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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-21
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1886
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i«ie theilunqen üb«, die Vorgänge in de, Arbeiterschaft sehr düster gelautet hatten. Da man glaubte, daß die Polizeimachl zur Ausrechlbaltuug der Ordnung nicht ao-reichen werde, wurden nicht weniger al» sechs Bataillone Infanterie und drei E-- cabronS Cavallerie in den »ächstgelegenen Kasernen eonsignirt. Für den varaussolgenden Abend befürchtete man große Arbeiter- ansammlungcn aus dem Graben, weshalb die Wach« im Kriegsministerium am Hof. jenem Platze, der dicht neben dem Graben liegt, verstärkt und daS daneben gelegene Zeughaus mit 200 Wachleuten zu Fuß und >5 berittenen Polizisten be setzt wurde. Einige Bataillone Infanterie wurde» consignirt und die Feuerwehr mußte die Tampsspritze gebeizt ballen. Mit Einbruch der Dämmerung wurden in die den Graben begrenzenden Gassen starke Abtbcilunge» der Sicherheit-wache entsendet. Erfreulicherweise wurde die Rübe nicht gestört. Nur zwei bekannte Anarchisten wurden wegen Bedenklichkeit verkästet. Während der Eecortirung warf der eine ein Messer, der andere einen großen -Stein weg. WaS die Anar chisten mit der Ansammlung im Schilde führte», ist noch nicht sestgestellt. man glaubt, daß eine Nachahmung der Lonconer Exeesie geplant mar. * Die Reise de- Kaiser» von Rußland nach dem Süden ist jetzt definitiv beschlossen. Ter nähere Reiseplan Wird selbstverständlich geheim gestalten, doch verlautet, baß der Zar u. A in Nikolajen» am Schwarzen Meer einen kurzen Nusenthalt nehmen werbe, um die Flotte, sowie die Artillerie- und Seeschnle zu u spiciren. Auch heißt eS, der Kaiser habe die Absicht, überall bäuerliche Depulirle zu empfangen und diese, wie er e« in Moskau getban hat. von den ratschen und unerfüllbaren Hoffnungen abzubringen. ES ist nicht unbe merkt geblieben, daß der Kaiser, der bei seinem Regierungs antritt eine starke Antipathie gegen den Adel zeigte, diesen in letzter Zeit vielfach begünstigt bat. E» heißt nun. der Zar wolle aus seiner Reise Gelegenheit nehmen, die Bedeutung de« Adel- für die Krone bervorzubeben und den gesunkenen Einfluß und da« sehr erschütterte Ansehen desselben, be sonders bei den Bauern, wieder etwa- zu stärken. * Der Einspruch deS Fürste» Alexan der gegen den Beschluß, den die Eonsercn; zu fasten im Begriffe war. bat die widersprechendsten Deutungen erfabren. Ter «»zig richtige Sachverbalt aber ist nach einer Depesche der .Kölnischen Zeitung- auS Sofia folgender: .Fürst Alexander e,kennt nur dasjenige bulgarisch - türkische Abloinnie» a». welche« der Sultan und der Fürst unterzeichnet bade». Die Pforte aber hat infolge deS Widerspruchs der Mächte jene» Abkommen Punct sür Pnnct gänzlich abgeändcrt, ob»e dazu die Zu stimmung des Fürste» zu besitzen oder zu erhalten. Trotzdem schickt« sich die Evnserenz an, dieses Abkomme», welches jrtzt mehr ein türkisch-europäisches alS em türkisch-bulgarische« geworden war, zu unterzeichnen. Gegen diese wesentliche Veränderung der Sachlage richtet sich der Einspruch vcS Fürsten. Wenn die Äroßmächle Vesten ungeachtet gesonnen sind, eine ihren augenblicklichen Wünschen entsprechende Ber einigung dem Fürsten auszuzwingrn. kann der Fürst allein natürlich diesem Beginnen nicht entgegentreten, sondern wird, dieser einseitigen Entscheidung widersprechend, sich seiner der dir Türkei gegenüber «„gegangenen Beipflichtungen entbunden erklären. Der Fürst verwahrt sich aber mit allem Nachdruck dagegen, daß dieses Abkommen den Bulgaren als da- lürkisch- bulgarische dargestellt werde und bestellt daraus, daß es beim richtigen Namen als europäischer Machlspruch genannt werbe." * Die Lütticher Arbeiterunruken. an deren boch- ernstem Charakter rin Zweifel nicht obwalten kann, fügen ein wkitereS Glied zu der Kette krankbaster Erscheinungen, welch« sich in den westlichen Industriestaaten Europa» seit Kurzem recht bedenklich Hausen. So unerfreulich eS sei» mag, daß die in England und Frankreich thätigen Mächte nun auch schon nach Belgien hinüberzüngeln, von wo der Weg bis zur deutschen Grenze nicht mehr allzuweit ist, so wenig