Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-01
- Monat1886-06
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Let«t1o> »nt LrPr-Uion Ivhounesgosse 8. Sprech-iln-rn der Kedarlioo. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. k>u du Nüa,»d« ei»,«s«»dter «-»»Icrch», ««cht ßch du dl»d«rio» «ch« »«rduldUch. >«»«t»e v«r ftr tzt« «sschssf»!,»,»« N»««rr Hefti«»t«, g«srr«t, «» »»chruta,,« »t« t U»r Na»«ttt«,». g» tau»- »a» Fettlagro früh -t» V.» Uhr. I» de, Filiale» fiir 3us.-^»»ah»r-. Vtts Me««. Universitätsstrab« 1. Laut- Ltsche, Katharineaftr. SS, p. nur hts j.S Uhr. Auslage LV,«S«. Ähonnrmrnlsprris viertel,. 4' ^»k. incl. Bringerlobn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P. Brlegeremplar 10 PI. Gebünren für Sktrabrilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) »hne Postdesörderang 50 Mk. mit Postbesöederuag 60 Mk. Inserate sigespaltenc Petitzeile 20 Pi Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u.Ziffernsatz nach höhcrm Tarii. iierlämen unter dem Redactioatstrich die 4gespali. Zeile 50 Ps, vor den Famitienaachrichle u die Vgespallear Zeile 40 Ps Inserate sind stet» au die Vrpcdition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeraaäo oder durch Post. Nachnahme. ^-152. Dienstag dm 1. Juni 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vetlllmlmachung. Wir bringen im Anschluß an vir Bekanntmachung der hiesigen Bereinigten Kirchenvorstände vom 11. lausenden Monat» hierdurch Folgende« zur öffentlichen Kcnntniß: Die den 14. desselben Monat» bekannt gemachte LtrH- Ilche Begreil-ni-» «ad Gedühreaordaung für dt« hiesigen evaugelisch>lutherischeuKirchenge»eindeu tritt gleichzeitig mit der bürgerlichen Begräbniß- und Fried- hossordnung für die hiesige Stadt den 1. Juni laufende» Jahre- in Kraft, dagegen werden an diesem Tage die kirch lichen Bestimmungen de« Regulativ» für die Leicbenbestcit- tungcn der Stadt Leipzig vom S. Juni 1850 außer Wirk» samkeit gesetzt. An demselben Tage wird mit Genehmigung de» evangelisch, lutherischen LandeSconsistoriumS der südliche Friedhof mit seiner Eröffnung au- der Parochie Probstheida auSbezirkt und de« Bezirke der hiesige« Parochie zu St. «tcolat z«ge»i-fe«. Zur Versorgung der kirchlichen Begräbnisse ist — ohne Unterschied der Parochie — auf jedem der hiesigen 3 Fried- böse nach tz. 1 der kirchlichen Begräbnißordaung für den Wöchner an den Wochentage» die Zeit von Vor mittag- 8—LH Uhr festgesetzt worden. Leipzig, den 22. Mai 1886. Die Lircheninspeclion für Leipzig. Der G«pertnteudeut. Der Rath der Stadt Leipzig. I). Pank. vr. Georgi. Kretschmar Mittelst Bekanntmachung vom 16. August 1883 wurde im Interesse unsere» AclenweseuS von un» darauf aufmerksam gemacht, daß die an unsere Expeditionen zu richtenden Ein- gaben aus ganze Bogen, sogenannte» Actenformat, mit Tinte zu schreiben seien, wobei auf der ersten Seile ru beginnen sei. Da dieser Anordnung vielfach entgegengehandelt worden ist, bringen wir dieselbe yierhiLL iu Erinnerung, indem wir un» Vorbehalten, Eingaben, welche diesen Erfordernissen nicht entsprechen, wie Postkarten. Zettel aller Art, Bogen, aus welchen die Seiten nicht nach obiger Vorschrift beschrieben sind, hcktographische Abzüge und dergleichen^, zurülkzugebrn. Alle darau» entstehenden Nachtheile und Weiterungen werden alSdaun die Absender solcher Eingaben lediglich sich selbst zu zuschreiben haben. Leipzig, den 29. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Ür. Georgi. Hentschel Vrkannlmachimg. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 1L. Sept. v. I. bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntiiiß. daß die von un- unter demselben Tage nach Gehör bez. mil Zustimmung der Herren Stadtverordneten erlassene Begräbniß und AriedhofSordnuug für die Stadt Leipzig den 1 Juni lfd. I. in Kraft tritt. Das biSbcr nur noch zum Tyeil giltig gewesene Regulativ für die Leichenbcstaltungen der Stabt Leipzig vom 3. Juli 1850 wird hiermit vollständig ausgehoben, da die darin enthaltenen kirchlichen Bestimmungen de» 1. Juni lfd. I. mil dem Inkraft treten der neuen kirchlichen Begräbniß- und Gebührenordnung für die hiesigen evangelisch-lutherischcn Kirchengemcinden gleich fall» außer Kraft gesetzt werden. Ebenjo wirv die für den nördlichen Friedhof und den neuen IohanniSsriedhof erlassene Friedhos-ordnung vom 13. April 188l, soweit sie der neueren Ordnung widerspricht und deren Fortbestehen nicht ausdrücklich zugelasicn ist, außer Wirksamkeit gesetzt. Gleichzeitig machen wir noch Folgende» bekannt: 1) Der südliche Friedhof (am Napoleonstein) wird den I. J»»t lfd. I. eröffnet. 2) Der Bezirk für diesen Friedhof ist derselbe wie der für den neuen IohanniSsriedhof. Aus welchem von diesen beiden die Beerdigungen au« diesem Bezirke in den ein zelnen Fällen zu erfolgen haben, darüber entscheidet nach Maßgabe der vorhandenen leeren Bcgräbnißstcllen die städtische FriebhosS-Erpedition. 3) Wie da» kknigl. Ministerium de» Innern zu Dresden aus Grund von tz. 8 der Rev. Städteordnung nach Gehör de» Kcei-auSschnsseS der hiesigen könial. Krei-bauplmann- schast mittelst Verordnung von, 10. August vor. IabreS genehmigt bat. wird da» Areal de- südliche« Friedhöfe- in Bezug aus Polizeipsiege vom I kommenden Monat- av mit dem Stadt- heztrke Leipzig vereinigt. Leipzig, den 22. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Trönblin. Kretschmer. Versteigerung. ^ Freit«,, den 4. Juni 188«, Mittag« Uhr. sollen in V*r»d«rs in der Restauration „Zum Roienschlößcheu" S Ballen Hapsrn (rirea IS Tentner) meistbietend öffentlich versteigert werden. Grimma, den 3l. Mai 1886. Der Tertcht-aasszteher de« ttuigl. A«t»,er1cht» Wols. Vekannlmachung. Die Leuchikrast de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 24. bi» zum 30. diese» Monat» im Argandbrenner bei 2 5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Eousum da» >6.8sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 60 Millimeter Flammenböhe. Da» sperifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.434. Leipzig, am 3l. Mai 1886. De» Rath- Deputation z» den Gasa«stalte« llkbihellmiglhalber soll da« den «eschwistcrn «U»a und Rndalph Teaser in Hatz» gedörige, in Ort und Flur Hayn gelegene Ritter, gut. an Wohnhaus, Nebengebüuben. Hos, Barten und Wiese» nebst Grundbesiy in der Flur Rohda, sowie da« dazu gehörige Feld- und »irthschast-invmtar Mittwach. den I«. Anal d. X. vanuttta,« tl Uhr in dem Gemeindegaftbofe zu Hayn öffentlich versteigert werden. «ausliebhaber iverde» hierzu mit dem Bemerken elng,laden. da i der Ort Hayn 10 Kilometer von Erfurt und edrnsoweit vom Valmhos Vieselbach