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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-15
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1886
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ue-«tiou »nt LrPktiti«» Iohanaesgass« 8. Sprecht»»*» -er grt«ett«»: vormittag« 10—1» Udr. Nachmittag« 5—6 M,r. W««»«e »er fü» »1e «-chKs«I»e»0e N«»»er »eft«»»te« A«ser«»e «» W«che»t«,eu »t« r v»r Nachmittag, a»G«««»»«» -eittaar« früh »1»'/.» Uhr. 2» te» Eile» str 3»s.-^»»»h«r: vtl« Me»«. 0„iversirSt«str,He 1. L««i» Lösche, Katharinenstr. 33, p. «ur »t« '/,» Utzr. UchMtr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalMichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auslage IV.SSV. Ädonnementspreis viertclj. 4'^, Mk. incl. Bcmgerlodn Mk., durch dir Post bezogen ti Alk. Jede cii-zelne tztummcr 20Ps Bc leger ui» !ar 10 Pf. Gebühren si'r Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gelallt) O»Nk Pofldesörd.-rung 50 Mk. «tt PoslbejSrderung 60 Mk. Snsrratr 6gespallme Pctitzeile 20 Pf. GrSßerr Schrillen lau» uns. Prenverzecchniß. Tabellarilcher«.Zcsserniatz nach HZbermTarii. Urltamea »ater dem Nedaction-strich die «gelpal!. Zeile LOPl. vor den Fami lieiinachrichtea die Kgclpaliene Zeile 4i> Ps. Inlerate sind stet« an die SrpcSrtr«« zu lendea. — Radatt wird nichi gegeben Zahlung prueouvleraniio oder durch Post nachnahme. 74. Montag den iS. März 1886. 8V. JahMW Amtttcher Theil. Dir bringen hierdurch zur Nachachtung der tetbeiligten Geschtrrdefktzer in Erinnerung, daß am L. April d. 2- auch der nachstehend adgedruckle tz 20 de» Siraßenpolizec- regulakivS vom 14. November 1884 in Kraft tritt und daß von gedachtem Tage an Zuwiderhandlungen gegen diese Be stimmung die im tz. 1LS de* LtraßenpolizeiregulativS an gedrohten Strafen nach sich liehen. Leipzig. den 8. März >888. Der Stath uud »a- kpolt;ei««t der Gt«dt Leipzig. l>r. Georg«. Bretschneiver. Henlschel. §. TO de* Etra-e»polt;etrrgulati»»: Platz »ea Veschtrrlüdrrr«. tnsdrs«»»erc »et Plauwageu. Der Platz »es Srschirrfützrer» muß bei Gelchirre». welche nicht vom Sattel geloyeen werde«, so angebracht lei», daß demselben frei« «»«sicht »ach alle» Seiten rrm«alicht ist. Fubrwerke, b«> deae» die« nicht der Fall ist, insbesondere Ptaueu», «afteu» und Lrtter- »agk«, bei denen der Kutschersitz überdeckt ist. tzursr« Uicht »«» W«Oe» a»« gelenk» werde», Bei derartige» Fuhrwerke» ha, diel« mehr der Seschirrftthrer au der linke, Serk de« Geschirr« nebenher »u gehen. Verbote» Ist r« dem Geschirrlübrer» während de« Fahren« sich ans die Deichsel de- Wagen« zu setzen. verscigerung von VanplStzcn in -er Nor-vorSa-t. Da» der Gtadtgemeinve gehörige Bauare«! de* zwischen dem Aorkplatz, der Bork-, Nord-, Gneisenau- und Gokliser Strafe gelegenen Baublock- IV. das -Nördliche« Bebauungsplan*- soll in IL Bauplätze cingetheilt zu«, verkaufe versteigert werden Dir beraumen wer zu zu» et BerstrtgerungSteruriue in» Laale der Alten Waage, Kalhannenstraße Rr. 1, II. Etage, an und zwar au» Donner-»ag, den IS. Mär, d. I., Bornitttaa- IS Uhr zur Versteigerung der Banplatze de» betr. Parzellirung». plane« Ouadrat-Mtr. Nr. l a» der Ecke der vock» und Nardskahe von »94 >8 , - » - No^straH- . 