kann doch, bei nähere, Ueberlegung. das Factum selbst überraschen. Belgien räblt zu den am dichtesten bevöl- kerten und industriell am stärksten entwickelten Culturstaaten der Welt; industrielle Krisen von internationaler Tragweite müssen daber gerade in Belgien mit am empfindlichsten vermerkt werden. Es kommt binzu, daß in Belgien die Theorie de- GehenlasscnS wirlhschastlich zu einer nicht geringeren Macht- entsaltung gelangt ist wie in ihrer englischen Heimath selbst, daß mitbin auch der Kamps um» Dasein in Belgien mit voller Sckärse and unter Ziehung der äußersten Con« sequenzen oesübrt wird. Während aber die wirlbschast- lichen sowohl al« die politischen Institutionen Belgiens aus da« Engste mit denjenigen Englands wablvciwandt sind, stehen die belgischen Arbeitcrkreisc in nnbedingtefier Abhängigkeit von denen ihrer Genossen deS stammverwandten Frankreich; alle von sranzösijchen Arbeitern ciliSgebecktei, soc>alr-volutionären Ungeheuerlichkeiten finden auch in Belgien ein Publicum. daS sür jeden Appell an die gcwalllhäligen Iuslincle ein offene» Ohr und. wie die Lütticher Vvrgänae darthun. auch eine lhatbercitc Faust bat. Der Boten ist daber >» Belgien sür die untergrabenden Bestrebungen der inkernaiioiialen Social- revolutio» hinlänglich vorbereitet, und wenn eS auch de» ver einten Anstrengungen von Polizei, Geuvariuerl« und Bi-rger- ivebr gelungen ist, in Lüttich einstweilen wieder nclbkiirsliqe Ruhe und Ordnung herzustellcn. so hat doch die Behörde kaum Grund, auf diese- ihr Werk mit ungetrübter Befriedigung zu blicken. Denn daS Uebel ist nur momenlan zurückaedrängt. nicht aber beseitigt. Dazu liegen seine Wurzeln zu tief und erstrecken sich zu weit nach alle» Richtungen. ES wird der unverdrossenen socialresoriuatorische» Arbeit langer Iabre und mittlerweile der Anwendung strenger Reprcssiv- maßregeln bedürfen, um die Unterlassungssünden einigermaßen wett zu machen. DaS deutsche Volk aber dürfte m seiner weil überwiegenden Mebrbeit umsoweniger Neigung verspüre», aus die Wobllbate» deSSocialistengesetzeS zu verzichte», je mehr vom AuSlanbe her fick die Beweise für den schlimmen GährungSstofs bäusen, den schrankenlose socialrevolutionäre Agitationen m Arbeitcrkrcisen zu erzeugen vermögen. * Nack einrr Mittheilung der „Rövubliqne srantzaise" vom 17. Januar 1886 wurden in Frankreich am 16. No, veiiiber 1885 »566 Einjährig-Freiwillige in 35 In fanterie-, >8 Cavaileric», 25 Felkartillerie-Negiinenter, 1 Bataillon Fußartillerie und 5, Kraiikenwärterseetionei, einge stellt. Wie viel Einjährig Freiwillige hierbei aus jede Trup« pe»gattung entfalle», giebk da» Blatt nicht an, fügt ober hinzu, daß ma» also an der bisher beliebten unpraktischen und kest-p>cligeii Art der Derlheilung auch diesmal wieder seflgeballen habe Mil derselben s« eine besondere Unter bringung, ein besonderer Unterricht rc. der jungen Leute ver bunden. waS. abgesehen von den hierdurch enlst.benden Kesten, ein große» Lehrerpersonal erfordere. Auf 86 Einjährig-Frei willige rechne man 3 Ofsiciere, 6 Sergeanten und 8 Corporate, welche während eine» ganz«, IabreS sür die Ausbildung der übrigen Mannschaften de» Truppen- thcilö verloren gingen. Es sei viel besser, di« Einjahrig- Freiwilligen auf sämmtliche Trupveritbeile zu verthelle» und sie an dem bei diese» bestehenden besonderen P,lolon»»nler- «cht sür Avancirte tbeilnekmen zu laßen Jetzt befänden sich dieselben in ihrer Sonderstellung und bei der »bne» zu Theil werdenden TrcibbausauSbildung nichts weniger al« behaglich. Ununterbrochen feien sie Gegenstand brr Beobachtung von Borgesetzt-n wie vom Civil. Im klebrigen würden dieselben in >ever Weise auSgebeutet; so erhielten die sog Putz», bei der Cavallerie wöchentlich >5 FrcS.; für eine Wache würden 16 Fee« gezahlt Da» angeführte Blatt fügt dann noch hinzu, daß die» Alle» danach angetban sei. da» Institut der EinjLdrig-Frriwilligen, welche» in der Arme» mit noch ungünstigeren Augen al» im Civil betrachket werde, immer mebr in Mißkredit zu dringe» »od de» gänz» lichen Wegfall desselben vorzuberrite» Preußischer Landtag. Ab-eordurtrn-Ha»«. 