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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-27
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1886
- Autor
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3708 Universität. L. VL. Leipzig. 26. Iuiu. Eine Ehrendoktor» Promotion in der mevicinilchen Facultät gehört zu den selteneren Vorkommnissen a» unserer Universität. Um so mehr sällt diese Auszeichnung in« Gewicht. Diesmal ward deren der langjährige hiesige königliche BezirkSthierarzt bei der AwtShauptmannschast und bei dem Rathe unserer Stadt. Herr Friedrich Albert Prietsch, Ritter de- königl. sächs. AlbrechtSorden«. theilhast. Da- betreffende Diplom rühmt vr. Prietsch, weil er während eines längeren Zeiträume« seine- Amte« mit inusierhastem Eifer gewartet und allezeit eine große Geschicklichkeit und Erfahrung an den Tag gelegt, dann aber auch den Universitäts-Instituten sich vielfach nütz lich gemacht habe, und zwar durch Borbereitung und gefällige Mittheilung eines reichen Beobachtung--, Vergleichung-» und Untersuchung-materiale-. Durch da- Alle- habe er sich auch al- eia strebsamer und umsichtiger Jünger Ae-culap- er wiesen und um die leidende Menschheit verdient gemacht. Die Vertreter und die Fachpresse der Beterinärwissenschaft nahmen die von der medicinischen Fakultät auf diese Weise einem Belerinärarzte gespendete Anerkennung mit großer Freude und Befriedigung aus. Die .Rundschau aus dem Gebiete der Thiermevicin und vergleichenden Pathologie unter Berücksichtigung de- gesammten Beleriiiär-Medicinalwesrn-" beglückwünscht z. B. den neuen Doctor in ihrer Nummer 2l ans- Freudigste und setzt hinzu: „Ist doch nicht allein die Person de- Ausgezeichneten, sonder» nicht minder der thier- ärztliche Stand geehrt worden, wenn einem Angehörigen des selben wegen seiner dauernden Förderung der medicinischen Forschung die höchste akademische Würde ehrenhalber seilen der zweitgrößten Universität de» deutschen Reiche- verliehen wird. Die medicinische Facultät in Leipzig, der zur Zeit die Prosessoren Boehm. B>rch-Hirschseld. Braune. Cocciu-, Errdb, Flechsig, Ln«, Hosmann, Ludwig, Thiersch und Wagner an- gebvrcn, hat schon bei mehreren Gelegenheiten Anlaß ge nommen, ihrer Anerkennung der veterinär-medicinischen Wissen schaft und deren Leistungen für die gesammke Medici« Ausdruck zu verleihen . . . Mag da« verdienstvolle Bor geben der Leipziger Universität dazu beitragen, auch an anderen Orte» der Veterinär-Medicin immer mehr An erkennung an Stelle vo» Vorurtbeil und Unkenntniß zu ver schaffen". Soweit vr. G. Schneidemühl. Unter den zahlreichen anderen Kundgebungen der Genug- thuung, welche Vr. Prietsch aus diesem im engeren Kreise rasch bekannt geworbenen Anlasse erfuhr, hebt sich von selbst ein Schreiben der königlich sächsischen Commission für da- Veterinärwesen in Dresden, unter deren Direction die königliche Thierarzneischule sich bcsindet, hervor. In dem selben beißt e«: „Mit Ihnen sieht die Commission diese persönliche Aus zeichnung gleichzeitig als den Ausdruck der Wsrtbschätzung an, welche die LandcS-Uuiversität der tbierärztlichen Wissenschaft zu Theil werden läßt. Die mekicmische Facultät der Universität Leipzig hat durch Ihre Ernennung zun, Doctor der Medicin aus« Neue bekundet, daß sie die Bclermär-Medicin al- einen integrirenken Theil der gesammten Heilivissenschast aufsaßt und hochschätzt. Eine solche Anssassung wird aber nicht ver fehlen, der tierärztlichen Wisienschasl im Allgemeinen und dem tierärztlichen Stande in Sachsen im Besonderen zu Gute zu kommen." Tie- Schreiben trägt die Unterschrift de- Medicinalrath- Pros. Dr. plill. Lei sc ring. BezirkSthierarzt Dr. nwck. Prietsch ist bereit- <0 Jahre im Berufe thälig. Geboren zu SandcrSleben in Anhalt- Dessau. aus dem Gymnasium zu Dessau gebildet, bezog er in den vierziger Jahren die königliche Thierarzneischule in Dresden und machte an derselben >m Jahre 1846 sein Examen unter dem verstorbene» Karl Gottlob Prinz. Nachdem er in Leipzig bei Karl Ferdinand Julius Gebhardt aus der