Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-19
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Zweite Leilage M Leipziger Tageblatt mid Anzeiger. 282. Sonntag dm 19. September 1886. 88. JahlMllg. Aus Spanien. * Die Nack'.ich len, welche seit einigen Tage» aus Spanten oorliegen, sprechen »nieder von einer ausfälligen Bewegung oer republikanischen Partei. Bon der in Big» unter dem Vorsitze deS Ex-Präsidenten Zalmeron slaltgcsnndene» republikanischen Versannnlung haben wir bereits an anderer Stelle berichtet, allein dieselbe scheint keine vereinzelte Kundgebung, da nach den jüngsten Meldungen ruch in anderen spanischen Städten die republikanische Agitation in Zunahme begriffen ist. So hat auch in Barcelona eine auS etwa 3000 Köpfen bestehende Versammlung staltgkfunden, welche verschiedene liesolutionen jagte und den Zeilpunct zur Wiederherstellung der spanischen Republik alt günstig und nehe hielt. Die Sersamnilnng trennte sich init dem Ruse: .Es lebe die Republik!", gegen den die Polizei nichts rinwcnven konnte, weil er, wie aus ein gegebenes Zeichen, von allen Theil- ,ehmern der Versammlung auSgebrachl wurde. Dieser 'lmstand giebt den republikanischen Blättern Gelegenheit zur 3erhvhnung der Polizei, welche, wie sie sagen, sich außer Stande sab, die ganze Versammlung wegen deS erwähnten truscS cinzusperren. Auch sonst wird die Stimmung in Bar celona als eine für die Regierung bedenkliche geschildert. Fast seten Abend durchziehen größere Volkshaufeo di« von den Arbeitern bewohnte» Stadlthelle, brecheu in den Nus: .ES ebe die Republik!" auS und verübe» allerlei Unfug, waS chließlich zum Einschreiten der Polizei führt, welche die Ruhe» lörer gewaltsam auScinandertreiden und die Ärgsten Schreier oerhastcn inuß. Man glaubt diese bedenkliche Stimmung und «„ruhigen Austritte in Barcelona ans französisch-repudlikanisch« Einflüsse zurücksühre» zu müssen, die sich in dieser Stadl SpauienS :on jeher bemerkbar gemacht haben. Thatsache ist allerdings, daß die in Barcelona wohnenden Franzosen einen nicht un- ,'edcutenden Bruchtheil der Stadlbevolkerung bilden und überdies au- politisch wenig vertrauenswürdigen Elementen zusammengesetzt sind. So hat unter den in Barcelona zahl reich befindlichen französischen Arbeitern die Commune viel, Anhänger, die sich stets eifrig bestrebt haben die social demokratischen Ideen unter den spanischen Arbeitern zu ver breiten. Die Regierung in Madrid scheint von dieser wenig beruhigenden Lag« der Veihätlinss: in Barcelona genau «utcrrichtet, denn sie hat Ende August die Garnison der Ztadt abermals durch drei Bataillone Infanterie und vier EScadroncn Cavallerie verstärkt. Nack der Meldung sranzösischer Blälter soll man auch republikanischen Umtrieben unter den Garnisonen von G rona and Lerida aus die Spur gekcinmen sein. In erslercr Stadt soll der commandirende General die Nachricht erhalten haben daß in einer außerhalb der Stadt gelegenen Weinschcnke ;edcn Sonnabend Bersamuilnngcn vcn Uttlerojsiciere» der Garnison statlsänben, an denen auch bekannte republikanische Agitatoren auS dem Eivilstanlc Thcil nähmen. Der ccm- mandircude General ließ die Versammlungen in der Schänke beobachlc» und diese plötzlich von der Gendarmerie umzingeln, welche vierzehn Unterossiciere und zwei Civiliste», die als republikanische Agitatoren bekannt, verhaftete. Dabei entspann sich zwischen den überraschte» Verschwörern und den Gendarmen ein Kampf, wodnrch zwei der letztere» durch Revo'.vcrscküsse verwundet wurden. Di« französischen Blätter fügen hinzu, daß dieser ganze Vorfall von den spanischen Behörden sehr geheimnißvoll bei anbelt werde und auch den Zeitungen GeronaS von dem Gouverneur die Weisung zugegangcn sei, oon dem ganzen Vorgang nickiS zu erwäbne». WaS die republikanischen Agitationen unter der Garnison LeridaS betrifft, so wird behauptet, daß in der dortigen Fnsanlcrie Kaserne ausrühreriscko Proclamalionen gesunden worden seien, welche zum Sturze der Monarchie und zur Wiederherstellung der Republik aussordern. Eine der