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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-30
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1887
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483« grenze im Laufe der letzt«, 40 Jahr« czechistrt worden sind. Nach den Untersuchungen Rainer'», die vollen Glauben ver dienen. sind nicht weniger al» 15 rein deutsche Orte und 18 sprachlich gemischte Orte den Slawe» zngesallen. Unter den verloren gegangenen Ortschaften befinden sich z. B. Lißnitz, Zaisa, Cylupitz, Warnitz. Seelowitz, Kunitz. MohleiS und Böttau im südlichen Mähren, Stauding. LaubiaS, Lippin, Bcrghof, Königsberg und Neuwelt in Schlesien. Zu ganz anderen Ergebnissen würde Rainer von Reinöhl noch gelangt sein, wenn er auch die sechs größeren Sprachinseln Mährens (Jglau, daS Schönhengster Land, Olmütz, Wischau-Ansterlitz, Brüuo und Wachtl) in die Untersuchung mit einbezogen unv wenn er nachgeforscht hätte, welche deutschen Ortschaften seit etwa 100 Jahren der deutschen Zunge verloren gegangen sind. Nicht 31, sondern mindesten» 160—180 verlorene Ort schaften würde er wahrscheinlich gefunden haben. Haben doch die 6 deutschen Sprachinseln in Mähren seit 1785 allein 80 deutsche Ortschaften ringebüßt! * Einer Meldung au» Warschau zufolge wird in da» System der Warschauer Befestigungen der in nächster Zeit in Angriff zu nehmende Barackenbau für 150,000 Mann «»bezogen werden. Die Baracken werden auf den Gefilden von Powazki und Mokotow errichtet werden. * Den Empfang der russischen Kaisersamilie in Kopenhagen schildert der Correspondent der .Bossischen Zeitung" in folgendem Bericht: Dichter Nebel verzögerte die Ankunft der russischen Schisse »m mehrere Stunden, aber die Measchenmafieu, welche zu vielen Lausenden von der Zollbude bi» z»m Bahnhöfe Spalier bildeten, warteten geduldig. Die Könige von Döaemark und Griechenland, der dänische Kronprinz and der griechisch« Prinz fuhren dem russischen Geichwader entgegen. Eine Meile südlich von Dragör in der Kjögebucht gegen 11 Uhr kamen die russischen Kaiseryachten „Dcrshawa" und „Ezareweck", welche von den Kreuzern „Eorrez" »nd „Razbojnik" begleitet wurden, in Sicht. AlSbald begaben sich die dänischen und griechischen Herrschaften zur Begrüßung an Bord des „Dershawa"; ihnen folgte daS russische Kaiser- paar mit den drei Söhnen und den beiden Töchtern aus die dänische Aacht „Dauebrog". Inzwischen war auch da» dänische Uebungs- geschwader, bestehend au» den Panzerschiffen „TordenSkjold" und ,Lver Hvitftld", sieben Kanonenbooten uud seit» Torpedobooten, herangekommen und schloß sich als Escorte an. EiwaS vor ein Uhr wars der „Dauebrog" auf der inneren Rhede Anker. Die dänische KäuigSschaluppe brachte die russischen Herrschaften unter dem Salut der Geschütze und unter dem donnernden Hurrah der Zuschauer bei der Zollbrücke an» Land. Der Kaiser von Rußland trug seine Uniform al» Ehreuobcrst der dänischen Barde. Die Königin, da» Kronprinzenpaar, die Prinzessin von Wale» und eine ganze Reihe von Prinzen und Prinzessinnen befanden sich an der Brücke. Bon hier begaben sich die Herrschaften sofort nach dem Bahnhofe. ES saßen im ersten Wagen der Kaiser von Rußland, der König von Dänemark, der Großsürst Lhronsolger und der Kronprinz von Dänemark; im zweiten Wagen hatten die Kaiserin in hellgrünem Seidenkleide, die Königin von Dänemark, König Georg von Griechenland und der Herzog von Sparta Platz genommen; im dritten Wagen saßen die Königin von Griechenland in olivensarbigem Kleide mit Kleeblättern, die Prinzessin von Wales mit zwei englischen Prinzessinnen; in dem vierten Wagen die Kronprinzessin von Dänemark, Prinzessin Marie, Prinz Waldemar und Prinz Georg von Griechenland. Alle Straße», welche der Zug passirte, Amaliegade, St. Annäplatz, Store Strand- präde, KongenS Nytorv und Ocstergade waren reich beflaggt und «it ungeheueren Mcnschcumassen bedeckt. Der Empfang war ein sehr warmer. Der Zar, sichtlich angenehm berührt, dankte sreund- lichst nach allen Seiten. Um 1'/« Uhr erfolgte die Abfahrt des ExtrazugeS noch dem von Christian IV. erbauten Schlosse Fredens- borg. daS prächtig an einem Binnensee etwa vier Meilen nördlich von Kopenhagen liegt. * Die amtliche „Kurlandskija Wjedomosti" schreiben: „Der Priester