Berliner Straße längere Zeit samulirt hatte, wurde er 1857 als königlicher Bezukskhiercirzl *) angestellt, konnte also 1882 sein silberne« AinlS>nhlläuui feiern, erfreut durch Huldigungen au- der Cvllcgenwelt vo» ganz Deutschland. Die neueste Auszeichnung beglückte ihn aber vor allen anderen, je un erwarteter sie ihm kam. Hier sei schließlich noch erwähnt, daß BezirkStbieratzt Dr. Priclsck unsere- Wissen- einer von denjenigen Männern war, welche am S. Mai 1875 den Leipziger Tkierschutzverein gründeten und daß. er diesem Vereine seitdem unausgesetzt mit Eifer angehört hat. *) Dle tbierärztlichen Bezirke fallen mit den amtShauptmann- Ichaillichen Bezirken zuimumen. Pie von Leipzig und Chemnitz schließ-,, die Stadt mn ein. Anders ist es beim Dresdner, welcher einen b.sondercn Bezirk sür sich bildet, außer dem amtShauptmann- schastlichen. Kunst-Verein. Sonntag, den 27 Juni. Ausgestellt sind: 1) 4 Aquarelle (Illustrationen zu Tante'S Dwina Comedia) von Joseph Anton Koch; 2) 27 Aquarelle von A. Giallina (An sichten von Athen, Korfu, Konstautinopel und Venedig); !t) 2 Oclqemäldc: „Lastet die Kindlein zu mir kommen" von Fritz v Ul'dc, „Im Innern der MarcnSkirche in Venedig" von B. v. Ha gn in Venedig; 4) 5 plastische Werke: Marmor- brunuen von Adolf Hildebrand, eine Bronce-Gruppe („Herme mit Bacchantin") und eine Bronce-Statuette (. Wer kaust Liebesgötter?") von August Sommer in Rom, eine Gruppe in G>ps („Pa» mit Nnmphe-) von E. Huber in Dresden und eme Marmorsigur („Mädchen am Bach") von I Pollak; 5) eine Auswahl von Rabirungcn W. Unger'S nach Gemalt«» de« Wiener Museum« und eine Au-wahl Braun' cher Photographien nach Gemälden deS Dresdner Museums. Stand« seine Vorbereitungen auS wisienschastlichen Necken sehr w»hl zu bewirken. Lhac-klcristisch sür viel» Leitfäden sei die gute «u-ftattuug. besonder« auch durch Abbildungen, in welche» die Liebeu'schra Bücher saft alle andern überträsen. Im Hinblick aus eine lange Reihe Bücher von: "wick, Polack, Pokornh, vr Leonhardi, Weber, Jnage und Dr. Kieseling. . salz wurde daraus auswerksam gemacht, daß der Vergleichung, sowie dem versuch uud der Beobachtung jetzt mehr zu idrem Recht« ver- holsea werde, »hur welche da« Ziel de« naturgeschichtlicheu Unter richte« nicht zu erreichen sei. Im Anschluß an diese Aa«eiaaader- setzungen wurde da« Haudmikroskop tu der Lolk«schule uicht al« zweckmäßige« Lehrmittel erkannt und dafür da« Sou neu Mikroskop warm empsohleu. Wetter wurde auch betont, daß man sich de» er« strebea-werihen Zielen de« naturgeschichtliche» Unterricht«: Arfthe- tische und sinnige Raturbetrachtuug mehr »ud mehr nähere, daß man sich aber vor einer vageu und verschwommene» Naturbetrachtuag zu hüten Hab«. Al« wifsenschastliche Werke, dir zugleich einer poetische» Naturaussassuag huldige», empfahl der Redaer: Brehm, Roßmißler, Bebr. Müller, Lasche», bserg, Osterwald u A. Au« dem Bestreben, de« Gesammt- lebeu der Thier« und Pklanzea eia« ringeheud« Berücksichtigung zu schenke», sind die Werke entstanden: Der Dorsteich alt Lebe»«- gemeiuschast von Junge und methodische« Handbuch der Natnr- »«schichte vo» vr. Kießling uud Pfalz, welch« beide eiaen methodischen Fortschritt bekunde». Da« letztere Buch schlägt insoferu riuea neue. Weg et», al« e« die Raturgeschicht«-Lectioue» vo» einem einheitliche», leitenden Hauptgedanke» deherrsche» läßt. Diese Idee verdieut volle Anerkenn»»» wie auch di« Au-führau- nicht immer ohne alle Gefahre» geschehe» kaun. Daß e« de» Verfassern nicht aeluugea ist, viele solcher Hauptgeda»keu zu finden, die werth find, da« Ganz« der Uuterredung zu beherrsche», daß die zu Trägern de« Ganzen gemachten Sätze nicht selten seltsam« logische Berknüpsuugen und eigeathümltche sprachlich« Formulirungen ausweiseu, wurde an Beispielen au«sührlich dargethaa. Am Schluß sprach der Redaer den Wunsch au«, daß sei» Vortrag ei»e erueute Anregung zum Nachdenken über eine» Unterrichi-gegenstand gewesen sein möge, der einer vorzügliche» Bearbeitung nicht blo« fähig, sondern auch werth sei. Da aus diese» äußerst