeiter in fremdem Betriebe und übermorgen BetriebSuuternehmer mit Beschäftigung fremder Arbeiter sei, und et den Betreffenden kaum verständlich sein werde, daß sie ganz bei derselbe» Art von Beschäitignng heute nicht versichert sind, morgen der Versicherung mit rliegen und übermorgen selbst wieder nicht versichert sind, dagegen >ür Arbeiter, w iche mit ihnen zusammen arbeiten, Versicherungsbeiträge zahlen müssen. SS läßt sich nicht verkennen, daß diese- System manche praktiichc Bor- tdeile bieten würde und daher auch diese- Jahr ernstlicher Erwägung wertb ist. Aus der anderen Seite sieben mm jedoch, wie wir nicht verhehlen künaea, auch gewichtige Bedenken entgegen. Zunächst würde e« ei, völlige« Sbweichcn voa dem bi-iang streng iane- gehaltenen Wege Irin, wenn man eine obligatorische Versicherung auch der VetriebSuuternehmer selbst einfüdren wollte, und würde zu erwägen sein, ob, wenn der letztere Weg beschritten würde, diese« nicht zu lloiiseqiitnzen ans anderen Gebieten de« BeisicherungSwesen« drängt, die doch im hohen Grade bedentlich sei» könnten. Außer- dem wird es noch einer sehr genauen Erwägung bedürfen, ob nicht die Anknüpfung der Versicherungen, der Grsahren- klaffen u. s. w. unmttteibar an den Grundbesitz zu mechanisch ist und deshalb viellach zu ungerechter Bertheilung der Beiträge sührt; besondere Schwierigkeiten werden namentlich diejenigen Betrieb« bieten, welche theil« aus eigenem, tbeik« aus gevachtetem oder aus mehr« sach zusanintengkpachietem Land« staltfindeu, indem bier j»sort der Zweisel entsteht, ob der Grundbesitz, wie er bei eigener Bewirth- schaftuug durch den Eigentbümer ooer wie er unter der Hand de» Pächters sich darstellt, bei der Einschätzung u. s. w. zu Grunde zu legen ist. Ob in der That die vcrei isachunq eine überwiegende sein wird, mag unter den hervorgehobenen Umstände,, ebenfalls »och zweifel dalt erscheinen. Wie dem aber auch sein mag, jedenfalls wird da« Hanptstreben bei der Beratbung daraus gerichtet lein niüssen, das ganze Verfahren möglichst einioch zu gestalten, und wird insbesondere auch voa diesem GesichiSpuncte au- der obenaedackte Vorschlag ernst- lichst in Erwägung zu ziehen sein. An dem Puncte sür heute über- gehend, erwähnen wir schließlich noch, daß die Kranken »erliche- ruug sür die land- und sorstwirthschastlichea Arbeiter zwar nicht reichsgesetzlich eingesührt wird, dagegen Bestimmungen getroffen werden, welche die laude-zesetzliche Eiusühruag zu erleichtern ge eignet sind. * Ueber da» in Oesterreich wieder ausgeleble Zunft wesen wird der »Gegenwart' wa« folgt berichtet: E« z»igt sich in ganz auffälliger Weise, daß die Zünftler mit dem eben erhaltenen Gesetz, da- ihre weitgehendsten Wünsch« zu er füllen schien, noch lange nicht zufriedengestellt sind. Von all:n Seiten, au« Vereine», Versammlungen, JnnungSverbänden heraus ertönen bereit« mehr oder weniger dringende Stimmen, die eine »och größere Ausdehnung der zünstlerischen Reckte und eine noch weitere Vermehrung der Schranken verlangen, welche da« gewerbliche Leben schon in so großer Menge in der hinderndsten Weise durch- ziehen. Ein recht deutliche« Bild von dielen Bestrebungen erhallen wir. wenn wir einen Blick aus die Verhandlungen der Niederöster- reichijchea Handel«, und Gewerbekaiumer in Wien werfen, an welche in der letzten Zeit in Bezug aus die Bestimmungen de« Gewerbe- geletze« voa Privaten, Corporation«» und Behörden eine Menge Petitionen und Anfragen gerichtet wurden, die bezeichnend sür den Geist sind, der die österreichischen Gewerbetreibenden erfüllt