Witali Lcbedew ist für die Bekehrung von 100 Seelen Andersgläubiger zum herrschenden orthodoxen Glauben Allerhöchst mit dem Annen-Orden 3, Classe belohnt worden." Dem Geistlichen der TuckumschenNikolai- Kirche, Peter Medni». hat der Heilige Synod aus ähnlichem Anlässe ein Brustkreuz verliehen. * Anläßlich der Anwesenheit de» rumänischen Minister» Pherekyde in Konstantinopel wurde von der türkische» Presse der Vorschlag gemacht, die Pforte möge die traurige rage jener 200,000 Türken zur Sprache bringen, welche nach dem letzten russisch-türkischen Kriegt zur Auswanderung aus der Dobrudscha gezwungen und oh»e jedwede Entschädigung Von HauS und Hof vertrieben worden seien. Dem gegenüber wird aus Bukarest gemeldet, daß von einer Vertreibung der Türken auS der Dobrudscha niemals die Rete war, daß Rumänien die bei Besitzergreifung der Dobrudscha Vorgefun denen Besitzrcchte jederzeit respectirte und daß daher der Vor wurf. man habe die Türken ohne Entschädigung von ihrem Grund und Boden vertrieben, ein absolut unhaltbarer ist. Jene Türken, welche nach Abtretung der Dobrudscha an Rumänien aus ihrem bisherigen Vaterland? auSgewandert sind, haben daS au» freiem Willen gelhan, und wenn sich unter ihnen viele Familien befunden haben, welche die von Rumänien für ihre Rückkehr und für die Geltendmachung ihrer Besitzansprüche eiugeränmten Fristen unbenutzt vorübergeben ließen, so kann doch kein billig Denkender die Verantwortung für die Folgen dieser Versäumnisse der rumänischen Regierung zuschiebcn Wollen. Außerdem ist die Zahl von 200.000 Türken, welche au» der Dobrudscha auSgewandert sein sollen, entschieden zu Hoch gegriffen, während anderseits die Besitzverhältnisse der u» der Dobrudscha zurückgebliebenen Türken und Tartaren der beste Gegenbeweis gegen die Voraussetzung sind, al» ob die religiöse und nationale Toleranz der neuen Herren die Ex patriiruag der ausgewaoderten Türken veranlaßt habe. * Der Beschluß de« türkischen Ministerrathe» in Betreff de» russischen Vorschlag«» wegen Entsendung de» russischen Generals Ernroth und Artia Effendi'S nach Bulgarien ist dem Sultan zur Bestätigung unterbreitet worden, ebenso der Entwurf eines diesbezüglichen Rundschreiben» an die Mächte. Fürst Ferdinand hat, wie der „Frankfurter Zeitung" aus Koustantinopel gemeldet wird, auf die Note der Pforte, in welcher sein Verbleiben in Bulgarien al» illegal bezeichnet wurde, nicht geantwortet; dagegen tele» graphirte er am selben Tage an den Großvezier, daß er e» m Folge seines Regierungsantritte» al» angenehme Pflicht betrachte, ihm seine Ehrerbietung darzubringen; gleichzeitig versicherte er, daß er in Bulgarien Gefühle dankbarer Aner kennung für den Großvezier constatirt habe, und er bat ihn, die wohlwollende Mitwirkung der Pforte ihm zu bewahren. Vulcowitsch theilte der Pforte mit, die bulgarische Regierung beabsichtige, eine Abschlagszahlung von 150,000 Pfund auf den ostrumelischeu Tribut zu leisten und sie sei auch bereit, wegen der Regelung sämmtlicher noch offeaer Fiuanz- fragen mit ihr zu verhandeln. * Wie au» Koustantinopel gemeldet wird, hat Kaiser Frauz Josef an de» Sultan «in Dankestelegramm «richtet iu Beantwortung der seiten» de» Sultans an Seine Majestät anläßlich dass» Geburt-feste» gerichteten Glückwünsche. * Nach einer Meldung aus Rom wird sich König Lumdert in den ersten Septembertageu in Begleitung de» Kronprinzen, de» Prinzen Amadeus, de» Kriegs- minister» und de- Chefs deS Generalstabe- ru den großen Leere-manvvera begeben. Der am 6. September statt- findenden Truppenrevue, an welcher 50,000 Maun theilnehmen werden, wird auch Königin Margherita beiwohnen. — Weiter wird au» Rom, 25. August, berichtet: Linen neuen Beweis für die Herzlichkeit der Bezieh«»«» zwlscheu Italien und Oesterreich-Ungarn, sowie dafür, daß die Er- ienntniß de« Nutzen« einer innigea Freundschaft zwischen den beiden Reichen und deren Bevölkerung bereits in die Massen eingrdrungen Ist, liefert die überaus freundliche Behandlung, welche dem der hiesigen österreichisch-ungarischen Botschaft attachirten Militair- «wollmächligten. Obersten Forstner v. Btelan, bei Gelegenheit feine« letzten Besuches in verschiedenen italieuischen Brtgadelaaera z» The» wurde. Militair und Livil wetteiserte» dort», dem öfter- reichisch-ungarijchea