425.50 kb e 4. . 425-5- »4t- Eck» imr Nord-»ud , st ratze a » 494.18 » » « « Gnersenaustraß« » 763 0-k » 8 « » « » 57951 « 7 « - « » 868.28 Flächenaehalt.- Freitag, den I». März d. I., Dorneittag- 10 Uhr zur Versteigerung der Bauptatze Nc. 8 an der Ecke der Gneisenau» und Onadrat-Mtr. Gokliser Straße Von 656.10 9 M B Goklcker Slraße und dem Aorkplatz B 699.84 10 B dem Borkplatz B 482.17 11 B der Ecke res ?1orkplatze» und der /lorkstraße B 488.64 12 B Dorkstraße O 763 04 13 B « B O 579.9t 14 B B B O 579.51 15 B O B B 78304 Flächenqehalt. Dir BersteigerungStermine werden pstnctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und eS wird die Versteigerung bezüglich rinrS Jede» der einzeln nach einander in obiger Reihen« folge auSgedolenr» Bauplätze geschlossen werden, wenn dar aus „ach dreimaligem Ausrufe kein weitere» Gebot mehr «folgt. Die DersteigerungSbedingungen nebst ParzellirungSplan liegen aus dem RalhbauSsaale I. Etage, zur Einsichtnahme au» und eS sind davon Eremplare ebendaselbst i» der Sportel- cassc I. Zimmer Nr. 2. sür 1 uk 20 zu erhalten. Leipzig, den 24. Februar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Eerutti. Waldpjlanzen-verkauf. Bon dem Leipziger Forstreviere Eonnewttz können in diesem Frühjahre durch den Herrn Reviervenvalter Scktön« Herr in Eonnrwitz bei Leipzig nachsotgende Hol,pflanze» zu den beigesetzte» Preisen gegen Baarzablung ober Nach nahme. sowie vorheriger Anmeldung und Vergütung der Selbstkosten sür Verpackung und Transport zur Bahn de zogen werden. L,ue Holzarten 0«b« cm l I. Laubholzer. » Sämlinge. SO.OlV't jihr. Eichen, tjuere. pestunc. rodnr. 20—30 25,000 Z ..... 30-70 5,000 3 « Rotbbnchen, »Zv. 60—75 1,»«» . dergl. 80-100 5,000 2 » Rüstern, kllmus camp. 30—40 2,0002 » amerik. Wc b-Ejchen, Vrar »meric 20 20,0001 » gewöknl.Eichen.Vror exc-elc-. 15 1,0003 . Ebereschen. 8arb»» ^cupnni» 100—250 h. verichulte. 2.000.Eichen-«»«schubvN>,n,., tjuevo. peä. j z»RemiIen-u.Siumme!vflanzunq 100—200 — 300 Amerik L>chen ^u«-rr:.rubr»».e<>oo 150—200 — 4,000 Birken. L«tul» »ld» 300 dergl. 300 Kastanien, Xmculu, h^ppoo»,t 4«! »».! VI. 4 Hundert «L Vt. 20ii—ltOth- 150—i 75 150 175-250 250-350 ! 20>> dergl 200 Linden. Tili» seri»n>1ifnli» II. NadelhSlzer. 2,000Fichten lRollitaiinen), p>n»» plcc», ! mi, «allen, I. Wahl 75-1LL — 50 4t> 3 000 dergl. II. Wahl > 75-125 — 40 30 I.OOOl dngl. 150—175 — 60 50! 500 dergl. 200—225 1 ->90 300 dergl. »50-300 4 25 IM Di« Fichten eignen sich vorzüglich zu Parkanlagen Lnpzig. am 11. Februar 1888. De- Mnth- Forstdepntntton. — 6 - 5 - 25 »0 25 15 13 - 10 50 45 25100 60 40 Vekanntmachuns. Trotz der vorichrisien i» tz. 4. Absatz 2 der revtdtrtr« Sparcaffeuordnnng^ vom 24. xluui 1877, wonach die hei der diesige» städtische» «parcasse aus rin und dasieibe Spar, casienbnlb deponirten Beiräge die Summe von I-IVO Marl nicht übersteigen dürfen, haben die Inhaber einer g>tigeren Anzahl ron Sparcasieubüchern, deren Nninmer nach» stehend unter () vrrzeichnel sind, durch zun, Theii während längerer Zeit