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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-30
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
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ÜM Angehörige aus Reicheaberg in Böhmen Görlitz, an der etwa 60 Sänger, theilnahmen, neue Lorbeeren geerntet. Gäbe'« init welcher der gesangliche Theil des Loncert» eröffnet wurde, bewies bereit- die hohe Leistungsfähigkeit des von Chormeister Joseph Schmidt dtrigirten Chors, der sehr schöne Stimmen, namentlich auch im Tenor, aufzuweisen hat. Mit großem Erfolge wurde auch Bruch'S Männer. Chor „Vom Rhein" vorgetragen. Daß auch sehr schwierige Compositionen von den Reichenbergern mit der größten Sauberkeit zu Gehör gebracht werden, zeigte der Bortrag von Schu mann'- „Ritornell" und Engelberg's „Im Dunkeln". Auch nicht die sieinste Nuance ging dabei verloren. Den Schluß des ConcertS, da» «ine bunte Auswahl von Compositionen bot, bildete Ar. Abt'S „SiegeSgesang der Deutschen", dessen Schluß: „Solche Führer, wie er, gieb uns Wodan inehr, und di« Welt gehört den Germanen" einen wahren Beifallssturm entfesselte. — Auch bei dem folgenden FestcommerS bjldete ein Bortrag der Reichenberger, der „Mahnruf" von der Gräfin Wilkenburg, componirt von R. Becker, den Glanz« vunct. Sterblichkeitsbericht. * Gemäß den Veröffentlichungen des kaiserliche» Gesund» beit Samte» sind in der Zeit vom 12. bis 18. August er. von je 1000 Bewohnern, aus den IabreSdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: io Berlin 23,1, in BreSlau 28,4, in Königsberg 29.9, in Köln 26,6, in Fraukiurt a. M. 15.6, in Wiesbaden 16,3, in Hannover 18,9, in Magdeburg 28,3, in Stettin 28,1, in Altona 16,3, in Kassel 15,5, in Straßburg 21,1, in Metz 21.0, in München 31,9, in Nürnberg 16,1, in Augsburg 32,0, iu Dresden 27,7, in Leipzig 16,3, in Stuttgart 18,1, in Karl», ruhe 18,6, in Braunichweig 27,0, in Hamburg 17,7, in Wien 21,9, in Pest 29,0, in Prag 27,8, in Triest 25,0. in Krakau 25.2, in Amsterdam 15,9, in Brüssel 25,0, in Pari- 20,0, in Basel —. in London 16,2, in Glasgow 20,1, in Liverpool 18,1. in Dublin 18,2, in Cdinburq 15,3, in Kopenhagen 18,7, in Stockholm 20,4, iu CbMtiania 14,2. in St. Petersburg 29.0, in Warschau 25,7, in Obk„a30,9, in Rom 27,8, in Turin 2l,6, in Venedig 16,6, in Alexandria 50,7. — Ferner in der Zeit vom 22. bi» 28. Juli er. in New-?>ork 35,0. in Philadelphia 23,6, in Baltimore 26,5, in Kalkutta 19,6, in Bombav 24,8, in Madras —. Die allgemeine Sterblichkeit blieb in der BerichtSwoche in den meisten Großstädten Europa» eine günstige, nur aus den größeren süddeutschen Städten und aus den größeren Orten des Niederrheins werden etwa» größere SterblichkeitSzisscra als in der Vorwoche gemeldet. Sehr gering (noch nicht 15,0 pro Mille und Jahr er reichend) war die Sterblichkeit in Bremen und Cbristiania; günstig (biS 20,0 pro Mille und Jahr) war sie in Frankfurt a. M.. Wies- baden, Kassel, Leipzig, Hannover. Hamburg, Altona, Nürnberg, Stuttgart. Karlsruhe, Mainz. Barmen, Amsterdam, Kopen hagen, London, Dublin, Liverpool, Edinburg, Venedig u. a. Mäßig doch (etwa- über 20,0 pro Mille) war die Sterblichkeit in Elberfeld, Straßburg, Metz, Wien, Pari-, Stockholm, Glasgow. Hohe Slerb- hchkeitSzifsern (über 35,0 pro Mille und Jahr) werden von deutschen Siädten nur aus Plauen und Rostock mitgetheilt. — Eine theilweise nicht unerhebliche Steigerung erfuhren vielfach Darmkatarrhe und Brechdurchiälle der Kinder, die auch in Berlin, Breslau, München, Dressen, Leipzig, Köln, Königsberg, Danzig. Hannover, Stuttgart. Magdeburg. Braunschweig. Wien, Pest, Paris, London, St. Peters burg, Warschau u. a. O. noch immer zahlreiche Todesfälle bedingten. Der Antheil des SäuglingSalters an der Gesammtsterblichkeit war »» Allgemeinen ein etwas größerer als in der Vorwoche; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 120, in München 189 Säuglinge. Dagegen haben acute Entzündungen der AthmungSorgange meist weniger Sterbesälle hervorgeriisen. — Bon den Jnsectionskrankheilen haben nur bei Pocken etwas mehr Todes- fälle und Erkrankungen als in der Vorwoche veranlaßt, Maseru, Scharlach, Diphtherie und typhöse Fieber kamen vieljach weniger zur Anzeige. — So haben Todesfälle