Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-03
- Monat1888-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1888
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Krötrtion »ud Lrpediti«, Joha»ue«gaste 8. SPrechkodtN trr Uedacti«»: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittags b—S Uhr. glir ttttttia-abe em-rl-iatlkr m-nuscrwt« »acht Sch tu «edaciieu »Ubt vnttiitUch. «»nähme der für die niichftselße«»« Nnmmrr bestimmten Inserate a» ««»»»tagen dt« 3 Uhr Rachmttta,«. an Sann- und Festtagen früh dis'/,9 Uhr. In den Filialen für 3ns.-^nnahme: Ott« Klemm, Universitätsstrabe 1. Loui» Lösche. Katharinenstr. 28 patt. u. König-Platz 7. nur biS'/,3 Uhr. 'nMgcr Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsderkehr. ^ 247. Amtlicher Theil. Dl« Gntsätädiaung für d,e in der Zeit vom G«lll-u., Lampe, und Wind«a-l-nstra»e e,n- quartiert gewesenen Truppen vom RöntgliHen 8. Ja» faaterie-Regimeat Nr. 1V7 kann in den nächsten Tagen bei unserm Quartieramle, Stadthaus, 2. Etage, Zimmer Nr. 107 erhoben werden. Ter den Ouartierzettel Borweisende gilt al« zur Empfangs nähme berechtigt. Leipzig, am 1. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 7269. Dr. Tröndlin. Lamprecht. Vrkanntma-ung. Gefunden Hoh-Anction. Abonneme«1»pr»i< vierteljährlich 4>/, Mk. tnrl. Bnogerlohn 5 Mk., durch die Post -rzogeu 6 Mk. Jede einzelne Nummer P Pf Belegerempiar 10 Ps. Gebühren für Ertrabeilagr, lin Tageblatt-Format gesalzt) «hnr Postbesörderung M Mk. v ' «tt Postbcsördcrnag 70 Mk. Inserate Sgrspaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut ons. Preisverzeichnis, radellarischer n. Zissernsatz nach HSHerm Taris Nerlamen »nter dem RedactionSstrich die tgesvall. geile 50 Pf.,vor deuFamiliennachrtchtea dir «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die Expedition z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruoouwsraaäo oder durch P»st- »ochaohme. Montag oen 3. September 1888. 82. Jahrgang. Die Pflasterung der Fahrstraße um den Kör»er«Platz »it Schlackengußsteiucn soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können da selbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren ent- nommcn werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung deS Körner-PlatzeS" versehen ebendaselbst und zwar t»S zum 8. September diese» Jahre«, Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht der Lu-wahl, sowie vir Ablehnung siimmtlicker Angebote vor. Leipzig, den SO. August 1888. De» Rath» der Stadt Leipzig Strafleudaudeputatio«. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadt hause allhier Donnerstag, de« 6. September 1888, Vormittag» von v Uhr aa «ine Partie getragene Kleidungsstücke. ei»e -TLH- Maschine, Möbel«, HauS- und Küchengeräthe, Betten und dcrgl. mehr meistbietend versteigert werdrn. Leipzig, den 1. September 1888. Das Arrneiramt. Ludwig-Wols. Äunghähncl. wurden lm Juni d. I. und am 18. bcz. 25. dieses Monat- in der inneren Stadt riue Land»ehr-Dienft-8uSzeich«ung II. klaffe und ein eisernes Kreuz H. klaffe, sowie eine striegSdentmünze sür Combalkanken p. I. 1864. Die unbekannlen Eigenihümer hierzu werden hierdurch aufge- fordert, sich zur Empfangnahme der Gegenstände au Unterzeichneter AintSstelle zu melden. Leipzig, am 31. August 1888. Ta« Polizeiamt