Wir heben au« den betreffenden Eingängen bei der Kammer folgende hervor. Da ist zunächst eine ganze Anzahl von Pelitiouen und Beschwerden au« den Kreisen der kausleute, veranlaßt durch die Sondertheilung derselben in Svecerei-, Eolonial- und Materialwnareiibändler, Ber- milchlwaorenbänbler, Greißler, Fragner und Victualiendändler. Jede dieser Ablbeilunqea wird von der andern mit ArgnSaugen bewacht, und webe dem Kaufmann, der e« wagt, einen Artikel zu führen, zu besten Verkauf er nicht berechtigt ist. So gelangt eine Anfrage an die Kammer, ob den Svecerei- und Vermisch»» larenhändlern auch der Berkaus von Kindcrmehl und condensirter Milch gestattet sei; die Kammer erklärt die» sür zulästig, ebenso hält sie die Vermischt» waarenbändler zum Verlause von Schiefertafel» und Griffel» berechtig!; ober sie kan» sich nicht damit einverstanden erklären, daß Greißler, Frag ner und Victualiendändler auch Schreib- und Vriesvaviercouvert«. Tinte, Bleistifte. Zwirn, Nadeln, die gewödnlichen Arten von Gewürzen «nd iii-beiondere Zucker, Kaffee und Feiqenkafsee in geringeren Qua», tliäien" verkaufe» sollen. „Diele Wünsche", beißt es in dem Votum der Kammer, ..gehen nicht nuc über den Rahme» der bestehenden Usancen und Vorschriften hinaus, sondern sind auch deSbolb nicht zu unterstützen, weil die im Verzeichnisse aufgesührten Waar-n im Allgemeinen vollkommen genügen, um den Aagebörigen der betreff nden Branche, wenn nick« Umstände eintreten, die außerhalb der Macht- Ipbäre de« Gesetzgeber« liegen, hinlänglichen Erwerb zu sich-rn. Sollten dennoch in speriellea Fällen die Verhältnisse eine Au«, deknung de- Geschäfte« in der ang deuteten Richtung zur Notb- wrndigkeit machen. Io liegt ja die Abhilfe sebr nahe, nämlich die Anmeldung eine- Bermstchtwaarenbandel«, beziebungSwcise -Ver schleiße«. wa- nur mit einer nickt sebr in« Gewicht fallenden Steuererbödung verbunden wäre." Ueber di« hier bezeugte wirtlstchastliche Weisheit, die so genau anzugeben im Stand« ist, wie viel und welche Artikel genügen, „um den hinlänglichen Erwerb zu sichern", wollen wir nicht weiter svrechen; aber wir meine», wenn die Steuerdifferenz zwischen den einzelnen Elassea der Kaus- leuie »ine so geringe ist, zu welchem Zweck stellt denn da üderhaiivt da« Geietz ein Io wunderdare« Last,»weit» aus, da« sür die Be- treffenden die Quelle voa endioien Scheerereien sein muß? Be- ionder« in den G-ickäften in kleineren Orten lassen sich die vom Geletz ge,oqenen Grenzen sehr schwer innebalte». Meisten« zeig» da erst die Praxi», welche Artikel ein Kausmon« mit Bortbeil sübren kann oder n cht. So hat sich ia einer kleinen Ortschaft eia „Golantrrie- waarenbändler". wahrscheinlich insolge öfterer Nachfrage, auch ge wöhnliche Recke» »nd Getreideschouseln beigelegt; aber die Kammer erklärt infolge einer Anfrage der vetrestenden Vezirkshauplmanu- schalt, zur Führung dieser Artikel wären nur vermischtwaarrudäudler» aber nick« Galauteriewaareodändlrr berechtigt. Za vielfache» Safrag», u»d Beschwerden geben wett« dl« Hand werker Aulaß. die bei der Art ihre« Berate« leicht l» die Lage kvmm-n, aach di« Arbeit verwandter Berufs,weige zu drrrichte». Die« ist besoaderS dei de» Holzarbeitera vieliach der Fall. So hat in einem kleine» Dorf», in welche« r« keine» Tischler, wohl aber «ine» Zimmer««» giebt. der letztere an« em paar Beeter, eine» etnsache» Sarg zusanuun^eschlagen. Da« hat. wahrscheinlich i» solge der D-nunriation eine« Tischler- in einem Rebenbors», die k. k. DezirkShauptmaiinschaft zu der Anfrage veranlaßt, ob die Zimmrrleule