an Masern in Dresden, Hamburg, Wien, Prag. Pari», London abgenommen, nur aus Berlin, Et. Petersburg und aus den Vororten Wiens kamen ein wenig mehx Sterbesälle zur Berichterstattung; auch neue Erkrankungen wurden auS den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen. seltener gemeldet. — TaZ ScharlaLfieber hat in Danzig und London weniger, in St. Petersburg und Warschau etwa- mehr Todesfälle veranlaßt. Erkrankungen wurden aus Berlin, Kopenhagen und St. Petersburg seltener, aus München etwas zahlreicher imtgeiheilt. — Die Slerb- lichkeit an Diphtherie und Croup war in München, Pest. Christiania, London, St. Petersburg eine kleinere, in Berlin unk Paris die gleiche, in Hamburg. BreSlau, Prag, Kopenhagen und Wien eine größere als in der Vorwoche; neue Erkrankungen wurden aus BreSlau, Hamburg. Pest und ans dem Regierungsbezirk Schleswig in etwas gesteigerter Zahl gemeldet. — Typhöse Fieber riesen in Paris und St. Petersburg weniger Sterbesälle hervor, auch neue Erkrankungen zeigten sich wenig gesteigert. Todesfälle an FlccktüphuS wurden aus Prag, Amsterdam, Wüczburg, St. Petersburg je 1, aus London 2 Todesfälle mitgetheilt. In der Nähe von Warschau, im Dorse Nowy Dwor, ist eine Flecktuphns-Epidemie auSgebrocben, die bereits «ine gröbere Zahl von Erkrankungen hervorgerufen Kat. An epidemischer Genickstarre kam aus Berlin und Nürnberg je 1 Er krankung zur Kcnntniß. Der Keuchhusten ha» in London weniger, in Glasgow etwa- wehr Sterbesälle bedingt, Erkrankungen kamen etwas zahlreicher zum Vorschein. Roseuartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut waren allgemein selten. — EinWlne Todes fälle an Pocken wurden auS Königsberg, Wien und seinen Vororten, ferner aus Pest, Lemberg, Brüssel, mehrfache auS Paris (2), Triest (5), Prag (8) berichtet. Neue Erkrankungen kamen aus BreSlau und St. Petersburg je 1, aus Pest 2, eus Wien und ans dem RcgierungS- bezirk Königsberg je 3 zur Anzeige. Die sanitären Verhältnisse in Berlin blieben auch in dieser Be- richtSwoche günstiger und die Sterblichkeit war nur eine wenig gegen die Vorwoche gesteigerte. Darmkalarrhe und Brechdurchfälle der Kinder kamen jedoch noch immer sehr zahlreich zum Vorschein, .die Zahl der daran gestorbenen Kleinen war nur wenig geringer als in der Vorwoche (196 gegen 199). Die Betheiligung des Säuglings alters au der Sterblichkeit war aber eine etwas größere als in der vorangegangenen Woche. Erkrankungen an acutca Entzündungen der AlhmuugSorgane kamen etwas zahlreicher zur ärztlichen Bcob- achtung, doch blieb der Verlaus in den meisten Fällen ein günstiger. Die JnsectionSkrankdciten kamen meist in geringerer Zahl zur 2l*» zcige. Erheblich seltener wurden Erkrankungen an Masern zur Mel- düng gebracht, die nur im Stralauer Viertel ein häufigeres Vor kommen zeigten; Erkrankungen an Scharlach, Diphtherie und Croup und an typhösen Fiebern traten in keinem Stadttheil in nenuens- werther Zahl zu Tage. Auch der Keuchhusten zeigte sich seltener und bedingte nur 2 Todesfälle. Eine Erkrankung an rpideMischer Genickstarre gelangte zur Ausnahme in die Krankenhäuser. Selten waren auch Erkrankungen im Wochenbett und an rosenartigen Ent- zündungen des Zellgewebes der Haut. Dagegen kameu Erkrankungen an rheumatischen Beschwerden aller Art in zahlreichen Fällen zur Behandlung. Königliches Landgericht. Ferien-Ltraskammer L. Die noch im jugendlichen Alter stehenden Handarbeiter Heinrich Mar Verth old, August Ferdinand Weißenborn und August Wilhelm Reibmann, sämmtlich auS VolkmarSdors, waren der Verübung groben UnsugS, bezw. dcS WiderstandrS gegen die Staats gewalt und der versuchten Gesangeneubesreinng ongeklaqt. Die drei Angeklagten hatten am Abend des 9. Juni d. I. die Straßen von Sellerhausen durchzogen und Berthold und Weißenborn unschickliche Lieder gesungen, die Nachtruhe gestört und überhaupt öffentliche» Acrgerniß erregt. AIS ihnen der Polizei-Corporal W. entgegen» getreten war und Berthold ergriffen hatte, um denselben nach der Polizeiwache zu bringen, hatte sich dieser widcrsetzr. Weißenborn und Neißmaua aber sich alle Mühe gegeben, den Arrcstaten den Hände» des Beamten zu entreißen. Mit Rücksicht aus die hierbei an den Tag gelegte Rohheit wurde Berthold und Weißenborn zu je 2 Monaten 1 Woche, Reißmanu dagegen zu 6 Wochen Gestngnißstrase verurtheilt. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Laudgerichls-Tirector Bartsch (Präsidium), LandgerichtS-Räthen Wols. Schubarth-Engel- schall^ Büttner und von Sommerlatt ll. Die Anklage sührte Herr Staatsanwalt Meißner. Nerit«ftrafla««er 8. Trotz der unzähligen Beispiele, welche au» GerjchtSverhandluugea als Warnung bekannt geworden sind, gehen doch noch fortwährend vertrauensselige, heirathSlustige Damen in die Netze von HeirathS- candidaten, denen e« weniger um die Dame selbst als um deren Vermögen zu tbun ist. Ein solcher Fall beschäftigte abermals da« hiesige königl. Landgericht, und zwar hatte man e« diesmal mit einer Handlungsweise zu thun, zu deren Gelingen hauptsächlich da« Sustrelea und die ganze nicht unvortheilhaste äußere Erscheinung de« Urheber« wesentlich beigetrage». Der 43 Jahre alte Kaufmann Heinrich August Ernst Ger eck« au« Erfurt theilte nebst seiner geschiedenen Ehesrou, Johanne Friederike Amalie verw. gewesene Röder au- Meiningen, die An- klagebank. Er war beschuldigt, eine hiesige Kaufmann«-Wittw«, an L., durch allerlei veberredungSkünfte bewogen ,n haben» ihm ade August vorigen Jahre« ihr in Wertbpapieren bestellende» ge» summte« Vermögen im Betrage von mehreren Tausend Mark mit der Ermächtigung anzuvertrouen, diese Papiere, die jedoch ihr Eigen- thvm bleiben sollten, aus einer hiesigen Bank niederzulegen und sic noch Bedarf sür daS von ihm sür Frau X. zu gründende Geschäft in Geld umzusetzen. Gerecke hatte nun in der Zeit vom September bis Lecember vorigen Jahres 9000 ^l abgehoben und allerdings davon den größten Theil in das Geschält (ätherische Oele) gesteckt: allein das letztere selbst scheint nach den ln der Verhandlung zur Sprache gekommenen Einzelheiten dem Angeklagte» weniger an, Herzen gelegen zu haben; genug, Gerecke war beschuldigt, von die en Geldern 1300 Vt und außerdem Ansang diese- Jahres 1000 Vt sür sich verwendet zu haben. Weiter hatte er im Juni d. I. die Wittwe T. unter dem Vorgeben, er wolle eine von dem Kausinann D. in ihrer Gegenwart abgegebene Erklärung, deren Richtigkeit sie al« Zeugin mit ihrer llnterschrist bestätigen sollte, zu Papier bringen, zu bestimmen vermocht, die eine Seite eine« leeren Briefbogens mit ihrer Unterschrift, also in dlnvco, zu versehen. Gerecke hatte aber damit weiter Nichts beabsichtigt, als ein Beweismittel in der wegen der Veruntreuungen z» erwartenden Untersuchung in die Hände zu bekommen, denn Gerecke hatte dann vor der Unterschrift der Dame deren Berzichterklärung aus alle Anspiüche niedergeschricben, also die X. schmachvoll hintergaiigen. Die geschiedene Gerecke war angeklagt, ihren Herrn Gemahl in seinen Manipulationen insoscrn unterstützt zu haben, als sie zwei Posten, 500 >4l und 1600 VI, die derselbe der Frau L. abgcuommen, bei Seite geschafft, bezw. in fremde Verwahrung gegeben Hane. Bei dem beharrlichen Leugnen des Angeklagten und seinen Be- mühungen, durch langathmige AuSsührungen die Schuld von sich zu wälzen, auch die Zeugen zu verdächtigen, zog sich die Verhand lung sehr in d:e Länge, zumal auch die Mitangeklagte zu einem Geständnisse nicht zu bewegen war. Das Gericht erkannte indessen Gerecke sür schuldig und ver- ortheilte ihn wegen Unterschlagung und Untreue, sowie wegen Ur kundenfälschung zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängniß- und 1000 Geld-, eventuell weiteren 200 Tage» Gesängniß- strase und 5 Jahren Verlust der Ehrenrechte, die Gerecke dagegen wegen Beihilfe zu 6 Monaten Gefängniß. Der Gerichtshof bestand aus den Herren LandgerichtS-Directer Sieber (Präsid.), LandgerichtS-RSthen Metsch, von Sommerlatt I. Gruber und Höffner; die Anklage sührte Herr EtaatSanwaltschaits- Assessor vr. Groß, die Vertheidigung Herr Reser. Kocppler (sür Herrn Rechtsanwalt Koch) und Herr Rechtsanwalt Freytag lk. Nachtrag. »Leipzig, 29. August. Gestern Abend kurz nach 10 Uhr traf Ihre Majestät die Königin von Rumänien nebst Gesolge unv Dienerschaft mittelst der Verbindungsbahn, a»S Thüringen kommend, aus dem Dresdner Babnhcfe hier cm und reiste um 10 Uhr 11 Min. mit dem Schnellzug? weiter über Dresden nach Oderberg. * Leipzig, 29. August. Se. Excellenz Herr General» licutcnant von