der Stadt Letpzi,. Bretschnrider. M. Im Universität-Holze bei Lieberlwolkwitz sollen Mittwoch, den 12. September ds«. Ir«., van Vormittags S Uhr an 23 Raummeter eichene Nutzjchene, 167 - eichene, buchene nab birkene Brenuscheite, 4 » eichenes Aruchholz, 408 , harte- Bbraumreisig in Laoghausen, 165 fichteue Derbstaugen von 8—12 om Unterstärke und S—7 m Länge, 2930 fichteue Reisstangen von 3—7 cm Uuterstärke >»d S—7 m Länge und 27,8 Wellenhundert fichteue« und kieferne« Breunreisig auct>onSweise verkauft werden. Kauflustige werden eriucht, zu der angegebenen Zeit ans dem ltahlschlage am Störmthalrr Wege der UniversitStS-Walbung sich einzufinden. Die geordneten An zahlungen find sofort nach dem Zuschläge zu bewirken. Leipzig, am 29. August 1888. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. M«»tag. den 24. Lrptcmder 1888» . . . ^ Varmittag« '/,11 Uhr, soll auf der Expedition de« unterzeichnet«» Gemeiudevorstaude» die der hiesigen Gemeinde gehörige LindenhlNlSVirMaft auf 6 Jahre vom 1. Mai 1889 ab unter den im Termin bekannt zu machende», auch vorher auf dem Rathhaus« einznsehenden Be dingungen öffentlich an den Meistbietenden, jedoch mit Borbehalt de« Zuschlag« und der Auswahl unter den Bietern, Verpachtet werden. Zur Orieatirung wird für anSwärtige Reflektanten bemerkt, dos die zu verpachtende Wirtschaft in den letzte» Jahren jährlich gege» 570 Hektoliter Lagerbier an- der hiesigen städtischen Brauerei be zogen hat, daß mit derselben die Wirthschasl zweier geschloffener Gesellschaften verbunden ist und der Verkehr der hiesigen Badegäste, wie überhaupt starker Sommerverkehr in den mit schöne» «»läge» omgrb«»«» Pachtlocalitäte» stattfindet. Der Pächter hat 2000 ^l Lautioa zu leiste«. Blanken Hai» in Thür., den 21. August 1868. Der Ge»et»de.V«rft«nd. Schneider. Lekenulllachllllg. Eintrittskarte« zur Synagoge und deren Filiale werden ferner abgegeben: M«»tag, de» ». September 1888, «achmtttaa »—L Ubr. in der «emeindekonjlri im Svnagogengkbäud«. Tr. 1. Die bte«» "HA'» Gemetnbestener-Lnittunae» stn» mitzubringr». .. Ebendaselbst ist da« von Herrn Rabbiner vr. U. M. Galst» schMlbt heransgeqebrne »ebeibach ktasiich zn haben ^ Lei»«» den 30. August 1888. Der Vsrstimd der JSraelitischeu Religiou-gernelnde »» LeiPii«. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 3. September. * Wie nach der „Staaten-Correspondenz" verlautet, wird der nächstjährige Reich«.Militair.Etat keinerlei Mehrforderungen enthalten. Dagegen darf al« sicher angenommen werden, daß der Etat der Marine Neu sorberungen, namentlich auch sür SchiffSbauten enthalten wird, wie solche bereilS in der vorjährigen Denkschrift an« gekündigt und auch noch aus Anordnung de« Generais von Caprivi in den in der Vorbereitung begriffenen Etats» enlwurs eingestellt worden sind. Der weiteren planmäßigen Entwickelung der Marine dürsten namentlich die Erfahrungen der diesjährigen sehr umsassenven Flottenmanöver mit zu Grunde gelegt werden. * Nach der amtlichen Anzeige von der in Potsdam voll zogenen Taufe, die sich im „Reichs- und Staats-Anzeiger" indrt, ist der Rufname deS jüngsten kaiserlichen Prinzen OScar. * Den Entwurf de» Bürgerlichen Gesetzbuches unterzieht in den „Grenzboten" der frühere Abgeordnete und ReichSgerichtSralh Otto Bähr einer