zur Anfertigung voa Särgen berechtigt seien. Die Kammer sagt: „Die Anfertigung von lodlenlärgea gehört al« geleimte Arbeit allerdings zu den eigentlichen Tischlern beiten", ans dem flachen Lande sei aber die Grenze zwischen de» Gewerk«, rechten der Tischler und der Zimmerleute nicht immer genau fest- zuhaltea; hier in dem besondere» Falle solle man daher dea Zimmer- mann unbebindert die Särge aasertigen lassen. AuS gleichem Grund« hält r« die Kammer sür zulässtg, di« Zimmerleute aus dem flachen Land« Fenster, und Tdürstöße an- serttqen und Fußböden legen zu lassen, „obwohl diese Arbeit in dea Städten gewöynlich von Bautischlern besorgt wird". Auch läge hier um Io weniger Grnnd zur Ausschließung der Zimmerleute vor/„al« die Arbeite» zu den iogeuannteu »»geleimten gehören". Mau beachte wohl die strenge Unterscheidung zwischen „geleimter" und „»»geleimter" Arbeit. Weuii ein Zimmermana, der in seinem Perus« keine Arbeit bat. um sich aut audere Weise etwa« zu ver dienen, seine Geschicklichkeit benutzt uud zum Leimtops greift» so wird er bestraft I Einer drängt aber den andern. Wenn den armen Zimmerleute« so sehr auf die Finger gesehen wird, glauben sie sich natürlich be rechtigt, die anderen Gewerbetreibenden mit gleichem Maße zu messe». Daß z. B. die Mühleneiarichter in ihrem Berufe öfter auch Ziin,»ermann«arbeit verrichten, erscheint ihnen als eia Eiagriff in ihre Rechte; flug» wird bei der BezirkShaupimaanschaft Klage ge säurt; diese holt sich in dieser schwierigen Lache Rath bei der Gr- w.rbekgiunier. welche daraus erklärt, daß „ach der Ärwerbeordaung die Mühle»« arichier zur Loruahme voa ZimmermauaSarbeitr» in Mühlen beiugt sind. Ebenlo wie bei den Holzarbeitern können natürlich auch bei den Metallarbeitern Tollisionea unmöglich a»-bleibeu. Wie dort Zimmcr- ieute und Tischler, so stehen sich hier Schlosser und Schmiede feind lich gegenüber; und zwar ist hier ein sehr hitz'ger Streit darüber entbrannt» ob die Schlofft zum Schärfen und Reparier» voa Krampen, Hauen u. dgl. Werkzeugen berechtigt seien. Die nieder- österreichische Statthalter« verlangt über diese heikle Frage ein Gut achten von der Kammer» die nach reiflichem Uebrrlegea erklärt: „Die Kammer muß vorauSschicken, da» e» ihr Mangel« einer den neueren Verhältnisse» entsprechenden gesetzlichen Bestimmung schwer sällt, in dem vorliegenden Falle eine präcise Auskunft zu gebe», wie in der That auch seit Langem schon die Vornahme der bezeichnet«» Arbeiten Anlaß zu Klagen wegen Sewerdsüber- schceituug zwilchen Schlossern uud Schmieden gab. Da nun an vielen Orten wohl Schlosser, aber keine Schmied« vor- banden sind, und im Falle eine« Baue« iu einem Orte, wo da« Cchmiedegewerbe nicht au-geübt wird, die in Red« stehende» Werk zeuge oft in weit entfernte Ortschaften geschafft werde» müßte», selbst um verhältaißmäßig geringfügige Reparaturen vorznnrhmea. wa« oft mit sehr empfindlichen Kosten verbunden wäre, glaub» die Kämmer ich»» au« Gründen der Opportunität sür die Berechtigung der Schlosser zur Vornahme der bczeichnetea Reparaturen eintreten zu sollen." Die Kammer erklärt also selbst, voa der Uahaltbarkeit der vom Gesetz geschaffenen Zustände überzeugt zu sei», dennoch aber nach Lage der Dinge keine „präcise Auskunft" geben zu können. Die Frage wird daher nach wie vor ein« offene bleibe», und die Schm ede werden es wobl schwerlich dulde», daß sich eia Schlosser unterstehen sollte, einmal eine Axt zu schürfen oder etueu Stift in eine zerbrochene Kramve zu schlagen. Biel Kopfzerbrechen machte der Kammer die Frag«, welcher