schweben, überflutet zu werden. 1954 reichte die Flut bis an die Brücke heran. 5. Die Wilhelm - Külz - Straße, ehe mals Badergasse, zeigt noch deut lich das Straßenbild wie im Mit telalter. In diesem niedrig gelegenen Stadtteil war der Standort der Colditzer Badereien. Sie besaßen nahe dem Muldenspiegel reichlich Wasser für die Badestuben und boten der Bevölkerung durch die Badegelegenheit einen Gesund heitsschutz; denn bei Wasserman gel führte Unsauberkeit häufig zu Epidemien, vor allem der Pest. Das Porphyrpferd an der Mauer des Konsums erinnert an den al- tenVorstadtgasthof „BraunesRoß“. Dort wurde der Pferdehandel ab gehalten, wo ein Handschlag oft mehr galt als ein schriftlicher Vertrag. Noch heute heißt der Winkel hinter Cafe Bobert „Der Roßhof“. 6. Die Wassergasse bietet von der Schafbrücke einen malerischen Ausblick über den Mühlgraben nach dem Schloß, genannt „Klein Venedig“. Dieses Bild erinnert wegen der schönen Wasserspiegelung ein wenig an die Lagunen von Vene dig. Charakteristisch sind die klei nen verschachtelten Häuser am Mühlgraben. Hier hat sich eben falls ein Stück Mittelalter erhal ten. Uber die Schafbrücke trieb einst der Stadthirte das Vieh auf die Weide. Im Sommer hängt an der Ufermauer das Zymbelkraut herab. 7. Abseits vom Lärm und Vergnü gen des Marktes verkauften in den vergangenen Jahrhunderten die Töpfer ihre Wareri auf dem Topfmarkt. Die Töpferei war seit alters her ein bedeutender Handwerkszweig unserer Stadt. Erst als die indu- , Klein-Venedig* am Mühlgraben strielle Fertigungsweise aufkam, hörte der Topfverkauf auf dem Colditzer Topfmarkt auf. Das Fachwerkhaus Dietzsch mit Bau hof, Feuerwehrschuppen und Be rufsschule, sowie je ein Gebäude in der Haingasse und auf dem Weidicht umfaßte eines der ersten Textilunternehmen Deutschlands. Es nannte sich je nach dem In haber Kölzsche-, Ramsthalsche-, Schwägrichsche Zitz- und Kattun fabrik mit Leinewandbleiche und Färberei, gegründet 1775. Das Un ternehmen konnte sich trotz guter Anfänge nicht viel länger als 50 Jahre halten. Am 5. Mai 1813 übernachtete Na poleon in diesem Betrieb, und zwar im vorderen Teil der jetzi gen Berufsschule im oberen Stock, nachdem er in den Morgenstun den das Schloß hatte beschießen lassen. Am andern Tage setzte er seinen Vormarsch auf Dresden fort.