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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-06
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1886
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»WM Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Xetaitisu und Erpr-Mou Johaanesgasie 8. HPrtchstundkn -er NkdaMua: vormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. >Ur U, tzt»s, » «»,kl»,dtr, I»»»ulcet»t« «acht ftch tte Nevoctua itcht »erttetlich. U»ua»«e »er skr »te aichftf,lgrn»e Nu««er »eftimmte« Ins reute an «scheutautn »i- S Uhr Nachmittags. »» Lara-un» Festtagen früt bi»'/,» Uhr. S» -ea Filialen für Zns.-Zlrmahm. Ott« Klemm, Ualverstiälsstraße 1. Lsul» Lösche, Katharinenstr. 23, p nur »>a '/,S Uhr. rijyigcr.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Meß-Auflage LS,?«». Abonnemknlspreis viertelj. 4'/»^Mit. tncl. Bringcrlobn 5 Mk.. durch die bezogen ll Mk. Jede »inzelue Nummer! Belegexemplar 10 Pf. Gebüdreu für Extrabeilagea <in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Postbesürderung Mk. «tt Postbesörderuilg 60 Mk. Reklamen «ater »em Nrdactioasftrich die »gespall. Zeile 50 Ps., vor den Familie »nachrichten dir 6gespallene Zeile 40 Ps. Jusrrate sind stet« an die Expedition zu seudea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnemuueraodo oder durch Post- Nachnahme. ^-L79. Mittwoch den 6. October 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. velianiilmluhun-. Da» am 13. Juli laufenden Jahre» hi« verstorbene rSulein Fan»» Berndt hat der hiesigen Bienrr'schen lindenanstall und dem städtischen Siechenhaus« je Svttv Mark lrtztwillig au-gesetzt und sind un« diese Lermächtaiffe von deren Erbin auSgczahlt worden. Wir bringen diesen Beweis mildthStlgrr Fürsorge hier» mit zur öffentlichen Kenntniß und rufen der Entschlafenen »nseren besten Dank dafür nach. Leipzig, den 2. October 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. I- e«o io« vr. Georgi. Kr. Vrkanntmachuns^ In der Zeit von» II. bi« 1«. Oktober d. I. soll auf de« die Eutritzscher Straße überschreitenden Theile de» Bahnkörper» der Leipzig.Magdeburger Eisenbahn eine Ver legung der Schienen vorgenommen werden. Während dieser Zeit wird die Eutritzscher Stra-e f-r de» gefaniinte» Fährverkehr gesperrt, und der letztere über den Biaducl in der Berlin« Straße und den hölzernen Handweg verwiese». Leipzig, am 29. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX 9649. Georgi. Hennig. Vekanntmachung. Di« Ausführung von Pflasterarbeiten in der Harkort-Stratze soll an einen Unternehmer m Acccrd verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. NalhhauS, II. Etage. Zimmer Nr. 14, »n» und können daselbst «ingcsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „ipstasterarbrtte« i» der Harkort-Stra-e" versehen edenvaselbst und zwar bis zum 9. October 1836 Nachmittag» 5 Uhr elniureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnrn. Leipzig, am ». Oktober 188«. De« Rath« der Stadt Leipzig Id. 2568.Strah»nba«-Dep»tatioa. Vekanntmachuns. Die Herstellung von GranittrotioirS m der Harkort-Straße soll an einen Unternehmer in Accorv verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. NathhauS, ll. Elage, Zimmer Nr. 14, an» und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werde». Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Auf schrift: „Lrottoirlegung 1» der Harkort-Gtraße" versehen ebendaselbit und zwar bi» zum 9. Ocloder l886 Nach mittag» 5 Uhr einjureichcn. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Offerten abzulebnen. Leipzig, am 1. October 1886. Id. 3568. De« Rath« der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Vekaililtmllchnng. Die Localitäten der Rechnung»« u»v Cassenverwaltung der Gasanstalten (Rittcrstraße 6. I.) bleiben wegen vorzu- nehmcnder Reinigung, mit AuSnayme de» Bureau» für Beleuchtuug-wesen Sounabead, de» ». Oktober d«. I« geschloffen. Leipzig, am 1. October 1886. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Ga-austaltea. Gesucht wird der angeblich am l9. August 1855 zu Szegedin in Ungarn geborene Kunstmaler Josef Feuer, dessen HeimathSverhältmffe sestzustellen sind. Leipzig, am 2. October 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. tArmenarat.) Luvwiq-Wolf. X. ». IV. 2673. Poppe Ausschreibung. Die Herstellung verschiedener PflasterungSardtitr» soll von Unterzeichneter Gemeindeverwaltung an den Miodestsorderndra ver> geben werden. Reflecianten wollen ihre Kosteu-Auschläge, wozu Llouquel» aus hiesigem Gcmeindrbmeaa bereit liegen» in verschlossenem Louvert und unter der Ausjchrist „Pflafterarbetten" bi» spätestens zum IS. vrtsber d». I», Nachmittag» 5 Uhr, oaher esnreichea. Sohlt», am 4. October 1886. Ler »emetuderath. Singer, -oragk. vermiethung. Im Uui»erfltiit»grundst«cke Eoethrftratze Rr. S ist dt» al« Geschästslocol «der auch als Wohnung benutzbare 1. Etage, be steheud au» vorsaal, s Stuben, 2 «tksben. 2 Eummeru und Küche »rbft Keller- und vedenriume», vom 1. «pril 1887 ab aut S Jahre und daruach «inhalbjährlicher Aufkündigung an den Meistbietende», jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter dea Licitanten, zu vermiethea. Restectante» werde» ersucht. Krettag. de« 8. vctsbrr »lese» Jahre», Lormttlag« 11 Uhr, im Unlversitäts-Nentsmte. woselbst auch die LersteigerungSbedingungen tinzusehe» stad, persönlich ihre Gebote abzugeben. Leipzig, am 1. October 188«. U»tveestt«ts->euta»t. Gebhardt. Veffeutliede üLuüe!8le!u'Lll8tLl1. ^vwelüuuxsu rum Liotritt in «li« vvkrltogsudtdniluaU Merdou Vtvuntax, den S. and Llltterood, doo «. Ootoder, von 11 bl» 12 Odr Varwltt»lsn satse^eogonowwsn. ^ukoadweprslkuurr Vonusrvttyr, den 7. Oetobsr, ttttd 7vbr. Sorl Völkern», vtrector. Nichtamtlicher Theil. Lulgariens Antwort auf -ie rusfische« For-Mlugeu. Die bulgarische Regierung hat sich bereit erklärt, den Belagerungszustand aufzuheben und di« an der Revolutiou vom 21. August betheiliglen Ossiciere in Freiheit zu setzen, dagegen hält sie an dem II. October als Wahltermin für die Große Sobranje fest. Auf di« Wiederwahl deS Fürsten Alexander leistet die Regierung Verzicht. Mit dies« Anl- wort ist die Unterwerfung unter den Wille» Rußland» iu der Hauptsache vollzogen, den» die Duldung de» russischen Ein griff» in die bulgarische Rechtspflege war die schlimmste Zu- mulhung an die Selbstständigkeit Bulgarien». Gegen Aer- chwörer, die sich auf freiem Fuße befinden, ist schlecht processiren, denn im Falle der Berurtheilung werden die Personen nicht zur Verfügung stehen, an denen da» Ürtheil vollzogen werden soll. Man ersieht daraus» wie stark der russische Einfluß sich bereit« in Bulgarien geltend macht, und zu befürchten. c» steht daß er bald vollständig zur Herrschaft r. gelangt sein wird, wenn nicht Ereignisse «iotreten, welche die Willfährigkeit der bulgarischen Regierung auSßleichrn. E» besteht unzwciselbaft die Gefahr, daß die öffentliche Meinung in Bulgarien gegen die Entscheidung der Regentschaft Wider- spruch erhebt und die Regenten zum Rücktritt zwingt. Da» würde freilich diejenige Lage schaffen, welch« Rußland den Vorwand zum Einschreiten liefert; aber inzwischen ist eine Ver änderung der Verhältnisse eingelreten, welche eS Rußland unmöglich macht, au» der neuen Lage Nutzen zu ziehen, wenn cS nicht die Gefahr eine» Krieges heraufbeschwveen will. Die bulgarische Regierung hat mehr zugestauden, al» sie zugestehcn durste, sie hat durch Freilassung der meuterischen Ossiciere in den Gang der Rechtspflege eingegriffen, also EabinelSjufliz geübt, was bekanntlich in einem constitutionrllen Staate nicht zulässig ist. Sie Hut ferner aus eia Recht ver zichtet. wa» ihr »icht zufleht. auf die Wiederwahl de« Fürsten Alexauder. Die Wahl de« Fürsten ist Sache der Großen Sobranje, diese hat über die Person zu bestimmen, welcher sie die Krone Bulgarien» übertragen will, wenn sie auch mit Aussicht aus Erfolg nur einen Fürsten wählen kann, welcher ans die Bestätigung durch die VertragSmächte rechnen darf. Die bulgarische Negierung konnte nur die Zusicherung erthcllen, daß sie für die Wiederwahl deS Fürsten Alexander nicht agitircn will, und so scheint der verficht auch gemeint zu sein. Es fragt sich, wie die Be völkerung den Beschluß der Regentschaft ausnehmen wird, ob sie die Unterwerfung unter den Willen Rußlands aniiehmcn oder sich dagegen auslehnen wird. Ein sehr bedenkliches Zeichen der herrschen den Stimmung ist der Verlaus der Ver sammlung vom 3. October, welcher General v. KaulbarS beiwobnle. Die Reden der Ruffcnsreunde erregten so lauten Widerspruch, daß KaulbarS die Versammlung verließ; man würde sich nicht wundern könne», wenn Herr v. KaulbarS »ach solchen Ersahrungen seine Sendung überhaupt als beendet ansähe und Sofia verließe. Seine Instructionen sind der Art, daß seine Ralbschläqe überhaupt keinen Widerspruch vertragen, wie die Antwort beweist, welche er den Ministern crlheilte, welche ihn aussorderten, die Beschlüsse der bulgarischen Ne gierung dem Kaiser mitzutheilen. Seine Antwort lautet«: „Die Entschließungen des Kaisers sind unabänderlich, aber ich will Ihre Mitlhellungen zur Kenntniß deS Minister» v. GierS bringen." Da» ist gewiß eine eigcntbümliche Auffassung von der Natur friedlicher diplomatischer Sendungen, daß der Ab gesandte einer fremden Macht der Regierung, bei welcher er beglaubigt ist. Vorschriften macht, deren Nichtbefolgung rr als Auflehnung gegen den Willen seine» Auftraggebers bezeichnet. Die schlimmsten Befürchtungen, welche die Sendung de» General» v. Kaulbar» von Anfang an erregte, sind hiernach noch überboten worden, die Einmischung Rußlands in die inneren Angelegenheiten Bulgarien» ist offenkundig, und jeder versuch eine» Widerspruch» wird mit dem Hinweis aus die Unabänderlichkeit der Entschließungen deS Kaisers zurück gewiesen. Dieser Hinweis ist deSbald so gefährlich für den Frieden, weil er nicht von maßgebender Stelle abgcleugnet werden kann. Er steht freilich in unlösbarem Widerspruch mit der Versicherung Rußlands, nicht in die inneren Ange legenheiten Bulgariens ringreisen zu wollen; aber einmal ge sagt, läßt sich das verhängnißvollc Wort nicht wieder zurück- nehmen. Da« Auftreten deS Herrn v. KaulbarS in Bulgarien ist in der That der Art. daß dadurch die Erklärungen des ungarischen Ministerpräsidenten von TiSza praktisch zu werden beginnen. Danach ist die österreichisch-ungarische Politik darauf gerichtet, die selbstständige Entwickelung der Balkanstaatcn zu fördern und die Ausrichtung deS ProtcctoratS einer einzelnen Macht in denselben nicht zu dulden. Da» Recht zum Einschreiten wird nur der Türkei zugestanden, Rußlands Eingriffe in die innere Entwickelung der Balkan- staalen wurden dagegen al» Gewaltthätigkeiten zurückgewiesen, welche durch den Berliner Vertrag auSgeschlosjen sind. Die VertragSmächte haben das Recht, dagegen Einspruch zu erheben, und werden von diesem Rechte auch Gebrauch macken. Der Aussehen erregende Artikel der „Morning Post", welcher KriegSbesürchtungen äußerte für den Fall, daß nicht Deutschland Oesterreich-Ungarn in seiner Orirntpolilik unter stütze» hatte die jetzt eiogetretene Lage gleich vorweg al« unvermeidlich «»genommen und daran seine Schlußfolgerungen geknüpft; aber so gefährlich, wie daS englische Regierung-, organ die Lage auffaßt, ist sie dennoch nicht. Da» Wiener .Fremdenblatt'' hat die Befürchtungen der „Morning Post" aus ihren wahren Werth zurückgesührt: TiSza bab« weder Drohungen geäußert, noch den Sonverstandpunct Oesterreich- Ungaru» betont, sondern von der Friedenspolitik Europa» ge< sprachen. Daß trotzdem noch Grund zu Befürchtungen vor liegt, läßt sich nicht leugnen, denn wie die Sendung de« General» v. Kaulbar» auch auSgebt. ob er Sofia verläßt ober die Unterhandlungen mit der bulgarischen Regierung weiter, führt, so viel siebt schon jetzt fest, daß entweder Rußland seinen Zweck nicht erreicht oder di« Selbstständigkeit Bul garien» thatsachlich vernichtet wird. Die Freilassung der meuterischen Ossiciere wird in der bulgarischen Armer sehr viel böse» Blut machen, und «» läßt sich annehmcn. baß Mutkurow von den beiden «nderen Mit gliedern der Regentschaft Stambulow uad Karawelow über stimmt worden ist. Dt« Verbrennung der Fahnen de» StroniSky'Negiinent» und der Junkerschule, welche von Kaul bar» so scharf getadelt worden ist, entsprach der in der Arme« herrschenden Stimmung und Auffassung von der Schwere de» verbrechen» der Meuterer: aber dem RechtS- bewußlsein würde erst dann Genüge geleistet, wenn die Führer der Revolution von der verdienten Strafe ereilt würden. Statt dessen sollen sie dem Gebote Rußland» gemäß in Frei heit gesetzt werden. Dieser Act Muß die DiSciplin der Armee untergraben, welche nur dadurch aufrecht zu erhalten ist. daß jeder Versuch zur Auflehnung gegen die Autorität der höchsten Vorgesetzten in der nachdrücklichste« Weise bestraft wirv. Wenn Kaulbar» dea Auftrag erhalt« Hütte, keine Mittel unversucht zu lassen, um in Bulgarien einen Aufstand zu er regen, so hätte er kaum andcr« handeln können, al» er gethan. Seine Forderung«« waren so gestellt, daß ihre Bewilligung dem Volke den Beweis von der Uebcrslüssigkeit der Regent schaft geben mußte. Die wichtigste» Maßregeln. welchc die vom Fürsten Alexander eingesetzte Regentschaft ergriffen hatte, waren der Belagerungszustand und di« Verhaftung der am Aufstand vom 2l. August betbeiligten Ossiciere; beide Maßregeln erhoben laut Widtrspruch gegen die Zustäuve, wetche von der russische» Port«, iu Butgarie» herbeigrführt worden wäre». General Kaulbar» sauv es für gut, dir Schutzwehreu gegen die Gefährdung dm» Ruh« und Ordnung, welche die Regentschaft ausgerichtet hatte. Wieder «inzureißen. Di« Folgen werden nickt anSbleiben, uud Rußland ist e», welche» die Verantwortung für dieselbe» trägt. * Leipzig, 6. Octsber 1886. * I» ungarische» politischen Kreiscu will man bestimmt wissen, da» deutsch.österreichische Bünduiß sei bereit» aus weitere sieben Jahre verlängert worden. * Der «Kölnischen Zeitung" wird au» B « rliu, 2. October, geschrieben: Ja eaglischea uud französische» Blättern wird mit ewigem Nach druck von einer Begegnung gelprochea, welch« der deutsche Lroupriuz uad her Aras von Port» am vorige» DoauerSlag in Genua gehabt haben. Unter Anden» bemerkt der «Standard', indem er daS vedürsuib fühlt, dir Nachricht, die ihm aas dea ersten, und »wa« die Sache richtig auffallende» Blick ohne Erheblichkeit zu z-i». scheint, doch nachträglich darch «in« politische Färbung den Leser, futcresianter zu wachen: „Iu Anbetracht der verwandtschaftstchr, Baude, welche »wischen dem Grasen von Pari» und de« drntschra Kronprinzen besiehe», hat daS Zusammentreffen nichts Besondere«. Indessen ist neuerdings so viel von dem feindlichen Verhalten Deutichiands gegen jedweden Gedanke» einer Wiederaufrichtung der Monarchie in Frankreich geredet worden» bah eS beachlcas- weeth ist, wenn der deutsche Kronprinz uud daS Haupt der königlichen Familie von Frankreich in diesem Aug nblick beider- IcitS den Wunsch empfunden hoben, der Welt zu zeige», daß die Freundschaft, weiche früher zwischen ihnen bestanden hat, so stark ist wie jemals. Es ist oft genug behauplet worden, daß die Thron, besteigung des Grasen von Paris da« Zeichen zu einem Kriege zwifchc» Deutschland und Frankreich sei» würde; die jetzige Begeg. nung deutet jedoch nicht nach dieser Richtung." Die Reihe von Schlüffen, welche der „Standard" an eine einfache und, wie er Ei», gangs lagt, an sich nicht absonderliche Thatjache knüpft, ließe sich noch viel weiter nuSsvinnen: freilich nur mit demselben Ergebnisse, daß man eine Keile von Willkürlichkeiten verlängerte. Den wirk lichen Umständen entsprechend erscheint folgende durch Reuter'« Agentur vermittelte Meldung au» Rom vom gestrige» Tage, wonach der Gras von Paris, von einem Architekten begleitet, nach Ligurien gereist war, um für den Winterausenthalt eine Villa zu erwerben. Der Graf, heißt eS weiter, reise iu strengstem Jacognito und sein Zusammentreffen mit dem deutsche» Kroaprinzeu in St. Margherila sei ein ganz zusälliges gewesen. * Die Liste der in Dienst stehenden Schisse hat sich im Lause der letzten Woche wesentlich verändert. Ein großer Theil der UcbungS- und Schulschiffe ist schon außer Dienst gestellt und ein weiterer wirv folgen. Mit Ausnahme de» Slammschifsc« .Sachsen" und de« Panzerschiffe» .Oldenburg" sind die Panzer der ersten Fioltendivisien wieder außer Dienst gestellt und dasselbe wird jetzt »lit den Fahrzeugen und Booten der Torpedobockflottille geschehen, welche nach außerordentlich stürmischer Fahrt und nur mit einer einzigen Havarie i» Fvlge nächtlicher Collision zwischen 8. 1 und 8. 4 glücklich m Wilhelmshaven eingctroffen sind. Für die Schichanboole war diese letzte Slurmsahrt um Skagen eine Probe auf Leben und Tov, und wenn sie so gut bestanden wurde, so ist neben der Führung und Ausdauer der Mannschaften die Festigkeit vieler kleinen 85'TonS-Tainpfer daran in erster Reibe Schuld. Wenn man die französischen Klagen Uder den Mangel an Seetüchtigkeit bei >hre» Torpedobooten liest, so können wir sehr zufrieden sein, daß die deutsche Schiffsbauindustrie aus diesem schwierigsten Gebiete in so kurzer Zeit glänzendere Resultate erreicht hat al» irgend ein« fremde Ration Auch die Kreuzersregatte „Stein" batte von dem schweren Wetter zu leiden, sie mußte Mandat anlausen, konnte aber bereit- am nächsten Tage die Reise sortsetzen, und wird jetzt mit der Kreuzerfregatte „Prinz Adalbert" für eine seckSmonaliiche transatlantische Fahrt ausgerüstet, während in Kiel dasselbe hinsichtlich der Kreuzersregatte .Moltke" und .Sovhie" geschieht, die sich in dieser Woche mit de» eben genannten Schissen zum Schulgeschwadrr vereinigen, um unter Beseht von Commodore v. Kall nach Westindien zu gehen. Die Kreuzercorvette .Luise", Eommanbant Corvettencapitain Junge, welLe die AblvsungS-Commando» für .Habicht" und .Cyclop" von Wilhelmshaven nach ver wrstasrikanischen Station überführen wird, soll am 22. November in Kamerun eintreffeu und dann nach etwa acht Lage Aufenthalt die ganze Besatzung der beiden KriegSfchiffe nach Wilhelmshaven zurücksühren. Briessendungen für die »Luise" gehen in» zum l6. October nach Lissabon, bi» 2V. October nach Madeira, di» zum 2l. October nach Freetown (Sierra Leon«), bi« zum 3l. October nach Kamerun und dann bi« aus Weitere» nach St. Vincent (Kap Verde«). In dem Halbmonalibericht der Admiralität Uber die SchifsSbewegungrn aus den au»wärtigcn Stationen liegt ErwähnenSwerthe« nicht weiter vor. * ES ist. wie die .Kölnische Zeitung" bvrt. nicht bloßer Zufall, daß von verschiedenen Seiten jetzt Pläne für Ab änderung de» juristischen Studium» ausgestellt werden. Die preußische Regierung geht schon seit längerer Zeit mit Neuerung-absichten aus diesem Gebiete um und e» »si im Weiteren die Herbeiführung eine» einheitlichen Vorgehen» für da» Reich geplant. * In der Sitzung de» preußischen Abgeordneten Hause» vsm 18. März d. I. thrilte Minister von Goßler mit, daß nach dem im EultuSministerium seil längerer Zeit an«gearbkiteten Entwurf, betreffend die Reform des Me- diclnalwefen», Vertreter de» ärztlichen Stande» bei den Medicinalbehvrden zuaelaffen werden sollen, daß jedoch diese reie Vertretung der Aerzte nicht au» den bestehenden Aerzte- vereinen entnommen werden könne, da dieselbe» diesem Zwecke nicht entsprechend zusammengesetzt seien, daß vielmehr hierzu von den Aerzten eine neue Standesorganisation ge- chassen werden müsse, welche im Anschluß an die Kreis- und Provinzialorbnung Wahikürper zu bilden hätte, aus denen eine Vertretung sämmllicher Aerzte bervorgehen könnte. Da nun nach einer weiteren, damal» seiten» de» Eultusmiiiistcr« ab gegebenen Erklärung aus eine baldige Durchführung der ge planten Medicinalresorm nicht zu rechnen ist, so hat — wie die „Magdeburger Zeitung" berichtet — der Präsident de» deutschen Aerztebunbe», vr. Graf-Elberfeld, sich inzwischen an den Fürsten BiSmarck, al- Präsidenten de« preußischen StaatS- ministerium», mit der Bitte gewendet» „auf dem Wege königlicher Verordnung eine Vertretung der preußischen Aerzte zu schaffen, wie sie auch in den übrigen größeren Bundesstaaten bereit« längere Zeit existirt, und wie solche für Preußen durch «inen Entwurf de» Herrn Cultu-minister» eine durchführbare und befriedigende Formulinma gesunden hat." Fürst BiSmarck habe, so berichtet da» Blatt weiter, dies« Eingabe befür wortend an den Cultu-minister abgegeben. Es liege iu der Absicht, eine ähnliche Eiurichtuug. wie sie für die Rechts anwälte in den Anwaltskammern besteht, in» Leben zn rufen. Delegirter kommen. Die Wahlen sollen nur gültig sein, wenn sich wenigsten» die Hälfte der berechtigten Wähler an der Wahl bclheiligt hat. Die Wahl erfolge durch versiegelte, den Namen deS zu wählenden Arzte» und de» Wähler» ent haltende Stimmzettel nach relativer Mehrheit. Die Proviuzial- Aerztekammer constituire sich selbstständig, wähle ihren Bor stand (einen Vorsitzenden und Stellvertreter, «inen Schrift« ührer und Stellvertreter) und regele ihr« Thätigkeit durch eine GejchäftSorduuna. * Tie „Kieler Zeitung" empfängtsolamd« zweit«Er klärung von dem Herrn Aml»ger»cht»rato Fraack«: Ratzeburg, de» 3. October 1866. Die i» Ihrer Zeitung mit- getheilteu AeuberuiiAen verschiedener Blätter über die zweite Seite der Motkenbfthr'schen Briesaugel^enheit zwingen mich, die verehr- liche Redactio» um die gütige Ausnahme »och eiuer Lrkläruag zu bitten. — Nachdem ich durch eine Uuterreduua «tt etuer dem coa» oattveu Verein nicht «gehörige» Persönlichkeit zu da» Eut- lDll« bewogen morden, für «eine» Theil de» versuch «i»er «erriu- baruvg mit der socialdemotrattlchr» Partei zu mache», schrieb ich den bewnßtk» Brief. Ja der mir weaigfteu« begründet er- scheinenden Voraussetzung, daß Herr Molkenbuhr jedeusalls leichter geneigt seia werde, mit einem Standesgeuosie», der überdies icincr Mittdeiluug zufolge schon am Wahltage mit Social dem okrate» über deren Betheiligung an der Stichwahl geiproche» hatte, in Ler- handlung z» treten, Unterzeichnete ich den Brief mit dem Name» des SchuhmachermeisterS Bohr. Ich benutzte dessen Namen iu der iesten Ueberzeugong, daß Bove, der wiederholt srüher auch auswärts als Agent der coniervaüvcn Partei benutzt worden, solche» ohne Weitere« genehmigen werde. Da der Brief, sollte er früh geuog komme», um sür weitere Unterhandlungen Zeit zu lassen, sofort nach der Absaffung gegen Abend zur Post gegeben werde» mußte, io konnte ich Boye'S Einwilligung vorgängig nicht ewholeo» ließ denselben indcß sosort am nächsten Morgen zu mir bitte», theilte ihm Anlaß und Inhalt deS Briefes mit und fragte ihn, ob er damit eiiivclstanden sei. Diese Frage hat voye, indem er zwar auf da» Mißliche schrisiüchrr Verhandlungen im Allgemeinen hinwies, mit Ja beantwortet, uud mir dabei weiter zugesagt, eine ein gehende Antwort mir alsbald zwecks weiterer Veranlassung zu überbringea. Bove erschien indeß erst, wie ich meine, am Tage vor der Stichwahl mit einem ihm anonym zugegaugenen „Schmähbries", und ist dann noch zwei Mal mit weiteren ononvmeu Schriftstücken beleidigenden Inhalts bei mir gewesen. Ohne dieselben zu lesen, Hobe ich Boyc sofort, wie er wird einräumen müssen, und zwar wiederholt geiagi, er möge dem Herrn Molkenbuhr erklären, daß nicht er de» Brief geschrieben, derselbe vielmehr von mir herrühre. Bvye wollte die« indeß nicht. Wenn Boye von vornherein meine Uebeezeiiguag voll seiner zu erwartenden Genehmhaltung durch die Erklärung, daß er mit der Benutzung seine« Namens nicht ein verstanden sei. widerlegt hätte, so würde der Brics noch aus dem Postamt zu Kclliughuien rechtzeitig haben angeballcn werden kännen. Hätte ich auch nur den mindesten Zweifel an Boye's Bereitwilligkeit zur nachträglichen Genehmigung gehabt und somit den Namen deS Boye gemißbrancht, so würde ich doch wodl sicherlich nicht meine hier Jedermann bekannte und aus den ersten Blick zu erkennende Handschrilt zu jenem Briefe hergegeben haben. Ergebenst Fra n cke. Die Enthüllungen des Herrn Francke werden sehr inter essant; jevensall« icheint die Afsaire mit dieser Erklärung noch nicht zu Ende zu sein. * Da Bischof vr. v. Hefele hochbetagt ist (geboren 1809) und die Beschwerlichkeiten deS Alter« immer mehr empfindet, bat er, wie auS Stuttgart gemeldet wird, den Wunsch zu erkennen gegeben, einen Coadjutor in der Verwaltung seiner Diöcese zu erhalten. Die darüber eingeleiteten Ver handlungen scheinen bereits zu einem Abschluffe im Sinne de« Bischofs geführt zu haben. Wie das .Deutsche volksblatl" auS Rom meldet, soll daselbst bereit» ein zzäpstlicheS Breve vorlieqen, welches den Herrn Domcapitutar vr. W. v. Reiser zum Coadjutor ernennt. Letzterer steht in allen Kreisen, w« rr bekannt geworden ist, in hoher Achtung. In der Ab geordnetenkammer. in welcher er daS Tomcapitel Rotten burg vertritt, gehörte er ebenfalls zu den angesehensten Mit gliedern durch Charakter, Wissen und Haltung. * Aus München, 1. Oktober, wird der .Kölnischen Zei tung" geschrieben: Seit einem Jahrzehnt ist es da» erste Mal, daß unser October« sest mit dem ganzen Pomp de« Känigtbums eingeweiht wird, uud man muß Land und Leute kennen, um bemessen zu können, daß diesem Umstand auch eine polilisch nicht bedeuiungSloie Seite zn- kommt. Allerdings sind die naiven Zeiten auch im bayerischen Ober land vorbei, wo man fürstliche Persönlichkeiten als Wesen höherer Ordnnng bewundernd anstaunte — und der wahren monarchischen Gesinnung ist durch die Beseitigung jener Ueberschwrnolichkeit schwerlich Abbruch geschehen —, aber das persönlich« Hervor- treien deö Trägers der Königswürde selbst bei einem große» Jahrmarkt (was da» Octobcrsest cigeutlich ist) bars deshalb nicht unterschätzt werden. An dem Prunk und der Pracht de« Känigtbums zehrt die ländliche Phantasie ein Jahr lang uud in die Frtude über den fürstlichen Glanz mischt sich der Stolz aus das Land, besten Haupt so herrlich erscheint. Uad insosern es ein Hauvtsest der viebzüchieuden Landwirthschast ist, welche» den Mittel- puact der Feier bildet, ist dieselbe so recht et» altbayerische« Jubi lier», wenn auch aus de» ander» Kreise» billige Fahrpreis« and schöne« Weiter zahlreiche Gäste anznlocken vermöge». Im Vergleich mit Preußen verdien» noch hervorgehoben zu werde», daß io der Hohenzollerndynostie doch mehr al» im Hause Wittclöbach mili- »attische Auszüge und Feste zugleich zu allgemeinen «olksfetertcqen geworden sind. Die bayerischen Könige von dem erste» Max Joseph
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