Uaterichied zwischen dem freien Gewerbe eine« „Marmvrwaarea- Erzeuger«" und eine« „concessionirten SteinmetzgewerbeS" sei. Nach Auschauuag der Kammer wäre der Steinmetz, dessen Gewerbe zu de» concessionirten Baugewerben zäble. zur AuSsühruiig voa Steiu- objecten für Bauzwecke berechtigt, der Marmorwooren-Lrzeuger aber nickt. Die Kammer erklärt jedoch, daß sie sich über diese höchst schwierige Frage selbst noch nicht ganz klar sei und weiter darüber Nachdenken werde. Zwei Weder und eia Zwirner sind der GewerbSllberfchreitung augeklagt, weil die Weber auch Schaswolltüchel, gedruckte Baumwost- tüchel, schaswollene Kleiderstoffe und gedruckte Toppelbarchent« sühren, der Zwirner aber auch Strickichaswolle verlauft batte. Die Kammer legt in einer langen Auseinandersetzung dar, daß die armen Weber und Zwirner sich keiner Gesetzüdecjchreitung schuldig gemacht haben und auch Schaswolltüchel verlausen können. Auch die Buchbinder sind wegen der Anfertigung von Leder- Galanteriewaareu verklagt worden, jedoch die Kammer hält Buch binder sür berechtigt zur Ausführung von Leder-Galanterie-, sowie voa Eanonnage- und Futteralarbriten. Ebenso sind auch DrrchSler wegen Anfertigung voa Etat» für Meerschaum- und Berusteinwaarcn zur Strafe gezogen worden; die Kämmer kann aber iu diesen Arbeiten keine Uebertretuug der Gewerbeordnung sehen. Im Allgemeinen bat sich ja die Wiener Handel«, und Gewerbe- kammer, wie au« obigen Entscheidungen ersichtlich, bemüht, die Harten de« Gesetze« möglichst zu miloern; jedoch e« fehlt auch nicht an recht bedenklichen Meinungsäußerungen derselben Kammer. So erklärt dieselbe «»mal aus die Anträge, ob Kürschner zur Erzeugung und znm Veikause von Kopib'deckuiigeii au« Stoffen berechtig» seien, „die Anfertigung von Kopibcdeckungea in Form von Mützen, Kappen und dergleichen au« Tuch und anderen Stoffen ist seither ganz allgemein und anstandslos von Kürschnern betrieben worden, und die« wäre schon deSdalb kaum abzustellen, weil es den GewerlS- lcuten der bezeichnet«, An sonst an genügender Beschäftigung während der Sommermonate sehlen würde. Hingegen sind die Kürschner nicht berechtigt. Hüte zu erzeugen und za führen." Wa« sagt aber die ZiiiifiweiSheil dazu, wenn die Leute irgendwo in der Mehrzahl Hüte und keine Mützen lausen wollen und die Kürschner insolge dessen Hunger leiden müssen. Ueber den Umfang de« Acschirrhandel« befragt, sagt die Kammer, daß unter „Geichirrhandel" nur der Handel mit Erd-, Steingut und Porzellangeschirr zu verstehen sei, während die betreffenden Händler Holzgejchirr nicht sübren dürfen. Eine Anfrage, ob eia Trödler berechtigt ist, die von ihm «sn- gekauften alten Oese» behus« besserer Weiterveräußerung vorder zu rcpariren, wurde von der Kammer dahin beantwortet, daß da« Trödlcrgewerb« als HandclSrcivrrbe zu gelten hat und daher die Trödler zu gewerbsmäßiger Vornahme von Reparaturen an Oese» zum Zwecke der besseren Berwcrlhung derselben nicht hciugt sind. vermischtes. — Berlin, l9. Januar. Der Kaiser nahm heute die lausenden Vorträge entgegen, arbeitete mit dem Ches de« MtlilatreadinelS. eonjerirle nach der Rückkehr von einer Aus- sadrl mit dem Staatrsccretair Grasen Herbert BiSmarck uud erlbeilte vor dem Tuier dem Präsidium de« Abgeordneten hauses Audienz. ---»Berlin. l9. Januar. Die Nebersührung der bisher noch im alten Muieum ausbcwahrlen ethnographischen Sammlungen nach dem neuen Museum sür Völker kunde in der Königgrätzer Straße wird in einigen Wochen beendet sein. Viele Stücke müssen wegen ihrer Zerbrechlich keit in denselben