Militair-Attach» Beweise der Sympathie uud Werthschätznng zu gebe»; der ritterliche Geist der ttalirnischeu Armee trat bei dieser Gelegenheit iu der gläuzendstea Weise zu Tage. Aber auch die Livilbevölkcrung kam dem Obersten v Forstner in einer sehr freundlichen Weise enigegeo. In Riola, Pontodcva, Eolle Ealviati, Bigvoia und Pordenove, überall wurde ihm herz liche Ausnahme. In Bignola veranstaltete daS dortige Ossiciercorps zu Ehren deS österreichisch-ungarischcn Militairbevollmächtigten ein glänzende« Bankei, bei weichem den gegenseitigen Sympathien zwischen den beiden Armeen in warme» und lebhaften Worten Aus druck gegeben wurde. Bei seiner Abreise von Lignola nach Porde- none begleiteten der Commandant der dortigen Brigade, General Marchesi, und sämmiliche SiabSosficiere Herrn v. Forstner zum Bahnhose und verabschiedeten sich von ihm in der srcuudschaftlichslen Weise. BeiiierkenSwerlh ist hierbei, daß die gejammle Presse, radi kale Blätter nicht ausgenommen, de» den italienischen Kameraden abgestattetea Besuch deS üsterreichisch-ungarischea Militair-Bevoll- mächtigteu in sehr freundlicher Weise bespricht. Buch da» letzte Mitglied der vou RaSAl > ola wider- rechtlich gefangen gehaltenen Expedition Salimbene. der junge Gras Savoiroux, welcher bekanntlich trotz der bezügliche» von RaS Allula übernommenen Verpflichtungen von diesem gewaltsam zurück- gehalten wurde, ist nun in Freiheit gesetzt worden und befindet sich gegenwärtig in Massauah al« Gast de« dortigen Ober-Commandantcn, General« Sole Na. Unter welchen Bedingungen diese Freilassung erfolgte, ist bi« jetzt noch nicht bekannt, nur soviel ist gewiß, daß dieselbe durch keinerlei Eonceisionen von Seite der italienischen Regierung erkauft wurde. Es heißt, daß der Negu« selbst die Freilassung besohlen und seinen Obcrseldherrn strengstens ange- wiesen habe, dieselbe sofort zu bewerkstelligen. Man scheint über haupt in Abessinien einigermaßen besorgt über die Folgen zu sein, welche die bisherige feindselige Haltung dieses Staates Italien gegen über baben könnte, und man würde nun daselbst gerne ciolenkcn und eine Verständigung mit Italien anstrcben. Ohne nun eine solche Berftändigung unbedingt zurückzuweise», wird die italienische Regie- rung sich gewiß zu keinem Schritte bringen lassen, welcher nicht die Interessen und die aatiouale Würde Italiens in der ausgiebigsten Weise wahrt und die nülhigen Garantien für die Zukunft bietet. Italien ist entschlossen, seinem Namen und seiner Fahne auch in jenen Gegenden Achtung zu verschaffen: kann dieser mit Anwendung friedlicher Mittel geschehen, um so besser, wo nicht, so wird das- selbe sich diese Achtung uud die schuldigen Rücksichten mit Gewalt zu erzwingen wissen. * Nach Meldungen, welche der „Politischen Eorrespondenz" auS Rom zugchen, constatiren neuesteiis in, Vatikan ein- gelangte Berichte, daß die aus die Rückkehr in den Schooß der katholischen Kirche gerichtete Bewegung unter der makedonischen Bevölkerung immer größere Ausdehnungen annimmt. * Für die Geschichte der Kriegsflotte der Ver einigten Staaten ist ein Hinweis aus den alten eisernen Schlepper „PaloS", welcher in den chinesischen Gewässern als ein Kriegsschiff zum Schutz der amerikanischen Interessen be trachtet werben soll, sehr lehrreich, aber auch etwa« beschämend. Gekostet hat derselbe, wie die „New-?)orker Staakszeitung" mittheilt, ursprünglich 75,000 Dollars. Ein Schuß ans einein moderne» Marinegeschütz würde der ganzen Herrlichkeit ein Ende machen. Trotzdem wurden für Reparaturen de» „PaloS" im Lause der Jahre 138,000 Dollars verschwendet, und jetzt empfiehlt sein Befehlshaber auS Anhänglichkeit für ihn eine „Reconstruction", welche abermals 50,000 verschlinge» würde. Der Marine-Sccreiair hat daS Gesuch mit der Randbemerkung abgeschlagen, daß gerade die übermäßig hohe» Rcparalurkosten alter, unnützer Fahrzeuge die ganze Flotte beim Volke und auch beim Eongreß mit Recht in Mißkredit gebracht Hütten. * In Canada ist ein Conflict zwischen der Negie rung unv dem Provinz ia lg ou vernemen l vonManitoba ausgebrochen. Der „Times" wird hierüber unter dein 24. August gemeldet: Die Provinzialregierung autorisirte. wie eS scheint, die Anlegung einer südlich von Winnipeg nach der Grenze laufenden Bahn, die