unlrrbtiebenr Abhebung der Zinjen. ihre Ein lagen über den Betrag von >500 anwawien lassen. Unter Hinwei» aus die odengekachte statutarische Be stimmung. sotvie daranf, daß rückflchtkich der üdrr ISVO Mar- überschte-enden Beträge dte Ber» insung »eggrfalken ist, fordern wir vemgemäh die I». aber der detlri>eiioei> Lparcassenbücher aus, die entsprechenden Mehrbeträge ehebaldig» zurück,unehmen. Leipzig, den 4. Mär, »886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Frehgang. O Srrie l. Nr. 14828. 27557. 33541. 37838. 4121S. 44837. 49624. 50519. 51628. 52243. 52404. 57259. 58111. 83308. 88934. 76442. 83445. Serie II. Rr 1318 1730. 2461. 7094. 14264 18802. 30029. 32975. 4SI II 46II2. 46113 52993. 52994. 52995. 52996. 53479. 72611. 87067. In Verwahrung de« unterrrichneten Polizei-Amte» besladea sich 2 Rraruschirme llchwarzstid. Herrn- und Damcuschnm), welche einem Drolchkenfährer. al« von ihm im Wogen gesunden, adgenomme» wurden, sowie serorr ein Buch, berikelt „Patrlatische -Srftalte«" nnd ein Paar Pcrluiutirr-Maufchrttentulpfe sin Astsvem). welche, jedensall« von DiebstShien herrührend, im Lause var. Mt», iu diesigen Geichäste« zum Kaus angeboten worden sind. Di« und kaunlea E>geuthümer vieler Gegenstände werde» Hier durch ausgesorvert, sich in unserer -riminal-Abtbeiluug rechtzeitig zu meiden, aodernsall« darüber den Rechte» gemäß vrrsügl werdea wird. Leipzig, am 13. Mär». 1886. Da» V«lttkt-P«t »er Stadt Letpzia. vretlcharldrr. «. Ha«s-Verki«f. Da» zmn Nachlasse d« Ga«»d»sltzerin Auguste Auurste »a in Pö»ttz gedörige, 1» La»cha a» »er Setpzt «leg«»« Haueqrundftück Rr. 41 »r« Prqndeatostek«, «run»»u«« sür Tanckw. «.schätzt ans 8150 ^l< Awt«gertchte erbide'lung-halber am SO. März 1888. vonutttag» 10 Uhr» versteigert werden. DtMcha, den IS. März 188«. RSutgliche» A«t»,ertcht. Tauberl. Der graen den früheren Jnspertor. jetzt Kaufmann Karl Ernst Richard Lehman» au« J ttch. zuletzt in Le.pz g, wegen vetiug« unterm 16. Februar l886 erlassene Lteckdries ist erledigt. Halle a. S.. den 1». März 1886. Königliche Staatsanwaltschaft. Nichtamtlicher Theil. Nichts gelernt und nichts vergessen. IV. * In welcher Weise die aus den Ultramontancn. Deutscksreisinnigen und Socialvemokraten saniint deren Anhängsel» gebildete Mehrheit ihr numerische» lieber gewicht gebraucht hat. darüber haben wir nicht nölhig, viele Worte zu verliere». Ein Sturm der Entrüstung ging damals durch ganz Deutschland. alS jene Majorität dem Reichs kanzler persönlich eine» Fuglrilt versetzen zu können glanble, indem sie ihm die zu seiner ArbeikScnIlasiung unbedingt nolh- wendige neue Tircctorstelle in, Auswärtigen Amte verweigerte. Bon Seilen Derjenigen, welche sich an dieser Kundgebung der Feindseligkeile» gegen den Fürsten B.Sniarck betbeiligl halten, versuchte man mit faden Witze» und cnnischen Spotte leien über den Aufschrei de» BvlksaewissenS sich hinweg zu täuschen, indessen genützt hatte derselbe koch, da die oppo sitionelle Mehrheit von der zweiten zur dritten Lesung de» Rückzug antrat und schließlich die vom Kanzler im Inicresse der geordneten Führung der Rcichsverwaltung