Tschirschky begab sich nebst den StcibS- vssiciercn Herren Major Freiherrn von Strobe »hei in und Hauptinan» Freiherrn von Weber gestern Abend von hier nach Döbeln, woselbst am heutigen Vormittag die Be sichtigung der auS den Jnsanlerie-Regiinentern Nr. 131 und l39 gebildeten 47. Infanterie-Brigade erfolgte. * Leipzig, 29. August. Mit dem heutigen Tage haben die in der Nähe von Taucha vorgenommenen Schieß übungen der Infanterie-Regimenter Nr. 106 und 107, welches abtbcilungSweise statlsanden, ihren Abschluß er reicht und cs werden nunmehr bereits die Vorbereitungen zum Abmarsch der beiden Regimenter in die CantonnementS getroffen. Derselbe erfolgt am nächsten Sonnabend früh — dem Vernehmen nach in der siebenten Stunde — und zwar über PaunSdorf :c. * Leipzig. 29. August. Dem Vernehmen nach bat Herr Pastor Vu. König sein Gesuch um Gm er i ti r u n g eingcreicbt. Die hiesige Bürgerschaft und infoiikcrheit die Mitglieder der Johaiinivkirchciigemeince, denen der Scheidende ein treuer Seelsorger gewesen, wird die Nachricht von diesem Scbritt, welcher aus Gesundheitsrücksichten geschieht, mit tiefer Betrübniß erfüllen. * Leipzig, 29 August. Die Arbeiten an der Wieder« Herstellung der s. Z. vom Brandimglück beimgesucktcn hiesigen Luthcrkirche sind derartig gefördert worden, daß die Feier der Wiedereröffnung dcS schmucken Gottes hauses zu dem schon früher in Aussicht genommene» Tage, also am 10. November, an Lulber'S Geburtslage, wird vvr sich gehen können; ja »ach dem Stande der Arbeite» läßt sich aniiebmen. daß man schon vor dem Wcihetage die Kirche scrtiggeslellt haben bürste. v. Leipzig, 29. August. DaS königl. Eisenbahn-BetriebS- amt (Wittenberge-Leipzig) i» Magdeburg ersucht unS, folgende Mittheilung zu veröffentlichen: Der Sonde rzug, welcher seit 20. Mai an allen Sonn- ond Festtagen Abends von Schkeuditz nach Leipzig befördert ist, wird in diesem Iayre noch bis einichließlich Sonntag den 30. Sep tember im bisherigen Fahrplan verkehren, nämlich Schkeuditz nb 9 Uhr 40 Minuten Abends, Lützschena ob 9 Uhr 49 Minuten, Wahren ab 9 U!ir 56 Minuten, Leipzig an 10 Uhr 4 Minuten. Dieser Zug ist vorzugsweise zur Beförderung derjenigen Reisenden eingelegt, welche die Nachmittage in Schkeuvitz, Lützschena und Wahren zuzubringen pflegen, oder von einer Fußtour von Leipzig durch daS Rvsenlhal unter Benutzung der Eisenbahn nach Leipzig znrückzukehren wünsche». * Leipzig. 29. August. In der Glocken straße erfolgte gestern Abend die polizeiliche Verhaftung eines Buchbinder» grbilsen auS Schleußingen wegen Vergehens gegen daS Socialistengesetz. Man betraf ihn dabei, wie er in dortigen Restaurationen UntcrstützniigSgetder sür die aus- gewiesenen Socialdcmokraten einsammeile. --- Dienstag, den 23. August, feierte der VolkLkinder- garten in der Vraustraße sein diesjähriges Sommer» fest in dem schönen Garten de» „Tivoli", welchen Herr Busch bereitwilligst zur Verfügung gestellt hatte. Die kleine Sckaar versammelte sich in den Räumen dcS Kindergarten» und marschirte von dort auS unter Führung der „Tanten" nach dem Tivoli. Daselbst fanden sich auch als Vertreter der pädagogischen Sektion die Herren Oberlehrer Pros. vr. Schuster. Oberlehrer Krusche, Ayrer, Baumeister Uhle- mann, Lehrer Emmerich und Lehrer Bölitz ein und schauten den Spielen der Kleinen mit Interesse zu. Außer dem waren eine stattliche Anzahl Angehöriger der Kinder erschienen, so daß der große Garten fast vollständig gefüllt war. Nachdem die Kinder dort angekommen waren unv einige Lieder gesungen hatten, nahm Herr Bölitz Gelegenheit, einige Worte an die Kinder und Eltern zu richte». Er begrüßte sie zunächst und forderte erstere sodann auf, ihren „Tanten" und Eltern, die ihnen da« schöne Fest be reitet hätten, recht dankbar zu sein. Den letzteren legte er die Mahnung anS Herz, die Damen im Kindergarten in ihren Bemühungen, die Kleinen zu folgsamen artige» Kinder» zu erziehen, kräftig zu unterstützen. Hieraus begannen die Kinder verschiedene der Spiele, die ihnen das Jahr über ein- geiibt werden, vorzusnhren. Eine Freundin nusercs Kinder garten« und einer der Herren Vorstandsmitglieder halte» durch beträchtliche Spenden dazu beigetragen, daß den Kindern kleine Prämien verabreicht werden konnten, und daß sie außerdem Nachmittags mit Kaffee und Kucken unv am Abend mit einer belegten Semmel und Bier bewirlbet wurden. Die leuchtenden Gesichter der Kleinen legten Zeugniß davon ab. daß die Absicht, ihnen eine Freude zu bereiten, vollständig erreicht war. Am 27. August feierte der hiesige Mi litair-De rein „CarabiaierS" (ehemaliges 3. sächsische« Reiter-Regiment) sür Leipzig und Umgegend in dem festlich geschmückten Saale de» „Coburger Hose«" wie alljährlich den Gedenktag von Buzancy. Unter den zahlreich erschienenen Gästen und Kameraden genannten Vereins war Herr Seconveiicutcnant d?r Reserve Werner vom königl. säcbl. Earabinier-Regimenl sowie Herr Eecondklieulenanr der Reserve Werner vom königl. sächs. Ulanen Regiment« Nr. 17 vertreten Nacktem die Feier durch einige Eoncertstücke eingeleitet wurde, biclt der Vor sitzende Herr W. Haack eine schwungvolle Ansprache, weiche auf die Bedeutung diese« Tage« hinwie« und mit einem drei« fachen Hoch ans Kaiser, König und Reich schloß. Zur Ver lesung gelangten hieraus die von Sr. Excellenz General der Cavallerie «sensst vonPilsach sowie vo» dem früheren Eommandeur und Ebrcnmikglied Herrn Oberstlicutenant Freiherr vo» Wangenheini eingcgangenen Depeschen. Nach Schluß de« EoncerteS fand wie üblich ein gcmiilhliche» Tänzchen statt, welche« bis lange nach Mitternacht die Fcst- theitnchmer zusammen hielt. ---- lieber die bevorstehende Leipziger Fahrrad-AuS- stctlung erfahren wir. daß bereit« die meisten deutschen Fabrikanten über AuSstellungSplätze verfügt haben. Als Beweis, welche bedeutenden Räume für derartige Aus stellungen erforderlich sind, mag erwähnt sein, daß größere Fabrikanten biS aus 60 gm in Anspruch nehme». Der Anmcldetcrmin sür die Aussteller endigt niil dem Monat September. Mit der Ausstellung werden sich verschiedene Festlichkeiten, darunter auch ein Concurrenz-Fahren, verbinde». ---- Stadttheater. Am 1. September tritt Herr Re gisseur Grünberger in den Verband unseres Stadl- lhcaler«. Herr Ernubcrger dürste in den Neueinstndirungen von „Macbeth" unv „DemelriuS" in Bälde schon Ge legenheit finden, sich zu bcthällgeii. — Am 1. und 2. September findet im Krystall-Palast volksthüniliche Sedanseier statt. Große« Doppclconcert und vocale Ausführungen, bei günstigem Wetter talicnische Nacht. FcucrwerkSschauspicl und zum Schluß Tanzbelustignngen i» den Sälen bilden da« reichhaltige Programm. DaS Entrüe sür die Sedanfeier am I. September beträgt pro Person 60 ^s. Aus alle sich im Umlauf befindenden BilletS sind pro Person 30 nachznzahlen. Die Eintritt-Preise für die Aiberthalle bleiben wie gewöhnlich. Die beute Abend in der Aiberthalle stattsindendc Knnstlervorstellung bietet wiederum einen interessanten Ab schluß. Herr Bachmann hat mit Bezug aus den in, Jahre 1883 im CircnS Corlv-Altbos vor sich gegangenen Ningkamps zwischen ihm und Herrn Carl AbS, den letzteren zu einem Rcvanche>Ringkanips herauSgesordert, ebenso will sich Herr Bachmann in den nächsten Tagen nochmals mit Herrn Lagir ringen. --- Die starken Männer, welche zur Zeit in der Aiberthalle zu Leipzig ihre Kraftproben oblegen, haben hier vor nunmehr 16t Jahren einen Vorgänger gehabt, den wohl noch Keiner von ikncn erreicht hat. ES war die» der „Andere Simson" Johann Karl v. Eckenberg auS Harzgcrode. 32 Jahre alt, kor 1717 in der MichaeliS- niessc vor dem PctcrStbor durch seine Künste alle Welt in Erstaunen setzte. Sein Portrait wurde in Kupfer gestochen und begeisterte Poeten besangen ihn in deutschen und lateini schen Versen. Seine Bravourstücke bestanden darin, daß er eine 2500 Pfund schwere Kanone mit einem daraus sitzenden Tambour in die Höhr hob, drei Pferde ihn nickt von der Stelle ziehen konnten, er sechs Männer ans seine» Leib treten ließ, während er nur mit den Fersen und dem Kopfe aus zwei Stühle» auslag. er einen AnibcS von 600 Pfunden aus seine Brust setzen und daraus schmieden ließ, er ein Pferd mit zwei darauf sitzenden Männern aushob. er 12 starke Männer mit einer Hand in die Höhe hob, er einen langen, starke» Eisendraht spiralförmig zusainmenSrehte, zwei Männer einen Stock ihm nicht auö dem Munde ziehen oder winden koiinten und Anderes. Tie Wahrbeit dieser Angaben erweisen gleichzeitige, unanfechtbare Zeugnisse. I Leipzig, 29. August. Einem