Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810199
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-19
- Monat1888-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1888
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Gebühren für Extrabettagr, (in Tageblatt-Format gefalzt) «h«k Postbeiörderung 60 Mk. «tt Postbeförderuog 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeil« 20 Größere Schriften lant uns. Prelsverzetchni c «.Lisferufatz nach höherm Lari Tabellarischer i tieltiunrn »ater dem Rrd»ctto»«jlrlch dl« üochmlt. geile VOPs„ vor de» Familie,»achrichtko di« 6 gespaltene geil« 40 Vi. Inserate sind stet» an die Exp,»Ms» Pt senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnannmoraocko »der durch P»st- »achuahme. 2S3. Freitag den 19. October 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 9. Juni 1888, die am 7. November 1852 in Neustadt a/O. geborene Dienstmagd Friederike Pauline Gnenra Götze betreffend, durch deren freiwillige Meldung. Leipzig, am ll. October 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. X. k. VN. 2694/l 729. Feiler. Srffcnlliche Drkanntmaihung. Vom 20. October d. I. liegt bei Unterzeichnetem die hiesige Schöffen- und Geschworenenurliste dcS lausenden Jahre» die vor» geschriebene Zeit über Vormittags von 8—1 und Nachmittags von 3—6 Uhr z» Jedermanns Einsicht aus. Vom Zeiipunct der Aus legung an könne» innerhalb einer Woche gegen d,e Richtigkeit oder Vollständigkeit der Liste schriftlich oder zu Protokoll Einsprachen erhoben werden. Zugleich wird aus die unten wörtlich beigeiügten I Ton anzuschlagen, der seinen Neigungen nicht entspricht. Bestimmungen der 8Z. 31,^33, 33, 34^ 84, 85 .des D. Genchisver-f am liebsten würde Frankreich daS stammverwandte Italien loren, kein Mensch denkt heute mehr daran, daß wegen Bulgariens ein Krieg auSbrechen könnte. Diesem Lande l schenkt man heute nicht mehr Beachtung, als eS seiner Größe und Bedeutung gemäß verdient. Da» ist eine Veränderung, die man noch vor wenigen ! Monaten nicht für möglich gehalten hätte und welche wesent lich der persönlichen Einwirkung Kaiser Wilbelm'S und seinem in jeder Beziehung würdigen unv politisch zweckmäßigen Auf treten zu verdanken ist. Die Voraussetzung der Möglichkeit eiiw» so durchschlagenden Erfolge», wie er thatsächlich crziell w^den ist, war die vollständige Uneigennützigkeit der deutschen ^ Politik. Da» deutsche Reich hat keinen anderen Zweck, als in Frieden die Frücbtc seiner glücklich erkämpften Einheit zu genießen und die Stufe seiner inneren Entwickelung zu er reichen, welche ihm feine Kräfte und Fähigkeiten gestatten, ohne dadurch fremde Interessen zu verletzen. Deutschland strebt nicht nach Machterweiterung, sonder» will nur DaS sesthalten, was eS besitzt. DaS wüsten ihm auch seine Feinde zugestehen, und wenn sie es auch widerwillig und verdrösse» tdun. Frankreich steht sich gciiölbigt, seinem Rachedurst Schweigen zu gebieten und auch Italien gegenüber einen safsiingSgeletzeS und de» 8 24 des K. S. Gesetzes vom 1. März 1879, Bestimmungen zur Ausführung diese» Gesetzes enthaltend, verwiesen. Reudnitz, am 17. October 1888. Ter Gemetnde-Varftand. Grüße». Gerichts» er fass« ngsgesetz vom 27. Januar 1877. 8. 31. Das Au» eines Schöffen ist ein Ehrenamt, kan» nur von einem Deutschen versehen werde«. 