gestellte For derung bewilligte Diese Anwandlung von größerer politischer Einsicht in den Reiben der ReichSlagSmehrheit war »u» freilich keine principielle und lang anvaurrnke, sondern diese Mehrheit verfiel bald von Neuem in ihre traurige Sucht grundsätzlicher Befehdung der RcichSregierung und der dieselbe unterstützenden Parteien, und die letzten Jahre bieten so da» unerquickliche Schauspiel erbitterter Kämpfe >m Reichstag, bei Vene» nicht» herauSkcmmt, a>» rin kläglicher Streit Uber Dinge, sur welche in der großen Maste dcS Belke- wahrlich kein Verständnis n»d kein Bc- dürsniß vorhanden ist. Die großen Gesichtspunkte treten bei diesen kleinlichen Zwistigkeiten und Nörgeleien völlig in den Hintergrund und nur noch um die Interessen der Partei ist et vc» Führern der Opposition im Reichstag zu thu». Die Verhandlungen über die Erwerbung von Eolon.en »nd Uber die Maßnahmen gegen da» Vordringen de» Polen- »bum» baden gezeigt, wie die antniat-onalen Partei,fort während bemüht sind, dem rollenven Rav der Entiv ckeiung unv Erstarkung de» Reich» de» Hemnilchnh anzulegen. Natur- sich behaupten die Herren dabei immer, dag sie e« seien, welche den Slein der Weisen gesunden baden und daß sie lediglich opponire». weil die Weg», welwr die ReichSregierung wandele, salfche seien- mit Pbrasen, wie .daß es gelte, den Anforderungen der Eivililalion und Humanität gerecht ,u werven", suchen die Wortführer der ReichStag-majoliiät ihrer Bekämpfung der Politik de» Reichskanzler» sin sachliche« Motiv unlerzulchirbe», aber e» gelingt ihnen kaS schlecht und man braucht nur sich daran zu erinnern, daß die Herren Windthorst. Liebknecht unv Eugen Richter an der Spitze dieser Majorität stehen, «m sofort zu wissen, weß Geiste» Kind dieselbe ist. Neuerdings sucht sich die so kaleidoskopartig zusammen- gewürselte ReichStag-inajorität an dem Reichskanzler dadurch zu rächen, daß sie ihre iniinerilche Macht da;» mißbraucht, die Mitgliederzahl derjenigen Parteien im Reichslag. welche den Kanzler in seinem Kampfe gegen den politischen Unser stand unterstützen, zu verweigern. Dazu bietet ihnen die Be- suqniß de» Reichstage-, die Wahlen seiner Mitglieder zu prüsen, da» erwünschte Mittel. Wer Augen hat. um zu sehen uab Ohren hat, um zu hören, sür den ist e» längst kein Gr- beimmß mehr, daß bei den Entscheidungen der Wahlprüsung?» commission und bei den betreffenden Beschlüsten beS Reichs tage» in einer Weise verfahren wird, baß man nicht mehr sa^en kann, r» sei Sonnenschein unv Regen. Wind und Wctlor at»»ch vertheilt: im Gegentdeil. man suhlt au» der Art und Deise. wie die Prüfung der Gültigkeit der Wahlen im Reichs tag zuweiten von statten geht, deutlich da» Bestreben heraus, daß die ReichSlagSmehrheil an ihren Gegnern ibr Müthchrn zu kühlen such» und baß unter dem Schein dcS Gesetze» und unter dem Deckmantel der Wahrung der Wablsrriheil Wahlen rassirt werden, welche do.S Mißfallen derjenigen die ihrer Gültigkeit entgegen treten, dadurch erregen, daß aber in dem betrrsteiiten Falle der Candidat der uttramontan-socialistlsch- deulschsrrismnigen Eoalilion »»terlrgen ist. Hauptsächlich