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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-21
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1888
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forgcrmangel bald beseitige« und di« Tätigkeit der «»ter au«» wärtigen Oberen stehendenOrdenSprirster in der Seelsorge werde für den consessionellen Frieden nachtheilig sein. Der Antrag aus Wiederherstellung der Regierungsvorlage hinsichtlich der Zu- lassuna der Orden-Priester wurde mit 4 t gegen 20 Stimmen abgelehnt und alsdann da» ganze Gesetz gegen die tv Stimmen der Ultramontanen und eine» Demotraten angenommen. Da mit ist da» Gesetz, vorausgesetzt daß sich die Erste Kammer diesem Votum anschlicßt, in einer Weise zu Stande gekommen, welche einigen begründeten Beschwerden de» katholischen Volke« abhilst, Ansprüche der Curie und der ultrainontaneu Partei aber, welche nach nationalliberaler Auffassung zu weit gingen und den consessionellen Frieden gefährdeten, insbesondere die Tkätigkeit der Orden zurückweist. Auch da» katholische Volk Baben» hat durch die jüngsten Wahlen zu erkennen ge geben, daß e» diesen Bestrebungen abhold ist und man kann sicher sein, daß e» mit dem Votum der Abgeordnetenkammer einverstanden ist. Da» Ministerium hat unt seiner Vorlage allerdings «ine Niederlage erlitten- e» muß aber doch be zweifelt werben, daß daran» eine Ministerkrisi» entstehen wird. * Au» Elsaß-Lothringen, 18. April, wird der .Meserzeituug" geschrieben: " Ter gewaltige Wahlsieg de» General» voulouger im Nord- departemeat und die darüber in Frankreich herrschende Freude erzeugten auch hier in den Kreisen unserer sranzSsischen Politiker eine bedeutende Bewegung. Selbst zur Feit der letzten Präsidentenwahl war man nicht so ausgeregt und begierig auf Nachrichten au» Pari», wie diesmal, wo r» sich vielleicht io nooo allerdings bereit» um den fünften Präsidenten der dritten Republik handelt; denn daß Boulanger jetzt, nachdem er einmal voll und ganz in die Opposition eingetreten ist, nur daraus binstrebt, daran zweifelt hier Niemand mehr» der die sranzSsischen Verhältnisse, die Franzosen und Boulanger einigermaßen kennt. ES ist wahr, Boulanger steht gewissermaßen zwischen zwei Stühlen, von denen der eine von den Monarchisten und der andere von den Radikalen gehalten wird. Aber wenn schon doS sranzSsische Sprichwort: l-« entkäme, is toueiient vollkommen Recht Hot, so soll Boulanger auch ganz der Mann dazu sein, der sich zwischen zwei Stühlen zu halten und den richtigen Moment abzupaffen weiß, um sich auf den einen zu setzen. Daß er die nopoleoaische Partei jetzt als Staffel benutzt und deshalb gerade im Norddepartement, wo die Bonapartisten den größten Einfluß hgben, eine so rieseuhaste Majorität erzielte, wird ihm Niemand verdenken; daß aber mit setuer Hilfe ein Napoleon V. oder irgend ein anderer Prätendent jemals an» Ruder gelange, glaubt hier wenigstens Niemand. Ob der Gewählte nunmehr das Mandat aniikhmea und oüSübea, oder sich überall aus» Neue zor Wahl stellen wird, um somit da» Land iu einer gewissen permanenten Aufregung zu halten, darüber sind die sranzSsischen Blätter getheilter Ansicht: eS ist indessen nicht unmöglich, daß er als guter Politiker Beides mit einander verbindet: in der Sommer führt er die Opposition, und in der Provinz besorgen seine Freunde die Agitation. Daß unsere einheimischen Politiker aus Boulanger die einzige Hoffnung ihrer „Erlösung von Preußen" setzen, versteh» sich von selbst. Um die Behauptung verschiedener Zeitungen, der kaiserliche Gnadenerlaß sei nur Wenigen wegen aufrührerischer Ruse zu Gute gekommen, weil die meisten Urtbeilr nicht rcchtskrüstig geioorden seien, zu widerlegen, theilt die amtliche Zeitung mit, „daß die überwiegende Mehrzahl der Berurtheilteu es Unterlasten hatten, Revision einzulegen. So machte z. B. von den in Siraßburq Berurtheilteu nur ein einziger Gebrauch von diese», Rechtsmittel." ES ist die» wohl nur daher zu erklären, daß die meisten Berurtheilteu dkl, niedersten Ständen augehörtea, die aus eine juristische Bei »heidignng verzichteten. ^ * Dem „Neuen Wiener Tageblatt'" wird au» St. Peter» bürg gemeldet: „Großes Aussehen erregt die strafweise Ver sctzuug verschiedener höher gestellter Geistlicher de» hiesigen Alexander NewSki-Kloster», in welchem auch der Metropolit residirt. Der Grund dieser kirchlichen