8- 33. Unfähig zu dem Amte eines Schöffen sind: 1) Personen, welche die Befähigung in Folge strafgerichtlicher Berurtheilung verloren haben; 2) Personen, gegen welche das Hauvtversahrea wegen eine» Verbrechens oder Vergebens eröffnet ist, da» die Ab- aufs Tiefste demiilhigen. Statt dessen muß eS sogar die be rechtigten Wünsche Italien« in Tunis erfüllen, will Frankreich anders nicht unfruchtbare Streitigkeiten herausdeschirören, die eS auch mit anderen Mächten in unerquickliche Auseinander setzungen verwickeln würden. Italien tritt gegen Frankreich mit derjenigen Festigkeit auf. die ibm die Bündnisse mit zwei Großmächten und die sreuiidschasliichen Beziehungen zu Eng land gestatten, und hat damit in Ostasrika und in Tunis gleichen Erfolg erzielt. Deutschland selbst hat durch die Kaiserreise zwar keinen Gebietszuwachs davongetragen, aber einen bei Weitem wich tigeren Bortheil erreicht, nämlich die sehr erhebliche Erhöhung seines moralischen Gewicht» in Europa. Gerade weil Kaiser Dasselbe Bekleidung öffentlicher Aemler zur Folge haben kann; 3) Personell, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt sind. ß. 33. Zu dem Amte eines Schöffen solle» nicht berufen werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Aufstellung der Urliste da» dreiß gste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2) Veijoiien, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste den Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 8) Personen, welche für sich oder ihre Familie Armenunte» ftiltzung aus öffentlichen Mitteln empfangen oder t» den drei letzten Jahren, von Ausstellung der Urliste zurück gerechnet, emviangen haben; 4) Personen, Milche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet sind; b) Dienstboten. g. 34. Zu dem Amte eines Schöffen sollen ferner nicht berufen Verden: 1) Minister; 2) Mitglieder der Senate der freie« Hansestädte; 3) Reichsbeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden könne»; 4) Sta tsbeamic, welche aus Grund der Landesgesetze jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 5) richierliche Beamte und Beamte der Staatsanwaltschaft; 6> gerichtliche und polizeiliche Bollstrcckungsbeamle; 7) Religionsdiener; 8) Volksschullehrer; 9) dem aclive» Heere oder der acliven Marine angehörende Miliiairpersonen. Die Landesgesetze können außer den vorbezeichnete» Beamten höhere BerwaltungSbeamie bezeichnen, welche zu dem Amte eine- Schöffen nicht berusen werden sollen. 8- 84. Das Amt eines Geschworenen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutsche« versehen werden. 8. 85. Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich als Urliste sür die Auswahl der Geschworenen. Die Vorschriften der 88- 32 bis 35 über die Berufung zum Schössenarme findet auch au> da« Geschworenenamt Anwendung. Gesetz. die Bestimmungen zur Ausführung deS GerichisversaffuogSgesetzeS vom 27. Januar 1877 rc. enthaltend; vom 1. März 1879. 8- 24. Zu dem Amte eines Schöffen und eines Geschworenen sollen nicht berusen werden: 1> die Adtheilungsvorstäade und Vortragenden Rälhe in den Ministerien; 2) der Präsident des LandesconsistoriumS; 3) der Generalvirector der Staatsbahnea; 4) d e Kreis- und Amtshanptleute; 5) die Vorstände der Sicherheitspolizeibehörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der AmtShauptmannschaften ausgenommen sind. wie der bulgarischen, oder der Meinungsverschiedenheiten zwischen Italien und Frankreich, vermieden hat, mußte der Einfluß Deutschlands aus die Gesammtlage Europa» um so mächtiger anschwellen, weil der Mangel jeglichen eigenen Interesses an der Lösung dieser oder jener schwebenden Frage die Haupttriebseber der deutschen Politik, die Aufrechlhaltung teS europäischen Frieden», nur um so stärker hervortreten ließ. E» wäre zu viel gesagt, wenn mau behaupten wollte, daß die Kaiserreise alle Streitfragen zwischen den europäischen Mächten beglichen hätte; diese Fragen bestehen fort, aber sie- haben an Schärfe verloren, sie dienen nicht mehr als Vor wand, um den Frieden in Gefahr zu bringen und einen Wclt- branv zu entzünden. Wir haben in dieser Beziehung sehr beachtenSwerthe Tbatsachen erlebt. Der Streit zwischen Frankreich und Italien wegen der Capituiationen in Massauah hätte unter anderen Verhältnissen leicht eine kriegerische Wen dung nehmen können; Italien hatte sich mit einer Entschieden heit geäußert, die ein seiner Kraft bewußte» Frankreich sicher nicht ruhig hingenommen hätte. Andererseits hat Rußland in Bezug auf Bulgarien einen Grad von Mäßigung gezeigt, der ibm noch im Frühjahr fehlte. ES wurde damals von alle» Seiten erwartet, daß Rußland seine friedliche Haltung in Sachen Bulgariens von der Entfernung de» Prinzen Fer dinand abhängig machen würbe; eS war von der Ernennung eine» russischen KriegsministcrS in Bulgarien die Rede und von der Wiederherstellung des russischen Einflustes in Bul garien. wie er vor dem Jahre 1885 dort bestanden bat. Bon dem Allen ist eS still geworden; Rußland überläßt die Bul garen sich selbst und begnügt sich mit der Hoffnung, daß eine Katastrophe dort über kurz oder laug doch unvermeidlich ist. DaS sind ganz augenscheinliche Wirkungen der Kaiserreise, und wir dürfen »och hinzusügen, daß auch die Hoffnungen der CenlrumSpartei durch dieselbe sehr herabgestiininl worden sind. WaS über die Begegnung Kaiser Wilhelm'« mit Leo XIII. in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. erscheint nicht geeignet, der Machtstellung deS päpstlichen Stubles in Deutsch land weiteren Bode» zu gewinnen. Der Papst scheint auS dem Gespräch mit Kaiser Wilhelm entnommen zu haben, daß die preußische Regierung daS Maß der Zugeständnisse an die römische Curie al» erfüllt ansichl und nicht die mindeste Neigung zeigt, sich zum Dolmetscher der päpstlichen Wünsche zu machen. Ei» so geschickter Diplomat wie Leo XIII. mußte sich das selbst sagen, aber er bandeile ic diesem Falle nicht nach eigener Eingebung, sondern im Sinne Derjenigen, welche ihn zum Papst gewählt baben. Ausgeben von vermeintlichen Rechten und Nichtgeltcnkmachuug derselbe» mit Rücksicht aus bestehende Verhältnisse kennt die römische Curie nicht; sie hält unter allen Umständen an ihrem Wablsprnch „Xon pe>5sumu»" fest und fügt sich nur Dem, waS sie Gewalt nennt, wenn diese angebliche Gewalt auch den Vckallntmachung. Bel dem Unterzeichneten Gemeinderathe sind sofort zwei neu- gegründete Ichutzmaniiftelle» mit einem Jahresgehalte von 975 ^ll I Namen größter Duldung verdient, iucl. 75 -4l BekicidungSgeld zu besetzen. ' — - " ' Geeignete Bewerber, insbesondere gewesene Unterossiciere, wolle» selbst»rschrie»ene Gesuche b>» längstens zum 2». dieses MonntS unter Beifügung etwaiger Zeugnisse hier eiareichen. Plagwitz, am 16. Ociober 1888. Der Grmeinderath. O. TichoriuS, Gemeinde-Borstand. Nichtamtlicher Theil. Die üaiserreise. Mit der Flotleurevue und dem Stapellauf