Geschäftsinhaber in der Promcnadenstrnße war zu wiederholten Malen da durch Schaden zugcsügk worden, daß wan nächtlicher Weile an seinem GeschäslSladcn den Marquisengurt durch- geschnitten und entwendet hatte. In vergangener Nacht glückte e« nun, den frevelhaften Thäler in der Person eine« hiesigen Handlung Siehrling« auf der Tbat zu ertappen und scibzunehmen. Die entwendeten Gurte fand man noch in sciiicin Besitze vor. Der jugendliche Uebelthäter kam auf den Naschmarkt zur Hast. — Gestern z» später Abendstunde fand in einen, Grundstück (der Kleinen Fleischergasse ein so gräulicher Scan dal statt, daß sich alsbald die Menschen bausenweise ansammeltcn. Ta die HauSkhür bereits ver schlossen war. fand Niemand Eingang, weSbalb man, da der Cpcctakct immer ärger wurde und HilsSgeschrci an» der Wobnung erlöntr. Polizei herbeibolte. ES ergab sich, daß in der Wobnung Frau und Mann sich in die Haare gefahren waren und gegenseitig mir Besen und Stock bekämpften. Durch das Einschreiten der Polizei wurde die Ruhe bald wieder hergcstelll. — AIS heule früh kurz vor 4 Uhr der Münchner Schnellzug aus der Bayerischen Bahn hier eintraf, fand man in einem Schlafwagen einen Passagier, der bereits von München auS mitgefahren war. tovt auf. ES war. wie sofort ermittelt wurde, der herzoglich braunschweigische Bauralh Friedrich Krake, der aus der Fahrt nach Braunschweig begriffen war. Ein Herzschlag batte dem im 84. Lebensjahre stehenden Greise ein plötzliche« Ende gemacht. Sein Sohn, der aus dem Bahnhofe hier sich ein- gesnnden hatte, »m den Vater in Empfang zu nehmen unv weiter zu geleiten, sah ihn nur als Leiche wieder. — In eiiicnl Productengefchäfte der Nordstraße entnahm heute Vor mittag der Markt Helfer eiues Ncbcngcschäft» mehrere Flaschen Bier käuflich, die der Geschäftsinhaber au« dem Keller hatte herausholcn müssen, während der Markthclser allein im Laden verblieben war. Als er nach Weggang de« Letzteren seine TageScasse durchzählte, fehlten daraus 5 -E, und mit Recht lenkte er vtn Verdacht auf jenen Markthelser, daß er ihm, während er da« Bier au« dem Keller herauf geholt. werde in die Easse gegriffen und ihn bestohlen haben. Dieser Verdacht bewahrheitete sich, als Nachmittag« derselbe Markthelser wieder im Geschäft erschien und wiederum eine Flasche Bier verlangte. Der Geschäftsinhaber paßte nnnmehr aus und hatte kaum den Nucken gewendet, als der diebische Markthelser abermals die Ladencasie zu bestehlen versuchte. Hierbei wurde er aber fcstgenommcn und polizeilich ver haftet. — In einem anderen Productengeschäst der Pro- nienadenstraße wurde heule Nachmittag ein fremder Hand arbeiter darüber erwischt, wie er sür einen kleinen Einkauf eine Nachbildung eines Fünfmarkscheine«, die er reckt hübsch zusammcngefaltct und ihr dadurch da« Aussehen eines echten Fünfmarkscheines gegeben hatte, al« Zahlung aus die Ladentascl gelegt halte und der Herausgabe dc« ver bleibenden Betrag« nach Abzug de« Kaufpreise« harrte. Die Verkäuferin war aber vorsichtig, prüfte den angeblichen Fünf markschein unv deckle den Betrug auf. Der Betrüger wurde ebenfalls polizeilich festgenommen unv aus den Naschmarkt zur Hast gebracht. * Leipzig. 20. August. Von der Ferien-Straskammer X. deS hiesigen königl. Landgericht« wurden verurtheilt: t) der Tagelöhner Theodor Woiten ans Skupin wegen schweren Diebstahls ;n 5 Atonalen Gefängniß. 2) der Eisen- dreher Ernst Pani Traberl auS Sömmerda wegen Ver brechens gegen tz. 176,3 des R.-Str.-Äes.-B. zu 8 Monaten Gefängniß. *Anger-Crottendors,29. August. Da der Gemeinde- Vorstand Herr Meyer erkrankt ist und seine Wiederherstellung lSngere Zeit in Anspruch nehmen bürste, so Halle der Ge» nieindcratli beschlossen, ihm einen Secrctair unv stell vertretenden Standesbeamten zur Seite zu geben. Diese Stellung ist dem Registrator Herrn Golla in "Volk marSdors angctragen worben, welcher sich auch zur Ueber- nabme derselben vom 1- September ab bereit erklärt hat. Besondere Kosten erwachsen übrigen- hierdurch der Gemeinde nicht. — Mit der Straßenpflasterung >m hiesigen Orte soll noch in diesem Jahre energisch vorgegangen werden, so vaß bi« zur Bewirkung de» Anschlusses auch unsere Gemeinde mit gute», Pflaster versehen sein wird. — Demnächst wirb bier ein Polizei-Wachtmeister zur Anstellung gelangen. Um Versorgung mit einer guten Kraft hat man sich nach Leipzig gewendet. — Eutritzsch. 29. August. Nach vem vom hiesige» Sedanfest-Comitü ausgestellten Programm soll hier der 2. September Vormittags durch Weckruf. Kirchcnparade de» Kriegervereine» und Choralblasen vom Kirchthurme, Nack> mittags durch einen Umzug der verschiedenen Vereine durch die Straßen keS Orte« mit varaussolgender Gedächtnißseier am Kriegerdenkmal und am Abend durch einen CommerS im Gasthos z»m Helm festlich begangen werden. Die Ansprache am Kriegerdenkmal wird Herr Lehrer Winter halten, wogegen die Festrede zum EommerS Herr Direktor Ziegner übernommen hat. Tie Schutseier, an welche sich auch diesmal wieder ein Schauturnen der oberen Ctassen anschließt, soll am 3. September früh 8 Uhr staltfinden. Markranstädt, 29. August. Seiten« der Thü ringer GaSgesellschast war an unsere Stadtgemeinde der Antrag gestellt worden, ihr die Concession zur Er bauung einer Gasanstalt und Einführung der Gasbeleuchtung erlheilen zu wollen. Obwohl man in u»sercr Stadlvertretung sür daS Project ziemlich einge nommen war. glaubte man doch vorläufig noch von der Ein sübrung der Gasbeleuchtung absehen zu sollen unv erst Er mittelungen darüber anzustelle». wie die hiesigen Industriellen und Privaten sich zu dieser Angelegenheit stellen würden. — Ein Antrag beS Herrn Kirrsten in Leipzig, ihm die Ge nehmigung zur Ausstellung von Placattaseln zu cr- lheiien, wurde vom Stadtgemeinverathe angenommen. 1- Plauen, 29. August. AuS Anlaß der Manöver im Vogtlande werden am 3. September d. I. zwischen Dresden und Plauen mehrere Militair-Sonder-Züge verkehren und damit befördert werden: Da« I. Jägerdataillon Nr. 12 und das 3. Jägerdataillon Nr. 15, zusammen 46 Oisicicre, 992 Mannschaften und 17 Pferde, »ach Treuen. Ankunst daselbst 3 Uhr 39 Minuten Nachmittag«, der Stab-.der 6. Insanteric-Brigade Nr. 64 und da« 2. Jägerdataillon Nr. l3, zusammen 20 Osficicre, 478 Mannschaften und 14 Pferde, nach HerlaSgrün, Ankunft daselbst 3 Uhr 37 Minuten Nachmittag«, der Stab und ein Bataillon vom Schützenregiment Nr. 103, zusammen 20 Ossiciere. 549 Mann- schastcn und 15 Pferde, nach Plauen, Ankunsl daselbst 4 Uhr 27 Minuten Nachmittags. daS 2. und 3. Bataillon vom Schützenregimcnt Nr. lü8, zusammen 32 Ossiciere, 988 Mannschaften und 14 Pferde, ebeiisalls nach Plauen, Ankunst daselbst 5 Uhr 45 Minuten Nachmittags. -s-Dresden, 29. August. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm II. hat bei seiner Anwesenheit in Dresden vem Stadlcommandanten Generallicutenant ü Byrn den rothen Adlerorven 2. Classe zu verleiben geruht. — Der Ober bürgermeister unserer Stadt erläßt heute an der Spitze de« Amtsblattes dcS RatheS folgende Bekanntmachung: „Se. Majestät der deutsche Kaiser hat gestern Abend bei der Verabschiedung auf dem Leipziger Balmhofe Hierselbst wiederholt in herzlichen Worten aUerhöchstseinen Dank sür den Ihm von der Stadt Dresden und deren Ein wohnern bereiteten Empfang mir ausgesprochen, auch sür hilfsbedürftige Einwohner der Stadt Eintausend Mark mir, bchändigen lassen, welche ich dem Armenamte zur Verfügung gestellt habe. Solche- bringe ich hierdurch zur vssentlzchen Kcnntniß. - Dresden, den 28. August 1888. > vr. Stübel, Oberbürgermeister." Vermischtes. — Am 26. d. waren 75 Jahre seit dem denkwürdigen Tage der Schlacht an der Katzbach verflossen. Fast 70 Jahre schon ruht der Held der Katzbachschlacht, der „Mar schall Vorwärt«", in der Gruft von Krieblowitz. Am 19. August zogen etwa 200 Turner Schlesien» von Canth au« nach Krieblowitz hinaus zum Blüchcrgrabe und weihten dort dem Sieger an der Katzbach ein Gedenkblatt. Durch Gesang, Ansprache rc. wurde da« Lebensbild de« Helden dem Befreiungskriege vor die Seele geführt. Für Schlesien war die Kotzbachschlacht von besonderer Bedeutung. Durch Blücher'« Sieg über Macdonald wurden die Franzosen über den Bober und QueiS zurückgeworfen, und unsere heimathliche Provinz war nun sür immer von dem Feinde, der feit 1807 dir schlesischen Bürger und Bauern auSgesogen hatte, gesäubert.' lieber die Erfolge der Katzbachschlacht schrieb General von Gneisenau dem Grasen von Münster in zwei Briefen (datirt BrechclShos und Holstein, den 26. und 30. August 1813). Folgende«: „Der Sieg ist vollständig. Wir haben 10»' Kanonen. 300 MunitionSwagen erobert und. 15 000 Gefangene gemacht." . . . ( -- Ueber die Abreise der kaiserlichen Prinzen von Oberhof meldet die „Höllische Zeitung" au« Su h lz 23. August: Tie kaiserlichen Prinzen haben heute früh um 8 Nhr 1 Minute mit dem fahrplanmäßigen Zuge, in den eia Salonwagen eingestellt war, Oberhos wieder verlassen. Aus dem Badu- bose hatte sich ein zahlreiches, aus Damen und Herren bestehendes Publicum eingestellt, ouS kessen Mitte den Prinzen beim Besteigen des Salonwagens prächtige RoienbouquetS zageworsen wurden. AIS der Zug sich in Bewegung seyie, brachte ein Herr ein Hoch auf die kaiserlichen Prinzen aus, das dundcrlstiminigeS Echo fand. Die Prinzen dankten sür die Abschiedskundgebungen durch militolrischen Gruß. Anläßlich deS Abschieds der Prinzen von Obrrhos sind mchrsoche Gnadenbeweise zu verzeichnen. Für die Armen von Obcrhos sind c»,S der kaiserlichen Schatulle 300 Vl gespendet worden; Herr Postvcrwalter Keiner in Oberhos erhielt zum Andenken eine goldene llhrkette, Herr Schulze Mund und Herr Lehrer Bischof daselbst wurden durch ihnen zum Präsent gemachte goldene Buien- nadeln erfreut. Bon den Postboten, welche während der Anwesen heit der Prinzen Dienst thatcn, wurde Jedem eine Nemuncraiiou von 40 Vl zu Theil. Den briden nach Oberhof commandirlco. Gendarmerie-Wachtmeistern Wönne und Nußpieker, welche durch die Natur ihre- Dienstes am häufigsten mit den Prinzen in Berührung kamen, war cs Vorbehalten, von der Hand des Kronprinzen srlbst eine belohnende Auszeichnung sür die während der ganzen Zeit b.wicscne Treue und Wachsamkeit zu empfangen. Während drr Exercirstunde, die während der ver gangenen Tage fast alltäglich gehalten wurde, hielt der Kronprinz am gestrigen Tage eine kleine Ansprache, in welcher er hervcrhov, daß sein kaiserlicher Vater ihn beaustrogt habe, den beiden Beamten einen Orden sür die bewiesene Pflichttreue zu überreichen. Gleichzeitig übergab der Kronvrinz den überraschten und hoch erfreuten Beamten das Allgemeine Militair-Chrenzeichen. Wie sehr die Prinzen an ihren Exercirmeistern hinge», das gab sich beute Morgen vor der Abfahrt kund, indem sie vor dem Besteigen des Wagen« aus die beide» Gendarmerie-Wachtmeister zuliescn, ihre Hände zum Abschied schüttelten und ihnen zuriefen: „Adieu. Herr Wönne l Adieu, Herr Nußpieker!" Den Knobenclassen In und II» der hiesigen Bürgerschule, welche gestern unter der Führung ihrer Lehrer einen Ausflug über Obcrhos nach dem Triefende» Stein unternommen hatten, war es noch vergönnt, mit den blauäugigen ^ Hohenzollcrnvrinzen unter eigenartigen Umständen in Berührung zu kommen. Als die Classe» unter Trommelklaag, voraus der Tambour.Major, ins Dorj eingezogen waren, wurde ans dem Schlosse der Wunsch übermittelt, daß die Schüler vor dem Jagd schlösse Ausst>llung nehmen möchten, da die Prinzen die Classcn zu sehen wünschten. Nachdem der Aufmarsch vor dem Schlosse erfolgt war, wurde ein Choral augcstimmt, woraus die Schüler mehrere Turnreigen oussührtcn, Herr Rector Damm hielt eine markige, zündende Ansprache an die Jugend, wclcbe mit einem Hoch aus die kaiserlichen Prinzen, die Hoffnung deS Vaterlandes» endett, in das alle Anwesenden begeistert einstimmtcn. Den einige Zeit später »ach dem Tac» der Trommeln ihren Marsch aus der Straße nach Gera sortsctzcnden Schulklassen eiwicS sich das Glück noch ein zweites Mal hold gesinnt, indem es ilnen die von einem Spaziergänge beimkehrende» Prinzen enlg-'gciijührlc. „DaS ist ja die Schule von heute Morgen", klang es aus dem Munde der Prinzen den Ankommenden entgegen. Aus den durch Herrn Oberstabsarzt vr. Zunker in Worte gekleidete» Wunsch der kleinen Hohenzollcr» machten tie Schüler kehrt, um die Prinzen unter Trommel, klang ein Stück Weges nach Oberhos zurück zu geleite». Es war ein hübscher Anblick, wie die drei Prinzen in strammer Haltung an der Spitze de» Trommler-Corps vorausmarschirten, und olS nun aus eine» Wink der Frau Gräfin Excellenz von Brühl beim Wildgatter die Weiicrbegleilung eingestellt wurde und die Colonnen zur Veiterversvlgnnq de« uriprünglichen Ziele« wieder vmschwenkleo.
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