richtet sich solche Art von Wahlprüsung gegen die verhaßten Rationalliberalen, gegen deren Wahlbewerber die vor stehend genannte politische Vereinigung alle Hebel in Bewegung zu setzen pflegt. Wurde» aus diese Weise schon in der vorigen Session mehrere nolionalliberale Wahlen sür ungillig erklärt, unter Ander,» diejenige des Abg. Leutlnier im Glauchauer Wahlkreise, so zeigt sich die tendenziöse Gcbahrung. einer wie keiner anderen für de» Reiche» Macht und Herrlichkeit ein- trelrnden Partei etwa» am Zeuge zu sticken, noch deutlicher in der gege iwärtigen Session. ES ist bekannt, wie die Mehr- brit de» Re ch-iage» vor Kurzem unter wenig stichhaltigem Voiwande die Wahl beS Abg. Goklburgscn in Flensburg sür u > itt g erklärte und diesen Wahlkreis dazu vrrurlbeille. noch einmal einen nicht leichten Kamps gegen die dort allein in B treckst kommenve Partei der Dänen besteben zu wüsten. I.yt liegen wieder mehrere so geartete Beschlüste der Mehr heit der WahIprüsungScommissivn vor, bei denen national- liberale Abgeordnete in Frage kommen. So hat die Eom- «nission unter Andern, mit 6 gegen 5 Stimmen beschlosten, denn Plenum dcS Reich-lage» die Eassirung der Wahl de» Abg. Zeitz im 1. Meininger Wahlkreis zu beantragen. Hierb« bekundet sich so recht deutlich, wie die Mehrheil deS Reichstage» ihre Stellung gegenüber dem allgemeinen Wahl recht oussaßl und wie sie bemüht ist, daß diejenige« Einflüsse, welch« zu Gunsten de» Reiche» und zu Gunsten de» Fürsten BiSmar« thätia find, nicht zur Geltung kommen sollen. Di« Dahl »r» Abg. Zeitz erfolgte bekanntlich unter den heftigsten Mppse» mit ziemlich großer Majorität und «» unter lag ,n diesN» Faste die in Tbitrmge« mit Unberstützunq der Seeialdemokraten sehr mächtige deutschsrristnntg« Partei. Die Wahl halte insvsern erhöhte Bedeutung, a>» der unterliegende Eai.didal der bekannte Führer der Tenlschsreisiiiiiigen Herr Baumbach war. für den sodann nach der Niederlage sein Freunv. Herr Eugen Richter, Unterkunft in Berlin bcsorgte. Welcher Agilationsmillcl sich die Dculschsreisinnigcn im Mei »inger Wahlkampfe bedient haben, darüber haben die be kannten Proceßvcrhankliingen (welche damit endeten, daß der Vorsitzende des deutschsreisinnigen Wahlconiiit» zu Gesiingniß strafe wegen Berlcumdung und Beleidigung verurtbeiit wurde) Ausschluß gegeben. Da »un die nationalliberale Partei im Wege de» mit solch e» Mitteln geführte» Wahlkampfe» nicht zu besiegen war, so soll ibr wenigstens kurch da- Instrument der ..Wablprüsniig" beigekoinmen werten, und der Reichstag bat triiiiiächst über den Antrag seiner Eommission, die Wahl für ungültig zu erklären nnd den Abg. Zeitz wieder nach Hanse z» schicken, zu beschließen. WaS sind eS sür Gründe, welche die Mehrheit der Wahl- prüsiliigScoininission sür ihren Antrag in da» Feld führt? Der deutsche Kriegerbund und sein Vorsitzender sollen in „unzulässiger Weise" sttr den „Kameraden" Zech agilirl habe» und hierin sei ein „erheblicher Eingriff i» die Freiheit der Wahl zu erblicken. Soweit ist e? also schon gekoniincn. daß die Mehrheit dcö Reichstags eS der Brrcinignng alter gedienter