Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-11
- Monat1888-08
- Jahr1888
-
-
-
4860
-
4861
-
4862
-
4863
-
4864
-
4865
-
4866
-
4867
-
4868
-
4869
-
4870
-
4871
-
4872
-
4873
-
4874
-
4875
-
4876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Erscheint tS-Uch früh 6»/, Uhr. Nrdariio« uat Lr»edM«» Joyauuesgaffe 8. APrrchk«»ntea irr Uri»M«u: vormittag» 10—1L Uhr. Nachmittag« t—» Uhr. «Ur »»«UI«,»« U«8«»t»«r ».ch« »» »u N«»«ck»» nicht »«r»«»Uch. v«nah»r »er für »te «ichftf«l»e»»e Num»er »efti««teu Anserate «n wache»««»»» »t» S vhr Rach»itt«ß«, nnLoan- «»»Keftta,r»fr»h »t«'/,»Utzr. Zn drn Filialen für Zns.-Lnn»h«r: vtt« Ule««. UniverfitLtSstraß» 1. Laut« Lisch«, Kathariaeastr. 23 pari. ». KöuigSplatz 7, nur bi«'/,» Uhr. ttpÜMMgMlÜt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Slbonnementsprei» * vierteljährlich 4V» Mk i»rl. Briagerloh» 5 M.. durch die Post bezöge» 6 Mt. Jede einzelne Stumme» Z0 Pf Belegexemplar 10 Pf. Lebühren lür Extrabeilaae» <ia Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbesördcruug 60 Mk. mit Postbesördcrnog 70 Mt. Znlrratr Sgespaltene Prtttzeile SV Pf. a>rohere Echriste« laut »ns. PreiSverzeichuitz. Tabellarischer ». Ziffernsatz nach höherm Tarif. Nrrlamrn unter dem Nedaeti°a«str«ch die laefpalt. Zeile bOPs.,vor denFamitirnnachrrchteu die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate stad stets au die Erpevitiau zu seudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumerunäc, oder durch Post- aachnadmr. 224. Tomra^end dm 11. August 1888. 82. Jahrgang.?, Jur gefälligen Veachtmg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 12. August, Bormittags nur bis z« Uhr geöffnet. LxpvMtlon äes l^elprlxer l'LxvdlLtte». Amtlicher Thetl. Nkkan»t«achm-. Nachstehende Bekanntmachung des BundeSratbS vom st. Mai lausenden Jahre«, betreffend die Einrichtung und den Betrieb der »ur Anfertigung von Cigarren bestimmten Anlagen, wird zur Kenntniß der Betrieb-Unternehmer gebracht und gleich zeitig au Letztere im Sinne von tz. 120 Absatz 3 der Reichö- gewerbeordnung die Aufforderung gerichtet, diese Anordnung deS BundeSrath« strengsten« zu beachten. Zuwiderhandlungen sind, soweit durch solche gegen die Bestimmungen in tz. ll verstoßen wird, »ach tz. 146 der Reichsgewerbeordnung mit Geldstrafe bis zu 2000 und im UiivermögenSsalle mit Gesängniß bis zu 6 Monaten, im Uebrigen nach tz. 147 der Reichsgewerbeordnung mit Geld strafe bi« zu 300 und im UiivermögenSsalle mit Hast bedroht. Der in tz 12 der Bekanntmachung vorgeschrirbene NuS- bang ist betreffs der einzurichtcnoen Anlagen noch vor deren Betriebe, für bereit« bestehende Anlagen späteste»- zum 12. August in dem Zimmer 11L deS Stadthauses, Obst markt 3. U.» einzureichen. Leipzig, den 11. Juni 1888. VI. 1298 Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Fröhlich. Bekanntmachung, betreffen» »te Etnrtchwng «n» den Betrieb »er zur Nn serttgung »on Ligarren bestimmte« Anlage», ve« ». «at 1888. Auf Grund deS 8 IW Absatz 3 und des 8> 139a Absatz 1 der Reicb-grwerbeordnung hat der BundeSrath solgende Vorschrislen über die Einrichtung und den Betrieb der zur Ansertigung von Cigarren bestimmten Anlagen erlösten: 8. 