Massen- Iustificirung ist ein echt „osteuropäischer". Jüngst kam da» Kaiserpaar ganz unangemeldet in» Kloster zum Besuch. Al» der Kaiser die Kirche betrat, kam ihm ein niederer Geist licher entgegen, der ihn nicht erkannte. Der Zar wünschte die Messe zu hören — der Geistliche erwiderte, die» sei nicht möglich, die nVlhige Anzahl Priester sei nicht zur Stelle, sie ruhen jetzt au» re. rc. Nun wandte sich das Kaiserpaar zuni Gtabmal de» heiligen Alexander NewSki, um dort ein Gebet zu verrichten, fand dasselbe aber arg vernachlässigt, voller Unordnung und Schmutz. Al» nun der Stadthauplinann General Grcßcr im Kloster eintras, bemächtigte sich der Klosterbcwohncr, die endlich ihren Jrrthum gewahr wurden, die größte Bestürzung. Die Mönche eilten nun Hals über Kops herbei, aber darunter waren verschiedene, au» deren schwankendem Austreten ersichtlich war. welche Gründe ihnen die Ruhe zu so ungewöhnlicher Zeit nolhwendig gemacht hatten. Der Vorsitzende der heiligen Synode, Pobedonoszew, soll durch den Kaiser selbst von dem Vorfall erfahren haben." * Die „MoSkowSkija Wicdomosti" bespricht die politische Lage in einer Weise, welche von retrospektivem Werth für die Vorgänge ist, welche Deutschland in den letzten Wochen beschäftigt haben, und den Beweis liefert, wie sehr das Moskauer Blatt eS bedauert, daß diese Vorgänge zu keinen Verwickelungen geführt haben. Wir geben im folgenden eine» AuSzug au» dem betreffenden Artikel: „Die bulgarische Frage", heißt es in demselben, „Hobe sür Rußland jetzt nicht mehr dasselbe brennende Interesse, wie vor zwei oder drei Jahren. Die Aufmerksamkeit Rußland« sei in Folge der ..Bismarck'schen Politik" nicht nach dem Orient, sondern nach dem Westen hin concentriri, wo sich allem Anscheine »ach das große und unansbleiblichc Drama vocbcrcite, dessen Folgen der deutsche Reichs kanzler so sehr befürchte. — Wenn auch die Heirath des Prinzen von Baiteiiberg mit der deutschen KaiscrSlochtcr zu Stande komme» »ul» dadurch die widersinnigen Hoffnungen der bulgarischen Pseudo Politiker neu belebt würden, jo könnte Rußland sich dazu verhältniß mäßig gleichgiliiqer verhallen, als wenn Fürst Bismarck durch ichmeichlerische Worte und Handlungen Rußland wiederum >n die verderblichen Netze seiner Politik hiaeinziehea würde. — Diese Politik strebe unveränderlich nach einer definitiven Befestigung der despotische» Hegemonie Deutschlands, welche aus dem ökonomische» und politischen Ruin feiner Nachbarn beruhe." * Odessa» Nachrichten zusolge ist uu Kaukasus eine separatistische Bewegung miSgcbrochcli, a» deren Spitze die Aristokratie von Georgien steht. Die Reise der Zaren- saniilie unterbleibt deshalb. Viele Verhaftungen sollen vor- gciioninicu sein. * Der Herzog von Nutland ist auS London nach Berlin abgereist, uni die Königin dort zu empfangen und wäbrcud ihrcö Aufenthalts daselbst als „aufwartender" Minister zu suiigiren. * AuS de» langwierigen, aber für weitere Kreise wenig interessanten Erörterungen ter italie »ischen Kainmer über den Elat des Ministerin»,« tcS Inner» sind nachträglich einige Ä.u>;eri:nge» de« Premier« über die Behandlung amtlicher Schriftstücke hervorzubeben. Es war vo» de» Staatsarchiven die Rede und Herr CriSpi bemerkte in Er« widcrulig einer Anfrage etwa Folgende«: „ES ist bei u»S eine schlimme Gepflogenheit ciiigeriffen. man achtet die Archive nicht mehr. E« gicbl Minister, welche bei ihrer Rückkehr in« Privatleben sänimtliche Originale der Acten über die von ibnen behandelte» Angelegenheiten mit sortsühren, aiidere pflegen Abschrift von diesen Actenslückcn zu nehmen. ES ist in letzt r Zeit ei» Minister gestorben, welcher säinnilliche Acten iiiitgeiloiiilnen hatte. Dieselben befinden sich beute in den Händen eines Politiker- und ich hoffe, daß Vieser Politiker ge wissenhaft genug sein wird, dieselben den, Staate zurückzu- rrstallen." Diese ungewöhnlich direkte persönliche Bemerkung bat. wie eS nicht anders sein konnte, eine wahre Flulb von Klatsch und Muthmaßungeu entfesselt. Es sind mindesten» drei Minister innerhalb einer Frist mit Tode abgegangen welche die Worte CriSpi'S decken. Darunter befand sich auch der letzte Premier Depreti», und der Vermuthungen. wer ver Hanplfiinder unter ihnen war und wer der Besitzer der Schnststücke heule fein kann, ist in politischen Kreisen kein Ende. * Die der Congo-Regierung kürzlich au» Doma zu gegangene Congopcst enthält abermals über Stanley kein Nachricht; seil 10 Monaten fehlt in Boma jede Ku»v? über ihn. Auch vo n Obercongo abermals keine Kunde, ein Zeichen der fortdauernden Herrschaft der Araber. * Der Commiffar fllr Arbeit«» Statistiken de» Staate» New-Pork hat unlängst der StaatSlegiSIatur den üblichen Jahresbericht unterbreitet. Da» sehr umfang reiche Dokument beschäftigt sich anSschlictzlich mit Arbeiter- AuSständen und Boycott», sowie deren Consequenze». Nach dem Berichte, besten Genauigkeit allerding» der »New-Dorker HandelSzeitung" fraglich erscheint, fanden während de» Iabre» 1887 im Staate 1604 Arbciterauöstände gegen 208t im Vor jahre statt. Von denselben waren 604 erfolgreich sür die Arbeiter. IS3 wurden auf gütlichem Wege beigelegt. 695 endeten mit einer Niederlage der Streikenden und 22 waren am Schlüsse de» Jahre» noch unentschieden. An diesen Streiks waren zusammen 5l 73t Personen bctbeiligt, von welcher Zahl 8l76 „ach Beendigung der AuSstände keine Beschäftigung sinden konnten. Der durch die Streiks verur» sachle Verlust an Arbeitslöhnen bezifferte sich aus 2 013 229 Dollar» (ü 4,25 während sich der Betrag der au« den Arbeiter»BereinScasten bezahlten Unterstützung-gelder aus 2l7 069 Dollar» belief. Die Arbeitgeber sollen durch die verschiedenen Streiks im Ganzen 1 102 576 Dollar» eingebüßt baden. Die Anzahl der 1887 seitens der Arbeiter verfügten Boycott» wird auf 242 gegen 163 im Vorjahre angegeben. Bon denselben waren 101 sür die Anstifter erfolgreich, 36 chlugrn seht und 105 waren am Schlüsse de» Jahres »och in der Schwebe. Zn bemerken ist ferner noch hinsichtlich der Streik-, daß eS sich bei 1121 derselben um eine seitens der Arbeiter verlangte Lohnerhöhung handelte, ein Zweck, der in dessen nur in 394 Fällen erreicht wurde. * Der Fischereivertrag wurde am 17. April im cana - dischen Hause der Gemeinen »ach einer Debatte, welche die ganze Nacht hindurch dauerte, in zweiter Lesung angenommen. Obwohl die Opposition behauptete, daß die von Canada ge machten Zugeständnisse ein Aufgeben aller canadischen Rechte in sich schlössen, bestand dieselbe doch nicht aus einer Abstim mung, weil die Änteresten des Reiche« und CanadaS die Bc- citigung aller Ursachen der Erbitterung zwischen Großbritan nien, Canada und den Vereinigte» Staaten erheischten. Militairisches. * „Da» Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht nachfolgende CabinetS-Ordre, datirt Charlottenburg, den 12. April: „Im Verfolge der von Mir unter dem 17. März 1888 getroffenen Bestimmungen befehle Ich. baß auch, nachdem die Armee die sür de« verewigten Kaiser» und König» Wilhelm Majestät von Mir befohlene Trauer abgelegt haben wird, Epaulette» bi» aus Weiteres nicht angelegt werden." * Bei der Einführung deS neuen Wehrpflichtgesrtze« von 1885 hat Norwegen sei» Linicnhcer um zwei Jahr gänge (von 7 auf 5) und die Anzahl der Uebungötagc sür da- Fußvolk von 140 aus 102, für die Reiterei von 210 ans 154, sür die Feldartillerie von 2l0 auf 154 und für die Festungsartillerie von 170 aus 1l6 Tage herabgesetzt; Dagegen die Landwehr von drei aus vier Jahrgänge vermehrt, die Aus bildung der Trainmannschaft aus 18—25 Tage und de» La»c« turmS auf vier Jahrgänge bestimmt. Jede der drei Bcwass- nungSrlastcn hat gleich viele Abheilungen ter verschiedenen Waffen aufzustcllen, so daß die gesaiinnkc HecrcSstärke, außer der Garde von zwei Compagnien, au« 60 Fnßvolkbataillvncn, 24 Schwadronen, 3 Ordonnanz-Abheilungen, 27 Feld- und 6 Bcrgbatterie», 3 Park- und 6 Fcslungoconipagiiicn, 6 Sappcur- unv 3 Pontonier-, 3 Telegraphen- und 3 Jiigciiienrconipagliieti mit crsorderlichc», Brücken, qnipage», 9 CanitLlrdetachciiientS, 45 Feldlazaretheu und 3 Tramconipagnien bestehen soll, in Wirklichkeit aber weit schwächer sein wird. DaS jetzige norwegische Heer wird aus Grund der kurzen Ausbildungs zeit und Ver großen Anzahl wehrpflichtiger Ojsieiere vor dem früher« weit zurücksiche», wozu noch kommt, daß nur die Lime außerhalb der LandcSgrenze verwendet werben kann, so daß da« norwegische Heer, welches im Verein mit einem schwedischen zur Vertheidigung der Halbinsel austrele» kann, um 10 000 Mann vermindert ist. Äns dem preußischen Landtage. * Berlin, 19. April. Da« Abgeordnetenhaus setzte heute die zweite Bcrathung de- BslkSschullastengesetzeS fort. Abg. Rnitelen besiirwortkle seinen Antrag, de» Gesamintbetrag de- bisher erhobenen Schulgeldes uni de» Beira t de« Stnai-zuschuffcS zu kürzen. Abg. Kropai'chek trat illr de» Cc>mi»iiffonsvonchlac> eia; auch bei Annahme d s Antrags Hobrecht bleibe die sog. Armenichule bestehen; auch iei der Begriff der gehobenen Boisschule gar nicht sestzuslcllen Abg. vo» Tiedeniann venheidigte die Regierungsvorlage, welch- der Erhebung von Schulgeld in ter einfachsten und wirkiamstcn Weise ein Ende mache. Abg. Rickert bcaiiliagie eine» ueuen Paragraphen, durch welche« vo» de» nach der ,.Ier Hucne" aus den ErNägen der Zölle an die Coininnnalveibänbe zu uberwcisenven Beträgen statt der bisherigen 15 Millionen 17 Millionen zur Berwendung sur allgemeine "ttaaiszwecl- ab,e-,ogkii weiden solle». Abg. Pelers befürwortete den Evmpiouiißaiiicag Hobrecht. Abg. Windihorst bekämpfte die Uneiiiqclllichkeit des Bolksschulunterrichts. Die Anträge Hobrecht und Ruttelen wurden alsdann abgelehnt, die Eoniniiistoiisniiträge angenommen. De-, Antrag Rickert. welcher die Mittel für eie auS den bisherigen Beschlüssen sich ergebende Erhöhung der Staats« zujchüsse beschaffen will, wurde von de» Nögg. v. Huene, v. Miunigerodc, Windthorst lebhaft bekämpft, der Finanzmiiiister v. Scholz schien nicht abgeneigt, aus de» Antrag eiiizugche». Abg. Enncccerus führte auS, daß die Deulschireisiiinigen wegen ihres WiSerslaiidcS gegen den Antrag Hobrecht sür das voraussichtliche Scheitern deS Gesetzes vcraiitwortiich seien. Der Antrag Rickert wurde alsdann abgelehnt. Sodann kain die Frage der Arlsasjn.igS« änderiiiiq zur Berhandlung. Abg. Gneist führte ans, daß eine Ver« sassunqsniidernng iu dem Gesetz n-chl voibanden sei, da dasselbe nicht im Widerspruch mit Artikel 25 ocr Berfassung stehe, sondern vielmehr den Anfang zur Dnrchlührung desselben bedeute. Auch in zahlreichen anderen Füllen sei der Staat iür comniuoalc Zwecke auch ohne uachgrwieieiieS Unvermögen der Gemeinden eiugtlreien. Zu deiuselbc» Ergebniß lanien auch die Abgg. vou Zedlitz uud Gras Limburg. Dagegen suchten die Abgg. Sack und Reichensperger die Noihtvenbigkcil einer BerfassungSäiidcruug »achzuwcijcu. Ja nament licher Abstimmung wurde der die Bersasjuagsäuderung eutbaltende Zusatz in t 2l5 gegen 108 Stimmen aiigcuouinicn. Dafür die Mehr zahl der Eouseivatiecn und Freiconftrvalive», einige Nalioiiallibcrale, Eenlrui» und Deutichjreisinnigc. Die NoihsiandSvorlage wurde als dann ohne Debatte i» zweiter Lesung angenommen. Morgen: Kleine Vorlagen und Secundärbahngejetz. DaS BolkSschullastengesey, wie eS heute au« den Beschlüsse, zweiter Lesung hervorgegangcn ist, bietet nur noch geringe BuS« sichleii. zu einem Pos,live» Lrgebiiiß zu iühren. Die Hoffnungen, d>e inan ans den Loinpramißanirag Hobrecht gesetzt hotte, erwiesen sich als trügerisch, indem sowohl die Deuiichircisinuige», als eine über Erwarten große MehrR» d, rüo.is-ivatwen gegen den Antrag stinintten DuichEonservalive uns Eentruni würbe alsdann der Lommlssionsa»trag a»genommen, welcher b- kanittlich die Forlerhcbung des Schulgeldes auch in gewöhnlichen Volksschulen gestattet, ivenn daneben noch schiilgrldsreie Schulen (.Arnienschule»") vorhanden sind. Damit »st die Alishebuiis des Schulgelde« lhalsächlich preiSgegeben oder nnr »itter social »>id pöda ivgiich bedauerlichen Umständen möglich. Die Nigiciiing wird, wenn sie nicht das ganze Princip ihrer Borlage »M'toßcn will, aus diesen Beschluß schwerlich einqrve» könne». Auch ist e r Differenz ivegrn der erhöhten Staotszuschüsse. zu welche» die Mittel fehlen, »och nicht beglichen. Auch der Beschluß, daß da- Oieiey emc Bersa»ju»gcä»deruug enthalte, ist dem Ziiftandclomme» desselben nicht günstig. Die Session würde dadurch bis tiej in den Iu», buieni verlängert uud nach den gestrigen Leußecungen des FinanzministerS m es wohl möglich, daß die Regierung «itter diesen Umstanden die Borlage zurückzieht. Das Scheitern de» Gesetzes ist wohl auch der Wilusig der co»>eroativ-klerikalrn Mehrheit. Vermischtes. — Bei der dieser Tage vorgenommencn Durchsicht der von Kaiser Wildelm bewohnt gewesenen Gemächer fand die au» dem Iustizministcr, dem HauSminister nnd dem Geh. Regierung-ratb vo» Unruhe bestehend« Commission, wie man der „Scb'.csischei, Zeitung" aus Berlin schreibt, in einem seit elwa dreißig Jahren nicht geöffnete» Svinde de» sogenannten gelben Zimmer» etwa rin Dutzend «mfangrnchn. sorgfältig verschnürter Packele. Dieselben enthielten unzählige Schrift stücke au» der Jugendzeit Kaiser Wilhelm'», Schul- und Lese bücher. Schreibhefte. deutsche Aussätze, Briefe, kleiue militairlsche Ausarbeitungen, private Auszeichnungen aller Art, kurz, eiue Fülle de» mannigfachsten Material». Ein genaues, von dem Monarchen in späteren Jahren verfertigte» Berzeickniß ent hält Inhalt und Bedeutung der einzelnen Theile. — Wie man ver „Schlesischen Zeitung" ferner mittheilt, hat die Kaiserin Augusta die gcsammte Garderobe ihre» verewigten Gemahl» geerbt: die letztere wird demnächst genau inventarisirt. Nach einer schriftlichen Bestimmung Kaiser Wilhelm'» fallen dagegen seine russischen und österreichischen Uniformen und Krieg-« denkmünzen denjenigen Regimentern der beiden Nachbarrciche zu, deren Oberstinhaber der Kaiser gewesen ist. --- „Da» evangelische Kaiserthum" nach Ma- junke. Wie die Ultramontaueu da» neue Reick von seiner Entstehung an betrachtet haben, da» mögen die Worte Majunke'S in der vorstehend genannten Schrisl zeigen: „Die politische Einigung war ein bloßer Vorwand, u»i dir katho lische Kirche in Deutschland auSzurotten; da» deutsche Reich wurde nicht gegründet, um da» lang ersehnte Ideal der Deutschen zu erfüllen, sondern um den Protestanti-muS zur berricheilke» Religion zu machen und in Deutschland daneben keine zweite Eonsession ;n dulden. Wäre die politische Einigung nicht cm bloßer Borwand (!!!) gewesen, nicht von kirchlichen Tendenzen diclirt: Warum hatte man denn gerade die Hol'cnzvllern zu Trägern de« Kaiserthum- erlesen? Lagen da nicht die Habsburger näher? Dieses Kaiserhaus hat seit Jahrhunderten über Deutschland geherrscht, nnd der Kaiser Franz Joseph hatte noch durch die im Jahre l863 erfolgte Ziisnttiuicuberiisittig deS FürsientageS »ach Frankfurt a. M. (oe» Versuch gemacht, Preußen zu maforisiren und) bewiesen, daß er eine Reform der deutschen Bundesverfassung und eine engere Verbindung der deutschen Staaten untereinander be günstigt. DaS aber wollten die Culturpauker nicht, sie wollten ein protestantisches „Kaiserthum"." ---- Labia». l7. April. Am12. d. ist, der .KönigSbergcr Hartu.ig'schcii Zeitung" zusolge, der Gutsbesitzer L. von dem Gute Glückshöfeu von feinen eigenen Knechten erschlagen worden. Am Vormittage stellte Herr L. drei seiner Kncchle wegen Unregelmäßigkeiten zur Rede. Die drei Knechte verabredeten sich daraus, Nachmittag» den Dienst heimlich zu verlassen. Am Nachmiltag begaben sie sich auch, um ihre Flucht zu verdecken, mit Forken versehen vom Hose scheinbar nach dem Arbeit-Platze. Herr L. merkte ihre Absicht und folgte ihnen »ach, sie an der AuSsübruug ihre« Plane» zu hindern. Bei dem nun entstehenden Wortwechsel gingen die Kcechte gleich z» Thätlichkeiten über, indem einer derselben dem Brotherrn mit der Forke eine» Hieb auf den Schädel beibrachte. Noch gelang es Herrn L., dem Angreifer die Waffe zu culreißen, La jedoch nun die beiden Anderen aus ihn eindrangcn, warf er die Waffe von sich und floh. Er wurde mit wenigen Schritten eingeholk, woraus die beiden Anderen mit ihre» Forken auf den Unglücklichen unbarmherzig eiiihicbeii. daß er niederstürzte. Seine Mutter eilte auS dem Hause zu seiner Rettung herbei, wurde aber mit Hieben zurückgelricbe». Unterdessen eilte der Inspektor herzu und gab mit einem Revolver drei Schüsse aus die Angreifer ab, von denen einer einen Streifschuß am Kopse davon trug. Alle Drei warfen sich dann auf Herrn H, der einem von ihnen den Nevolocr ins Gesicht wars und entfloh. Herr L. war aber bereit» übel zugerichlet und halte seinen Geist aus- gegcbcii. Ai» Schädel sind mehrere Brüche zu bemerke», auch einige Messerstiche, selbst daS Gesicht ist zerfetzt, die GcsichlS- knochen sind gebrochen. Nach vollbrachter Thal begaben sich die drei Verbrecher in eine Schenke nach der Stadt. Hier wurden sie dingfest gemacht und dem Untersuchungsrichter vor- gcsührt. --- Schmiedeberg, 18. Apnl. Der Keppenwirlh Pohl gedenkt in diesem Iabre am 10. Mai sein Koppe »Hospiz zu eröffne». Herr Pobl wird iu diesem Sommer mittelst cincs Pferdes Triukmasscr aus die Koppe befördern lassen. Da« Wasser wird auS der sogenannten .Golbquelle" bei der Riesenbaude gescböpsl und wurde seither durch Träger in kleinen Fäßchen aus die Koppe gebracht. Da« Pferd wird nun jedesmal zwei Fässer zu 30 Liter binausschafjei, und den Weg in der Hochsaison täglich 5 bis 6 Mal zurücklcgeo. - Wäbrenv noch vor kurzer Zeit da« Hochgebirge eine einzige weiße Schneefläche bildete, ist der Scknee in den letzten zwei Tagen derart geschmolzen, daß die Schneekoppe am öst lichen und am westlichen Abhänge große, dunkle Flecken aus- weist, wie vou hier an« zu sehen ist. Die Fclscngruppen im Melzergrui'de und am kleinen Teichrand« sind schnecsrei, auch da« ,La»Lwehrkle»z" am großen Teichrande beginnt sich wieder zu bilden. --- Aus Lothringen wird der „Schlesischen Zeitung" geschrieben: Die Sprachensrage wird im ReichSlande wohl aus Jahrzehnte hinaus nicht von der Tagesordnung verschwinden können, und zwar ebenso sehr aus praktischen, aus dem täglichen geschäftlichen Berkehr sich »bleuende» wie aus »alionalpolitischeii Gründen. In Bezug aus letzierc hat ein hervorragender Staatsmann nicht mit Unrecht geäußert: „So lange die Elsaß-Lothringer n-.cvt wieder Deutsch reden gelernt t>oben. io lange werden sie auch nicht Deutsch fühle» und denk.»." Damit ist der deuisch-n Regierung der einzuschlageiide Weg klar vorgez ichiiet: das nächste zu erreichend« Ziel wird innerhalb des sraszäsiicheii Sprachgeöieies, in welchem übrigen» heute nur mehr 12 Procent der Gejammtdcvölkerunz wohnen, sein, daß beite Sprache» nebeneinander verstanden und gesprochen werden. E.ner späteren Zeit wird cs daun Vorbehalten bleiben, das Deutsche >m,»er mehr zur dominircndeu Sprache zu erheben. Zur Erreichung dieses Ziele» ist bereit» ein ziem- lich-r Anfang gemacht worden iuioicr», als das Deutsche ichon »Mangs der siebenziger Jahre in olle» höheren und niederen Schul- anff-illen deS Landes als obligatorischer Unterricht-gegenständ zur Ein'iihruuq gelangte und auch durch die in altdeutsche» Garnisonen abzuleistenve Milnairpflicht cittsprechende Förderung fand. Neuer dings, namentlich anläßlich der bei den letzten Rcichstag-wohlen zn Tage getretenen dtuiichleiadlichea Strömungen, ist es jedoch uolv- wendig geworden, da» gelammte Schulwesen mehr, alt eS während der uiivermcibliche» Uebergangszeit möglich war, in den Dienst dkulschiiaiioiialer Erziehung zu stellen uud daher auch den deutsch- jpeachlichcn Unterricht noch mehr in den Vordergrund zn bringen. Dciuenlsprechend wurde bereit- im vorigen Herbst ein „Norinal- lkhrplan für die Schulen des irauzSsischen Sprachgebiete»" erlasjk», der bereits in den uittrrc» Llaffcn Uedung in deutscher Sprache dorschreibt und von den abgeh.-ndeo Schülern verlangt, daß sie im Stande seien, sich des Deutsche» »» praktischen Leben in Wort und Schrift zu bedienen. Roch einen Schrill weiter gehr eine mir Beginn de« lautenden Soi-iinerscmcstcrt in Kraft getreteue Verordnung, welche sür di« sra-izösische Gcenjcaue, d. h. sür diejenigen sraiizäsilch redenden Diffi icie beftimnu ist. welche au das deuische Sprachgebiet angrenzea, mn diesem «u Viels,icheui Verkehr stehen und wohl auch deutsche Ein wandei ung Oliszuweiieii habe». Innerhalb dieser Zone, welch« onnähernd dem innerhalb des letzten Jahrhundert- von der sraa» zösiicheu aus Kosten der deuische» Sprache eroberte» Gebiete ent» sprich!, sollen »amlich von jetzt ab sänimtliche Ualerrichtstächer mit Ausnahme de» Kalechiemus in deuljchcr Sprache behandelt werden, während dem sranzSsischen >» den unlere» Elaste» wöcheullich nur mehr zwei, in den oberen Slasjen vier Stunden gewidmet wecvea sollen. Diele Zone Mit erweitertem denljchcii Unterrichte soll von Jahr zu Jahr verbreitert werden, bis sie schließlich da» gcjamntte scanzöst'chc Sprachgebiet umsosten wird. — lieber eine geplante Wasserversorgung vou Pari» au« der Schweiz schreibt man.Glaser'» Annalen": Pari» wird zur Zeit auS dem Oberlans der Seine und auS dem von der Marne abgeleiteten Eanal v« l'Ouriqoe in wenig genügender Weise mit Trinkivasser versorgt. Von dem im WasterleitungSwesen erfahrenen schweizerisch« Ingenieur Ritter ist nun ein Entwurf auSgeardeitet, «i»e ausgiebige W isterversorgung sür Pari« zu erzielen und zwar durch Master, da» ans dem Neuenburger Oee in der Schweiz, etwa 500 km von Pari» entfernt, entnommen werde» soll. Die Möglich keit zur Durchführung eine» solchen Plane« ist zwar nicht in Abrede zn stelle» (der Höhenunterschied zwischen Pari« Kostenaufwand, iu Betracht, der sich aus SOS Million« belaufen würde. Nach dem Entwurf soll da» Waffe» »it einer Druckhöhe vou 120 m in Pari» zur Verfügung steh«, und trotz der langen Leitung und erheblichen Geschwindigkeit nur eine Temperatur von höchsten» lO« C. annehmra. Die Waffermenge soll sich auf 20 000 l in der Secuude, als, 1 728 000 cdm täglich belaufen (diese Zahl ist wahrscheinlich etwa» au»giebig »ach oben hin abgerundet), und da diese Menge von den Einwohnern sür HauShaltung-zivecke nicht verbraucht werden kann, dieselbe außerdem noch unter einem Druck von 12 Atmosphären in Pari» anko.inncn soll, so s»> da« nickt sür WasservrrsorgungSzwecke verwendete Wasser zn Inbetriebsetzung von Motoren dienen, sowohl zur Erzeugung von elektrischem Lickt, als auch sür den Kraslbebars mecha- nischcr Werkstätten. — Al» Bauzeit sind sür daS W rl lech» Jahre in Aussicht genommen, doch dürste die AuSsübrnng, bei den wenig günstigen finanziellen Verhältnissen brr Stadt, wohl noch recht lange aus sich warten lasten. Der in der Ausführung begriffene sogeuaante Eissel- Thurm der Pariser Ausstellung von 1889, dessen Höhe auf 300 m veranschlagt ist, zeitigt allerlei Dinge die späteren vernünftigen Bauten zugute kommen werdeu. S, insbesondere die Auszüge, welche die AuSstellungSbesucher in die Höhe befördern sollen. Die Ausgabe war deshalb schwie rig. weil der Steigungswinkel beständig wechselt. Unten, in den Stuben de» ThurmeS. beträgt er nur 54 Grad, weiter oben 80 und endlich 90 Grad. Unken hat man es daher mit einer gewöhnlichen Seilbahn zu lbun, die allmälig in eine» senkrechten Aufzug übergeht. E« galt also, eine Vorrichtung zu ersinnen, mittelst deren der Fußboden der AufzugSkamnieru stet» ivagereckt bleibt, wie die Steigung auch sei. Diese Aus gabe ist von Crouan gelöst worden; und die Passagiere werbeu nicht gewahr, daß die Kammer erst aus Schienen läuft nnd dann ganz frei bängt. Jeder der vier Auszüge erhält zwei Kammer» zu je 50 Personen, so daß 400 Passagiere mit einem Male befördert iverden können. E« sind ausgedehnte Vor» ichtSniaßregeln jür de» Fall de» Reißen» deS einen Kabel» getroffen. Alsdann greifen Fangvorrichtungen selbstthätia «in, welche den Auszug in der Schwebe erhalten, bi» Lbhilse ge» 'chafst ist. Brüssel. 18. April. („Vossiscke Zeitung.") Zur Herstellung der Pappe ist eine wichtige Erstadung ge macht worden, die, wie belgische Fachkreise versichern, ewe Umgestaltung der ganzen Fabrikation herbeislthrea dürft«. Bisher wurde zur Herstellung der Pappe Stroh verwendet; um 1000 Kilo Pappe zu sabriciren, braucht man 1750 Kilo Stroh. Da 1000 Kilo Slrob 50 Frc». kosten, so kommt der Rohstoff auf 87,50 Frc». zu stehen. DaS Stroh muß sodann sorgsam zerhackt unv verarbeitet werdeu. Herr Nast hat jetzt ein Mittel gesunde», um die Fabrikation wesentlich zu der» eiiisachen unv billiger zu gestalten. Er verwendet statt de» Strohs Dünger. Die Fabrikation» bei welcher die Hand arbeit wesentlich geringer ist, erfordert sür eine Tonne Papp« drei Tonnen Dünger. Der Selbftkostenprei» der Tonne (lvOO Kilo) stellt sich nach dieser Ersindung aus nur 77 Frc». Da der Verkaufspreis gegenwärtig 135 Fre». beträgt, so erzielt der Fabrikant einen sehr erheblichen Nutzen. — Philadelphia, 14. April. Der Senat will demnächst den Entwurf eines Nachdruckgesetze« berathen. Der in Vorlage gekommene Entwurf ist aber durchaus nicht in dem Sinne deS anderwärts üblichen einfach internationalen Gegen- seirigkeilSverhältnisse- von Urheberrechten gehalten. Mit Rücksicht auf de» englischen Wettbewerb ist vielmehr der neue Entwurf zum besonderen Borthcil der amerikanischen Buch drucker dahin abgesagt, daß nur im Bereiche der Bereinigtea Staaten gedruckte Bücher u. s. w. den Schutz gegen Nach druck genießen, während aus jede Einfuhr von Büchern, künstlerischen Reproduktionen u. s. w. ein hoher Zoll gelegt wird. Eine Verbesserung gegen da» bisherige Verhältnis isN »nr insofern vorgesehen, als der fremde Urheber in dem neuen Gesetze grundsätzlich al» gleichberechtigt mit dem amerikanischen betrachtet wird uud infolge dessen dazu gelangen kann, sich de- bisher üblichen amerikanischen Nachdrucks, der auch der deutschen Literatur schweren Schaden zugcsügt hat, durch gewisse vertragsmäßige Vorkehrungen zn erwehren. ^-° Die erwachsenen Amerikaner sind so gewöhnt, kleine Meinungsverschiedenheiten mit dem „Sixshooter" au-zugleichen, daß eS kaum überraschend ist zu veruchmeu. daß die liebe Heranwachsende Schuljugend dasselbe thut. Seit Langem bestand ein Streit zwischen den Jungen, welche in der Washington-Schule in Win ona, Minnesota, erzogen werden, und den Zöglingen der Polnischen Schule daselbst. Erst fochten sie ilire Differenzen niit Steinen unv sonstigen nahe liegenden Waffen auS, koch nahm der Streit so ernste Ver hältnisse an. daß daS Gericht einschreiteu mußte. Der junge Pclloivskl gab eidlich die Aussage ab. daß der vierzehnjährige August Woll, ein Zögling der Washiogtvu-Sckule. seinen zehnjährigen Bruder mit einem Revolverschuß verwundet habe. Der Richter Allen ordnete eine eingreifende Untersuchung an. und dabei kam die erstaunliche Tbcttsache an» Lickt, daß Knaben der beiden Schulen sich mit Revolvern bewaffnet Halle», ui» sich ihre Gegner vom Leibe zu halten. Zwei Zu sammenstöße zwischen den feindliche» Schülern fanden statt. Beim ersten wurden vier Ncvolverschüffe abgeseuert, glücklicher Weise ohne Jemanden zu treffen. Beim zweiten wurde der junge Pellowsli in die Schulter geschossen und glücklicher Weise nickt schwer verwundet. Jetzt herrscht Waffenruhe. — Die Mode. Wenn die saugeSsroben Verkünder de« Lenze» ihre Hymnen ertönen lassen und un- hiaauSlocken in ihr von Sonncuticht überstuthcte» Reich, daun regt sich beim Anblick de« knospenden Grüns auch das Berlangen nach frühliugssrische», farben reich n Toiletten. Kommt doch die Mode de» kaum gedachie» Wünschen auf halben, Wege entgegen und breitet ihre Gaben in neuen, überraschende» Mustern und Farben vor na» au». Wie schon wicderbolr erwähnt, beherrscht die Neigung sür verticale Streiten alle Sloffarten, jedoch verein» mau diese fast ausnabms- los mit eiuiarbigen Geweden in den hellsten oder duokelfteii Töne» des Dessin» nnd vermittelt hierdurch eine gewiß« Ruh« in der Farbeowilknng. Da« bisher respectirte Gesetz, de, Rock out ge mustertem, Taille nnd Ueberkleid aus einfarbigem Stasi herznstellen, wird nicht mehr beachtet, vielmehr in umgekehrter Ordnung ver- sadren. — Eine letzte Neuheit — wir verwahren uns gegen den Begriff allerletzte — brachten die bekannten neutralen Beiges mit farbenreichen, bandartig abgegrenzten Streift», welche dem Fond eingewcbt, aber iu Folge de» köperartigen Gewebes we applicirt erschienen: andere dringe» aus Hellem Fond verschiedene dunkeljaibige Würselsormen oder Ringe zum Ausdruck. D>e bunt farbigen Muster wirke» aus den nebelgrauen, tabak- oder leder sorbeneu Modetüae» bold angenehm barmonisch, bald in pikante», reizvollen Louttastca. Sehr reiche Toiletten vermitteln die mo ritten, ombrirlen und zugleich gestreifte» Seidrnstofft, deren Linien- «der Pleinmufter sich in dem schillernden Effect des Falbenspiels kaum verfolgen lasten. Al- «»gewöhnlich bübjch dürft» die Zusammen stellungen vo» Altrosa mit Fayence. Bronze mit Allgold oder Alt blau mit Eichciibrau» gelten. — Eine» wichtige» Modeartikel bilde» die breiten Echarpebänder. welche, wie a» den Kleidern der Babyt, vor» die halb« Höbe der Empire« (runden) Taillen deckend, Hinte» in breiter Schleift herabsallen. I« noch den zum Kleide verwendete» Stoffen werden die Bänder zweiseiiig und mit Muster gewählt. Tie Kostbarkeit diescs Material- kann als sicherste Garantie »or der Verallgemeinerung angeftbcn werden, da sich leichtere Quali täten nicht zn dem Arrangement eignen und di« Tracht selbst nnr besonder« eleganie» Gest,,Iren zum Bortbeil gereicht. Einstweilen galten auch andere Tnili,»formen und weniger suNeralLbnlich geord nete Röcke nl< mvbeqerechi, und vorausi.ctnlich bleibt daS angeftrebte Empire-Regime freier Wadl cnheimgcst llk. — Die Sommerniäotel spielen eine grob« Rolle in der Toileiteasroge, ober trotz ihr« Maaoigsalrigftit in Stoff »nd Form stehen diel« doch kaum »it »er Lerschiedenanigkeit der an sie gestellten Ansprüche im BerditNnß. Die Jugend wöbt» sür de, Regenmantel anschlicß-nde ffor«» aus rnglischem L.off, ältere Tarnen gcb.ii ter Tolniciu orm den Ver zug. Die schwarze», gemusterte, Laaimgninslossc solle» jwor demselben Zweck diene», bedingen aber ein«, ungleich reichere» Lns- viitz an Seidenstoff. Stützen nnd Poiameuirriku, welche alSdani di« i V-rwcndueg b eiustnffen. Ncncrdiug« ftrngt man Regemnäitel »t Schwierigkeiten, welche ttte ualwnalr EitrlkcU der Franzosen und 12,^, z, sich «reine». Di« Mäntel werde» am Hafta^lchMh drrglnche» bftteu würden, käme der »ichttgstr V«c1. nämlich de,' «, «enmln»d eftegekrtnß »nd m, der Tnillo durch ri«,
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