3« den lUSiLdaen van ‘J aserf, Jdepenbacilt Von Wolfgang Baiser 50 Josef Hegenbarth J osef Hegenbarth steht jetzt auf der Höhe der Meisterschaft. Es wäre das richtige, den Entwicklungsgang von Stufe zu Stufe zu verfolgen; denn man würde, indem man den Aufstieg begleitet, von selbst den Gradmesser für die geleistete Anstrengung und das Er reichte gewinnen. Da aber im Augenblick nicht genügend Proben des früheren Schaffens zur Hand sind, muß eine Analyse der jüngsten Produktion die genetische Betrachtung er setzen. ' »Ich 6ehe die Welt nicht so sehr als Künstler, sondern mit den Augen des Psychologen. Meine Auffassung ist der des Pathologen verwandt.« Diese gelegentlichen Äußerungen —Versuche, das eigene Wesen zu definieren— mögen, wenn ihnen auch nicht allzuviel Gewicht beigelegt werden soll, den Weg zum Verständnis seiner Kunst weisen. Aus der rein ästhetischen Sphä re heraus wird von ihm selbst die Bedeutung der Leistung auf das Feld der Beobachtung, Erkenntnis, dokumentarischen Fixierung ver legt und damit die naturwissenschaftliche Me thode gewissermaßen als Norm für das eigene Schaffen aufgestellt. Die Tierbeobachtung und -darstellung ist in folgedessen ein gewichtiger und aufschluß reicher Bestandteil seiner Kunst, sei es als Schwarz-Weiß-Skizze, sei es als ausgeführtes Gemälde. Er erweist sich als ein außerordent- Katze licher Kenner der Tierwelt, wenn er sich auch auf Federvieh und Säugetier beschränkt, deren verschiedene Rassen er mit Vorliebe im Zoo studiert. Es kommt nun für die künstlerische Bewertung freilich alles darauf an, wie er das * Modell interpretiert und mit welchen Mitteln er seine Erkenntnisse sichtbar macht. Er ver zichtet von vornherein und, wie es scheint, ohne besondere Anstrengung, auf jede Ver menschlichung, auf jene Art »geistreicher« In terpretation, die eine zeitlang im 19. Jahrhun dert beliebt war (Lafontaines Fabeln und Reineke Fuchs gaben Anlaß dazu), und die von der Erkenntnis der tierischen Natur eher weg führte, anstatt ihr nahe zu kommen. Solche vorgefaßte literarische Meinung läßt Hegen barth beiseite (gerade im Hinblick auf den Illustrator muß dieses Moment klargestellt werden) und ebenso das im Zoologischen Mu seum am ausgestopften Exemplar erlernbare Wissen. Er faßt das lebende Tierindividuum ins Auge, in irgendeiner frappanten Stellung oder Bewegung. Und seine Kirnst liegt darin, wie er das Transitorische eines Moments fest hält, ohne es erstarren zu lassen, und wie er unter der Oberfläche, dem Fell, dessen textile Eigenart und Schattierungen seine Aufmerk- merksamkeit scheinbar ganz gefangen nehmen, die Struktur des Körpers, die verhaltene oder spielende Muskelkraft spürbar macht. Impres- 16 121