1. Die nachstehende» Vorlchriste» finden Anwendung auf alle Anlagen, in welche» zur Herstellung von Cigarren erforderliche Verrichtungen vorgeuommea werden, sofern in den Anlagen Personen beschäftigt werden, welche nicht zu den Familiengliedern de« Unter nehmers gehören. 8 3. DaS Abrippen de« Tabaks, die Ansertigung und das Sortiren der Cigarre» darf i» Räumen, deren Fußboden 0,5 Meter unter dem Straßenniveau liegt, überhaupt nicht, und in Räumen, welche unter dem Dache liegen, nur dann vorgenommen werden, wenn daS Dach mit Verschalung versehe» ist. Die ArbeitSräume, in welchen die bezeichnet»« Verrichtungen vorgenommen werden, dürfe» weder al« Wohn-, Schlaf-, Koch, oder BorraihSräume, noch als Lager- oder Trockeuräume benutzt werden. Die Zugänge zu benaibbarien Raume» dieser Art müssen mit ver- schließbaren Thüren versehen sein, welche während der Arbeitszeit geschlossen sein müsse». 8. 3. Die Arbeiisräume (8 2) müssen mindestens drei Meter hoch und mit Fenstern versehe» sein, welche nach Zahl und Größe au-reichen, um lür alle Arbeitsstellen hinreichende« Licht zu gewähren. Die Fenster niüsten so eingerichtet sein, daß sie wenigstens für die Hälste ihres Flächenraumes geöffnet werden können. 8- 4. Die Arbeitsräume müssen mit einem festen und dichte» Fußboden versehen sein. 8 b. Die Zahl der in jedem Arbeit-raum beschäftigten Personen mutz so bemessen sein, daß aus jede derselben mindesten« sieben Kubikmeter Lustraum entfallen. 8. 6. In den Arbeitträume u dürfen Borräthe von Tabak und Hilvjabrikaten nur in der für eine Tagetarbeit erforderliche Mengen und nur di» i« Lause de« Tage« angesertigten Cigarren vorhanden sein. Alle« weitere Lagern von Tabak und Halbfabrikaten, sowie daS Trochäen von Tabak, Abfällen und Wickeln in drn ArbeitSräumen auch außerhalb der Arbeitszeit ist untersagt. A. 7. Die Arbeiisräume müssen täglich zweimal mindesten« eine halbe Stunde lang, und zwar während der Mittagspause und nach Beendigung der ArbeilSzrit, durch vollständige« Oeffne» der Fenster und der nicht in Wohn-, Schlaf-, Koch- oder VorratliSräume führenden Thüren gelüstet werden. Während dieser Zeit dars den Arbeiter» der Aulenthalt i» den ArbeitSräumea nicht gestattet werde». 8- 8. Die Fußbödea und Arbeitstisch« müsse» täglich mindestens einmal durch Abwaschen oder fruchte« Abreise» vom Staube ge- reinigt werde». 8- 9. KlktdungSstücke. welch» von drn Arbeitern für die Arbeit zeit abgelegt werden, sind außerhalb der Arbeitsräume aufzubeivahren Innerhatb der ArbeitSräume ist die Aufbewahrung nur gestatte», wenn dieselbe in ausschließlich dazu bestimmten verschließbaren Schränken erfolgt. Die letzteren muffen während der Arbeitszeit geschloffen sel». >. 10. Nus Antrag deS Unternehmer« können Abweichungen von den Vorschriften der 88 8. b, 7 durch die höhere Verwaltungs behörde zuqelaffen werden, wenn die ArbeitSräume mit einer au« reichenden BentilotionSeinrichtuag versehe» find. Desgleichen kann auf Antrag de« Unternehmer« durch die höhere Verwaltungsbehörde eine geriugere al« die i»i 8 8 vorgeschriebe»« H»he für solche ArbeitSräume zugelaff, Arbeitern «in grvherer als der tm >. gewährt wird. h. 11. Die Beschäftigung »»» Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeiter» ist nur gestattet, wru» die nachstehenden Vorschriften beobachtrt werde«: 1) Arbeiter,»»,, und jugendliche Arbeiter müssen im unmittel bare» Arbeitsverhüliniß zu dem BetriebSunternebmer stehen Du« Aanehmea und Ablohnen derselben durch andere Arbeiter oder für deren Rechnung ist nicht gestattet. 