rntsern« liegt, daß di» Flur Hoyn jeparirt ist und dr dem Besitzer de« Rittergut« ans seinem »rund und Bad«, da« an« schließlich« Ioadrecht »»steht, lvwir mit dem weiteren Bemerken, da ) die »ihereu Nachweis» age» über den z» versteigernden »rondbesitz vnd die Verkanssbedingungea aus der »erichtsschrribrrri riugeseheo werden können Vieselbach, den 14. Mai 1886. Gratztzerzagl G. >«t»,ertcht Otto Schund. Matth. Da die ai« verlöre» angezeigten Pfandscheine I-It. <j. Vc. 74,515, 1,11. D. Nr. 78,371 bi» ckato nicht einaeliefert worden sind, so werden dieselben nach tz. 21 der Leipziger c'eihhauSordnuog hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, den 29. Mai 1886. Die Verwaltung de- Leihha«sr- uad der Sparkasse. Da die verloren gegangenen Sparcassenbücher Serie I. Nr. 93,257, Serie II. Nr. 78.N2, 89.193. IOl.357, 102,09t, „wie die glrichsall» verloren gegangenen Interim-scheine der Filiale II. und V. über die Sparkassenbücher Serie I. Nr. 65.657, Serie II. Nr. 17,589, 55.947, 103.871 , 108,253, ungeachtet der auf Grund von tz. 10 der Leipziger Sparkassen- Ordnung erlassenen Bekanntmachungen nickt eingeliefert worden sind, so werden sowohl die bezeichneten Bücher al» auch die Interim-scheine hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, den 29. Mai 1886. Die Verwalt»«« de- Leihhauses «ad der Sparkasse. virbstahls-vetrsnutmachuus. Bestohlen wurven vier erstatteter Anzeiae »ufvlge: 1) ein goldenes ovale» Medaillan mit schwarzer Emaille und weißer Perle »nd goldenem Halskettchru, au» einer Wohnung in Nr. 1 am Peler-steniweg in den letzten 3 Monate»; 2) ein dunkelblauer Ttaffrack mit schwarzem Wollatlassuttrr «nd einer Reihe Steinnußknöpseu und eine Hase von demselben Stoff, au» einer Wohnung in Nr. 5 de» Böltchergäßcheu» vom 13. b>» S3. ds«. MtS.: 3) 6 Paar silberne Messer und Tadel», gestempelt „X. Lrstaaeb mar', sowie 2 größer« und 3 kleinere Kassecdretter von «rnfilber, aus einem Basllocale in Nr. 3 der Kramerftraße in den letzte» 8 Tagen; 4) eine silberne Ltzllntzrr-Ne«antair-lldr mit Goldrand »d Secunde und Schildchen aus der Rückseite, sowie kurzer rnndgliedriger Talmikettr »>t Schlüsiel, aus einem Borsaalt in Nr. 38 a« Neu- markie von« 23. bi» 34. ds«. Mts.: ^ 5) ein leinener Tack. grz. Hartman» Loväiut»", , thaltend 38—40 Psd. KamrrlS-Haare, aus einer Pibce im Restaurant de» Zoologischen GarlenS vom 36. bis 27. ds». Mt».; 6) ca. 15 Dutzend Fiaucn-Latzschürzkii von buntgemustertem Kaüun, aus einem BcrkausSstandc am Rastplatz« vom 28. bi» 29. bis. M>S. NacktS; 7) eine flache, getragene silberne gylindkr-IItzr ohne Secunde und Goldrand, außer der Fabriknummcr not einer zweiten Nummer versehen und über derselben ein eingekritzelt; an der Uhr eine neue kurze silberne Uhrkettr mit länglich gewundenen »lieber» mit ikch-ecklgem, silbernem McVatüou mit 2 Pboiographien, au» einem Boriaale in Nr. 10 der ltrdmannstraße am 28. dis. Mts. Vormittags; 8) ein Partrmoiinaie mit ca. 20 ./i, aus dem Roßplatz mittelst Taschendiebstabls am 29. dss. Mts. Abends; 9) ein Loiiimcrüberztehcr, ziemlich neu, von blaugiünem Stoff, mit ichwarzei» WoUallassutter, verdeckter Batterie und über- sponnencn Knöpsen, ein Turner-Iucket von ichworzgrauem Stoff, mit schwarzem Wollatlassutter und einer Reihe Sttliinußkiiöpsen und ein Paar dunkelgrüne Tlacötzandfchuhe, aus einer Wohnung in Nr. 43 der Alexanderstraße am 29. dss. MtS. Mittags. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlene» Gegenstände oder den Thäier sind ungesäumt bei unserer Lrimiaai- Abtbeilung zur Anzeige »u bringen. Leipzig, den 31. Mai 1886. Da» Paltzei-Anit »er Stadt Leipzig. Bretschneider. K. Nichtamtlicher Theil Die französische PrillZknsragt. In Frankreich sieht eine gefährliche Krisis vor der Thür Die Frage der AuSweisting der Prinzen von Orleans erregt die Gemüther in einem Grade, daß sie alle» Andere in de» Hintergrund drängt. Der Streik in Decareville, der dock wahrlich eine sehr ernste Sacke war. ist daneben zur Bedeutungslosigkeit hcrabgesunken; man spricht kaum davon, daß die RegieruiA durch die Annahme der emsacke» Tages ordnung am 29. Mai mil großer Mehrheit eine» entschiedene» Erfolg errungen hat. Die Regierung hat sich durch drn Mund zweier Minister, Sarrien und Goblet, rur sosorligen An- Wendung deS Gesetze- bereit erklärt, also die Haltung de» IiistizministerS Dcmole bei Einbringung de- Gesetze« bestätigt. Derselbe sagte bekanntlich, daß die Prinzen kaS in sie gesetzte Vertrauen, sie würden die Einrichiungen der Republik »n- behclligl lasten, getäuscht hätten, und daß deshalb ei» Ende acmachl werden müsse. Freycinet batte ursprünglich die Ab sicht, nur daS Mittel in Bereitsckasl zu setze», um die Aus weisung jeder Zeit vollziehen zu könne,,, aber die Radicalrn waren damit nicht zusriede», sie wollte» Thaten sehen und ihre Macht zeigen. Ciömeiiceau fand die Gelegenheit günstig, um wieder einmal auf der parlamenlarischen Bühne zu er scheinen. und so ist denn Freycinet heute aus dem Puncte angelangt, sofort nach der Annahnie de» Gesetze- die An weisung de« Grafe» von Pari» anzuordne». Ob aber der Gesetzentwurf die Mehrheit erlangen wird, ist noch immer zwciselhast, und zwar a»S dem Grunde, weil er den Anhänger,! ElLmcnceau'» nickt weit genug geht. ElL> meaccau will den Grundgedanken de- Entwurf» dahin ad ändern, daß der Regierung die Initiative auS den Händen gewunden und in da» Parlament verlegt wird. Freycinet will Vollmacht haben, die Prinzen au-zuwcisen, wenn ihm der geeignete Zeitpunkt dazu gekommen zu sein scheint; Elämenccau aber will, daß die Kamnier da» Ministerium beauftragt, die Prinzen auSzuwetsen und zwar sogleich. Wohin die Meinung der Mehrheit neigt, ist vorläufi, »och nicht sestzustellen, nur so viel ist z» erkennen, daß Kräfte thätig sind, welche eine Ministerkrisi» herbeisühren wollen. Freycinet vertritt in der Prinzenfragr noch beute denselben Standpunkt, welchen er siel» eingenommen hat. er will sich nickt zu einem Schritt drängen lasten, welcher nach seiner Meinung von der Regierung auSgeben muß, und gerade daran könnte die Einigkeit zwischen Ministerium und Mehrheit zer schellen. E» wäre auch ganz gegen alle» Herkommen ge wesen. wenn die Republikaner einmal länger« Zeit mit einem Ninistcrlum au-gekommen wären. Da- Ministerium Frey cinet ist seit dem 7 Januar im Amt. also kaum süns Mo nate. und sckon zeigen sich Vorboten, daß seine Stellung erschüttert ist. Mit dem Prinzen-Gesetzentwurs ist außer den Ministem selbst Niemand zufrieden, und in der gegenwärtige» Gestalt wird er schwerlich zur Annabme gelangen. Ta» »st aber gerade da» Gefährliche, weil