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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-15
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt «ni> cher. ,v° 1V7. Freitag den 15. Juni 1888. - 82. Za^rganh Lerliner Leben. -7 Aichdliiä rcrseuu. Berlin. IS. Juni. Die Veränderungen, welche wem« Wochen im Leben einer Großstadt zu Stande bringen, merkt Derjenige erst recht, der, wie der Schreiber Dickes, nach einiger Abwesenheit an den Strand der Spree zurückkehrt und nun überall, wohin ihn sein Fuß führt, aus Um gestaltungen. sowie Neuerungen trisst. Wer ein aufmerk samer Beobachter deS weltstädtischen Treiben« ist. lieht, wir säst jeglicher Tag eine weiter- Phase in der Entwickelung Berlin» bedeutet, und selbst der au Ueberraschungen Gewohnte muß erstaune» über die Zahl und Schnelligkeit der einzelnen Metamorphosen. Eine interessante Bereicherung hat zunächst hier da» Stratzenbild erhalten, seitdem die vre»- und vierräderigcn VelocipedS „sreigegeben" worden sind; bisher von der Polizei in Acht und Bann erklärt, der stete Gegenstand unaufhörlichen AergerS für alle korpu lenten Schutzleute, welche den übermüthigcn, ihnen vor der Nase vorbcisausendcn Radfahrern nicht »achzurennen ver mochten. sieht man jetzt Hunderte und aberhunderte der stinken Maschinen ans- und niederrollen. und zwar sind die selben, mit wenigen Ausnahmen, sofort in den Dienst des Handel» und der Industrie gestellt worden. Das merkt man kenn auch schon den Gesichtern der .Ritter vom eisernen Roß" an, daß ihre Inhaber weniger zum eigenen Vergnügen dahineilen, als um Commissionen zu besorgen, um Aufträge ausrurichten und Meldungen einzuzichen, und auch Besorgungen werden dadurch sehr erleichtert, da Lasten bis zu Ccntnern an den Fahrrädern befestigt werden können, unternehmungslustige Damen haben sich bereits mit dem neuen Beförderungsmittel befreundet und erscheinen als Sport- ladicS zumeist in Begleitung eines Herrn. Ein hübsche» Motiv übrigens für moderne Romandichter: „Die Verlobung aus dem Dreirad". Vielleicht wird von einem realistischen Künstler demnächst auch Amor mit diesem Attribut dargestellt! Den Zweisahrern, de» eigentlichen Velocipev-SportSleutcn, ist wohl der Eingang inS Paradies, aber nicht der in Berlin erlaubt; sie hoffen allerdings, daß auch ihnen gegenüber die Polizei bald mildere Saiten ausziehen wird und sie. ebenso wie ihre .dreiräderigen" Collegen, aus den aSphaltirtcn Straßen der Hauptstadt dahiuschwirren können. Vorläufig batte» sie aus ihrer eigenen großen Rennbahn im Thiergarten genug zu thuii, wo in diesen Tagen unter bedeutender Theilnahme deS Publikums LaS internationale Vclccipedwetlsahrcn, ans dem die besten deutschen, holländische», österreichischen, englischen und amerikanischen Fahrer um die Palme rangen, statt gesunden hat. Auch was das Gebiet der Vauthätigkeit anbelangt, haben verschiedcntliche Straßenzüge während deS letzten Monat» wesentliche Bereicherungen erfahren. DaS mächtige, säst ein istadtviertel einnchniende Polizeigcbäude am Älcxanderplatz ist ziemlich unter Dach und Fach gebracht, die Cyllopen- mauern deS NeichSlagSbaueS steigen immer höher und höher empor und das Nalurhistorischc Museum geht seiner letzten inneren Einrichtung entgegen. Natürlich, wie könnte cS auch ander» sein, sind wiederum, um .einem dringenden BeLnrsniß abzuhelsen", mehrere Dutzend »euer AräuS eröffnet worden, neben ihnen aber läßt sich jetzt auch da» Berliner Bier seine glänzenden Tempel errichten, allwo sich Tag slir Tag die Aiihängcrschaarcn deS GambriiiuS zu ausgedehnten Opfcr- spenden versammeln. Es wäre nicht uninteressant, eine Statistik auszustellcu, wieviel Bier vor zehn Jahren in Berlin gelrmiken wurde uud wieviel heule hier consumirt wird, ohne Zweifel auch zehnmal mehr. Wer au» München nach Berlin kommt, der muß glauben, er fahre wiederum in die Jsarstadt ein, denn gerade so wie dort stehen hier aus den Schienensträngcn vor den Bahnhöfen lange Gütcizügr mit den wohlbekannten weißen Wagen der großen Brauereien, in riesigen Buchstaben die Firmen nennend, als „Pschorr", „Spaten", „Augustiner", „Weiheuftcphan" re. Gicbt es in Berlin genug Orte, wo man den inneren Menschen auSspülen kann mit jeder nur erdenklichen Sorte Bier oder Wein, so war bisher hier ein Mangel an solchen Stätten, in denen man de» äußeren Menschen abspülen konnte. Merkwürdiger Weise ist bisher hier, in dieser Residenz deS Luxus und der Wohlhabenheit, eine Einrichtung arg vernachlässigt worden: dir de» Badens. Berlin batte bisher kein einziges Badc- etablissement, in welches man den Fremden mitS tolz snhren konnte; »u» ist auch diesem Mangel durch daS soeben cröfsnete,, N ö u> c r- dad" in der verlängerten Zimnierstraße abgeholfen und da durch Berlin um eine SchenSiuürdigkcil vermehrt worden. Pompös präsentirt sich schon daS Heim deS BaLeS, ein Pracht- gebäude, welches zugleich ein Hotel und eine ou-gedchnte Restauration enthält. Architektur und Kunst wetteiferten, um die einzelnen Räume deS BadcS in bewundcrnSwerlher Weis« zu schmücken und den Aufenthalt in ihnen zu einem wirklich behaglichen und genußreichen zu machen. Aber auch die tech nische Einrichtung ist eine treffliche, und wenn hier und da, wie bei», römischen Dampsbade, einige Mängel herrschen, so können dieselben bald beseitigt werden. Mit dem verschwen derisch durch die leuchtendsten orientalischen Vorhänge und Tep piche, mit den werthvollsten Gemälden und Bildwerken, kurz mit dem rassinirtestcn Geschmack eingerichteten Bade ist zugleich ein medico-mechanisches Institut, verbunden mit einer beträcht lichen Zahl von Apparaten für Gymnastik und Heilkunde. Die hier ausgestellten, sinnreich construirten Maschinen mjt ihren Reck, und Geh«, Streck- und Zug-Vorkehrungen täuschen uns über die gefährlichsten Alpcnpartie» und kühnsten Rcit- Aurslüge hinweg; neben ihnen existiren »och elektrische Bader und Inhalationen, zu diesen wird sich ferner noch eine Kalt- wasser-Heilanstalt gesellen, ein Arzt ist sodann stet» zq Aus künften bereit, ein Frisir-Salon ist mit den Bädern ver bunden, während man sich im Wasser tummelt, kann man seine Wäsche reinigen und plätten lassen, und zu Allem soll noch der Versuch gemacht werden, das Bad auch während der Nacht offen zu lassen. Ob sich da» Publicum auch mit ven Preisen — ein Wannenbad: 1 50 -s, rin römisches Bad: 2 50 ein elektrische» Bad: 4 «in Besuch der ortho pädischen Anstalt: 5 einr ärztliche Consultation: » ^k —> einverstanden erklären wird, da« muß erst die Erfahrung lehren, sicher ist, daß mit der Einrichtung dieses Bades eine sichtbare Lücke ausgefüllt wnrde. Kann man in dem „RSmcrbade" die weitesten Fußtouren unternehmen, noch dazu mit Emathmung de» würzigsten Fichlennadelviistes, ohne sich auch nur vom Platze rühren zu brauchen, so findet dre Pbantasie der Reiselustigen in einem anderen Orte Berlin» vollste Befriedigung und zwar in dem neuen Panorama der Lofoten. Wo bisher di« Kämpfe unserer braven Marinetruppen mit den Kamernn-Neaern ver anschaulicht waren, schm wir jetzt im reizvollen Bilde die weilen Wasserflächen de» Ocean», begrenzt von den äußersten Küstenstrichen de» Lande» der Milternacht-sonne. Riesige, von Möven umflattert« FelSmassen erheben ihr« schlier bedeckten Häupter. Gießbäche stürzen von ihnen die Tief«, Rmnthierherrven weiden aus den moosigen Tristen und von Dampfern und Fischerbooten ist der in Hellem Sonnenlicht schimmernde MeereSarm belebt. Da« von Jos. Krieger herrührcnde, sorgsam au»geführte, mit allen Panorama« .Kniffen" versehene Gemälde ist von tiefer Wirknng, aber wir hege» doch gelinde Zweifel, ob es, zumal es ohne leb haftere Staffage ist. au> die Dauer die Besucher anjiehen wird. Wkilaehende» Interesse erwecken oa» Panorama and die Dioramen in dem jetzt wieder von heiterstem Leben erfüllten Ausstekliing-park. in welchem Abends der Wiener Meister Strauß' seine Salzer-Eapeklr dkrigkrt Im Olympia-Tempel, wo bisher der Blick über die perga- nicaische Ebene mit ihrer Fülle von Kunstschätzen schweifte, zeigt sich jetzt den entzückten Augen daS von Nero in Flammen gesteckte Rom. Der Morgen zieht dämmernd über »er ewige» Stadt heraus, aber die rosig leuchtenden Vorboten der Tonne werden vertrieben durch die zum Himmel emporlodernden Flammen und Rauchwolken, die anS den >m Vordergrund« befindlichen engen Gaffen und Straße» ausschlagen. In der Mitte, gluthumströmt, erhebt sich da« massige Capitol mit dem Tempel VcS olympischen Jupiter-, dahinter, terrasscnsörmig aussteigcnd, bemerken wir die kaiserliche» Paläste mit ihrer Unzahl einzelner Gebäude, wie Tempel, Villen. Bäder. Säulen- »allen rc. Von einem Söller au» sichl Nero allein dem chaurigen Schauspiele zu. während sich seine Umgebung in wilden Gelagen ergeht. Den schwierigen Vorwurf haben die Maler trefflich gelöst und eia Werk von imponirender Schön heit geschaffen. Wchiiiitthige Erinuerunge» erwecken in unS die Scene» au» dem Leben Kaiser Wilhelin'S darstellenden drei Dioramen im Acgyptische» Tempel. Da» eine schildert uns die Abfahrt König Wilhelm'» nach dem Kriegsschauplätze 1870, wie der königliche Wage» „Unter den Linden" vo» den tief bewegten, grüßenden. Abschied nehmenden VolkSmassen umdrängt wird, da- zweite die täglich sich wiederholende unvergeßliche Episode bei dem Dorüberzirhcn der Wache vorm königlichen Calais, wo der greise Monarch freundlich lächelnd die H»l- digiingen der Tausende entgegennimmt, da» dritte die feier liche Aufbahrung der Leiche im Dom. Jede» der Gemälde berührt unS wie eine theure persönliche Erinnerung, jede» ist L"" mit Meisterschaft wiedergegebe»; wenn unS etwa» daran nicht A"ch gefällt, so ist es hier und dort die gar zu realistische Skizzirung der Volksmengen. Die Theater suchen augenblicklich den etwa- schwierigen Kamps mit der günstigen Witterung a»szunehi»eii, und die Sommerbühnen bestehen ihn wohl am siegreichsten. Zu den Conccrtgärlen deS Kroll'jchen und Belle-Alliatice-TbcaterS hat sich nun auch der deS Friedrich-Wilhelmslädtlschen Theaters gefugt und findet mit seinem abwechselnden Programm guten Besuch. Im Nesivenztheater üben die studentischen Anf ührungen deS Trünipcliuann'schcn LnlhersestspiclcS »och tüchtige Aiiziehunzrirast au», und die durch keine Hitze und keine Entfernungen zu entniulbigende» Abonnenten des Schau- pielhauscs lassen sich im Wallner-Theater vier einactige Nichtigkeiten, darunter leider auch ein wenig befriedigendes Stückchen von Paul Hcyse, vorsühren. Den Schauspieler» aber wie den Sängern merkt man theilweise doch bereits die Reiselust a», sie spielen und singen im schnellsten Tempo, al« ob sie dadurch den lockendap Tagen der Ferien näherkoinnici, könntcul > Paul Liovenberg. vie SollderaiissteUuug des Museums für Völkerkunde. i »schulischen und Korjake». (Schluß.) * Die Kleidung der Tschuktschen ist aus Rcnthier. oder «cehunds- ekle» gesertigt, die au» ersterem Materiale, welches wärmer ist, wird vo» den Weibern gelragen. Die Männer sind wäkrend des WnilerS in zwei PüZke gekleidet; derjenige, welcher an» Körper ge tragen wird, ist au» dünneren Felle» gefertigt, deren haarige Seile »ach innen gewendet ist, wohingegen der äußere aus dicken Fellen besteht und mit der Haarseite nach außen getrogen wird. Außer dem haben sie, wenn es regnet «der nasser Schnee fällt, eine» Regenrock von ausgeschnittene» und dann wieder zusonnnengeaählen Gedärmen oder Baumwollcnzcug, welches sie „Kaliko" neunen. Nordeiisljold sah auch einmal »inen solchen Ueberrock ans einer Art Reiildicr-Läuitschleder gefertigt, welcher von ausgezeichneter Be schasfe'iheit lind sichtlich einheimische» Fabrikat war. Derselbe war ursprünglich weiß, später aber mit breiten, gemalten braunen Rändern verziert worden. Das Püsk der Tschnklschen reicht nicht ganz bis an die Knie und wird mit einem Riemen um den Leib zusammen' gchalic». Unter dem Püsk werden zwei Paar Hose» gelragcn; das innere Paar mit de» Haaren »ach innen und das äußere mit den Haaren nach außen. Diele Beinkleider sind gut gearbeitet, ansitzeno und reichen bis an da» Fußgelenk. Die Fußbekleidung besteht aus Mokassins, welche aus Renlhie» oder Seehundsjellen hcrgestellt und oberhalb des Fußgelenkes beseitigt sind. Die Sohlen sind aus Walroß- oder Bärenfell und haben die Haarseite nach innen; der übrige Thcil der Mocassins hat das Haar nach außen. In ven Schuhe» trägt man Slrumpse aus Seehundshaut oder auch Heu. Tie Kops bedeckung besteht aus einer mit Perlen verzierte» Haube, über welche bei strenger Kälte eine mit Hnudelell eingefaßte Ucberbaube gezogen wird. Tie llebcrhaude schließt unter dem Kin» ost dicht an und breitet sich mit einem wohlsitzenden Kragen über die Achsel» aus. Au einer vollständigen Tracht gehört serner noch ein Halsluch aus Fellen oder eine Boa, sowie ein Kinntuch aus mehrsach über ein ander gelegter Renthierhaut oder aus verschiedenen Arien von Häuten, welche in Form von schachbreiähnliche,i kleinen Quadraten zusammen- genäht sind. Diese- Ornament findet sich auch als Besatz an den Püsken, an denen es sich sehr geschmackvoll ausnimnil, wie aus den sehr schönen Exemplaren der DürrieS'schea Sammlung z» ersehen ist. Während des Sommers und weit in de» Herbst hinein gehr» die Mäuner mit unbedecktem Kopse, ungeachtet dessen, daß sie das Haar aus dem Scheitel bis an die Wurzel obgcschnilten haben Wäkrend der warme» Jahreszeit werde» die Winterkleider im Berhältntß zur Zunahme der Wärme abgelegt, so daß die Kleidung schließlich nur aus einem Pü»k, dem Negenrock und ein Paar Bein Neidern besteht. Die Sommermocassins haben ost ebenso lange Schälte wie unsere Wasserstiefeln. Im Zelte «ragen die Männer nur kurze, bis a» die Hüsten reichende Lederhoscn, nebst Leder riemen um Leib und Arme. Die mLnnliche Kleidung ist wenig ver ziert; dagegen tragen die Männer ost Pcrleubändcr a» den Ohre» und auch große, geschmackvoll geordnete perleubesetzle Bänder aus Thiersellen, oder auch mit einigen größeren Perlen besetzte Leder bänder a» der Stirn. Zur Kleidung der Männer gehiüt serner eia ost mil Perle» und Silberbeschlägen hübsch verzierter Augenschirm, Melcher hauptsächlich ln» Frühjahre zum Schutz: gegen daS starke, von den Schneeseldera zurückgeworsene Sonnenlicht getrogen wird. Die Männer sind nicht tälowir», haben jedoch zuweilen ein rolhcs oder schwarzes Kreuz ans die Backen genialt. Sic tragen das Haar mit Ausnahme eines kurzen Büsch.Is mitten aus dem Sch-ilcl und einer Franse an der Grenze des HaarbodenS bis an die Wurzel abgcjchnilten. Tie Frauen haben langes Haar, welches mitte» in der Stir» abgethktlt und mit Perlenbinderii uud Fleckten zusammen- aeflocktr» ist, die an den Ohren Herabhängen. Sie sind sehr ost i»> Gesicht und zuweilen auch aus de» Arme» und anderen Körper tdeileu tälowirt. DaS Tätowire» geschieht nach und »ach Die Tracht der Frauen gleicht sehr der des Mannes. Der Ucbcrpüsk, welcher länger und weiter ist als der de» Manne«, gehl nach unten »u eine Art Hose über. Auch die Aermel sind außerordentlich weit, so daß der Arm mit Leichtigkeit eingezog:» oder bcrousgesteckt «erden kann. Unter dem Ueberpüsk wird ein Unterpüsk oder Pelz h»mb: unter diesem ein Paar kurz- Beinkleider getragen. Unmittel bar da, wo der Ueberpüsk aushört, beginnca die Mokassin». Im Racken ist der Püsk bedeutend ausgeschnitten, so daß ein Thcil des Rücken« entblößt ist. Alle übrigen Kleidungsstücke, die Mocassins, Kitinlücher, Haube» und die au« Häuten geferiigien Halstücher sind Wie die des Manne«. Im Ganze» genommen ist die Tracht der Fronen mehr verziert als die der Männer nnd scheine» di- dazu verwendete» Felle auch mi» größerer Sorgsast ausgewählt und z» bereitet zu sei». Im Innern de- geltes grhen die Frauen nahezu »ockt und »or mit ganz kurzen Unterhosen aus Fellen oder aus „Kaliko" oder mit einem schmalen cmgulum puckleiti»« bette det. Aus dem «ackten Körper werden außerdem ein oder zwei Lcder- riruien um den einen Arm, rm Lederriemen »im den Hals und um de» Leib und einige eiserne, seltener kupferne, Armbänder um die Handgelenke getragen Wenn die Kinder einige Jahre alt sind, erhalten sie eine der Kleidung der Altera ähnliche Tracht, welch« für di« Mädchen und Knaben verschieden ist. So lange sie »och kleta sind, werden sie in eia «veiles Futteral aus Fellen mit nach unten zngcnähle» Beinen und Aermeln gesteckt. Hinten befindet sich einr vierkantige Luke, durch welche Mao«, zur Ausnahmc der Lxeremeut« bestimmt, »m- «iührt uud geumtzsslt wird. An den Enden der Aerwel find zwei vrfr» t ^ ' ' welche um die Bein- des Kinde- gelegt werden, sobald es die Mutier in einen Winkel de- Zeltes wegsetzea will. Im Inner« de- Zeltes geben di» Kinder vollkommen nackt- Sowohl Männer, als Weiber benutzen im Winier Schneeschuhe. Ohne dieselben unlernehmcn sie nicht gern eine längere Wanderung im losen Schnee, wa« ihnen zu mühsam ist. Der Rahmen der Schneeschuhe ist aus Holz und die Qucrftucke derselben aus starken, wohlgcspanuten Riemen gefertigt. Es giebt auch solche aus sehr breiten, an den Seiten nach oben gebogenen dünnen Breter», die mit Seedundjell bekleidet sind. In Folge der Schwierigkeit, sich während des W»tter- durch Schmelze» von Schnee über einer Tdranlainpe Wasser zu verschaffen, kann eine Waschung des Körpers bei den Tschulttchen zu dicscr Jahreszeit nicht in Frage kommen. Die Gesichter sind jedoch vom Schneegestöber rciiigcpetticht, aber wahrend der kalte» Jahreszeit ost zugleich geschwollen uud mit Froftwuadeu bedeckt. Ueberhauv» ist der Reinlichkeitssinn der Tschnklschen nicht groß. So benutzen die Weiber» wie RordeaskiSId berichte», den Urin als SchönhcilS- wasser. Bei einer gemeinsamen Mahlzeit wird die Hand ost als Lössel gebrauch! und nach derselben wird in Ermangelung von Wasser ei» Geiäß mil kurz zuvor gelaffeuci» Urin zum Waschen der Hände herumgereicht. Die Kleider werden selten gewechselt und selbst dann, wenn die äußere Kleidung rein, neu und au« mit Sorgsalt gewählten hübschen Fellen gut zugeschllittea ist, ist die untere Kleidung chmntzig und Ungeziescr genug darin vorhanden. Die Speisen werden ost aus eine für uaS ekelhafte Weise eingenommen, so daß ein Leckerbissen von Mund zu Munde geht. Die Lampe, vermittelst welcher das Feuer und Licht im Zelte unler- hallen wird, besteht aus einem platten Troge ans Holz. Walfisch- kaochen, Tuffstein oder gcbraunlem Lehm; sie ist hinten breiter als vorn und mittelst eine» freistehenden, gezähnten Kamme? in zwei «blhcilungen getheilt. In der vorderen Ablheilung wird der Docht aus Moos in einer lange» und dünnen Reihe längs der Kante ge legt. Das Brennmaterial besteht aus Thran. Unter der Lampe l «findet sich iederzeit ein anderes Gesäß, bestimmt, den Thron ans nehmen, der vielleicht verschüttet werden könnte. Mangel an Thran betrachten die Eingeborenen als ein ebenso großes Unglück wie Mangel au Lebensmitteln. Während des Sommers kochen sie auch über Holz an der sieien Lust oder im Außenzclte. während des Winters nur im äußersten Nolhsalle im letzteren Sie finden nämlich den Rauch, welcher vom Holze im gedeckte» Zelle verbreitet wird, un ausstehlich. Ungeachtet Treibholz in hinreichender Menge am Strande vorhanden ist, wird es doch nicht benutzt. Der Umstand, daß ihre Feuerung keinen Ranch verbreitet, hat indessen de» Bortheil, daß die Augen der Tichuklsche» bei Weile», nicht so aiigegrissc» zu sein pflegen als die der Lappe». Feuer erhält man tbeils mittelst Stahl, Feuerstein und Zunder, IheiiS durch e ii Bohrergerälh. Der Feuerstahk. nicht selten europäischen oder russischen Ursprungs, und eine Anzahl Feuersteine werden in einem Lcderbeutcl verwahrt, welcher um den Hals getragen wird. In diesem Beutel befindet sich dann »och ein anderer kleinerer Aknlel, welcher den Zunder enthält, der rheils aus de» wolligen Haaren verschiedener Thierc, theilS aus allerlei trockenen Pflanzen- «heilen besteht. Eine andere Art von Feuererzeugung besteht aus einem trockenen Holzpflock, welcher mittelst eines gewöhnlichen Bogenbohrers gegen einen trockenen, halbmorschen Holzstock gerieben wird. Der obere Theil des Pflockes, welcher gedreht wird, läuft in einer mit einem runde» Loche versehene» Drillscheibe aus Holz oder Knochen. Im Zündstocke sind Kerben angebrachl, um der Bohrer spitze eine Stütze zu geben. Wenn mit diesem Feuerzeuge Feuer gemacht werden soll, so wird der untere Theil der Bohrerspitze mit etwas Thran bestrichen, der Zündstock mittelst des einen Fußes sest aus de» Boden gedruckt, der Bogenstrick ui» de» Bohrer geschlungen, und während nun dieser von der linken Hand mittels der Drill- jcheibe sest gegen den Zündstock gedrückt wird, führt die rechte Hand de» Bogen, zwar nicht gerade sehr schnell, aber gleichmäßig, sicher und ohne Uiiterbrechung, so lange hi» und her, bis Feuer entsteht. Einige Minuten sind gewöhnlich hierzu erforderlich, Bon Hausgerälhe» sind zu erwähnen: das Gerberschabegeräih, welches aus Stein oder Eisen besteht und in einem Holzichajt beseitigt ist. Mit diesem Geräihe wird die seuchtgemachic Haut mit großer Sorgfalt gereinigt, dann so genau gerieben, gestreckt und geknetet, daß mehrere Tage zur Zubereitung einer einzigen Ren- lhierhaut crsorderlich sind. Es ist das eine ansteengcndc Beschäftigung, welche von de» Weibern besorgt wird. Nachdem die Hanl h>n- rcichend bearbeitet ist, süllt die Frau ei» Gesäß mit ihrem eigenen Urin, vermischt denselben mit zerdrückter Weidenrinde, welche über der Lamp: getrocknet worden ist, und reibt dann dieses gewärmte Gemisch in die Renthierhaut, welcher aus der einen Seile bann ciiie roihe Farbe verliehe» wird. Di: Häute werde» durch diese Be arbeitung sehr weich und aus ihrer innere» Seite nahezu sämischarlig. Zuweilen wird auch die Renthierhaut zu wirklichem Sämischleder von ganz ausgezeichneter Beschaffenheit gegerbt. Ferner findet man zwei Sorten von Eishacken. Ter Schaft ist von Holz, das Blatt der einen spatensörinig aus einem Walfischknochen, das der anderen ans einem Walroßzahne hergestelll; derselbe ist Mittelst Lederriemen mit großer Geschicklichkeit am Schafte befestigt. Zuweilen ist der Schaft und auch das Blatt aus Knochen und die Bejestigung ans eine elwas abweichende Weise hsrgestellt worden. Wetzsteine werden aus einheimischem Thoitichieser gefertigt. Diese sind ost a» dem enien Ende durchbohrt und werden, gleichwie das Messer, der Lössel und die Saugröhre, mit einer Elsenbcinzange befestigt oi» Gürtel getragen. Ferner komme» vor im Hanse hergestellte Gesäße aus Holz, Walsischk,locken, Walsischbarlen und Häuten verschiedener Art, daz» aber auch Messer, Bohrer, Aexte und Töpfe amerikanischen und europäische» Ursprunges. Thron und andere flüssige Waare werden ost in Sacken aus Scchundshalit ausbewahrt. Bei solchen Häuten ist der Körper durch die beim Abschucidcii des Kopses entstandene Oeffiiunq enlsernt und daraus diese sowohl, als auch alle natürlichen und beim Tobten der Thicre verursachten Ocssnungen sest zugcbunden worden; in der einen Bordertatze wird hieraus mit großer Geschick lichkeit eia tust- und wasserdichter, mit Zivickloch nnd Japsen ver sehener Holzklotz angebracht. Was den Kunstsinn der Tschukischc» anbelangt, so zeigt sich der selbe in Schnitzereien aus Elseiibrin und Holz, sowie i» Zeichnungen uud Mustern. Biele der Elsenbcinschnitzercic», die Vorkommen uud von denen auch eine größere Anzahl sich in der Dörrieö'schea Sammlung befinden, sind alt und abgenutzt und lassen erkenne», daß sie lange, verinuthlich als Amulette, »> Gebrauch gewesen sind. Verschiedene Thicrbilder sind Geburten der Einbilduiigslrast und lönncn als solche lehrreich sei». In« Allgemeincu sind die Schnitzereien pluinv ansgesübrt, verialhe» jedoch einen gewissen Slii. Auch die Ischuklschischen Zeichnungen sind grob und plump auS- gcjührl, vcrratbe» aber eine gewisse Sicherheit in der Zeichnung uno treffen, wie die Elfenbeinschnitzereien, Das, was an dem Vor würfe charaklcrislisch ist, so daß man jedes Thier sofort erkennt. — Die Stickereien werde» gewöhnlich aus rothgesärbten Lederstreisen ankgesuhrt, iheilS mit de» weißen Haaren des Reiilhicrs, theils mit rothem und schwarzem Garn, welches inan als Tauschwaare an der B'riiigsstraße erhält. Der Borralh an Farbestvsfen ist nicht besonders groß; dieselben werde» theils dkm Mineralreich-, theils dem Pflanzen reich: entnommen. Die Mineraljarbe» werden mit Wasser zwischen flachen Steinen gerieben; die Rinde wird, wie Nordenlkjöld vermuthet. mit Urin behandelt. Roth ist die LieblingSsarbe der Tschuktschen Die bei den meisten, sowohl bei den europäischen, wie auch asia tische» und oinerikmtlscheit Polarvölkcr», bei den Lappen, den Samo jeden, den Tungnsen und den Eskimos so gewöhnliche Trommel oder richtiger Tamburin, wird in jedem tschuklschische» Zelle angelrossen. Eine Art Aberglaube ist auch hier damit verbünde». Die Trommel besteht auS einem Magensack des Seehundes, welcher über einen niesrigen, an einem kurze» Schafte beseitigte» Halzringe gespannt ist. Zeichnungen finden sich aus dein Felle derscldei, nicht vor. De: Tiommelschlägel besteht aus einem 30—10 cm langen Splitter einer Walfischbarte, besten eines Ende in eine so seine und biegsame Spitze ausiänst, daß dieselbe eine Art Peilichenschimtze bildet. Sobald der dickere Theil deS Barlenjplitters gegen de» Rand des Trommelsellcs geschlagen wird, schlägt da» dünne Ende desselben gegen die Milte des Felles, welches aus diese Weise zwei Schläge aus einmal erhält. Die Trommel wird gewöhnlich von de» Männern geschlagen und von eine»! sehr einISrmigen Gesänge begleitet. Tie Trommel hat übrigens noch eine ganz besondere Anwendung, wie Nordenskjöld mittheilt. Wenn die Tichuklichen-Tame» ibr langes schwarze« Haar ordnen und kämmen, so geschieht dies vvksichliarr weise über der Trommel, aus deren Boten die zahlreich-» Wese» welche der Kamm von dem warmen heimalhlich » Herde mit sich In die kalte Welt binaussührt, gesammelt uad — sosern sie nicht ge gessen — geknickt werden Dieselben zu verzehren, ist nach Ansicht der Tschuktschen nicht allein schmackhast, sondc.a auch gesund sür die Brust. Aiißer der Ilvuialkt verwenden die Tschuktschen auch noch ein andere« Toniiiftrument. einen in zwei Hälften gespaltenen Pflock, welcher, nachdem der Sprung in der Mitte etwas erweitert »nd ein Stück Walfischbarte eingespannt worden ist, wieder zusammeu- gesugt worde» ist. Die Korjaken, welche gleichfalls, wenn auch nicht so umfangreich wie die Tschnklschen, in der Törries'scheu Sammlung vertreten sind, wohne» ah» Nachbarn dieser südlich vom Flusse Anadur, wo sie aus der Halbinsel Kamlichalka bis zum Flüßchen Ukoi im Osten und bis zur EhariuSka im Westen reichen, serner bewohnen sie das ganze Küstengebiet von der Penschina bis zum Rutlschan. Auch sie zer- sallca in seßhafte, welche die Küstengegcnden bewohnen und sich hauptsächlich vom Fischlange nähren, und in wandernde, welche mit ihren Rcnthierherdcn »n Innern deS Gebiete- herumziehea. Beide Abthciluugen der Korjaken unterscheiden sich sowohl durch ihre Leibes« beschassenhei», al- auch durch ihre Sille». Die seßhafte» ähuela den Kamijchadalen uad Renthirrtschuklschea, sie sind gleich Stelen große und stark gebaute Leute. Dagegen sind die wandernden klein und »lager. DaS Haupt »st klein, das Haar schwarz, die Auge» klein, die Rase kurz und stumpf, dagegen der Mund groß. Korjaken und Tschultschen sind etwa ebenso nahe verwandt wie Spanier und Po» tugiesen, unterscheide» sich nur sehr wenig von einander. Die Gegen- läude , welche die Korjaken besitzen, sind ziemlich dieselben wie die der Tschuktschen, wenigsten» ähneln sich dieselben sehr, so daß wir hier nicht weiter daraus rinzugehea braucheu. Vermischtes. - In Folge eine- SchlaganfallS starb am Montag in Merseburg der Generaidirector der Landscucrsocietät der Provinz Sachsen, von Hu eisen, ein durch seine Agitation gegen die Feuer - Versicherung«-ActiengeseUschastcn auch in weiteren Kreise,, bekannt gewordener Man,,. -- Bologna, 12. Juni. („Kölnische Zeitung.") Die Festereignisse dieser Tage drängen und schieben sich im Raum, so daß den Festgästen ein ruhiges Besinnen unmöglich wird. Am Sonntag fand nach dem studentischen Empfange ver Festvortrag Paiizccchi'S statt, welchem ein Frühschoppen olgle. DaS italienische Comitö stellte die französischen und -rutschen Gäste einander vor. und beide Parteien entledigten äch der Pflicht der Höflichkeit mit guter Haltung und mit Anstand zum stillen Vergnügen der Bolognesen, eine halbe Stunde sväter begegnete man Wagen mit deutschen und fran zösischen Studenten, die unter tollem Jubel von italienischen Stuventen durch die Straßen gezogen wurden. Die Fest- vorstellung „Tristan und Isolde" beschloß den Abend für die Studentenschaft noch lange nicht, noch um 5 Uhr Morgen« wurden von weinsrohen Musensöhncn bei Mandolinenklang lustige Serenaden gebracht. Frischer als die übermächtigen Scholaren traten in Len Morgenstunden dann die angereisten Professoren in Erscheinung, da der Süivaeo den Empsang schon iür 8 Uhr Morgen- angesagt hatte, um die Gäste der Stadt kennen zu lernen; unter weitern Besuchen und Gängen verlies der Morgen. Nachmittag- gab die städtische Capelle in der Ausstellung ein treffliches Eoncert; um 5 Uhr erfolgte die Enthüllung deS Reiterstandbildes Victor Emanucl'S in Gegen wart der Morgens eingelrosfenen Majestäten; aus den, großen Platze vor dem Ralhhaüse halten die Professoren und Studenten' der fremden wie der italienischen Universitäten, die hiesige Studentenschaft mit ihren Professoren, die Behörden und Honoratioren Bolognas sowie zahlreiche Schützen- u»d Beterancnvereinc Stellung genommen. Den tveiten Platz aßte eine zahllose Menge fremder und einheimischer Schau lustigen ein. welche jeden Zollbreit Raum süllte; alle Fenster bis aus die Dächer der mit Fahnen» Wappendcckeu und Teppichen reich geschmückten Häuser waren mit Schau lustigen besetzt. Der deutsche Botschafter erschien in großer Uniform. Das königliche Reiterstandbild, ein Werk Mont- verde'S, erwies sich als sehr wirksam und paßt vortrefflich zu den monmneittaleii Gebäuden deü Platzes. Der König äußerte ich sehr erfreut und befriedigt. Abends folgte die große Beleuchtung der AuSstellilngSgärten, dann ein äußerst schöner Fackclzug; statt Fackeln wurden Stangen mit Zusammen- lellung bunter Lämpchen in allen erdenklichen Formen ge tragen; vor den Gemächern de« Kö»igspaareS im Rathhause erfolgte fast eine Stunde lang ununterbrochen eine Kundgebung aufbrausender Begeisterung. Später fand bei den Majestäten der Empfang der fremden Ehrengäste statt, welche die huld volle Liebenswürdigkeit deS König-Paare- nicht genug zu rühmen wußten. Den Höhepunct der Feier bildete heute der eigentliche FestactuS, der die Gäste von 8 Uhr früh bis nach 2 Uhr in Alben, hielt. Zunächst versammelte» sich die hiesigen und fremden Professoren und Studenten in der Universität; der prächtige innere Hof mit den offenen breiten UmgangS- halle», mit Fahnen und Blumen reich geschmückt, bot mit den festlich gekleideten Zuschauern, unter denen die schönen Frauen und Mädchen der Bürgerschaft wenigsten« die Halste bildeten, einen reizvolle» Anblick; daS Bild erhielt aber erst Füllung und bunte Färbung, als die sehr zahlreiche» Abgesandten der fremden »uid ein heimischen Hochschule» in ihren AmlStrachten, im Kleide der akademischen Würde einzogen und ihnen gegenüber die Studenten, ebenfalls mit bunten Abzeichen, die deutschen mit Koller, Kanonen, gezogenen Schlägern. CcreviSmützen oder Baretten, Platz nahmen. Als daraus daS KönigSpaar mit dem Thronfolger und dem Hose dann von den Versammelten begeistert begrüßt unter dem Thronhimmel erschienen, begann die festliche Handlung mit einer Ansprache des RectorS, welcher sich diejenige deS UnterrichtSministerS anschloß; dann hielt der Dichter Professor Carducci die eigentliche Jubelrede, die a» einen eingehenden Rückblick aus die Vergangenheit manchen zündenden, von den Studenten mit brausendem Beifall aus- grnommenen Hinweis aus unsere Tage knüpste. Mittlerweile war eS Mittag geworden; bei der glühenden Sonnen hitze stellte sich vielfach Erschöpfung ein, aber daS Interesse erwachte von Neuem, als nun die akademischen Abord nungen ver Prosefforcn in Gruppen nach den Ländern geordnet erschiene» und nach kurzen Ansprachen ihrer Wortführer die schriftlichen Grüße ihrer Hochschulen, schön aus Pergament auSgesührt, überreichte». Die Reihenfolge war alphabetisch geordnet, so daß Oesterreich-Ungarn de» Reigen «öffnete und dann zunächst Belgien folgte; die skan- dinävischen Reiche erschienen zusammen, dann Frankreich. Deutschland, England mit seinen Colonien, Portugal. Spanien, die Schweiz, die Bereinigten Staaten; e» waren interessante Gruppen bedeutender Köpfe und Männer ,n eindrucksvoller Tracht; wenn die Franzosen in ihren gelben oder rothe, Gewändern an daS Altcrlhum erinnerten, so mahnten die Deutschen in Tracht und Erscheinung an da« Mittelalter; die Engländer und Spanier erschienen, obschon Laien, dem Zu schauer wie Priester der Inquisition. Die meisten Redner sprachen italienisch, mehrere sranzösrsch, einzelne, wie die Engländer, auch lateinisch, der Wortführer der Griechen griechisch. Im Namen der deutschen Vertretung, der zahl reichste» und stattlichsten von allen, sprach Professor vo» Hosmann a»S Berlin in trefflichem Italienisch, kurz, aber warm, herzlich und gewinnend; der deutsche Redner riß die Anwesenden mit sich fort zu betäubendem Beifall, al- er erzählte, wie er zu der Ehre der Sprechens gelangt sei. weil er selbst vor säst fünfzig Jahren hier in Bologna studirt habe, und als er dir vielen Beziehungen Deutschlands zu Bologna m vergangenen Tagen hervorhob. Auch der zweite Sprecher der Deutschen. Professor Stvlzel, der von, preußischen Justizministerium im Aufträge der preußischen Negierung entsandt worden war, fand «ine un- gemein herzliche Ausnahme. I», Namen der italienischen Universitäten antwortete Professor Pessina, woraus Professor Gativino in lateinischer Spiachc eine AbschicdSanspracdc kielt, in welcher er dem Wun-ftbe Ausdruck gab, daß der bewaffnete Friede einem wirklichen Loikerjr>cdcn welche» und der einzige Kamxj da« Wellungen der Völker um die Palme der Tugend und der Wissenschaft sein werde.
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