Kritik. Bähr ge sellt sich denen zu. welche da» Werk entschieden adlehnen. ES beißt in dem Artikel: Gewiß nur Wenige, die überhaupt ein Urthril haben, werden in dem Entwürfe das gesunden haben, wa« sie von einem deutschen Swilgesetzbuch erwarteten. Werthvoll darin ist Biele», von dem Positiven, waS der Enlwurs, meist unter Benutzung schon be- sichender deutscher LandeSgesctze, neu geordnet hat. In seinem ganzen Ausbau aber ist der Entwurf, trotzdem daß vorzugsweise Prakliker an ihm gearbeitet habe», ein doctrmairrS Werk geworden, das in seiner gekünstelten Sprache nicht nur jeder BolkSthümlichkeit entbehrt, sondern auch für den Juristen schwer verständlich ist und daS auch nicht aus der Höhe praktischer Wissenschaft steht. Man könnte zu seiner Rechtfertigung sagen, daß er au« den bestehenden Theorien ungefähr da- Mittel ziehe und daß daher die Recht sprechung so ziemlich die nämliche bleiben werde, wie sie jetzt ist. Darin dürste aber eine Täuschung liegen. Eine Rechtsprechung, di« nicht mehr über den Werth eine« gegebenen Gesetzbuchs steigen kann, mutz naturgemäß unter den Werth desselben hernutergehen .... Hinter dem Entwurse lagerten sich, breit und anspruchsvoll, zunächst die „Motive", die ohge Zwcisel in erster Linie als „Geist der Rechtsordnung" gelten und deshalb vor allem studirt und respeclitt sein wollen. Leider aber find diese Motive nicht durchweg von der Art, daß man sie als „Geist" anpretsen könnte. Dafür enthalten sie zu viel unwissenschaftlich Gedachtes. Der Entwurf mit seinen Motiven ist nicht geeignet, eine neue Wissenschaft zu erzeugen. Nur das dürftige Bacillenleben der Lommentarc wird reichlich in ihm Nahrung finden .... Hätte man sich entschlossen, aus dem Weg« der Einzelgesetzgebung vorzuschreiten, so hätte man zunächst Gegenstände auSwähie» können, bei denen vorzugsweise ein Bedürsniß für einheitliche Rechts- gestaltung vorliegt. Es würden dies voraussichtlich auch gerade solche gewesen sein, die sich vorzugsweise zur positiven Ordnung durch Gesetz eignen. Hätte man alljährlich ein oder zwei Gesetze dieser Art bearbeiten lasten, so würden auch die Faktoren unserer Gesetzgebung eine wirklich nutzbringende Thätigkeit bei ihnen auszu üben im Siande gewesen sein. Unser Volk, und namentlich auch unser Juristenstand, würden dann nach und nach in die Einheit hinein gewachsen sein, waS weit wohlthätiger gewirkt hätte, als wenn man ihnen jetzt ein ganzes neues Gesetzbuch über den Kops gießt. Wäre in dieser Weise in den sünszchn Jahren, seit denen dar Gesetz vom 20. December 1873 besteht, vorqegangen worden, so könnten wir jetzt schon die Halste von dem, w-S in dem Entwurse wirklich von Werth ist, als einheitliche-Recht besitzen. Auchheutenoch ließen sich ganze Kapital auS dem Entwurse herauSschaeiden, um als Specialgesetze verwendet zu werden. Wenn dann neben diesem vorschreiten der Reichsgesetzgebung zugleich die Landes- gesetzgebungen sich die Mühe ^hätten geben wollen, in den auS früherer Zeit überkommenen, theilwcise recht wüsten Rechtszuständea ihrer Länder einigermaßen auszuräume», so würden wir aus diese Weise zu einer vernünftigen RcchtSeinheit gekommen sein, ohne so viele« Werthlose, besten Folgen sich gar nicht überblicken lasten, mit in den Kauf nehmen zu müssen. Statt in der