4b. «»»,,, »um 19. März. 1» Uhr L». «lm Aus der Tagr«oeda»»g stehe» Petition e». Mehrere Gemeinden petitioniren um Ausbeb«»- de, Wege bau« Siete für da« Hrrzoglhum Magdeburg uad da» Fürsten! Hirni Halberstadt. Die Lommission beantragt, die Petition der Regiernug a>» Maierial für Oea Erlaß eine, Wegebauordauag »» überweise», während Abg. ». Raochhaupt die Petition der Regierung z»r Er wägung zu überweise» beantragt. Nach kurzer Debatte wurde letzte«! Antrag soda»» ange- u o m in e u. Der Gemeinderoth von Beckingen a. d. Saar beschwert sich über die feilen« der königlichen Regierung festgesetzte Herabmindrrung der Bestenernng de« Eisenbahnsiscu» sür SieEiatejahre 1883/84, 1884 85 und 1885,86. Die Loinmijsioa (Res. Abg. Jordan) brau- tragt Uebergang zur TageSorvnung. Abg. Lehman» (Leniruai) beantragt Berücksichtig»»-, rvent. die Petition zur »ochmalige» Prüfung au die Lommissto» zurück, zuverweijen. Abg. Barth (sreicons.) spricht gegeu Berücksichtig»»-. E« sei in keiner Weise nachgewiesen, daß die Gemeinde wirtlich »iueu Nachibeil erlitten habe; man müsse ibr überlassen, den Nachweis zu erbringen. Der Lommi'sion-onirag präjubieire da« Hau» gar nicht. Abg. v. Lertzeo-Iüterkogt (sreicons) erörtert die Frage, ob die Eniicheidung de» Oberprüsidenten der Rbeinvrovinz tu Loinmunal- steuerstreüigteuea eine enbgilnge lein müsie. und kommt zu de« Schluß, daß der Minister de» Jauera zur Lorrectur eturr solche» Eat cheidung berechlisit sei. Regier»'g«c»mmisiar Geh. Rath Norll bestreitet, daß der Minister besugt sei, die Ent'cheidung de« Oberpräsisenten der Rheia- provinz im vorliegende» Falle umzustoßen. Diele Entscheidung sei eine letztinstanzliche, und zwar aus Grund der bestehende» Gesetz«. Abg. v. Telia» (coist.) befürworte» de» Lommilsionsanirag. Abg ». Gneist (nakionall.): Unler Berwaliunqtrecht kennt keine recht«kräst>ae Enticheidung der oberen BerwaliungSi-ehörven. M t der Entscheidung de« Oberpiäsidenien bade nur die Neide der Be chwerd» niianze» ihr Ende erreicht: ober e« bleibe dann noch die odeie Aussichlrinslan». Hiernach könne den Bereuten auch da» Pel liou«,kch> und baS Re», de» Hnu'e«, nach Befind«» über di« vorliegcabe Petition zu besvliesten. vericdräiiki werden. Abg. vr Wedr (srerconi.) stellt daqeaen IN Abrede, daß der Minister in, vorliegenden Falle die llnucheidung de« Oberpräsid-atr» zu ändern compelent sei — Aus Antrag de« Abg. v. O ersten wird die Peiiiion an die Tommiisloa zur Elöcteruug der formelle» Frage zurültoerwieien. lieber eine Peimon «m Bereinigung eine» Tbeil» der Gemrkud« P'aste -dorl mit der Gemeinde Ehreiibreilsteta wird zu, Tagr»- orbi uug ü>ergeaanaen. Der Lchä krr Fä-piak in Pose» petirt um Zulassung setaer Knarr zum polunchea Sprachunterricht in der Bolkl- jchule. Die Lommüsion brontragi, die Pet.uoa der Regieruug zur nochmaligen Erwägung zu überwenen. Abg. v. Hang wist (cons.): ES boudke sich um die Frage, solle» ei« paar deuische tu Leipzig erzogene K uder Pole» werde» oder nicht. Diese Frage inussk er entschieden verneinen. Mit der Zu- lafsnng zum poln scheu Lprochonterrichi würden die Kinder dem Polenltmin zugkführt. Dazu könne man die Hand nickt biete». In einem anderen Lickte würde die Loche erscheine», wenn Herr Kautak leine ionore Stimme benutzen wollte, um dol»» zu wirken, daß „Deutschland, Deutschland über Alle«" tu politischer Sprache ge sungen werde. Abg Neubauer (Pole) tritt für die Petition ein. Der Bater habe da« Recht, zu verlangen, daß seine linder in seiner Mutter» wracke unierrickirt werben. Außerdem läge e« im Interesse der Kinder selbst, Polnisch z» lernen, da sie da« Polnische z» ihre» Fortkommen noihwendig brauchten. Abg. Schmidt-Sagau südrt au», daß die Zulassung zum pol nische» Sprachunterricht »och den bestehenden Beiliinmunqeu »icht von der polniicken National»»!, sondern der poluüchen Zunge ab- dängig z» macke» sei. Die Kinder, uw die e« sich hier bandrle, seien eben Kinder deutscher Zunge, sie verstände» »icht Polnisch, sondern nur Deutsch. Geh. Obrr-Rea -Nath Dr. Esser: Der polnische Unterricht werde tu polnilcher Sprocke erthrilt, er sei »ur für solche Kinder best Mint, deren Ohr a» da» polnische Idiom gewöhnt, die unter Polnisch sprechender Bevölkerung ausgewachien sind. Abg. De. Würmeling (Leutrum) tritt sür Erwägung ein. E» handle sich um 3 bi» 5 Stunden in der Woche. Vom Siandpuncte