18 in einem Briese an den Gouverneur zu Dresden vom Januar 1717 ihre Lage in ihrem originellen Stile wie folgt: „In mein großes Ungelück muß ich ihm doch eine kleine Disgression machen von die Farcen, so man mit mir spiehlet, nehmlich wan ich Tehwosscr verlange, so geschehet vor hairo eine Combination der Planetten und etzliche Stunden Punk tierung, ob Wasser Wasser ist, und warlich, es ist mein Tage aus die olaviguolo Laloiuonis nicht soviel Magie hairvor gesuchet worden, als aus meinen Worten deutung gemacht werden. Wan ich in mein Zimmer spatsiren gehe, werden die Seuhlen vom Hauße visitirt, ob ich auchSimsonS Stärke bekommen, die Tohre aus ihre Riegel zu heben, in Summa ühber mir, neben mir und unter wir habe ich Jrrmsche, und wenn ich nicht noch ein bisgen Jugend hätte, zweifle ich nicht, sie würden mir auch des Nachts bis in mein Bette accompagnieren. Wenn ich hier dolle werde, ist es kein Wunder usw. Dieses Blat gehört nicht zum Akten und soll nur unter die opocriven Bücher gerechnet werden". Trotz dieser ängstlichen Bewachung brachte sie es doch fertig, heimlich Briefe hinauszuschmuggeln und zu empfangen. Der Apotheker von Stolpen war ihr Vertrauter, ein Lakai paschte in ihren Servietten Zeltelchen durch, vor allem war ein Leutnant Helm von der Garnison, trotz seines Eides, ihr willfähriges Werkzeug. Aber wer sollte auch der bezwingenden Macht dieser schonen, flehenden Augen widerstehn. Helm wurde überführt und zum Abhauen zweier Finger der rechten Hand und zur Ent hauptung verurteilt. Man fragt sich, wie die gestürzte Größe zwischen den engen Mauern all die fünfzig Jahre hindurch ihre Zeit hingebracht hat. Anfangs schien es, als seien ihr Körper und Geist zerbrochen. Stundenlang saß sie da, dumpf vor sich hinstierend, ihre Glieder waren zum Teil gelähmt oder zuckten in Krämpfen, dann fuhr sie wild auf, tobte und redete irre. Aber schließlich fand sie ihre unver wüstliche Natur wieder. Nun fing sie an. mit fieberhafter Geschäftigkeit Briefe über Briefe an den Kurfürsten und alle Welt zu schreiben mit der immer wiederholten Bitte um ihre Befreiung. Natürlich alles umsonst. Die meisten ihrer herzbeweglichen Schreiben verschwanden wohl in den Akten. Die Welt, auch die Dresdener Welt, hat noch über zwanzig Jahre lang nichts davon erfahren, daß die ge feierte Cosel auf dem Stolpen saß. Es wurden zwar Verhandlungen mit ihr gepflogen, wonach sie unter ge wissen Bedingungen in Freiheit gesetzt werden sollte, aber sie scheiterten an ihrer unbeugsame» Halsstarrigkeit, die von Bedingungen nichts wissen wollte.