Schränken, in denen sie bisher ausgestellt waren, nach dem neuen Heim geschosst werben. Die Ueber- sübrung erfolgt in grossen, von allen Seiten geschlossenen Möbelwagen unler der Aussicht der Museumsbeamten, welche die Ausstellung der Sammlungen in den neuen Räumen teilen, so weit dieselben fertig sind. Der übrige Tb«l waubert woblvcrpackt in die Keller, die schon jetzt mit allerlei Äerälh- schasten, insbesondere mit norddeutschen Alterlbümern aller Art auSgrsülll sind. Ueber die Eröffnung sind noch keine Bestimmungen getroffen. 1t Eisenach. 18. Januar. Ueber die hier zu trbanende katholische Elis abetbklr che bringt der .DeutscheHauSschatz' einen längere» Aussatz samml Abbildung, worin der E»t- stebung-gedanke und dessen seilberige Verwirklichung näder auSgrsübrt ist. Die Schwierigkeiten, aus welche die erste An regung diese« K rchenbauc« stieß, waren sehr groß. Zuerst wurden bohr Persönlichkeiten — auch die „Perle von Meppen" — sür die Sacke zu gewinnen gekuckt, aber ebne Erfolg. Dazu kam die bischosslose Zeit — Eisenach gehört zu Fulda — und ohne Bischof gehl e« in solchen Sachen nicht gut vor- wärl». E» dauerte bi« zum Jahre l88l. wo endlich die Gründung eine« Comitä« möglich wurde, da» einen Ausruf jum Kirchenbau in die Welt schicken konnte. Seit «aem Iabre »ft nun der Bauplatz neben der jetziaen Besitzung de« Dom kapitel« inmitten der Stadt sür 37.500 ^ck gekauft und seit einigen Wochen der Bauplan geuebimgt. Die Gesammtbau- kosten solle» ohne die innere Entrichtung 100.000 betrage» uud der Ban selbst im kommenden Früh>al>r begonnen werden. Für den Hochaltar sorqen di« adeligen Damen dom Rhein land«. Westfalen uud Schlesien. Einen Geiteualtar zu Ehre» de» heilige» Joseph stiftet ein« Dame an» Schlesien. Ein Fenster wird von einem belgischen Grasen übernommen, ein andere« von der katholischen Studentenverbindung in Tübingen, andere Geschenke stehen in Aussicht, wie man auch ui katholischen Kreisen die Hoffnung bat. daß noch we»lere Beiträge sür die innere Ausstattung reichlich fließen werben. — Aus Gri mmlingShau sen (in der Rheinprovinz) wird gemeldet, daß daselbst ei» Jagdaufseher zwei wilde Schwäne geschossen bade, von denen einer eine Flügelwcile voa 2.5 m und eia Gewicht von 16 lrg halte. — Bor einigen Tagen wurde, wie die Wiener ..Presse' meldet, dem großen Löwen in der Menagerie zu Schön- bruan be> Wien wie gewöhnlich sein Dm r, bestehend i» rohem Fleisch, gereicht. Der Löwe ergriff ein grosse« Stück und schluckte e« so gierig, daß e« ibm im Schlunde stecken blieb. Da« mächtige Thier verendete iu wenigen Minuten. ----- Wien, 14. Januar. Eine größere Anzahl mebiciiuschcr und technischer Fachmänner berieth beute Uber die Frage, ob in diesem Iabre der internationale hygreinische Congreß in Wien tagen solle. Professor Svyka au« Prag skizzirte die Motive, welche sür die Wahl der Elast Wien al- nächsten Versammlungsort de« Congrcsse», maß gebend waren. Der internationale Charakter dieser Congresse sei nach und nach verloren gegangen, namentlich seien deutsche uud österreichische Forscher ungern vermisst worden. Ter sranzösische Charakter dominirte aus den Congressen und uni denselben wieder de» internationalen Charakter zu geben, sei Wien gewählt worden. Professor Svvka sprach sich daun sür die Abhaltung de« Congresse« im Iabre 1887 au«, da außer dem Mangel an Vorarbeilen sür denselben auch der Mangel einer genügenden Organisation, sowie der Umstand in Belrackl zu ziehe» sei. daß im Jahre 1886 in Berlin die Natursorscherversammlung tage. Die Versammlung beschloß