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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-12
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1888
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3« 32 Einer Meldung au« Pari« zufolge fand heute in LagoztlhM« ein Duell zwischen Derouleoe und einem politischen Gegner desselben statt, bei welchem Elfterer an der rechten Hand der« w.'.nb.'l wurde. — Au« Bologna wird gemeldet: Der König uuv die Königin, der Kronprinz und der Unterricht-minister si. 7 l> .-c eingclrcsfen und am Bahnhof von den Vertretern vre I esigea und fremden akademischen Jugend, den Spitzen der i orden und einer unabsehbare» Meiftchcumeage entyu» nastisch rmpsangen worden. Bei dem Zug nach dem königl. P. Ia>7 salulirte» die deutschen Studenten mit den Schlägern. D königl. Familie trat aus den Balcon und wurde wiederum culhusiasUjch begrüßt. Das M jährige Universitätsjubilaum in Loiogna. * An» Bologna, 8. Juni, wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" geschrieben: ? Imliener kennt die Borlieb« der Fremde» für da« Originelle u o e '. irakteristlsche seines BaterlandcS. und mit der Schlauheit, die >.,m eigen ist, hat er aus Anlaß dieser für Italien beeeutung«. rrl! .. Tage eine ganze Industrie geschaffen, dre mit der hiesige» A.: fteüung stcht und Mt. Eine umsaagreiche Literatur ist zu Ei:-. . letzterer entstanden, mehr al« ein halbe- Dutzend Zeitungen irnirn ihr Dasein durch die Ausstellung, alle Theater haben ihre -rtcn .eöfftiet und die Toncertsäle ladeu zu Borlesuogen und .ncerlen ein. Das Tertro Oowuunle, da« größte und älteste , rarer, giebt seit Ansang Mai Vorstellungen, aber, mit Ausnahme , r ialavorstellung, meist vor leeren Bänken. Allerdings konnten die „Puritaner" keine große Anziehungskraft an-üben, trotz de- iiioro Gayarre, der sich eines groben RcnommSel erfreut, in feiner ..ia ierlrtheit aber die Grenzen deS Schönen weit überschreitet. T Galavorstellung gehörte wohl mit zu den interessanteste» Abenden der letzten Wochen, nicht wegen der Aufführung aus der Bühn? — diese war eigentlich nur Nebensache —, sondern wegen der liissührung. die da« Publicum selbst veranstaltete. Das Theater, g nz a verkamt trotz der enormen Preise (eine Loge im kl. Rang ü? - , eln Sitz nn Parquet 80 FrcS.), bot einen entzückenden A . tiirch die Eleganz und den Reichthum der Toiletten der i ..? > W?lt. Wer solch' einen Abeud erlebt hat, stimmt den neuen ..noraiiiiiigen des Geoeraltotendanten Grasca Höchberg, die sür da» Be 7 . Opernhaus die GesellschastStoilctte vorschreiben, bei; eia solch festlich geschmückte- Publicum macht einen ganz andere» Ein druck. Während der großen Tenorarte im zweiten Act traten da- >, paar und der Priaz von Neapel in die Loge; sofort verstummten d e Langer und zogen sich in den Hintergrund der Bühne zurück, wäh rend bas Orchester den KönigSmarsch intonirte und da» Publicum seinem La" fia^inus mit echt südländischem Feuer freien Laus ließ. ES i nid schreiend und tobend immer wieder der Marsch verlangt, '.ährend diesen, Wunsche willfahrt wurde, brachten einige von der '. . u mit besonders guten Kehlen ouSgestatteleJünglinge die feurigsten Envwas aus das König-Paar, da» HauS Savoyen, den Kronprinzen, r wi? man ihn hier nennt, den „Principino", a»S; Einer vcrstieg sich iogar zu dem kühne» Ruse: Lwiv» I» g^uriosu re^ini» 71 a i lt»! Zwar wurde er vom Publicum für seine Frechheit zur Ru . iuiejin, und doch glaube ich, daß Jeder von Herze» gern in dies Ras eingesiimmt hätte. Die Verehrung, die Italic» seiner br Hilden Mvliaichin eatgegenbringt, ist grenzenlos: wer da- iliick >,chabt, sich ihr jemals nähern zu dürfen, muß gestehen, daß diese Verehrung wohl begründet ist, denn dir geistigen Eigenschaften der bohr i Frau entsprechen vollkommen ihrem Aeußero. Stack, diesem denkwürdigen Abend kamen im Tsutro Oownnnle :ir „P.llei,sicher" von Bizet zur Ausführung, ohne jedoch mehr Anziehungskraft auSzuübeo, als „die Puritaner". Jetzt wurde die Prob- mit Wagner gemacht, vorgestern fand die Premiüre von „Tr stau und Isolde" statt, aber auch diese war nur mäßig besucht Die vorgestrige Ausführung war überhaupt die erste dieser Oper in Italien. Seit Wochen bereitete man da« Publicum aus die Be- ocutung derselben vor, keine Wagner-Anecdote, keine noch so kleine Notn über die Entstehung des Werke- wurde geschont, Alle« niustle herhalten. So war eigentlich der Ersolg schon im Voran» o-sichcrt und die Ausnahme vorgestern Abend war in der Thai eine uußerlich warme. Wer aber das italienische Publicum genau kennt, wird sich sagen, daß der Ersolg eln gemachter war. Die Meisten waren von der blendenden, lärmenden Instrumentation verblüfft, ohne etwas von der Musik zu verstehen. Die Sänger, Signora Eattaneo-Jsolde, Signora Spagnt-Brangäae und Nouvelli-Tristaa, waren nicht gerade schlecht, aber den kolossalen Ansprüchen, welche diese Oper somobl stimmlich al« dramatisch an die Künstler stellt, nicht ganz gewachsen. Da« Orchester löste seine Ausgabe, mit Ausnahme des erstea ActeS, wo sich bedeutende Schwankungen bemerkbar machten, in befriedigender Weise. Gestern fand die zweite Vorstellung mit zur Hälfte herabgesetzten Preisen statt, war ober „och schlechter be sucht, als die erste. Während das Tentro Oownoalo trotz aller Bemühung» immer karoc Einnahmen zu verzeichnen hat, staut sich die Menge var dem '1't.ucro liruuvtti, wo seit einig» Wochen die „SooivtL «irawwutic» >ii 1b,ma" gastirt mit der berühmten Elconora Dusc. Nachdem sich die R stori vom Theater zurückgezogen hat, war e« keiner Künstlerin mehr vergönnt, solche gewaltige Wirkungen aus der Bühne zu er zielen, ja. in gewisser Hinsicht diese große Tragödin noch zu über- 'ressen. Dem Geschmack der Zeit entsprechend, stellt Elconora Düse ihr Repertoire meist auz den modernen französischen und italienischen Dramen zusammen, und wenn Figuren, wie Feodora, Elaire im .Hütten' .'litzcr", „Fernande" o. s. w. sonst für gesunde Seele» un möglich erscheine», so mildert Signora Düse alle Unwahrscheinlich keile» eurch ihr natürliches, einlchmcichelndes Spiel, sie ist sogar lähig, diese» krankhaften Schöpfungen unsere Sympathie zu gewinnen. Wo 'Andere durch palhctische Deklamationen, durch Bühnenrontine uns näher zu kommen suchen, rührt sie mit einem einzigen Rick. mit einer einzigen Bewegung. Ohne schön zu sein, ist sie im höchste., Grade sympathisch und bei der Einfachheit, die ihr Spiel gerade kennzeichnet, edel und erhaben. Außer in den oben er wähnten Rollen trat sie in „Francillon" aus, ohne jedoch da- hiesige Publicum sür diese- Drama, da» in Berlin schon mehr denn hundert Auijllhriliigca erlebt hat, gewinnen zu könne». Neulich machte sie so gar de» kühnen Versuch, uns die veralteten Comödien von Gvldoni, die sür das heutige Pudlicum durch ihre Naivctät unverständlich ge worden sind, innndgerccht zu machen, ein Versuch, der sür sie einen großen Erfolg bedeutete. Ihr Partner, Sig. Ando, ist ihr eben bürt g. und die Scenen, in denen diese beiden trefflichen Künstler guiau.ineiiwirkca, gestalten sich zu wahrem Genüsse. ES wäre zu wNuschen, daß Beide einmal den Weg über die Alpen nehmen möchien. Gewissermaßen als Folie zur crsten Tristan-Aussührung hielt I>r. Wilhelm Langhans aus Berlin, der bekanntlich seine waiidernven Schrille öfters nach Italien lenkt, eine Vorlesung über Wagner'« Iiigeadjahre. In ziemlich reinem Italienisch schilderte er in leb haften Farben alle die Entbehrungen und bitteren Erfahrungen, die der Meister durchinacheu mußte, bi- er mit seinem ersten be- dcnteuden Werke „Der fliegende Holländer" Anerkennung finden jüllle. Lauter Beifall belohnte den gewandte» Redner. Der große Saal der Musikausstellung, der sich am meisten sür »insilal sehe Auslührungcn, Vorlesungen u. f. w. geeignet hätte, ist dis iepl kaum aus seiner stummen Zurückhaltung herauSgetreten. Außer den von den belgischen Künstlern aus antilcn Instrumenten gegeben!» „Historischen Coucrrtea" hat er in den vier Wochen sein B-stehenS seine Pforte» noch nicht geöffnet. Die Besucher der MiisikauSstcllung bekommen iha gar nicht zu sehen. Di' Eomitst- ha» in seinen die künstlerische Leit« der Ausstellung belrcsseiidea Anordnungen überhaupt Unglück gehabt, denn die einzigen bis jetzt von demselben arraagirteu Musikaussührungkii, die oben iiwähntcu „Historischen Concerte", würden zwar für das engere Publicum, an anderen. Orte gegeben sehr iulcreijaiil gewesen sein, in diesem enormen Saale konnlen aber weder die Viola ,Ia ftninli!» noch die lranSportable Orgel, am wenigsten aber das d'Iavwemdulo, cm Instrument an- dem Jahre 1679, zur Geltung kommen. Nur die ganz nahe bei den Au-jührenden Sitzenden konnte» etwa« HSkea, und so zog es da- große Publicum vor. sich vo» dcn letzlen Eoucerten fern zu halleu. Anders ergeht cS dem dicht uebeo dem Musikpakast liegenden t at« eliantsnt, einem in den Rahmen einer ernsten Ausstellung wenig passenden Unternehmen, das, trotz der in seiner Art nicht einmal guten Vorstellungen, allabendlich überfüllt ist. Es gastirt > >?r cinc Wiener Geiellschast, die man sür diese Gelegenste,» von der Ton-iustad« verschrieben bat; sie erntet den größten Bcisall sür dcn Vortrag ihrer deutschen Couplet-. Auch eine Zigeunercapelle ist uni rwegr. Und »nn auch einige Worte über die hiesige Uaiversttöt, de n . OOjährigrS Bestehen in eisige» Tagen gestiert wird. .r>inzlicki war in Bologna nur eine Schule de» Rechtes. Der erste au ibr hervorgegaiigene Doctor, welcher einen Rus als gelehrte und politische Persönlichkeit genoß, indem er da- Kaiserreich gegen die ftirche unierstützle, ist JrnermS, Lehrer in Ravenna. Bon dort bracht? er die Rechisbücher nach Bologna, die von ihm mit den be- !., ' .F lossen" vkijebcn wurden. Ende de» 12. Jahrhundert« die Univcrstlät schon eines großen Ruse-, von allen Well- , n strömten die Schüler herbei. In diele Zeit sallen auch die «rften Bildungen vpa Lorp«, deura di» tzlndirradea »ach ihrer Länder Zugehörigkeit zuerthetlt wurden, unterstützt von einer Per» üguog Friedrich'» 1. (aau-uuea llubit»), welche sür die Schüler eine besoudere I »riSdictioa auerkanule «ud dieselbe» vor de» damals ge- brauchleu Repressalie» schützt-, sowie den gewöhnliche» Gerichten enthob. Friedrich l. pflegte hohe politische Fragen den Bologneser Gelehrten, wie Bulgare, Martina, Bortolomeo und Giacomo u unterbreite». Allmaiig bildeten sich au» diese» verschledeueu iorps zwei Universitäten heraus, die oltrnwootnu» und eilnuuoll- tun». Beide Universitäten, die ihren Ursprung in der Rechitlehrr >attea, unterwiesen die Schüler zuerst lediglich in dieser Wissenschaft. Erft im Jahre 1316 wurde» Facnltäteo der Mediciu und der schäaeo Wissenschaften geschaffen. Lauge Zeit blieb Bologna die einzige Universität, und ihr über die ganze Welt verbreiteter Rus zog Lernbegierige au- allen Landen Hera», hauptiächlich aber an» Deutschland. Di« „Bücher der deutschen Nation", von Vr. Fried- länder in Berlin und l)r. Carlo Maiagolo, Direcior de» Staats archivs in Bologna, herauSgegkbea. beweisen, daß nicht nur der KlernS und die GeisteSariftokratie die Wanderung nach Bologna na- »raten — eS genügt, Nicolaus de Lusa, Copernicu». LorraduS Leite-, Christopborus Loagoliu«, Johanne- Cäsarin», Henrik«« Cornelius «grippa, Rudolphn« «gricola, ChristophornS ttnppeaer, LrolaS Rudiauns, Ulrich v. Hutten, Gregortus Oleander zu nennen —, sondern sogar deutsche Fürsten nach Bologna kamen» metsteniheilS, um die schönen Wissenschaften zn studire». Mau zählt daruater sechs ans österreichischem Hause, dreivoo Baden, acht voaBayeru, vier von Brauuschwcig, drei von Sachsen und einen von Württemberg. Lu- den Matrikeln geh» hervor, daß von 1299—1L62 mehr als 10 OM Deutsche hier die Rechte studirtea. Die Studeuien der Medici» und der ichöi>en Wissenschaften waren in so enormer Anzahl, daß Ende de- 11. Jahrhunderts Pros. Becoaldo, der Latein lehrle, allein mehr als 200 Deutsche in seiner Schule hatte. Boa der Zeit datirea die Bezeichnungen, die man Bologna beigab, „^Ilnn water stnckioruw" und „Lononia äsest". Die Universität setert nun am 10., 11. und IS. Juni ihr 800jährige» Jubiläum und noch «mmol hat Bologna seine alte An- ziehungskrast bewähr». Boa allen Seiten der Erde, wo eine Uni- versiläl oder eine sonstige Hochschule der Kunst und Wissenschaften besteht, sind Delegirte abgesaadt worden. 167 Prosefforen haben sich äuge,neidet, darunter 23 deutsche. 20 französische und 24 amen- konische; sogar Indien und Neu-Serland senden Vertreter ihrer Institute. Die ilalieuische Regierung hat große Geldsummen zur würdigen Feier der Festlichkeiten bewilligt; di« Damen Bo logna» haben cinea prachtvollen „Gonsalone" (Staudarte) geschenkt, der die Embleme der alten Bologneser Facultütcn trägt, sowie die Wappen der Fürsten, die der Universität ihren de- sonderen Schutz angedethea ließen, wie z. B. Gräfin Mathilde, Friedrich l., die Wappen der Päpste re. Ringsherum sind die Namen der 21 Nationen gestickt, die Vertreter unter den Studirendea de- MitlelalterS halten. Die ganze Standarte ist Handstickerei, «>a wahre» Kunstwerk, und kostet 10000 FrcS. Die Frauen der Prosessorea schenken eta prachtvolles, silbernes ciselikteS Becken mit dem goldenen Ring, der bei der Ueberrcichuog der Ehren! oclor- Diplome gebraucht werden wird. Ferner wurde eioe Medaille mit dem Bildnisse des König» Humbert, de» hohen PeoteclorS, geprägt, und endlich sei noch des großartigen Geschenkes gedacht, welches die Uwveriiiät allen sremdca Detegirlea verehren wird» ein Pcachlband, die Llalutcn der alten Bologneser Universitäten und Lollegien ent- hallcnd, von« obengenannten Carlo Malagola. Colleglen-Eheendoctor der juristischen Focultät, welcher sich als fleißiger und genialer Forscher um die Geschichte der alten Uaiversilät Bologna hoch- verdient gemacht hat. - * Bologna. O.Iuni. („FrankfurterZeitung.") Während deS heutige» Abends wurde» »» verschiedenen Localen, »vo sich deutschcStudenlen zeigten, deutschfreundliche Kund gebungen seilen« der Jlaliencr veranstaltet. Bei der An» kunsl der Berliner, Heidelberger. Erlanger und Leipziger Studenten-Deputationen erschallten stürmische Hoch» aus Deutschland. * Bologna, 10. Juni. Im großenHoseder Universität sand heute der feierliche Einpsang der zur Feier de» 800jährigen Bestehens der hiesigen Universität von italienischen und sremtländischen Universitäten entsendete» Studenten statt. Der Vertreter der Studenten von Bologna hielt eine An sprache. welche von dcn Berlrelern der Studireuden der Niiiversitätcn Athen, Berlin, Leipzig, Nom, Parma und Gratz erwidert wurde. Al« sich die Sludirenden von Rom den deutsche» Studenten vorstclllen, salulirtcn diese mit blanken Schläger». Nach einer Erfrischung an ausgestellten Buffet» zogen die Studenten mit ihren Fahnen und von einer über aus zahlreichen Menschenmenge gefolgt durch die Stadt nach dem Bahnkos zui» Empfange der Abgesandten der Univcrsilälcn und Facuitaten Frankreichs, welche ebeilsallS überaus herzlich begrüßt rvurdcn. * Rom, 11. Juni. Der König, die Königin und der Kronprinz sind gestern Abend nach Bologna abgercist, um der Feier de« 800jävrigcn Bestehen« der dortigen Universität bei zuwohnen. — Ter Ministerpräsident Enüpi hat sich nach Neapel begeben, wo derselbe bi« Mittwoch zu bleiben gedenkt. Socialpolitisches. zu de» weder drtnallchen »och auch durch irgend welche» Nvthftand gebotenen Ablad«» von Piano« weit mehr gegen da» Interesse der genannte,» Speditionsfirma al- in deaiselbcn gewesen sei, da er fahrungsgemäß zum Abladea von Piano» mehr als zwei Arbeiter ersordeclich seien und da» oar vo» zwei Arbeitern uaiernommene Abladen nicht ohne Gesahr de- Fallen« und der Zertrümmerung dieser Jastrumenie vor sich gehen konnte, mithin eine Gefährdung der Vermögensinteressen der haftbaren Firma Eeebe in sich ge schlossen habe. II. Der bei de, Firma Kntzaitzky L Schäfer in Halle a/S. (Filiale Leipzig) beschäftigte KausmanaSlehrliiig Louis Deparade, welcher neben den Comploirorbeitea auch auf den Holz- nab Lager plätzen mit Hand auzulegen hatte, ist am 12. Februar v. I. aus dem hiesigen, mit dem Thüringer Bahnhöfe durch ein Schteaengleis verbundenen Holzplatze bei dem Foctschiebea einer beladenen Lowry so unglücklich zu Falle gekommen, daß er überfahren worden ist und der rechte Arm in Folge dessen am Achselgeleak hat ampulirt werden müssen. Di« Spedition«-, Speicheret- und Kellerei- Berus «genösse uschast hat anaeaommeo, daß die LrwerbSsihig- keit infolge de« Unfalls um zwei Drittel gemindert sei, während der Vater de- noch minderjährigen Verletzten behauptet, der Letztere sei am fünf Sechstel in der Erwerbssähigkeit geschädigt. Die Berus«- geuosseojchost hat ihre Renteaseftictzung damit begründet, daß der Verletzte nicht alt gewöhnlicher Arbeiter, sondern alt Boreanbeanitcr onzuscheo und deshalb aazunehmea sel, daß derselbe in leichterer Weise einen Verdienst sich erwerben könne, als ein Arbeiter, der lediglich ans seine rohe Kraft angewiesen sei. Der Brrnsungskläger begnügte sich auch im Lause der Verhandlung mit der seinem Sohne gewöhnen Rente, nachdem die BerusSgenossenschast noch eine ein malige Beihilfe von LO zugesichert hatte, am dem Verletzten die Erlernung de» Schreiben« mit der linke» Hand za ermögliche». * Leipzig, 8. Juni. SchicdSzerichtSsitzung. Vorsitzender Herr Regierungsrath I>r. Schober, Beisitzer: Herren Wilhelm Oelßncr und Fritz Mnix ans Leipzig auS dcn Arbeitgebern, Herren Karl Ad. Legier aus Chemmtz und Ernst Löwe auS Freiberg aus den Arbeitnehmern. 1. Der bei der Dresdner Glasfabrik Friedr. Siemens beschäftigte Packer Joses Lustina in Löbtau bei Dresden war am 3. September v. I. am Alistädter Elbquai mit Abladcn von Listen beschäftigt. Während der Mittagspause, in Abwesciihe» aller serneren am Quai beschäftigten Arbeiter der Fabrik ist er einem Kutscher der Spe- ditionSfirma Ioh. Carl Serbe in Dresden ans dessen Ersuchen beim Abladen von zwei PianoS behilflich gewesen und hierbei durch Ab rutschen eine» solchen verunglückt, indem er einen Oberschciikeldriich erlitt. Lustina behauptet nun, den Unfall bei dem Be triebe der Spedition-sirma Ioh. Carl Scebe erlitten zu haben und hat deshalb bei der Svcditions-, Speicherei- und Kellerei.BcrusSgenosicnschast Anspruch auf Ent- sckiüdiguag erhoben. Die BeiusSgenossenichast hat die Ansprüche jedoch abgewieseu, da der Unfall nicht in dem Betriebe der Firma Serbe ersolg« sei. Der Kutscher K.. welcher Lustina, ohne demselben eine EnftchäLigung dasür zugeiagt zu haben, ersucht habe, ihm bei dem Abladcn von PiamnoS behilflich zu sein» habe von der Firma keinen Auftrag gehabt, HflsSkräflc zum Abladcn der von ihm beförderten Guter anzunehmcn. Die Handlungsweise desselben sei somit eine cigcniuachl'gc gewesen und sei Lustina demnach bei Ausführung der angedcutete» Arbeit und folglich auch z. Z. deS UnsallS nicht in Diensten der genannlen Jiiiua gewesen. Der Mitinhaber der Firma Serbe hat allerdings gegenüber der Angabe deS Kläger-, daß die Firma Serbe am Eibquni ösler Arbeiten durch fremde, zufällig anwesende Personen aussubren lasse, welche dadurch in ein dienstliches Berhältniß zu der genannten Firma treten, ausdrücklich auSqcsagt, daß der Kutscher K. keinen Auftrag erhalten habe, sich zu der kläg liche» Arbeit fremde Leute anzuiiehnien. er habe vielmehr zu warten gehabt, biS von der Schiffsahrt-qcscllschast „Kette", für welche die PiamnoS geliefert wurden, die Leute zum Abladcn gestellt worden sein würden. Die BerusSgenoffenschast meint, aus dem Umstand, daß der BcrusungSkläger der Aussordcruiig deS Kutschers K. Folge leistete, ohne überhaupt danach zu fragen, ob er sür seine Leistung auch eine Entschädigung erhalte» werde, gehe zur Genüge hervor, daß er dnmil lediglich dem Kmscher K. eine Gefälligkeit bade crivcise» wollen, aber keineswegs die Arbeit im Jnlercffe der Firma Serbe onSznsübrcn bcabsichligl habe, weshalb auch der Berufung», klüger keinesfalls in cm dienstliches V rhältiiiß zu der Firma Serbe geirrten sei, vielmehr an der betreffenden Arbeit aus sein eigenes Riste» sich belheiligt habe. Das Schiedsgericht hat den Bescheid der BerusSgenossen- schast bestätigt, indem dasselbe für eiwicsen erachtete, daß der gedachte Kutscher eigenmächtiger Weise dem BernsungSk ägcr zur Beihilfe beim Abladen der in Rede stehenden Pianos auigeiordert hat nn» daß B'Nisiingeklägcr d cicm Ansuchen au« Geiälligkeit und ohne Aussicht aus eine Gegenleistung cni'pioch-n bat, sonne weiter, dnß der Werth der von dem Beiuinngeklagcr unternommenen Arbeit gegenüber den zwisch n der Firma Serbe und der „Kette" beslan- denen Vereinbarungen und da nicht vorbeg«, daß und inionweit daS Verrichten dieser Arbeit ohne Beihilfe der „Kette" einen VermögenS- vorlheil sür die genannte Firma bedingt dnb-ii würde, der Fi ma Serbe zum besonderen Vonveile nicht gereicht habe» würde. Hier nach alledem habe BernjiiugSkluger zur Zeit des stattgesulldiiien BetriebSiinsallc- iu einem aut Grund eines abgeichlossenen ArbeitS- vertragcS entstandenen DieustabhäiizigkeitSverhältiiisse zu der Firma Serbe sich nicht befunden und eS sei auch die vo» demsellcu uaiei- „ommene Arbeit, bei deren Verrichtung er verunglückt ist, im un- iilitlclbarea Jiiteicsse der Firma nicht gelegen. Das Schiedsgericht hat weiter auSgrsplochcn, daß die Zuziehung nur eine» Arbeiler« SSchfischer Landrsverrirr der drutschfreistnuigen Partei. ft Dresden, 10. Juni. Der vor Kurzem »»begründete „LandeSvercin der dentschsreisinnigen Partei im Königreiche Sachsen" hatte aus heute Vormittag eine össenlliche Versamm lung nach Meinhold'S Sälen hier emberuseu, iu der ausgesprochenen Absicht, um dem seit den letzten ReichStag-wahlea in Sachsen und jpecicll in uniercni Dresden so gewaltig zasammeagelchrumpstea Häuflein der Deutschsreisiiinigen neue Anhänger zu gewinnen. Da die reducirten Dresdner GesiunungSgeuossen unter sich hervor ragende Politiker, dle eS Höllen fertig bringen könne», eia« größcre Versammlung sür jdie deuischfreisinnigea Grundsätze — wenn von solchen bei der Pcogcammlostgkeit der Parlei überhaupt die Rede sein kann — auch nur einigerinaßrn zu erwärmen und za begeistern» beim besten Willen nicht auszulreibeu vermochten, so hatte man eine Anleihe in Berlin gemacht und zwei Reiseapostel Eugen Richter'scher Observanz »er- schrieben. Es waren die- die Herren ReichStagSabgeordnetea Or. Alexander Meyer und RechlSanwalt Munckel auS Berlin. Wie cs in der erlassenen Einladung hieß, sollte Elfterer über „die Ziele der dcutschsrcisinnigen Partei" einen Vortrag halten, während der Letztgenannte „politisch: Zeitbilder" zu entrollen in Aussicht gestellt hatte. Die Bersammluug selbst war ziemlich zahlreich besucht, ober sehr bunlschcckig zusainmengewürselt. Wohl aa die 400 Per tonen stillten daS Versammlungslocal. Die weitaus größte Zahl der Erschienenen bestand aus Neugierigen; nächstdem stclllea das größte Contingeut die Socialdemokraten. Hiesige Deutschsreisiamge waren natürlich nur in sehr geringer Zahl anwesend, da eS deren nur sehr wenige giebt. Der Vorsitzende des Vorstände» de- „LaudeSvereinS", der frühere ReichsloqSabgeordnete Herr RechlSanwalt A. Eysoldt von hier, welcher bekanntlich bei der letzten Rc>chSlagSwahl da- von ihm lange behauplcle Mandat de» Pirnaer Wahlkreise» einbußle, eröffnet« die Versammlung Vormittags '/,12 Uhr mit der Mitlheilung, daß der Hauptredner, der NeichSlagSabgeorduete vr. Alexander Meyer au- Berlin, noch nicht eingetroffen sei und bat um kurze Nachsicht bis z» seiner jede Minute zu erwartenden Ankunft. Weiter theilte Herr RechlSanwalt Eysoldt mit, daß sich der LaudcSvereia der Teulschsreisiunigcu gebildet habe, im Gegensatz zu dem couiervalivea LandeSvercin, um alle Elemente der Partei >m Lande za einem ge- gliederten Ganzen zusanimenzusassen. Der Verein erfreue sich eine- ersreulichcn AusschwungeS und habe eS nunmehr au der Zeit ge halten, öffentlich herauszutreteu. um die Bruodsätz: der Parlei, so schlecht und verrottet sie auch in der „Lartelprcffe" dargrstellt würdln. öffentlich darzulegen. Endlich war Herr De. Alexander Meyer angekommen. Der selbe wuide von der Versammlung mit BeisallSklaischeu begrüßt uud begann sosort, ohne sich auch nur einen Augenblick der Erholung zu gönnen» seinen Vorlrag. der eine volle Stund« iu Aospruch aahm. Redner erklärte, daß er eigentlich nichts Neue- vorzubriugeu habe; denn was über die Wünsche uud Hoffnungeu der Paiiei, über ihre innerstcu Gedanke» und Ziele zu sagen sei, werde täglich durch die Presse der deutschsreisinnigeu Parlei klargelegt. Es sei ihm lediglich darum zu thun, die Gelegenheit wahrzunehme», längst bekannte Dinge „unter Freunden" noch einmal zu wiederholen. Die AliSsührunzeii der Vortragenden gipfelten nunmehr in einer Recht- scrtigung der ncgirenden Haltung seiner Partei gegenüber den hoch- wichligci! Ausgaben, welche den letzlen Reichstag beschäftigten, wobei eS natürlich an boShasten Ausfällen »egen die „Lanelbrüder" nicht fehlte. Redner kam sodann aus die Wahlbeeinsluffuiigea während der letzten ReichSiagSwahlen zu spreche» und rechnete eS seiner Partei als ganz besonderes Verdienst an, die Entlassung deS Ministers von Puitkamer herbeigesührt zu haben. (!) Der zweite Redner, Herr RechlSanwalt Muockel, welcher „po Mische Zeitbilder" entrollen sollte, machle sich seine Ansgabe sehr leicht, indem er eine wahre Blumenlese wohlfeiler Witzeleien über die Cartelparteien, über v. Putlkamci'S Rücktritt, über OrdenS- auSzeichnungen rc. zum Besten gab, die lediglich aus den Bcisall der Mrnge berechnet waren. Dabei liebäugelte Redner mit den Social- dimokratcn, von Lenen er zu w ssen schien, daß sie im Saale zahl reich veetieten waren. Redner schloß mit der Hoffnung aus ciue verheißungsvoll? Zukunst seiner Parlei, indem er pathetisch auSries: „Ter Kaiser ist geblieben, v. Putikamer ist gegangenI" — BemerkenS- wcrlh ist »och, daß Herr Rechtsanwalt Munckel in seinem Vortrage die unwahre Behauptung ausstellte, die „Lartelblälter" hätten in den letzten Tagen e- als ein Evangelium gepredigt: „Der Rücktritt von Puükanicr's bebrüte eine schwere Niederlage der deulichsrei- silinigcn Partei." An die Borlräge der dentschfreisinaigra Reiieapostel knüpfte sich ein: kurze Aussprache, zu der >edoch nur drei Socialdemokratea da» Wort erbeten. Ter bekannte Socialdemokrat Pianosortearbeiter Herr Oswald Slelzaer von hier hatte cs sehr übel genommen, daß der erste Redner n. A. gesagt, die letzthin in Berlin verbreiteten socialdemo kraftschea Flugblätter wären „schaurigen und ekelerregenden Inhalt»' gewesen. Ferner war derselbe darüber erbost, daß der Reichstagsabgeordnete I)r. Meyer in seiner Rede davon gesprochen: „eS sei naturgemäß, daß die Bäume nicht in den Himmel wachse», und daß die Social dcniokratie ihren Höhcpuncl erreichen und dann wieder von selbst zurnckgehe» werde." Noch mehr aber Halle den Zorn des Herrn Stelzner erregt die Acußcrung des Herrn Reichstagsabgeordneten Vr. Meyer: „er glaub« bestimmt daran, daß auch eiamal ein deiftschsreilinniger Minister die Geschicke des deuischeu Reiches leiten werde." Dieselbe Berechtigung nahm Herr Slelzncr sür die socialdemokratische Partei in Anspruch, auch er hoffe daß dermaleinst die Socialdemokratea zur Regierung gelangen würden; — „denn eS sei unmöglich daß man so mir nichlS dir nichts über sein« Partei binweg,eheu könne". Redner hielt nun,»ehr scharfe Abrechnung »»t de» Deulschsreisinnige» über die letzten ReichSiagSwahlen, „bei denen da« Engen Richler'jche Prcßbureau die Wahlparole ausgegebea habe, nicht für die Social dcmokraten zu stimmen". Die Deulschsreisinnige» seien somit Schulo daran, daß die jetzige ReichSlagSmajorität »löglich geworden. Und wenn nicht schließlich die Socialdeniokralcn bei den Sftchwahlen mit ihren Stimmen bcigcsprungca wären, so hätten die Demlchsreisinnigen Nicht einmal in ihrer jetzigen, geringen Zahl ia dcn ReichSIagSsaal riuziehen können. Hier Hobe die Cartelprcffe Recht! („Bravo!" von vielen Seiten.) Der iocialdemokratische Buchdrucker Echönseld von hier hielt den Deutschsreisinnigea erbittert vor, daß in 11 Stichwahlen die Deulschsreisiunigen gegen di« Sociald?mokraten gestimmt hätten. E>» anderer bekannter diesiger Socialdemokrat Namen-Schmidt juchte leinen Genossen in '»was unklocer Rede — trotz mchriachea W deripiuchcS aus der Mitte seiner Genossen — beizusprinqen. Dabei kam er aber schlecht weg! Sein Genosse Stelzner erhob sich und erklärte: „daß seine Partei den Vorredner n chi als Sociai- drmokratcn anerkenne; er arbeite seit Jahren nicht, betreibe all» ein zwciielhaslc- Gewerbe!" („Bravos" bei einzelnen Socialdeniokrilea ) Von keiner Leite, ja nicht einmal vo» den beiden Berliner Reise- epost.lu, wuidr den Einwendungen und Borwürsen der Socialdemo- kraicn auch mir ein Wort en'gegnet. (Trotz dieier Reibereien sind doch bei den Wahlen, wie erst acuerbingS diejenige in Altena-Iser lohn gezeigt ha», die Socialdemokratea »ud die Deutschsreisinnigea et, Herz mitz ttne Seele. Die -r-eren »tffe» nur z» a»t, deß di« Letzteren für sie da» Feld bestellt». Die Redactio« de» Lerpz. Tagebl ) Somit schloß der Vorsitzende die Versammlung Mulk. Neues Theater. Leipzig, 11. Juni. Erfahrungsgemäß pflegt unsere Oper im Sommer, beeinflußt durch die Ferien der beteutenderen Künstler und die damit verbundenen Gastspiele, in ihrer r'eistungSsähigkeit ein Deficit auszuweisen. Diese« Jahr scheint aber allen Hindernissen zum Trotz ein anderer Brauch Platz zu greisen: die letzten Ausführungen, unter ihnen die gestrige, waren die besten, die un« seit tanger Zeit geboten wurden. Die prächtige Aufführung de« „Troubadour" am gestrigen Tage demonstrirte sehr deutlich, daß diese Oper noch heute leben-- und wirkungSsähig ist, wenn sie in stilvoller Weise aufgesührt wird: unsere Sänger ernteten wahrhafte Triumphe, die sie vollauf verdienten, denn auch die vervorgenste Schönheit de« Werke« wurde an» Tageslicht gebracht und manche triviale Stelle durch außerordentliche Kunst der Ausführung geadelt. Der böse Dämon de« Stücke« ist die Azuceno, jene« wahrhaft ungeheuerliche Weib, besten Rachsucht jede« menschliche Gefühl in der Brust erstickt. Hier sällt der Darstellerin die Ausgabe zu. u veredeln, allzu große Härten zu beseitigen und da« rein Mensch- iche de« Charakter», da- nur in kargen Zügen zum Vorschein kommt, in den Vordergrund zu stellen. Frau Moran-O ldea erfüllt diese Ausgabe iu schönster Weise, die Liebe zu Maurico wird zart und leidenschaftlich, je nach der Situation. »ervorHehoben, und wir weiden vor der Enttäuschung bi« zum Schluffe bewahrt, wo die ganze Entsetzlichkeit de« Cha- rakter« in dem Lu-rufe: „er war Dein Bruder" wie ein ver- »«erellder Blitzstrahl durchbricht. Zu wundervoller Wirkung gelangte da» Duett im Kerker; die Poesie in dem Liede an die Heimath wird noch lange uachempsunden werden. Für unsere ausgezeichnete Leonore Frau Baumann trat die hier wohlbekannte vortreffliche Sängerin Frau CharleS-Hirsch ein. Wenn man auch nicht sagen kann, daß die mehr leiden» chaftliche Partie der Leonore sich sür die Gastin besonder» eigne, so traten doch die gesanglichen Vorzüge wieder leuchtend hervor: Frau CharleS-Hirsch ist eine seltene GcsangS- virtuosin, deren Coloralur vollendet ist, deren sonstige künst lerische Eigenschaften ganz hervorragend sind. Frl. Göhr« sang sehr anmuthig und talentvoll die kleine Partie der Jncz und dies legte den Wunsch nahe, öfters diese Dame auch aus unserer Opernbühne begrüßen zu dürfen. Bon den Herren leistete daS Außerordentlichste Herr Perron, der in Kraft und Schönbeit der Stimme alle seine bisherigen Leistungen übertras, dabei war die Darstellung nobel und kraftvoll: wer müßte sich nicht solch ausgezeichneter Künstler- schast freuen! Herr Lederer, der jetzt nur selten aus der Bühne erscheint, zeigte die trefflichste stimmliche Disposition, aber der Manrico verlangt mehr Feuer und Leidenschaft, Eigenschaften, die Herr Lederer mindestens markireu sollte. Gesanglich wirkte namentlich die letzte große Scene durch die allen Anstrengungen spottende Ausdauer und eine staunen»- merthe Mühelosigkeit in Uebcrwindung von Schwierigkeiten. Der Partie de» Ferrando verlieh Herr Köhler ungewohnten Glanz. Gegen die Einführung einer Ballelscene im 3. Acte muß protcstirt werden, so gern auch die reizend« Art der Ausführung anerkannt wird; die sehr triviale Tanzmusik be rührte selbst in dieser Umgebung verletzend. Müßte die Scene deS 3. Acte» nicht eine nächtliche sein? Ferrando redet davon, daß man die Beste stürmen wolle, sobald der Morgen graut, und die vorsichtige Zigeunerin würde sich auch kaum bei Tageslicht der Gefahr euier Gefangennahme aussetzen. Dar Orchester spielt unter Capellmrister Ni lisch' überall sich gleich bleibender begeisternder Leitung mit einem beson deren. dem Werke zum Borlheil gereichenden Glanze. M. Krause. ll. kr. Leipzig, 11. Juni. Unsere Militaircaxellen stehen jetzt im Zeichen der „Touruöe". Allsonatäglich rüsten sie sich zu Künstler- fohlten über die Grenzen ihrer Garnison hinan-, und so haben wir Gelegenheit, auch diejenigen musikalischen Waffengattungen kennen zu lernen, mit denen wir sonst hier nicht in Berührungen kommen. Im „Krystallpalast" waren gestern Abend die Trompeter de« Thüringer HusareuregimenteS Nr. 12, mit ihrem Dirigenten, dem StabStrompeter. Herr W. Stutzer, einquartiN. DaS Toncert, welches von der Capelle auSgesühn wurde, bot sür Auge und Ohr zugleich einen schönen Genuß. Nahmen sich doch die irischen Hulareu in ihrer blauweißea Unisorm mit den gold- blinkenden Instrumenten schon reizend genug aus dem Podium aus, um die Ausmerksamkeit aus sich zu lenken I Ihre Leistungen waren aber auch durchgängig des frohen Beifalls werlh, der ihnen nach jeder Nummer gespendet wurde. Die Domaine der Trompeterchöre wird immer der feurige Marsch oder da« elegische Lied bleiben, bei dem daS Horn ia seine Rechte tritt. Complicirtere Tongemälde, bei denen e« aus eine minutiöse Schattirung ankommt, liegen den Instrumenten, die hier allein zusammenwirlea, ferner. So waren auch gestern die Märsche, „Wiener Herze»" von Schild, und noch verschiedene Marsch-Zugaben besondere Zugstücke de« Pro- grammS. Rauscheudea Applaus sand die Wiedergabe der Tran- scription über daS Korublumenlied „Unser Kaiser liebt die Blumen" von Thiele, die überau- stimmungsvoll durchgefübrt wurde. Die klassischen Lomposiiloaeu (Ouvertüre zu „Fidelio", Introduktion uud Chor au« „Lohcagria" u. s. w.) zeigten daS eifrige Streben der Capelle, alle Hiaderaiffe, die ihnen ihre instrumentale Besetzung bietet, wie echte Husaren zu nehmen, und die Coinpositiouc,, im Geiste der Tondichter durchzusühren. Diese- Streben muß anerkannt werden, um so mehr, als die Wiedergabe der Stücke, soweit möglich, eine treffliche und wohleinstudirte war. Auch verschiedene Solisten der Capelle, die Herren Radecke, Witschei, Pein, Brügaer und Schultz, errangen mit ihren Borträgen schöne Ersolge. ll. kr. Leipzig, 11. Juni. In dem herrlichen „Albert- garten" zu Anger-Troltcndorf, dessen Anlagen ihn zn einem unserer schönsten Concertgärtea stempeln, sand gestern Nachmittag bei sehr zahlreichem Besuch eia großes Mililoircoucert der vollzähligen Capelle des 3. JägerbataillonS Nr. 1b aus Wurzen statt, da- vom Dirigenten desselben, Herrn Capellmeifter Berger, persönlich geleitet wurde. Das Programm bot nicht weniger al- 20 Nummern und halte in seinem musikalischen Biüthen- strauß sür Jeden eine LieblingSbliime. Die Auswahl bewies, daß Herr Berger künstlerischen Geschmack hat. Von bedeutenden Meister» waren Weber (Ouvertüren zum „Freischütz" und „Oberon"), Wagner <Pban!aste aus der „Walküre", für Jägermusik bearbeitet von Berger. Choc und Marsch au- „Taunhäuser" und Finale auS „Lohengrin"), Schubert („Waffenbrüder-Marsch" und „Am Meer", Lied sür zwei Posaunen). Rossini (Ouvertüre zur „Diebischen Elster") und Verdi ^Jniroduction uud Quartett ou- „Rigoletto") verirrten, deren per- ichiedeaartige Comvosttiouen mit seinem Lerständaiß, schöner dynami scher Schattirung und. soweit die« von Nöthen war, mit markigem Schwung durchgesührt wurden. Die Capelle bewies damit glänzeud, daß sie auch höheren Ausgaben trefflich gewachsen ist. Besonder« tüchtige Trompeter nenut sie ihr eigen. Ta- „Lied ohne Worte sür zwei Trompeten" von Werner, batte ein Solo sür drei Trompeten. Polka von Beck, zum Gefolge, bei dem Herr Musikdirektor Berger selbst als Trvinpcteuvirtuo- milwirkle. Auch sür die leichtere Umer» Haltungsmusik war gesorgt, und Walzer und Polka brachten da» heitere Element in da« Loncert. Mtt energischer Farbengebung drang der Triumpbmarsch auS Krellchmcr'S „Heinrich der Löwe" lunch. Am Abend folgte noch ei» zweites Concert derselbe» Capelle, dem wir jedoch nicht mehr beigewohnt haben. ID Leipzig, 10. Juni. Im blauen Saale deS Kryftollpolastel sand gestern Abend eia Liederabend des hiesigen Lhorgesaag- vereius „Leipzig" statt, der unter der Direktion deS Herrn Heinrich Wahl» steht. Dos Programm dcs Abend- bestand au» sechs Liedern sür gemischten Chor a c.»ppslia („Dar Abendläuten" von Succo. „Haideröslein" vo» JataSiodn, „Zur Nacht" von R inecke, „Mein Engel hüte Dein" von Speidel, „Die Adendqlocken' von Kreutzer und „Tauzliedchen" von IadaSsohn), zwei Liedern mit Violine und Pianoiorte („Der Fiicher" von Hauptmaan, und „Wilecsgruß" von Reinrcke), zwei Liedern mit Pianoiorte („Frau Nachtigall" von Röder uud .,Verbot»» Weg" von Bohm). iowie mehreren Violineavorträgen. Wir konnten nur die ersten Nummer« d-S qlück-ich au-gewäyttei, Programme« enlgegenuebnien, da sich die Muse de- Gesanges ia einen „Nachtfalter" verpäpple, der erst gegen zedn Uhr seine Thätigkeit begann. DaS soll „präcise 8'/, Uhr" sein! Die Uhren der Mitglieder er- scheinen sämmllich reparaturbedürftig l WaS wir gehört Hobe»,
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