2) Für männlich, und weibliche Arbeiter müsse» getrennte Abort« mit besonderen riugäuge, >ad, solern vor Begum und nach Brrndigunq der Arbeit et» wechseln der Kleider ftattfindet getrennte Au«, uu» Ankletderäume vorhanden sein. Di» Vorschrift unter Ziffer 1 findet auf Arbeiter, welche zu eiaander in dem Verhältnis von Ehegatten, Geschwistern oder von Siceadentrn und Drftendeute« stehen, dir Vorschrift unter Ziffer 2 aus Betriebe, tn »rlchea nicht über zeh» Arbeiter beschäftigt werden kein« Anwendung 8- 12. An der Eiugang-tbür jede« UrbeftSraume« muß etu von der l0etSp»litrib«h»rd« zur Bestätig»,» der Nichtigkeit seine« Inhalt« unterzeichurtrr AuShang befestigt ieia. an« »elchem ersichtlich ist: 1) dir Läng«, Breite und H«tr br« ArbettSraumeS, 2) der Inhalt de« Laftraume« t, Cabtkmeter, 3) dt« Zahl der Arbeiter, wrlche drumach t» de« »rbettSraum beschäftigt werbe» bars. Ja jedem Lrbeitlraum muß eine Tasel ou«gehäugt sein, welche la deutlicher Schrift die Bestimmungen der 88- 2 bi« 11 wiedergiebt. 8- 13. Die vorsteheudea Bestimmungen irrte» für ueu errichtete Anlagen sofort in Kraft. Für Anlagen, welche zur Zeit deS Erlasse- dieser Bestimmungen bereit« im Betriebe stehen, treten die Vorschrislen der 88 2 bis 6 und 11 mit Ablauf eines Jahre«, alle übrigen Vorschrislen mit Ablauf dreier Monate nach dem Erlasse derselben in Kraft. Für die ersten fünf Jahre nach dem Erlaffe dieser Bestimmungen könne« Abweichuageu von den Vorschriften der 88- 2 bis 6 lür Anlagen, welche zur Zeit deS Erlasse- bereit« tm Betriebe waren, von den Landet-Lentralbehördea gestattet werde». Berlin, den 9. Mai 1888. Der Netch«ka«»ler. In Bertretuug: von Boetticher. sen werden, in welchen den ö vorgeschrirbene Luftraum Vekaniltmachimg. AuS Anlaß der am Sonnabend, den 18. dS. Mon. statt- indenden Feier der Enthüllung de- SiegeSdenkmalS wird der auf diesen Tag fallende Wochenweartt bereits am Tage vorher» also Krettag, den 17 dS. Mo». abgehalten. An diesem Tage müssen bis zur Schlnßzeit deS Markte«, demnach biS tt Uhr Nachmittags, sämmtiiche Markt- tände, Wagen, Körbe, Sitze und sonstige Gerätschaften von den für den Marktverkehr bestimmten Plätzen entfernt sein, und sind bis zu derselben Frist die Abfälle sowie der an den Ständen sich sammelnde Unrath von den Standinhabern zu beseitigen, beziehentlich zusammenzukehren und in Hansen zu bringen. Zuwiderhandelnde Laben Geldstrafe bi« zu 6Ü Mark oder Haft bis zu IL Tage«, nach Befinden auch Ent Ziehung der Stände zu gewärtigen. Leipzig, den 10. August 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Von Sonnabend, den II. d. M„ ab wird der in der Verlängerung der Kaiserin-Augusta-Slratze angelegte, in die Zwenkauer Chaussee einmündende Fahrweg durch da« bonnewitzer Holz einschließlich des am AuSgange der oben genannten Straße über die Leipzig » Connewitz - Plagwitzer Verbindungsbahn ührenden Rampenwegs auch dem Fährverkehr eröffnet. Lastfuhrwerk, gleichviel vt> beladen oder unbeladen, bleibt von de», Berkebr ausgeschlossen/» wie überhaupt dieser Weg nicht als CommunicationSiveg zu betrachten ist. Leipzig, den 8. August 1888. Ib 3277 Der Rath der Stadt Leipzig. 