daran» leicht eine Prin- cipiensrage entstehen kann, welche den Sturz de» Ministerium» berbeisührt. Die monarchistischen Abgeordneten haben bereit» damit gedroht, baß sie der Regierung jegliche Unterstützung entziehen werben, sobald die Ausweisung i»S Werk gesetzt wird, und eS läßt sich vorauSschen, daß sie diese Drohung in ihrem ganzen Umfange wahr machen werden. Freycinet ist in seiner auswärtigen Politik nickt glücklich gewesen, er bat nicht nur mit seiner Sonderpolitik in der griechischen Frage eine» Mißerfolg erzielt, er hat von England eine Zurückweisung erfahren, als er die Erwerbung der Neuen Hebriden für Frankreich nachsuchte, und er sieht sich jetzt gc- nölhizt, die Stellungen in Madagaskar bis aus Tamatave und Diego-Suarez zu räume». Die Truppen werden von 2900 auf NOO und die Schisse von 19 aus 9 vermindert. Die Gründe diele- Beschlüsse» werbe» nickt mitgetheilt. aber da die Franzosen keine neuere» Erfolge aus Madagaskar auszuweisen zaben und der Friede noch nickt abgeschlossen zu sei» scheint, so lehkn sie wieder vor einem Mißerfolge, der nur mit möglichst wenig Geräusch zum Rückzuge geführt hat. Von der egyptischen und der Suezcanalsragc schweigt die Geschichte ganz. Frankreich ist mit seinen inneren Angelegenheiten so vollkommen beschäftigt, daß e» sich um diese Dinge vorläufig nickt kümmern kann. Jetzt kommt die Prinzensrage hinzu, die doch auch ihre internationale Seite hat wegen der vcr- wandlschasltiche» Beziehungen, in welchen die Orleans zu anderen Herrscherhäusern stehen, und unter drn obwaltenden Umständen wird Freycinet sich der Nolbwcndigkeit nicht ent ziehen können, der Mehrheit de» Parlament» den Willen zu thun, wenn er ander« am Ruder bleiben will. Die gegen wärtige Krisi» ist Uber Nacht entstanden, denn Freycinet hatte Maßregeln getroffen, um ihr vorzubcugcn, aber die Enl- w ckclung der Frage hat eine unerwartete Wendung ge nommen. Nock hat Freycinet da« Spiel nicht verloren, und er wird e» gewinnen, wenn er sich entsckließt, den Sckwerpuncl der Enisckeidung in die Kammer ru verlegen, und sich einfach zum au-sührende» Werkzeug berselven macht. Ob ElLmenceau den Ge^tzentwurf in der Weise de» Anträge» Duckö umgestaltct » >d dafür die Mehrheit findet, oder ob dem Entwurf sonst eine der Mebrheik genügende Form gegeben wird, das Alles läßt Freycinet unberührt, wenn er sich hütet, au» der Aus- rechlhaltung der Initiative der Regirrung eine CabinctSsrage z» machen. Die Regierung entgeht sogar einer sehr un bequemen Verantwortung, wenn sie den Beschluß der Aus weisung der Kamnier überläßt und einfach den Willen der Kammer auSsübrt. AIS die Prinzensrage unter dem Ministerium Fcrry aus der Tagesordnung stand, entbrannte bekanntlich rin heftiger Streit zwischen der Kammer und dem Senat, der endlich nach langen Verhandlungen durch Thibaudin'S Inactivitäl-decret geschlichtet wurde. Es wäre sehr möglich, daß auch bei bic'em Anlaß wieder MeiitungSverscbiedenbtllcn zwischen Kammer und Senat austauchten, und es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die Monarchisten alle Hebet in Bewegung setzen werden, um die Ausweisung zu hiiitcrtreiben. In den Burcaux der Kammer ist die Prinzensrage bereit» zu llttgunslen der Prinzen entschieden, und au» der Aufregung, welche i» monarchistischen Kreisen herrscht, ist zu entnehmen, daß man dort a» der Rettung der Prinzen verzweifelt. Günstig für die Prinzen ist der Antrag BaSIv'S aus Ein ziehung deS Grundbesitzes der Prinzen. Dieser Antrag trägt den Stempel der Maßlosigkeit an der Stirn, und dadurch erhält auch der AuSmcisung-beschluß etwa« von dieser Eigenschaft. E» kommt hinzu, daß die republikanischen Gruppen unter sich uneinig sind Uber die Form, in welcher die Ausweisung auSzusührc» ist, also darf man aufregenden Erörterungen ,» der Kanimer entgegensche». Keinesfalls wird die Sache schnell erledigt werben. Zunächst ist der Tag. an welchem die Prinzensrage in der Kammer zur Verhand lung gelangt, noch nicht festgesetzt, und dann werde» voraus sichtlich mehrere Tage, wenn nicht eine ganze Woche vergehen, bevor die Kammer sich schlüssig macht. Erst nach Ucberwin- dung diese» Stadium« kommt die Sache an den Senat, und dort vollzieht sich wieder derselbe Verlauf. Bor Ende Juni wirv also kaum ein endgiltiger Beschluß erfolgen, und bi« dahin kann noch mancher Zwischenfall eintreten, welcher der Angelrgenheit eine andere Wendung giebl. * Leipzig, 1. Juni 1886. * Die B»ndeSrath»»Au»schllfse für Landhecr und Festungen und für Eisenbahnen, Poll und Telegraphen werden demnächst die Äerallmiiq Uber de» Entwurf einer Verordnung bezüglich der Militair-TranSporl-Ordnung für Eisenbahnen im Kriege beginnen. E« handelt fick dabei um einen bereit» im vorigen Jahre eingebrackten Entwurf, welcher erhebliche Erleichterungen dcr Beförderung in Aussicht ge»o-nmen hat * Im Bestände de» Bunde »rat h» sind im Lause diese» Jahres nachfolgende Personal-Veränderungen ein- getreten: Von den 17 Bevollmächtigten Preußen» sind AuS- geschieten Gras v. Hahscld-Wildeiiburg und der verstorbene StaatSsecretair I)r. v. Moeller, an deren Stelle die zum UnterstavtSsecrrtair im Handelsministerium, bczw. im aus wärtigen Amt emaiinten I)r. Iacobi und Gras v. Vcrchcm »cu eintraten. Geb. LcgationSrath Humberl wurde zum stellvertretende» Bevollmächtigten ernannt, wodurch die Zahl der Stcllvcrtreter Preußen», die in der vorigen Session dreizehn betrug, um eine vermehrt ist. Für da» früher stellvertretende Mitglied Gras v. Bcrchem ist der Amtsnachfolger desselben, Direktor im Auswärtigen Amt Hcllmig, eingerückt. — Beim Grvßbcrzoglhiim Hessen schied der Minisiertalralh Müller aus. wodurch diese» statt vier jetzt nur drei stellvertretende Mitglieder beim BundeSrath hat. — Lübeck hatte während der Krankheit seine» ordent liche» Bevollmächtigten, de- Minister-Residenten Ilr Krüger, die Senalore» llr. Meier und BerSma»» zu Stellvertretern neben dem ständige» Mitglied« Or Klügma»» bestellt. Nach dem Dr. Krüger genese» und seine AmtSgeschäste wieder hat übernehme» könne», sind erstere beide» ihre» Amte» als stell vertretende Bevollmächtigte Lübecks entbunden worden * Der Reichskanzler Fürst von BiSmarck hat, dcr „N. Pr. Ztg." zufolge, an den Pfarrer von Ranke nach 'lehendeS Beileidsschreiben gerichtet: . Fried ri cbü r u b. d^i 27. Mai 1886. Euer Hochehrwürden und Ihre» Herr» Bruder bitte ick, den herzlichen Ausdruck meiner aufrichtige» Theilnahme an dem schweren Verluste entgegen z» nehme», welcher Sie und mit Ihnen da» ganze Vaterland bet ross. :, hat. Ich bin mit Ihrem Herrn Vater aus» Innigste ver bunden gewesen durch die Ücbcreiiistimmuna der politischen Gesinnungen und durch mehr als vierzigjährige, von flels gleichem Wohlwollen für mich und gleicher Liebenswürdigkeit des Verewigten getragene, persönliche Beziehungen. Ich empfinde daher besonder« schmerzlich die Lücke, welche sein Ausscheiden nicht nur in meinem politischen, sondern auch >» meinem engeren persönlichen Gesichtskreise hintcrläßt. Durch meine Abwcsenlieit an unmittelbarer Belhätigung mcincr Theilnahme verhindert, bitte ich Sie, inmitten der Kund gcbungen der Trauer, mit denen die ganze gebildete Well Ihnen in diesen Tagen nahe tritt, den Ausdruck vcr dank baren Erinnerung sreundlich entgegen zu nehme», welche für mich, so lange ich lebe, mit dem Andcnkcii an Ihre» Herrn Vater verbunden ist. von BiSmarck." * Die Antwort Ti» za'S aus die Interpellation Ugron wegen der Straßcnbemo»stratioi,en und die Haltung des General» Ja »Ski in Pest hat einen Widerhall »» öster reichischen Herrenhause gefunden. Tort hat Gras Bclcredi dir Angelegenheit in einer Art erwähnt, welche allgemein als ein Protest gegen die Haltung und Aeußerunaen Tirza'S in der Hentzi-, bez. Jc»iöki-Afsc»re ausgcsaßl wird und in parlamentarischen Kreisen große» Aussehen erregt. Gras Bclcredi betonte am Freitag bei Bcrathung deS Land- siurmgesetzeS die Nothwendigkeit einer kräftigen Armee im Interesse der Erhaltung de» Friede»-; für diese» Zweck sei kein Opfer zu groß, doch werten die Opfer ihre» Zweck nur dann erfüllen. wenn jener Geist der Armee rein erhalte» bleibt, welcher in der gemeinsamen Pflichterfüllung für Kaiser und Reich daS höchste Ziel erblickt. Unsere Bevölkerung, schließt der Redner, hat schon so viele Beweise ihrer Opfer- bercitschast gegeben, daß ich überzeugt bin, man braucht sie nur ihren eigenen Impulsen folgen zu lassen und sic wird zum richtigen patriotische» Verständnisse de« Gesetzes gelangen. Eine Zier diese» Hause«, eine Zier jede» österreichische» Patrioten ist r», unsere Armee bvchzu- acbten, als Bollwerk gegen Feinde von außen, al« leben»- volle Pflegestätte de» lebendigen Reichssinne«. ES ist aber auch die Zier deS Hause». die Zier jede» österrei- chischcn Patrioten, nie zu vergessen, daß der Geist, welcher diesen großen Arineekvrper durchweht, der Geist der gemein same» Ehre, dcr gemeinsamen Pflege der Kaisertreue, daß dieser Geist eS ist. welcher dem Bollwerke seinen Werth, dem Geiiieiiisinne seine befruchtende Kraft verleiht, daß er e» ist, welcher in der treuen und pietätvollen Erinnerung an de» Opscrlod der Helden seinen edelsten Ausdruck findet. (Stür mischer Beifall und Händcklatschen.) DaS sind die festen Klammern, welche jene» mächtige Gefüge Zusammenhalten Ich möchte mit jenem StaatSmanne sagen: Es ist mehr als ein Fehler, eS ist ein Verbrechen, diese Klammern zu lockern. (Bravo!) Alle Gaben der Gesetze, deS Budget», die man der Armee entgegenbringt, mögen diese noch so willig und reichlich geschehen, sind nutzlos gebracht, ja werde» reine Per- schwcnvung, wenn man den milltairische» Geist nicht vor Er schütterung bewahrt (Bravo!), wenn man nicht mit dem Zartsinnc der eckte» Vaterlandsliebe denselben hege» und schützen würde. (Bravo!) Hohes Hc»:S! In diese», Sinne, zugleich al- Huldigung für Le» edlen Geist der Armee bitte ich, den Gesetzentwurf anzuilchme». (Stürmischer Beifall und Haiiteklalschcn.) * Die Einjährig-Freiwilligen in Oesterreich- Ungarn beschäftigen dort insofern bereits seit längerer Zeit die leitenden mitilairischen Kreise, als die Resultate, welche bei der Ausbilbung derselben, namentlich in den letzten Jahren, erzielt worben sind, sich >m Ganzen, qualitativ und quanliiativ, al« ungenügend erwiese» baden. A„S dieser Veranlassung tagt gegenwärtig im RcichS-KriegSmiliistcriui» zu Wien eine Commission, um darüber zu bcralbc» und Beschlüsse zu fassen, aus welche Weise die Ausbildung ter Eiiijäl'rig-Freiwillige» den Aiisortcruiigen deS praktischen Dienstes cnttprcchenler ge staltet werden könnte und welche Maßregeln zu ergreife» wären, um daS Streben nach Erlangung dcr N.seive- LsficierS-Charge lebhafter und erfolgreicher zu gestalten. * lieber den »euen sirbenbürgischen Sachsengrase,' wird der (Wiener) »Deutschen Wochenschrift" auS Pest ge- schrieben: Am 16. April b. I. ist der Obergespan I)r. M. v. Bien» er- berg in Herniannstadt gestorben und damit auch die Stelle enuS Vorsitzende» der sächsischen Universität erledigt, der nach dein Gesetz den Titel eincS ComcS der Sachsen sührt. Es ist citläc- lich, wenn an die Vcsctzung dieser Stelle sich niaimigsache Erwar tungen knüpfe». Bisher hat die Regierung aus diesen Prüen nie Männer gesetzt, die der Sache gewachsen waren. Von Wächter wollen wir natürlich nicht rede», da» war ein Mißgriff, der nie wieder gut gemacht werden kan». Aber auch Brenncrberg ist der Sache nicht gewachsen gewesen. Was nolhthut, da» ist an dns Stelle ein Mann, welcher der Regicruna die Sachcn und V .all- nisse so darstellt, wie sic wirklich sind. Wer die politische Lage der Dinge in Siebenbürgen in Betracht zieht, der mnst ge. stel.en, daß dort der unselige nationale Hader lediglich oder doch vorwiegend dadurch so hoch ins Kraut geschossen ist, daß die i»a ',ya>ijche Gesellichas». Presse u. s. s. sich Alles erlaube» zu länneu glauben gegen die Nichtmagharcn. Es müßten aus die ObergrspanS- stellen lauter Männer gesetzt werden, die in der Lage wärcn, dieiein chauvinistiichc» Treiben Halt zu gebieten, die selbst aus dem Bode» vollster »esetzeSachluiig stehend, de» Muth hätten, der Regier»», in jedem einzelnen Fall zu sage», wen» ihre Uebcrgriffe der Durcl,- sührung und der Verbreitung des ungarischen StaatsgedaukcuS im Wege stehen. Denn so und nicht ander- liegt die Sach«. Der größte Feind dessen, daß der KtaatSgrdanke allmällg an Boden gewinne, ist in Siebenbürgen je" e chauvinistische Menie, die Alle- vom Standpunklc des Magyari muS statt de- Staates beurtheilt. Der Ernennung de» HennonnsiüLter ObergcspanS wohnt aber auch noch eine andere Bedeutung bei. WaS den Frieden zwischen de» Sachsen und der Regierung bisher gehindert bat, da- ist die Regierung gewesen, die ihre Organe über da» Gesetz hinaus sort-, während die Sachsen mißhandeln ließ: in dce Sprachensrage, i» der Schulangklegrnheit, überall. Ernennt die Regierung einen Mann, der in iächsÜchen Kreisen keine Sympathien besitzt, so bars man sich nicht wundern, wenn eine solche Ernennung als das un trügliche Kennzeichen dafür ausgesaßl wurde, daß aus dem Wege der Gesktzesmißachtung weiter gegangen werden wolle, daß dann auss Neue der unzwoselhaste Beweis geliefert wäre, daß die Regierung,
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