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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-13
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1886
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402 ebenfalls den erste» Preis davon getragen: er behielt indessen den erste» P>e>» im Slabspringen und »rat zurück zu Gunsten de- H. Schmidt, der hier de» ersten, und Felix Werner, der den zweiten Preis erhielt. Bei den ersten beiden Turnübungen waren nur Mitglieder des Allgemeinen Turnvereins Leipzig belheiligt — In der Jugendklasse (Mitglieder unter 17 Jahren) trugen beim Wctt- laus und Hantelstemmen Arthur Löwe den ersten und Louis UhIitzsch den zweiten Preis davon. Im Schwebekamps erhielt Albert Döbler den ersten und imStadringen Arthur Hossmanu den ersten und Bruno Hempel de» zweiten Preis. — Gegen 10 Uhr marschirten die Festtlieilnehmer von dem durch Herrn Behnisch vor züglich bewirthelen Schützenhause wieder zurück nach dem Bnhnhose, von dem auS der bereilstehende Eztrazug die fröhliche Schaar wieder »ach Leipzig zuriickiührte. Damit haue der Ausflug, dem da- Wetter bis zum Schlüsse günstig war und der in ungetrübter Fröhlich keit verlief, fein Ende erreicht. Aempachfeicr der Leipziger Schweizergesellschast. LWft. Leipzig» 12. Juli. Sonnabend Abend war daS DersammlungSlocal der hiesigen 1845 gestifteten Schmcizer- gescllschast im „Coburger Hof" festlich geschmückt. Bon den Wänden sahen de» SchiveizerlanVeS Cantonwappen, wie ebenso viele HeimathSgrüße traulich herab; im Hintergründe de» Saale» war ein Tran-parent ausgestellt, da» eine wobl- gclnngene Abbildung de» Sempach-Denkmal» zu Stanz hell leuchtend vor Augen führte. DaS große Schweizerbanncr, da» draußen von einem obern Stock de» Hause» als BergatterungSsignal aus die Straße hcrabbing, war für die nach 8 Uhr sich einstcllenden Fcsilheilnehmer ein freund licher, fernhin sichtbarer Wegweiser. Ten Vorsitz bei der patriotischen Feier führte der derzeitige Eonsul der schweize rischen Eidgenossenschaft Professor vr. H. Hirzel, ihm zur Seite saß der Stellvertreter. Herr Donervaud. Der ebengenannte Präsident nahm, als die Feier programmmäßig mit einem Clavicrvortrag (au» dem .Tann häuser") eröffnet worden war, zu einer kurzen, die Bedeutung deS ErinnerungStageS gewibnictcn Ansprache da» Wort und schloß mit einem begeisterte» Hoch aus daS Vaterland, in da» von den Anwesenden kräftig mit eingesiimmt ward. Damit war der Grundton der Stimmung sofort in glück lichster Weise gesunden. Derselbe erhielt sich bis zum Schluffe des schlichten gemüthlichen Feste» in voller Freiheit, Ungetrübt- hcit und jugcndsrischer Wärme. Der Stellvertreter deS Vorsitzenden hieß dann die auf die Einladung der Schweizergesellschast erschienenen Tbeil- nehmer auS landSmannichastlichcn Kreise», sowie vie wenigen übrigen nicht-schweizerischen Gäste, darunter mehrere junge Künstler, die zur Verherrlichung de» fünffachen Säculartage» durch musikalische Borträge höchst dankenSwerth beitrugen, willkommen und brachte deren Aller Wohl au». Patriotische Gesänge, meist in deutscher Sprache, belebten die Tafel. Zunächst ward LaS „Nnsst Du, mein Vaterland" gesungen. Festredner war Candidat der Mcdicin A Zimmermann aus Brcmgarten im Aargau. ES war ein glücklicher Gedanke, gerade der Jugend eine besondere Rolle bei dieser Festfeier zuzuwcisen. Der Jugend gekört ja die Zukunft. Der jugendliche Redner wußte seiner schönen Aufgabe denn auch nach jeder Richtung hin genug zu thun. Die Gestalt Arnold von Winkelricd'S, de» Helden von Sempach, ist ja vor Allen von dem Zauber der Poesie ver klärt, welcher durch da» Mythische, da» sich thatsächlich damit verknüpft, nur noch mehr Reiz erhält und der jugendlichen Phantasie den weitesten Spielraum läßt. Die Nutzanwendung der Heldensage sür die Gegenwart, für die heutigen Eid genossen, die ganz ander» dastehen al» ihre Vorfahren in drang voller Zeit vor einem halben Jahrtausend, ward vom Redner mit begeistertem Patriotismus verkündet, vie opferfreudige Hingabe an das Vaterland, daS bi» zum Tod getreue Einsteben .Einer für Alle und Alle für Einen!" jedem einzelnen Schweizerbürger zur Pflicht gemacht. Eine un vergängliche Frucht diese» lebendigen Gefühle» hat der Patriotismus zum Gedächtniß de» Tage» von Sempach bereits gezeitigt, den Nationaldank der Schweizer für den vnrch feine That unsterblich gewordenen Unterwaldner, die 1886 in» Leben getretene Eidgenössische Winkelried-Stistung für die Wittwen und Waisen der im Dienste de» Vaterlandes gebliebenen Familienväter. Auch die Leipziger Schweizer- colonie trug dazu ihre Scherslein bei. indem Hoch und Gering dazu in gleich opferbereiter Weise beisteuerten. Redner schloß mit einem Jubetrus zu Ehre» der Helden von Sempach, der mit Begeisterung von allen Anwesenden wiederholt ward. Die Feier nahm nun ihren weiteren Verlaus nach der mehr geselligen Seite hin, dergestalt, daß Chorgesänge und musika lische. zum Tbeil ernster und sinniger, zum andern Thcil humoristischer Art abwcchselten. Besonderen Anklang fanden da» schöne Sempacherlied von I. U. Wehrst: .Laßt bören von alter Zeit — Bon kühner Ahnen Heldenstrcit." Auch LaS stramme „Ronler, tamdonr»! pour couvrir la kiontiöre!" fehlte nicht. Ten Beschluß machte nach dem Pro gramm der Rundgesang „Brüder, lagert Euch im Kreise". Ein Appenzeller Jodler ward als Intermezzo cingcschobcn. Depeschen von auswärts (Cernier in Nenschatel) kamen zur Verlesung, dann auch eine Zuschrift von hiesigen Schwei- zerinnen. Sie war eine Art Zustimmungsadresse an die Festtheilnehmer.*) Diese Kundgebung fand da» freudigste Echo bei den Anwesenden und wurde durch ein Hoch auf die hochpatriotischcn LaudSmäktninnen ebenso dankbar als galant gewürdigt und erwidert. Auch eine musikalische Dedication war eingelausen, ein Sempach-Fcstmarsch. componirt als op. 9 eines, wie eS scheint, jungen TonsetzerS (Verlag von H. I. Gaßmann in Zürich und Leipzig). Man erklärte sich zur Annahme auch dieser gewiß gutgemeinten Gabe gern bereit. *) Unser Herr Berichterstatter fügt in seinem Referat den Wort- laut dieser Zuschrift bei, wir bringe» denselben aber nicht zum Ab- druck, weil die Zuschrift seltsamer Weise in sran;Sülcher Sprache abgesaßt ist. Es macht doch einen eiqenthümbchen Eindruck, wenn anqestchts der Thatsache, daß 69 Drvcent der schweizerische» Vevöl- kerung deutsch und nur 24 Procent französisch sprechen, die Schweizerinnen in Leipzig eine sranzüsiiche Adresse an die in derselben deutschen Stadt tagende Festgcselljchast richten und dieselbe unterzeichnen „I-es Luis-esses L I-eiprix", Die Redaction. verband der Hausbesitzer-Vereine. ar. Leipzig, 12. Juli. DerBerband der Hausbesitzer- Vereine Leipzig und Umgegend hielt am gestrigen Vor- Mittage im Saale des „Eldorado" unter dem Vorsitz deS Herrn Gruhle-Bolkmarsdors seine V>ertel<jahrrLversammlung ab, in welcher, nach Verlesung des ProtmolleS der letzte» Versammlung, vom Vorsitzenden der Bescheid der Königlichen KreiShauptmannschast bekannt gegeben wurde, der aus den vom Verbände gestellten Antrag, die Bereinigung sämmtlicher Ortichasten der LmtShauptmannichast mit der Stadt za einem einzigen Armeaverbande betreffend, ergangen ist. Die Königliche KreiShauptmannschast lehnt e» in diesem Beschlüsse, abgesehen von den Bedenken, welche die außerordentliche Bereinigung einer so großen Anzahl von Ortschaften zu einem einzigen vlrinenverbaade erweckt, unter dem Hinweis aus die zwischen der Stadt Leipzig und den Vorstadtdörfern in Bezug aus die Vereinigung schwebenden Verhandlungen, ab. dem Anträge Folge »u geben. Aus den Vorschlag de» Herrn Vorsitzenden saßte die Versammlung hier bei Beruhigung. ES gelangte sodann die schon in der vorigen Sitzung lebhaft ventilirte Frage: „Sind indirecte Steuern al» Gemeinde- steuern zu rmvsehlen?' zur nochmaligen Besprechung, wobei die Stellung der einzelnen Vereine des Verbandet za dieser Frage durch deren Vertreter zum Ausdruck gelangte. Fast olle sprachen sich gegen die Einführung von indirectea Gemeindesteuern aus. An der hierbei sich rutipinneuden Debatte bleibt hervorzuhebea. daß .Herr Eagel-Lhonberg an Stelle der indirekten Steuern eine hohe Besteuerung der Hausirer und Höker, welche den Handeltreibenden der VorstadtSorte viel Schaden machen, empfiehlt. Der Vertreter von Lindenau war der Ansicht, daß e» nicht Sache der Hau». bescher sei, über diese Frage zu verhandeln. Hiergegen trat Herr vr. Meißner aus, der unter de», Hinweis, daß schon Fürst BiSmarck die Grundstcuer als eine ungerechtsertigtk bezeichnet hat und durch iadirecte Steuern beseitigen will, erklärte, daß die Haus besitzer mit vollem Rechte sich mit dieser Frage beschästigen dürsten. Aus Antrag des Vertreters von Lmdenau beschloß die Versammlung, diese Sache vorläufig als erledigt z» betrachten. Hieraus gelangte die vom Vorsitzenden dcS CentralverbandeS der deutschen Hausbesitzervereine in Berlin angeregte Frage: „über die staatliche Vertretung deS städtischen Grundbesitzes" zur Besprechung. Herr vr. Meißner wie» hierbei aus die Notbwendigkcit der Vertretung der städtischen Grundbesitzer in den gesetzgebenden Körperschaften hin, betonte aber auch gleichzeitig die Schwierigkeiten, welche sich dieser Sach: entgegen stellen, die sich erst dann beseitigen lasse» würden, wenn die Grundbesitzer sich in corporaliver Weise mehr aneinander schließen und in de» Vereinen sich mehr und mehr gesräftigt haben. Die Versammlung erklärte sich mit diesen Auslassungen und dem Vor gehen des VerlrcterS deS EentralverbaudcSi»dieser Fage einverstanden. ES folgte die Wahl der Delegirten sür den am 2. und 3. August d. I. i» Halle stallfindenden VerbandStag, wobei auS den Vereinen der BorstadtSbörfer die Herren Engel-Thonberg, Herzog-Reudnitz, und G ruhle-BolkmarSdori erwählt wurden, während es dem Leipziger Verein übcrlassen blieb, die noch nüthigen zwei Vertreter hmzuzuivLKIe». Gleichzeitig wurde die Wahl der drei Delegirten sür den im September in Zwickau ftattsindendcn VerbandStag vor- genommen, bei welcher wieder die Herren Gruhle und Engel mit der Vertretung seitens der ländlichen Vereine betraut wurde». Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen seiten» deS Herrn vr. Meißner, der zugleich ein sehr praktisch und übersichllich an- gelegtes HauSverwaltungSbuch, da» im Berlage von Emil Herr- man n »eo. erschienen ist, vorlegte und empfahl, fand gegen */,1 Uhr der Schluß der Sitzung statt. Lunstsachen. WaS die beiden Leipziger Stecher August Weger der Vater und Theodor Weger der Sohn aus dem Gebiete deS BildnisseS leisten, ist vor Kurzem in diesem Blatte auSsührlich und gebührend gewürdigt worden. Eine neue, schöne Arbeit August Wcger'S, die, abgesehen von dem künstlerischen Warthe, zugleich auch wegen der dargestellten Persönlichkeit ungetheille» Interesse erweckt, ist daS noch einer sehr guten Photographie auSgesührte Stahlstichbildniß Luit- pold's, deS Prinz-Rczenten von Bayern. ES erscheint, wie sehr viele der Weger'jchcn Poriraitstiche, als Kunstbeilage z» der im Dürr'jchcn Verlage mit großem Geschmack von A. Edelmann redigirten „Allgemeinen Moden-Zeitung", und zwar in der dies- wöchentlichen Nummer (der 23. dcS 88. Jahrganges) zugleich mit einer trefflich geschriebenen bivgraphiichen Skizze dcS Dargcstellie». Meisterlich ist im Bildnisse die feine Modellirniig dieses KooftS ge lungen, der bei leichter Drehung der rechte» Schulter »ach vor» daS ernste, aber vo» herzgewinnender Freundlichkeit überleuchtete Antlitz beul Beschauer nahezu voll zuwendct. ES niag wohl Zeit sein, wieder einmal au eine Veröffentlichung unseres Leipziger Kunstgewerbe-MuseumS zu erinnern, an daS jetzt im Kunstverlage der rührigen Firma Karl W. Hierse ins nn (Turnerstraß- 1) befindliche ..Musterbuch sür Ornamente und Stickerei von Peter Quentel (1527—1529)." Die achtzig, von Naumann und Schröder hier in Lichtdruck reproducirten Tafeln bilden eine ungemein werthvolle Sammlung von Vorlagen sür Kunsthandwerker und sür weibliche Handarbeiten, reizvolle Motive zu Stickmustern, sowie überhaupt zu allen Arten stylstrenger Flüchen- verzierungen, wie geometrischen Mustern. Arabesken, stylisirten Pflanzen- und Tbiergcstalten, geschmackvollen Alphabeten u. j. w. Bei dieser Gelegenheit mag auch noch eine Reihe von älteren, recht interessanten Stichen erwähnt sein, welche jetzt ebenfalls in den Hirsemaiin'jchcn Verlag übcrgegangen, dem Schreiber diese- BerichtS dort Vorlagen und besonders auch sür Leipzig zugleich eia geschicht liches Interesse besitzen. ES sind dies sechszehn „Ansichten der Dörfer bei Leipzig, merkwürdig al» Siegespläke der Völkerschlacht" (vom 16. bis 19. Octobcr 1813). Dieselben sind von I. I. Wagner in dem Zustande der damaligen Verwüstung ausgenommen und gestochen und mit erläuterndem Texte Lun» Hnssell und Bergt in zwei Heften vereinigt. Man findet auf diesen Kupierstichen die interessantesten Puncte dargestellt au» PaunSdori, Liebertwolkwitz. Wachau, auS Schöneseld zwei Motive, au» Sellerhausen, Möckern, Probstheida, Connewitz, LüSnig, Marklleeberg, Holzhausen. Zweinaundorf, Stötte ritz. dem heiteren Blick und Lindenau. Der Zeichner hat überall mit Geschick einen thunlichst interessanten Standpuuct sür seine Ansichten gewählt. —. Adolf WeiSke. Musik. * Leipzig, 12. Juli. Neues Theater. Die jetzt in Leipzig gastirende Coloratursänqcrin Frl. Fritsch hat gestern als Elvira während der Ausführung von Aubcr'S Oper „Tie Stumme von Portici" bewiesen, daß sie ihre nicht große, aber angenehm klingende Stimme mit musikalischer Akkuratesse zu behandeln versteht und im colorirten Gesänge eine recht achtungSwerlbe Fertigkeit besitzt. Ohne zu blenden mit ihren Mitteln, verwendete die Sängerin hie ihr verliehenen Gaben mit Einsicht und Geschick, so baß die Partie größtcntheilS dem Inhalt gemäß zur Geltung kam. Recht gut gelang der Trister aus den Tonen ü und d der zweigestrichenen Octave. — Im Ganzen wäre eS freilich vortheilhaster, wenn Ferien eingerichtet wurden, um die Bertrelungcu überflüssig zu machen. Leipzig. 12. Juli. Neues Theater. Herr Hof opernsänger Baer eröffnet sein bevorstehendes Gastspiel am hiesigen Stadttheater Sonntag, den 18. mit dem Eleazar in der „Jüdin" von Halövy. Die Recha wird Frau Nau- mann-Gunq vom. Hostbeater in Weimar singen. Anfang der nächsten Woche gastirt Frau von Malecky vom königl. Nationalthcatcr in Pest alS Königin in den „Hugenotten". Im Verlause ihre» Gastspiels wird die „Dinorab" von Meyerbecr in Scene gehen. Leipzig, 12. Juli. Der neuengagirte Capellmeister deS Carolatheaters, Herr Emil Kaiser, hat eine breiartige Operette, welche den Titel „Cornet Dorothea" führt, voll endet. Dieselbe soll im Laufe der nächsten Saison am hiesigen Carolatheater zur Aufführung gelangen^ * DaS am Mittwoch im Krystallpalast stattfindende Monstre - Concert zum Besten der PensionScafse deutscher Militair-Eapellmeister verspricht durch die getroffenen Vorbereilungen ein in jeder Weise sehr interessantes zu werden. Ter musikalische Theil wird von den verewigten Capellen dcS 106. und 107. Regiments, also von 84 Musikern auSgesiihrt, während den vocalen Theil der Leipziger Sänger», dund (200 Sänger) im Interesse deS guten Zweckes über-' nomine» hat. Zum Schluß wird daS große Schlachten- Tongcinälde „Erinnerung an die Kriegöjahre 1870—71" von Saro mit kriegerischen» Gepränge reproducirl. Die vor einigen Tagen mit ehrende» Auszeichnungen von der Münchener Eonccrtrcise zurückgekehrte Capelle dcS 107. Regiment» wird unter Leitung ihres Dirigenten, de» Herrn Musikdircctor C. Waltber. de» allentbalbcn in München mit so großem Beisall ansgcncmmenen HuldigungSmarsch an Ludwig II. von R. Wagner spielen, während Herr H-rrmann ven von ihm selbst componirlen Prinz Georg-JubiläumSmarsch mit der Capelle dcS l06. Regiment» zum Vortrag bringen wirb. Im llebrigcn ist aus die Anzeigen im „Tageblatt" zu verweisen. Nur sei noch erwähnt, daß ungünstiges Weiter aus das Ab halten de» ConcerteS keinen Einfluß au-ubt. -k- Leipzig, 10. Juli. Sommerfest deS Leipziger Musiker.Verein». Uater der werthvollen Devise „Hilf Dir selbst" hat der hiesige Musiker-Verein unter dem Vorsitz de» Herrn Erdmann Hartmann seit langer Zeit eine rührige unv »riolgreiche Thäligkeit entsaliet. Auch das „große allgemeine Sommerfest" vom 8. d. M. war zum Besten seiner UnterstützungS- easje — hoffentlich mit gutem klingenden Ersolq — in Scene gesetzt. Ein bunte» fröhliche» Leben entwickelte sich von Nachmittag» 4 Uhr an uater der Gunst der heiteren Himmelsbläue >m Zoologischen Garten bi» in da« Frühroth de« nächsten Morgen» hinein. Nicht weuiger al» 124 Musiker erweckten den Wiederhall de» Walde» durch ihre Orchestersülle, in drei Truppen gesührt von de» Herren F. Braune, T. Munket und F. Büchner. Auch besondere Fest, grüße von den Herren Evlotrompeter L Meißner, E. Hart mann, F. Büchner und Brange fehlten nicht unter den musi kalischen Gaben. Als da« Sonnenlicht hinter den Wipjela der Bäume geschieden war und die Jünger der Lerpsichore schon längst ihre Füße noch dem Tacte der Ballmnsik im Skuting- Niuk beflügelten, verwandelte sich der nördliche Park durch reiche Illumination in einen Zaubergarten. Dort lauschte die andächtig» Fcstgemeinde im „Idyllischen Liederhain" de« Hörnern, Llariuetteo und Fagotten der Herren Böhme, Säppler, Zuckichwerdt, Müller, Becker, Uhleniann, Wiegand, Grimm und Meißner, deren zarte Weiicn der Nachtbauch durch da» stille Gezweig de» Walde» trug, vom rauschenden Beifall der entzückten Zuhörer belohnt. „DaS war ei» schönes Fest", so klang eS unisono au- dem Munde der heim- kehreude» Echaaren. Wir bestätigen da» mit dem besonderen AuS- drucke der Freude darüber, daß er wiederum gewesen ist eine tüchtige Il,at dcS Musikervereia» „auS eigener Kraft". Möge der Verein unter der Leitung seines wackeren Vorsitzenden auch ferner de« wichtigen Factor» „dauernde Gunst de» Publikums" nicht entbehren t (I Leipzig. 10. Jult. Die Musikgelreuen de» MarS kommen während dieser Sommerjaisou von nah und fern nach der Musik stadt Leipzig, um uns den Beweis zu liefern, daß die MusikcorpS in der ganzen deutschen Armee von echtem, kunstbegeistertem Streben beseelt sind. Gestern war e» die Capelle de« Vrandenborgischea Pioniercorp» Nr. 3 aus der altcdrwürdigen Stadt Torga», welch« unter Leitung ihres tüchtigen Musikmeister« Herrn Weich hold ein Concert »n Saale de« Tivoli arrangirt hatte, dem freilich Jupiter Pluvia» die Concertbesucher zum Theil abspenstig gemacht hatte, so daß der Besuch nicht so zahlreich allSfiel. al» e» die wackere Capelle verdient hätte. DaS Concert begann mit dem flotten, von patriotischem Feuer beseelten Marsch von Millöcker „Deutschland- SiegcSgruß", der mit Schwung und Arast zur Wiedergabe gelaugte. Dann iolgte eine versländnißvolle Anlsührung der allbeliebten Ouvertüre zu Flotow'S „Martha", bei welcher die Reinheit der Intonation und die Sicherheit, mit welcher die einzelnen Instrumente einictztcn, lobend hervorzuheven war. Auch die Paraphrase über „Die Lvrclcy" ron Weber gelang vortrefflich. Mit der „Parole d'aniour" von Zikoff, einer Compositio» phantastischen Charakter-, deren einzelne Tonbilder von der Capelle effektvoll ausgeprägt wurden, schloß der erste Theil ab. Im zweiten Theil hörten wir die Luvcrtnre „Die Knnst geliebt zu werden" von Gnmbert, das liebliche, anmuthige „Abendständchen" von Hersurth, den graziösen Walzer von Bucalossi „Meine Königin" und die Neßler'jche Fantasie aus dem „Trompeter von Säkkingen". Der dritte Theil. dem wir nicht mehr beiwohnten, brachte dann noch da- bekannte lustige Potpourri..Der Musikenthusiast" von Stetesrld, die Polka „Sin Herz, eia Sinn" von Lurih und deu „Grand galopp militair" von Hempel. Waren eS also auch keine schwierigeren, inhaltsvolleren Musikstücke, welche sich die Capelle zur Ausgabe gesetzt hatte, so konnte man doch au» deu gebotenen Leistungen ersehen, daß sie über tüchtig geschulte Kräfte »erlügt. kr. Leipzig, 11. Juli. Da» große Doppelconrert, welches gestern Abend in den Parterresälen deS KrystallpalasteS von der Capelle des 106. Regiment», unter Directio» des Herrn Hcrrmann, und von der Capelle deS Herrn F. Büchner, ab- gehalten wurde, verdient nicht nur wegen teiner überaus zahlreichen Toustuckc, sondern auch wegen der gediegene», vorwiegend dem Ge- biete der klassischen Musik angchörenden Proqrammnummern Berücksichtigung an dieser Stelle. Die Capelle des 106. Regimentes hat sich im Lause der Zeit aus dem Felde der klassischen Musik sehr heimisch gemacht, und die Tonnierke unserer großen Meister wurden unter der energüchen Leitung Dircctor Herrmann's von ihr stets in treff licher, stilvoller Weise durchgesübrt. Gestern war e« besonder» der Pilgcrchor und da» Lied oa den Abendstern au» Wagner'» „Tann- Häuser". die Phantasie au» der Oper „Die Hugenotten" von Meyer- beer, der feurige, glänzende CzardaS von BrahmS und die Ouvertüre zu Flotow'S „Stradell". welche von den gewählten Compvsitionea wieder in den Vordergrund traten. Bei allen Stücken herrschte eine so edle Schatlirung und Gliederung der einzelnen musika lischen Sätze vor, daß man io der That einen künstlerischen Genuß batte. Luch die leichtere Unterhaltungsmusik war in der lieblichen Quadrille „Papageno'S Zauberglöckchen" von Schulz- Weida, den beiden effectvollen Hornqnartetten „DaS einsame RöSlein" von Herme- und „Wie ein Bögleia möcht' ich fliegen" von Witt, und in dem heiteren Nanonpotpourri von Geuse ansprechend ver treten. Die Capelle des Herrn Musikdircctor Büchner bot eine sehr gelungene Wiedergabe der Ouvertüre »nr Oper „Zampa" von Herold, deren Ausführung in der Regel Effect erzielt und eine gelungene Darbietung der Fantasie au- Adam's Postillon von Lonjumeau. Von Le» anderen Concertconipositionc» gefiel namentlich die „Gute Nacht" von Mühring, der frisch gespielte „Kranz sür Bacchus" von Menzel und die anmuthige und gefällige Mazurka „Kratzsüßchen" von Hersurth. Sehr jeinsianig und vcrsländnißvoll wurde auch da- „FrühlingSlied" von Mendelssohn und der markige „Deuljche Flvtten- Galopp" von Fritz zur Geltung gebracht, durch deu sich all Motiv die Melodie des allen Liedes „Dar Schiff streicht durch die Wellen" hinzieht. (Auch die sogenannten VolkSconccrte sollten im Ganzen noch mehr bedeutungsvollere Musik bieten. Die Red.) Leipzig, 11. Juli. DaS Sommerfest dcS „Leipziger Lehrer. Gesang-VereinS", daS gestern im Etablissement Bonocand stallsand, hatte ei» äußerst zahlreiche» Publicum herangezogen. War der Verlaus desselben insofern nicht ganz nach Wunsch, als daS Concert nicht, wie beabsichtigt, im Garten stattfinden konnte, sondern im Saale ausgrführt werden mußte, so entschädigte dafür der künstlerische Eriolg, der ihm zu Theil wurde. Der rükmlichst bekannte Verein leistete unter der ausgezeichneten Leitung seines Dirigenten, des Herrn Ferdinand Siegert, wiederum Vorzügliches. Die Haupt- nummer deS Programms war Rheinberger'» bekannte Ballade sür Mäiinerchor und Orchester „DaS Thal deS ESPingo". Die ver schiedenen Slimniungc» dcS Gedichts kamen zu lebendigstem AuS- druck, der Gipjelpunct der Compositiou, der sich in dem Ausruf „O Heimalhwonoe" kundgicbt. kam mit große,» Schwung und Feuer zu Gehör. Um dieses Werk gruppirten sich noch mannig fache andere Gesänge, theils a cappella, «Heils mit Begleitung. Sehr frisch wurde Weinwurm'S „O zage nicht!" (mit Höruerbegleitung) a»Sgesührt; seine dynamische Schattirungen hatte» MeudelSsohn'S „Wassersahrt" aufzuwcisen. Sehr interessant war eS, eine noch ganz unbekannte Manuscript-Composition auS dem Nachlasse Rob. Volkiiiann'S, von des Loniponisten Neffen dem Lehrer-Gesang-Berein überlassen und von F. Siegen rcvidirt, kennen zu lernen; die Musik, welcher der bekannte mehrfach componirte Ständchentext „Schlaft, Liebchen, weil'- aus Erden" ,c. zu Grunde lieg», ist leicht ansprechend, wenn sie sich auch nicht gerade über das Niveau der angenehmen Unterhaltungsmusik erhebt. Den Schluß der Vorträge bildeten zwei humoristische Gesänge: „Oratel" von Attenhoser und „Ein lustig Zechen" (mit Orchesterbegleitung) von Heuberger; wie in dem ersteren all die launigen Pointen zu vollster Wirkung kamen, so wurde da» zweite mit übermülhigsicm Humor wiedergegebeo. — Die Orchesterbegleitung war der bewahrten Capelle de» 134. Regiments anvertraut, die sich außerdem unter der Leitung de« Herrn Musikdirektor Jahrow durch den Bortrag verschiedener Orchesterwerke auszeichaete. Wie Weber'S Oberon- Ouvertüre mit großem Feuer auSgesührt wurde, so kam das Larghetto auS Becthoven'S 2. Symphonie und Reinecke'S beliebter Eatre-Act auS „König Mansred" höchst stimmungsvoll und zart zu Gehör; der Krönungsmarsch aus den „Folkungern" von Krrtzichmer und ein Strauß'scher Walzer, „Rosen auS dem Süden", vervollständigten da» Programm. Sowohl Chor wie Orchester wurden vom Publicum sür ihre trefflichen Leistungen mit reichstem Beifall überschüttet. —t. 8. ?r. Leipzig» 11. Juli. Einen großen Erfolg hatte am gestrigen Morgen daS im Garten deS Panorama- abgehaltene Concert der Capelle de- zweiten Schlesischen Husaren- regiment» Nr. 6, uater Leitung des Herrn EtabStrompeter Hierse, zu verzeichnen. DaS sehr zahlreich versammelte Publicum spendete nach jeder Nummer reiche», wohlverdienten Bestall, und besonder- waren c» die Solisten, denen sich die Gunst in ganz be sonderem Maße zuwandte. Mit dem kernigen, irischen Marsch „Die Wachtparad'" von Hierse. in welchem eine Reihe geschickter Variationen über die Melodie de» alten Wiener Couplet» „Jetzt kommt die Wachtparad'" wirkungsvoll sich aneinanderreiheo, wurde der musikaliiche Reigen eröffnet. ES folgte daun die Ouvertüre zur Oper „Indra" von Flotow und der „Traumwalzer" an» dem „Feldprediger" von Millöcker. Beide Stücke wurden mit loben«, werther Nuancirung und sicherer, reiner Intonation zu Ende gesührt. Sehr glücklich wurde die „Gaadenorie" au» Mever- beer'S „Robert der Teuft!" wiedergegeben. Es traten hier zwei Solisten, Herr EtabStrompeter Hierse mit dem Piston und Herr Trompeter L irbh old t mit der Posaune, in den Vordergrund, welche ihre musikaliiche Ausgabe in tadellos« Weise lüften. Herr Stab», trompeter Hierse spielte mit einer solchen technischen Sicherheit, daß bei allen Trillern und Läufern, bei den schwierigsten musikalischen Figuren nicht ein einziger Fehllou zum Barschem kam. Dabei lag eine Innigkeit n»d eine Seele in Leu weichen, oft hingehauchtea Tönen, die zu Herzen sprechen mußte. Welche Kraft und Ausdauer Herr SlobStrompeter Hierse übrige»» entwickelt, mag der Umstand beweise», daß er drei Soli hintereinander zum Bortrog brachte. Elektrisirend wirkte die Polka „Der flotte Trompeter" uud der Stimmung entsprechend „Jung Werner'» Abschied" o»S Nestler'« „Trompeter von SLkkiagen '. Bei dem Marsch au- der Oper „Aida" voa Verdi, der feurig gespielt wurde, käme» auch di« i» der Over vorgeschriebeuen großen Originaltrompeteu zur Verwendung. Dir Bläser derselbe» behandelte» da» schwierig zu führende Instrument mit großem Beschick, weau auch ei» Paar Fehltöne zu registriren siud. Mit der reizende», schwungvollen Schnellpolka „Stürmisch in Lieb' und Tanz" von Strauß saud da« gelungene Concert seinen Abschluß. - I. Schwarzeuberg, 11.Juli. Da da» im vergangenen Jahre sür Kirchberg projectirte Sängersest de» Erzgebirgstchen Sänger. gaueS aut localen Ursachen nicht abgehaltea werden konnte, so wird in diesem Jahre, am 18. d. M„ in Lauter bei Schwarzen berg rin« Säugersahrt stattfinden, aus welcher außer vier Massengcsängen »och zehn Eiuzelgesäage verschiedener Vereine zur Vorjuhrunq ge- lauge». AlS Masftugesänge sind vorzugsweise Volkslieder gewählt worden: eS sind die» „Wenn ich den Wandrer frage", „ÄaS ist de» Deutschen Vaterland" von Neichardt, „O Schutzqcist alle» Schönen" von Mozart und „DeS deutschen Manuel Wort und Lied" vo» Drcgert. Die letzte» beiden Nummeru werden mü Orchestubeglettung auS- gesührt. "Die Centralleitung de« Richard Waguer-Veretu» ha» die ördeulliche Beueralversammluag aus deu 24. Juli Vor- mittags 9 Uhr in da» Local der Gesellschaft „Frohsinn" nach Bayreuth einberuscn. Tagesordnung: I) Rechenschaftsbericht: 2) Caffenbericht; S) Bericht der RechnungSrevisoreo; 4) Antrag der Tenttalleitung: ». auf Schaffung eine» FoadS zur Begründung einer Richard Wagnerstistung. d. auf die dadurch bedingte Abänderung und Ergänzung der Statuten unter Zugrundelegung der Im' Iulistücke de- BcreinSorgan» mitzuthetkruden EnlwurftS; ü> Berathung und Beschlußsassung über gemäß ß. 18 der Statuten event. angemeldete Anträge von LereinSmitgliedern und 6) Wahl der RechnungSrevisoreo und der Ersatzmänner, de- Vororte» und der Leutrallcitung. * Ueber Richard Wagner und den König Ludwig von Bayern bringt da» „Dresdner Tageblatt" au» der geistvollen Feder de- Herrn Ludwig Hartmann folgenden zeitgemäßen Artikel: „Also an dem traurigen Ende de» vielgeliebten König» Ludwig von Bayern war Richard Wagner die Ursache — gut daß man'- nun weiß. Wie traurig, daß die Menschen nie genug haben an einem Un glück; sie müssen immer erst eine Schuld im gemeinen Sinne de- WortrS entdecken. Jndeß, man wird eS den Freunden de» lobten Dichtercoinponisten wie jenen de» edlen irren Königs nicht verübeln, wenn sie die „in der Lust gelegene" Entdeckung nicht stillschweigend hinnehmen. So lange Andeutungen über Wogner'S Schuld am Ver fall diese» König» im Sigl'schc» „Vaterland" und ähnlichen Blättern austauchle», lohnte e» nicht einer Widerlegung. Jene gewisse Presse sucht nicht die Wahrheit, sondern den Scaudal, nicht da» Natürliche, sondern den Effect. Aber neuerdings haben außer der „N. Freien Presse" auch die „Kölnische Zeitung" und die Lotta'sche „Allge meine" den Vorwurf erhoben, „daß Richard Wagner die Ver schwendungssucht König Ludwig'» angereizt und mißbraucht hätte". Auch das gestern erwäynte Drama in Pest „König Echwanenritter" setzt die Verschwendungssucht de» König- in Verbindung mit Wagner» „der ihn verführt habe". Die „Allgemeine Zeitung", in jeder An klage doch relativ vornehm, sügt hinzu, „daß die Musik Wagner'» besonder- geeignet war. da« Seelenleben des König» zu schädigen". DaS alte Lied. Die drei obgenanutea ZeituugSblätter haben drei befähigte Gegner Richard Waguer'S zwei Decennien hindurch als Musikresereuteu beschäftigt: vr. E. HanSlick tu Wien, Ferd. Hitler in Köln und Pros. Echlctterer in Augsburg. Die Saat trägt entsprechend Früchte, der Seist hastet« uud wirkt weiter, auch tu Köln, trotz Ferd. Hiller'S Tod. Indessen hat sich Eines doch geändert: daS Publicum. Tie Kenntnisse und die Empfänglichkeit desselben sind enorm ge« wachsen seit dem ersten Erscheinen Wagner'». Man darf vertrauen, daß die hundert Tausende gebildeter Menschen, welche sich an den Weisen deS „Lohengriu" oder „Lauuhäuser" erhoben haben, aus die Frage, ob diese Musik wahnsinnig machen müsse, mit einem klaren „Nein" antworten werden. Die Taktik der gegnerischen Presse und ihrer Ritter gleicht der Taktik der Scharsschützen, die den Rückzug einer Truppe decken und durch plötzliche Scheinangriffe den Mulh der Unterlegcneu beleben und über die noch vorhandene Widerstands fähigkeit täuschen möchten. Hierher gehört der plötzliche Einwand: „Ja. der „Lohengrin" und der „Tannhäuser". da ist noch Sinn unv Verstand darin, damals kränkelte Wagner noch nicht an seinen Extravaganzen." — Mit Verlaub: Nach Journalmelduugeu dcS Jahre» 1849, 1859, 1862 und 1864 haben dieselben Herren, die jetzt den „Lohengrin" und „Tc.auhäuftr" pajsiren lassen, über diese dieselben Irrthümcr verbreitet, die sie spät« gegen die „Nibelungen" ine Treffen führten. Sie ließen immer das Frühere gelten, um das Neue unerhört finden zu dürfen. Im gewöhnlichen Leben nennt man dies Verfahren Kurzsichtigkeit. Die Herren haben nicht die öffentliche Meinung geleitet, sondern haben sich schwachherzig voa der öffentlichen Meinung bestimmen lassen. Das ist aber doch keine posi tive Kritik. Wir, die Schaar von Freunden des tobten Meisters, die entgegen der irregeleiteten öffentlichen Meinung den „Lohengrin" gerade so begrüßten wie den „Parsisal", wir haben ein Recht, zu protestiren, wenn man jetzt von „Waguer'S letzter Epoche" spricht, die den König nervös ruinirl habe. Wir leugnen zwischen „Lohengrin" uud „Parsisal" jeden tendenziösen Unterschied. Keiner hat kongruenter und logischer geschaffen als Wagner. Die höchsten Blüthen der Parsisalharmouik stecken verhüllten knospen gleich nicht nur im „Holländer" und „Tann- Häuser", sondern sogar (sür den Kenner natürlich) im „Rienzi". Die Achiilichkeft von „Parsisal" und „Lohengrin" ist in, umgekehrten Ver- hültniß genau die von Vater zu Sohn. Und im ..Rheingold" ist (wir wiederholen: zunächst für den Senner) mindesten- so viel „gesunde Melodik" alS .in deu „Meistersingern", in denen einige ältere Herren jetzt „gesunde Melodik" nennen, wa» sie einst „abstruse- Suchen nach Melodik" genannt haben. AuS dem Angeführten ist begreiflich, warum un» da» alte Lied vvu der „letzten Richtung" Waguer'S uie imponirt. Ec hat immer nur eine Richtung gehabt. Aber auch auS anderen Gründen ist eS falsch, de» „neuen Werken Wagner'»" einen besonderen schlimmen Einfluß aus den König zuzuschreibeu, und dies zwar nicht a»S dem sehr tristigen Grunde, weil König Ludwig gerade diese Werke am wenigsten gehört Hot. Sehr musikalisch war der König nicht, weit mehr poetisch veranlagt. Also durch Partiturstudium hat er sich nicht schaden können. Gehört aber dürste er die „Nibelungen" drei Mal haben, den „Tristan" süns Mal. Den ..Lohengrin" hat er Dutzende Male, berichtet unsere Quelle genau. 32 Mal gehört. Da» ist aber doch Alle- nicht siouverwirrend, »och tödtlich. Wie viele gerade unserer Leser, die ja vermuthlich mit deu An sichten de» „Dresdner TageblatieS" über R. Wagner'- Kunstrichtung Übeinstimmen werden, müssen den Kops schütteln über dcu Snbgon: Waguer'S Musik mache verrückt. Aber wohl gemerkt: ist bei einem Mensche» daS Nervenleben be- reit» hochgradig gestört, oder gleichsam nervös zugelpitzt, lechzend nach übertriebenen künstlerischen Erreguageu, dann ist Musik über- Haupt, und die der Romantiker Schumann und Wagner vornehmlich, nicht rmpfthlenSwerth, „nicht gesund". Gesünder ist da sicher eher römisches Recht oder Mathematik. Nur dar» mau nicht jagen, an der Musik Wagner's, oder in derselben, liege der Keim zum Wahnsinn. AlS Wagner den König kennen lernte, war dieser 17 Jahre alt, blühend gesund, begeistert allein Idealen zustrebend — aber nicht verrückt, wenn- schon «S Leute giebt, welche die poetische Ekstase sür verrückt halten und sür — überflüssig. Der arme König! Er bat sich mit seltsamer Schwärmerei Schwäne und Monde, Bilder und Grotte» au- Wagner'S Poesien in allen Formen anftrtigen lassen — aber seit zehn Jahren hat er von drr Wagner'sche» Kunst kaum mehr Notiz genommen, hat mit derselbe» Hast und deniselbkn Ueberscbwank Architektur ge trieben— könnte iu» die nicht ebenso wohl verrückt gemacht haben? Ist eS nicht eine absondere Bosheit, daß gerade Wagner der Ver- suhrer gewesen soll, mit dem der König notorisch nur 9 Jahre — von 1861 bi» 1873 verkehrt hat, und mit dem er nur rin Jahr in etwa» intimer war? Der kerngesunde Fürst berics 1861R. Wagner, drr kerngesunde Fürst trennte sich bereits »n Herbst 1866 vo» dem schon damals in Bayern giftig gehaßten Tondichter und sah ihn sorta« nur ganz vorübergehend wieder. Ach, wie ist doch die d-rr- liche Muse Wagner's verketzert wordeu l Als wenn nicht Herr Kainz und die Separatvvrftellongen und die politisch« Nochbildnerei des König« reichlich „den Einfluß" gehabt hätten, wie die Accorde de« „Lohengrin". Ein Nürnberger Blatt „sieht klar an der Häusung drr Schwänenachbildungen in Hohenschwaugau die Keime der Krankheit Ludwig II." Jawohl. Wir sehe» klar, daß da» Blatt Unsina schwatzt. Die Schwaneaburg uud die meiste» Gegenstände Hot König Maximilian erbaut resp. «»fertige» taffe». Davon kann doch der tollste Wagnerhaffer kein Motiv sür die Kraakheit de- Nachsolger- Maxiwilian'- entdecken? Und wie der „Einfluß" Wagner'-, de« 1868 tu der früher mit- geiheilteu Proklamation der Münchener Fortschrittspartei diese ehr lich und Nar „al- gar »icht vorhanden" ableugnete, schrumvft auch die „AuSbeutuug drr k. CabiuetSroffe durch R. Wagner" zusammen. Wir flud von drr Familie weder autorisirl, »och wird Frau Wagner sich bemüßigt sehen, dies« Sach« auch »ur z» berühren. Ader wir könne» vermuthe», daß Richard Wagner vom Köuig« i» Allem — Bayreuth iubegrisse» — nur 112,000 «halten hat. Juuer- halb der Jahre «o» 1864 bt- 1884, also i» 18 Jahre». Für ' die vegurrsestsptrle haben dir Patrone» die Uagnerverrine
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