16 das sie sich von Leipziger Juristen hat aussetzen lassen, be zeichnet sie der König als „seine legitime Spou8s, derogestalt, daß Wir in Kraft eines ehelichen Eides versprechen und halten wollen, dieselbe herzlich zu lieben und beständig treu zu verbleiben". Weiter sichert er ihr zu, die Kinder aus dieser Verbindung als legitime Prinzen und Prinzessinnen zu behandeln. Vor allem aber soll er ihr — diese Klausel fehlt in dem Entwürfe — zugesagt haben, sie nach dem Tode seiner rechtmäßigen Gemahlin zur Kursürstin und Königin von Polen zu erheben. Nun folgt ein Jahrzehnt der Macht und des äußersten Glanzes. Anna Constanee. zur Reichs gräfin von Cosel ernannt, beherrscht den Fürsten und den Hos vollständig. Ihr Palais, ihre Hofhaltung zeigt könig lichen Prunk, ihre Feste zählen zu den glänzendsten deS galanten Dresden. Selbst aus die hohe Politik sucht sie Einfluß zu gewinnen. Aber endlich erkaltete Friedrich Augusts Neigung. Die Gräfin Dönhoff gewann sein Herz, die Cosel fiel in Ungnade und wurde schroff vom Hofe verwiesen. Grollend saß die Gedemütigte aus ihrem „Witwensitz" Pillnitz und sann aus Mittel zur Rückkehr und auf Rache. Die Akten im Staatsarchiv enthalten ausführlich.: Zeugen aussagen, wonach sie hauptsächlich durch Hexerei ihre Ziele zu erreichen suchte. Wie einst adlige Pagen und Hoschargen, so gehörten jetzt Zigeuner, Juden und Zauberinnen zu ihrem Hofstaat. Dem Kurfürsten war hauptsächlich daran gelegen, das peinliche Dokument mit dem eventuellen Eheversprechen, das „eine menschliche Schwäche der Majestät „verriet, von ihr zurückzuerhalten. Aber alle Verhandlungen waren um sonst, die Cosel gab es nicht heraus. Schließlich floh sie bei Nacht und Nebel ins Preußische. Da ließ sie der Kurfürst durch Vermittelung deS Königs von Preußen plötzlich verhaften und als Staatsgefangene nach Stolpen schleppen. Am Weihnachtstsge 1716 tras die Cosel im kurfürstlichen Gala wagen mit einer starken Dragonereskorde und wenigen Bediensteten in der Festung ein. 36 Jahre war sie alt, und noch immer im vollen Glanze ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Im Tagebuche eines Zeitgenossen findet sich folgende Schilderung von ihrer Erscheinung: „Sie gehörte unter die bräunlichen Schönheiten, sie hatte große schwarze lebhafte Augen, ein weißes Fell, einen schönen Mund und eine feingeschnitzte Nase. Ihre ganze Gestalt war einnehmend und zeigte etwas Großes und Erhabenes". Fast ein halbes Jahrhundert, bis zu ihrem Tode im Jahre 1765, ist sie auf dem Stolpen geblieben, und niemals hat sie erfahren, warum eine so grausame Strafe über sie verhängt worden war. Sie schrieb flehentliche Briefe an alle Bekannten aus ihrer Glanzzeit, man möchte ihr doch wenigstens sagen, wofür sie so hart büßen solle. Die Antwort, wenn sie