mit dem amerikanischen Eisen- bahnfystem verbunden werden sollte. Der Bau der Bahn uiurinl seinen Fortgang ungeachtet der legalen Hindernisse, welche ans Veranlassung der Eanavischen Pacific-E>sc»balni- gescllschaft, deren Monopol dadurch beeinträchtigt wird, be reitet werden. Die Bevölkerung von Maniloba sympalhisirt in hohem Grave mit dem Bau der neuen Eisenbahn und wünscht concurrirende Linien zu besitzen, während die cana- dischcn Behörden in Ottawa Partei für die Canadischc Pacific-Eisenbahn nehmen. Der Fall liegt bereits den Gerichten von Winnipeg vorj allein eine richterliche Ent scheidung dürste den Streit nicht schlichten und cS werde» Ruhestörungen befürchtet. Der Streit hat die canadischc Regierung ur einen Conflict mit der Provinzialregierung von Maniloba verwickelt. Elftere droht mit Anwcndmig von Gewalt behusS Erzwingung der Einstellung deS Baues der neuen Eisenbahn. Die Behörden von Maniloba aiivcrcrscils erklären, baß die Bevölkerung die neue Eisenbahn nach den Vereinigten Staaten, unabhängig von der Eaiiadischen Pacisic- Eiscnbahn, zu haben verlange und daß sie, falls cö nölhig werden sollte, zu den Waffen greifen würde. stimmte», wenige Tage nach meinem <kln«efsei> ia Berlin mich al« Gast, als „Hospitant", bei der nalionalliberalcn Partei onzuineldea. Ich staub dieser Parle! am nächste» von allen Parteien. Ich schloß mich ihr nicht als Mitglied an nach dem allen Grundsatz eines vorsichtigen MaaneS: „Erst prüfen und dann behalten". Ich habe diesen Schritt noch nicht zu bereuen gehabt; ich gesteht Ihnen offen, daß icki gern zu den Füßen deS geistige» Leiters der national- liberalen Partei. deS Abgeordneten Miguel, Oberbürgermeister- von Franksurt, gesessen habe, daß ich iu seinen weiten Ausblicken aus die sociale Frage Erweiterung des eigenen Blicke-, in leiser nationalen Wärme patriotische Erhebung, in seiner klaren und scharfen Aus- sassuug aller praktischen Fragen Klarheit und Entschluß gesunden habe. AuS diesem Grunde gedenke ich auch bis aus Weitere- au dieser Stellung sestzuhalten. Diese Partei war eS auch, welche r« zuerst übernahm, mich iu die innere» praktischen Arbeiten deS Reichstags einzusührcn. Meine Herren! Diese Arbeiten erkannte ich schon nach den ersten Tagen al» weit schwieriger, al» ich mir sie jemals vorgestellt halte. Diese Schwierigkeiten beruhen einmal in der Menge deS zusließendea und zu bearbeitenden Materials, sie beruhe» ferner in der gänz liche,, inneren Verschiedenheit der zu beanttvoriendeu Fragen nab sie beruhe» endlich in de» schroffe-, Gegensätzen der zu wahrenden Interessen. Ich kan» Ihnen v rsichern, meine Herren, baß die Schwierigkeiten dieser Arbeiten oft derart sind, daß sie den gewissen haften Abgeordneten b,S in die iiejste Seele erregen, daß er Zweifel bekommt an ieiner eigene» LcistungSsähigkcit, daß er ost im Innern vor sich selbst beschämt daiicüt, wie ein Schulknabe vor der Be schränktheit seine- eigenen Blickes, daß er die ernstesten GewissenS- kämvie über die Art ieiner Entschließungen duichniacht. Diese Schwierigkeiten zu überwinden, habe ich nur ein Mittel gefunden und dieses Mittel heißl: ernste und stille Arbeit, eine Arbeit ohne Hoffnung aus Anerkennung, eine Arbeit unter Beiseite- etzung alter lrebgewordener Sympathien, eine Arbeit unter energischem Verzicht auf alle und jede persönlichen Erfolge nach außen. Neues Theater. Leipzig, 29. August. Zur Feier des Goethetagö wollte unsere Direktion eine kleine dramatische Beisteuer geben und so wurden „Die Geschwister" angesetzt. Eine junge Debütantin, Frl. Sent iS, spielte die Marianne; es war em zarter poetischer Hauch, der diese Gestalt umwehte, elwaS Inniges und Herziges und doch EinsacheS und Natürliche». Freilich, für die großen Räume deS Neuen Theaters muß Frl. SentiS hier und dort noch etwas schärfer accentuircn; vaS wirb sich finde» mit größerer Unbesangcnheit. Dem Publicum gefiel offenbar diese Marianne und von dem Beifall am Schluß, welcher der ganzen Ausführung galt, auch den tüchtigen Leistungen des Herrn Baxinaun (Wilhelm) und des Herrn Hartmann (Fabrice), Vars sie bei aller Bescheidenheit ein gut Thcil für ihr erstes Debüt in Anspruch nehmen. Rudolf von Gottschall. Aus -LIN Sericht eines ReichstagsaligeorLueten. * Leipzig, 28. August. ES liegt