de» NainrrechiS müsse dem Baker die Lnlicheidung über die Erziehung seiner Kinder zusteven. Mit solcher gewallsamea Germanisiruug werde man lein Glück haben. (Ruf: Al warten!) Abg. kan tat (Pole) bemerk dem Abg. v. Hauowist gegen, über, er könne nur «iaem Laterlaude. nur ei »er Ratio» ange- hüre». (Hört, hört!) Gegen die Stimme» de« Eenttumr, der Polen und der Frei sinnigen, sowie eme« Theil» der Lonservaiivcn wird beschlossen, über die Petition zur TageSordnuna üoerzngeden. Eine Peiiiion verschiedener Realleheer und Zeichenlehrer an Höhe- reo UnterrichtSanstalten wegen B-rbesserung ihrer Sicklung und idre- Einkommens wird der Regier,! g al« Maierial kür eine anderweite gesetzliche Regelung der Gedaltsverhiltaisse der Lehrer an den höhe ren Lehranstalten überwiesen. Der kaiüoitiche Kirchenvorstaad von Wisiea (Rbeinvrovinz) be schwert sich über Maßnahmen der staatliche» ForftaussichiSdebörden, wonach die Stellung von Wißen« Pfarrwaldungen unter Staatt aussicht verfüg! und zur AuSiüdruug gebracht ist. Abg. Riiitelen (Senir.) tritt für die Petition ei». Ueber die selbe wird indeß zur TageSordnuna übergegange». Nächste Sitzung Sonnabend ll Uhr. TagrS-Oldnung: Dritte Beraihunq de- Etat». Schluß 4 Uhr. vermischtes. —0. Einer der tapfersten und zugleich durch sein« Fröm migkeit merkwürdigsten Soldaten der sächsischen Armee war wobt der königlich polnische und kurfürstlich sächsische Lrtillerie- Lienlenant Jodann Balthasar Rrinhardt, ein Ange höriger der Familie v«S nachmaligen berübmten Oberbos» Prediger- Reinhardt in Dresden. Im Iabre 1659 zu Jhlesrld geboren, widmete er sich schon in srüder Jugendzeit dem Kriegerstanke und wodnte bereit» im Iabre 1683 der Ent setzung de» von den Türken belagerten Wien bei. Bei der Belagerung von Ofen wurde er durch eine keine Ianitsckaren- kuget verwundet, die er auch mit in« Grab nehmen mußte. Er verließ nach seiner Verwundung die sächsische Armee und trat in dänische Dienste, wo er >686 alS Jnsanlerielieutenaut der Belage rung von Hamburg beiwohnte. Bald daraus kam er nach DrrSben zurück, erlernte hier die Artillerie und legte rühmliche Proben seiner Geschicklichkeit an der Dresdner Pulvermüble, in Be dienung der Kanonen und Feuermvrker und auch im Lust teuerwerk ab. denn damai« war die Artillerie noch zünftig. Reinhardt wohnte nun >686 und 1096 al» sächsischer Artillerie» okfieier dem Feldzuge gegen di« Franzosen am Rheine, 1696 einem Türkenkriege und 1761 dem nordischen Kriege bei. So lange er Soldat war. batte er. und da« ist eben da» merk würdigste. stet» sein Lebensende vor Auien. Er ging fleißig in die Kirche, sammelte sich au» den Predigten einige Tausend erbauliche Sprüche und Redensarten von Tod und Sterben und schrieb diese in vier großen Bänden nieder. Daran» machte er einen Auszug und ließ denselben in vier Octavbänbchen drucken, die nach seinem Tode an die Odrrosficiere im Zeuabause. die Geistlichen, unv sein ganze» Leichengefolge verkveilt werden sollten. Im Iabre 1714 kaufte er sich bei der Aitnenkirche eine Begräbnißstätte und ließ sich zugleich auS Eichenliol; einen dauerhaften Sarg anfertigen, der mit goldenen Leisten beschlagen und mit zwei Schlössern versehen war. Aus dessen Deckel batte er sich, unter «nrm Cruc fix knieend und mit auigebobeuen Händen, abbilden lasten. In dem. mit Bibelsprüchen und Emblemen de» Tode» bedeckten Sarge stand ei» Kästchen mit dem Ornat, welchen der Lieutenant im Sarge trage» wollte, bestehend au» zw« Hemden, Manschetten, einer Halskrause, Gtrümpiea. einem Mutzche« und Schuhen. Alle» mit Bibelsprüchen beschrieben und mit schwarzen und weißen Bändern besetzt. Dieser Sarg staad, «it «»«» schwarzen Tuche, woraus ei» weiße» Kreuz, bedeckt, m einer Kamm», ver Annenkirck« 82 Iabre lang. Lue fromme Lieutenant starb erst am 4. Inuuar 1748 i» Altes »oa 87 Iabre» und »»rd« »it seinem Ornat. de» «» E» Vaüw» Llbmms »«, «ch die «eilebibet. «Ich, er 86 Jahre mit sich herumgetrage». bergab, mit großen Ebren i» dem selbst gewablten Grabe beigrsetzt. Ter DiakonuS Magister Christian Neumeister schloß die Leichea- predigt mit der Betrachtung „Es sei zu wünschen »ob zu bitten, daß ein jeder Christ noch in grsuadea Tage« sich em solche« womsuto mori ausrichke» u»d