de» „Um berto" ist das Programm sür Len Aufenthalt Kaiser Wilbelm'S in Italien erschöpft und die Heimsabrt beginnt, am Sonntag gedenkt der Kaiser wieder in Potsdam einzu- treffen. Fast eine» Monat umsaßt die Reise Kaiser Wilhelm'», sie glich von Ansang bis zu Ende einem Triumphzuge und erstreckt sich durch Mittel-Europa bis nach Skditalien, während die Mecrfahrt im Juli Rußland, Schweden und Dänemark gegolten hatte. Die Reihe der Antrittsbesuche bei den deutschen Fürsten, bei dem befreundeten Kaiser von Ruß land und bei den Verbündeten Kaiser Franz Joseph und König Humbert ist damit abgeschlossen. Kaiser Wilhelm Hai durch sein persönliches Erscheinen an de» Hösen dreier Großmächte und von fünf Königreichen die bestehenden Beziehungen zu verbündeten und befreundeten Mächte» fester genüpfl und dem europäischen Frieden dadurch unschätzbare Dienste geleistet. Ganz Europa befindet sich heute in einer friedlicheren Lag« als se»l Jahre», unv besonder- hat di« orientalische Frage ihr« Schärf« der- Auch der Bund de» deutschen Reiches mit Oesterreich Ungarn hat durch die Kaiserreise eine werthvolle Festigung erhalten, aber leider entsprechen die neuesten Maßnahmen in der inneren Entwickelung Oesterreichs nicht dem Geiste teS Bündnisses. Wir müssen uoss damit trösten, daß ja die slawische Politik, welche die innere Lage Oesterreichs heute mehr „och als biSer beherrscht, alten Datums ist und mit dem Bündniß gleichzeitig in Wirksamkeit getreten ist. Gras Taaffe steht seil neun Jahren an der Spitze des österreichischen Ministeriums, bat aber durch seine Politik LaS Bündniß mit dem deutschen Reiche nicht in Frage zu stellen vermocht, im Gegentheil hat dasselbe von Jahr zu Jahr an Kraft und Festigkeit gewonnen. DaS Wiener „Fremdenblatt", welches mit der auswärtigen Politik deS Grasen Kalnoky durchaus einverstanden ist und als da» Organ desselben gilt, nrtbeilt über den Wechsel >rn österreichischen Justizministerium sebr herbe und stell! die Frage, warum den» Gras Taaffe nicht an Stelle des Grasen Schönborn einen Mann ins Ministerin», berusen hat, dem man nicht erst zumulhen mußle, sich vo» seiner Vergangenheit loszusagen. Daraus erzieht sich die weitere Frage, Westen Meinung in Oesterreich mehr gilt» die de» Grafen Taaffe oder des Trafen Kalnoky. , * Heute liegen folgende Meldungen zur Reise vor: * Lastellomar«, 17. Ociober. Die Stadt ist festlich beslaagt und qelchmilckt. da» Weiter schön. Mehr al« 80.000 Menschen sind aus Neapel und Umgebung hierberqeftrömt Ueberoll. an Barken, aus den Dächern, in der ganzen Umgebung der Werst haben sich Zu'chauer zu hem erwarteten Stapellaus »inzesnnden. Ihre Majestäten der Kaiser und der König mit ihrem Gefolge, die Minister und die eingeladenen Gäste, welche «m 10 Uhr 10 Minuten Neapel verlassen hotte», trafen unter jubelnden Kundgebungen der Menge um 11 Uhr hier ein und begaben sich, während die im Hasen liegenden Schiffe salutirlen, um Mittag nach der Werst. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm trug Admiralsunisorm. Die Schiffe des Ge schwaders waren in höchstem Flaggeaschmuck, das Meer ruhig. Alt die Monarchen und die Prinzen aus den reich geschmückten Tribünen Platz genommen batten, segnete der Diöcesan Bischos von Neapel da» neue Schiff „Umberto", das vom Stapel lausen sollte, ein. Hieraus ließ eine Tochter deS Admirals Acton eine Flasche mit schäumendem Asti-Weln am Bng des Schiffes zerschellen. Unter lautloser Stille und atbemloser Spannung aller Anwesenden vollzog sich sodann der Stapellaus. Als der „Umberto" um 12 Uhr 5 Minuten in» Mee? hioobglüt, gaben die Majestäten und die Prinzen lebhaften Beifall kund; die Menge brach in den lauten, anhaltenden Rus auS: „Es lebe der König!" Der „Umberto" hat fast dieselben Gröhenmaße wie die „Jtalia"; die Maschine ist aus 19 500 Pserdekröste, die Geschwindigkeit aus 19 Knoten berechnet. Nach dem Stapellaus begaben sich die Majestäten und die Prinzen mit den Staats- und Hoswürdenträqern an Bord der königlichen Macht „Savona", von deren großem Maste die deutsche Flagge wehte. Die „Savoya" dampfte, von dem ganzen Geschwader gefolgt, nach Neapel zur Aloltenrevue. Nach der Revue werden die Monarchen Lapri und J»Lia besuchen. * Neapel, 17. October. Die königliche Macht „Savoha" mit de» Majestäten, den Prinzen und dem beiderseitigen G-solge an Bord ist um 3 Udr Nachmittag» hier ein getroffen. Bold daraus kam da» übrige Geschwader an. Unabsehbare Menschenmengen er wartete» am User die Schiffe und bereiietcn den Souverainen einen überaus berzliche» Empfang. Die Flottenrevue ist glänzend ver- lausen. Die Menge begleitete die Bewegungen der Flotte mit enthusiastischen Kundgebungen. * Nenpel, 17. Ociober. Bei der heutigen Flottenparabe sormirte sich das Geschwader in folgender Weise: die Torpedoboote an der Spitze, im Winkel sormirt, die Schiffe ln 2 Colonncn, defi- Urten vo» der Rechten zur Linken der „Sav.ya", welche um 3 Uhr 10 Minuten en tsco der Carracciola-Straße Stellung genommen hotte. Darauf defüirien die Schiffe in Pinie aus der äußeren Seite der „Savoya" und gingen sodann i» 4 Colonnen angesichts des Ehiajo-Users vor Anker. Die Handelsschiffe ankerten inzwischen läng» der Posilipo-Küste. Die Bewegungen der Schiffe wurden rasch ausgesührl und gewährten ein glänzende-, imposante- Schau spiel. Der Kaiser sprach seine lebhafte Befriedigung über die Revue auS, die um 4 Uhr 40 Minuten beendet war. * Rom, 17. October. Der Oberbürgermeister von Berlin richtete an den ersten General-Adjmanlen dcS König», General-Lieutenant Grasen Pasi, ein Telegramni, in welchem er bat, dem Könige sür den Empfang zu danke», de» die Bevölkerung Italiens Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm bereitet habe. Ein treffliche« Bild der Stimmung in Neapel entwirft -rin Correfpondent der Münchener „Allgemeinen Zeitung": Neapel strahlt heute, am Morgen der Flottenschau, in glänzendem, säst blendendem Sonnenschein; m den Wellen des GolseS gützert unv flimmert das Sonnenlicht in tausendfacher Strahlenbrechung. Nach lastellamare zum Stapellaus des Panzerschiffes „Urnder'o Prima" be gann bereits lange vor Tagesanbruch «ine wadre Böllerwanderung, und da» erste Morgenroth fiel ans eine Unmasse von Schiffen, Barken und Booten, die dorthin ihren Eur» richreten. In den Straßen der Stadt merkt man indessen nicht- von einer Verminde rung der Menge. Der Wagenverkehr ist in den Hauptverkehi sadern eingestellt, würde aber auch ohnehin bei dem wimmelnden Menschen gewühl fast unmöglich sein. DaS ganze Volk ist aus den Straßen: alle Stände, alle Lcbensaltec sind in Hellen Haufen au-gcrückt; besonders aber die Jugend ist unzählbar wie Sand am Meere. Alle- schreit, scherzt, lacht, jubelt, lobt und tollt in ausgelassener Freude, so daß der ruhige Nordländer glauben möchie, die ganze Stadt habe sich einmütyig einen fröhlichen Fest rausch angetrunken. Allenthalben hört man von dem hohen Gaste reden, den Weib und Kind in einfacher Unbefangenheit den „Kollo bioväo Impsiutors" nennt und dem Jeder gut ist, weil er so wen der «ach Jialien gekommen ist und das schöne Neapel besucht hat. Dazwischen schmettern Hunderte von Musikbandei, die National. Hymne, Märsche und landesübliche Gassenhauer, bis der schreibende Fcstzeuge, dem die Wagensperre und der langsame Telegraphen verkehr die freie Bewegung raubt, fast toll wird und doch zwischen Aerger, Verzweiflung und Lachen schwankt. Der hiesige „Puagolo" sagt in einem sehr würdigen Festarttkel: „Neapel sülilt mit ganz Jialien die Bedeutung und die Tragweite des Kaiserbcsuches; er ist da» glänzende Siegel eines herzlichen, innigen, nothwend ge» Bundes, der aus gleichem Schicksal der Völker, aus Gemcinsamkeii ihrer Rechte und Pflichten, aus Aehnlichkrit ihrer Bestrebungen, aus Gleich, artigkeit ihrer Interessen und aus dem sestea, entschlossenen Wille» ruht, DaS zu erkalten und zu vervollkommnen, was sie begründet und erbaut haben." Leipzig, 19. October. * Da» Verzrichniß der Vorlesungen, welche in diesem Semester am Orien talischenSeminar gehalten werden, ist soeben erschienen. Es werben vo» 13 Lehrern 33 Vor lesungen und Hebungen abgebalten werden, und zwar Chinesisch und neueste Geschichte Chinas von Professor Arendt; praktische Hebungen im Chinesischen von Kuei Lin und Pan Fei Sching; Japanisch und Geschichte Japan» in der Neuzeit von l)r. Lange; Hindustani sowie über Religion, Sitten unv Gebräuche der Bevölkerung Nord-Indien» von F. Rosen; Neuarabisch über Religion, Silken unv Gebräuche der Muhamedaner Professor itr. Hartmann; praklische Hebungen im Neuarabischen von Haffa» Taufik und A. MaärbeS; Persisch Or. Andreaö: Türkisch, über Sitten und Gebräuche der Türken Manissabjia»; Suaheli, über Geographie von Südafrika und Geschichte der neuesten Ent beckungen MissionSinspector vr. Büttner; Neugriechisch I. MitzotakiS. Außerdem wird I)r. Büttner öffentlich über die Bewobner und die wirtbschastlichen Verhältnisse der deutschen Gibicte in Afrika Vorlrag halten. * Wie der „Frankfurter Zeitung" auS Wiesbaden ge meldet wird, bat Landrath Gras Wilhelm BiSmarck die ihm angeborene Stelle eines Neg'erungSvräsidente» in Hannover abgelehnt, ist dagegen geneigt, eine gleiche Stelle in Wiesbaden anzunebmc». deren jetziger Inhaber, Herr v. Wurmb. auS Gcsundheitörücksichleu zurückzulrelen beab sichtigen soll. * Wir meldeten bereits, daß aus der nächstjäbrige» All, gemeinen deutschen Ausstellung sür Unfallver hütung vorauSsichllich auch Oesterreich und Belgien mit CollectivauSstellungen vertreten sein werden. WaS Oester reich betrifft, so ist anzunchmen, daß fast alle aus der Wiener Jubiläumsausstellung in Gruppe XX (Arbeilerschuy und Arbeiterwohlfahrt) auSgestelllen Gegenstände, darunter die wertbvolle Sammlung von Modellen und Zeichnungen des österreichischen Handelsministeriums, nach Berlin gesanbl iverdcn I» Belgien interessirt sich, wie der Leitung der deutschen Au»stellung vom dortigen Handels- und LandwirtbschaslS Ministerium mitgetbeitt ist. ein« größere Zahl von In dnstriellen sür da» Unternebmen Auch ist daselbst bereit» ein Comitü in der Bildung begriffen, um die Beschickung der deutsche» Ausstellung zu organlsiren. Man wird danach wohl aus eine rege und reichliche Belheiligung der beiden genannten Länder an ver nächstjährigen UnfallverhülungS-AuSstellung rechnen dürfen. * Wie dem „Frankfurter Journal" gemeldet wird, erfolgte der Tod de» Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen laut dem Telegramm de» Major» im Generalstabe, von Hugo, welcher den Fürsten aus seiner Weltreise beglei tete, dadurch, daß der Fürst in einem Ansall von GeisteS- lvrung über Bord stürrte. Die Leiche de- verunglückten Land grafen ist trotz der eifrigsten Nachforschung«« vi» jetzt noch nicht gesundm. « * « * Di« Feier de« 900. Jahrestage« der Einführung de» Christenthnm» ist nun zwar am IS. d. von den Ruthrnen begangen worden. Allein wie wir au< den Lemberger Berichten hierüber ersehen, verlief die Feier ziemlich sang- und klanglos. Sie beschränkte sich aus einen Gottesdienst miler Theilnahme der höchsten kirchlichen Würdenträger und auf ein Bankett und trug zwar den Charakter eines Gegenstückes zu der Kiewer Feier, doch wurden irgend welche weitergehenve Demonstrationen vermieden. * Die Gerüchte über eine bevorstehende MinisterkristS in Serbien, sowie über die zu erwartende Demission deS Ministers deS Auswärtigen Mijatovic entbehren, wie auS RegicrungSkreisen verlautet, jeder Begründung. * Wenn man noch im Zweifel darüber sein könnte, daß die in Rom während der Anwesenheit Sr. Majestät deS Kaisers Wilhelm versuchten Zettel-Demonstrationen von sranzösischer Seite inscenirt worden sind, so müßte die Art und Weise, wie dieselben von Pariser Journalen auS- zebeutet werden, diesen Beweis enthalten. Nachdem eS cklecbterdingS unmöglich ist, aus diesen mißglückten Versuchen bezüglich deS Verhältnisses Italiens zu Deutschland Capital zu schlagen, giebt man sich Mühe, die Berichte, die ander wärts über jene kindischen Manisestionen austauchten, zu sructificiren. So will das „Journal des DbbatS" daraus, daß in Konstantinopel von den dortigen Blättern solche Be richte gebracht werden konnten, den «Schluß ziehen, daß man am Bosporus sür Frankreich freundlicher gesinnt sei als sür Deutschland. Aus die Türkei zu Ungunstcn der Verbündeten Mächte einzuwirken, gehört überhaupt zu den neuesten fran zösischen Lieblingsscherzen. — Aber auch die russischen Blätter geben es noch immer nicht aus, von möglichen neuen Gruppirungen zu faseln. Die „Nowoje Wrrmja" orakelt sogar von einer möglichen vsterreichisch-enalisch-italienischen Berbindiing ohne Deutschland für orientalische Zwecke. Die Hoffnung de» russischen Blattes, aus diese Weise irgend wo Mißtrauen zu erzeugen, wird wohl eine vergebliche sein. * Verläßliche, der .Politischen Correspondenz" auS Rom zugebende Berichte stellen fest, daß die Meldungen einzelner Blätter, wonach bei dem Einzüge Kaiser Wil helm'» II. mRom Kundgebungen in Form der Ausstreuung rotber Zettelchen irredentistischen Inhalt- vorgesallcn wären, den Thalbestand nicht genau darstellen. Richtig ist nur daS Eine, daß die italienische Regierung davon Kenntniß erlangt hatte, daß eine verschwindend geringe Anzahl von Personen — vorwiegend solche, welche anläßlich deS letzten Besuches König Hunibcrt'S in der Romagna inißglückle antimonarchische Kundgebungen versucht batten, nach der Hauptstadt gekommen war. um die Einzugs-Feierlichkeiten aus irgend eine Weise zu stören. Die Anzabl derselben erwicS sich jedoch als so f«ri„g, daß sie nicht» Anderes zu unternehmen beschließen tonnten, als die nicht zur Ausführung gekommene Ausstreuung rother Zettel, da die Regierung, von Allem unterrichtet, die Träger besagter Zettel auS der Menge heraus verhaslen ließ. Tie Verhafteten sollen den ordentliche» Gerichten überwiesen werden. Bezeichnend ist der Umstand, daß die Berichte an auswärtige Blätter über die angebliche irrebentistische Kund gebung schon um 4 Uhr dem Telegraphenamte übergeben waren, zu einer Zeit also, wo der König und sein kaiserlicher Gast »och gar nicht den Bahnhof verlassen Hallen. * Durch den unerwartet rasch ersolgten Tod de« Bot schafter- Generallieulenant Gras Robilant in London hat Italien- diplomatische Welt einen überaus schweren Verlust erlitte». Der Verstorbene erfreute sich des größten Ansehens sowchl dabeim, als im AuSlande. Er war erst 62 Jahre alt. hätte also seinem Vaterlande noch eine Reibe von Jahren seine Dienste widmen können. Geboren zu Turin iin Jahre 1826, wurde Carlo Felice Gras NicoliS di Robilant Cercaglio (so laulet sein voller Name nach dem diplomatischen Jahrbuch .II Palmaverde") früh Soldat, socht am 23. März 1849 als 23jäbriger Osficier der sardini- schen Armee Carlo Alberto'S in der Schlacht bei Novara mit gegen die Oesterrcicker unter Radetzky und verlor in diesem gewaltigen Treffen die linke Hand. Im Kriege von 1866 war er Oberstlieulenant im Generalstabc. Später wurde er Director der Kriegsakademie, daraus ging er in Civildienst über, indem er als Präf'ect nach Ravenna sich versetzen ließ. Nach dem deutsch.französischen Kriege sehen wir ibu glänzend in die diplomatische Laufbahn einlretcn, am 10. Juli >87l wurde er Gesandter und bevollmächtigter Minister Italiens beim Wiener Hose, fünf Jahre später, als diese Berlretung bedeutungsvoll zur Botschaft neu erhoben wurde, wurde er „^mdLsciLtorv". Unv in dieser bohcn Stellung hlieb er, bi» ilm am 29. Juni 1885 DepretiS in sei» Cabinet berief. Robilant übernahm das Portefeuille des Auswärtigen. DaS Ministerium Halle keine lange Lebensdauer. Bekanntlich wurde CriSpi seil dem 7. August vorige» IahreS Premier minister. — Robilanl's jäher Tod wird namentlich in der Wiener Gesellschaft schmerzlich empfunden werden, da der liebenswürdige seine Cavalier derselben beinahe drei Lustren angehörl und in schwierigster Zeit viel dazu bcigetragen hatte, da» Berhältniß Italiens zu Oesterreich-Ungarn zu einem mehr und mehr versöhnlicheren unv vertrauen deren zu gestalten. - Nach einer Meldung auS Tunis wird der franzö sische Generalresikent Massicault die Note de» dortigen italienischen ConsulS in der Frage der Inspektion der Schulen durch eine Not« beantworten, welche in entgegenkommendem Sinne gehalten sein und in den nächsten Tagen überreicht werden soll. * Englische Blätter baben öfter darauf hingewiesen, daß au der ostasrikanischcn Küste Sklaven ban del unter französischer Flagge getrieben werde, eine Angabe, die von französischer Seile stekS erbittert bestritten wird. Jetzt wird der „TimeS" auS Zanzibar gemeldet: E>n Boot unter sranzösischer Flagge lies am Sonnabend im Hasen von Dar- eS Salaam ein und die deutschen Beamten verlangten die Papiere zu inspreiren. Die Bemannung leistete bewaffneten Widerstand, woraus Mannschaften de» Kreuzer» „Möve" da» Boot besetzten. Sie fände» aus demselben Eingeborene, ver- muthlich Sklaven, und belegten daS Fahrzeug mit Beschlag. ft > t.
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