gegenwärtig der Bericht gedruckt vor, welchen der NeichStagSabgeordnetc deS 15. sächsischen Wahlkreises (Mittweida-Frankenberg), Herr Justizrath Schneider, in der Versammlung deS Vereins der Ordnungsparteien im Amtsgcrichtsbczirk Mittweida am 27. Juli d. I. erstattet bat. Der Bericht zeichnet sich durch Klarheit, Objcctivität, Mäßigung und warme palriokische Empfindung auS und wir bedauern nur, daß die Rücksicht auf den Raum unseres Blattes unö nichl gestattet, den vollen Wortlaut wiederzugeben. Dagegen bringe» wir folgende Stelle au» dem Eingänge des Berichts zum Abdruck: DaS hocherfreiilichc Gesammtergebniß der Wahlen war: Die Wiederherstellung einer aus den nationalen Parteien, den Eonservativen und der nationalliberalen Fraction sich »usammeusetzendeu parlamentarischen Mehrheit von ca. 220 Mit gliedern. Hiermit war die Garantie geboten für eine gesunde Basis unseres BersaffungtlebenS. Man konnte wiederum nach sieben mageren Jahren einem rüstigen, ersprießlichen Fortschreiten der Reich-Politik und der ReichSqesetzgebung mit Hoffnung entgegensetzen. Oa und wie sich diese Hoffnung verwirklicht hat, ob und wie der Reichstag in seiner Arbeit dem in der Thrcnrede an ihn ergangenen Mabnrus nach militairijcher Stärkung deS Reiche-, nach finanzieller Kräftigung desselben entsprochen hat, daS zu entscheiden, sei einem späteren Theile meine- Vortrags ausbehallen. Zunächst, meine Herren, ersuche ich Sie, mich zu begleiten in die ersten Tage meines Eintritte- in den Reichstag, nicht uni meiner Person willen, sondern um aus diese Weise manche Mißverständnisse auszuklären, die über da« Wirken eines ReichSiagsabqeordneten noch bestehen. Ich war, al« ich gewählt wurde, aus kein Parteiprogramm verpflichtet worden, ich gehörte keiner der bestehenden Parteien al« wirkliche« Mitglied an; ich mußte aber schon während des Wahl kampfe« von verschiedenen Seiten hören, wie man Sorge trug, daß ich ebeusall» in da« Gewühl des Parteiwesens mich hineiustürzen würde. ES wurde gefragt, welcher Partei ich mich anschließcn würde. Run, meine Herren! ich habe damals erklärt, daß ich zur Zeit mich keiner Partei anschließea würde; ich wiegte mich, gerade wie ein großer Theil der Wähler, iu dem Bedanken, daß eS vortheilhast sei. wenn sich der Abgeordnete eine« Wahlkreise» einer bestimmten Partei nicht auschlöffe. Meine Herren! Die praktische Erfahrung hat mir gezeigt, daß diese Ansicht nicht zutreffend ist. Sie hat mir die Erkenntmß gebracht: »ur unter Beihilfe eines in größerem, freiem Stile geordneten Parieiwesen» ist eS einer so gewaltigen Körperschaft, wie dem Reichstag, möglich, ohne die unsruchibarste Zersplitterung der edelsten geistigen Kräfte Ersprießliches zu wirken; nur im Schooße einer großen Partei, ia sich bergend hervorragende Intelligenzen aller BerusSkreise, wird der gäbrende Most neuer gesetzgeberischer Ge danken anSqegohren zu demjenigen reinen und klaren Wein, welchen die Commission«. und Pleaarbeschlüffe dem Volke bieten sollen; nur einer großen Partei als Ganzen vermag die Regierung diejenige ein gehend« Auskunft zu ertheilen, welche allein befähigt, den letzten Grund einer Gesetze-vorlage, einer Maßnahme zu erkennen und aus ihren Werth zu prüfen. Der einzelne Abgeordnete, der sogenannte „Wilde", steht rath und machtlo« im Reichstag; er unterliegt der Gefahr, geistig und politisch zu vereinsamen. Meine Herrrat Diese Erwägunge» warn» e-, welche mich be Circus Schumann in der Alberthalle. * Für die bevorstehende Herbstmesse wird der CircnS G. Schumann (früher Herzog-Schumann) seinen Einzug in unsere imposante Albert- halle halten, und geht dieser Künstlergesellichnst, wie de» Sport freunde» schon hinlänglich bekannt, z. B. auS Kopenhagen, Cliristiania, Stockholm, St. Petersburg, Moskau, Königsberg rc., ein glänzender Nus voraus. Viele Lcjcr dürste es intercssire», einige- Nähere über die Schuinanii'iche Elitetrupp- zu erfahren. Die Gesellschaft besteht aus einer sehr großen Anzahl Künstler und Künstlerinnen, 160 Personen, ebenso enthält der Maistall 05 der edelsten Nrccpscrde. Die Künstler, Damen wie Herren, sind lammt und sonders Artisten ersten Ranges, mit manchen Specialitäten, welche in L.'ivzig noch unbekonnt. Selbstverständlich verfügt der Schu« mann'jche CireuS auch über ein