von diesem Krieg«- Ofsiciere di« Kunst lernen möge, zu sterben, eh« er sterbe, denn dann sterbe er nicht, wenn er sterbe". ---- Dietendorf, 17. März. Da» seit drei Wochen un- au«gese-t» heftige Schneetreiben, verbunden mit strenger Kälte, hat auf der Elsenbabnstrecke von dirr nach Ritschen hausen ganz besondere Anstrengungen nvthig gemacht. Die Tbälrr de» Hochgebirge» baden ihre wildromantische Kebrseite sehr rücksichtslos gezeigt. Ein Arbeilerheer von nahezu tausend Mann ist unter den verschiedenen Bahnmeistern nicht nur tagsüber, sonder» auch ganze Nächte hindurch tdätig gewesen, um die Schneemassen zu beseitigen, was auch glücklich gelungen ist. Besonder» dem Nachtzug, welcher die Morgenpost nach Südtbüringen fübrt, mußte durch fleißige» Ardeiten der Weg offen gcbatten werken. Ber- zvaernngen sind nicht vorgrkomme». und beide Gleise sind vollständig fahrbar geblieben. Die Staat-babn ist aus diele Weise den armen Waldarbeitern de» Hochgebirges sehr bils» reich geworden, was umso erfreulicher ist. al» die Leute srüder im Wmler wenig ober gar keine Beschäftigung hatten. AuS Berlin wird der .Kölnischen Zeitun,- geschrieben: ES ist schon mitgeibeilt worden, daß Reinbold Bega« eine Büste de» Reichskanzler» nahezu vollendet bat. welche alle Diejenigen, die diese ausgezeichnete Arbeit in der Werkstatt de» Künstler» haben in Augenichein nehmen können, sür ein» der in der künstlerischen Aufsasiung und Durch sübrung bedeutendsten Bildnisse de» großen Staatsmannes erklären. Ter Künstler hat diese» Werk der Oeffentlichkeit bisher voreiitbalten. weil er sich noch immer mit ver Hoff nung trug, daß der Reichskanzler» an den von Seiten ver iilbendi-n unv »achbildenden Künstler mit der Zeit allerdings unerfüllbar gewoldrne Anforderungen gestellt worden sind, zu seinen Gunst»» doch noch einmal eine AuSnabine machen unv ibm r»>e Satzung bewillige» werke. Diese Hoffnung bat sich, wie man allseitig m» großer Genny'buung ersabren wird, nun in der Tbat ersüllt. Der Reichslanzler bat beul« dem bedeutendsten (?) unter den deut'che» Bildhauern lauge geiesien und idm in verbindlichster Weise noch «ne weitere S tz»»g zur völligen Fertigstellung des Kunuwerke» sür die nächste» Tage ziige'agt. Bega« bat während dieser Sitzung an der Düste noch sebr weseiill cbe Veränderungen vorgenom- men, welche die lebensvolle Charakteristik de« bedeutenden Kopse» erheblich verliest haben. Wir baden nun also die Gewißheit, daß sich zu den bekannten Meisterwerken, den Büsten unseres Kaiser» (BreSlau) und Mottle'» (National golene) al» dritte im Bund« ebenbürtig die unsere» Kanzler» gesellen wird. — Im Kunstverlag der Hosbuchbandlung Herm. I. Meiringer. Berlin 6 (Niederwallstroße 22). erschienen soeben die vortrefflich auSgeiührlen lebensgroßen Brust bilder de» Kaiser» und Kronprinzen und zwar in gleicher technischer Vollendung, wie die unlängst von dem selben Verlag veröffentlichten BiSmarck- und Moltke- PortraitS. An Bildern der Genannten ist bekanntlich zwar kein Mangel, aber diese neuen Portrait» haben, neben alter Aehnlichkeit de» seelischen Ausdruck«, eine Bornehmbeit der Durchführung und Ausstattung zu eigen, die sie weit über die seither üblichen Farbendruck-Portrait« erbebt und ihnen einen Platz auch in den feinsten Salon» eiriräuml. wäbread der billigePrei» (da» Blatt kostet aus 6sach weiß Earton 66:86 Ctmr. gelegt nur S ^4) diese« hervorragenden Kunstblättern einen verdienten Platz in jedem guten Bürger hau» sichertl Wir empfehle» diese Blätter unsrrn Lesern aus da» Wärmste. ---» Der letzte deutsche Soldat auf französischem Boden. Diese letzte Erinnerung an den großen Krieg und zwar zugleich an «iie,, seiner erst jüngst verstorbrnen bedeu tendsten Feldherren, nämlich den Generalseldmarschall Frbrn. v. Manteuffel. eine heitere Episode au» seinem Kriegsleben betreffend, die sicherlich nur Wenige kennen, erzählt brr „Sotdatensreund" in seinem neuesten Heil, wie folgt: .Der >6. September war der Tag, an welchem wir endlich die Grenze überschritten; dicht am Grenzpsabl batte sich unser allverehrter General v. Maiiteusfcl, der bald daraus z»m Felvmarschall ernannt wurde, mit seinem ganzen glänzenden Stabe ausgestellt, um leine Truppen beim Beriasien de» feindlichen