Soldaten, welche ihrem Wabispruch „Treue für Kaiser und Reich" auch über die milltairische Dienstzeit hin aus getreu ist, eS verwehren will, bei den NeichSlagSwahle» auf die Wahl solcher Männer hinzuwirken, von denen man weiß, daß sie mit den Zielen und Zwecken de» Kriegerbunde» einverstanden sind und dieselben begünstigen. Hört eS, Ihr Milglicber ber Kriegrrvereine. welcher Schlag aus den Antrag der Socialbeniokrate». Deutschsreisinnigen und Ultrainontanen Euch verseht werden soll! Wahrscheinlich gebärt eS zum Ideal dieser politischen Berbrüdrruiig, daß nur allein daS Heer der sccialistilchen Wanterprcdigcr. die Legion der ullramontanci, Heißsporne unv die fortschrittliche» Agitatoren bei den Wahlen wirken solle»! Wir könnrn wenigsten- den Beschluß der WahlprüsiingS-Eomniission de- Reichstage» nicht anders ver stehen. lind kiese Art, Wahlen zu prüsen, ist eben nur ci» Stück deS Systems, welches die Majorität de» Reichstage» heute befolgt, enceS Systems, daS aus weiter nichts hinan» laust, als bei jeder Gelegenheit dem Reichskanzler Nadel stiche zu versetzen. Der Antrag Acharschmid. In Oesterreich ist gegenwärtig wieder der alte Streit um die Sprache mit Heftigkeit entbrannt. Dasselbe Verlangen welche- der Abgeordnete v. Wurnibrand vor zwei Jahre» in, Abgeordnetenhaus« stellte, daß lie Rechte der Staatsbürger bezüglich der Lande«- und landesüblichen Sprachen dein Artikel 19 der Verfassung gemäß gesetzlich seslgeslelll werde» u»d daß dasselbe in Betreff de» Geltungsgebietes der teulschen Sprache als StaalSlpracbe geschehe, ist vom Abgeord wlen v. Scharschmid i» anderer Form wieder ausgenommen nnd von N5 Abgeordnete» unterstützt worden. Am Freitag be schloß da» HauS »ach eingehender Begründung de- Antrages durch den Antragsteller mit 208 gegen 68 Stimmen, den Antrag eine», besonderen AnSichusie zur Vorberalhung zu überweisen. Ter Abgeordnete v. Wunnbranv l alle nament lich« Abstimmung verlangt, damit ersichtlich werde, wie viele Oesterrcicher im Hause säßen. Die Rede de» Abgeordneten d. Scharschmid war ein Er- eigniß. weil sie in rudigrr. rein sachlicher Weor die Zustände schilderte, welche im Laust der Zeit sich unter der gegen wärtigen Regierung entwickelt baden. Der Redner begann mit einem Rückblick aus die Verhandlungen über den Wurm- branL'scho» Antrag. Gegen denselbc» wurde cingewendel, daß der RcichSralh zum Erlaß de» beantragte» GeietzeS nicht zuständig sei, daß er mit Artikel >9 de» StaalSgrundgesetzeS i,» Widerspruch stehe, daß der Begriff der SlaatSsprache „ch nicht definiren lasse und daß durch ei» Gesetz über die Staal«- sprache die nationalen Gefühle der nicht deutschen Völker verletzt würden. Die beiten ersten Einwänte sind hmsällig, wie der Redner überzrugend iiachgew'icsen hat; e« ka»» s,w also nuc um den letzten handeln, und vieler ist c>Uert»igS derjenige, mit welchem daS Ministerium Taafse siebt unv sällt, da e» sich die Versöhnung der verschiedene» in Oester reich lebenden Nationalitäten zur Aufgabe gestellt hat Scharschmid sagt mit Recht: „Man würde sich >>» Kreise bewegen, wenn man die gesetzliche Löiung der Sprachensrage von der