gedachten Weise z» verfahren, hat man — gleich, sam L lonüs peräu — zur Anfertigung eine« LivilgesetzbucheS Auf trag gegeben. Nach einer langen Reihe von Jahren liegt jetzt — ich glaube, daß die- wohl ziemlich allgemein anerkannt werden wird — eia wenig ansprechendes Werk vor. Soll diese- nun doch zum Gesetze erhoben und damit die ganze RechtSeatwicklung in Deutsch land zum Abschluß gebracht werden? Tann würden wir neben dem übel ouSgesallenen Livilproceß auch noch ein unbefriedigendes materielles Recht haben. Für den Mißerfolg der Eivilproceßord- nung kann eS noch zur Entschuldigung dienen, daß sie zur Zeit ihrer Einführung fast allgemein für ein Mustergesetz gehalten wurde. Für daS Livilyesetzbuch würde diese Entschuldigung nicht zutreffen. Denn unsere juristisch gebildeten Staatsmänner können schon >etzt nicht darüber zweifeln, daß dasselbe für die Rechlsprechung kttne wünschenSwerthe Errungenschaft sein wird. * Gegenüber mehrfachen Bezweifelungen fortschrittlicher Blätter ist die „Nationalzritung" in der l!age, die Thatsache. daß die Berufung Herrn von Bennigsen» au» eigenster Initiative de» Kaiser», ohne jede Anregung von Seiten de» Fürsten BiSmarck erfolgte, vollinhaltlich ausrecht zu erhalten. * Die durch Berufung de» Herrn v. Wedelt zum Minister de» königlichen Hause» erledigte Stelle eine» Regie rung-Präsidenten in Magdeburg soll demnächst zur Wieder- besetzung gelangen, ebenso die Stelle de» Präsidenten der Regierung in Trier, dessen bisheriger Inhaber, Nasse, al» Unter-StaatSseeretair in da» EultuSministerium berufen worden ist. Wie der .Hreuzreitung" zufolge verlautet, würde Regierunq«-Präsident Graf Bauoissin in Ovpeln da» gleiche Amt in Magdeburg übernehme«. Al» Nachfolger de« Grafen Bandissin in Oppeln nennt man den Vortragenden Rath im Ministerium de» Innern, Geheimen Ober-Regie rungSrath vr. v. Bitter. * Man schreibt un« au» München: „Rach der in hiesigen patriotischen Kreisen bestehenden Meinung wird die Betheiligung der nationalliberal eu Partei an hohen preußischen Staatsümtern nicht aus die Ernennung Bennigsen'« be schränkt bleiben. Nach guter Berliner Information wird auch der Bürgermeister von Frankfurt a. M-, vr. Miquel, Ober- Präsident werden". » * » * Nach einer Belgrader Meldung der „Reuen Freien Presse" hat König Milan au- Tob lach an da» Eon- sistorium ein Telegramm gerichtet mit der Aufforderung, die Antwort der Königin Natalie ihm einzusenden. Der König wünscht, in feinem Interesse und zur Erhärtung seiner An gaben die nölhigcn Docnmente rinzusenden, daher er de» Wunsch aussprach, da« Eonfistorium möge di« diesbezü-lichen Verhandlungen aus drei Monat« »«tage«. ' Ueber die jüngste .Spionagegeschichte" in srankreich, sowie üver den Mordanfall auf der Zarifer Botschaft gehe« der .Nalionalzettung" nach, ehende Mittheilungen zu: Wie zu erwarten war, nimmt ein großer Theil der Pariser Press» keine Not,, von der Berichtigung, daß der in Nizza ver- hastete angebliche deutsche Spion Kilian von Hohenburg keine gestillte Lebel-Patroae. sondern nur die leere Hülse einer Patrone de» Gras- grwehr« in einer Blumenschachtel versenden wollte. Dagegen fahren dieselben Organe sott, wüthende Artikel über die angebliche deutsche Spionage zu vrrüffenilichen, sowie die strenge Anwendung de« Spionengesetze» und zur „Abwechselung" auch einmal wieder die Ausweisung der deutschen Lorrespondenten zu verlangea. Außer dem liegt heut« Abend ein neue« Havas-Telegramm solgenden Inhalte« vor: Man versichert, Kilian von Hohenburg habe gegen den 10. August einem in Pari- wohnende» Vermittler einen eingehenden vergleichenden Bericht über die italienischen und sranzösilchen Alpenmanöver übersendet. Er kündigt auch in seinem Briefe eine wichtige Sendung an. Die „öffentliche Sicherheit" hätte diese Eorrelpondeuz mit Beschlag belegt und darauf angeorduct, Kilian von Hohenburg in dem Augenblick zu verhaften, wo er die angekündigte veudang expediren würde. Man sagt, daß die mit der Untersuchung beauftragten Richter genau den Weg aus nehmen lasten, den „Kilian" auf seiner Alpentour versolgte. um estzustellen, wie und wo er in den Besitz der Patrone gelangt wäre, welche er einfach ausgelesen haben will. Diese- HavaS-Telegramm macht dea Eindruck, daß man mit dieser angeblichen Svionengeschichtc den Eindruck de« Mordanfalle» aus der deutschen Botschaft abzu- chwächen hofft, wa« doch ein gefährliches Spiel werden könnte. Daß Gramer sür verrückt erklärt, also nicht vor Gericht gestellt werden wird, gilt schon jetzt als ganz zweifellos, obgleich über da« Ergebniß der Beobachtungen der amtlichen Irrenärzte noch gar nicht« bekannt ist. * Frankreich will keinen Krieg, fürchtet aber auch einen. DaS ist in Kürze der Sinn der Ansprachen, welche von dem Ministerpräsidenten Herrn Floquet und dem Marineministcr Admiral Krantz am Freitag bei einem ihnen zu Ehren seiten» der Stadt HhäreS veranstaltete» Festesten gebalten wurden. Hyöre» ist Fioltcnstation und man begreift, baß im Verfolg de» nunmehr glücklich überwundenen Mastauab- zwischensall» die Aufmerksamkeit der Franzosen sich in ge steigertem Maße der Flotte zuwendet, al» desjenigen Instru» mente» der Kriegführung, welchem im Falle eine« Bruche» mil Italien ein« Rolle ersten Range» beschienen sein würde. Mit der bei '-der Gelegenheit wiederholten Brtheuerung der ranzvsischen Fnedfertigkeit könnte Frankreich und da» übrige Europa soweit ganz zufrieden sein, wäre dieselbe nicht un wandelbar von dem ominösen .Aber" gefolgt, welches in der rein fiktiven Annahme wurzelt, daß Frankreich von irgend Jemandem rum Kriege herauSgesorvert werde» könnte. Da nun die an der Spitze der Republik stehenden Persönlichkeiten soviel ikenntniß von dem waren Charakter der europäischen Lage haben müssen, um genau wissen zu können, daß gerade bei denjenigen Staaten, gegen die Frankreich angeblich ans seiner Hut sein oll. auch nicht entfernt Neigung oder Anlaß vorhanden ist, Zrankreich frivoler Weise mit Krieg zu überziehen, so erscheint der ominöse, mit „Aber" beginnende Nachsatz nur zu sehr geeignet, da» Vertrauen der Friedensfreunde in die Ehrlichkeit der französischen Belheucrungrn wesentlich zu verringern. Die bezüglichen Kundgebungen der Herren Floquet und Krantz theile» daher da» Schicksal ihrer sämmtlichc» Vorgängerinnen: „Die Botschaft hör' ich wohl» allein mir seblt der Glaube." Zrieden-betheuerungen mit Vorbehalt, zu besten Formulirung bei ehrlicher Würdigung der Sachlage durchaus kein Grund erkennbar ist, können «in bisher vorhanden gewesene» Ver trauen erschüttern, werden aber ein bestehende« Mißtrauen ;anz gewiß nicht abschwächen oder gar bes.itigen. Wenn die weiter der französischen Politik sich ein reelle» Verdienst um die Ruhe Europa» erwerben wollten, so könnten sie sich alle „Wenn»" und „Aber»" sparen, die durchaus den Eindruck machen, daß Alle» nur Schein unv MaSke ist, sonst nicht». * Der Sieg, den „Genosse" Liebknecht, der OlUickickat kranial», im 6. Berliner Reichstagswahlkreise da vongetragen, hat in Pari» den besten Eindruck gemacht. Der „Kölnischen Zeitung" wird gemeldet: Die französischen Socialdemokraten ließen an Liebknecht ein Glückwunsch-Tele gramm abqehe»; am Sonntag werden die französischen und deutschen Socialvemokratcn eine Versammlung abhalten, um eine Adresse an Liebknecht abzusasten. * Wie verlautet, hat König Leopold II., der Belgier, welcher kürzlich au» England zurückkehrte, die Bereitwilligkeit der englischen Regierung mitaebracht, sich an der geplanten neuen afrikanischen Conferenr, welche Ende Oktober in Brüssel zusammentreten soll, zu be- theiliaen. Von verschiedener Seite ist gemeldet worden, daß auch die deutsche Reich-regierung dem Zusammentritt einer neuen Afrika - Conferenr geneigt ist, so daß derselben kaum irgend em nennenswertyes Hinderniß im Wege steht. Da» Programm der Conferrnz wird keine Grenzregulirung ent- balten, wie ursprünglich gemeldet wurde. Eine solche bleibt künftigen Vereinbarungen Vorbehalten. In der Thal nehmen di« fortgesetzten Besitzveränderungen im schwarzen Erdtheil einen solchen Charakter an, daß man von einer endgiltigen Tbeilung Afrika'» noch lange nicht sprechen kann. Eine end- giftige Regelung der Grenzen ist also noch unmöglich. Die zwei Hauptpunkte mit denen die neue Afrika - Conferenz sich zu beschäftigen haben wird, sind die Unterdrückung der Sklaverei in Jnnerasrika und die Vertreibung der Araber, deren fort- gesetzte Streifzüge au» Jnnerasrika eine förmliche Wüste machen. König Leopold will sein Ziel einerseits durch die Bewachung der afrikanischen Ostküste mittelst einer internationalen Fl stille, sowie durch die strenge Be- strasung der Einfuhr von Waffen und Pulver ,n da» Innere Asrika» erreichen. Ist den Sclavenjägern durch die Entziehung de» Pulver» und der Waffen da» Handwerk ge> legt, so werden sie ihre Streifzüge selbst ausgeben wüsten Die Erareisung energischer Maßregeln gegen die Araber ir. Mittelasnka erweist sich jetzt um so nothwendiger. al« der Feldzug de« Cardinal» Lavigeri«, welcher bekanntlich da« gleiche Ziel verfolgte, gescheitert zu sein scheint. Nach den ersten Iulletln«. welche die ultramontane Presse auSgab, hätte man meinen sollen, daß e« ein Leichte« sr,n werde, in Belgien hundert Mann und eine Million zur Vertreibung der Araber au» dem Gebiete de» Tanganiika-See» aufzutreiben. Cardinal Lavigerie hat aber in Vieser Richtung eine arge Enttäuschung erlebt. E» ist nicht blo» durchaus zweifelhaft, ob sich in Belgien hundert Freiwillige sür den Eintritt in die Legion de» Cardinal» finden werden, sondern die vom Cardinal veröffentlichte Sammelliste weist statt der Million bi«her blv» 2V 000 Franc» aus. schließt also mit einem vollständigen F>a<». Im Unmuth« darüber hat Cardinal Lghißerih welcher schon nach Deutschland abreifen wollt«, in der letzten Stunde seine Absicht aufgegrben und ist nach