geschulte- Lorps äs ballet und ge langen neue Paiiioiiiimen und Ausstattungsstücke zur Aufführung. Für Sporisreiinde sei erwähnt, daß Herr Direktor Schumann aus die Pserded.essnr den größten Werth legt, »nd sind besonder- seine 8 biS 12 arabischen Nopphengste, in Freiheit vorgeiühri, Thiere von uilübertressbarcr Schönheit und vollcndeister Dressur. Die edle» Th>ere süh-cn ihre schwierigen und ganz neuen Exercilie» mit spielender Leichtigkeit aus. Auch da- Schulreiten wird nicht minder gepflegt, unv ist dies Fach so viclseilig, wie vielleicht in keinem anderen EircuS, durch Mitglieder der Familie deS Direktor Schumann, namcnilich durch dessen anmuihige Töchter Adele und Martha, sowie die Herren Ernst und Max Schu mann vcrtrclen. Daß außerordentliche Specialitäten gewonnen sind, z. B. i» Joe Hodgini und V-ctor Bcdini als Jockey- reitern, dem Saltomortaliciter Noni Beöini (aus ungesaticttem Pferde), der Parsorce-Rencrin Miß Victoria, sowie den Reitkünst- lerinmn Fräulein Bapiista, Adele und Emma Hodgini, Miß Emma Lobe und Fräulein Terzy, wird den Vorstellungen sicherlich erhöhte Anziehungskraft verleihen. Ferner wird die Gtiiiinastiler-Gesellschaft Ehiesie ganz Neues vorsühren. Auch eine Anzahl trefflicher Clowns, darunter Daurofs mit seinen 2 drejsirten Schweinen, Helas als Deckeiiläuser, die kleine Julia Masnrtay als großartige Turnerin, die Equilibristi» Miß Foült rc. sehlt selbstveeständlich nicht. Unter diesen Umständen wird die Anziehungskraft der Schnmann'schen Gesellschaft in unserer so schönen Albcrthalle aus das Publicum be deutend sei». vermischtes. (-) AuS der Provinz Sachsen, 28. August. In der MonatSversammlung des Couserdativeu Vereins zu Halle am 26. b. MtS. wurde unter Verlesung eines An- scbrcibcnS deSProfessorS Rosenberger, de» letzten lebenden Mitgliedes deS ehemaligen dortigen PreußenvereinS, die 1849 von den Frauen diese» Vereins letzterem gewidmete und am Geburtstage Friedrich Wildelm's IV. 1849 dem Verein übergebene Fahne dem jetzigen Conservaliven Verein über wiesen und oeniselbcn gleichzeitig bas Inventar des Vereins, namentlich viele Büsten umfassend, sowie ein noch vorhan dcner kleiner Cassenbestand übergeben. Die Last seiner 87 Jahre verhinderte Prof. Rosenberger, wie er schreibt, am persönlichen Erscheinen. — Der Herr LandeSdirector der Provinz giebl bekannt, daß nach den Bestimmungen deS BiehseuchengesetzeS von 1882 für die im Jahre 1886 auf polizeiliche Anordnung wegen Rotze» bezw. Lunge Il se u che gerotteten Tbicre auS proviuzialsländisckcn Fonds ge- zahltenEntschädigungenn. von den Besitzer» vonPferden, Eseln, Maulthieren und Mauleseln rund 57,200 -äl. b. von den Besitzern von Rindvieh rund 215,000 aus zubringen sind. Der zu erhebende Beitrag fft a. für jedes Pferd rc. aus 32 d. für jede Rindvieh-Einheit aus 5 festgesetzt. --- Ilmenau, 23. August. Unter den zahlreichen Sommergästen, deren wir uns zu erfreuen haben, befindet sich augenblicklich auch der Nedacteur der „Gartenlaube", vr. Friedrich Hosmann, auS Leipzig. DaS Eintreffen desselben wurde allgemein mit Freuden begrüßt unv bewill- kommnete der Sängerverein den gerne gesehenen Gast am Sonntag früh vor dessen Wohnung. Wasserheilanstalt, mit einem Morgenständchen. Auch der „vr. Friedrich Hosmann» Platz" hat auö Freude für den lieben Besuch ein sestliche- Gewanv angelegt und sich aus daS Vortheilhai'teste mit Blumen unv frischem Grün geschmückt. Wir wünschen, daß eS Herrn I)r. Friedrich Hosmann bei unS gut grsallen und er hieraus Veranlassung nebmen möge, recht oft und bald zu uns zurückzukehren. — Wir fügen dem hinzu, daß diese Wiederkehr ihm um so leichter gemacht wird, als sein zeit weiliges Heim in vr. Preller'» Anstalt zu den reizendsten AusenlbaitSorten nicht blos Ilmenaus gehört. Der Curpark ist ein Schmuck in jeder Beziehung, jede Baum- und Gebüsch- arupve erinnert daran, daß der Besitzer ein Sohn de» Odyssee - Pre"er ist und daß Weimars Park schon sein KinbeSauge entzückt hat. — Bei der gegenwärtigen ReblauSgefahr dürfte e- Von Jnkeresse sein, über diese- gefährliche Jnsect etwa» Ge nauere» zu erfahren. Für den oberflächlichen Beobachter ist daS Nebel in den ersten EntwickelungSstuscn kaum bemerkbar. Der Weinstock kann schon angesteckl sein und doch noch voller Früchte hängen und gesund au-sehen. Im weiteren Verlause stellt sich ein sogenanntes Zurückzehen ein, ein Umstand, der auch in den Lößnitzer Bergen bemerkt worden sein soll, ohne zu sofortigen gründlichen Untersuchungen Veranlassung gegeben zu haben. Kommen derartige auffällige Erscheinungen vor, so ist nichl nur ein scharfe« Beobachten de« über der Erd« besiiivlichen TbeileS de» Weinstocke« dringend geboten, sondern eS muß vor Altem auch der in der Erde liegende Theil de», selben, die Wurzeln und da- Gerinne, einer sorgfältigen Prüfung, womöglich mit Hilfe eine« Glase«, unterworfen werden, da da- Uebel von hier au» sein Zerstörungswerk be ginnt. An den Spitzen der seinen Thau- und Saugwurzeln befinden sich blasenartige Verdickungen. In denselben erkennt mau unter vem Bergrößerung-glaS Gänge, Eier und Läuse. Am alten Gerinne erkennt man mit einer guten Loupe die Reblau» -- kk^Ilorora vastatrir — von der Größe eine« Stecknadelkopses. Hier sitzen die Läuse ost in solchen Mengen, daß man den Schaden schon mit bloßem Auge wahrnimmt. Nach alledem dürste eS einleucbten, daß in Anbetracht der furchtbaren Schädlichkeit der Reblau- ein öftere» Nachsehen auch der anscheinend gesunden Slöcke von Nöthen ist. aus jeden Fall aber ist nichl mehr zu zögern, sobald da» geübte Auge eine» gewissenhaften Winzer- auch uur die kleinste krankhafte Erscheinung im Au-sehen de» WeinstockeS wahr nimmt. ----- Die AlterSstatistik de« preußischen Staate« bat ergeben, daß am 1. December 1885 im preußischen Staate 5648 Personen vorhanden waren, welche da« 90. Lebensjahr erreicht oder überschritten hatten. Von diesen 5648 waren 208l männlichen und 3567 weiblichen Geschlechts, und zwar waren Personen im Alter von 90 bi» 95 Jahren 1703 männlich, 2766 weiblich; von 85—100 Jahren 306 männlich. 64t weiblich- über 100 Jahre 72 männlich, 160 weiblich Die ältesten Personen befinden sich namentlich iu den Provinze» Posen, Schlesien (besonder- iu dem Regie rungsbezirk Oppeln), West- und Ostpreußen. — In Berlin, Sachsen und Hoheuzollern wurden Personen über 100 Jahre gar nickt ermittelt, während sich deren in den Provinzen Posen 25 männliche. 54 weibliche, Westpreußen 15 männlich«, 38 weibliche, Schlesien 8 männliche, 30 weibliche, Ostpreußen 80 männliche, 17 weibliche fanden. AuSnahm-lo» tritt die Langlebigkeit bei dein weiblichen Geschlecht besonder» hervor. Nach de», Familienstände waren von den über 80jährigen 105 Junggesellen. 440 Ehemänner, 143 Ehefrauen, 1530 Wittwcr, 3172 Wittwen. geschiedene männliche Personen 8, geschiedene weibliche Personen 6, endlich Jungfrauen 246. Dem Berufe nach waren die meisten AuSzügler, OrtSarme und HoSpilalite», nur in wenigen Fällen Pensionaire und Rentier-, ferner je 1 Lehrer, Förster. Uhrmacher» 3 Ockonomen, je 1 Hausbesitzerin» Wirthia und Hebamme. — Eine Warnung vor Knallbonbon» erläßt vr. Breitung in der jüngsten Nummer der „Deutschen Medicmalzeitnng". Er berichtet da über einen Fall, wo von einer Hochzeiisgesellschast von 24 Personen sech« durch die Exvlosion derartiger Bonbon» verletzt wurden, fünf nur ganz leicht und oberflächlich an der Hand, eine junge Frau dagegen erlitt eine kleine Verbrennung an der Hornhaut de» Auge-, welche drei Woche» hindurch Beschwerden verursachte. Die Verbrennung erfolgte durch ein erhitzte- Sandkörnchen, welche- auS der Hornhaut eulfernt wurde. Für die Herstellung der Knallbonbons wird nämlich Knallsilber benützt, welche- i» ge» ringer Menge aus Pergamcnlstreisen gestrichen wird; dieses exxlodirl aber erst bei einer Erhitzung aus 130«; um nun di« nolhwcndige Reibung zu erzeugen, wird der Streifen mit Knallstlber an einem anderen von Sandpapier gerieben. --- Bremen. 