Reiche» noch einmal Revue passiren zu lassen; e» war aus dem Schlacbisclde von Dionville, wo wir un» jetzt zun, ersten Mal wieder nach drei langen Iabren einem deutschen Grenzpsabl näherten. Mit lautem Hurrah zogen Bataillon aus Bataillon Cavallerie und Artillerie in strammem Parademarsch bei onserm General vorüber, zuletzt wir — denn unser Bataillon war an den Schluß besohlen —. die e» sicherlich nicht am schlechtesten machten. Dann ließ der General die ganze Bagage vorüberziehen. befahl hieraus seinem Stabe, vorauSzureiken und setzte sich bann selbst, ganz allein, tik sinnend, hinter allen Anderen in Bewegung eS war klar, er wollte der letzte deutsche Soldat ans dem französischen, ko blutig besiegten Boden sein! Und wer hätte daran zweifeln können, daß er eS war? War doch keine Patrouille, geschweige denn irgend ein Truppentkeil mehr hinter un» gelassen. Der letzte deutsche Soldat auf französischem Boden! —- —- Welch tausend ernste Gedanken mochten sich im Hinblick au diese Thaisache in dem Geist de« großen Felbherrn kreuzen, der mit diesem Moment eine der wichtigsten Perioden der Weltgeschichte beendet hinter sich liegen sahk — Da ertönten plötzlich, gerade al» der General wieder in der Höbe unsere» Bataillon» angekommen war. laute donnernde Husschläge eine» im vollsten Galopp hinter un» heransprengendeu Pferde«. Alle» drehte sich um. und — .^korl Neuer, Kork Bruer" — ertönte e» von den Lippen der Hintersten. Und er war e». der biedere Karl Brauer, ein sich durch da» Gegen- tbeil von Scböabeit und Geradheit auSzeichnender Train» soldat, der Pserdebursch« unsere« RegimentSavjutanten. an» rasend mit einem Halfter, welchen er im letzten Quartier vergessen und schleunigst wiedergeholt batte. Nur wenige Augenblicke — plötzlich begann rin Lächeln, ein Mur meln. schließlich ein« laute Heiterkeit, die sich stürmisch und stürmischer werdend von Compagnie zu Compagnie sort- pflanztr, di» sie bald da- ganze Bataillon ersüllt« — ein Blick aus da» ernste Gesicht unsere- Führer» und die ersten Lntschuldiqun-rworte Korl Bruer'« halten da» ganz« Komische der Situation mit einem Schlage allen Augen enthüllt. Nicht der hohe, schlachtengeübte, ernste Feldherr, nickt der siegge wohnte Führer und Oberbefehlshaber brr Occupation-truppen — nein „Karl Brauer", der biedere, wenn auch nicht impo- nirende Uckermärkrr und Trainsoldat, war der letzte deutsche Soldat aus französischem Boden gewesen, er war e». welcher die ganze historische Bedeutung diese« Mcment» in seiner eigenen hervorragenden Person zum Nu-druck brachte. General v. Manteufset wollte Anfang« böse werden; man sah e» ibm an, wie er feinen Aerger niederzukämpsen suchte, doch bald mußte auch er dem Komischen der Situation nachgeben, und sich dem Unvermeidlichen fügend, gab er lächelnd Anweisung, daß „Korl Bruer" »l« „letzter deutscher Soldat aus franzö sischem Boden" pho«»graph»rt «erden sollte I" — Ueber d,e Restauration de« Wormser Dom» bringt die .Wormser Zeitung- eine Reihe vcn Artikeln an der Feder de« Dompropst Kebr. Die Haupiveranlafliing zu der Publieativu bildet» «ne unlängst in einem dautecknischen Fachblatt erschienene Abbandlung aus der Feder de« Mainzer Architekten Becker, der sich dafür auSsprach. die vorkandeuen Schäden am W»stch»re de» Dome» «mach zu verputzen und durch Cemeulirau». bez». «feru« Klammer» «»er Neberbaid- »ab»e verfall« vorzobeuaen, die Ursache der e»tstand«>e» Nisse «. ab« i» de» stattgehabten Erdbeben früher« Jahr» h«Ga1a sack»«. Propst Fahr «chst «« «ss «chla^rbst, «ach. daß den Riffe« keineDveg» bleibende Dimensionen «Igea wären, wie von Becker und Anderen angenommen sei. sondern daß fortgesetzt eine Erweiterung stattsände, daß fern« weder durch Ertdebe», noch Minen, Blitz rc. dem Ruiu de» West- chore» vorqrardeitet worden sei, sondern allein bauliche Fehler vorlägen. Die außerordentlich mUbsamen zahlreichen Messungen, welche diesem neueste» »«dienstlichen Gutachten über die Rrstaurirung de» Wormser Dome» zu Grunde liegen, wurden von Herrn Propst Kehr alle eigenhändig vorgenommrn. — Würzburg, 12. März. Der kvnigl. Universität»- -resessor Hosratb 0r. Anton Friedrich Freiherr von Trvltsch feierte am vergangenen Sonntag da» Fest seiner 25jt»brigen