Pari» zurück- gereist. Ob derselbe seinen Anti^clavenfeldzug wieder auf- nehmen wird, ist nicht bekannt. Jur Lage. bl. 6. Berlin, 1. September. Für den Sevkentß» lnd von verschiedenen Parteien größere Wahlversamm lungen in Aussicht genommen, und man darf voraussehen, daß die Wahl beweg ung von da ab in etwa» regeren Fluß ommt. Bi» jetzt hat sie sich in sehr ruhigen Bahnen ab gespielt; in den meisten Wahlkreisen haben noch kaum die ersten einleitenden Schritte stattgesunden. Wenn man gleich wohl schon einen allgemeinen Eindruck gewinnen kann, so wird er dahin gehen, daß eine wesentliche und entscheidende Aenderung in der Zusammensetzung de» Abgeordneten hauses nicht zu erwarten ist. Nach zahlreichen Aeußerungen und Andeutungen in der Presse zu urthcilen, glauben alle Parteien Grund zu haben, im großen Ganzen aus die Be hauptung ihres parlamentarischen Besitzstandes zu vertrauen und etwaige Verschiebungen doch nur in recht beschränktem Umfang zu erwarten. Das preußische Landtagswahlsystem ist ja auch nicht oerart, um leicht plötzliche große Umwälzungen in der Ver tretung entstehen zu lasten, eS hat einen viel zu stabilen und conservativen Charakter. Es scheint auch, daß die Parteien ich der Hauptfache nach auf die Wahrung ihre» Besitzstände» beschränken und EroberungSvcrsuche nur in mäßigem Umfang unternehmen werden. Insbesondere wird unter den soge nannten Cartelparteicn von einem allgemeinen systematischen Kampf und Krieg, trotz so mancher Plänkeleien ln der Presse nicht die Rede sein können. In manchen Wahlkreisen mögen Conservative und Nationalliberale eine Kraftprobe anstelien, im großen Ganzen werden sie sich ihren Besitzstand gegen seitig nicht antasten können und wollen. Eine conservativ- nanonalliberale Mehrheit ist auf alle Fälle auch für das nächste Abgeordnetenhaus gesichert. Die Gefahr, daß die beiden conservativen Parteien so weit erstarken, um für sich allein eine Mehrheit zu bilden, scheint un» auSgefcklosten. Ob e» gelingt, di« Wiederkehr einer deutschconservati»- klerikalen Mehrheit zu Hintertreiben, wagen wir nicht zu ent scheiden. Wünschenswert!, wäre e» allerdings, nachdem die conservative Parteileitung e» in den verflossenen Sessionen wiederholt dahin gebracht hatte, daß diese Mehrheit die par lamentarische Aetion an fick, riß. Bei allen in neuerer Zeit ftattgehabten Nachwahlen zum Reichstag war ein starker Rückgang der Stim- menzahl gegenüber den Wahlen vom Februar 1887 zu be merken. An diesem Rückgang nahmen zwar sämintliche Par teien Theil, zum geringsten Procentsatz aber die radikalen Richtungen. Freilich liegt eS in der Natur der Sache, daß die radikalen Parteien ihre Anhänger bester in Bewegung und Aufregung zu halten wissen, als die gemäßigten und con- servativen. Man kann auch sagen, bei jene» bedeutet eine Verminderung der Stimmenzahl in der Dhat eine Abnahme der Anhänger, bei diesen nur ein vielleicht vorübergehendes Einreißen von Trägheit und Gleichgiltigkeit. Es ist auch wohl begreiflich, daß eine gewisse Ermüdung und Erschöpfung in der Wählerschaft sich zeigt in einem Augenblick, wo be sonders aufregende Fragen nicht zur Entscheidung sichen, wie zu Beginn des vorigen IahreS. Bis zu einem gewissen Grad ist eS auch gerechtfertigt, wenn man sagt, diejenigen, die sich der