einstimmig, den sechsten hygieinischea Congreß aus da« Jahr 1887 zu vertagen. — Brüssel, 18. Januar. (Vossische Zeitung.) Tie gestrig Vorstellung im Brüsseler Circu« wurde kurz nach ihrem Beginn durch einen schrecklichen Zwischenfall ge- stört. In einer Loge saß der in der Vorstadt Saint-Gillc» wohnhafte Rentier Roux, der Vater der bekannten beide» Kunstreiterinnen Louise und Clotilde Loiffet. Louise Loisset. jetzige Prinzessin Reuß. hatte ihn zur Vorstellung begleitet. Da sich Herr Roux plötzlich unwohl fühlte, wollte er mit seiner Tochter dea Circu- verlassen; kaum batte er wenige Schritte gelhan, al« er vom Schlage getroffen oiedersaiit Alle Wiederbelebungsversuche waren vergeben«. Somit iss Roux, der Zeit seine« Leben« Regisseur und Controleur in Cirken gewesen, auch an seinem liebsten Aufenthalt, im Cir cus, gestorben. — Pari«, im Januar. (Allgemeine Zeitung.) Me wir in französischen Blättern lesen, befahl sich die Xcnäßwi« cks mLckecine qegenwärtig eingehend mit der Prüfung einer höchst wichtigen Entdeckung de» 11r. Emil Martin, Mitglied« der medicinischen FacultLt in Marseille, welche nicht« geringerer ermöglichen würde, al« Blinden da« Sehvermögen künstlich zu verschaffen, und zwar mittelst eine« Platina- Apparat«, dazu bestimmt, die Wirkungen zu ersetzen, welche da« Lickt aus dir cumsra odseurn der Augen hrrvorbringt. Da da« fast schmerzlose Einsetzen de« Apparat» aus rein chirurgischem Wege vor sich gebt, so glaubt man sich einen günstige» Erfolg der angestellten Versuche versprechen zu dürfen. — Umfangreiche Ausgrabungen werden einer Notiz der .Täglichen Rundschau' zufolge von russischer Seile in Jerusalem vorgenommen. Es soll u. A. bereit« gelungen sein, da« Thor von Golgatha sreizulegen. — Ein in Porto Alegre erscheinende« deutsche« Blatt veröffentlicht dea solgcnden weitere Kreis« sicherlich interessirenden Ausruf: Erste« deutsche« Vnnde-schleßen zu Porto Alegre, Oster» 1886. Drnische Schützen! E« ist da« erste Mal, daß ein deutscher Schützenverei» Brasilien- an Euch, seine Schützenbrüder, eine herrliche Einladung zu einem Buudesschicßen entsendet l Wo immer deutsche Schützen weilen. wo Herz uud Sinn für deutich- Aeselligkeit uud Verbrüderung wohnen, dahin lassen wir unseren Rus ergehen. Kommt herbei, nehmet Theil am edlen Wettkanipse, feiert mit m>» riu Fest, da« unsere deutschen Gesinnungen, da- Ge fühl der Zusammengehörigkeit und der StammeSgemeim'chaft auch fern von dem Strand« der alten Heimath beleben und kräftigen wird! Wo könnte auch iu Brasilien eia deutsche« BundeSschießen besser gestiert werden, al« in der Hauptstadt der deutschesten Provinz, in der, wie nirgend« außerhalb des deutichen Reich«, deutiche Art und deutsch« Sitte eiae ersprießliche Pslegestätle gesunden haben, m der die deutsche Pionmerarbeit uus so außerordentliche Erfolge zurück- blicken darf?! So kommt denn herbei, Ihr deutichen Schützen von nah und seral Eia glänzenderer Emplang könnte Euch viel- leicht anderwärt- geboten wrrdeu, eine herzlichere Ausnahme findet Ihr nirgend«. — Der Vorstand des deutichen Schützen- verein« zu Porto Slleg.re. — Porto Alegre, Provinz Rio Grande do Sul, November 188S. — AuS dem Tonkinfeldzug bringt die »Neue Züricher Zeitung" Briese eine« Züricher Fremdenlegionairs. Derselbe schreibt eu« Lang-Kep, 26 Januar 1885: Am 19. Morgen« hieß e« fort nach Lang-Kep. Die« ist ei» Posten 18 Kilometer voa Pbulaiigthuong eutsernt in der Richtung der Berge, aus einem kleinen Hügel gelegen. Hier wurden unsere Truppen a», 6. und 8. October 1884 von den Lhineseu sehr