Lehrthätigkeit. Au« diesem Anlaß wurde ihm von Seiten der medicinischen Facultät Würzburg eine »rachtvolle, künstlerisch ouSgestattrte Adresse überreicht olgenden Inhalt»: „Dem Professor v. Lröltsch, dem Begründer der deutschen Obreabeilluude. welcher durch sein must «gütige« Lehrbuch zuerst diesen Tdeil der Heilkunde aus aoaiomiiche. physiologiiche und pathologisch« Grund!,,e gestellt hat, dem weltberühmte, Arzte, welcher durch neue, von ihm einqesübrte Untersuchungen uad Behandlung«, weilen die Leiden zadlreicher, von nah und ser» stcherr Hilfe suchenden kranken gelindert Hai, dem Forscher, der durch viele nazelne Unt«- juchunge« die Anatomie, Physiologie und Pathologie des Ohre« bereichert da», bringt die medicinische Facultüt zn Würzdarg» die ihn mit St»!z zu den Lehrern Vieler Hochschule zählt, ihren herz lichsten Glückwunsch bei Adlaus de« ersten V eneljadrhnaoerl» seiner Lehr- tdöligkeit dar Würzburg, im März 1886 " Die Aerzte »nd Professoren der Oartnheilkunde au« Deutschland, der Schweiz, de» Niederlande», Skandinavien, England, Amerika, Itatalie», Spanien, Frankreich. Ruß land und der Türkei haben -leichsall« dem hochverehrten Herr, Jubilar nebst einem wunbeivoll »»«gestatteten Album, iu welchem in Eobiurt- ormat sich di« Pbatogrovhie» derselbe» befinde», eine iuhrrft -e- schmackvall« Adresse durch eine Deputation überreicht, welch« wir Ag!«- ütteressantra Inhalte» halber mrttheilen wolle». „Hochverehrter Meister l Mehr al» nn Vierleljohrbundert ist verflösse», seit Sie Ihre legenSreich« W rksamkeit al» Doeent der Ohrenheilkunde au der tzo«ichule Aürznurg begannen. Durchdrungen von der Bedeut samkeit der unsterblichen Verdienste, welche Sie sich in diesem Zeit räume um die wissenschaftliche und praktische Eativickelung der Ohren heilkunde erworben, haben wir Unterschriebene dem Brdürsniß nicht widerstanden, Ihne» am heutigen Loge ans«« Huldigung darzu- briagen und die Gefühle »»lerer gemeinsame», tiesempsundeueu Dankbarkeit autdrückea zu können. Waren Sie dock, verehrter Meister, einer der ersten, welcher die früh« brach liegende DlSciplin au« den Fesseln der Hypothese und der rohe» Em pirie befreiten und dieselbe in jene streng wiffenschaltlich« Bahn geleitet danea. welche die Grundbedingung zur erwcießlichv» Entwickelung aller medicinischen Wissenschaft«» bildet. Eie habe», die Bad» de« großen Toynbea betretend, da« Studium »er -lnatvniie de« Ohre«, and der pathologilchea, anatomischen Ber- üudernaqen am Gehörorgan der Erkenntniß der Ovrenerkrankungen erkannt u»d durch bahnbrechende Arbeiten aus diesem Gebiete sich die unumschränNe Anerkennung allen Fachgenossen erworben. Ihre« Geaiu« oerdanken wir die Einführung »euer, jetzt allgemein an erkannter UatersuckuagSmeihode». Brrtraut mit den Grundsätzen der modernen Naturiorschuag, habe» Sie der Diagnostik und Therapie der Ohreukrankheit neue Wege gebahnt, und den Grund dazu gelegt, daß die Ohrenheilkunde, der Enge de« Specialistenthum« eniboben, nunmehr eia Ledrgegeustand der Hochschulen geworden ist. Haben Ihre befruchtenden Lehren schon durch die zahlreichen Schüler, die Sic hcranbildetea, eine allgemeine Verbreitung gesunden, so gilt die« noch medr von den Schriften, in welchen Sie zene uiedergrlegt uad welche eine Zierde der medieinischen Literatur bilden. Ist e» doch bauptsücklich Ihrer durch Klarheit und anziehende Daftellung ausgezeichneten Publikation zuzuschreiben, daß die moderne Ohrenheil kunde Gemeingut der prattilcheu Aerzte bi- iu die entferntesten Welttheil« geworden ist. Sie haben aber nicht nur durch Ihr» unermüdliche and aus reibende wissenschoitliche Tdätiakeit, durch Wort n»d Schrift da« rasche Alisblühen der oiologisch», Wissenichast bewirkt, sondern Sie sind auch mit offenem Mannesmuth für die vitale» Interessen dieser Speaa- liiät ei»>etr«ten, indem Ti« vom Staate di« Gleichstellung der Ohrenheilkunde mit de» übrige» D-Seipliue» au de» Uutvrrsitütrn al» dringend«» Bedürfniß forderten. Wir geben un» der Hvflaun- hi». daß Ihre denkwürdigen, hieraus gerichtete» Bestrebung«» in mcht langer Zeit von Erfolg gekrönt sei» werden. So körnen Sir denn aus diesen, an Arbeit und Ec folg reichen Zeitraum mit ge rechtem Stolz zurückblicke» und sich jener inneren