Wahlstimme enthalten, seien zum größten Theil als mit den bestehenden Zuständen zufriedene Staatsbürger zu betrachten. Indessen wäre es allerdings wünschenswerth, diese Zufriedenheit äußerte sich activ und nicht in der zweifel haften Weise des Fernbleibens von den Wahlurnen, wie es ganz besonders den staatSerhaltenden Parteien eigen ist und zum Vorwurf gemacht werden muß. Die Frucht der Bcrathungen der Preußischen Bischöfe zu Fulda kommt jetzt in einem Schreiben an Papst Leo XIII. zum Vorschein. Der Inhalt dieses Schrift stücks ist ein heftiger Protest gegen den den italienischen Kammern vorgelegten Entwurf eines Strafgesetz buchs. worin die Bischöfe eine schwere Beeinträchtigung der Freiheit der Kirche unv der Rechte deS apostolischen Stuhle« erblicken. Eine solche Einmischung in die Gesetzgebung eines fremden Staates verdient die ernstlichste Zurückweisung. Ueber deutsche kirchenpolitische Verhältnisse äußert sich das Schreiben nicht. Herr von Bennigsen beabsichtigt bekanntlich nach seiner Ernennung zum Oberpräsidenten ein ReichStagSmandat aufs Neue anzunchmen. Seine Wiederwahl ist voll kommen gesichert. Jur Taufe in Potsdam. * Die „Post" bringt noch die folgenden interessanten Nachträge zur Taufe de» fünften Sohne« de« Kaiser paare» in Pol-dam: Ihre Majestät die Kaiserin Augnsta Victoria fuhr i» einem offenen, 4 l» Daumont bespannten Wogen vom Marmor- Palai« nach dem Stadtschlosse. Ihre Gestalt war in ei« Mantelct von we hem Damast und weißem Schwan gehüllt, da» Haupt mit einer weißen Spitzenbarbe bekleidet. Wenn eS eine Berechtigung de- Stolze» giebt, so ist e« der einer Mutter ans ihre Kinder. Drei Söhne saßen ihr gegenüber in weißen Blousen und weißen Stroh- hüten, zwei, Prinz August Wilhelm uad der Täufling, folgten in einem geschloffenen Wagen. Und der Mutterstolz ans diese fünf Söhne, die sie ihrem Gemahl und dem Lande geboren, lag aus den Zügen der Kaiserin, ein glückliche» Lächeln io vollem Jngendlchimmer ging über ihr Antlitz, al» wollte sie, huldvoll nach allen Seiten grüßend, zu all den Tausenden, die zu ihr aufjubelteu, sagen: „Seht, da« ist meine schönste Krone". Der Keine Prinz mit dem vollen Geflchtchen und den vollen Aermchen war wie von einem rosigen Hauch überflogen. Während der ganzen heiligen Handlung ließen sich von ihm nur eia paar ichwache Laute hören; im Ganzen muß ihm die Note gegeben werden, baß er sich bet der Taufe eine« vortrefflichen Betragen- befleißigte. Er schlief auch ruhig Weiler, al« er nach der Lause in die Paradewiege gelegt ward, die eigentlich eine sehr einfache ist. AuS braunem geschnitzten Eichenholz mit dem Allianz-Wappen der kaiserlichen Urgroßeltern und Großeltern in direkter Linie, der preußische Adler dält eine» Vorhang und unter diesem lag da« Kind im laßen Schlummer. Ueber die Wiege war die Schleppe au« Silberstoff gebreitet, auf einem reichen silbrrgeichnitzten, mit blaß- blauem Atta« überzogenen Sessel saß Ihre Majestät die Kaiserin neben der Wiege ihre« Kinde«. An ihrer Seite befand sich der laufvater Ee Majestät der Kaiser und ring« die fürstlichen Taus pathen, vie Aürstlichketten und der Hof. Dann destlirtrn an« derDibiiothek heran» sämmllich» Tanszena», M «Mch tirk» itzr« »lßtwutzjch z» GW »WW
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