interessanten Vortrag eiue Debatte »tcht folgte, so wurde die Sitzung »och vor 10 Uhr geschlossen. Zoologischer Garte«. Zu den bevorzugten Lieblingen de- Publicum- zählen, wie wohl in allen zoologischen Gärten, so auch in dem unserer Stadt die Bären, und ist e- nächst dem Affenhaus» der Bärenzwinger, vor welchem sich an schönen Tagen eine dicht« gedrängte Menge von Schaulustigen zosammenfindet. Der ,m vergangenen Jahre durch den Tod ziemlich gelichtete Bärenbestanv ist nunmehr in ausgiebigster Weise wreder er setzt worden. Der mächtige männliche braune Bär, welcher am 11. Oktober v I, wie unseren Lesern vielleicht noch erinnerlich sein wird, seine jüngere und schwächere Gattin in grausamer Weise umbrachte, hat seit einigen Monaten eine neue, ihm an Kräften und sonst in jeder Hinsicht ge wachsene Ehehälfte erhalten, velche ihm gleich in den ersten Tagen den Standpunkt klar machte, und ihn hierdurch zu einem geziemenderen Benehmen zu bestimmen wußte, welche« in der letzten Zeit sich sogar zu Zärtlichkeiten verstieg. Im Mittelbau de- Zwingers haust die seit ihrer Ankunft im August vorigen Jahre- mächtig gewachsene ,. G u st e ", der weibliche Baribal der Insulanerriege, und Nachfolgerin de- in seinen besten Jahren dahin- aeschiedenen .August-. Den Nordflügel bewohnt da« jugend liche Ei-bäreapaa- welche- bei seinem Eintreffen im Garten eine geradezu hoffWia-lo-schmuzige Farbe seine« Haarkleid«» aufwie», nunmehr aber. Dank den fleißigen Waschungen, welche die Thiere mit sich vornehmen, im reinsten Kleide der Unschuld erstrahlt. Der von Herrn E. Rädel in Indien dem Garten geschenkte Malaienbär ist ansehnlich gewachsen; er bewohnt den früheren Hyänenzwinger an der Rückseite dc« Mustkpavillon«. — Der Thierbestand wurde im Laufe der letzten Zeit durch die Geburt eine- Damhirsche- und eines Evelhlrsche« bereichert, sowie dadurch, daß Herr Buch- druckereibesitzcr Klinkhardt Hierselbst dem Garten vier junge Dachse schenkweise überließ. Die überaus muntern und lebhaften Thiere. welche, ganz im Gegensätze zu den aller meisten andern ihrer Artgenossen, amh tag-über wach sind, befinden sich in einem der Seitenkästge de- kleinen Bären zwinger» Nr. 23. Am heutigen Sonnlag findet von 4 Uhr ab große- Gartenconcert von der Büchner'schen Capelle statt; in der Rollschuhbahn concertirt von 3 Uhr Nachmittag- bi« Abend- die Capelle de« Herrn Musikdirektor Beier. Nachtrag. Verein Leipziger Lehrer. 7r Leipzig, 26, Juni. Die Sitzung, welche der Verein- Leipziger Lehrer gestern im Trictschler'schen Saale abhielt, war ziemlich zahlreich besuch! und wurde vom 2, Vorsitzenden Herrn Hugo Weber mil einigen gcscbäsllichcn Millheilungen und mit Be grußung der Gästc, unlcr welche» sich Herr Direktor Rudolph auS Chemnitz beiand, erössnct. De» Vortrag hielt Herr Direktor Schmidt über da« Thema: Blicke in die neuere natur- historische Volkssch »l-Literatur. Im 1. Theile gab der Redner eine» Beitrag zur Geschichte deS Plagiats, und zur pädo- gogischen Bücherschreiherei, die satt zu einer Krankheit geworden ist Für die in neuerer Zeit so ost bemerkbare Erscheinung, daß ein Autor-ober auch Pseudo ,'lutor al- sei» eigner Plagiator »gstebt. wird u. A. aus die Svrockbosj'ichen Arbeiten hiiigewiesen. welche nach dem Gruubsgp gemacht cu sem scheinen: „Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwinge», W > Viele- bringt, wird Mouche» Etwa- bringen." Die große lleberr-iusti um ine der Spiocklwff'jchcn Bücher wird an 2 k e iien antbrovologisch a H sich n »achieivicse», und ebenso wurde klar dargelegt die große Foiiiilienälmlichkeit zwischen der Dr. Bä »itz'ichrn CH »ne und Dr, Arendt'- Leh buch der llbemie, dessen sür dg- gaine Werk charakteristischer Lebrgang, so wie besten Material Banitz so stark benutzt habe, daß eo bart an die Grenze des Nach druck- »reise. Dr. Arendt lei »cuerding- in die geradezu erstaun- I ch: Lage gekommen, den Wcrlh d:- ihm zum Theil entsremdeie» Eigkiiihuni- dem Cntsreiiider gegenüber vertdeidigen zu müssen, und verdächtig! worden, a!S sei er der gewiniisüchtige Nachahmer