Verständigung der Nationatitätcn abhängig machen wollte. Tie Sprachcnsrage ist selbst daö Gebiet, aus welchem kie Verständigung aller» erfolgen kann. Nicht nur die E»i- beit der Rechtspflege »nd Verwaltung bedarf eines gesetzlichen Schutze-, auch die Armee kann eine» solchen aus die Dauer nicht cnlbchrrn. Der KriegSiiiinister sprach sich in ber Dele gation dabi» anS, das; die gegenwärtig noch befriedigenden Peihältnisse der Kenntnis; der deutschen Sprache bei den Uiiterossicieren durch die Errichtung der vielen nationaler« Schule» einigermaßen alkerirt werden könnten. Der von Scharschmid einpsoklene Gesetzentwurf soll in der Hauptsache nur den thalsächlich bestehende» Zustand gesetzlich regeln. Ten einzelnen Ländern und VoikSsläinmcn sind alle möglichen Rechte cingeräumt worden aus dem Sprachen- gebiet, nur dem Gesauimtüaat nicht; hier begnügt man sich mit dem Ibatsächlichen Zustand, von dem aber mehr und mehr zu Gunsten der jlarmschen Völkerschaften abgebröckelt wird. Die wichtigste Bestimmung des Entwurfs ist die Wiedereinführung des obligalorischen Unterrichts in der deutschen Sprache al» ci» Gebot der SlaatSnothrvendigkeil, der gesunden Vernunft und de- InterrsseS der lernenden Jugend. Herr v. Scharschmid brtont sehr treffend, daß ber Bedarf an SlaatSkiener» und Uirterossicieren, welche der deutschen Dicnsiiprache mächtig sind, unbedingt gedeckt rverden muß. Die deutsche Sprache sei da« einzige Verständigung»« mittel zwischen den verschiedenen Nationalitäten und müsse deSha.b die weiteste Verbreitung finden. Der Staat dürfe die Jugend nicht ohne Erlernung der dcutschen Sprache Li» in» ManneSaltcr heranwachsen lasten. - ' Auf die versastungSmäßige Gleichberechtigung der landes üblichen Sprachen im Amte übergehend, gab Herr v. Scbar- schniid eine packende Schilderung der in Böhmen jetzt herrschen de» Verwirrung. Die gänrliche Unhaltbarkcit der Sprachen- orvnung in Böhmen ergiebt sich, wenn man sich vergeaenwärtiat, daß nur deshalb, weil ein Theil de« Lande» Von Ezrchen be wohnt ist, di« gerichtlichen Verhandlungen in rein deutsche» Bezirken in ezechischer Sprache geführt.GrundbuchSeiukragungn« sür Ternsche in dieser Spruche erfolge» müssen, wenn zufällig eia Ezechc ru» gerichtliche, Surschreite» Aula» girbt, ober wenn e« Jemandem «»fällt, «im gerichtlich« Eingabe. Klage ,r. in ezechischer Sprache zu überreichen. Di« Folge ist, daß in Deulsckibvhinen nur solche Gericht»- und Der« waltungSbeamte Anstellung finden, die der czecbischcn Sprache mächtig sind. Die Stellen der HantclSgerichlSdeisitzer beim Krcisgrricht in Eger können beispielsweise nicht besetzt werden, weil e» keine Eanbidalen für dies« Posten gicdt, welche czechisch verstehen. Ter Entwurf will die Anwendung der Sprachenordnung aus diejenigen Bezirke beschränken, in welche» neben der deutschen SiaatSlprachc eine anvere Landessprache üblich ist. AiS sprachlich gemischter Bezirk gilt, in welchen Gemeinden bestehen, die ihre Sprache als ihre Amtssprache gebrauchen, und wenn zugleich ininvesienS der sechste Theil der rinhrrmiichen Bevölkerung in diesen, Bezirke sich dieser Sprache als Nur- aangSsprachc bedient. Bei den gemischten GerichtSbcznken soll die Gleichstellung der beide,, Sprachen hergestellt werden. In Schlesien und Sleiermark gellen kiese Bestimmungen be reit». warn», soll dasieibe nicht in Böhmen möglich sei»? Es lägt sich a»S der Uederwcisnng dev Scharschnnd'schk» Antrages a» eine» Ausschuß noch nicht not Sicherheit auf da» Endergebnis; der Beralbuiigen schließen, aber cS ist schon ein großer Forllchrilt gegen das Iabr 1884, daß Gras Toaste eine Verständigung als möglich erklärt hat. Es ist eben daran» zu entnehmen, das; der Ministerpräsident zweisi-lhast grwordc» ist. ob sich die Slawisirnng Oesterreichs consequeirt tnrchsilhren läßt, ohne den B stand dcS Ga»;>.-» ;» gesahroen. DaS, woraus es ankoininl, ist, das; die tenlschr Sprache in O/stcrreich nicht nur sactisch, sondern auch gesetzlich al» Etaal-sprache anerkannt und daß der deutsche Sprachunter richt zum obligatorischen lliilerrichtSgegeustanv gemacht wird. Dazu sollte brr ReichSrath nicht znsiandig senr — so sagte man früher. Jetzt hat die Regierung diese» Standpuiict aus- gegebc» und klammert sich »nr noch a» de» Eimvand. daß dadurch ein Eingriff in die Erecutive geübt werde. W »u die Regierung n» dieser Auffassung sesihalt, dann wird die Verständigung schwerlich zu Stande kommen, tau» »lüsten erst »och größere Schwicrigkeilc» cintrelc», wie sic biSher beob achtet wurden. Wenn eines TagcS die Hälfte der Richtersi"llen in Deutscb- böknien, wen» der Bedarf an Unterossicicren in der Armee nicht mehr gedeckt werten kann, kann wird Grus Taafse veriiiulhiich andere Sailen ansziehen. Vo» diesem ZiOianke ist inan », Oesterreich nicht niebr weit entfernt, denn die Slawisiriuig >» Tenlschlolniien Kat ganz überraschende Fort schrille gemacht, unv beider slawische» Politik de» MinistenuniS kau» nia» cS de» Pole», Slowenen, Ezechen »icvl verdenken, nenn sie die Kennt,,iß der keulsche» Sprache aus den milileren und unteien Schichte» der slawischen Bevölkerung »ichr und mehr zu verdrängen suchen. An de» Milülschnle» in Ungarn i'I der deuische Sprachnnlerricht cbUga'crilch, aber waS sur die M.rgnrren gilt, glaub! mau i» Bödme» enibehre» zn köi neu. Dort wird der Deutsche gebaßl und seine Sprache verachtet. DaS nennt die R gieriing Achtung der nalionaicn G.suhle der nicht de» Ischen B vöikeruna. »b r sie fragt nicht danach, ob dadurch dir Gcsühie der Tculscheir verletzt werden tönten. Ter Antrag Scharschmid t'rnt zur Beleuchtung der durch kie slawische Politik i» Oesterreich geschassene» Zustände, wie e? kcr Antrag Murmbraud zwei Jahre zuvor geklian hat. Tie Ausr.guiig. welche bei Ablehnung diese« Anträge« die deulsche Bevölkerung Oesterreich« erfaßte, »st noch in frischer Erinnerung, und rs wäre dock wob! zweckmäßig, wenn solche Proben aus da» deutsche Nalionalgeiühl der Deutsch-Oester' re che, nicht zn oft wiederholt würden. * 2cip;ist, 15». Mörz 1886. * Ter Reichskanzler bat dem BundeSratkr die Mit- »Heilung über da» Ergebnis, der zwcilrn Conserenz zur Vor- bcrathung einer Literareonventivn und di, au» dieser
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