1110 vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Die Ausführung der Erd» und Maurerarbeiten für den Gasbehälter bei dem Erweiterungsbau der II. Gasanstalt ist vergeben und werden die unberück sichtigt gebliebenen Herren Äewcrber hierdurch ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 10. August 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation z« den Gasanstalten. Gesunken wurde zu Anfang v. M. in der inneren Stadt ein goldener Ring mit 3 ungeschliffenen Edelsteinen, welcher bis heule nicht reclamirt wurde. Der sich legiiimirende Etgenthümer kann denselben gegen Er. legung deS Verlags und Finderlohnes an Unterzeichneter Amtsstelle in Empfang nehmen. Sollte sich der Eigenthümer binnen Jahresfrist bei un- nicht melden, werden wir alsdann den Rechten gemäß über de» Ring versllgen. Leipzig, am 6. August 1888. Las Poltzrtamt der Stadt Leipzig. Nr. 20901». I. Junck, Pol.-Rath. Ml. Börse zu Leipzig. SluS Anlaß der Feierlichkeit zur Enthüllung de« SiegeSdenkmalS beginnt am Sonnabend den 18. Ana«»» die Börse — und »wo. sowohl die Fonds- wie die Produktenbörse — erst V,2 Uhr Nachmittag« Leipzig, den 10. August 1888. Der Vörscnvorftand. E. Becker, Vorsitzender der 1. Ablheilung. F. Schmidt, ender der 8. Abtheilung, leyl, BSrsensecretair. Nichtamtlicher Thetl. Salisbury's Rede. Die Rede dcä englischen Premierminister- auf dem Lord mayor-oanket in London ist eine drmerkenSwerthe Kund» gebung, besonders auS dem Grunde, weil sie zeigt, in welcher Weise England sich die Beziehungen der übrigen Mächte unter einander zu Nutze zu machen sucht. Ganz ausfallend ist daS Bestreben. Rußland in der Person seine« Kaiser« zu schmeicheln. Salisbury bezeugt dem Kaiser Alexander, daß er sich siel» offen und ehrlich und aus« Höchste dem Interesse de« Friede»- gewidmet habe, und als seine Politik in Bulgarien bezeichnet er da« Streben, ein blühende-, zu friedene« Bulgarien als höchste Grnugthuung für die Tapferkeit der russischen Soldaten zu schaffen, welche für die Freiheit Bulgarien« geblutet haben. Beide AuSsprüch« au« dem Munde de« Marquis Salisbury lasten eine gänzlich veränderte Anschauung der russischen Politik er kennen. ES wäre ein Leichte«, au- den ParlamentSreden welche Lord Salisbury in der Zeit seiner Minister- präsidenlschast gehalten hat, genau va« Gegenthril Vesten sestzustellen, wa« er beim Lordmayorbanket gesagt hat. Ein blühendes und zufriedene« Bulgarien bestand, als Fürst Alexander »och dort die Regierung führte. Abgesehen von der verhällnißinäßig kleinen russischen Partei, stand da- ganze bnlgarirn- von türkischer Herrschaft und war niedergeschmettert, als die ablehnende Antwort de« russischen Kaiser- auf den Versöhnung-Versuch de- Fürsten Alexander einlras. Die Leiden, welche Bulgarien seit ver zweiten Abdankung de- Fürsten Alexander durchgemacht hat, können durch kein Wohlwollen Kaiser Alexander'« gegen daS unglückliche Land ausgewogen werden, und deshalb ist auch die Erklärung Salißbury'S nicht ernst zu nehmen, daß Rußland wohl nur ein blühende« und zufriedene« Bulgarien wolle, früher wenigsten- konnte Lord Salisbury kaum Worte finden, die bitter genug waren, uni die russische Politik in Bulgarien zu vrrurthcile». Der zweite Ausspruch Lord Salisbury'- welcher die offene und ehrliche Friedensliebe de« russischen Kaiser« feiert, muß schon au- dem Grunde in Erstaunen setzen, weil durch die bulgarische Politik Rußlands seit dem Staatsstreich von Sofia der europäische Friede di« rur Meerfahrt Kaiser Wilhelm'- fast ununterbrochen den höchsten Gefahren auSgesetzt gewesen ist. Wegen Bulgariens entstand die Spannung zwischen Rußland und Oesterreich, wegen Bulgarien« fanden die russischen Truppenansammluiigen an der galizrschen und preußischen Grenze statt, wegen Bulgarien« ist die Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland lange Zeit hindurch einem nahezu feindlichen Verhältniß gewichen, also war doch für den leitenden Minister einer Macht, die mit ihren Sympathien aus Seilen Bulgariens stand, wabrlich keine Veranlassung, die Friedens liebe Kaiser Alexander'« zu feiern. Aber Lord Salisbury hatte noch einen andere» Grund, über diesen Punct schweigend hinwegzugehen, weil im März 1885 große Gefahr bestand, daß e« zwischen Rußland und Indien zum Kriege kam. Die Gefechte bei Pulikhisti und Ak Tep». da» siegreiche Borrücken de« Generals Komarow nach Bala Murghab und Pcndschdeh waren die sebr fühl baren Vorboten eines Zusammenstoßes mit den englisch-indischen Truppen, und bekanntlich bereitete sich Lord Duffen», der Vicekönig von Indien, sehr eifrig auf den Krieg gegen Ruß land vor. Dann kam die Grenzregullrung im Norden von Afghanistan, welche Jahre lang schwebte, bevor sie zum Abschluß gelangte. Lord Salisbury bat also nicht die ge ringste Veranlassung, sich über die Friedensliebe de« Kaiser« Alexander zu erhitzen, Rußland bat England drei Jabre hin durch die größte Furcht cingeflößt, daß e« wegen Bulgariens und wegen Afghanistan« zum Kriege kommen könne, und zum Neberfluß bat Rußland auch noch die Freihafenstellung BatumS einseitig aufgehoben, Grund genug, um den Wider spruch England« zu errege». Dagegen kommt die Wendung, welche die russische Politik nach der Richtung de- Frieden- Hin genommen hat, auch England zu Gute, und deshalb beeilt sich Marquis Salisbury auch seinerseits, durch eine Rußland freundliche Haltung seine Stellung in Europa und Asien den veränderten Verhältnisse» anzubequcinen. DaS mag politisch sein, aber Vertrauen erweckend ist eS nicht. Lord Salisbury drängt sich sehr eifrig an Deutschlands Seile und nimmt für England dieselbe Rolle in Anspruch, die Deutschland durch Gewinnung seiner Einbeit erworben hat. „Deutschland habe gleich England alles das gewonnen, waS e« »ur gewinnen konnte." Gegen diese Nebeneinander stellung müssen wir Verwahrung einlegen. Deutschland hat allerdings erreicht, wonach eS gestrebt hat, aber der Erwerb Deutschland- war die Frucht eines gerechten Krieges, der ihm von Frankreich ausgedrungen war. Wa« hat aber England erreicht'? ES hat ohne vorherige Kriegserklärung mitten im Frieden Alexandrien bombardirt und Egypten besetzt und hält diese Erwerbung noch heute fest, obwohl Egypten nach dem eigenen Ausspruch SaliSburh'S alle inneren Schwierigkeiten überwunden hat und zahlungsfähig ist. DaS Hinderniß, welches noch besteht, um Egypten evrnl. fick selbst zu über lasten, sind angeblich die Gefahren an der Grenze, die Eng land bekanntlich seit einer Reihe von Jahren selbst vergeblich bekämpft hat. So wenig berechtigt die Behauptungen Salisbury's sind, so unrichtig sind di« Schlüffe, welche er daraus zieht. Nach Salisbury bedeutet Friede zwischen Deutschland und Rußland Friede zwischen Rußland und Oesterreich und mit allen Ländern, wo die Ausrechlhaltung de« jetzigen Zustandes eine gebieterische Nothwendigkeit ist, e« bedeute auch Friede» und Ruhe für Die, welche aus Grund England« maritimer Inter essen stet- ein hohe« Interesse für England haben müssen. England will also an den Errungenschaften und Vorlheilen der deutschen Politik theilnchinen, zu deren Erzielung eS selbst nicht da« Geringste bcigelragc» hat. DaS entspricht allerdings der selbstsüchtigen Politik, oic England von jeher verfolgt hat: Andere die Kastanie» für England au« dem Feuer holen lasse», stet« da« große Wort in allen europäischen Fragen führen, aber nichts thun, um den Worten auch die Thal folgen zu lasten, vielmehr, wenn eS zum LoSschlage» kommt, sich auf die Jnselnatur deö britischen Reiche« ver lassen und allenfalls noch den Kämpfenden, welche sür ihr Recht und ihre Existenz die Waffen gezogen haben. Steine in den Weg rolle», wie England eS Deutschland gegenüber in den Jahren 1870 und 1871 gemacht hat, als e« gegen die Beschießung von Paris Einspruch erhob. England bat sich selbst außerhalb der europäischen Politik gestellt und hat deshalb auch keinen Anspruch daraus, an den Vorlheilen der klugen und zweckmäßigen Politik anderer Groß mächte theilzunkhmen. oder dock gewiß nicht unter der MaSke, gleichfalls daS Seine zur Schaffung deS bestehenden Zustande« beigelragen zu haben. Allerding» kommt die Ausrechthaltung de« europäischen Frieden« auch England zu Gute, aber nur in dem Sinne, wie die Sonne ihre Strahlen allem, wa« lebt, spendet. England ist mit dem, wa« e» erreicht hat, noch kcineSwea« zufrieden, va« zeigt die unausgesetzte Ausbreitung seine« ColonialgebietcS auch auf Kosten besser berechtigter Mitbewerber, da, wo eS ohne Gefahr für Leben und Gesund heit englischer Seeleute und Soldaten geschehen kann. Eng land ist die größte Colonialmacht der Welt. Deutschland hat erst bescheidene Anfänge zur Ausrichtung einer solchen aus- zuweisrn, aber auf Schritt und Tritt begegnet e» englischer Mißgunst und Eifersucht. Wenn der Kampf um die'Herr- schast in Indien beginnt, wird England die Früchte seiner selbstsüchtigen Politik ernten, eS ist einzig und allein auf die eigene Kraft angewiesen und wie weit dlr reicht, hat der Schrecken gezeigt, welche» der Angriff de« General« Komarow in England verbreitet hat. * Schreiben zugegangen: „GotteS Gnade hat nach schwerer Heimsuchung große Freude Mir und Meinem Hause zu Theil werden lasten. Die glücklich« Geburt meines fünften Sohnes hat dem Magistrat und den Stadtverordneten der Haupt- und Residenzstadt Berlin Anlaß gegeben, in beredten Worten Ihre herzliche Theilnahme an diesem frohen Ereigniß zum Ausdruck zu bringen. Ich danke Ihnen aus- Beste sür diese bulgarische Volk aus Seiten seine- Fürsten, feierte ih» al» Sieger im Kriege gegen Serbien und al- drn Befreier Süv- Leipzig, 11. August. und daS Vaterland sein werde. Berlin, 8. August 1888. (gez.) Wilhelm R. An den Magistrat und die Stadtverordneten zu Berlin." * In einer kurzen Erwiderung auf langhin fortgesponnene Artikel der altconservativen Presse und der hierbei secundirenden ultramontanen und demokratischen Blätter stellt beute die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" noch mal- fest, daß nicht sie einen Angriff auf die Conservativen, sondeni daß der äußerste rechte Flügel der Conservativen solche Angriffe unternommen habe, und zwar aus die „im Neichstagswahl - Cartel bewährte Zusammenfassung aller regierungsfreundlichen Elemente". Die in letzterer LÜendung cnlbaltene Unterscheidung der Forin de« ZusammenstebenS der gciuäßigtcn Parteien gegen die grundsätzliche Opposition wird gelten dürfe», insoscrn nur daS besondere „Wablcartel", nicht aber die allgemeine „Zusammenfassung" dm Verzicht aus irgend welche Besitzregulirung oder nähere Prüfung de« Candidaten auf seine politische Gesammtaussastung hin vorauösctzt. * Die Conservativen Haber, nunmehr im K. Ber liner Reichstag-Wahlkreise dem socialdemokratischen Candidaten Wilh. Liebknecht und dem antisemitischen Herrn 1)r. Förster i» der Person de- Herrn Direktor Holtz einen eigenen Bewerber entgegcngestcllt. Derselbe gehört der srei- cvnservativcn Partei an und erhielt am 21. Februar vorigen Jahres als Cartelcandidat die bis dahin höchste Stiiiimcnzahl, welche sür einen Candidaten gemäßigter Rich tung erzielt wurde: 16 836. Anderseits waren auch die Evcialdcuiokraten damals aus die bis dabin höchste Stimmen ziffer von 30 453 gekommen, während die freisinnige Partei von 15 690 im Jahre 1878, bezw. 18 911 im Jahre 1881 und 13 782 im Jahre 1884 aus 11 750 Stimmen zurück- * Dem Magistrat und Stadtverordneten« Collegium der Stadt Berlin ist auf die an Se. Majestät den Kaiser und König auS Anlaß der Geburt deS jüngsten Prinzen gerichtete Glückwunschadresse folgendes Allerhöchste mit Herrn Holtz in die Stichwahl käme und die deutsch- freisinnige Partei sich sür oder wider dm Socialdemokraten zu entscheide» bälte. Indessen rührt sich auf deutschfreisinnigcr Seite bis zur Stunde noch keine Hand, um eine solche Si tuation zu schaffen, wiewohl es sonst doch eine Lebenspflicht dcö Parteiwesens ist, auch auf diesem Wege die eigene Macht fühlbar zu macken. * Der Geschäftsbericht der nationalliberalen Partei über die Thätigkeit des preußischen Ab geordnetenhauses in der zu Cnde gehenden 16. LegiS- iaturperiodc wird Anfangs nächster Woche im Druck fertig gestellt sein und zur Versendung gelangen. * Wie die« aus dem Trierer Katholikentag durch dm Vertreter der österreichischen Klerikalen, Hosrath Llenbacker» angekünvigt wurde, soll nunmehr die Agitation der Ultra- montanen in Oesterreick sich in voller Kraft auf die Errich tung einer katholischen Universität in Salzburg richten. Nimmt man die« Ziel zusammen mit den durch den Licchlenstein'scbe» Antrag ausgestellten Forderungen, so erkennt man, daß c- da« Ziel der österreichischen Gesinnungsgenossen des Herrn I)r. Windtborst ist. Scbulzustände und damit auch Culturzustände in Oesterreich herbeizufübren, wie man solche in Belgien vor sich hat. Der zu Ende November einzube- rufeiikc österreichische Katholikentag soll in erster Reihe der Propaganda für diesen ultramontanen Herzenswunsch dienen. » * * *Der Bischof zu Diakovar, der ehrgeizige vr. Strotz« mayer, seiner deutschen Abstammung zum Trotz einer der geistigen Führer der großkroattschen Bewegung in Ungarn und Oesterreich, hat neuerdings das Mißfallen der regierenden Kreise in Ungarn erregt und der Pesicr ossicwse „Nemzet" tadelt in herben Worten sein Verbaltm dem pan« slawischen Feste in Kiew gegenüber. Wie nämlich nach träglich bekannt geworden ist, wurde au« Anlaß der Gedenk feier der Einführung deS ChristenthumS in Rußland eine panslawiscbe, Oesterreich feindliche Rede vom Grafen Jgnatiew gehalten, viele Glückwunschtelegramme auS czechiscben wie kroatischen Städte» verlesen, vor Allem aber machte ein warme« BegrüßuiigStclegramm de« Kirchenfürsten von Diakovar in Kroatien Aussehen. BisLos Slroßmaycr ist in der Tbat eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der Slawenwclt Oesterreich-Ungarn-. Römisch-katholischer Bischof, sympathisirt er offen mit allen panslawische» Regungen in Oesterreich. Er ist der Schutzherr aller jener Bestrebungen, welche bei den Czecben, Slowenen, Slowaken und Serbokroalen auf Ein führung der slawischen stall der römischen Liturgie au» natio nalen Grünte» hiuzielen. So spielt er eine Art von Schi«ma- tiker der eigene» Kirche gegenüber, wie er durch Förderung eine« lebendigen Wechselwirken» zwischen der slawischen Be wegung in Oesterreich und Ungarn zur ungarischen Landes regierung und zum sogmannte» magyarischen StaatSgedanken in Opposition iritt. Der merkwürdige, hoch beanlägte und ^ maßlos stolze Mann fübrt einen förmlichen Hofstaat zu Diakovar. Weltmännisch gebildet, ein feinsinniger Lebemann wie etwa Cardinal Haynald in Ungarn, Kunstfreund und freigebig bi« zur Verschwendung, namentlich wo eS gilt, die slawische Agitation zu unterstützen, ist er ei» kleiner nationaler Heros geworden — den magyarischen RegirrunaSmänner» in seiner Velkülbümlichkeit kein »ngesährlicher Gegner. Die drohende Sprache »»garischer Regierungsblätter gegen ihn ist darum wohl erklärlich. Aus seine beiße willen-kräftige Natur wird diese Sprache kaum eine Wirkung üben. Den Mann, der in naiver Opserwilligkeit seine übergroßen Einkünfte für sei» politisches Ideal bingiebt, werden papierne Drohworle auch nicht schrecken. Dein magyarisch-chauvinistischen „StaalS- bewußtscin" aber wird eS »oth thun. darüber nachzudenke», wie der angeblich fcst gegliederte „magyarische Staat" von der nothwendig in die ungarische Reichsbälfte hinübergreisenven slawischen Bewegung in Öesterreich gleichfalls unterwUhlt wird., * Au« Bukarest wird der „Frankfurter Zeitung" gerücht weise gemeldet, der Prinz von Coburg sei incognito in Rustschuk angelangt, »m daselbst die Entwickelung der Dinge aus dem Balkan abzuwarten. In Sofia soll die Stimmung gewechselt haben und nicht mehr unbedingt auf
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode