Jahre iir dem frommen, gebildeten Familienkreise, wo der Vater das Vorbild der Gewissenhaftigkeit und Treue war und die milde Gattin auf Zucht und Sitte hielt und die Kinder mit rührender Liebe an ihrem Hauslehrer hingen. Die Früchte dieser Zeit stillen häuslichen Friedens waren seine innigen Lieder; er hat sie wesentlich in diesen Jahren gedichtet, und es ist eine schöne Fügung, das; gerade Berlin es war, wo diese frommen Klänge zuerst ertönten. Mit vierundvierzig Jahren erst kam Gerhardt ins geistliche Amt, ein ernster, gereifter Mann. Er ward 1651 in dem Städtchen Mitten walde, drei Meilen von Berlin, zum Oberpfarrer bestellt. Der Magistrat der kleinen Landstadt hatte die Geistlichkeit von Berlin nach einem tüchtigen Manne be fragt. und die Geistlichen der Residenz erklärten, sie wüßten keinen bessern als den bescheidenen Kandidaten, der bei Herrn Berthold Stunde gab. Sie sagten, er sei „eine solche Person, deren Fleiß und Gelehrsamkeit bekannt, die eines guten Geistes und ungefälschter Lehre, dabei eines ehr- und friedliebenden Gemütes sei, daher auch bei Hohen und Niedrigen lieb und wert gehalten". Am 18. November ward er ordiniert und eingewiesen. Noch währte es einige Fahre, ehe er sich einen Hausstand gründete. Seine Wahl fiel auf Anna Marie Berthold, die älteste Tochter des Hauses, in welchem er Lehrer gewesen war. Im Jahre 1655 wurden die zwei getraut, der Bräutigam 48, die Braut 33 Jahre alt. Wie glücklich er sich au der Seite seiner Annemarie fühlte, das bezeugt sein Lied zum Preise des Ehestandes, das damals seinem vollen Herzen entquollen ist: Voller Wunder, voller Kunst, Voller Weisheit, voller Kraft, Voller Huldc, Gnad' und Gunst, Voller Labsal, Trost und Saft, Voller Wunder sag' ich noch, Ist der keuschen Liebe Joch. Fünf Kinder wurden ihm geboren, die jedoch alle bis auf einen, Paul Friedrich, wieder starben. Neben der Freude des Hausvaters hat also Paulus Gerhardt auch das Hauskreuz reichlich erfahren. Schon im Jahre 1657 ward der Oberpfarrer von Mitten walde nach einhelligem Beschluß des Rates zu Berlin als Diakonus an die dortige Nikolaikirche berufen. Es war ihm eine Herzensfreude, wieder an die Stätte seiner früheren Wirksamkeit zurückzukehren. Mit Eifer und Treue widmete er sich seiner Amtstätigkeit, der Predigt und Seelsorge, und hatte die Freude, seine Lieder in Gesangbüchern gedruckt zu sehen; sie wurde gern von der Gemeinde gesungen, und von allen Seiten ging dem Dichter Lob und Anerkennung zu. So war für ihn eine sonnige Zeit gekommen. Aber bereits nach '