seiae- AbschrcidcrS. Am Schlüsse de- ersten TheileS erinnerte der Redner daran, daß der literarische Anstand auch unter Schulmännern gar sehr der Erneuerung bedürfe, und warnte dann vor der industriöi'c» Bücher- schreiberei und vor kritikloser Annahme emviohlner Bücher. An- Herz zu lege« sei de» Recensenten. sich durch den Basili-kciibl ck der Büchertitel und den mitgegebenen Palhenbriese seiner hohe» Autoren nicht be irren zu lasten, souderu streng zu prüfen und die Spreu vom Weizen zu sondern. Im 2 Tbeile seine- Vortrages ging der Redner energisch gegen da- Leiisäden-Unwesen »er. d«S besonder- seit dem Erscheinen der allgemeinen Bestimmungen in iPreußen vom Jahre 1872 in große Blütde gekommen ist. Eine srischc. freudige Bewegung, ein unmittelbare« Geben und Nehmen sei im Unterricht nur möglich ohne >ene Zwang-iacken und Gängelbänder. Der llnsähtgr könne au- skrleltarttgeu Auszüge» utchl« mache» uud der Fähig« sei tm * Leipzig, 26. Juni. Zu unserer größten Freude er fahren wir au- zuverlässigster Quelle, daß die in allen Kreisen unserer Bürgerschaft mit tiefem Bedauern ausgenommene Nachricht von der Uebersiedlung de- Herrn Geh. Hosrath Professor vr. Wach nach Berlin sich nicht bewahrheitet. Die allerbing« sehr drohende Gefahr de« großen Verluste- sür Universität und Stadt ist zur Zeit glücklich beseitigt. * Leipzig, 26. Juni. Während der Dauer der Ge- richt-ferien wird bei dem hiesigen königlichen Land- aericht die Vertheilung der Geschäfte in folgender Weise statlfinden. Für die zu erledigenden civilrechtlichen Sachen wird eine Ferien-Civilkammer errichtet, und zwar in der ersten Hälfte der Ferien unter dem Präsidium de« Herrn Landgerichls-Director Schmidt» in der zweiten unter dem Präsidium de- Herrn Landgericht-- Direktor Pomsel; der Ferienkaminer für Handelssachen präsibiren in der ersten Hälfte Herr Landgericht--Di rektor Schreker; in der zweiten Hälfte die Herren Land- gerichtS-Directoren vr. Hagen uod Kuttnrr. Die Ferien Strafkammer erhält die Geschäfte der Strafkammer I und IV zugetheilt und präsibiren dieselben in der ersten Hälfte Herr LandgerichtS-Director Bartsch, in der zweiten Hälfte Herr Landgerichl--Direclor Gensel. Die Ferien« Strafkammer v. umfaßt die Geschäfte der Strafkammern II und Hl und präsibiren derselben in der ersten Hälfte Herr LandqerichtS-Director Justizrath v. Bose, in der zweite» Hälfte Herr Landgericht-rath Lehmann, während endlich die Ferien-Strafkammer 6. den Geschäsl-krci- der Ferien-Straskawnier V — Berufungs-Instanz — umfaßt und in der ersten Hälfte Herr Landgencht-«Director Pusch, in der zweiten aber Herr Landgerichl«rath Siegel präsidirt. L.>VK. Leipzig. 26. Juni. Heute Nachmittag wurden die irdischen Ueberreste de« Stadtrath» Herm-dorf zur Ruhe gedcltck. Ein großer Conduct bewegte sich in der iünsten Stunde durch lue Wiesen- und Wesistraße, um die Promenade nach dem Tbonbergsriedbose. Al» derselbe bei der Halle der letzteren NekropoliS Halt machte, zählte die Wagcnreihe an die zwanzig Equipagen und andere Trauerwagen. In der Halle, welche mit Orangerie prächtig geschmückt war. sprach am Sarkophage Archidiakonu» zu St. Nicolai, vr. tkool Gräsr über den Heimgegangenen müden Pilger und treu- verdienten Bürger, sein wackere» Wirken hinieden, seinen edlen freundlichen und friedlichen Charakter, seine vielseitige Bit düng, seine Verdienste um die Vaterstadt und deren Wohl fahrt und Sicherheit, erworben während der sünf Jahr zehnte. seitdem er hier Bürger geworden. Nach dem Geistlichen nahm -ein Logenbruder da- Wort zu einem recht sinnigen Lebewohl. Der Loge „Apollo" halte der Verklärte dolle vier Jahrzehnte mit treuer Hingabe an die l'umaiien, religiös-sittlichen Aufgaben der Bereinigung an- gcbört. Universitäts-Quästor Beer ries dem Entschlafenen dafür den Dank der Brüder in die Ewigkeit, in den Osten »ach. wo die Binde von den Augen fallen und der Heim gegangene an der Quelle dr- Lichtes sieben werde. — Gesang eröffnet« und beschloß die erlesene Trauerseier in der Halle Dann begab sich die Trauerversammlung, dem ausgebahrten