Befriedigung über da« Geleistete erfreuen, welche als schönster Lob» einem hingebendeu und edlen Streben zuthril wird. Und so gestatten Sie un- denn, hochverehrter Meister, in dem wir nicht nur den großen Mann der Wissenschaft, sondern auch den durch seiue Lieben-würdigkeit und seinen edle» Lharakler hervorragenden Menschen verehren, Ihnen am heutigen Tage unsere innigsten Wünsche sür Ihre Zukunst bar- zudrinqen. Mögen Sic noch laug« Jahre Ihrer Familie, Ihre» Freunden und Verehrern, sowie der leidenden Menschheit erhallen bleiben, eine Zierde der Hochschulr, ein edle- Borbild wissenschaft lichen Streben«." — Petersburg, 13. März. Der Minister der DolkS- ausklärung hat am 18. Februar an Professor Pasteur in Pari» ein Schreiben gerichtet und bei demselben angc- sragt, ob er geneigt wäre, in seinem Laboratorium russische Aerzte ouszunebmen, damit dieselben unter seiner Leitung sich mit feiner Methode der Heilung von Hydrophobie ver traut macken können. Daraus bat Pasteur unterm 4. März folgende Antwort gesendet: „Herr Minister! Ich ließ einige Tage verstreichen, eke ich auf Ihren Brief vom 6./18. Februar 1886 antworte. Ich wollte Ibnen zugleich ein Exemplar de» Bericht» der Sitzung der Pariser Akademie der Wissenschaften vom 1. März einsenden; ,n dieser Sitzung bade ich meine Anschauung in Bezug aus ein in Paris zu gründende» inter nationale» Etablislement ausgesprochen, welche» meiner Mei nung noch sowohl für Frankreich, al» Europa und selbst Nord amerika genügen würde. Ich bin bereit, junge russische Aerzte bei mir auszunebmen, ab« ich beharre bei der Meinung, daß. wa» die Wulbkrankbeit anbetriff«, jeder Kranke, gleichviel au« welcher Gegend de» russischen Reiche» « sei. zur ge hörigen Zeit in Pari» eintreffen kann. Wenn ich Ew. Excel« lenz einen Rath ertbeilen dürste, würde ich mir erlauben, eine seilen» der russischen Regierung dem zu gründenden Etablissement zur Schutz-Impfung gegen da» Wuthgist zu ertheitende peeuniär« Unterstützung in Lorlchlag zu bringe». Ein solche« Etablissement hoffe ich in kürzester Zeit in Pari« eröffnen zu können, um mit Hilfe desselben meine Studien in Bezug aus Schutz-Impfungen gegen ansteckend« Krankheiten bei Menschen und Thieren auSzudednen und zu vervollkommnen. Dann würde ich mich glücklich schätzen, in diesem Etablisse ment de» Aerzten Jbre» großen Vaterland«» Ausnahme zu oewäbren. Diese Herren haben mir stet» die lebhafteste Khmpathie eingefiößt. Genehmigen Sie u. s. w." — Wie »a» „Iourual de St. PäterSdourg' meldet, soll der Minister aus die Mittel bedacht sein, um die Vorschläge Pasteur» zu verwirkliche». — Ueber den gegenwärtig mit größter Energie betriebenen Bau einer ««neu Wasserleitung sür die Stadt New»V»rk werden im „Mouvmnent indnstriel" ittteressaitte Mtttbeilungrn gemacht. Die schon bestehende Wasserleitung New-Dork« wurde i« Jahr« 1882 mit eenem Kostenaus- wande von 76 Million«, Franc« heraestellt; sür die heutige Bevölkerung der Rieseuftadt genügt selbstverständlich jene Lei tung nicht «ehr. und mun sah sich de-hald genotbigt, den Bau ein« zweiten Wasserleitung in Angriff nehmen. Es gehört dies«« Unternehme« zu dem Großartigsten, wa» sich denk», läßt. E« muß nämlich, um da« Wasser d« Croton« Soe» in die Reservoir» in Rew-f)ork zu leiten, «in 48 Kilo meter lang« Tunnel unter der Erdoberfläche gegraben werken. In Schickten don je 8666 Mann sind 8666 Arbeiter Tag und Nacht beschäftigt. »» dieke« Riesenwerk an«zuiübren. Um Letztere» von möglithß vielen Angriffspnurten au« gleichzeitig beginnen zu körnten, wurke« 28 Schachte qrgraben. Jeder Unternehmer ar beitet vom Boden lewes Schachte» au» nach beiden Richtungen gle,ch»itig. so daß die Arbeiter jeweüen in der Mitte zwischen zwei Schachten auie nanderstoßra werden. Ueber >66 Bobe- traschtnen sind beständig in Ibätigkrit, und zur Förderung de» Schutte» und Gestern» werden gewaltige Hebemaschinen verwendet. Da» Unternehmen, dessen Gesa« mtkosten »aus 866 Millionen Kranes berechnet sin», wird erst i» zwei Iabren beendigt sei». M«n hätte dieselben zwar ganz bedeuten» verringern köunru, ab« aus Kosten der H«stewnna»zeit, wen» >8»üch dt» Zahl der Schacht» an» Nngrispitzaurt« v«.
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