beschlag nahmten Proclaninlionen ist specioll an die llnterossicierc der panischen Armee gerichtet, welche», falls sie sich bei dem „bevorstehenden politischen llinschwung" auSzeickuc», der Grad eines EapitainS in Aussicht gestellt wird. Auch unter den lkiiterojsiciereu der Garnison LeridaS sollen über zwanzig Verhaftungen vorgenomine» worden sein. In Saragossa scheint die republikanische Propaganda gleichfalls in voller Thaligkoit und eine hcrauesordcrnde Haltung annehmen zu wollen. Es wurden dort in letzterer Zeit mehrere republikanische Versammlungen durch die Polizei aufgelöst, woraus während der Nacht eine ausreizenbe Pro- clamalio» an den Straßenecken angcklebt wurde, welche von der .geheimen republikanischen Regierung Spaniens" nnter- zeichnel ist. In dieser Proclamatio» werden die Republikaner zum Ausharren ermullngt, denn der „große Tag t^r Erlösung Von dem fremden monarchischen G-'waltregimen»" sei nahe. „Die ganze politische Lage Europas", heißt es weiter, „flöße den absolutistischen Negierungen Angst nnd Schrecken ein und bringe sür Spanien die ersehnte Volksherrschast immer näher." Diese Proclamatio», welche auch höchst beleidigende Ausdrücke gegen die Königin-Rcgentin enthielt, ward von der Polizei von den Straßenecken rasch entfernt; gegen ihre Urheber ist die Untersuchung sofort eingeleitet worden. In ganz ähnlicher Weise äußer» sich auch sämmtlicke republikanischen Blätter Spaniens. Nach diese» sei die Un einigkeit zwischen den verschiedene» europäischen Regierungen weaen der jüngsten Vorgänge aus der Balkan-Halbinsel größer alö jemals. Dadurch werde die Aufmerksamkeit der absolutistischen Reaction von Spanien abgelenkt, waS sür die republikanische Partei von großem Vortheil sei. DaS stammvcrwandte republikanische Frankreich habe seine wiliiairischen Rüstungen gegen Deutschland, diesem Mittelpunkt der Völkerunterdrückung, beendet und harre nur deS entsprechenden Augenblicks, um Le» großen Freiheitskanips zu beginnen. In dem Moment, wo in Frank reich der begeisterte Ruf: „Zn den Waffen I" erschallen wird, kann dasselbe auch sicher sein daS republikanische Spanien a.i feiner Seite zu finden, um alle» unterdrückte» Völkern die Segnungen der Republik zu bringen Wenn diese Auslassungen der republikanischen Organe Spaniens auch nicht sehr ernst zu nehmen sind, so scheinen sie ankererseilS für die Regierung in Madrid dennoch ein Fingerzeig zu sein, diese aussällige Zunahme der anti monarchischen Agitation nicht zu unterschätzen. Carola-Theater. Leipzig, 18. September. Nun ist auch daS neue Schau spielpersonal deS EarolatheaterS inS Feuer gerückt und zwar mit einem Volksstücke, welches eine große Zahl von Mit- wirkendenverlangt: .Die Geier-Wally"von Wilhelmine von Hillern. TieS Schauspiel nimmt unter den dors- qeschichilichen Stücken eine Ausnahmestellung ein: DaS Genre haste. wie eS in den Schauspielen Ganghoser'S vorherrscht und den anderen, welche da» Münchener Ensemblegastspiel vorzusühren pflegt, tritt hier zurück gegen einen gewissen grandiosen Wurf, der an die Sckiller'schen Erstling«- Vramcn erinnert; ein Zug urwüchsiger Wildheit geht durch daS Ganze; die Gegensätze zwischen Haß und Liebe sind grell ansgemalt, fast zu grell sür die Versöhnung am Schlüsse. DaS Ringe» der beiden Kraftmenschen mit einander, die höhnische Aufforderung zum Tanz, der Sturz in den Abgrund, die Errettung: da» sind alle» mit großen Zügen hingestellte Widersprüche, in denen sich eine heiß« Leidenschaft ossenbart; die Alpennatur und die Volkssitte geben dazu ein eigenartige» Colorit her. Allerdings merkt man, daß daS Stück aus einer Erzählung hervor- tgangen, in welcher auch mehr Raum sür die psychologische ntmickelung bleibt; einzelne UebergänIe erscheinen im Drama allzu gewaltsam, und Vieles, was bei der Schilderung einen großartige» Eindruck >nacht, schrumpft bei der Ausführung zusammen, da die scenische Andeutung nicht die Ausführung de» dichterischen Bilde- zu decken vermag. Gleichwohl hat die Verfasserin, welche von ihrer Mutter, der Frau Birch- Pfeiffer, nicht nur die Lust am Fabuliren geerbt, sondern auch eine bemerkenswerlhe Bühnengewandtheit, viel« Roman« capitel recht wirksam sür da» Theater arrangirt. Wenn eine Ausführung der „Geier-Wally' der Kritik keinc sichere Schätzung der schauspielerische» Kräfte an die Hand giebt, so liegt die» daran, daß das Stück im Dialekt geschrieben ist und manche Darsteller sich in denselben weniger hereinfinden können, während andere sich vielleicht aus diesem Gebiete mit Geläufigkeit bewegen, die hochdeutsche Diction aber weniger beherrschen. Einige Erzählungen wurden mit unverständlicher Eile hcruntcrgehaspclt; hier und dort kam auch der bäuerische Ton etwa» zu roh hervor; e» ist indeß unmöglich, ein große- Ensemble gleich von vornherein künst lerisch zu stimmen, noch dazu ein so vielköpfige» Ensemble. Die großeu Scenen waren indeß sehr lebendig arrangirt; die Bühne war stet» voll, und Alle» stand aus der rechten Stelle. Auch da« Dekorative war stimmungsvoll, und e* versagte keiner der äußerliche» Effecte. Es kann hier nicht unsere Absicht sein, den langen Theaterzettel herunter zu recensiren. wir können hier nur die Hauptrolle» herauSgreisen. Frl. Ottilie Sieb eck fand in der Titelrolle den lebhaftesten Beifall, ebenso Herr Maroschy alS Bärenjoseph. Die Erier-Wally erfordert ein« un leugbare Bravour; e» gehört sogar eine gewisse Gymnastik dazu, uw einige Scenen, wie die Sturzscene, angemessen durch« rusühren. Frl Sie deck hatte in den großen Situationen Marl und Kraft; ih, Organ ist auSgiebig genug für die selben; auch dem wärmeren wechselnden Gefühlsausdruck der letzten Austritte wurde sie gerecht. Nur schien cS u»S, al» ob sie in den ersten Acten Manches zu sehr fallen ließ und nur Li« eigentlichen Drücker hervorhob. Tie Geier-Wally ist eine ganz abnorme Rolle; nian kann uur sagen, daß die Darstellung derselben sur Frl. Siebeck ein günstlgeS Vor» urtheil erweckt hat; spätere Leistungen, die mehr im regel mäßigen Fahrwasser der drainarischen Knnll sich bewegen, müsse» darthun, mwieiveit sie daS Voruriheil rechtfertigt Hrr Maroschy als Bärenjoseph führte seine Rolle mit Gewandtheit durch; aiizuerkenncu ist sei» deutlicher Bortrag, bei dein kein Wort verloren gebt; nanieutlich gelang ihm die letzte große Scene mit der Geier-Wally. Der Gellner des Herrn Arndt deckte in einzelnen Momenten den Charakter des heinitückischen und rochelustigen Burschen, nur seine Lcidenschast sür die Geier-Wally konnte noch frappanter hervorlreten. Ei» gut-S Genrebild war der Knecht Kletten meier de» Herrn Hambrock. Die Afra de» Frl. Siegel zeigte ein anmulbendeS Organ, konnte aber im Spiel noch ge wandter sein. Sehr vvrlhcilhast hob sich dagegen in den gcnrebiltlicben Scenen die kecke und klatschsüchtig« Oberdirne des Frt Roths hervor. Rudolf von Goltschall Thür zu Zimmer H ausgchäugte „alte französische Relicsstickcrei", vielleicht Theil eines Meßgewandes. in Leinen und Gold. Weiler folgen schöne Stickereia, beiten, Erzeugnisse „südslawischer Hausindustrie" in Baun,wollen, Leinen und Seide. Ganz hervor ragend sind hierunter die dalmatinischen und die bulgarischen Arbeite». Unter letzteren bemerkt man ei» geradezu prachtvolles „Brauthemd" in zweiseitiger, reihiger Seidenstickerei. An der Fensterieile »eben der Thür zu Zimnicr IV beginne» die „italienischen uuü spanischen Stickereien und Applicatiooen'. Sehr bemerlencwerlh ist darunter besonders eine Application, Wolle aus Wolle. Dazu komme» noch die Stickereien >» sogenannter „durch zogener Arbeit", venezianische u»b spanische, weiter italienische Appli kationen auf Sammet und aus Tüklgrund, Goldstickereien aus Sammet mit tbeilweiser Application. Unten hängen Stickereien in rotlier Seid« aus Leine», sogenannte „Rhodosstickereien", italienisch« keidenstickereien mit au-gezogeuem, sogenanntem „Luuto tirnto'- Brund, da« Muster in Gobelinstich. auS dem 16. Jahrhundert, scrner Applikationen ia Form eine« Baldachmoberlheils, drei Allarau- tependien (zwei italienische) und hervorragende „griechische Stickereien" Coriu, 16. Jahrhundert). Die nn Rahmen 7 enthaltene Sammlung „chinesischer und apa irischer Stickereien" ist leider noch sehr wenig vollständig, woran jedenfalls die Beschränktheit der verfügbaren Mittel Schuld ist. DaS Vorhandene ist im Ganze« vngemeni charakteristisch sür die Art dieser äußerste» Orientalen. Auch ei» recht inleressanle« apanisches „Kakemono" d. i. Hüiigeblld (im Gegensatz zum „Mali mo,io", dem Roll- oder Mappenbilde, so genannt) ist vorhanden. Daneben befindet sich eia buddhistischer Priestergürtel in japanischer llattstichstickerei, im Feusterkastru ein sehr beachtenSwrrther gestickter «panischer Buchdeckel. Der eigentliche sogenannte Orient ist vor Allem reich durch „Persien" im Kasten S vertreten. Eine hervorragende Vnnt- ückerei zeigt geschmackvoll verarbeitete Pflanzen- und Ihiermotw« in großen Architckturbogrn. Auch schöne „persische Weißftickerei", theil» alle, theil- moderne, Baumwolle mit Seide nnd Leinen mit Seide und Sold, ist ausgestellt. I» dem großen Rahmen 14 ist ebenfalls noch viel nnd bedeutende» .Persische»" vorhanden, so z. B. ein große-, später als jüdiicher kempelvorhang benutzte» Glück aus Kaschmirgrund, hinfichtlich der Stickerei eine fast unglaublich« Leistung; auch neuere persisch« Sachen an» dem 17. und 18. Jahrhundert steht man dort. DaS hervor ragendste und bedeutendste Stück aber, «elche« da« Museum überhaupt an Stickereien besitzt, ist eine im Kosten 14 link« aufge- äugte große „i,wisch« Arbeit", welch« an Reichthum der Er- lndmig, Schönheit, Sicherheit und Mühseligkeit der Ausführung alles Andere weit hinter sich läßt. An der südliche» Fensterwaud deS Zimmert IH bemerkt man noch weitere schöne orientalische Arbeite», so einen türkische» Gebet- «eppich, persische und indische Strumpswaareo, zum Theil mit Seiden- uad Goldstickerei. Mrge dieser kurze Urbrrblick recht Bielen Beranlaffung zu ein gebender Betrachtung dieser „Sonderautftcllnng vo» Stickereien" in unserem ttunstgewerbe-Mujcum geben I Adolf Weiske. Soi^rralisjltlluiig von Stickereien im Kulljitzcwerbe-Museum. Mögen auch die Schätze unseres Kunstgewerbe.Museums, wie l.nr jüngst erwähnt ivurde, noch gar mancher Ergänzung de- durstig sein, so sind sie doch augent t cklich bei Weilen, iveiiigsten- reich genug, »>» vielleicht mehr als Vas Doppelte des Raumes zu sitUe», der jetzt zur Veriügluig steht, wenn a»es Das ausgestellt und dem Publicum zu nützlicher Anscha» dargidoteu ineive» könnte, was wirklich ini Besitze des Museums ist. Diesem große», nur durch einen umsänglicheren Mus.um-iieiibau heilbare» Uedel bestreb» sich die umsichtige Leitung der Anstalt »ach Krallen wenigsten- theilweise dadurch abzuhelien, daß sic von Zc» zu Zei, curch Sonderausstellnugen aus einzelne» Gebiete» des Kuustgewerbes, die dahin gehörige» Besitz- thiiiner des Museums den Besuchern einmal zeitweilig ihrem Umsange nach vorsührt. So ist denn augenblicklich im Zimmer III und IV de- Knust, gcwerbe Mu'eumS eine „Londerausstelluug von Stickerei«»" zur Aussührung gebracht woeden und zwar eine ungemein fesselnde und belehrende, indem sie einen recht guten Ueberblick über die En:> Wickelung giebt, welche die Stickerei im Lause der letzten Jahrynw dcrte bei de i Kulturvölkern gehabt bat. Wenn die mit d«' Weberei in engster Beziehung stehende Kunst des Stickens aus t»,.i Bedürfnisse hccvorgegan-'en ist, die Einförmig kca eine Fläche in einer dem Auge wohllhuenden We.se zu unter brechen und durch bloße Nadelarbeil mll Bcrzierungen zu beleben, so ist sie, auch als die Wirkerei ihre Technik vervoUkommnetc und einen höheren Ausichwuiig nabi», doch nur sehr zeitweilig zurnck- gedrängt worden und iinmer als hochgeichätzte, selbstständige decora tivc Knnsil'ert,gleit bestehen geblieben. Daß auch unser Deutsch, land darin sehr Anerkennenswerthe» leistet, kann man auS den jetzt in Zimmer IV iu den Kästen und Rahmen der Ablheilunqen 18, 19 und R, mit große. Uebersichtlichkeit ausgestellt.» „deutschen Stickereien" erkennen. Einen gebührend breite» Raum nehmen dabei die „deutschen Weißst icke, eien" ein, die sich zum Theil al« ältere nnd zwar iüddeutsche Klofterarbei» erweisen. Hochbemerkens, werth ist eS übrigen-, daß auch in Rorddeutschlanü diese Kunst und zwar als Hausindustrie gepflegt wird, wie die in den Fenster- kästen ausgelegten, au« den Hamburger Bierlauden und au« Bremervörde stammenden kunstvoll gestickten Kopf-, Bett- und Tnchiüchcc beweisen. Banz j, der Nähe befindet sich auch eine Sammlung von alten schönen Modelltüchern. An der Wand link« voi» Fenster bemerkt man eine Sammlung delttscher Golvftickereien, darüber eine ganz eiqenthümlude, wirklich dervorragende Arbeit, deren zierliche bunte Muster weder durch Stickerei, noch durch We- bcrei erzeugt sind, sondern äußerst geschickt au« bunte» Bändchen geknüpst. Ganz besonders erwähnt sei auch die in der Nähe au-gestrlltt getreue Nachbildung deS gestickten TischgeveckeS, welches von Frauen Holsteins den. Prinzeu nnd der Prinzessin von Preuße» «widmet wurde, und zwar ist die Nachbildung von der knnftgewaudten 8er. sertigerin des OrigiaalgedeckeS, der Frau M. Meyer ia Hamburg, selbst ausgesührt. Eine »ichtdeutsche Stickerei von sehr hohem geschichtlichen und Kunstwerthe, über der Thür zu Zimmer III ausgehängt, muß hier auch erwät nt werden. Es ist die« nämlich ei» aus grünem Seiden gründe reich mit Gold- und Seidenstickerei geschmücktes „päpst liches Kelchtuch" aus dem 16. Jahrhundert, welche« in seinen Ver zierungen noch Reste von, gewaltsam wie eS scheint, daran- ent sernten borghesiichen Wappen zeigt. Reiche Stickereischätze befinden sich im Zimmer HI. An di« drutlchen Stickereien des vorigen Zimmers schließt sich zunächst hier In Rahmen 3, rechts von der Thür für den Einlretenden, die Schweiz an: vorzüglich sind es au« Solothurn stammend« Arbeite», sogenannte „Soleures". Man steht da alte Leinenorbeiten, dann solche aus Baumwollen- und Wollengrund mit Wollen- und Seiden, st ckerei. Sie zeigen große Feinheit der Ausführaug und Gedanken reichlkom in der Erfindung. Man steht p B. ta den zahlreiche» pslanzlichea, besonder« Bluineamotiven, sowie in den verwendete» Thiergeftalten einer solchen Flächrnsüllung selbst bei sehr großen Teppichen niemal« eine Wiederholung. Ja dem Rahmen darunter biete» modern« Stickereien mit „au<grarbriteten Zacken" recht iutereffante Bergleichuugen zu solche» mit „dollen Zacken". Ia weitere« Anschluß hieran bemerkt man schön farbig gehalten» „fran zösische Seidenstickereien" mit pflanzlichem Ornament, für »heile von Bekleidungsstücke» bestimmt; daran reihen sich schtzne „schwe disch« und russisch« Stickereien'^ in Leine», sowie in Leinen mit Seide. Hochbeachteurwerrb tk rin« t» desanderem Rahme» »» d« geklagte auch in diesem Falle wußte oder den Umstände» »ach a». chme» mußte, die Nägel seien mittelst einer strafbaren Handlung erlangt. Dies hätte schon daraus gefolgert werden köiiucn, daß die Angeklagte sestgestelllerniaßeii durch die Mit- beilung des Sch. von dein unredlichen Erwerb der Nägel Kunde erhalte» hatte, da eS insofern gleichgiliiq ist, aus welche Art der Diebstahl von Sch. ver übt war. Das Landgericht zieht aber auch, unabhängig von der M,«Heilung des Sch., auS der eigenen Auslassung der Auge- klagten, wonach diele, wenn Kinder ihr Nägel zum Kaule brachten, dieselben, um die Eltern nicht zu beleidigen, nicht gefragt Hai, wo die Nägel her seien, und aus der Weigerung ihre- Ehemannes dem Gendarm R. gegenüber, sich über den Erwerb der i» großer Menge bei der Angeklagten Vorgefundenen Floßnägel auszulassen, nn, sich die Kmidlchast nicht zu verderben. »hatsächlich den Schluß, daß die Angeklagte sich absichtlich nicht nach dem Erwerbe der Nägel erkundigt habe, weil sie fürchtete, von einem unred- ichen Erwerbe etwas zu erfahren, und stellt überdje« fest, daß dieselbe schon bei der großen 10 Pfund wiegenden Menge der Nägel, welche ihr von Sch. zum Kaufe ongebolen wurde, au- ehmen mußte, daß Sch. die Nägel mittelst einer strafbaren andlung erlang« habe. Eine Rechtsnorm ist durch diese Fest- ellungen nicht verletzt. Die Revision irrt, wen» sie meint, eS könne daraus, daß die Angeklagte sich absichtlich nicht nach dem Erwerbe erkundigt habe, uur aus eia fahrlässiges verhalle» der Angeklagten geschlossen werden, welche« »ach ß. 2ö9 de« StrasgcsrtzbuchS nichtstrasbar sei. Allerdings ist die Hehlcrci kein FahrlüksigkeitSdelict. Wenn die Aageklagte sich daher »nr fahrlässiger Weise nach dein Erwerbe der Nägel zu er- »udige» »uterlasse» und sich ia dem guten Glaube» be- unden hätte, die Rüget seien redlich erwarben, würde sie sich »ach g SöS a. a. O. nicht strafbar gemacht haben. Da- Land- richt stellt aber fr-, daß die Angeklagte absichttich die Er- uudignng über den Erwerb der Nägel unterlassen habe, und coustatirt damit, abgesehen davon» daß dieselbe seiner Feststellung »ach schon an- der großen Menge der Nägel deren unredliche» Erwerb hätte entnehmen müssen, eine« eventuellen DoluS der Angeklagten, welcher zum subjektiven Lhatbrflaudc der Hehlerei auSreichr. Hcrbjlmlctionen des Leipziger Lüchermarkles. L. ZVb Leipzig, 18. September. DaS Auctionsiustiluk List und Francke versendet den ersten Katalog seiner Herbstversteige- ruugen, enthaltend die Bibliothek de- verstorbenen Rechtsanwaltes H. Tcruiti in Leipzig und oerichiedene andere Büchersamuitungen. Die Auctto» wird in der dritten Novemberwoche beginnen und genau 2700 Nummer» unter den Hammer bringen. Die Rubriken sind mehr oder weniger reichhaltig. Philosophie und Theologie werden mit dritthalb Hundert Nummern vvrangestellt. Unter Andenn findet man hier eine Sammlung von Gelegenheitsschristen zum 400jährigen Luiheriubiläum von «883 (Nr. 97). Eiue weit gröbere Schriften- und Vroschürenlammluiig ist unter Nr. Ilö vereinigt. Ihre Zahl ist 232. — Die Abtheilung Geschichte und Geogravbie, Reisen rc. zählt bei viertehalb Hundert Werke, darunter die in Berlin 18L4 gedruckte, nicht im Handel befindliche Schrill vo» F. K. vo» Richthosc»: „Die äußeren und inner» Umstände der Republik Mexiko seit deren Unabhängigkeit bis jetzi". Hauvimerke der großen Historiker Waitz, Ranke und Dnncker brgegne» unS auch und erinnern an de» herben vertust, den die Wissenschaft durch den Tod dieser drei anSgezcichueteu Männer in diesem einen Jabre erlitten hat Belletristik ist die drille Rubrik, Ihre Nunimernzabl ist nahezu 1100. Leipziger woblbclnnnte Name» hc>mel» uns bei der Durchsicht dieser Fülle von Gedichten, Romanen, Novellen, Literaturgeschichten wohlthueud an. Boni alte» Laube, von Diezmaun an (Goethe und die lustige Zeit in Weimar rc), bis zu Gustav Freytag, den wir so lange unter unser» Mitbürgern sahen, zu Rudolf von Gotlschall und O-wald Marbach ist eine gute Zahl der Leipziger Schriftsteller, colonie vertreten. AuS srüheier Zeit liegen Friedrich Kind'S Theater, schriften und Malilmaiin's gesammelte Werke vor. — Ueber Theater und Musik handeln 42 Nummern (1t82—1223). Pädagogen und Freunde der Jugend überhaupt verweisen wir auf die nächst- Abtheilung, die auch über anderthalb hundert Nummer» stark erscheint. Kupfer- und Prachlwerke liegen in fast gleicher Anzahl in der fünften Rubrik vor. Naturwisseuschasten, Rechts- und Staat-Wissenschaft, Philologie sind die drei folgenden weitaus schwächsten Rubriken. Die Ziffer aller auf sie eutjalleiidcil Nummern beträgt noch u chl 200. De» Schluß bilden da- Vermischte mit über bOO Nummern. Auch in dieser Rubrik ist manche- Interessante zu bemerken, darunter eine Jugendarbeit Heinrich Laubc's. Im Jabre 1833 ließ derselbe m Fürth den ersten Band seiner Schrift: „DaS neue Jahrhundert" erscheine. Den Inhalt des Bande- bildet: „Polen". Den zweiten Band gab er dann >n Leipzig (Literarische- Museum) als „Politische Briese" heran-, — Wer sich sür Illustrationen iateresflrt, de» möchten wir aus Nr. 2317 ausmerkjam machen, unter welcher ein Packet von nahezu 300 Nummern amerikanischer und spanischer illustrirter Zeitungen auS den Jahren 1881—84 zusammengcsaßt ist. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Die verehelichte H in O. ist vom Landgericht wegen Hehlerei verurtbeilt. Wie dasselbe für erwiesen erachtet, hat die Angeklagte mehrfach von dem Knaben Sch. Floßnägel gekauft, nachdem ihr dieser gesagt hatte, daß er dielelben aus den Holzvläpeii, i-amentlich aus dem Holzplatz« de- Kaufmann« H. ausgesammelt habe. Inr- besondere brachte Sch. einmal mit dem Knaben G 10 Piund Ftrß. nägel, welche ihnen die Angeklagte sür den dem Werth« nicht ent- sprechenden Preis von 20 ^ abkauste. In diesem Falle erachtet dos Landgericht die Angabe des Sch. über den Erwerb der Nägel >ür unrichtig, tveil Sch. eine so große Quantität Nägel nicht aus den Holzplätzen habe ansammeln können, iondrin anderweit gestohlen haben müsse. Aber auch, insoweit r« die Richtig keil der Angabe deS Sch nicht in Zweifel zieht, nimmt e« an, daß Sch. dieser Angabe gemäß die Nägel durch Diebstahl an sich ge- bracht habe, weil die aus den Holzvlätzen liegende» Nägel, welche nicht obne Werth seien, sich in dem Besitz der Eigenthümer der Holzplätze befunden hätten und daS un'esugie AuHammeln derselben Diebstahl sei. Daraus folgert eS, daß Sch. die Angeklagte von dem unredlichen Eiwerb der Nägel au-drücklich in kennlniß gesetzt habe, und stützt hieraus di« Schlußfeststcllung: daß die Angeklagte ikrcS BortheilS wegen Sachen, von denen sie wußte oder den Umständen »och annehmen mußte, daß sie mittelst einer strafbaren Handlung erlangt waren, angekiust hat. Hiergegen hat die Angeklagte Revision eingelegt, sie vermißt die Angabe derjenigen Thalsachen, welche das Landgericht in diesem Falle zu der Ueberzeugung geführt habe», daß Sch. die Nägel n i ch ans den Holzvlätzen «»gesammelt, sondern anderweit gestohlen Hab«. Das N-G. II. Strass , hat am 2. März d. I. die Revision verworsen und dabei auSgelührt: Dos Landgericht legt Gewicht au dt« groß« QaaatilLt der Nägel, welch« Sch. damals der Angeklagten »um Kaufe aubot. Wenn e« hieraus nach Lage der Sache folgert. Sch. hob« eine solch« Quantität durch Einsammeln aus den Holzplätzea nicht zusammenbrlngen können, sondern müsse fie anderweit gestohlen haben, so giebt e» nicht nur die Thatsacheu au, ous Grund bereu eS zu dieser Ueberzeugung gelangt ist, sonder» stützt die letztere auch aus thatlächliche Erwägungen, welche al« solche rtner »nsechtung in der Revision-,„stanz nicht unterliegen Tbrttiüwcnlo rrchtslrrthümUch ist die weitere Annahme, daß die An Sachsen. * Leipzig, 18. September. Für di« in diesen Tage» ur Entlassung gekommenen Mannschaften de» Soldaten- lande- wollen wir eine Bestimmung in Erinnernug bringen, )ere» Nichtbeachtung die einpsiiidlichsten Geld« oder Hast- lrasen nach sich zieht. Alle Entlassenen haben sich innerhalb t4 Tagen nach ihrem DienstauSlrill bei dein Bezirkösclvwebel ihreü Wohnorte» unter Vorlage der Militairpapiere anzu- mctdeu. Mannschaften, die mit D>Sposil>o»S-Uriaub entlassen werden, müsse» vor jedem AusenthallSwechsel dieGenehmigung hierzu bei der Landwehrbehörde einholen. Wird diese Erlaubnitz nicht eingeholt, so setzen sich die Säumigen Dem auS, Latz sie '»fort wieder zu ihren Truppentheilen cingezogen werden. Rochlitz, 17. September. Ein junger Mensch auS einein Torfe der hiesigen Umgegend ließ sich vor einem Jahre in der sranzöslschen Fremdenlegion in Algier anwerben. Wie sehr er daS bereut und wie schlecht cS ihm gebt, beweist olgender Brief an seine Eltern, den daS »Ver. Wocbcnbl." atS Warnung sür solche abdruckt, die sich mit ähnlichen AuS- wanberungSgedaiiken tragen: Geriville, 2. September. Lieb« Eltern I Ich bab« Euren Brief erholten und will Euch wieder schreiben. L. E, r« tbut mir freilich leid, daß ich nach Afrika gegangen bin, aber eS ist nicht zu ändern. Ich bade eS vorder nicht gewußt, wi« eS bier in Afrika zugeht. ES ist uns gesagt worden» mau bekäme lbOO Francs und, wenn man b Jahre gedient hätte, so bekäme man noch HauS und Feld. Aber da« ist alles nicht wahr. Ich wäre schon längst desertirt» aber es ist unmöglich; es sind schon viele fort, jedoch noch keiner durchgekoniinen. Biele kamen von selbst wieder und die meisten werden unterwegs ermordet. Ihr holt Geriville auf der Landkarte gesucht; das