Sarge folgend, nach der in der ersten Abtbeiluog deS Friedhofs desindlichen Platzmann-Wtnckler'schen Familien grusl, wo uuter Gebet und Segensspruch des Geistlichen und schönem Scblußgrsang de« Funera'.chorrs die Einsenkunq in die von üppiger Vegetation umrankt« gemeinsame Grabstätte erfolgte. In der Trauervcrsammlung Ware» außer dem zahl reichen Bermandlenkreise frühere und jetzige Mitglieder drs Stadtrath« und de« Polizeiaml« vertreten, auch Subalterne au» älterer und neuerer Zeit recht zahlreich zu bemerken. * Leipzig, 26. Juni. Der Bau des neueu Gebäudes ür da« katholische Gefellenhau« in der Wiesensiraße st bereit« soweit gefördert, daß der 5. September at« Termin ür die Einweihuog desselben festgesetzt werdeu konnte. Die Räumlichkeiten machen eineu sehr angenehmen und freund lichen Eindruck und der versammluog«saal hat trotz der Be engung auf dem Hofgrundstücke eine ziemliche Größe erhalte«. Bei der ganzen Anlage ist auch auf die geselligen Unter- »altungen der Mitglieder de« Verein« Rücksicht genommen, o daß dieselben ihre Vergnügungen nicht außerhalb de< Verein« werden zu suchen haben. * Leipzig, 2«. Juni. In Betreff der Berliner AuS- lellnng fllr 1888 bringt heute die „Nat.-Ztg." folgende Meldung: Die günstigen Aussicht«», welche bither der Antrag der Reich«, regier»»» auf Bewilligung vo» 3 Millionen Mark al« Reichsbeitrag ür di« deutsche Jaduftrie-Ausftelluug zu Berli» 1888 «tte, fiud, so schreibt man aus, leider getrübt. A» das Reich-amt des Jauern sind tu rascher Folge während der letzte« Tage ei», dringlich« Gegenvorstellung«» ergangen. so Vau eiaer Aatzahl rheinisch-westfälischer Groß-Industrieller; ebeuso habe» sich die -andelskammera des KSuigreich« Sachse» dagegen erklärt, und «aruach ist zu erwarten, daß der sächsische Bevollmächtigte dagegen ttmmea wird; auch au- vager» kommen mehr Stimmen dagegen al- dasür, uud tu Württemberg wird die Stimmung all mindestens lau geichtldert. Uuter solchen Umständen ist ei» ablehneude« Votum de« Bunde-rathe- nicht ou-aeschl»ssea. und ein solche- würde das justai,bekommen des Unternehme»« jedenfalls vereiteln. Da« Lamento, welche« die „Nat.-Zeita." an vorstehende Miltheilung knüpft, ist nach unserem DMrhalten grundlos. Die Behauptung, die Franzosen würden au- dem Nichtzu- iandekommen der Berliner Au-stellung großen vorthril für hre „Weltausstellung" im Jahre 188V ziehen, ist nicht ernst haft zu nehmen. E« steht schon jetzt ziemlich fest, daß an dem Pariser Au-stellung-unteruehmen, da- den Hauptzweck ver- olgt, zur Verherrlichung der 178ver Revolution zu dienen, außer Deutschlaud auch auder« große Länder sich uicht be theiligen werden. * Leipzig, 26. Juni. Liner früheren Einladung folgend, unternahm eine Anzahl Mitglieder de- Leipziger Lehrer- Verein» am Nachmittage de» Johanni«tage« einen Ausflug mit Omnibus nach dem in der Provinz Sachsen etwa drei Stunden von Leipzig an der Chaussee nach Düben gelegenen Dörfchen Crostitz, um hier die große Dampfbrauerei, die Quelle de« bekannte» „Erostitzers", zu besichtigen. In liebrn-- würdiger Weise übernahmen Herr Oberländer, der Mitbesitzer de- Etablissement«, und Herr Braumeister Hase die Führung der Besucher, und mit großem Interesse nahmen dieselben von den au«gezeichneten Einrichtungen, den Be triebsmitteln und den ausgedehnten Räumlichkeiten, ins besondere den gewaltigen Kellereien, der Brauerei, wo in Riesensässern „der Stoff" ausbewabrt wird. Kenntniß. An die Besichtigung der Brauerei schloß sich ein Ruudgang durch die Oekonomiegebäud« de- Rittergut«- Crostitz. wo der „Rinder breitgestirnte, glatte Echaaren", zur Mast bestimmt, weite Ställe füllten. Mehrere Stunden weilten hieraus die freund lichen Führer im nahen schmucken Gasthause in der Mitte ihrer Gäste, und unter heiteren Gesprächen und launigen Ansprachen eilte die Zeit schnell dodin, bi- der Abend zum Aufbruch mahnte. Den Erosiitzer Herren, sowie Herrn Hinze, der die Vorbereitungen zu der so schön verlaufenen und auch vom Wetter begünstigten Partie zu treffen hatte, gebührt der wärmste Dank