arg bedrängt, und nur der Geistesgegenwart de« General« d« Regner war es zu verdanken, daß der Posten in uni'ern Händen geblieben ist. Eia tüchtiger Haudegen, dieser Negrier. Schon 1881 und 1882 habe ich ihn während der arabischen Jnjurrection io Algerien al« unser» Obersten gekannt und gesehen, wa« er leisten kann. Auch bier sind wir wieder seinem Cooimondo zugetheilt worden (2. Brigade). Desto besser; so wissen wir doch, dag, wenn c« nächste»« lo-geht, wir einen tüchtigen Führer haben. Den 22. brockten anauiitiiche Spione die Nachricht, daß eine feindliche Patrouille im Anzug« sei. Zwei Compagnien wurden be ordert. derselben eutgegenzugedea und sie wo möglich abzuschneiden. Ich war dabei. Den nächsten Morgen bei Tagesanbruch brachen wir aus, ohne Tornister, blo« mit einer Ration kalte» Essen« au«, gerüstet. Den gaazeu Tag suchten wir in die Kreuz und Quere herum. Durch Moräste, die mit mannshohem Gras« bewachsen waren und über Bäche, über Berge und Tbäler rückten wir v»r. in Pläaklerlinie mit ansqepslanziem Bayoaette; clwaS Ber. dächtige« fanden wir nicht. Endlich gegen Abend» al- wir schon die Hoffnung aufgegeben batten, den Feind zu sehen, und vor Müdigkeit uns kaum mehr aus den Beinen Hallen konnten, eriöute e« vom linken Flügel der: piff, paff. Zu gleicher Zeit tauchten vor un« au« dem Gebüsche einige Gestalten aus. ES waren die feindlichen Posten. Dieselben erblicken und unter dem Geschrei „Voilä l'ennemi" au' denselben loSftürzen wir ein». In dem Handgemenge, da« sich entipanu. waren uns die Chinesen an Zahl überlegen: trotzdem koninen sie der blanken Waffe nicht widerstehe». Nach wenigen Augenblicken nahm, wer konnte, ReißauS. Al« un« die Reserve Verstärka.igen schickte, war Alle« vorbei, »nd ich Katt« in meiner halben Secuou uu: einen Verwuiideiev. Während diese« Zeit ging e« aus de», linken Flügel auch scharf her. D»r chinesische Patrouille, die au« einigen Hundert Soldaten bestand, war ziemlich zäbe und e« erfsrderie allen Math und olle Au«douer. sie zum Weichen zu bringen. Rach einem dalbstü 'digen Kampfe gelang auch da« hier, und der Feind floh mit einem Verluste von mehr als 50 Mann. Wir hingegen batten nur 12 Verwundete und einige Tobte zu beklagen. Da unser Lommandant sedensoll« glaubte, daß er e« i»it einer größer» Truppenmacht zu thun habe, oerichanzien wir ou« de« NachiS auf einem kleinen Hügel; wir wurden jedoch »ickt angegriffen. Ob'Loa wir vor Müdigkeit »nd Mattigkeit kaum medr kedeu konnten, so sachten wir doch keineswegs an'« Schloten Auch hatte» wir wedrr Zelle, noch Decken, und da wir vom Lchwuß durch uud durch genetzt waren, froren wir tüchtig. Am Unange- »ebmfte» war e«, daß wir keine Feuer anzündea durste» und un» archt trocknen konnten. So unterbiel» man sich leise über die heutigen Begebendeiten: der heiß« Tau war sürBiele der erste gewesen, an w lckem sie die Kugeln im Ernste psetl«» gehört und einem wirklichen Feind gegeaubrrgeftnaden hatten. Für mtck war r« freilich nicht« Neue«: ick bade, w.e Du wohl weißt, schon 1881 »nd 1882 manchen blotigen Strauß in Afrika mit o»S> gejochte». Aach die Neulinge batten sich wacker gehalten; w,e Läwe» wäre» sie aus den Feind loSgestüz», so daß mau geglaubt hätte, alte, an'« Feuer gewöhnte Truppen vor sich zu haben. Sonst ist e« eine eigene Loche, wenn man zum ersten Mal dem Feinde geqenüberstebt and etvem die Kugeln um die Obren sauten. E« schaudert selbst den M»«b,g- fte», wen» er a» sngrr Veite sei»« Komeradrn eine» itt» de» ander» lall»
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview