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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188612287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-12
- Tag1886-12-28
- Monat1886-12
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1886
- Autor
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7490 VolksmrWastlichkS. Uff, kl» diese, LheU bestimmte» Sklldpagea sind za richte, a» de, vnautwortlichea Rcdactenr desselbe» L G. La»« 1» LeiptlA Telegramme. Vrv. verim. 27. December. Di« telegrophisch« Lrr- binduug mit London über Frankreich, Holland» Belgien uad Emden ist unterbrochen. Finanzieller Wochenbericht. Nun ist das freudige, vom würzigen Tanneageroch dnrchduftete Fest auch vorüber und die Welt rüstet sich noch dem kurze, AuS- ruhen zu neuen Kämpfen. Bis zum letzten Tage hatte die Börse init der Geldknappheit zu ringen. So berichtet die „Bürsenztg." vom Freitag: TuS Prolongirungsgeschäst entwickelte sich heute zwar i» ruhigerer Weise als gestern, dennoch ist nicht zu verkennen, daß auch deute noch die Geldverhält,lisfe für einen sehr großen Theil des Marktes recht fchwierig lagen. Tie Prolongirung der spekulativen Engagements aus dem Gebiet der Jndustriepapiere geht nur langsam van statten, Geld ist für diese Zwecke nicht nur nicht willig, sondern vielfach überhaupt kaum zu haben, und dem entsprechend erreichen die ProlongatioaSiätze auch außergewöhnliche Ziffern, wie sie zum Gluck selten zu ronstatiren sind. Daß e« sich gegenwärtig in der Thal nicht um eine allgemeine Geldklemme handelt, sondern nur um Schwierigkeiten innerhalb der Prolongirung und io Folge derselben, erziel» sich aus der Thatsache, daß der Prioatdiscont auch heule sich am 4'/, Proc. erhielt, daß zu diesem Satz Wechsel sogar gejucht waren. Auch der Umstand, daß die einheimischen Fonds heute seste Tendenz und zum Theil steigende Courie zeigten, ist ein Beweis dafür, daß nicht der Geldmarkt und nicht die Börse sich io schwieriger Situation befinden, sondern nur eine allerdings große Zahl von über ihre Kräfte engagirten Speculanten. Wie lange aber wird die bittere Erfahrung Vorhalten? Bald kommen wieder Andere und versuchen dasselbe Glücksspiel in der Hoffnung, daß es ihnen besser gelingen werde. Durch Börsen- ipeeulaiion Geld verdienen, ist ja das Ideal von so Bielen. Welcher Rausch der Freude, wenn die Course zu steigen aosangenl Ader bald erhebt sich eia widriger Wind, welcher alle Erruagrnschasten wieder vernichtet, der Gewinn verwandelt sich in Verlust, der Ter min, wo die Engagements oblausen, rückt immer näher und kein freundlicher Sonnenstrahl will sich mehr zeigen. Man darf nie vergessen, daß Umstände eiatreten können, welch« auch dir sichersten Berechnungen täuschen, und daß Niemand, auch der gewiegteste Spekulant vor Irrthum sicher ist. Wie viel Ler- mögen verschlingt jährlich der Moloch des BörseaspielS! Dann zieht statt des erhofften Reichthums Nolh ein. Die süße» Bequemlich keiten und Genüsse des Daseins verschwinden und das Leben zeigt sich in seiner ganzen scharscn Härte. Hartes Lager, schmale Kost, durstiges Gewand. Statt der Freunde Schaarea, Bereiasamung. Die ganze Woche war durch die Geldsrage beherrscht. Die poli» tischen Nachrichten fanden nur wenig wirklich« Ausoierksamkeit. Die Börse im Allgemeinen glaubt an keinen Krieg, in den Deutschland verwickelt werden würde, und legt daher aus die im Interesse der Militairvorlage von gewisser Seite her vorgebrachteo beunruhigenden /Aeußerungen kein Gewicht. — Wäre es anders, die Börse trüge eene ganz verschiedene Physiognomie zur Schau. Wohl ist sich die BArsc bewußt, daß durch den Zaren politische Fragen von der äi. ßersten Bedeutung angeregt sind. Wahrend im Innern de« gr.tßen Reichs die Russifieirung mit größter Brutalität sortgesührt wir d, klopst die russische Ländergier zugleich an die Psorte Indien« uat> de- verfallenen Türkenrcichs an. Der Moskowiter geht daraus hinaus, eine Art Vorsehung für den Orient zu spielen. Neulich brachte ein PeterSbnrger Blatt eine Zusammenstellung der Eourse der russischen Werthe vor und noch der bulgarischen Katastrophe, um .zu zeigen, welche enormen Einbußen die russischen Ereditpapiere erlitten haben. Die russischen BudgetdeficitS machen nur darum keine, i größeren Effect, weil die Deficit- bei allen größeren Staaten Europ as Gemeingut geworden sind. Wie die gegenwärtige politische Spannung sich löst» wird, dar über rermag Niemand einen Begriff sich zu bilden. Die Börse muß sich daraus vorbereitet halten, diese» Al^. wer weiß u,ie lange, mit sich zu schleppen und dadurch eine Fessel zu tragen, welche der rechten Freudigkeit deS SnsschwuageS, auch wenn er sich >'insände, keinen weiten Raum gestattete. Die Börse ist frei lich und, rechenbar und sie läßt sich durch allgemeine Sorgen nicht von der Verfolgung der speciellen Ziele abhalteu, wie z. v. das Hauffespi ei in Dortmunder zeig», wo eS offenbar ans eia Emschnüren der Baissiers ankommt. Alle .Dell weiß, daß in den Bankcousortien große Fiuavzpläne gehegt werden. Die Niederlage, welche die Spekulation gegenwärtig erleidet, isst zum Theil durch die weit ausreichende Geschäftigkeit der Banken in direct mit veranlaßt. Deutschland hat Jnvestiruugen vor- genommen, zu welchen es früher nie den Math gehabt hat. Seine Vermögen wurden weitab in Regionen angelegt, die der Ueberwachung von dieser Seite aus wenig oder gar nicht zugänglich sind. Nicht nur dieses, sondern während in der vorhergegangeoen Zeit Rente». Papiere all,:in das Ziel aller Anlagen gebildet hatten, bemächtigte sich mit einem Male, als es hieß, daß das industrielle Leben sich wieder zu heben beginne, deS PublicumS eia solcher Enthusiasmus sür Dividendenvapierc. daß die Course derselben außerordentliche Steige rungen erfuhren Man war aufs Eifrigste darüber her. neues Material dafür herbeizuschaffen. indem man Privatunternehmungeu in Actieu- gesellschasten verwandelte so viel es nur augiog. Eine neue Aera von Gründungen schien sich austhun zu wollen trotz der bulgarischen Händel. Dies ist nun durch die zu Tage getretenen Folgen der Ueberspeculation vorerst wenigstens unterbrochen worden. Die Course der Banken selbst, welche vorher scheinbar nicht genug ge- feiert werden konnten, haben eine Abschwächung erlitten, da ihnen das Feld der EmissionS-Thätigkeit allseits verlegt worden, und die Gelegenheit fehlte, tagtäglich aus sie anpreijeud hinzuweisen. AuS Berlin wird übrigens vom Freitag gemeldet, daß die Haltung der Börse, trotz sortgesetzter Prolongationsschwierigkeiten. sich recht fest gestaltete und das Geschäft per Ende Januar einen beträchtlichen Umsaag erreichte. 18. December.' 24. December. » Credit : : » 475'/. 475',. Franzosen , « , » 406'/, 405',. Lombarde» . , « 170 167 Dcutiche Bank , » 168'/, 169 Disconto. . 2l2'/. 212'/. Mainzer . . , , , 93'/, 95V. Marienbnrger 35'/. 36 Ostpreußen . , , 66'/. 63V. Mecklenburger » , , 163 162-,. Galizier . . « , 79.75 79.12 Elbeihalbahn . , , 262 262 Dux-Bodenbach . , , , 134'/. 134.25 Gallbard. . 96 96 1880er Russen , , 82'/, «2V. Russüche Noten . . 188V. 188 Ungarische Goldrente , , 83'/. 83V. Italiener. . 99'/, 99 3? Laura. . . . . 80',. 83',. Dortmunder Union . . 61',. 66V. Die CourSunterschiede stellen sich in dieser Tabelle im Allge» Minen also von sehr geringfügigem Unterschied« dar. Die Entwickelung der deutschen Lolonien Ser Prnntn» Lank« Latharina t» SüS-vrafilte». lOriginalbericht des „Export" an« Desterro.) Zu der jetzt vielfach in Deutschland ventilirten Frage über die Berechtigung, den Strom der Auswanderungslustigen nach den Coloiiieqebieten Süd-BrasilienS zu lenken, gestatte ich mir, hier einige Ansichten auSzusprechen und Thatsache» zu berichten. Da dieselben ans praktischer Erfahrung bezw. eigener Anschauung be ruhen, so dürsten sie etwas dazu beitragen, in die sich anscheinend widersprechenden Berichte über die Lage de« alten ansässigen Colon,slen uad über die Aussichten, die sich dem Neuzugewanderten bieten, einige Klarheit zu bringen. Ich beschränke mich darauf, die, Verhältnisse der Provinz Santa Catharina mit den deutschen! Kolonien Ioiaville, Sao Bento, Blumenau zu schildern, wie ich die- s selben wävrend meines einjährigen Aufrntholte» vom August 1885 bis August d. I. kennen gelernt habe. Bevor ich jedoch aus die Interesse bietenden Einzelheiten eingehe, will ich mich noch kurz über die brasilianischen Zustande, ioweit dieselbe» da« Leben des Kolonisten beeiiisluffev, im Allgemeinen auSlassen, muß dabei jedoch betonen, daß mein Bericht vollständig objektiv gehalten ist. N'ckit das v. der Heydt'sche Reskript allein, sondern auch die Nachlässigkeit in der brasilianischen Verwaltung, die selbst niederen Beamten wstehende Machtvollkommenheit, die denn auch oft ganz nach Willkür »»«genutzt wird, hauptsächlich aber di« in de» Re- gierungskreisen bei wichtigen Schritten sich bemerkbar wachende Unsicherheit und Unentlchlossenheit tragen Schuld, daß die deutschen Farmer in Brasilien Iheilweise noch nicht die Wohl' Habeaheit und sorgenfreie Existenz haben, wie sie solche bei der Fruchtbarkeit de« Bodens und ihrer Arbeitsamkeit und Genügsam kei« beanspruchen könnten. Große Langsamkeit bei allen seinen Unternehmungen ist der hervorstechendste Charakterzug des Ära siliauerS, mag derselbe in der Stadt, aus dem Lande oder im Gebirge wohnen; paeienci»! ist sein feststehendes Motto, danach handelt er, und davon weicht er unter keiner Bedingung ab. Daher kann e< nicht Wunder nehmen, daß Brasilien, da« sonst, was Klima uad Bodenverhältnisse anbelangt, anderen südlichen Ländern gegenüber, z. B Chile. Peru. Argentinien u. s. w.. sich vor- theilhast auSzeichnct, in kultureller Beziehung denselben noch weit aachfteht. Wohl ist als unerläßliche Bedingung für da« weitere Aufblühen der deutschen Lolonien eia viel stärkerer Zuzug von Einwanderern als bisher erforderlich; doch würbe ein solcher ganz von selbst «»treten, wenn die Anlage von neuen Berkehrsstraßen (besonders von Eisenbahnlinien, welche die Hauptplätze der Provinzen Paranä, Santa Catharina und Rio Grande in Verbindung bringen), den Loloniftea in den Stand setzte, seine Produkte ohne zu große Beschwerde und Transportkosten rasch gegen Baargeld umzusetzen. Selbstredend ist in einem Lande wie Brasilien der Tauschhandel nicht gänzlich »u umgehen; doch könnte derselbe bedeutend eingeschränkt werden, so daß der Lolonift au« der unangenehmen Abhängigkeit von dem neuäista (Kaufmann) befreit würde, bei dem er seine Pro» ducte gegen Maaren, Kleidungsstücke, Ackergeräthschasten, HauS- bedarf re. umtauscht, uad der seinen Bortheil nur allzu gut zu wahren weiß, Befragt man irgend einen Kolonisten, sei eS in dem am Jtajahh herrlich gelegenen Blumenau oder in dem nicht minder reizenden, sür Handel-Unternehmungen bester gelegenen Joinville oder ia dem klimatisch außerordentlich günstigen Sao Bento aus der «rr», wo selbst deutsche« Getreide und Obst recht gut gedeiht, über seine Lage, Verhältnisse. Wünsche u. s. w.. Io erfährt man meisten«, daß er in der neuen Heimath sich ganz glücklich fühlt, anfangs zwar tüchtig arbeiten mußte, jetzt aber sein Auskommen hat, jedoch bedeutend bester dostehen könnte, wenu die Regierung durch Bau von Eisenbahnen die Möglichkeit eine- Handelsverkehr« zwischen de» drei Provinzen schaffen würde. Bis jetzt ist der Lolonift daraus beschränkt, seine Erzeugnisse in dea aächstgelegeueo Stadt- Plätzen abzusetzeu. Selbstverständlich hat der seit langer Zeit ansässige Kolonist, besten Ländereien ia der Nähe der Stadt ge. legen sind, in jeder Beziehung den Bortheil, während der erst kürzere Zeit Angesiedelte, der tiefer im Urwald sitzt, übler dran ist. Nicht immer hat Letzterer Wogen und Pferde, um seinen Mais, seine Bataten, wzj», tejjoe, prsto» (schwarze Bohnen), Felle u. a. m. noch der Stadt zu fahren. Außerdem würde die« mit Hin- und Rückfahrt, Abschluß d«S Handels u. s. w. 1 bis 2 Tage in Anspruch nehmen; die Pferde, die sich sonst ihr Futter aus der Seide suchen, wüsten regelmäßig ihre» Mais bekommen; der Lolonift selbst ist genöthigt, im Gasthaus zu essen u. s. w. Dabei werden hier ein paar Schoppen Bier, dort eia cacdu^u getrunken, uad wenn zu Hause da» Geschäft uachgerechuet wird, so stellt sich heraus, daß der Hauptverdienst so zu sagen au dea Rädern kleben geblieben ist. Die natürliche Folge hiervon ist, daß der neue Lolonift schließlich die Lust verliert, seine Produtte aus dea Markt zu bringen uad sich damit begnügt, Das anzubauea, was er uad seine Familie zum Lebensunterhalt brauchen. Wird der Lolonift daraus aufmerksam gemacht, er könne sich durch dea Anbau der in den Lolonien bis jetzt noch selteneren Nutzpflanzen einen hübschen Nebenverdienst schaffen, so hört man: Ja. da» wäre ganz gut, die betreffenden Pflanzen sind auch recht gut zu ziehen; aber wo ist Derjenige, der uns die Producte sür die Dauer gegen baare Bezahlung abnimmt? Wir selbst sind Land- leute und haben weder Zeit noch Lust, uoS sür einen weitläufigen und schwierigen Absatz zu interessiren". — Uad in der Thal, berücksichtigt man die ungünstigen Verhältnisse, unter denen der Colonist die ersten Jahre seines Urwaldlebens zuzubringen hat. so ist leicht zu begreifen, daß kiele der aus Europa mitgebrachtea Illusionen angesichts der nackten Wirklichkeit nur zu bald ver- schwinden, und daß der Lolonift, nachdem er sich den neuen Ver- hältniffen einigermaßen angepaßt hat. viel zu vorsichtig ist, um sich aus eigene Faust aus landwirthschastliche Speculationen einzulassen. Wird ihm dagegen Positives geboten, wird ihm gesagt: „Du erhältst sür den und den Artikel so und so viel!" — so ist der deutsche Kolonist nicht Derjenige, der sich das zweimal sagen läßt, und der die ihm hiermit gebotenen Aussichten eines Verdienstes nicht voll und ganz ouszunutzen wüßte. So z. B. ist durch die seit geraumer Zeit in- Leben gerufene Oelpresserei in Blumenau, woselbst auS den io dieser Gegend massenhaft vorkommendea ölhaltigen Pflanzen, besonders dea Sameakernen der RiciauSpslanze, ein vor zügliche- Oel gewonnen wird*), den Colonistea eine neue Einnahme quelle erwachsen. Ja dem auf dem Hochland gelegenen, 2 Tagereisen von Joinville entsernteo Sao Bento (deutsche Colonie mit den Stadlplätzen Sao Bento, Oxford und Reichenberg) gedeiht ein vorzüglicher Tabak, der dem besten in der Provinz Bahia gezogenen nicht nachsteht. Bis jetzt bauen die Colonistea aber gerade so viel an, wie sie zu ihrem Privatbedars brauchen. Auch hier würde sich das Sprichwort be währen: ll n'zt » gus lo Premier pasqui eoüts: denn wenn Jemand den Coloaisten pro Arroda (— 14,688 Kilogr.) Tabak so und so viel böte, so würde es nicht lange dauern, bis der Tabakbau in dieser Gegend in Blüthe stände, uad dadurch wäre die landwirthschastliche Ausbeutung um ein neues Product bereichert. Ebenso mißlich steht eS hier auch mit der Lultnr der Weinrebe, die sehr schöne und wohlschmeckende Trauben liefert. Es erhellt aus Alledem, daß neben dem Fehlen von eigentlichen Hauptverkehrsadern das Fehlen von Händlern, die den Ein- und Aussuhrvertrieb der von dea Lolonistcn erzeugten Naturprodutte energisch in die Hände nehmen, sowie der Mangel an eigener In- dustrie (wie Spinnereien und Webereien, Papierfabriken, Glas fabriken; denn Textilwaoren, Papier, GlaS sind olles Artikel, die imporlirt werden und die der Colonist beim vsnckista sehr theuec bezahlen muß) lähmend oul das Gedeihen der Lolonien und aus den Wohlstand der Colonistea einwirke» müssen. Die Interessen de« LandmannS, deS Industriellen und des Händlers sind ic'idorii'ch mit einander verknüpft. Weder der Eine noch der Andere kann zur rechten Ausdehnung aller seiner Kräfte gelangen, wenn das Element des Einen oder des Anderen nicht vertreten ist. Die Entwickelung der deutschen Lolonien der Provinz Santa Catharina ist eben jetzt iu eia Stadium getreten, wo das Eingreifen von Handel und Industrie unbedingt nölhig ist, damit kein Still- stand eiatrete. Die von einigen Seiten laut werdenden Befürch tungen. es könnte hierdurch Deutschland eine Concurrenz in in- dustrieller Beziehung entstehen, entbehren jeder Begründung; jeden falls verrothen sie ein gänzliches Mißverkennen der Sachlage und geben zu der Verinuthung Veranlassung, daß in einzelnen Kreisen, ans ängstlicher Pedanterie und kleinlicher Zukuastshypotheselei. unbewußt dem Emporkommen unserer Landsleute jenseit des OccauS hemmend eatgegcngewirkt wird. Aber gerade von Deutschland auS müßten alle aus Schaffung von Handels- uud Jabustiicuateraehmnngen hinzielenden Bestrebungen jener Lolonien nach Kräften unterstützt werden. Freilich werden diese Bestrebungen nicht eher von Erfolg sein können, bis die brasi lianische Regierung energisch an de» Ausbau der durch die Provinzen Paranü, Santa Catharina und Rio Grande do Sul projectirtea Eisenbahnlinien geht. Vermischtes. Let-ztg. 27. December. § Lus der Fremde. AuS Poris wird gemeldet, daß der Markt säst leer von Gold sei und Napoleons von nicht garanlirtem Gewichte zu 1"/« verkauft werden, Tie Bank von Frankreich bat nach letztem Ausweise wiederum 18 Millionen Gold verloren, ober dadurch ist auch der Eintritt einer GeldkrisiS in London und New- flork vermieden worden. In den ersten II Monaten d. I. stellte »b d-r declarirte Edelmetollverkehr Frankreichs folgend: Einfuhr: Ausfuhr: 1886 1882 Frcs. FrcS. 42,020.887 24.070.726 95,928,538 133.67.7.507 10.205.258 I5.533.iU8 1 l6U 70 260 103277,106 421.950^48 441,620,124 284.424,943 277,457.07? Im November betrug die Soldeinsuhr b Millionen, die AuSindr 37 Millionen. Was die Insolvenz des Wechjelagenten Luaslard 1886 FrcS. Goldbarren 105,140,411 Goldmünzen 151,602,000 Silberbarren 23,817,884 Silbermüuzea 141.390,053 1885 Frcs. 21.026 060 201.804.438 21.466.733 194.321.993 *) Dasselbe «ar onch ia der Südamerikanischen Ausstellung ia Berlin zur Schon gebracht uad fand olle Anerkeannag. D. Red. betrifft, lo möchten sich die Wirkungen diese« Ereignisses noch t« der Manalsliquidatioa bemerklich machen, je nachdem die Entjchei- dunz des Syndicats der Wechsel-Agenten hinsichtlich der Privat- ipeculotioaen deS Insolventen aussällt. Darüber herrscht noch Unze- wißheit. Zuvörderst waren sie ungesetzlich, da das Handelsgesetzbuch ausdrücklich den Wechselagcnten verbietet. aus eigene Rechnung zu kaufen oder zu verkaufen; außerdem ist noch nicht ausgemacht, wie groß der Unfall ist Seine Verbindlichkeiten sollen nicht 4 Mill. über steigen. wadrend seine Activa einschließlich de« Werthe- seiner Charge (ca. l,8O0,0OOFr.) sich aus 3Mill. beziffern. Sollte daSLyndicat nicht seine ganzen Verbindlichkeiten übernehmen, so würde e- gewiß nicht wegen des GetdopserS geschehen, denn unter die 59 andern Agenten vertheilt würde daS Deficit nur sehr unbedeutend sein. UedrigenS schreibt kein Gesetz die gegenseitige Verbindlichkeit der Wechselagenten vor. indeß wurde sie praktisch stets betreffs ihrer professionellen Eugage. meutS zugelassen. Nach der Katastrophe von 1882 übernahmen die Wechselageaten die Verpflichtungen aller ihrer Clienten uad borgten sich zu dem Bchuse. um den Markt vor Zusammensturz zu bewahren, achtzig Millionen von den Rothschild-, der Bank von Frankreich »c., welche auS ihren zuküastigea Gewinnen, die jährlich aus 40 Mil- lionea sich belausen, gedeckt werden sollten. Ebenso versuhren die Wechselagentea in Lyon. Wenn also die Agenten nicht die Privat- Verbindlichkeiten Buaslard'S übernehmen, so geschieht die- lediglich, am die gesetzlichen Vorschriften nicht zu beeinträchtigen. Es haben bereit- im Lause der Woche mehr solche Abwickelungen von Engagement- an der Pariser Börse stattgesundea. Der Börsen bericht vom Freitag spricht von schlecht engagirten Operationen. Die letztwöchentlicheu Einnahmen der französischen Eisenbahnen zeigen »Heils PluS, theil- MianS. Eia bedeutendes Plus (über 300.000 FreS.) zeigt die Lyoner Hauptliote; auch die Ostbabn zeigt ein Mehr von 100,000 FrcS., während die Nordbahn aus gleichem Stande sich erhielt und di« anderen Linien eia Minus prodvcirten. Die Bankrate, schreibt der englische „Economist", bleibt aus 5 Prpc., da das Versiegen des Golddegehrs der Bereinigten Staaten die Directoren von der Nothwcndigkeit befreit, die Rate aus 6 Proc. zu erhöhen. Und kaum war der Markt von der Besorgaiß einer neuen Discontoerhöbuug befreit worden, so begann er schon aus die Chance eine« baldigen HerabgehenS zu speculiren. Die Rate, hieß eS, möge sich immerhin hier zum Jahresabschluß etwa« versteifen, aber nachher muß ziemlich sicher ein Heruatergang eiatreten. Diejenigen, welche so sprechen, übersehen jedenfalls die Be- deatung de- GoldabflusseS nach Australien in dieser Woche. Einer seits ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß der geringe bereits verschiffte Betrag die australischen Bedürfnisse befriedigen wird. Der Drang noch Gold jenseits muß sehr bedeutend gewcien sein, daß die Banken drüben zu unserem Goldvorrath Zuflucht nehmen, und «in solcher Druck kann durch bloße 130.000 Lftrl. un geiähr nicht beseitigt werden. Bei der einzigen anderen Gelegen heit. wo die australischen Banken cs nöthiq landen, Gold von uns zu beziehen, was zu Beginn des Jahres 1884 geschah, bezogen sie 920,000 Lstrl. und ihre gegenwärtige» Bedürfnisse möchten nicht viel weniger betragen. Außerdem bandelt es sich nicht bloS darum, daß der Goldvorrath ferner in Anspruch genommen wird. Was noch viel wichtiger ist, besteht darin, daß eine unserer Hanptgoldquelle» wie in 1884 zeitweise verstopft sein wird. Eine Zeit lang wird Australien hier seine eigene Goldproductioa ausbrauchen, und saßt mau dies ins Auge, so erkennt man leicht, wie schwierig die Stel lung der Bank von England sich gestalten wird. Ihr Goldvorrath ist bereits derart reducirt worden, daß cs nicht hinreich», ihn gegen weitere Entziehungen zu schützen. Es muß eine Anstrengung gemacht werden, ihn zu vermehren, uad da Australien seine Zuflüsse einbehält, so muß diese Anstrengung einen länger dauernden Charakter tragen. Im Jahre 1881 ersetzten die Vereinigten Staaten die Ausfälle au« den auftraliiiven Verschiffungen. Aber bei ihren Währungs-Unruhen ist eS zweiselhast, ob sie fähig oder Willens wären, viel Gold zu spenden. Wenden wir aber unsere Blicke dem Lontinent zu, so zeigen sich Deutschland uad Italien ihre Goldvorrath« eifersüchtig bewachend, uad bloS die Bank von Frankreich ist bereit, zu hohem Preise an ihrem Borrathe Theil nehmen za lassen. Es ist gewiß, daß die Bank von England ungewöbnliche Schwierigkeiten haben wird, Gold an sich zu ziehen, und Diejenigen, welche bereits sicher aus eine Dlscontherabsetznng derselben rechnen, möchten, wie wir fürchten, sehr enttäuscht werden. An der Londoner Börse wurden während der abgelaufenen Woche Angesichts der Feiertage nicht viele Transaktionen vorgenommea, noch wird dies voraussichtlich in der nächsten Woche der Fall sein, da zwei Tage über Fest ist und dea Rest die Liquidation in Be- schlag nimmt. Die Tendenz war eine abwärts gehende, obgleich gegen Schluß mehr Festigkeit sich bemerkbar machte. Den haupt sächlichsten Einfluß übten beunruhigende politische Nachrichten vom Coutineut. Auß-rdem erweckten die finanziellen Aussichten Miß trauen. Die Haussiers fuhren also fort, sich zu liquidiren, und die vorhandenen Engagements sind vergleichsweise nicht mehr bedeutend. Die Lage ist daher gesünder, und das neue Jahr könnte höhere Louise briageo, falls nichts Unerwartetes dazwischen kommt. * Leipzig. 27.' December. Obst verkehr im Bezirke der königl. iächs. Betriebs-Oberinspectioa Leipzig II während der Monate Mai bis mit November: Die diesjährige Zusammen stellung über den Obstverkehr in obengenanntem Bezirke läßt be- bäuerlicher Weise einen bedeutenden Rückgang gegen das Vorjahr erkennen. Während von den 27 Haupl-Obstversandtstellen im Jahre 1885 zusammen 11,045,209 Kilogr. Obst zum Abgänge gebracht wurden, bezifferte sich im laufenden Jabre der Obstversandt aus den- selben Berkehrsstellen nur aus 6.670,085 Kilogr., so daß sich also eia Minus von 4,556,053 Kilogr. herausstelll. Aus die einzelnen Monate vertheilt sich der Versandt wie folgt: Mai 5000 Kilogr., Juni 363,759 Kilogr., Juli 823,704 Kilogr., August 573,73? Kilogr., September 3,781,677 Kilogr., Oktober 1,082,375 Kilogr., November 39.633 Kilogr. Die gesammten Frachteinnahmea belausen sich aus 68,925.10 »i Was die einzelnen Berkehrsstcllen betrifft, so ver sendeten Stauwitz 1,016,300 Kilogr. (L0.003.80 ^ll Fracht- «„nahmen), Ostcan 895.760 Kilogr. (10,696.90 -öl Fracht), Leisnig 450.426 Kilogr. (3573.60 .St Fracht). Lommatzsch 433,300Kilogr. >5373.60 .« Fracht», Meißen 428,730 Kilogr. (4263.50 Fracht), Coswig >349,740 Kiloqr. (4875 80 -Sk Fracht). Döbeln 302,567 Kilogr. (2057 ^k Fracht). Leuben 301.979 Kiloqr. (4398.20 Fracht». Großbauchlitz 283.613 Kilogramm >2329.30 .Sk Fracht), Miltitz 275,310 Kilogr. (3774 20 -Sl Fracht). Dahlen 239,075 Kilogr. (1632.90Fracht), Tanndors 228,920 Kilogr. (1937.90 ^Fracht), «tosterbuch 223,230 Kilogr. (1318.60 .Sk Fracht). Ziegeuhoin 180.150 Kiloqr. (1289.20 >k Fracht). Prausitz 170,940 Kiloqr. (2422.50 >i Fracht). Cotditz 160,782 Kilogr. (1164.30 >k Fracht), Riesa 144,553 Kiloqr. (1363.70 .Si Fracht), Starrbach 138,467 Kilogr. (1062.60 >l Fracht), Kötzschenbroda 127,680 Kilogr. (2046.20 >l Fracht). Geringere Mengen wurden diesmal versendet ab Dresden, Leipziger Bahnhof (9t,060 Kilogr), ab Oicdatz (72.020 Kilogr), ab Dornreichenbach (41.620 Kilogr), ab Roßweil, (36,365 Kiiogr.), ab Deutschenbora (26,075 Kilogr.), ab Nossen (19,757 Kilogr.), ab Grimma (16,650 Kilogr.) und ab Großbotben (15,016 Kilogr.). Aus dea Binnenverkehr entfallen vom Gesamintversanbte 5,Olt.203 Kilogr. und aus den direkten Verkehr 1,658.882 Kilogr. Einzelne Obstsorten: Erdbeeren 52,030 Kiloqr. >16,441 Kilogr. weniger als im Vorjahre); Hauptverjandlstationen sind: Kötzschenbroda (36,100 Kilogr ), Coswig (11,730 Kilogr.) und Meißen <2440 Kilo- gramm), Kirschen 913,881 Kilogr. (1,663,747 weniger, als im Lorjabre); Hauvtversandtitaiioaen sind: Loswiq (2l>4.020 Kiloqr.) und Meißen (187,030 Kilogr.). Edles Steinobst 15,510 Kilogr. (2590 Kilogr. mehr als im Vorjahre); Hauptversandtstalioaen sind: Dresden-Neuitadt, Leipziger Bahnhos (8620 Kiloqr.), und Kötzschcabroda (6850 Kilogr.). Birnen 566,291 Kilogr. (2,950,483 Kilogr. weniger als i»i Vorjahre); Haupiversandtstationen sind: Ostran (112,220 Kilogramm) uad Stauchitz (105,220 Kilogramm). Aepsel 156,365 Kilogramm (1,724,411 Kilogramm weniger als im Vorjahr); Hauprversandlstationen sind: Miltitz (40,490 Kilogr), Stauchitz (24.570 Kilogr.), Döbeln (19,845 Kilogramm), uad Leisniq <17,434 Kilogramm). Pflaumen 4,491.771 Kilogr. (2,246,629 Kilogr. mehr als >m Loriahre); Haupiveriondistationen sind: Stauchitz (827,620 Kilogr.), Ostrau (747,300Kiloqr.). Lomniotzich (3l6,860 Kiloqr.) und Leisnig (301,944 Kiloqr ). Weintrauben 5l.540 Kilogr. <11,196 Kilogr. mehr olS im Vorjahre); Hauptversandlstatione» sind: Riesa (12,915 Kiloqr.) und Leisniq (10.458 Kiloqr). Verschiedene« Beerenobst 290.927 Kiloqr. <189,492 Kilogr. weniger als im Vorjahre); Haupt- versandtftaiioaen sind: Dahlen >188,760 Kiloqr.) uad Dornreichen bach (32,330 Kilogr). Als Haupiemvioagstotionen sind hervor- znheben: Aanoberq (102.364 Kiloqr.), Berlin (1,657.800 Kilogr ), Chemnitz (1,864,509 Kilogr). Dresden (176.516 Kilogr), Fraaken- berg (161,620 Kilogr ), Freibrrg (336,616 Kilogr.) and Leipzig (SÄ. 131 Kilogr). *— Vom 1. Jaauar 1887 ab wird im Loalrol- und Ab. rechnaagSwesea der sächsische» StaatSeisenbahaen eine Neoorganijatiaa in« Leben treten und zwar werden an Stelle de« jetzigen ..Control- und AbrechnnugSbureauS" zwei Dienststellen mit der Bezeichnung: „BerkehrScoatrole 1 and II" «ngerichtct Jede der beiden BerkehrScontrolen untersteht einem..Vorstände". Die „BerkehrScoatrole I" erledigt in 6 Unterabldeilunqen 1) di« Bearbeitung der Personen- und Gepäcktarise, sowie der Reklamationen im Personen- und Gepäckverkehre, 2) die Prüfung der Einnahmen der BerkehrSstellen der sächsischen Staats- bahnea ans dem Personen - und Gepäckverkehre, 3) die Prüsung und Abrechnung der Einnahmen aus dem direkten Personen, und Gepäckverkehre, 4) die Verwaltung des Billetwesens, 5) die Prüfunq der benutzten Billets und 6) die Prüfung uad Ab- rechnung der Einnahmen aus dem Telegrophenverkehre. Die Ver- kehrScontrole II zerfällt in 2 Hauplabtheilungen. Die erste Hauptabtheilung bewirkt die Prüfung und Abrechnung der Ein- nahmen ans dem Localgüterverkehre und besteht ans 7 Unterabthei- luageu, der zweiten Hauptabtheilung liegt die Prüsung und Abrcch. uung der Einnahmen aus dem direkten Gütervcrkehre ob, uad be steht dieselbe aus 12 Uiiterabtheilungea. *—Deutsche Reichsbank. Der Ausweis der Deutschen Reichsbank vom 23. d. M. constatirt die erheblichen Ansprüche, welche an die Lassen des Institute- gestellt worden sind, und welche die Erhöhung der DiScontrate als plausibel erscheinen lassen. Aus den nachstehend in Parenthese ausgesübrten Ziffern über die Ver änderungen in der entsprechenden Woche des Vorjahres geht hervor, daß diesmal die Anforderungen an die Bank größere waren. Der Metallbesland weist eine Abnahme um 3,046,000 -Si ans (8,250.000 >i), desgleichen sind die Bestände an Reichs- cassenscheinen uad Noten anderer Banken um 1,354,000 -Sk resp. 1,088,000 (3,115,000 »i, reip. 3,417.000 >k) zurück- gegangen. Gleichzeitig erhöhte sich der Wechselbeiiund um 56,255.000 Mark (45,180,000^1) und die Lombardsorderungen um 6,719,000^1 (5,625,000 -Si) Der Essectenbestand stieg um 2.302,000 ./? (Ab nahme: 601,000 -Sl), und ebenso uabmea die sonstigen Active» um 4,907,000 » (6,772,000 ») zu. Der Betrag der umlauienden Banknoten steigerte sich um 44,744,000 ^l (38.634,000 -S!) und ebenso erhöhten sich die Giroverbindlichkeiten um 20,053,000 ./< (4,539,000 ^l). Die steuersreie Notenreservc» welche ain 15 d. M. 164.69 Millionen Mark betrug, stellte sich aus 114.46 Millionen Mark gegen 190.49 Millionen Mark am 23. December des Vor jahres. *— SilbercoupoaSconrS. Der CourS. zu welchem die in Silber zahlbaren Coupons der österreichischen Eiseabahn-Prioritäts- Obligationcn, sowie die ausgcloosten Glücke an den deutschen Zahl- stellen eingelöst werden, ist unverändert aus 80'/« Proc. belassen worden. ES werden demnach bis aus Weitere- sür 100 fl. gezahlt 161.50 X *— Es liegt u«S ein stenographischer Bericht über die Ber- Handlungen der ersten ordentlichen Generalversamm lung des Verbands deutscher Weinhäadler, gehalten im November in Wiesbaden, vor. — ES bandelt sich da um eine Petition an den Minister und dea Reichstag bezüglich deS Lebens- Mittelgesetzes, Wein betreffend. „Eine bedeutende Lücke, heißt es uuter Anderm ia dem Attenstück, befindet sich in dem Mangel einer gesetzlichen Begriffsbegrenzung des Wortes: „Wein", denn die Be stimmung: Wein iri ein Getränk. daS ohne jeden Zusatz auS dem Traubcnsaste durch alkoholische Gäbrunq gewonnen worden ist, sei unhaltbar, denn eS sei unmöglich, den Wein unter allen Umständen ohne jeden Zusatz auS dem Traubensafte in haltbarer und genieß barer Qualität herzustellen. Der Haupisehler des Gesetzes besteht eben darin, daß es in Bezug aus den Verkehr mit Wein Verbote oder dem Verbot gseichkommende Bestimmungen enthält, deren Ueber- trelung am Object selbst nickt nachweisbar ist. Dieser durch daS Gesetz geschaffene Zustand trifft n cht nur die Weine inländischer Production, sondern auch die auS dem Auslände bezogenen, welchen dir zweckentsprechende Behandlung — In»e sie daS Ausland übt — im Inlande nicht zu Theil werden kann. Wir dürfe» wohl aa- nchnien, daß in dem — de» Beschlüssen der Sachversiäudigen-Coiii- milsion, welche im Jahre 1883 im Austrage Ew. Excellenz im Reichs- aitile deS Innern tagte — zu Grunde gelegten Maicriale Alles da-, sowohl vom wissenschaftlichen als auch vom praktischen Staud- puncte «a den Einzelheiten beleuchtet, wordeu ist. — Soweit unS bekannt, enthalten jene Beichtüsse Vorschläge, die wohl geeignet erscheinen, die vorhandenen Mängel im Allgemeinen zu beseitigen." Daß in der Versammlung Stimmen sür die gänzliche Abschaffung de« Weinqesctzes im Interesse des Geichästs laut wurden, begreift sich von selbst. Wir verlassen hiermit den heikel» Gegenstand. —r Sonderbarer Weise wird von der deutschen Presse vielfach eia Artikel der „Oesterc. Revue" obgedruckk, der in der Behauptung gipfelt, daß die Frauen sich vorzüglich als Lebensversiche- rungsaqenten eigneten, weshalb die Versicherungsaustallen vor- wiegend Frauen als Agenten engagiren sollten. Dieie Forderung wird damit motivirt. Laß die Frauen Ausdauer und Beharrlichkeit, „die vorzüglichste» Eiqeiijchnsten eines Lebensversicherungsagenten", besäßen. Die Haupt'ache aber wäre, gemäß jenem Artikel, sür die Lebensversicherungegesellschasten dabei, „daß sie in die Lage kommen würden, bei Verweudung weiblicher Agenten au Provisionen zu sparen. . Ist schon die ganze Forderung eine im höchsten Grad absurde, so charakterisirl der letzte unter Aussührnngsstriche gestellte Satz die Tendenz des Artikels noch ganz besonders. .*» Dresden, 26. December. KohleutranSPorte aus den königlich sächsischen Slaatsbahnen in Wagenladungen zu 5000 Kilogr. während der Zeit vom 12. bis 18. December e.: sächsische Steinkohlen auS dem Zwickauer Reviere 8701 Ladungen, aus dem Lugau - Oelsnitzer Reviere 4131 Ladungen und aus de»» Dresdner Reviere 1355 Ladungen, zusammen 14,187 Ladungen sächsische Steinkohlen, gegen 14.657 Ladungen ia der enisprechenden Woche des Vorjahres; schlesiich« Steinkohlen 1172 Ladungen, böhmische Braunkohlen 9811 Ladungen, altenbnrgische Braunkohlen 3244 Ladungen, Kohlen überhaupt 28,414 Ladungen, demnach durchschnittlich pro Tag 4059 Ladungen. In der entsprechenden Woche des Vorjahres wurden an Kohlen überhaupt befördert 29.014 Ladungen, täglich also im Durchschnitt 4145 Ladungen. — Im Monat November e. wurden im Ganzen aus den königl. sächsi schen Staatsbahnen an Kable» 125,897 Ladungen befördert, alio täglich im Durchschnitt 4l9? Ladungen; im November des Bor- jadreS gelangten im Ganzen 122,540 Ladungen zur Beförderung, also pro Tag im Durchschnitt nur 4085 Ladungen. *— Kreditanstalt sür Industrie und Handel in Dresden. Wie wir hören, hat die Creditanstalt sür Industrie und Handel in Dresden (vormals Desjauer Creditanstalt) im Lause dieses Jabres sehr ersreuluche Resultate erzielt; demzufolge wird sich das Ergeoniß nicht unerheblich höher stellen als im letztverflossencn Jahre, so daß die Dividende sich aus mindestens 8 Procent — gegen 7 Procent im Vorjahre — stellen dürfte. *— Saal-Eisenbahn. Den Hauptgegenstand der vor einigen Tagen stattgebablen Sitzung des Aussichlsraihes der Saal-Eisenbahn bildet« der Haushaltsplan sür daS Jahr 1887, der wie wir bereits vor Kurzem niitzutheilen in der Lage ivareo, constatirte, daß sür 1887 rin erheblich größerer Einnobme-Ueberschuß verbleiben wird, als in den letzten Jabren. ES wird hiernach wohl aus 4'/, Proc. Dividende sür die Stamm-PrioritätS-Actieu zu rechnen sein. — Die günstige Lage der Saal-Eiienbah» hat sich auch wieder darin gezeigt, Laß trotz der Schiieeinassc» der Berkehe stets sret geblieben ist. Aller dings mußten die Züge mit 2 Locomotiven gefahren werden. —r. Meiningen, 26. December. DleBouersberger Kohle»- werke in ber Nähe de» benachbarten bayerisch«, Bischoisheim besitzen drei nnterirdische Kohlenlager von drei verschiedenen Qualitäten. Bo» dieie» drei Lagern sind schon vor 26 Jahren, wegen Mangels an Eisenbahnen und aus anderen Gründen, zwei verlasse» worden, uad nur das am höchsten liegende, weil die Kohle ichon einige Meter unter der Erde zu heben war. schwach und mitunter gar nicht betrieben worden. Die hier gewonnene Kohle hatte zu viel Ddon- und Schweselgehalt, weshalb sie beim Brennen einen unangenehmcn Geruch verbreitete und deshalb sich nicht beliebt machen konnte. In Folge dessen unternahm die Verwaliung der BauciSberger Koblem werke nach Eröffnung der Neustadt-BiichosSbeimer Localbahn de» W>eder- auft'chluß des zw eiten Kohlenlager-, nachdem von srüherea alten Can< sumenten die Versicherung mehrfach gegeben war. daß dieKohle dieser Ftötze eine sebr gute sei und die Fehler der Tagbaukohle nicht besitze. Mit vieler Mühe und Ausdauer wurde durch den langen, vielfach versollenen Stollen diese bessere Kohle wieder ausgesunden und erwies sich genau noch der AuSiaqe jener ehemaligen Coniumenleii. Gegenwärtig ist nun die Kohlensörderung aus dm'em Tieibaulager in vollem Gange und bot die Kohle in dem sonst nur Holz schürencen BischojSheim wegen ihrer guten Eigenschaften schnellen Absatz ge sunden. zamal der Centn« mit 30 ^ ab Grube verkauft wird Laut Analyse der Heizveri'uchSstatioa in München «gao dieie Tirsbankohle de« BauerSberge« ei» sehr gute« Resultat, -od wird sowohl der Eteiakohle wie anch der böhmische» Braunkohl«
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