könnt Ihr nicht sind,», den» es ist gar keine Stadt. Es ist hier weiter nicht«, als ein Bataillon Militair. Eine Kaserne giebt es nicht, sonder» nur alte, zerrissene Zelte und in denselben ist es so gut wie unter freiem Himmel. Bellen haben wir nicht; wer nicht aus dem harten Boden liege» will, der muß sich GraS zusammensuchen und sich daraus legen und wenn eS regnet, so müssen wir cs uns ruhig gefallen lassen. Es ist nur gut, daß wir aus dem Berge liegen, sonst märe schon lange alles mit sortgeschwoiiimen. Unsere Gewehre sehen auS, wie Eisenslücke, welche in der Erde gelegen haben. Und mit den Kleidern sieht es noch trauriger auS. In jeder Compagnie sind 30 Mann, welche keine Schuhe haben. Ich bin auch 3 Monate barfuß gegangen, jetzt habe ich wieder rin Paar Schuh« bekommen. Die Strafen sind sehr streng; es giebt immer 30—60 Tage strengen Arr>st und Vor dem Kriegsgericht giebt e- immer ö ln« 10 Jahre Festung. Die schwerste Strafe ist furchtbar; da wird man mit Ketten an einen Baum sestgebunden und Anne und Beine werden so verdreht, daß sie halb gebrochen werde». Mit dem Gesichte wird man nach der Sonne gekehrt (ohne Kopsbedeckuilg), so daß das Gesicht verbrennt. Vorigen Winter sind wir bald erfroren; wir haben vor Kälte nicht schlafen können, viele sind auch gestorben. Wenn ans dem Marsche Soldaten krank werden, so weiden sie a» die Kameele sestgebunden und wen» sie nicht lausen können, werde» sie geichleist, bis sie todt sin». Bei uns war ein Soldat, welcher ia Sachsen Unterosstcier gewesen war, dem ist es auch so gegangen; e- war noch Leben in ilmi, der Doelor schlug ihn jedoch todt. Es gebt sehr grausam zu. Mancher deutsche Soldat denkt, eS geht ihm schlecht, wenn er iin Manöver einmal aus Stroh liegen muß Wir wäre» froh, wenn wir aus Stroh liegen körn te,,. Löhnung haben wir den Tag ö davon müssen wir Seife, Wichse und alle- Putzzeug kaufen. Da bleibt uus nichts übrig, um etwas anderes zu kaufen. Geht einer zu einem Osficier, um über das Esse» oder sonst etwa- zu klagen, so bekommt er 60 Tage strengen Arrest. — Ich könnte Euch uoch mehr davon schreibe», doch ich habe kein Papier mehr. — Bis Donnerstag Abend waren in der Rochlitzer Gcwerbeausslcltung 5810 Eintrilt-billet- und 863 vcrgl. sür Kinder sowie 200 PartoulbiUelS unv circa >400 Kataloge verkauft. Vou den 6000 Loosen sind bereit- 5500 unigesetzt worden. Wurzen, 17. September. Vergangene Nackt sind aus der neuen städtischen Promenade »ach der Schützenwiese zu wieder einige Bäume von ruchloser Hand angeschnitten worden. Möchte cS doch endlich einmal gelingen, den Buben zu ermitteln, der eS darauf abgesehen hat. unsere Anlagen zn beschädigen. Leider fehlt auch in dem vorliegenden Falle jede Spur, wer der Tliätcr gewesen sein könnte. Chemnitz. 16. September. Der Wucher ist ver boten, und doch wird er noch vielseitig betrieben und mit unter selbst von Leuten, welche in Verhältnissen leben, die ibne» gestalten würde», sich aus redliche Weise zu nähren. Aber der Gelderwerb beim „süßen" Nicktslhun scheint einen besonderen Reiz sür manchen Menschen zu habe», und viel leicht ist e- auch nicht zu»> Wenigsten die verwerfliche Hab sucht, die Manchen oft blind macht gegen Alle», waS menschlich und moralisch ist. Wahrlich, eS gehört eine vollständige Herz losigkeit dazu. Jemand, der sich in Noth befindet, durch daS Ausbeutungssystem deS Wuchers immer »och ticser i»S Elend zu stürzen, und an diesem Herzmangel scheint bi» jetzt auch der Gutsbesitzer Christian Friedrich Schubert au» Meinersdorf gelitten zu haben, der den „Volksbcglückcr" inso fern virtuos zu spielen verstand, als er in einer große» Reihe von Fällen in Noth befindlichen Leuten Geld gegen Zinsen lieh, die nicht unter 40 Procent p », tbeilweise aber noch mehr, wie der Vorsitzende deS Gerichtshofes heute andeutete, sogar bis zu 600 Procent betrugen. Schubert, der an und sür sich eine ganz auSkömnilichc Erist n; alS Oekonom hatte, znm Betriebe des Wuchergeschäfte» aber nicht
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview