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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-18
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1888
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440V obochtnug der Schiff«, bene« man s« nah» war, daß «a, die Hanlirnuseu der Mannschaften deutlich zu erkenne» vermochte, ne- währte da« höchste Jntereffe. Es war in der Tdat ein maje stätischer Anblick, den diele ll gewaltiqea Kengsjanffe cewäbriru. und der Bedanke an Deutschland« Macht uud Größe drängte sich na« hier aus offenem Meere in erhebender Weise ans, und nnsere besten Wunsche begleiteten den Kaiser aus seiner Reise. Nachdem der „Kaiser Wildelm" da« kaiserliche Geschwader längere Zeit begleitet hatte, ließ er dasselbe au sich vorüber- ziehen und suhr ihm dann abermal« au der Sleuerbordseite vorbei, bi- aus etwa 200 Meter an die „Hohenzollera" heran; nun erscholl ein brausende« dreijache« Hoch aus den Kaiser, woraus der Kaiser ans der Lommanbobrücke erschien und mit miluairischem Gruß sür dir Huldigung dankte; neben dem Kaiser stand eine hohe Figur in Dragoner > Unisorm. woraus wir erschlossen, dag eS Gras Herbert Bismarck war; dieser reichte dem Kaiser «in Fernrohr, wodurch derselbe den „Kaiser Wilhelm" längere Zeit beobachtete. Aus der andere» Seite de« Kaiser« stand Prinz Heinrich. Nach- dem wir somit da» Ziel unserer Wüniche erreich: hatten, «rat da» Schiff die Rückreise an, and nach einer schnellen Fahr» langten wir prärrse 7 Uhr wieder in Warnemünde an. Neueste Nachrichten aus Lettin. * Berlin. 17. Juli. (Fernsprechmeldung de» „Leipziger Tageblattes".) Tem Professor Schrötter in Wie» ist der Rolhe Ädlerorden H. Classe verliehen worden. — Der „Kreuz,eitung^' zufolge erzählt man sich in militairischen Kreisen, daß die Epaulette« nicht ganz abgeschafft, sondern daß dieselben im Gala» uud GesellschaftSanzuge weiter ae- tragen werden sollen; dagegen solle» im Dienste nur Achsel stücke getragen werde» und daher die Epaulettenhaller weg sallen. Die Achselstücke sollen entsprechend denen bei den Husaren werden. — Die erste Etage de« StadtschlosseS wird erneuert und der Kaiser später da» ganze Stadtschloß bewohne». — Karlsruhe. 3n den Kammern berichteten bei Schließung derselben die Präsidenten über die Geschäfte. In der Zweiten Kammer gedachte der Bicepräsident der schweren Schicksals» schlage, von deuen Baden und Deutschland betroffen wurde, und gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß daS Deutsche Reich, gegründet aus deutsche Treue, seine Machtstellung auch unter Kaiser Wilhelm ll. sichern werde. — Gnesen. Die Nach richt, daß der Bischof Dinder iusolge Zuckerkrankheit bochgradig augenleivend geworden und daß bereit» die Einsetzung eines Administrator» in der Person des Prälaten llr. Wanschura erfolgt sei, entbehrt jeder Begründung. — Wien. Die Königin Natalie von Serbien soll an geblich ihren Wohnsitz in Semliu nehmen, um ihrem Sohne näher zu sein. Man sagt, daß der König sich bald wieder vcrhcirathen werde. — Bukarest. Der Präsident der Deputirtenkammer ist gestorben. — Paris. Dem bekannten Mitarbeiter de» „Figaro" Karl Wolfs ist vom Präsidenten da» Kreuz der Ehrenlegion verliehen worden. — Die Ver tagung der Kammern durch ein Decret des Präsidenten wird heute erwartet. — Au» Rom wird gemeldet. Crispi habe eine Weisung nach Massauah ergehen lassen, die Erhebung einer gewissen Steuer zu erlassen. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Da» hochbedrutsame Telegramm de« Kaiser» an Pro fessor Heinrich von Treitschke. dessen Wortlaut wir in der letzten Nummer abaedruckt haben, hat der deutsch freisinnigen Presse arge Verlegenheit bereitet. ES liegt hier eine kaiserliche Willenskundgebung vor. die allerdings sich weit von den Anschauungen der deutschfreisinnigen Partei entfernt. Die „Bossische Zeitung" giebt ihrem Mißbehagen über die Anerkennung, welche Heinrich von Treitschke au» dem Munde de» Kaiser» zu Theil geworden ist. mit folgenden Worten Ausdruck, wegen deren sich wahrscheinlich der berühmte Ge schichtsschreiber und Patriot zu trösten wissen wird: Wir haben im gestrige» Abendblatt den Wortlaut eine» Tele gramme» mitgetbeilt, welche« der Kaiser an de» P- oscssor von Treitschke gerichtet habe» soll. ES war darin der Dank sür einen Aussatz au«, gesprochea, welchen Herr von Treitschke in den „Preußischen Jahr büchern" über die beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. »er- üffentlicht hat. Wir hatten eine nähere Erwähnung dieses Aussätze« bisher unterlasse», weil der Werth der schwungvollen Arbeit durch leidenschaftliche Parteiangrisfe unsere» Erachtens dergestalt so ver mindert wurde, daß mau nicht das Werk eines objcctiv artheileudea Geschichtsschreibers, sondera daS eines einseitige,, Parteipolititer» vor sich sah. Wie schwer die deutschsreisinnige Partei von diesem Tele gramm des Kaisers an Herrn v. Treitschke getroffen wird, ergicbt sich au» folgender Stelle des so hoch belobten Nachruf»: „Die Regierung de« sterbenden Kaisers (Friedrich) konnte nur eine traurige Episode der vaterländischen Geschichte werden, traurig durch die namenlosen Leiden des edlen Kranken, traurig durch da» lügnerische Treiben de» englischen ArzteS und seiner unsauberen journalistischen Spießgesellen, traurig durch die Frechheit der deutsch« sreisinnigen Partei, die sich begehrlich an den Kaiser herandrängte, als ob er selber zu ihr gehörte, und einmal doch einen Erfolg, den Sturz dcS Ministers v. Putlkamer, erreichte — während die monarchischen Parteien durch da« Gefühl der Pietät wie durch die Voraussicht de» nahe» Endes genöthigt wurd n. ihre Stimme zu dämpfen." Da Kaiser Wilhelm II. jedenfalls ganz genau weiß, wer sich begehrlich an seinen bockseligen Later herandränqte, so ist sein AuSspruch, Treitschke habe der Wahrheit die Ehre gegeben, von erdrückender Wucht. Zugleich ist derselbe die strengste Berurtheilung der jetzt von dcutschsreisinnigen Blättern betriebenen Hetze gegen die deutschen Acrzte. * Die „Elberselder Zeitung" schreibt: Die Vorstände der nationalliberalen und sreiconservativen Vereine in Barmen und Elberfeld haben in den jüngsten Tagen ihre Stellungnahme zu der bevorstehenden Landtagswahl erörtert. Wie auS allen Kreisen der Parteien von rechts und link- übereinstimmend betont wurde, daß die politische Lage daS Zusammengehen der conservativcn und nationalliberalen Par teien wenn jemals so zur Zeit zur Pflicht mache, so konnte bei dem festen Bündniß, welches in unserem Wahlkreise die beiden Parteien schon seit Jahren umschließt, die Entscheidung nickt zweifelhaft sein. Einstimmig wurde beschlossen, das vor drei Jahren geschlossene Com Promiß sür die demnächstige fünfjährige Wahlperiode zu erneuern. * Die Königin Natalie von Serbien verläßt, wie telegraphisch gemeldet wird, Wien wieder und wird sich, dem Vernehmen nach, nach Pari» begeben. Man dars daraus „gefaßt" sein, daß die Berichterstatter der französischen Hauptstadt sich beeilen werden, allerlei Schaudergcschichten über die Behandlung zu veröffentlichen, welche der Köuigin von Serbien von Seite» der deutschen Behörden in Wiesbaden angeblich zu Tbeil geworden ist. Der berüchtigte Deutschen- seinv de» „Figaro", St. Cöre, eröffnet bereit» den Neigen, indem er darauf hinweist, daß König Milan wohl in einem Lande Recht erhalten konnte, „oü In korcs primo topjours Io clroit". * Angesichts de» großen Interesses, welche« man allerseits der EhescbeidunaS-Angeiegenhcit de« serbischen König»- paare» entgegcnbringt, theilt die .Neue Freie Presse" de» Wortlaut de» bisher nur bruchstückweise veröffentlichten Vertrage», den König Milan mit seiner Gemahlin abschließen wollte, mit. In dieser Vollständigkeit gewährt der Vertrag, der noch verschiedene, bisher nicht mitgetheilte Punkte von Bedeutung enthält, einen interessanten Einblick in da» bisherige Familienleben der beide» Ehegatten, wie er auch andererseits die politische Bedeutung de» Ehezerwürsnisse» zeigt, sowie da» außerordentlich noble Entgegenkommen, welche» der König durch Anbietung dies.« so schroff ab- gcl.hnlcn Vertrages der Königin gegenüber bewiesen hat. Der Vertrag lautet in Uebersetzung wörtlich, wie folgt: B e r t r a g. Sr. Masrstüt der König Milan von Serbien und seine Gemahlin, Ihre Majestät »1« Königin Natalie, in Betracht nehmend: 1) Lat di« »misch»» ihnen im »origeu Jahr» geschloffen« »nd unterschrieb«»« persönlich« verständig»», sich in ihrer praktischen An wendung al« nicht aulreichend gezeigt hat, »m zn dem beabsichtigten Ziele zu süliren; 2) daß sowohl der König, al« anch dir Königin wünsche». daß die Verhältnisse zwischen ihnen denjenigen nnter gebildeten Lente» entspreche». n»d daß ihr Sohn, der Kronprinz, seine Bildung in Deutschland beendige; 3) daß beide Parteien »» der Ueberzengnag gekommen stad, daß eia gemeinsame« Leben zwischen ihnen »amöglich ist und daß zugleich die Interessen ihre- Sohne« verlangen, daß eia Zustand hergestellt werde, welcher die Ehescheidung ansschließt: haben solgendea neuen Vertrag, welcher endlich ihre gemeinsamen Verhältnisse bis zur Volljährigkeit de« Kronprinzen regelt, geschloffen uud si-d ans soigend« Punkte vereiulgt: 1) Die Königin verpflichtet sich feierlich, bi« zur Volljährigkeit de« Kronprinzen nicht »ach Serbien zurückzukommea, ohne besondere Brrusung de- König«. 2) Bi« zum l. Januar 1893 wird die Königin für die ganze Zeit ständig in Wiesbaden wohne». Die Königin kann diesen AusenthaltSort bloS ändern, wenn die» der König genehmigt und wenn er seine schriftliche Erloubaiß dazu gegeben hat. ES versteht sich aber von selbst, daß die Königin während der Ferien de- Kronprinzen verretsea und sich sür kurze Zeit uater Beobachtuag de» PuncteS 1 diese- Lee- trage« au« Wiesbaden eatseraea tauu. Im Falle, daß die Königin während der Schulzeit de- Kronprinzen sich au- Gesundheitsrücksichten au» Wiesbaden emserne» muß, ist immer die Erlaubaiß deö König« dazu nülhig. 3) Bis zum I. Januar 1893 wird der Kronprinz seine Erziehung uuler unmittelbarer Aussicht der Köuigin und nach dem Plane, wie ihn der König bestimmt und genehmigt und für dessen Ausführung der König zu sorgen hat, genießen, uud zwar unter der Leitung eines Gouverneurs, welchen der König eraeuoea wird. 4) Vom 1. Januar 1893 au hat er seine Erziehung in Serbien sortzusetzeu und dort zu beeudea. b) Währen» der Zeit seiner Erziehung in Deutschland wird der Kronprinz in jedem Jahre seine Ferien, d. h. die Zeit vom 7. Juli bis zum k. September, bei seinem Bater und unter besten Aussicht verbringen, uud zwar so. daß er am Tage des 7. September, dem Namenstage seiner Mutter, zu dieser zurückkehrt. Außerdem wird der Kronprinz in jedem Jahre zu Ostern uud zu Weihnachten zu seinem Later kommen, um zu diesen Feiertage» >e 10 Tage bet ihm zu verweilen. Diese Reise wird in diese Zeit nicht eingerechnet. Dieser Punct hat seine Giltigkeit, sobald dieser Vertrag von den beiden Parteien uulerichrieben ist. 6) Die Königia verpflichtet sich formell und feierlich, den Krön- Prinzen nirgends außerhalb der Grenzen de« deutschen Reiches zu führen, auch aus die kürzeste Zeit nicht, es sei denn, daß der König seiae besondere Genehmigung schriftlich gegeben hat. 7) Der König verpflichtet sich tormell uud feierlich, den Kron prinzen vom Tage seiner Großjährigkeit an, also nachdem er io sein Vaterland zurückgekehrt ist. zu jedem Oster- uud WeihnachtSsefte zu seiner Mutter zu schicken, damit er bei ihr zu diesen Feierlagen je zehn Tage lang verweile. Auch hier wird die Zeit de- Reisen- nicht mitgerrchnet. Ebenso verpflichtet sich der König, von jener Zeit an seine» Sohn während der Ferien, d. b. vom 12. Juli bi« zum 12. September zur Mult» zu schicken. Die Königin hat aber kein Recht, während dieser Zeit den Kronprinzen an den Hösea ohne die Erlaubuiß de- König- vor- zustellea. 8) Vom 1. Januar 1893 ab kann die Königin sür kurze Zeit oder beständig wohnen, wo sie will, unter Beobachtung de- PuncteS 1 dieses Vertrage- (also mit Ausschluß von Serbien). 9) Der König verpflichiet sich formell und feierlich, der Königin sowohl von seiner Seite, als auch von Seiten des Staates olle Rechte, Vortheile und Ehren, weiche sie in ihrer hohen Stellung al- Königin zu beanspruchen bot, zu sichern. 10) Die Königin hat das Recht, sich ihre Hosdamea uud Ehren- sräulein selbst zu wähleu. Dieselben werden von ihr ernannt, jedoch muß sie dem Könige diese Ernennungen schriftlich mittheileu» damit die Namea der Eruauuten in die Hosjouruale eingetragen werden. Sollte die Königin wünschen, einen Hosmarschall oder einen Eeremouieameister zu haben, dom» werden diese aus ihren Vorschlag »ud »ach ihrer Auswahl vom Köuige eruaaut. Wenn erforderlich, werden dem Kronprinzen während seiner Lehrzeit auch 1 bi« 2 Adjutanten zugetheiit, welche ebenfalls vom Könige ernannt werden. 11) Wählend der Zeit der Erziehung de» Kronvrinzen in Deutschland wird die Königin sür sich und de» Kroapriuzei» sowie für ihren gelammten Hos an- der Livillifte des Königs monatlich 2b 000 Franc- erhalten; die Adjutanten, der Hosmarschall uud der Leremoaienmeister werde» jedoch vom Könige besoldet. Diese Summe von jährlich 300000 Franc- wird die Königin erhalten, auch wenn der Kronprinz als volljährig nach Hause zurückgekehrt ist. 12) Nachdem sich der König und die Königin aus eigenem und freiem Willen über olle vorerwähuten Puncte verständigt baden, geben Ihre Majestäten eiaauder — jo wahr ihnen Bott helfe — lhr Ehrenwort, daß sie diese Bestimmungen in Allem pünktlich, genau und gewissenhaft halten werden, damit in Folge dessen die Reibungen aushöreo, welche bis jetzt zwischen ihnen bestanden haben. Weil dieser Vertrag aber sowohl der einen als der anderen Partei ihren inneren und äußeren Frieden sichert und zu gleicher Zeit die Jntereffe» der uotiouolea Dyuaftie sowohl wie de« serbischen Staates versolgt, so ist er angesichts seine- staatsrechtlichen LhorokterS nud damit er bestehen bleibe, von den Metropoliten und den sämmtlichen Bischöfen der unabhängigen und autocevhalen ser bischen Kirche gesegnet und unterschrieben und mit dem Staatssiegel und der Unterschritt sämmtlicher Staat«miaister versehen. So vereinbart uud in zwei gleichlautende» Exemplaren aut« gefertigt tu Belgrad und in Wiesbaden. OeffenÜ. Verhandlungen der Stadtverordneten am SV. Jnnt 1888.*) (Lus Grund des Protokolls bearbeitet und mitgetheilt.) Anwesend: 46 Stadtverordnete nud am RathStische Herr Oberbürgermeister vr. Georgi» Herr Bürgermeister Jnstizroth vr. Tröudliu, Herr Polizeidirector Bretschoeider nud die Herren Stadträth« Hehler» vr. Wavgemaao» Esche und Mechler. Der Vorsitzende, Herr Vorsteher Iustizrath vr. Schill, hielt folgende Ansprache, welche die Versammlung stehend allhörte:, Meine Herren! Drei Monate erst sind verflossen seit dem Tage, an welchem wir an dieser Stelle der Trauer uni da- Hinscheiden unsere- unvergeß- lichen großen Kaiser« Wilhelm Wort« verliehen haben, uud schon wieder -eben wir heute hier, die Herzen von tiefem Wehe ersüllt über den Verlust unsere» geliebten Kaiser» Friedrich. Uud wenn bei der ergreifenden Trauerbotschaft vom 9. März wenigsten« Da tröstend uud versöhnend wirkte, daß Kaiser Wilhelm un« bi« zu einer Altersgrenze geschenkt gewesen ist, welche zu erreichen nur wenigen Sterblichen beschiede» ist, so erhöht e« heute unsere Trauer, daß Kaiser Friedrich in den Jahren» welche sonst als diejenigen der vollen gereiften MauaeSkrast gellen, durch eine suechtbare Keank- heit, deren Verlaus wir seit Jahr und Tag in angstvoller Spannung versolgt habe», hiagrrafft wordeu ist. L- ist nicht meine Absicht, zu Jhueu, mein« Herrea, za reden von den herrlichen Eigenschaften de« Geiste« de» hochseligeu Kaiser«, von seiuer impouireude» uud zugleich die Herzen gewinnenden Persönlichkeit, seiae» fürstliche» »ud menschiicheu Togendea, seine» unvergänglichen Verdiensten um da« Vater land aus de» Schlachtfeldern und im Frieden. Da» ober lassen Sie mich oussprechen: Alle«, wo« geeignet ist, einen Fürsten zum Liebling de« Volke« zu machen, da» hat Kaiser Friedrich besessen. Und tief- erschüttert beweint nab beklagt da» ganze Volk seinen Heimgang. Erschüttert ober auch stehen wir im Hinbück auf da« wahrhaft tragische Schicksal de« elften erlauchten Kaiserhauses der Hohenzollera, welche« in einem Zeiträume von noch nicht hnudert Tagen zwei seiuer edelsten Sprossen bat zu Grabe bringen müssen. Wahrlich, vor diesem Geschick verstummt di« Sprache uud e« bleibt nur daS Gebet zu dem allmächtigen Leuker unserer Beschicke, daß er da- schwergeprüfte Hau« wieder ausrichte uud gnädig be wahre vor neuen Schick,alsschlägeu. Gott schütz«, da» ist unser inbrünstige» Flehen, Gott schütz« uud erholte ou« lauge, lange Seine Majestät unseren Kaiser Wilhelm H. l Er gebe ihm Krast und Weisheit, daß er da« hohe Erd« seiuer Vorfahre» bewahre und da« Reich, sei nun Ruhe oder Sturm, wie er e« gelobt hat. mit fester Haiid leite, aus daß dasselbe auch unter seiner Regierung all« Zeit iu Ehre» uud Herrlichkeit dasteh«l Nach eiuer Pause wurde sodann zu de» sür die hentige Sitznng vorliegende» Geschäften übergegangen. Der Vorsitzende, Herr Vorsteher Iustizrath vr. Schill, mochte folgende Millheftungca: Von dem Rathe zu Dresden ist eine Aufforderung oa den hiesigen Rath zur Betdeiligung bei einer Beileidsabreffe der säch- fischen Städte °n Se. Majestät den Kaiser Wilhelm ll. eingegoage». Der Rath hat beschlossen, sich der Adresse anzuschließeu, uud da« Collegium tritt dem einstimmig bei. Der Herr Vorsitzende theilt ferner mit, daß bei dem Trauer- gottetdirnst am nächste» Sonntag in der Nicolatkirch« Plätze für dir Mitglieder de« Collegium« resernirt sei» »erde». *) Glngegaugr» bei der Nednetton m» L>. JnlI. Eingegange» stad 8 Exemplare der Nr. S4 de« V. Jahrgang» dar Allgemeinen Fleischerzettung, welche eiueu Artikel über die Freibank enthält. Sieben dieser Exemplare liegen ou«. während rtuö bei de» Acte» zu verbleibe» hat. Eia NathSschreiben bezüglich der Anträge de« Lollegiam» zum Hao»haltpla» für da« Armeaamt aus da« Jahr 1888 wird — soweit e« nicht an den Stiftung-. uud Finanzausschuß verwiesen ist — durch den Herrn Archivar de« Lollegium« im Aufträge de« Herrn Vorsteher» verlesen und bewendet et hierbei. Mau tritt sodann in die Tagesordnung ein und resrrirt Herr Direktor Sckilöinilch al« bestellter Referent über die zur un- mittelbaren Plenarverhaudlung verwiesene Vorlage, betr. de» Rechaung-abichluß der Gasanstalte» sür da« BrtriebSjahr 1886, sowie die Abrechnung über die in demsrlbru Jahre auSgesührteu Rohr leg» ugSarbeiten. wobei Herr Referent aus den venftelsältigtea BetrtebSbertcht der Gasanstalten aus 1886 verweist. DaS angesichts bedeutender Mindereinnahme» noch relativ nicht za große Mindererträgniß der Gasanstalten beruht ans verminderter Gasubgabe, Preisrückgang der Ntbeaproducte und hoher an Couaewitz zu zahlender Commuualsteuer. Abweichungen der Rechnung vom Budget sind im gemilchten SaSauSichiiß erörtert worden und biete» nach genügender Recht- serligung derselben seiten» der Verwaltungsstellen, wobei der GaS- aaSschuß Beruhigung faßte, keinen Anlaß mehr zur Besprechung. Nach Mittheilungea über Abschreibung und Bnchwrrth der Ga«, anstaltea giebt Herr Resrreut nähere Erläuterungen zu einzelnen Contea, bez. Positionen der Rechnung, bespricht den Gasverlust, den Selbstkostenpreis de« Gose-, welcher erheblich höher als früher ist, weil die Gasanstalt H bez. ihrer Verwaltung, Verzinsung und Tilgung voll mit in Ansatz zu bringen gewesen sei, und bemerkt, daß der Rath nach einer Vorlage de- Herrn Stadtrath vr. Wange- wann die SaSpreise herabzusetzeu beabsichtige und die Ansicht habe, daß derAuSsall durch erhöhten GoScoasom auSgeglichea weedea dürfte. Immerhin werde mau sich daraus gesoßt machen müssen, daß die Renten der Ga-onstalt in Folge der größeren Abschreibungen angesichts de- Umbau- der Gasanstalt l und Erweiterungsbaues der Gasanstalt II künftig geringer werden dürsten. «egen die Richtigsprechnag der Rechnung der Gasanstalten aus 1886 sei nicht- eiuzuweuden. WaS dagegen die Abrechnung über die im Jahre 1886 au», geführten RohrlegungSarbeiten betreffe, so seien die bezüglichen Arbeiten nur TheilauSsührungea, für welche auch bi» jetzt nur Theilbeiräge der verwrlligtea Summe» verausgabt sind, während ma» bi« jrtzt noch nicht abseheu köaue, wir sich dle Rechnung am Schlüsse stellen werde, obwohl gegen die bi« jetzt erfolgten Veraaö- gabungen nichts einzuwendeu sei. Herr Referent beantragt daher. den Rechnungsabschluß der Gasanstalten aus 1886 richtig zu svrechen, die- jedoch bezüglich der im Jahre 1886 au-gesührtea RohrlegungSarbeiten im Betrage von 466082,69 nur unter dem Vorbehalte zu thun, daß die endgiltige Gestaltung dieser Rechnung zu keinerlei Erinnerungen Anlaß giebt. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Hieraus berichtet Herr Blockhaus für den Bau-, Oekouomie-, Stiftung' und Finanzausschuß über Errichtung eine- neuen ZwaugSarbeitShause» aus demAreal de-Rittergutes Thonberg zwischen der Riebeckstraß« uud der im Bebauung-plane bereit« sestgestellteu nächsten Parallelstrabe zu derselben. Die vereinigten Ausschüsse beantrage» Geuehmiftung der Borlage. Nach Verweijung auf die Vorgänge in dieser Angelegenheit ver liest der Herr Referent dar NathSschreiben und theilt da« Haupt sächlichste aus dem der Vorlage beigrsügtea Gutachten de- Herr» Architekten Bösruberg mit uud bemerkt sodann: DaS nach der Vorlage iu Aussicht genommene Areal sei größer und weniger kostspieliger al» da- vorher iu Frage gekommene. Der Rath bemerkt am Schlüsse der Vorlage, daß zunächst noch entweder Eiuigung in dcr Frage der Einverleibung von Thonberg zu ersolgen habe, oder mindestens der llebergaog der Polizeigewatt über das Areal aus die Stadt. In den Ausschüssen sprach mau allerding» sich dahin au», daß wenn vorher die EinverleibungSsrage entschieden werden solle, die AiiSsübeung de« Projekt» aus mehrere Jahre hinausgeschoben würde. E>»e Stimme habe sich aber vahin ouSgrsorochen, daß der lieber- gang der Polizeigewalt über das Grundstück auf die Stadt nicht genügen würde. Herr Landgerichtsdirector Bartsch steht letzterer Ansicht sym pathisch gegenüber, da bei bloßem Uebergang der Polizeigewalt leicht nach verschiedcnen Richtungen unhaltbare Verhältnisse entstehen könnten, z. B. bei etwaigem Flüchtigwerdea uud notbwendig wer- deader Verfolgung von Detinirten, ober auch mit Rücksicht aus da steuerliche Interesse, da abgesehen von der Grundsteuer vielleicht aus Grund der doch nothwendigen Beschäftigung der Detinirten noch weitere Steuern gejorder» werden könnten. Herr Redner beantragt daher, der Rathsvorlage ziiznstimmeu, jedoch nur unter der Voraus- setzuug, daß vor Einführung der Sache Einigung mit der Gemeinde Thonberg wegen deren Einverleibung zur Stadt erzielt werde. Der Antrag wird unterstützt. Herr Oberbürgermeister Vr. Georgi bezeichnet e« an sich aller- ding« auch als wünschenSwerth, die Einverleibung Thonberg« herbei- zusühren. fürchtet aber, daß dei Annahme des Antrag- Thonberg- Stellung zur EioverleibuiigSscage von voraberria für diese- günstiger werden könnte, wogegen er die von Herrn LaodgerichtSdneclor Bartsch gehegten Belürchtungen sür den Fall de« bloßen Ueber- gaug« der Polizeigewalt aus die Stadt nicht sür so schwer wiegend hält. Herr Landgerichtsdirector Bartsch erwidert, er habe sich auch gesagt, daß die Annahme de« Antrag- vielleicht di« Bedingungen Thonberg« iu der EinverleibungSsrage steigern könnte; andererseits sei aber die Gemeinde Thonberg arm und di« Eiuverleibung bringe ihr »ur Nutzen, daher könne man aunehmea, daß sie die Eiuver- leibung doch nicht erschweren werde. Ueberdie« habe der Rath eiuea gewissen Drücker in der Hand, da er dort viel Areal besitze. Sollte Thonberg seine Ansprüche zu hoch spanne», so würde man sich allerdings noch einige Jahre ohne da« «reue ZwaogSarbeitS- hau« behelfen müssen. Herr Oberbürgermeister vr. Georgi erwidert, daß Thouberg nahezu dieselben Bedingungen stelle wie die übrigen Vororte. Der Aiilrag de« Herrn LanbgerichtSdirector Bartsch wird mit 33 gegen 14 Stimmen abgelehut, der Autjchußantrag gegen 1 Stimme augenommen. Herr Brockhau« reserirt weiter sür de» Bau- und Fiuauz- auSjchuß über Entnahme der sür bauliche Unterhalt»»» tzer Grundstücke Darmstädter Hos, Am Kautz uutz BrouneSRoß verwilligten Kosten voa 900nu deln Betriebe. Die Ausschüsse beantragen Ablehnung der Borlage, da man bei einem so großen und bedeutenden Aufwand rrsorderu- den Unternehmen nach wie vor der Uebersichtlichkeit uud Durchsich tigkeit halber die Aalegung eine« besoadereu Lonto« wünsche» müsse. ES solle» daber aus diese« Lonto di« gedachten UuterhaltuugStofteu kommen, sowie auch die Zinsen uud die soustigeu ähnliche« Su«- gaben au» Anlaß de- MackthalleuprojecteS. Herr Stodlrath Hehler theilt die sür de« Rathöbeschlaß maß. gebenden Gründe nochmal« mir, hebt auch dabei hervor, daß man e« nicht gerechtfertigt hielt, die Einnahmen au« de» Grundstücken auch aus Stammveriuögea zu übertrage«, wa« sonst der Lonsequeoz halber geschehe» müßte. Herr Re se reut erwidert, der Betrieb solle durch den Ausschuß- antrag nicht geichniSlert werden. Der Ueberschuß komme de« ve- triebe doch auch bei Annahme de« AuSschußautrag« zu Gute; e« werde eben »ur die Aalegung eine« besoadereu Markthalle»««»» gewünscht. Mit Bezug aus eiae Aeußeruvg de« Herrn Stadtrath Hehler, welcher sich aus gesetzlich« Bestimmungen berief, erwidert Herr Referent, daß er nicht wisse, welche gesetzliche Bestimmungen hierbei iu Betracht kommen. Herr Oberbürgermeister vr. Georgi bemerkt, e« haudele sich um die gesetzlich« Bestimmung, wonach Ueberschüsse de« Stamm- vermögeu« zum Betrieb« zu fließen habe». Die Ansicht de« Herr» Reserenten, daß dir« bezüglich de« hier fraglichen Ueberschüsse« von ca. 3000 ^ auch da»» geschehen würde, wenn mau die Unter- haltun gekosten rc. aus da« besondere Capilalcoato „Markthallen" aehme. sei wohl irrig. Letztere« giebt der Herr Reserrat zu. Herr Vicevorstehek Hrrrmou», »elcher der Ausschußsitzaug nicht beigrmohut hat. ist gegen dt« Ansicht der Ausschüsse, da ma» ohue Zweifel zur Zeit berechtigt sei, de» ermllhatru Ueberschuß »am Betrieb» z» ziehe» »ud «iu« Nothmrudigkeit zur Eröffnung de« desauderr» Murkt-allrurout» sür jetzt »och »ich» varliag«. Es eutlptuat sich hierüber et», Debatte zwische» Herr» Blrevo» steher Herrmau» uud dem Herrn Nefrreute». der de» Stand- puuet der Ausschüsse vertritt und erklärt, daß er Herr» Vicevorfteher Herrn,»», »ur beivfl'chteu käuae, wen» dieser bei Eröffnung de« Markthalle»»»«« sür Rückvergütung vom Betrieb« a» diese« Lout« sich auöspräch«. Der Ausschuß-,otra, wird «i» erheblicher Majorität augruommea. Herr Wilhelmy reserirt sür deu Bau-, Oekouomie-uud Fmauz- auLichub über Berkaos deö Bauplatz»« Nr. S de« Baublock» N de- PareelitruugSplaue« sür da« Areal de« «he» malige» sitealischea Holzhofe« uud Kohleubaha- dose« voa rxcl. der verbrochenen Ecke 489.84 gm ^lächeagehalt für 4S^ll pro Quadrat«. — 22042,80 Lau de» vrretuigtru AuSlchüffru wird empföhle»: dir Borlaar obzulrhuea uud zu beantrage», daß dle vo» vaablock ll noch »icht verkaufte» Bauplätze zur öffentlichen Licitatioa gebrocht werde». Dir Ausschüsse waren gegen diese» verkauf uud volle» bei der inzwischen ersolgtea WerlhSfteigeruag de» Areal« tu j«»er Gegead zunächst eine Licitatioa vorgeuommeu sehe», um eiuea Werthmesser dadurch zu erhalte» »ad zu sehen, ob die Kanslust gestiegen sei. Hieraus beruht der Autschußautrag, welcher «mstiwmi- ange nommen wird. Sodann erstattet derselbe Herr Reserrat Bericht sür dieselbe» Ausschüsse über verlaus de« Areal« der zusammen co. 4812 am halteadea Bauplätze Nr. 2 — 10 de« Baublock« III de« PareellirnugSplaue« für daSAreal deSehem. st«eaiische» Holzbos« und Sohleabahuhos« sür rund 180000 d. t. ca. 37,40 ^l Herr Reserrat beantragt Namens der vereinigten Ausschüsse: die Vorlage de» Rolhe« abzulehnen uad bewerft, man fand den Preis voa 37,40 >l pro Quadratmeter sür nicht ausreichend, glaubte, daß da« Geschäft, welche« der Käuser durch Parcellirung in, Einzelnen machen würde, auch der Stadt zu güanea sei. uad nahm auch Bezug aus die bei der vorher erwähutea Vorlage geltend gemachte Motivirung. Der AuSschußautrag siudet einstimmige Annahme. Derftlbe Herr Reserrat berichtet sür deu Bauaa-schuß über Einlegung voa Wasserleitu»g«rohr»n i» de» Alteubarger Straße voa der Straße ck bi« zur Kaiserin Sugustastraße uad in der Steinstraße von der Altenburger Straße bi« zur Bayerischen Straße mit einem Gesammtauswaad« voa 8122 Anträge de« Ausschüsse«: ». der RathSvorlage zuzustimmeo, d. zu beantragen, der Rath möge sich darüber äußern, welche« einheitliche Priucip bei Nealeguagen, Ergänzungen und Umänderungen de« StadtrohroetzeS der Wasserleitung iu Be- zug auf Beiordnuug von 100 mm starten Zweigrohrea neben die Hauptrohre größerer Stärken künftig besolgt werden solle. Unter Bezugnahme aus das Gutachten der Stadtwasserkuust hob der Herr Referent hervor, daß dieselbe früher der Ansicht gewesen sei, daß die 100 mm weiten Nebealeiiuageu neben Rohren größerer Stärke nicht mehr angeordnet, bez. wo sie beständen, Hera»«- genommen werden sollten. Dagegen sei e« jetzt nach dem Gutachten de« Herrn Ingenieur Rother dessen Ansicht, daß Rohre bi« zu 300 mm Stärke abwirt» eme Beiordnung von Nebenrohren erfahren sollten. In dem Ausschuß glaubte man sich nicht veranlaßt, de» hiernach bestehenden Divergenzeu tn deu Ansichten der Techniker entgegea- zutreteo. wünschte aber, daß ein einheitliche- Princip festgestellt werde, welche- bei Nculegungea, Ergänzungen and Umänderungen de» StadtrohrnetzeS in Bezug aus Beiordnung voa IM mm starken Zweigrohrea neben die Hauptrohr« größerer Stärke küustig besolgt werden solle. Hieraus erklären sich dt« AuSschußanträge, welche einstimmig angenommen werden. (Schluß folgt.) Universität. Die juristische»» Prüfungen deS Sommerhalbjahre». L. Leipzig. 17. Juli. Lom 5. d. bi« gestern Abend fanden im OoUogiuw 6unäicuin die mündlichen Prüfungen der NcchlScandivaten statt. LorauSgegangen waren in den Tagen des 15.. 16. und 17. Mai die schriftlichen Examina. An Letzteren nahmen noch 39 Candidaten. An Elfteren nur 28 Candivaten Theil. Die 11 fehlenden waren zumeist frei willig von der Mitbewerbung um die Schlußcensuren zurück- getrelen. Die Differenz gegen die Ziffer der sich zur Prüfung ursprünglich Stellenden betrug mithin über 28 Procent! Das Ergebniß siel gleichwohl entschieden günstiger al» vorige« Somiuerhalbjahr auS. ES bestanden von 23 Ge prüften 24. während vorigen Sommer vo» 32 Candidaten nur 27 Ccnsuren erhielten, dort 85,7, hier 84,3 Procent der Gcsamiulzahl. Noch günstiger gestaltet sich daS Verhältnis, wenn man die ertheillen drei besten Censurenclassen („aus gezeichnet", „sehr gut", „gut") vergleicht. Longe« Jahr erhielten 11 Candidaten von 32 die Note „gut", zwei die Note „sehr gut", keiner die Ceiisur „mit Auszeichnung". Diese 13 bildeten damals 40,62 Proceut. Die« Jahr errangen neun Candivaten die Note „gut", sechs die Note „sehr gut" und einer die Censur „mit Auszeichnung". Diese 16 machen 57,14 Proceut auS, 16,52 Procent mehr als vorigen Sommer. Noch mehr springt der Fortschritt gegen die vorjährigen Prüfungen in die Augen, wenn ma» die Zahl der Candidaten nebeneinander hält, welche die beiden ersten Censuren („mit Auszeichnung", „sehr gut") sich verdienten. Voriges Jahr — 2. dieses Jahr 7. In Pioccnlen auSgedrückt heißt Ta« sür dieses Jahr volle 25 Procent, sür das vorige Jahr nur 6,25 Proceut; Heuer also 18,75 Procent mehr. Die Candi- datcn mit letzter Censurnote („bestanden") waren vorigen Sommer 14. Heuer nur 8 an brr Zahl, damal« 43,75 Pro cent. jetzt nur 28,57 Procent. Ohne Censur blieben vorigen Sommer 5, Heuer aber uur 4 Cauvibaten, dort 15,62, hier 14,28 Procent. Neues Theater. ^ Leipzig, 16. Juli. Der gestrige Theaterabend, der un« Schiller'« „Verschwörung des FieSco" brachte, war in doppelter Hinsicht bemerkeuSwerth: einmal Weiler den Anfang einer Gastspielreihe deS Herrn Avalbert MsilkomSky bildete, sodann weil mit dieser Aufführung der Nachsolger unsere- Ernst Gettke, Herr Mcery, nicht nur mit seiner ersten größeren Negiethat, sondern auch mit seiuer ersten hiesigen schauspielerischen Leistung vor da» Leipziger Publicum trat. So viel sei gleich hier Eingang« bemerkt, daß diese Aufführung eine die Gemüthrr unwiderstehlich fesselnde, eine geradezu weihevolle war, uad daß da« wundervolle Schiller'sche Stück aus alle Fälle wohl bester zur Geltung kam al» am Abende seiner ersten Ausführung in Mannheim, von der Schiller unbefriedigt berichtet: ,.Wa« verstehen meine guten Pfälzer von einer Republik; republikanische Freiheit ist hier zu Lande ein Schall ohne Bedeutung, ein leerer Name." Nun, man braucht nicht eben selbst Republikaner zu sein, um hingerissen zu werben von diesem großartigen Würfelspiel um Freiheit und Bürger- größe, ersonnen von dem darbenden, umherirrenden schwäbischen Dichterjüngling unter dem Drucke de« kleinlichen DeSpotiSmu« deutscher Kleinstaaterei. Da« flüssige Gold der jreiheitlichen Begeisterung, wie e« durch die Acte der „Räuber" rollt, ist bier bereit« zu bestimmter Form erstarrt politisch ausgeprägt. Hatte Schiller in den „Räubern", wie er sich selbst au-drückt, da« „Opfer einer ausschweifenden Empfindung" zum Vor- würfe genommen, so wählte er im „FieSco" ein „Opfer der Kunst und Cabale", einen politischen Helden, bei dem er aber, um ihn unserer menschlichen Empfindung nahe zu bringen, die StaatSaction au« dem Herzen hrrau«zuspinnen versuchen mußte. Mit Ort und Zeit verfuhr er nicht mehr so willkür lich wie iu den .Räubern" und verrirth sein hervorragende« technische« Geschick al« Dramatiker durch die künstliche Ver schlingung der mannigfachsten Fäden. Aber, lroydem er selbst hervoehoo/ daß Fie«co „der große Punct diese« Stücke«" sei. „gegen welchen sich alle darin spielende Handlungen und Charaktere gleich Strömen nach dem Weltmeere hiaseuken", litt doch die Einheit de« Jntereffe« einigermaßen darunter, daß de« Dichter« eigenste« Jntereffe mindesten« ebensosehr de» verrina ,«gewendet »ur «nd dies« Noll« deshalb breiter
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