27. August. Der auf der Werst der Actien-Gesellschast „Weser" beute statlgefundene glücklich« Stapellauf deS AvisoS „v" erhielt durch da» zahlreiche Erscheinen hoher Marineosficiere und Beamten au» Wilhelms haven einen besonder» feierlichen Anstrich. Als ossicicller Ver treter war. wie schon kurz gemeldet, der Vice-Abmiral Gras von MonlS mit Suite anwesend, welcher um 11 Uhr auf dem Festplatz erschien und von der Tribüne auS folgende Tausrede hielt: „Wie die Armee im Felde der Cavallcrie bedarf, um ihren Vormarsch nach allen Seilen hin zu sichern und zu decke», so bedarf die Marine der AvisoS, welche die feindliche Flotte rechtzeiliz eripähen, den bedrohten Puucten Meldung bringen und den geschlagenen Feind verfolgen und mit ihm die Fühlung erhalte» sollen. Große Schnelligkeit und un bedingte Zuverlässigkeit von Schiff und Maschine, vereint mit geschickter und schneidiger Führung, sind die Erfordernisse, deren Erfüllung den besten Ersolg sichern müssen. Sowohl der gute, stel» bewährte wohlbekannte Name der Werst, ans deren Halling diese» Schiss erbaut worden ist. wie auch der Geist der ManneSzucht, hingebender Pflichttreue und Entschlossenheit, welcher Osficierc und Mannschaften der kaiserlichen Marine beseelt, geben uns die Bürgschaft, daß, wenn einmal der Krieg die rechte Probe fordert, jene» Anforderungen nach allen Richtungen hin voll und ganz entsprochen werden und diese» Schiss die ihm zufallende Ausgabe mit Ehre» erfüllen wird. Auf allerhöchsten Besehk Sr. Majestät deS Kaiser» und Königs taufe ich diesen Aviso „Wacht"! Gleite hin, brave» Schiff, und sei ein Wächter der deutschen Flagge und deutscher Ehre!" Der Ablauf ersolgle sehr glücklich unter dem tausendstimmigen Hurrah der Menge. Die „Wacht" ist ein gänzlich au» Stahl gebaute- Sckifs von 85 Meter Länge und 1400 Tonnen Deplacement, welche» zum Schutz der vitalen Tbeile ein starke- gewölbte« Panzerdeck aus doppelten Stahlplatten und eine Maschine von 4000 indic. Pscrdekrästen erhält. Die Form ist scharf und schneidig wie bei einem Torpedoboot und die Geschwindigkeit wird 19 Knoten betragen. Die Armirung besteht au« 3 Geschützen, zahlreichen Revolverkanonen und Torpedo- Einrichtungen nach den neuesten praktischen Erfahrungen. Sämmtliche Räume werden elektrisch durch 145 Glühlicht- lampen erleuchtet und überdies ist ein Bogenlicht mit Schein werfer von 20,000 Kerzen Leuchtkraft vorgesehen. ---- Rheydt, 27.August, Bon eiuem schweren Unglück wurde gestern Abend der Betriebssichrer einer hiesigen größeren Maschinenfabrik betroffen. Man war nach beendetem Guß damit beschäftigt, die Schlacken auS dem Cupolosen zu ziehen und diese durck Wasser abzukühlen; letztere» hat wahrscheinlich zu reichlich stattgesuuden, da aus eine sonst nicht zu erklärende Weise plötzlich eine heftige Explosion erfolgte, mit welcher die noch glühende» Schlacken durch daS AuSziehloch heraus» geschleudert wurde». Diese trafen unglücklicherweise de» annähernd 10 Meter entfernt stehenden BerriebSsührer, zu dem sich seine Gattin gesellt hatte, um ihn nach gethaner Arbeit nach Hause zu begleiten. Beide wurden aus da« Schwersie verbrannt, so daß der Mann leider heute früh schon verschied, während man die junge Frau ihren unmündigen Kinderchen zu erhalten hofft. Aus dem Geschäftsverkehr. k Welche« furchtbare Unglück die Unterlassung eiuer geringe» Mühe hrrbeisühren kann, zeigt uns jetzt «jeder die entsetzlich« Kata strophe in der Opör» eoouga« zu Pari«. Nicht tünnal die schrcck- lichen Brände der Wiener Theater mit ihrem »usägllchen Elend waren im Stande. Behörden. Theaterdirectioaen and Leitungen großer Institute eher zur größeren Sicherung de« Publicum» anzu- spornen. biS sich die Frage wieder mit nnabweiSlicher Gewalt in den Vordergrund gedrängt hat. — Mit entsprechend praktischen baulichen Einrichtungen Ist noch lange nicht Alle« gethaa; durch diese kann nur zur lchnelleren Rettung beigetragen werden; vor allen anderen Maß regeln sollte daraus da« grüßte Gewicht gelegt werden, daß da« Feuer in seiner Entwickelung gehindert wird. Hierzu giebt eS keiueu sichereren Weg al« die Jmprägnirung, welch« z. B. von der Iad- ltn'sche» Dampf- und Ehemische» Waschanstalt i« Berlin-Eharlotteuburg — auchin unserer Stadt befindet sich eia« Annahme dieser Anstalt bei Fräulein Ada Lehmann, Kaiharinru- straße 11 — in hochinteressanter Weise aus der Hygieineausstelluag zu Berlin zur Anschauung gebracht und von der Jury mit der silbernen Medaille prämiirt ward«. Leider wird diese naheliegendste and selbstverständlichste Vorsichtsmaßregel immer noch zn wenig i» Anwendung gebracht, and wenn e« wirklich geschieht, dann oft ia zweckloser and unrichtiger Weise, indem man die schwer entzünd lichen compacten Holztheile imprägnirt »ad die leicht entflammbaren und da« Feuer mit WindrSeile verbreitend«» Gegenständ«, di« sich
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