de- Verein«. — Am Mittwoch, den 30. d. Mt«., Nachmittag- 2 Uhr, wird im Krystall-Palast vom Frvbel-Verein und vom Vereine sür Volk-kindergärten da- Sommersest sür die Zöglinge der Kindergärten beider Vereine abgehalten. Außer den Kindergarlenspielen soll diesmal eine Ausstellung von BeschästigungSmitteln deS Kindergarten« staNfinde». während die Pausen durch Eoncertmusik der Büchner'schcu Capelle auS- gefüllt werden. Eine ganz besondere Freude aber wird den Kindern dadurch bereitet werben, daß der Direktor der ameri kanischen Däumlinge Mr. Flhen in bereitwilliger und un eigennütziger Weise da» bekannte Däumlingspärchen, die kleinsten Leute der Welt in ihre» prächtig ausgestalteten Miniutunragen mit Zwergpserdchen bespannt, den Kindern im Garten vorsühren wird. E« dürsle in Folge dieser Ver anstaltungen der Besuch auch seiten- der Erwachsenen ein reger werden und verweisen wir im Uebrigen aus ein demnächst er- scheinende« Inserat. — Da- in Au»sicht genommene Gastspiel de- Herrn Josef Koing kann nicht statlfinden, da derselbe laut der Direction eingesandten ärztlichen Zeugnisse- so angegriffen ist, daß er vor Ablauf von 2 Monaten nicht daran denken darf, seiner künstlerischen Thätigkeit obzuliege». Für den 70. Geburt-tag Gustav Frrhtag'S wird dessen Lustspiel: „Aus der Brautsahrt" ober „Kunz von der Rosen" vorbereitet. Ferner kommt demnächst Kneisel'S neueste« Lust spiel: „Die große Unbekannte" hier zur Aussübrung Milte Juli wird die bekannte Opcrettcndiva. Fräulein Sophie Königs hier gastiren und werden sür dieses Gast spiel u. A die Operette .Blaubart- (von I. Offenbacb sowie die Posse: „Drei Paar Schuhe" (Musik vo» Millöcker, neu einstudirt. — Da» Gastspiel de» Herrn C. Sontag bringt sür die Sonntag-Vorstellung im Allen Theater ein reichhaltige- amüsante- Repertoir, nämlich die 5 Einacter „Wenn Frauen weinen", „Frauenemanicipation", „Eni Knopf" „Sie weint", „Der Topfgucker oder Er mengt sich in Alle»" Am Montag wird im Neuen Hause aus viclseiligeS Ver langen zum 4. Male „Der Schwiegervater au» Sachsen" und „Dir wie mir" mit Herrn Carl Sonlag al» Gast wiederholt — Heute, Sonntag, beginnt daS Abonnement-Concert r/,8 Uhr im Krystall-Palast. Bei dem jetzt berrschenden warmen Weller ist der Aufenthall in den Gärten de« Krystall-Palaste- ein äußerst angenehmer und dürste sich da» Etablissement auch heute eine- regen Besuche- zu erfreuen haben. Ein Besuch dcS Däumling-Ehepaare-: General Mite und Frau, die ihre Vorstellungen Nachmiltag- und Abend« im rothen Saale geben, sei den Lesern besten» empfohlen Schon am DonnerSlag finden die letzten Vorstellungen der selben statt. Dieselben gehen von hier nach Nürnberg. — Der durch sein letzte» Gala-Bclocipedsest noch im guten Andenken stehende hiesige Radfahrer-Club bat sür Sonn tag, den 11. Juli, eine große Concurrenz im Kunst- und Quadrille-Fahren, offen sür deutsche Radfahrer, aus geschrieben und wird dieselbe in de» Räume» de« Krhstall- palaste» zum AuStrag kommen. Die bi» jetzt ringegangenen Meldungen versprechen eine zahlreiche Betheiligung. ) Leipzig, 26. Juni. Am Gerichtswege hatte sich gestern Abend eine große Menschenmenge zusammengesunden, weil ein bedeutender Feuerschein au» dem Souterrain enieS dortigen Grundstücks berauSleucktete und man eine FeuerS- gesahr befürchtete. Es war aber keine Gefahr vorhanden, kenn der Feuerschein rührte von einer in dem sraqlichen Grund stück vorgenommenen Bleigußarbeit her. Die Reuduitzer Feuer wehr war bereit« alarmirt und an angeblichem Brandorle ein getroffen. — An der Ecke der Grimmaischen Straß« und Ve« Augustu«platzeS stieß gestern Nachmittag ein emspäanige« Postgeschirr mit einem zweispännigen mit Selter-Wasser flaschen beladenen Maßen zusammen, wobei erster«-Geschirr beide Gabelbäume einbüßte und außer Betrieb gestellt werden mußte. — Ja einem kaufmännischen Geschäft in der Poststraße hatte man seit einiger Zeit die Wahr nehmung gemacht, daß kleinere oder größere Geld beträge au- der Casse fehlten und de«halb am gestrigen Tage da- Geld gezeichnet, um den Dieb womöglich