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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-28
- Monat1886-08
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1886
- Autor
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Erschein» täglich früh S'/, Uhr. tir-ariion und Lrpk-iti«a Johanaetgasie 8. Aprrchkua-en -er NrdaNrua. vorwiNag« 10—12 Uhr. Nachmttlag« 5—6 Uhr. «tzr u» NüCz-d, nii,»tL»d«kr M-a»Icr1»t« »cht tztz tie hr«»«cn»a »>chl »rrdmtlich. A«uah«e »er für tzle nächstfolgeudr Stummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis S Utzr Nachmittag«, au So»»- und Kesttagr» srüh bi» V.» Uhr. 3n -eu Filialen für Ins.-Ännahme. Ott« Klemm, Unwersiiat-straße 1. Louis Lösche, Kalharinenstr. 23, p. nur bis '/,S Uhr. Ucip.!igrr.Tagtl>lalt Anzeiger. Organ für Politik, 8-calgeschichte, Handels- undGeschöftsvcrkchr. L4V. Sonnabend den 28. August 1886 Auflage LS,«S0. Adonnrmenlsprris viertelj. 4'/, Mk. mcl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Briegexemplar 10 Pf. Gebüoren sür Extrabeilage» (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Post besä rderung bO Mk. Mit Postbesördernag 60 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriste» laut uns. Preisverzeichniß Tabellarischer u.Zifferniatz nach höherm Tarif lirrlämen nnter dem RedactionSstrich die tarspalt. Zeile 50Pf„ vor den Familtenaachrichtea die 6gespalte»e Zeile 40 Ps. Inserate sind sieis an die Elkpeditia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneounieraoäo oder durch Post nachnahme. 8V. Jahrgang Jur gkliilligen Veachtling. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den 2». August, Bormittags nur bis 1.» Uhr geöffnet. Lxpsältlon äes I,elpr!xer l'LxedlLttes. Amtlicher Theil. Vrlmmltmluhmr. Da« 29. Stück de» diesjährigen ReichSgesetzblatleS ist bei un» eingeoangen und wird biS zum 2V. September d. I. auf dem RalhbauSsaale zur Empchlnahme öffentlich auS.hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1631. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Abänderung deS ZxiSsußeS für die auf Grund VcS Allerhöchsten Erlasses vom 30. März 1885 auszunehmende Reichsanleihe. Bom 4. Äuni 1886. Leipzig, den 25. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönblio. Krumoiegel. Veklmnimluhung. Die Eatschädtguug für die vom Ist. bt< mit 2V. diese» Monats in hiesiger Stabt einquartiert gewesenen Truppen vom Königlichen Ist. Infanterie-Regiment Rr. 1«14 ist eingcgangeu unv kan» in den nächsten Tagen bei unser», Quartieramte, StadlhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 107, erhoben werden. Der den Quartierzettel Borweisende gilt als zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 21. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndli». L. Vekanulmachungo Da ,s wünschenSwerlh ist, daß dem Rationalfesttage Deutschland«, dem 2. September, in unserer Sladl auch äußerlich ein festliche» Gewand gegeben werde, so richten wir an die Bewohner unserer Stadt da» Ersuche», an diesem Tage die Gebäude in würdiger Weise mit Flaggen» schmuck zu versehe». Leipzig, den 21. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Lrvadliu. Hentschel. Vekanntmachllng. Da» Befahren deS Wege» zwischen dem ehemaligen Frank furter Thorc und dem Neuen Schützenhause am 2. September während der Zeit von '/,3— 5 Uhr Nachmittag» wird für Fuhrwerk jeder Art hiermit untersagt unv wird der Fährver kehr während dieser Zeit aus den Weg vom Kuhthurme nach dem Neuen Sckiühenhause verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bi» zu 20 geahndet. Leipzig, den 24. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Hentschel. Erstatteter Anzeige zufolge ist dem am 16. Hlvril 1857 in Grüben bei Kalkenberg geborene» Knecht Kranz August Schärpe das im Jahre 1880 von seiner HennathSbehSrde ausgestellte Dienstbuch in hiesiaer Stadt abhanden gekommen. Wir bitten, da» Buch im AusfindungSsalle bei un» abzuliefern. Leipzig, am 24. August 1886. Las Paltzetamt der Stadt Lechzt,. Brrtschneider. W. eonukwitz. Zwei Schutzleute »erde« Gesucht. Dem Einen soll die Aussicht über daS Armenhaus und der Etrabeupolizeidicnst für die Nacht übertragen werden, weShalb sür diese Stellung einer Person, welche eia Handwerk im Hause betreibet» kau», der Vorzug gegeben wird. Der Schutzmann erhält außer sreier Dienstkleidung rin Anfang», gehalt von 800 ^!, welche» nach 5 söhliger Dienstzeit auf 850 ^ll und nach lOjähriger Dienstzeit auf 900 erh-ht wird. Der ArmrnhauSverwalier erhält freie Wohnung und dleibt dir Feststellung dessen Gehalte» Vorbehalten. Genügend desählgte und gesunde Bewerber haben selbstgeschriebene Gesuche nebst Zeugnissen bi» zum 2. September lausendeu Jahre in, diesige» Gemeindean,te rinzureichen. Connewitz, den 26. August 1886. Der »emetnbe-Nath Ealenstel», Gem^Borst Schnlhansnenbari -er Stadt lunzena». Die Maurer-, Zimmer- und Strtumetz-Ardette« für den Schulhaurneuban zu Lunzena» sollen vergeben werden. Di« Blanketl« für die einzelne» Arbeiten können de, den Architekten, den Herren Pfeifer und Händel in Leipzig, gegen Zahlung der Loplalieu entnommen werden. Die Zeichungen und Bedingungen sind bei den genannten Herren Architekten einzulehen, lichtere liegen auch bei dem hiesigen Schul. Vorstand zur Einsicht au». Lunzena», am 35. August 1886. Ler Schuldarftttud. Hoff manu. Aufgebot. Die verwittwete Krau Gericktssecretair Lan,Hammer, >«,«ft« ged. Kiedler, in Mühlhausen i/Th , vertreten durch den Jnstizratl von B-ch'dow in Dessau, bat die Todeserklärung ihre» Vater», det am 20. Mai 1805 zu Dessau geborenen, zuletzt in Lützen wohnhaft geweienri, Seifensieder« Lcberecht Wilhelm Latzid Guftttd Atedler beantragt und es ist AusgeboiStermin aus den 24. Juni 1887, vormittag« 11 Uhr, au hiesiger GerichiSstelle anderoumt. Der Beisensieder Leberecht Wilhelm, David Gustav Kiedler wird nusgesorderi, sich späieften» in diesem Termine zu melde», widrige», fallt derselbe sür todi eikärt und sein Vermöge» den sich leglti- inirrnden Erbe» autgeonlwortet werden wird. Lützen, de» 12. August 1886 Ktntgltch», »mt«.»ert«1.1. «stthlg. Nichtamtlicher Theil. Vie gegenwärtige Lage. Da« Errigniß de- Tage« ist die Zusammenkunft de« Fürsten BiSmarck mit dem russischen Munster v. Gier«. So oft ge meldet. wie widerrufen, bildet die Begegnung der Keilen Gtaat«mänaer den festen Punkt, von weichem au« der Aus weg au« dem Labyrinth der seit dem 22. August eingetretencn Verwirrung sich zeigt. Ta» gute Einvernehmen zwischc» de» drei Kaisermächlen erscheint trotz der beklagenSwerthe» llin- wälzuog aus der Balkan Halbinsel ungetrübt und da» Ver trauen begründet, daß dort nicht« geschehen wird, wozu nicht Deutschland und Oesterreich ihre Zustimmung gegeben hätten. Rußland wird nur >m Einverständniß mit den beiden ander«» kaisermächten hanteln. Diese Gewißheit ist von so bober Wichtigkeit, daß neben ihr alle sonstigen Ereignisse und Thal- fachen auf die zweite Stufe hinabrücken. Au» der Art und Weise, wie die Begegnung stattaesunvrn hat. «rgiebt sich ein so herzlicher und sreundschastlichrr Verkehr der beiden Gtaat«»>änner, wie er unter gespannten Verhältnissen zwischen den beiden Reichen nicht möglich wäre. Die persönlichen Empfindungen der beide» Minister würden unter allen Um wänden hinter dem StaatSinterefse zurücktreten müssen, der von Gastein zurückkehrenve Fürst BiSmarck würbe theilnahmlo» an FranzenSbad vorübergesahren sein, wen» die Beziehungen von Reich zu Reich die Kundgebung seiner persönliche» Empfindungen verboten hätten. Statt dessen ist Minister v. Gier» dem Fürsten BiSmarck bi» Eger entgegengesahrrn, die Begegnung fand nach geschehener Verabredung programm gemäß statt, und sie wurde auch äußertich so herzlich und m»ig gestaltet, daß die öfsenlliche Aufmerksamkeit, welche mit größter Spannung darauf gerichtet war, ihre vollste Be friedigung finden mußte. Der Wunsch, den Frieden erhalten iu sehen, ist so allgemein, daß die Begegnung in Eger und FranzenSbad fast wie die Befreiung von einem Alpdruck ge wirkt hat; überall alhmet man wie nach Erlösung von einer ernsten Gefahr aus, die Beklemmung ist gewichen, der politische Horizont ist wieder frei von finsterem Gewölk. Glücklicher Weise trifft mit der Begegnung in FranzenS bad eine Klärung der bulgarischen Verhältnisse zusammen. Wir wissen jetzt, daß die provisorische Regierung der Element und Lankow in Sofia gestürzt und daß ein« Regierung unter Karawelow, Stambulow und Nikisorow an ihre Stelle getreten ist, in welcher Stoilow da« Auswärtige und Panow ha» Kriegswesen verwaltet. Au» dem Eintritt Stambulow'» in die neue Regierung geht hervor, daß sich die Gegeuregierung in Tirnowo mit der Regierung in Sofia ver schmolzen hat. Karawelow hat einen Ausruf erlassen, in welchem er kundthnt, daß er zum Wähle de» Vaterlandes und gestützt auf da» Vertrauen de» Volke«, die Verwaltung de» Lande» übernommen und da» neue Ministerium gebildet habe. Diese Nachricht ist au» Sofia selbst datirt, ein Zeichen, daß die Verbindung der Hauptstadt mit der Außenwelt wieder hrrgestelll ist. Der Minister de» Auswärtigen hat auch be reit« ein Rundschreiben an die Vertreter der Mächte gerichtet, in welchem er daö Geschehene anzeigt und um die Unter stützung und daS Vertrauen der Mächte bittet. Die Regie rung ist unter der Voraussetzung der Rückkehr des Fürsten und nur zur Ausrechthaltung der Ordnung während feiner Abwesenheit errichtet. AuS Bukarest wird dann ferner ge meldet, daß der Hosmarschall de« Fürsten diesem entgegen gereist sei, um ihn zur unverweillen Rückkehr nach Bulgarien zu veranlassen. Der Vater de» Fürsten, Prinz Alexander von Hesse», erwartete feinen Sohn mit dessen Bruder in Dari,,- stabt; von anderer Seite wird jedoch geineldet, daß Fürst Alexander von BrcSlau au« melden würde, wa» er zu thun gedenke. Der Wunsch der großen Mehrheit de» bulgarischen Volkes ist offenbar, daß Fürst Alexander nach Sofia zurückkehre und die Regierung ausö Neue übernehme Aber die Schwierigkeiten der Lage sind trotz ver Unterdrückung de- AussiaudeS „och so groß, daß die Aufforderung zur Rückkehr in sein Land de,» Fürsten nickt als eme Lockung, sondern nur al» eine Mahnung an sein Pflichtgefühl erscheinen kann. Wer vermag zu er messen. welche Einpfinbung bei dem Fürsten die stärkere ist, der Abscheu und der Ekel über die Erlebnisse der letzten Tage oder dir Anhänglichkeit an den ihm treugebliebenen Theil de« Volke«, mit welchem er Noth und Gefahren im Frieden und im Kriege seit nunmehr sieben Jahren gelhellt hat? Wenn diese Empfindung die Oberhand behält, dann wird rr gewiß nicht aus Rosen gehen, und er unterwirft sich dann all deu Ueberraschungen, die ihm ein wetterwenvische-, treulose« und der Aufopferung eine» edlen Fürsten unwerthe« Volk noch bereiten kann. Man vergesse nicht, daß in der bulgarischen Nationalversammlung nur lOO dem Fürsten ergebene Ab geordnete sitzen, daß 90 weitere Abgeordnete bedingungsweise mit ihm gehen, und daß der Rest von 90 aus russischer Seite steht. DaS ist ein Wahlergebniß, welches durchaus nicht zu überschwenglichen Hoffnungen sür die Zukunst berechtigt. Aus der andern Seite darf nicht verkannt werden, das der heimtückische llebersall der Zankowiste« dem Fürsten viele Sympathien gewonnen, und daß auch die russische Agitation durch den Erfolg der Gegenrevolution einen empfindlichen Stoß empfangen yat. Die Lerurthrilung der russischen Um triebe in Bulgarien ist eine so allgemeine, daß ibren ver» anstoltern die Lust für die Wiederaufnahme ihrer Tbätigkeit sür längere Zeit vergangen sein dürft,. Die Rückkehr d^ Fürsten »ach Sofia käme einer schweren moralisckrn Niederlage Rußland« gleich, und e» wäre nur den Tbarsochen «tsprechend, wenn jetzt aus russischer Seite eine milder« Auffassung der bulaanschen Einheitsbestrebungen Platz griffe, wen» di« russische Regierung nicht auf Wiederherstellung de« ostrumelisch«, Statut« bestände. Ein Bericht de« Fürsten Alexander a» »inen Berliner Freund vom 1«. August giebt interessante und wichtig« Aus schlüsse über die Schwierigkeiten, mit welcken der Fürst p« kämpfe« hatte, und über die Besorgnisse, welche ihn erfüllten. .Die innere Lage ist schwierig, weil da» Volk beunruhigt ist durch die serbischen Rüstungen einerseits und di« Gegenwart der türkischen Eommisston anderrrseit«", heißt es in de« Schreiben; dan« folgt ein Abschnitt Über die Bemühungen, welch« der Fürst aulgewendet hat. um den diplomatisch« Verkehr mit Serbien «irderhrrzustelle» Der Fürst hegte nicht den mindesten Zweifel an der Absicht der Serben. den Kri« wtrder zu beginnen, «eil sie zwischen Pirol und Zaribrob Schanze» aufwerfen und in Pirot selbst ein große« Maaazi» errichteten, zu welche» täglich 100 Wagen vorräth« aasahr«. ürst Alexander widerstand dem Wu°sch d ^zu- Truppenverschiebungen na» Ver 1 solch«,, Maßregel nehmen, weil er groß- Tragw"te ,, Einern erkannte; aber schließlich v^ .^ . ! „,li>at. ehr wohl Schaden doch VcS Ministerium» im Lande gefügt wegen ei. Zuletzt schildert er die . ^ANrische ^^,0» zur Ernennung der Dcleflirten f d „ ^ hevenklich. daß er Revision de, ostrumelM n S^n « 1 „möglich ans.h.- die Ermordung der Delest»'-» , Serbien Al« sei« Haupt,,reden «klärt er de R ^ Aschen Frage frei ,u haben, damit aS Sckre.ben mit de» Worten: wivmen könne, und er sckließt Bulgaren würden .Krieg wünscht hier ^Nen.and >»- ^ ^ ihrem Schöpfer danken, wen A serbische Affaire endlich diplomatischen Beziehungen die lc fl s s^jnz echt zu se,u. und wenn er e« ist, so stellt »r eme . ^ ^ seine SLLL-' 7- geübt hat. , « -tn Berlin ist wie un« von dort geschrieben wird, sieutenant. an dessen Sckneidi-zke.t 2°0erm^ HE Die bulgarische Fra«,- ist für diese GrsÜhlSpotitiler. oerm Zahl mm, kaum überschätzen kann. s^n.Uch zu -m-r Famstien- anaeleaenheit und zu einer Sache geworden, be, welcher der LocalpalriotiSmuS engagirt ist. In ernstercn pc-li isch Kreisen wird die Affaire natürlich unter einem ""dettn G sichtSpunct betrachtet. Gleichwohl kann mau. wie unSau« Ber in weiter gemeldet wird, in den Botschaften hören, daß män gut thue, die Tragweite de« ^e.gn.sse« auszubauschen. Tie Zusammenkunft de« Fürsten BiSmarck mit dem russischen Munster deS Aus wärtigen Herrn v. GierS. welche l?^en m FranzmSbad begonnen hat. wird allseitig al- r,n «m.nent frwdl ch « TymP tom ausgesoßt. Nach dem tadellos correcteu Verhalten Ruß land« der Person de« Fürsten «lexander gegenüber se. kem Zweifel daran, daß Rußland die Somplicität mit de, Ber- Awürung ZankoffS unbedingt ablehnt. Da d,e bulgarisch« Armee sich einhellig sür den Fürste» Alexander erklärt Hai. so würde — wie ein wohlunterrichteter diplomatischer Ge währsmann unserem Correspvndenten sagte — von einem Einmarsch fremder Truppen nicht die Rede sein können, so bald Fürst Alexander sich entschlösse, nach Bulgarien zurückzukehren. Ob da- Wort .sobald" hier einen Zweisel auSdrücken sollt,, bleibe dahingestellt. * Der .Kölnischen Zeitung" wird osstciö« au« Berlin Folgende» geschrieben: Wenn Herr Windtdorst — wie e« sich eifleatttch gehörte — st«t de- Fürsten BiSmarck Reichskanzler wäre, so Hütte, uack der „Ger mania' ,u schließen, de« starken Alexander von Bulgarien wegen Deutschland den Krieg an Rußland erklärt. Di« „Germania" behauptet nämlich. Kürst B.Smarck selbst sei überzaugt, daß durch die Entthron«»» drt Fürsten Alexander deutsche Interessen berührt worden seien, trotzdem lass« rr da» Gegen- »heil erklären. Damit wird dem Fürsten BiSmarck vorgewoese», daß er emweder a»< Liebe zu Rußland »der »nt Knecht vor Rußland, also enimeder au« verrath oder an» Feigheit, die deuiichen Jnieresse» verletzen lasse; Unfähigkeit n»h Mangel an Seni'iniß schließt ja die „Germania" selber — ln diesem Kall« wenigsten« — beim Fürsten BiSmarck an«; e« bleiben sonach nur Feigheit oder La»deSveerath. lieber diese lächerlich« Ueberhebnng de« Organ« de« Herrn Windthorst, de« einzigen Feinde« »nsere« Lande«, der auch in der auswärtigen Politik sich dem Fürsten Bi», marck sür überlegen an«geben läßt, ist ei» ernste« Wort nicht z» verlieren; wohl aber muß ein« andere Unterstellung zuruckgrwiesen werden, die in ultramontane» und demokratischen Blättern gemacht wird und die darin gipfelt, die Absetzung de« Fürsten Alexander sei wenlarr eine Tkot der bulgarischen Verschwörer al« ber Drei- kaisermächte. Insbesondere soll Fürst BiSmarck den Russen frei« Hand gegeben habe», ln Bulgarien und mit dem Fürsten Alexander zu thiin, wa« sie wollten. Da« ist ela« Verleumdung der oller- gröbilchsten Ar», die sich, abgesehen vom bSsen Willen und dem Haß ihrer Urheber gegen den Reichskanzler, ans nicht« stützt, al« auf die «ermuthung» man Hab« ans dem hiesigen Aukwär tige» Amte schon am Sonntag Vonolttag die Nachricht »«, den Ereignissen und ein fettige« Unheil über dir Ereignisse ge- habt. Da da« Lrelgniß sich am Sonnabend früh vor Toge-anbrnch in der Hauptsache vollzogen hatte, war es kann, mögllch. r« den Mächten auch nur den Sonnabend über zu verheimlichen, und »nn man im «uSwLttigen Amt nicht seit Wochen ein fettige« Unheil über die etwaige Beseitig»^ de« Fürsten Alexander von Bulgarien gehabt Hütte, so würbe man in der Lhat verdienen, abgesetzt zu werde» und an Herrn Windthorst oder eive» Demokraten den Platz ab,»geben. E« ist ln der That «ohl mir iu Deutschland möglich, eine« Minister der anüwärttgen Angelegenheiten vorzuwersen, daß er ein Errigniß voranSgrsehen. sich über die Tragweite desselben rin Urtheil gebildet und unsere Interessensphäre vor dem- selbe» geichützt Hab«, »v daß er bei Ei »treten desselben d-rjent«,. b"en Jntareß» allein », wahren er dt« Pflicht hat. vergewissern kannte, daß er nicht überrascht worden sei und haß er auch nach dieser Sette hl, pflichrlcholbiiß gewacht und gewehrt habe. Fürst BiSmarck schätz« die Ooolttäte, de» Fürsten «leranver schwerlich „rdrtg.r, al« „ Herr Windthorst »der Herr Enge» «i»t.. tho«; ober ihretwegen ei,,, Krieg mlt R,blond ,» sühren — da», sohlt ihm l« »aaensav »» diesen Herr,, di. Gewinnlosigkeit »» * Dem .Hrmburg schen Corrrspoudenten" wird unterm 25. or. au» anscheinend osflciöser Quelle au» Berlin aemeldet: .Ich entnehme de, best,« Quell/, daß Deutschland nach »«nnlnrßnabme der Einzel- h-,t.n de« bulgartschen Handstreich« jetzt eine, "es b«l«°,ischen Thron« dnrch Alexander durch»»« sympathisch de, Fürsten leieustbersteht 5"ß«rgan« ^ Die»«taa. die noch bei. den ungemischten ihre, Li»gang«artikrl >t Hot be» Dieser p. gebübrende» Lohn lnisch-bentsche jetzt vorliegea. sind fast alle ... .... iwren «w salgtr * ^ oomwocho. Der Uri, leiuer Größt bäte, ,,«gezahlt erhalten. «»'"teurer, der sich »>« derHoffnnw tru/ y».'» denen Zonkoff'S. Varinoff'S und Srekoff«, den ansgesprochenen Patteiginflern Rußland». . . . lieber die Vorgänge selbst steht nur ein» sicher, die bewnndernSwerthe Einstimmigkeit aller bul- irischen Parteien, die sich noch jüngst mit der größte,> estigkeit bekämpsien: Bulgarien jubelt aus, daß e» endlich von einer Regierung befreit ist, welche durch ihre Jntriguen gegen Rußland Bulgariens politische Zukunft eomvromittirte. . . . Der ehemalige preußiiche Lieutenant wird wabrscheinlich inden daß er noch wohlsril davon kam und daß die Rolle eine« ^'errschert im Hü" spielen »u können, noch nicht daS schlimmste eil tft, da« ihm Golk schicken konnte. Doch genug — und beute mehr wie je — von einem kläglichen Vertreter der Gruppe der zeitgenössischen Abenteurer. Sein fernere- Schicksal b:- anspruchl absolut kein Interesse mehr. Um viele- wichtiger ist dte Tagessrage über da« künftige Schicksal de« bulgarischen Volke«, dessen Regelung heute die ganz- politische Weisheit Europa» heransfordctt. Die jetzige Regierung, in welcher Conservative und Radikale zusammensitz-n, kann unmöglich lange b-ftehen. Im Weiterea führt die „Now. Wremja" au», daß eme Regier»»« gegründet werde» müsse, die sich so schnell und so voll- ständig wie möglich Rußland in die Arme wirft, welche« Bulgarien chützen und vor einer türkischen Occupation bewahren wird. Wa« die Frage eine« neuen Fürsten betreffe, so werde diese manche Schwierigkeit machen, sei aber nichi dringlich, dagegen sei al-bald zur Berufung eine« Russen al« bulgarischen Kriegs minister j» ichreuen, der die Ordnung ausrecht erhalte und die Besitznahme durch türkische Truppen unnötbig mache. Die „Petersburger russische Zeitung" schreibt: „Senn sich auch nicht sagen läßt, baß dieser Umschwung Ruß- land gänzlich unerwariei gekommen ist, so trifft er rS doch nicht gehörig vorbereitet zur Rolle, die Rußland nunmehr zusällt. Die internationale» Beziehnngeu de» Augenblick« können nicht al« sür un« vortheilhafte bezetchaechwerden. Indessen wird Rußland jetzt gleich sein gewichtige« Wort sprechen müsse», um die künftigen Geschicke Bul garien« nicht au« de» Händen zu lassen. Im Uebrigen drückt da» Blatt eine Freud« darüber recht unverhohlen an», daß die „Aventurler- Tarritre" de« Prinzen Alexander nunmehr «in Ende erreicht habe und er da» Bitmarck'sche Wort von de« „sage- oedmca Erinnerungen" nunmehr wahr machen könne. Leider hinter, lasse er aber „nicht ebenso angtuehme Erinnerungen in dem Unglück- lichen Bulgarien, da- mit seiner Absetzung ausS Neue ein Schauplatz der Intrigue. der Wirren und fremden Einmischung werde» dürste/' Die „P-t. Gas." schreibt: „Die Absetzung de« Fürsten vonBulgarlen mischt die dnrch- rinauder geworfenen Karten der bedeutenden Partie, dle aus der Balkan-Halbinsel gespielt wird, auf« Nene. Wa« nun sein wird, in wessen Hände sich di« Trümpfe befinde» — da« wird die Zukunft lehre». Jedoch ist »u hoffe», daß nach der ersten Lehre nunmehr de» paliiischeo Falschspieler, r» nichi so leicht gelinge, wird, Botte» ^ Pet. List." ruft emphatisch ,u«: „E- ist geschehen! Prinz Battenberg ist nicht «ehr Fürst von Bulgarien, und jeder Russe begreift vollkommen, ahne wett«« Erklärung, wa« zu seinem Sturze sühne I" „Er hat daS Gefühl seine« Volke« empfindlich verletzt, indem er dessen vergab, wa« Ruß- land für diese« Volk geihan; lange hat da« bulgarische Volk es ruhig getragen, aber jede Geduld erreicht endlich einmal ihr Ende, ver Ged»ld«saden rist und Alexander von Battenberg ist nicht mehr «ns dem Throne l Damit hat auch die Battenbergerei ihr End« erreicht. I» Bulgarien herrscht volle Rnbe" — heißt« im Tele gramm ... „Do« ist sehr begr«,stich... Zwischen Bulgarien »,d dem Fürste» Alexander bestand schon längst keine Gemeinschaft mehr. Wa« wird Wetter, sein? Wir wollen un« nicht mit der Antwort brrileu, ab« wenigsten« auf die Thatsache Hinweisen, daß die Rach- rickt von d« Absetzung de« Prinzen von Battenberg überall sehr ruhig ansgeavmmen worden ist." * Urb« die Auffassung der Lage in England schreibt man der „Nation aizritung" an» London, 24. August: Mit fieberhafter Spannung sieht »an der weiteren Entwickelung d« hochdramatische» Ereignisse inBulgarien entgegen. Ebenso plötzlich, wie sich der Gemüther die allgemeine Aufregung und Ent rüstung üb« den au dem Fürsten Alerander in Bulgarien verübte» Verrath bemächtigte, ebenso plötzlich ist nun die Stimmung in eine ferndige «mgrschlagen. seitdem übereinstimmend« Meldungen zu berichten wissen, daß die Gegenrevalution den Sieg davon» »«trage». Roch Allem, wa« vorgrsollen, ist e« aber begreiflich, daß nach vollständige Ungewißheit darüber herrscht, wa- die nächsten Stunden bringen werden, denn den Ueberraschungen, die man erlebt, können leicht wieder neue folgen. Die Hoffnung, daß dem Sturze de« Fürsten Alexvnder mit Rücksicht aus da» Drei-Kaiser-Berhältniß feine weitrreu Erschütterungen de- Frieden« folgen werde». Hai hier krineüwrg« Wurzel fassen wollen, und man hätte daraus gesoßt sein müssen, daß England, wie sehr t« die Bereinigung Ostromellenü mit Bulgarien uni« dem Fürsten Alexander begünstigte, sich gegen diese Bereinigung gekehrt hoben würde, we> „ sie de» Lbarakter der Schaffung eine« Gloßbuigarirn. wie der Vertrag von San Stesano rin solche« wollte, hätte annebme, sollen. Stellt man sich indessen aus deu Stantpunci, daß da« Dreikaiser-Bänduib eine genügende Schutzwehr für die Erhaltung dc« Frieden« sei, Io wird man wohl den Schluß ziehen dürfen, daß, wenn da« Bündniß auSrcichcn sollte, Europa vor den Folgen der in Sofia auSgebrochencn Revolution zu schützen, e« um so sicherer dirsen Zweck erfüllen müsse, wenn d« Revolution wieder die Restaurat on folgt. Man sucht« hier zu leugnen, daß die Revolution eine Niederlage England« bedeute, ma» wird also auch keine Ursache haben, in der Restauration einen Erlolg zu erblicke». Entschlösse man sich anch russischerseit«, die Vorgänge in Sofia nicht unter dem Gesichts punkt« he« Siege« odcr der Niederlage zu beurtheilcn, so könnten weitere Verwicklungen erspart bleiben. Anderenfalls müßte sich der russtlc^ruglische Gegensatz verichärsen, und wieder liegt die Situation s», daß die Frage, ob diese Verschärfung eintreten wird, eben davon abhtngt, wie sich Rußland zu den Ereignissen stellen wird. DaS ist jetzt, immer vorautgesetzt» daß nicht etwa die nächsten Nachrichten an« Bulgarien dt« heute vorliegrndra wieder Lüge» straft», die wichtigste Frage. Leipzig, 28. August 1886. * Gegenüber der Nachricht süddeutscher demokratischer und deutsLfreisinniger Blätter, wonach die süddeutsche« Nationailiberalen eine neue wirthschaftliche Vereinigung >m Reichstage, und zwar sich loSlösend von den National liberalen Norddeutschland-, zu bilden beabsichtigten, daß aber in anderen al« wirthschafllichen Fragen die gesammte national liberale Partei al« Fraktion fortbrstchen werde, schreibt der »Nürnberg« Correspondent": „Wir sind in der Lage, auf da« Bestimmteste zn erklären, daß diese Nachricht vollständig au« ver Lust gegriffen ist, daß insbesondere in der national!? liberalen Landespartei in Bayern recht- de« Rhein« Niemand daran denkt oder daran gedacht hat, eine neue wirthschaftliche Vereiniqnng im Reichstage zu bilden und sich von den Par» teigeuossen i« Norddeulschlanb ioSzulvsen, und daß in den leitenden Kreisen der bayerischen Nationalliberaleu nicht« voll """ Absicht v«r übrigen süddeutschen Nationalliberaleu bekannt m. sich in irgend einer Frage von den Rationalliberal« Norddeutschland« zu trennen." * Zur Krage der Sonntagsruhe wird offieiö« a«< v'rttn geschrieb«: . Wr,» «uh hent« noch mehrfach die Forderung vertrete» tzttrd, »«ch st'stzhlichr «orschriste, über d»« «»» tz,r »«ß
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