I. Wo die Straße von Dresden her aus dem Waldschatten cheraustritt, halten wir an und erkennen vor uns im blauen Duste des Frühlingsmoraens unser Ziel: Slolpen. Der stattliche Burghügcl hebt sich, weithin beherrschend, aus dem welligen Lande heraus. Eng aneinander gedrängt lagern vom Fuße bis dicht an den Gipfel heran die kleinen Häuser des ölten anmutigen Städtchens, und darüber ragt, dunkel und massig, die vielberühmte Ruine. Drei mächtige Türme starren zum Himmel aus: eine dreizackige Krone aus einem breiten buntgestickten Kissen, so sehen wir Schloß und Stadt Stolpen am Horizonte thronen. Die trennende Niederung ist rasch durchquert. Eine vielhundertjährige Linde begrüßt uns als Wachtposten beim Eintritt in die Stadt. Wir schreiten durch das altersgraue Stadttor, das mit dichten Epheubehängcn verbrämt ist, und kommen über den großen, stark ansteigenden Marktplatz hinauf zum Schlosse. Gleich hinter den letzten Häusern erheben sich auf schroffem Felsensockcl die kolossalen Mauermassen. Ueberall, wo der Berg seine nackten Rippen zeigt, sehn wir regelmäßig gebildete Basaltsäulen, fünf-, sechs-, siebeneckig, blauschwarz wie Steinkohle oder auch grau mit einem feinen Moosübcrzug, bald schräg in mächtigen Bündeln hingelagert, bald senkrecht aufstrebend wie Orgelpfeifen oder Balkenzäune, und alles überwuchert von Buschwerk und Geranke. Amseln, Meisen und Finken nisten zu Hunderten in diesen Felsen- und Laubwinkeln, das huscht und flattert und zwitschert und pfeift unaufhörlich rings um das alte Schloß herum. Diese wunderlichen Felrgebilde weisen unsere Gedanken in die fernste Vergangenheit zurück. Hier haben sich die flüssigen Massen aus dem Erdinnern durch das alte Gestein durchgerungen, der Boden hat sich unter ihrem Andrängen gehoben, dann hat sich der zähe, glühende Strom auf der Spitze des Berges ein wenig ausgebreitet und ist schließlich zu riesigen Krystallen erstarrt. Wie dann Jahrtausende später