dadurch zu ermitteln. Da« Mittel schlug auch an, benn bei sofortiger Rachsorschnng, al- wieder Geld fehlt«, wurden gezeichnete Geldstücke bet dem dortige» Mar kt Helfer vorgesunde« »atz dieser al« der Dieb enllarvt. Er halte nach und nach,uj>t weniger al« 146 ^4 entwendet und kam vorläufig in Polizei- hast. — In vergangener Nacht tras mau am König-plaze »inen schwer betrunkenen Handarbeiter, welcher, zum Naschmarkt gebracht, im Besitze einer größeren Geld, umm« uud eiue- Derthpapiere« über 700 Rest eine« Lrbtheil«, war, und leichtsinniger Weise da« Geld mit sich herumschleppte. — Ja einem Grundstücke der ->ainstraße in dritter Etage gab es gestern Abend einen lsardineubraod, den ein Astermietber daselbst beim Cigarrenanzünden verwahrlost hatte. — In der Fleischer- gasse fand in vergangener Nacht eine ziemlich heftige S chlägrrei zwischen jungen Leute« statt, die beim Begegnen in Streit gerathrn waren und sich gegenseitig beleidigt baden ollte». Nicht weniger al- sieben THeilnehmer de« Excesse» wurden nach der Polizeiwache abgeführt. — Wir brachten ,» vorgestriger Nummer diese« Blatte« di« Notir, daß sich em lljähriger Knabe in polizeilicher Verwahrung befinde, der al-Herumtreiber ausgegriffen. lügenhafte Angaben gemacht »abe uov weder Wohnort der Eltern kenn«, noch wissen wolle, wo er in die Schule geh«, überhaupt hartnäckig icb« Au», kunsl verweigerte. Diese Notiz hat zur Entdeckung der Persönlichkeit de- Knaben geführt und ist in demselben em im hohen Grade zum Bagavondire« geneigte« Bürschchen au- Markranstädt, dessen Eiolieferung in die Besserung-anstalr Bräun-dorf bevorsteht, entlarvt worden. Sein Rücktransport nach Markranstädt wurde heute in- Werk gesetzt. — Lus einem Striumetzplatze in der Berliner Straße ver unglückte heute Morgen ein Steinmetzgehilse, Namen- Stör m an« Berg-Hausen, al- er damit beschäftigt war, einen etwa 8 Centner schweren Stein »ns eine» Hand- wagen sortzuschaffeu. Er hielt die Deichsel »ad ward plötzlich durch einen Anstoß de« Wagen- derarl zur Seit« aeschleudeit. daß er hinstürztr und ein Bein brach. Er mußte delhald a« Krankenhaus untergebracht werden. — Durch dir hiesige Polizei wurde heute vormittag eiu Barbier au-Krotoscbin aus Requisition der Staatsanwaltschaft in Posen wegen Betrug- verhaftet und au- seiner Wohuuug iu Neuschöne- seid abgrholt. * Leipzig, 28. Juni, von der vierten Strafkammer dr- hiesigen königl. Landgericht« wurden heute der- urtheilt: l) der Gesang-komiker Emil Otto August Riebe au- Land-berg wegen Vergehen- gegen tz. 175 de« R -Etr.- Ges.-B. und Uebertretung zu 8 Monaten Gesängniß und 2 Wochen Hast; 2) der Kürschner Max Primo au» Plolhe» wegen Rück-all-diebstahl- zu l Jahre, 3) der Kellner Friedrich Wilhelm Seidel au- Schmillensdorf wegen desselben Ber- aehen« zu l Jahr 6 Monaten, 4) die Dienstmagd Minim Luna Weber au« Geher wegen schwere» uud einfacheu Dieb stahl» zu 16 Monaten Gesängniß. — Gohli«, 25. Juni. Au- dem Jahres-Berichte de« Frauen-Hils«-Berein< zuGohli- aus die Jahre 1884 und 1885. An Unterstützungen wurden in den Jahren l884 und 1885 verabreicht: 7724 Pfund Brov, 955 Pjund Fleisch, 16St Liter Milch. 1167 Suppen, 161 Centner Koble», 2 wollene Windeln, 2 Käppchen, 1 Kissen mit Betttuch. Die Zahl der Mitglieder betrug am Schluffe de- Jahre- 1885: 156. Der Verein verlor mehrere Mitglieder durch Wegzug, einige leider auch durch den Tod. Unter den außerordentlichen Einnahmen ist mit herzlichem Danke der Ertrag der von der hiesigen Casinogesellschaft gütigst zum Besten de- Verein» Veranstaltet gewesenen theatralischen Abendunterhaltunq in der Höhe von 395.85 >ck »u verzeichnen. In der am 27. März 1884 statutengemäß abgeyaltenen Generalversammlung wurde von Herrn Pastor Itt-. S-ydel der Jahre«- und Rechnuug-berichl auf 1882 und 1883 erstattet. Die Rechnungen auf die Jahre l880 und 1881 sind von der f. A. ernannt gewesenen Commission geprüft und sür richtig befunden worden und wird die Frau Cassirerin demgemäß entlastet. Zur Prüfung der Rechnungen aus 1882 und 1883 werdeu die Dame» Fräulein Gensel, Frau Fritzsch und Frau Dießner eruaunt. Der Vorstand wurde in allen seinen Mitgliedern wiedergewählt. Au- dem- selbe» schieden durch Wegzug Frau Meißner, Frau Jaiper und Frau vr. Gallu« auS, denen sür ihre dem Vereine ge widmete treue Thätigkeit der herzliche Dank de« Vorstände- ausgesprochen wurde. An ihre Stelle traten Fräul. Gensel, Frau Elise Dienst und Fräul. Sophie Behrens. E» bestand demnach der Vorstand au- der Vorsitzenden Frau M. Löser, der stellvertr. Vorsitzenden Frau Professor Sehdrl, der Cassirerin Frau David, dem Schriftführer Herrn Pastor vr. Seydel. den Bezirk-Vorsteherinnen Frau Franke. Frau vr. Sallow. Frau Eantor Weber. Frau Emilie Weiße und den bereit- genannten, durcb Zuwahl in den Vorstand ein- getrelenen Damen. — Der BermögenSbestand laut Abschluß der Rechnung vom Jahre 1883 betrug 1l82 »ck t Im Jabrc 1884 betrug die Einnahme 1661 die Ausgabe 1642 -ck Hl mithin stellt sich der Cassen- und Ver mögensbestand aus 1146 -ck 66 ^k. Im Jahre 1885 betrug die Einnabme 1465 -ck 16 ^s, die Ausgabe 1065 -ck 69 ^ und der Cassen- und BermögenSbestand 1540 -ck 1 — Im Sommertbeater zu Plagwitz finden heute Sonntag wieder zwei Vorstellungen statt. Nachmittag 4 Uhr ist eine Vorstellung sür Kinder, die da- Märchen „Der ge stiefelte Kater" bringt. Abend- 8 Ukr wird die lange nicht gegebene Posse „Der Registrator aus Reisen", welche am Montag wiederholt wird, aufzesührt werden. Linden au. 25. Juni. Am Montag Abend wurde im „Deutschen Hause" vom „Comitä für Errichtung eine- KinderhorleS in Lindenau" ein Vortragsabend veran staltet, mit welchem zugleich eine Ausstellung der in der i-'eipzistkrSchülerwerk statt und einem Leipziger Knabe»- horte gefertigten Arbeiten verbunden war. Der langjäh rige Leiter de- 1. Knabenbortes in Leipzig, Herr Lebrer Heeger, der zugleich auch in liebenswürdiger Weise die Aus stellung ermöglicht hatte, sprach in längerer Rebe über „Zn-cck und Wesen de« Handfertigkeit-Unterrichte«". Er entrollte dann ein lebendige« Bild von dem Leben und Treiben in einem Leipziger Kinderhorte. Nach Schluß de- Schul unterricht« begeben sich die Knaben welche im Knabcn- borle ausgenommen sind, aus ihre Plätze uud kertigen unlcr Aussicht de« Lehrer- ihre Schularbeiten. Sind diese be endet, so schicken sich die Knaben an, die praktischen Ar beiten m Pappe. Holz und Metall aufzunchmen. Gegen 7 Uhr begeben sich dann die Knaben nach Hause. An freien Nachmittagen werden Spaziergänge unternommen, bei welchen Gelegenheit geboten wird» Arzneipflanze», Käfer und Schmetterlinge zu sammeln, welche Beschäftigung wohl auch durch Singen eine- munteren Liede- unterbrochen wird. Im Sommer wird anck unter Aussicht de« Lekrer- gebadet. Die vom Ralhe der Stadt Leipzig zur Verfügung gestellte Eisbahn bietet im Winter reiche Gelegenheit, kie Mu-keln der Knaben in stärken. — Der Vortragende kam hieraus auf die süddeutschen Kinderhorte, in denen die Zcil durch Spiel und Lectüre au-gesllllt werde, zu sprechen. Vor tragender gab aber den Einrichtungen der norddeutschen Kinder horte entschieden den Vorzug, weil selbige die Leclüre aur- schlvffen und außer Spiel auch den HandsertigkeilSuntcrrichl besonder« pflegen. Da- letztere s« auch naturgemäßer. Im Kind läge der Schaffen-trieb. der ja allerdings auch, wenn er nicht in richtige Bahnen gelenkt, iu Zerstvrung«lust auSarlcn könne. Der Gartenarbeit im Kinderhort sprach Redner sehr da« Wort. E» sei von großem erziehlichen Werth«, wenn die Kinder sich ihre Pflanzenbeete zurecht machen und junge Bäumchen selbst ziehen könnten. Dadurch würde den Kinder» Ge legenheit geboten, die allmähliche Entwickelung der Gewächse zu beobachten, wodurch entschieden derZerstöru»g-wuth. de-Baum frevel- Einhalt gethan würde, da die Kinder ja sehen und er fahren. wie mühsam es sei, Pflanzen und Bäume groß zu ziehen. Die praktische Arbeit wirke somit nicht blo« erziehlich aus die Kinder, sander« sei auch vo« socialpvlitischer Bedeutung — Der Vortrag wurde «it große» Interesse verfolgt, uud
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