25 IV. Das Kulturleben eines Volkes entwickelt sich nicht in stetig fortlaufender Linie; es folgt vielmehr den Eindrücken, die es von außen empfängt und da spielen politische Ereignisse, besonders die Kriege eine große Rolle. Von jeher ist der Krieg ein Erzieher der Völker gewesen. Wieviel Morsches wird erst unter seinem harten Regimente am Staatskörper sichtbar! Freilich übersteigt die Zahl der Opfer bei weitem die Lehren an Wert, mit denen er die Menschheit bereichert. Gerade die Leipziger Ebene ist von jeher ein gesuchter Kampfplatz gewesen. Der Schwedenteich, die Franzosenlache bei Grvßdölzig, jener zwischen Grünitz und Kühling, diese eine Bodensenkung im Domhvlz, welche 1813 die flüchtenden Landleute barg, der Streitteich bei Connewitz, der Kriegteich bei Großpösna enthalten deutliche Hinweise. Freundliche Dörfer sind von der Bildfläche verschwunden, und nur die wüste Mark erinnert an die Stätte, da ehedem arbeitsfrvhe Menschen wohnten. Wie sehr sich das Bild der Landschaft im Lause der Jahrhunderte verändert hat, das mag eine Zusammenstellung der wüsten Marken des Bezirks ergeben, soweit sie von den Ortsvorstünden mitgeteilt worden sind. Wir beginnen im Westen der Stadt. Da lagen das Naundörfchen und das Psaffendvrf (um 1200 Papendorf). Bei Großdölzig halten der Kölbische Anger, die Gartenstückchen und der Kölbische Kirchweg die Erinnerung an das frühere Dorf Kölban wach, das 1285 vom Merseburger Bischof erworben wurde. Südlich von Großzschocher dehnt sich nach Albersdorf zu die 313 Acker umfassende Pflicker Mark aus als Nest des Dorfes Pflicken. In Lausen erinnert „der Pfarrgarten" an die vom Erdboden verschwundene Pfarre. „Die Glüschenfelder" bei Mark kleeberg bezeichnen die Stelle, da vormals die Orte Groß- und Klein-Glasau standen, die wie Kölban 1285 an den Bischof kamen.