Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-22
- Monat1888-11
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
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Erscheint täglich früh 6 V, Uhr. Ntöartion und Lrpeditto» Iohannetgasse 8. Sprechstunden der Nedaction; Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. gl, dt« «da,,»« rti>,tt^ntlkr M-nuIcrcht« «,»i sich die «iedaciieu nicht verbindlich. Aanatz«e »er für die nä»stf«l,en»e Nummer bestimmte» Aule rate au Wachentagen bis » Uhr Nachmittag«, anL«»u- und Festtagenfrüh bis'/,S Uhr. In den Filiale» für Ins.-Ännahme: Vtto Klemm, UniverfiiätSstrabe 1. LouiS Löscht. «atharlnenstr. 22 pari, und KSnigSPIah 7, nur bis '/»3 Uhr. rwMer Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. AbonnementSprei» vierteljährlich 4V, Mk. lacl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Pest bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren s»r Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbeiörberung 60 Mk. mit Postbklbrderuiig 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichuiß. Tabellarischer u. Zisfernsatz nach höherm Tarif. Krclamrn unter dem RedartionSstrich die «arlpalt. Zeile bOPs., borden Fa milien Nachrichten die Kgespnltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die tsxpedttton »a senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeomiivrauä» oder durch Post- aachiiahme. 327. Donnerstag den 22. November 1888. 82. Jahrgang. Zur gtfMgkll VkliGlmg. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 23. November, Bormittags nur vis .N Uhr geöffnet. kxpeMlon ü«8 l^elp/iixor ^NTolilntto^. Amtlicher The«. Mminlmiichiiiig. Der DorbereitungSgvtteSdienst für den zweiten diesjährigen Bußtag findet DvnnerStag. den 22. laufenden Monatö, Abends v Uhr, in der St. Matlhäikirche statt. Leipzig, den 12. November 1888. Die Lircheninspcrtion für Leipzig. Der Superintendent. Der Aath der Stadt Leipzig. Pank. Ör. (8eorgi. Kr. Manntmfflliung. Aus höhere Anordnung wird, nachdem baS LandeS-Medicinal- Collegium sich gutachtlich dahin geäußert hat. dag durch Hypnotisirung für die diesem Vorgang unterworfenen Per» fönen in verschiedenen Richtungen Nacklheile und Gefahren, insbesondere auch erhebliche Äe,nndh-iis>chävigungen erwachse» können, hierdurch verfügt, daß in Zukunft auch in hiesiger Stadt die Veranstaltung öffentlicher hypnotischer Vorstellungen verboten ist. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe biö zu 150 .«? oder entsprechender Hast bestraft. Leipzig, am lv. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 2177. 1)r. Georgi. Or. Krippendorsf. Städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1888. Die Sparraffcn-Deputation. Delranntmachung, die AuSloosung Leipziaer Stadtschnldsckeine betr. Tie AuSloosung von 12 300 Capital rer Anleib» vom 2. Januar 1865 (Theateranleibe) und von 37 600 Capital der Anleihe vom 4. September 1876 soll den I. Dcrcnrber d. I., Vormittag» um I0»/r Ubr. in, Sladlhausc, Obstmarkt Nr. 3, Zimmer Nr. III, öffentlich erfolg-n. Leipzig. den 20. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. ulze. Bekanntmachung. Am heutigen Tage haben wir auch Herrn Scbänkwirtb Wetzig, Dösener Weg 1, den Verkauf von QuiltnngS- zetlcln über Entrichtung der Gebühr für die Benutzung der öffentlichen Schuttabladeplätze übertragen, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, am 17. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 4599. I)r. Georgi. vr. Krctzschmar Vkkannimachnug, die Aufnahme schulpflichtiger Kinder in die Wendler'sche Frcischnle betreffend. Diejenigen Eltern und Vormünder, welch» für Ostern 1889 »in Ausnahme ihrer Kinder und Pflcgcbesobleiien in die Wcndler'schc Freischulc nachznsuchen gesonnen sind, hoben sich entweder Donners tag. den 22. V. M.. 2 Uhr oder Montag, den S«. d. M., 2 Uhr in der Frcischnle, Zölliirrftrastc 3. persönlich „nt de» Kindern einzufinden und zugleich Taus- uns Impfschein dcS Kindes vorzulegen. In die unterste Eiasse der Schule können nur Kinder Aufnahme finden, welche Ostern 1889 schulpflichiig werden. Kmdcr. welche schon Schulunterricht genossen haben, können nur, soweit Raum noch vorhanden ist, in eine obere Elaste der Schule ausgc. nommen werden. Leipzig, 17. November 1888. La» Dtreetarium der Weiidler'schen Stiftung. Bekanntmachung. Loa der Gemeinde Lmdenau sollen -u Neujahr 1889 4 neue Schtttzmannsftelien mit einem AnfangSgehaltc von 810 und 80 BekleiduagSgeld zur Besetzung gelangen. Nach einjähriger Dienstzeit und befriedigenden Leistungen erfolgt die Ausrückung in die höhere Siehallsclasse von 900 X, von der alle 3 Jahre der Genuß einer Dienstzulage von 60 ^l bi- zu 1080 ^ eimritt. Die ansängüche Einstellung in eine der höheren Elasten ist de! solchen nicht ausgeschlossen, welche tad.lloS bereits im Polizeitienst thälig find. Bewerber, welche erweislich gesund sein müssen und bei der Armee mindestens die Stellung eines Uutero'fic-ers belleidet haben, werden ausgefordert, Gesuche i nd Zeugnisse bis zum 30. November vicseü JahrcS bei dem Unterzeichneten G.-i»ei„dvo! staube einzureichen. Lindem,», am 16. November 1888. Der «kmeindevorftand. Oueck. Nichtamtlicher Theil. Die Llocka-e der ostasrika,Men Küste. Die Erklärungen, welche Salisbury im englischen Ober banse und Goklet in der sranzösischci, Abgeordnetenkammer über die Blockade der ostasrikanijche» Küste abgegeben baden, lasten erkenne», dag eS der englischen und französischen Negierung nicht sowohl »in Verhinderung keS afrikanischen Sklavenhandel» und der Wasseneinsi'hr für di« ausständische» Araber, al« darum '» Ihn» ist, Deutschland bei Verfolgung einer Ziele nur so weit zu unterstützen, wie auS Rücksichten dcS internationalen Anstandes unumgänglich nolhwendig ist. Der englische Preniicrininister siebt aus einem weit un- befangeneren Slantpuncle bei Beurlbeilung der Sachlage al« daS englische Parlament. Er hat sich nach Keimtnißuabme von dein Schreiben, welche» der deutsche Botschafter Graf Hatzseldt Ui'ter dein 3. November an ihn rickirte, lediglich die Frage vorgelegt, ob die Sachlage an der osiasrikanifchen Küste ein energisches Vorgehen gegen die arabischen Sclaven» bäntler rechtfertige, und ob England als Uiheber und Haupt» Vorkämpfer dcö Gedanke«?, den afrikanischen Sklavenhandel zu unterdrücken, die Verpflichtung habe, an den Schritte« Ihcilznnehnicn, welche die denlsche Regierung gegen dir arabischen Sciavenhändler beabsichtigt. Loro Salisbury Kat beide Frage» bejaht und danach seine Antwort vom 5. November abgesaßt, aber damit nicht den Anklang beim englischen Parlament gesunde», welchen er er- warlcl hatte. Der erste Einwaiid. der ihm enlgegenlrat, bezog sich aus die Stellung, welche England dem Sckave»«- Hantel zu Lande gegenüber einnehmen werde. Diesen Ein» wand konnte Lord Salirbury einfach durch den Hniwei» au daS Abkommen mit Deutschland entkräften, demzufolge dir englische Negierung nur die Theilnahine an der Blockade der ostasrikanischen Küste zugcsagt habe. Aber der englische Premierminister hatte auch daS Entgegen kommen der französischen Negierung zu günstig beurlhettt, da er die Antwort Gebiet'» dahin gedeutet Halle, dag Frankreich sich an der Blockade bctheiiige» wolle, während Gobler nur zugesagt hatte, ein Schiff an die ostasrikaniscke Küste zu senden, um zu verhindern, daß dort Sclavcn- handel unter französischer Flagge getrieben werde. Solche subtile Unlerlchiitungeu. solch ängstliches Jnncbalten einer bestimmten aus baS Aeußersle beschränkten Grenz linie erweckt kein günstiges Borurlheil für die Art der AuStübrung der Blockade der ostasrikanischen Küste. Nach dem Wunsche deS englischen Parlament« toll die Blockade nick't dazu diene», der deutsche» Scbutzberrschast über baS Gebiet der dculsch-ostasrikanifchcn Gesellschaft Festigkeit zu gewähren, sondern »nr den Sclavenhandcl zu verhindern. Maßregeln gegen die Waffeneinfuhr sind cincin großen Theil der Engländer ebenso anlipalhifch, wie den Franzosen die Durchsuchung von Schiffen unter französischer Flagge nach Sclaven, der Kampf mit den arabischen Sclaven HL» vle-. 4 zu Lande soll nach de« Wunsche de» englisch« Parlamente Volk» zwischen diesen und dm Deutschen allem auSgefoch»«r. werden. Zn diesem Zweck ist auch der Beginn der Bleckade um eine Woche hinausgefchoben worden. Nun liegt aber die Sache so, daß die englische Interest;», sphäre an der ostasrikanischen Küste genau unter denselben Mißständen zu leiten hat, wie die deutsche; in Mombasta wüthet ebenfalls der Kampf zwischen Arabern und Eng ländern. und die Gefahre», welche den englischen Missio nären aus dem Fesilailte von Ostasrika droben, sind die gleichen, wie diejenigen, welchen beule alle Europäer christlichen Glaubens dort auSgesetzt sind. Die Engländer möchten gern die irrlbnml'che Auffassung fesibalken, daß die englische Nation i» Ostasrika mit anderem Maße geniesten wird wie die deutsche, weit jene eS besser verstehen, mit den Eingeborenen umzugchen. Die Erfahrung hat ge lehrt, daß die arabischen Cc!av-»hä»tlcr von dieser künst lichen Unterscheidung nichts wissen wollen, sondern daß sie sich an die Thalsacken halten. Tie Engländer nehmen für sich in Anspruch, daß sie die Eingeborenen nur regiere», aber nicht unterdrücken wolle», während die in der Cvlonisalion weniger geübten Deutschen in der Unterdrückung der Neger ihre eigentliche Ausgabe erblicken. Die Verhältnisse in Indien geben die beste Antwort aus die englische UiilcischeiLuiig; der Aufstand deS Jahres 1857 war der Aufschrei einer ge peinigten Bevölkerung gegen ihre Unterdrücker, aber nicht etwa die Auslebnung verführter Schützlinge gegen ibrc Wohllbälcr. Oder zeugt vielleicht da» Vorgehen der Engländer gegen Egypten im Jahre 1582, welche» mit der Beschießung und theilweiscn Zerstörung der blühende» Handelsstadt Alexandrien begann, für die mcnscben- srcnndlichcn Absichten Englands? Ueberall, wo di» Eng länder in überseeische» Ländern Fuß gefaßt baden, ist e« ihnen schnell gelungen, sich gründlich verhaßt ;n machen. Es soll nicht in Abrede gestellt werde», daß die Tlieilnabnic der Engländer an der Blockade der ostasrikanische» Küste uns willkommen ist, aber eS wäre ein Jrrthnin, wenn man glauben wollte, daß die Blockade Deutschland allein zu Gute käme, die Engländer erhalten ihren vollen Antheil an den Wirkungen derselben. Die Frage, wem die Hauptschuld an den gegenwärtigen Zuständen in Ostasrika znicillt, ist unbedenklich dahin zu beantworten, daß die Engländer in erster Linie dasür ver antwortlich zu mache» sind. Da« egvvtische Unternehmen hat zuerst den Gegensatz zwischen Europäern und Afrikaner», zwischen Christen und Mohammedanern zur Erscheinung und thatsächlichen Geltung gebracht, und der Feldzug der Mahdilcn ging von dem Grundgedanken aus. die Mohammedaner zu Herren Afrika« zu machen. Der Kampf, der gegenwärtig um Suakiin entbrannt ist. wird von der englischen Negierung ernst genommen, ernster als die Vorgänge an der Küste von Zanzibar. Den Grund hat Lord Salisbury nickt angegeben, al« er diese Angelegenheiten aus dem LordmayorS.Banket zur Sprache brachte, aber vielleicht unterschätzt Lord SaliSbury die Wichtigkeit der Bewegung an der Küste von Zanzibar. Der Engländer Camcrön hat bereit« Schritte gctban, um den Sciavenhändler» den Weg von dem Nyastasee nach der Küste zu veilegen, also gerade da« zu thun, wogegen sich Lord Salisbury im englischen Obcrhause auf da« Entschiedenste verwahrt. Denn ob England und Deutsch land Zusammenwirken, um de» Sclavenhändlern bei ihrem Geschäftsbetrieb auch zu Lande Hindernisse zu bereiten, oder ob beide Mächte da« aus eigene Hand thun, kommt in den Rückwirklingen, welche sich snr daS Vcrbältniß beider Nationen zu den Sclavenhändlern ergeben, aus Ein« heran». Der Engländer, welcher sich an tem Cameron'scken Unlcrnehmen betheiligt, ist den Arabern nicht minder verhaßt, wie der Deutsche, welcher sie beim Sklavenhandel abznsasien strebt und ihnen den Preis ihrer Thätigkeit entziebt. Durch die Zusliinniunz zu dem deutschen Vorschläge, die ostasrikanische Küste z» dlockiren, hat England aus die Möglichkeit verzichtet, i» der Meinung der arabischen Sciavenhändler eine andere Stufe einzunchinei, als die Deutschen. Deutschland bedarf England« nicht, um sein« Stellung in Ostasrika zu behaupten, beziebung«weise wieder zu erlangen, so weit sie verloren ist, aber England war r< seinem Ruse vl« Vorkämpfer bei der Unterdrückung deS SclavenhanvelS schuldig, den Vorschlag der deutschen Regierung wegen Blockade der ostasrikanischen Küste anzunclonen. * * Leipzig, 22. November. * Die deutsche Polarcommisfion hat. um die Herausgabe eines, die Ergebnisse der deutschen Ex peditione» i m Systemeder internatio» alen Polar- sorschung in genicinsaßlichcr Wcise darlegenden und einige »aturbistor'iscbe Monographien cnthaltcnden Werkes unter nehmen zu können, die NeichSregicrnng un: vir Be willigung einer Summe von 12 000 ^ ersucht. Bekanntlich sind sckon einmal für die Publikationen dieser Commission, die in zwei Bänden: „Die internationale Pola,sorschn»g 1882/83, Band I. Kingna-Fsörd; Band II, Snd-G-'orgia" erschienen sind, 65 000 bewilligt worden. Diese Summe ist durch die genannten Veröffentlichungen verbraucht worden. Nun hat sich aber nach einer genaueren Sichtung des durch die denlsche» Expeditionen gesammelten Material« hcranSgestellt. daß das letztere viel ninfangreicher ist, als früher angenommen wurde. Unter Andern, ist daS Material auf dem Gebiete der beschreibenden Naturwissen schaften so umfassend, daß. obgleich während der seit der Rückkehr der Expeditionen verflosfenen Jahre die verschiedensten Gelehrten beständig an der Bearbeitung desselben thälig gewesen sind, eS erst jetzt möglich ist, die Vollcnvnng der Bearbeitung keS gcsaniinlen Materials zu constaliren. Der denlsche» Polarem»»iissto» ist eS nun erforderlich erschiene», daß sowohl die Forschungen ans diesem Gebiete als auch eine, wenn auch nur allgemein orieiilirende, gemcinsaßlich gehaltene Darlegung der Ergebnisse der deutschen Expeditione», nament lich aus Lein erdmagnclijchen Gebiete, den, gebildeten Publicum nicht vorenlhalten bleiben und bat zu diesem Zwecke die Herausgabe zweier neuer Bände mit zahlreichen Illustrationen und Karlen in» Auge gefaßt. Die bei der NeichSregicrnng zu diesem Zwecke nackigesuchle Summe dürste voraussichtlich in den Etat pro 1889/90 eingcsicttt sein. * In Nord Hausen haben sich die fortschrittlichen Wähler über' ihre Niederlage damit zu tröste» gesucht, daß sie ihre beiden durchgesallenen Candidaten, die Herren Tr arger und Lerche, zu einem Commerse einludcn. Herr Traeger besprach die Niederlage, wie da» „Berliner Tageblatt" sich i>. seiner» Reporterstil ausdrückt, „in der ihm eigenen geist- und bnvrorvotten Weise" — e« wird wohl Galgenhumor gewesen sein. UnS hat besonders eine Wendung in der Rede erheitert- „Was wir in der Volksvertretung zu sagen haben", meinte Herr Traeger. „uns waS tagtäglich gesagt werde., muß, daS kann von 29 Mann, die von Mnlb und Ueber- zcugungötrenc beseelt sind und die da« Herz aus dem rechten Flecke habe», cbcnio gut gesagt werden wie früher von 40. — Für von Zweck genügte zur Noth doch auch Herr Engen Richter allein; daS nächste Mal könnten also die Wähier, nachdem sie schon Herrn Traeger mit seiner Laute heim- geschickt haben, statt der übrigen Achtundzwanzig ja Abge ordnete in daS Hand schicken, hic sich lieber nützlich machen wollen. * Wie bekannt, ist ein NachdruckS-Procetz gegen die „Freisinnige Zeitung" wegen Nachdrucks auS Kaiser Friedrich'» Tagebuch in einer Sonder-AnSgabe ange strengt worden. Die „Freisinnige Zeitung" thcill jetzt mit, daß der Proccß im Nennen Sr. Majestät des Kaisers ange strengt worden ist, daß die Beschlagnahme der Sonder Ausgabe wegen Nachdruck» vorläufig aufrecht erhalten worden ist, Vernehmungen stattgcsunden haben und die Voruntersuchung wegen Nachdrucks eröffnet worden ist Die „Freisinnige Zeitung" bemmkt glc>chzcitig, der Proeeß könne nicht ent schieden werde», ohne die E«t1schcid»ng der Frage, wer der Rechtsnachfolger deS Kaiser» Friedrich in Bezug auf daS EigenthumSrecht an dem Tagebuche ist. Hier handele eS sich u. A. insbesondere um die Frage, ob Se. Majestät der Kaiser durch Erbschaft Eigenthümcr des Tagebuches geworden ist, oder ob dieses EigeiitbumSrecht Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich zusteht, insbesondere auch aus Grund einer vor dem Tode erfolgten Ilebertragung dieses Recht». * Ucber ei» erneute« Schreiben deS Kaisers an den Oberbürgermeister von Forckenbcck sind, so schreibt die ..National-Zellung". verschiedene Lesarten im Umlauf, von einer Seite wird überbaupt bestritte», daß der Kaiser ein solches Schreibe» an Herrn von Forckenbeck gerichtet habe. Eine andere LcSart geht dahin, daß der Kaiser ein Schreiben a» den EulluSministcr von Goßlcr, von dem die Anregung zum VegaSbrnnnen mit auSging, gerichtet habe; Herr von Goßlcr Hab; dieleS kaiserliche Schreiben an den Obcrbürger meister von Forckenbeck in einer Abfchrist gesandt und gleich zeitig mit demselben ein von ihm (Goßler) herrührendcS Dankschreiben. Wie weit diese LeSart richtig ist, entzieht sich der Beurlhcilnng, da von dein Magistrat über die Angelegen heit Schweigen beobachtet wird, das wohl bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung seine Aufklärung finden wird. * An» Brau »schweig wird der „Kölnischen Zeitung" zur Lage geschrieben: Glücklich ist die Regierungsvorlage wegen Bewilligung von außerardentli che n Mitteln sürBaoten in den Residenz- schlössrrn und Beschaffung von Inventar nach ernster Berathung mit 31 gegen 13 Stimmen angenommen worden. Die Minderheit war, abgesehen von einigen Summen, nicht gegen die ganze Vor läge, sondern wollie nur einen Abstrich vornehmen, der die Ansorbe rungen aus etwa die Hälfte verringert hätte. Die Verhandlungen hatten ein hohe» Jnterefse durch die Art und Weise, in welcher baS Ministerium snr die Vorlage emtrat. Ein überaus dringlicher Ton ging durch die Reden am Ministertisch. Es wurde anged-utet, daß lanawierige und schwierige Verhandlungen voranSgegangen sind, eh« die jetzige Vorlage zu Stande kam. Es wurde bestätigt, daß die ur» iprünglichen Forderungen bedeutend Höher gewesen sind, und eS kann dem Ministerium nur als Verdienst angerechnet werden, daß eS ihm gelungen ist, einen Mittelweg aus dem Boden einer Vorlage zu gewinnen, die einerseiiS die berechtigten Ansprüche der Hofhaltung befricdigie, anderseits aus Genehmigung im Landtage rechn-n konnte. Daß bei einer etwaigen Ablehnung der Vorlage eine schwere Krise zu erwarten war, ging auS den Acußerungen der Minister hervor, wenn man auch da« nn Publicum verbreitete Gerücht für übertrieben halten muß. daß in diese»! Fall; Prinz Albrecht von der Re> gentichait zurücktretea werde. Minister Otio sagte: „ES sind wahki hastig nicht Nein« Gründe, nach denen die Sach; entschieden werden muß, sie liegen aus höherem Gebiete, sie stad politischer Natur." Ltr Sache ist ganz außergewöhnlich, da« Ministerium hat unter schwierige« Beihältmssea gestanden, ich dars mich daran nicht näher einlassen. Wir bringen hier in der Vorlage da« Er- gebuiß langer Verhandlungen, die seit 1'/, Jahren die Zeit und die Kräfte de« Ministeriums in Anspruch genommen haben. Wir müssen in der Sache zu Ende kommen, nehme» Sie die Regierungsvorlage an, so sind wir zu Ende — thun Sie e« nicht, ich weiß nicht, waS werben wird — jedenfalls nichts Gutes." — Dirft eindringliche Ermahnung trug denn auch wohl dazu bei, daß die Minderheit kleiner war, als man nach den gehaltenen Reden er- warte» sollte. Mit dieser Vorlage, die wieder ein Capital von 450000 ./t und einen Dispositionsfonds von 350000 ^i gewährt, ind denn auch, wie daS Ministerium aussührte, die derartigen An- srderungen abgeschlossen; hoffentlich beginnt jetzt auch die Miß- stimniung zu schwinden, welche manche Vorgänge der letzten Zeit im Lunde erzeugt haben. * Ti» württembergifche Kammer der Abgeord neten ist am Dienstag von dem Präsidenten v. Hohl mit einer Rede eröffnet worden, in welcher er dem Wunsche Ausdruck gab, daß da« denlsche Vaterland auch unter der Negierung Sr. Majestät deS Kaiser« Wilhelm glücklichen Zeilen entgegen gehen möge. Die schönen Tage de« Besuches deS Kaisers und die frohe Kunde von dem Wohlbefinden deS geliebten Königs führten da« Jahr, nach dessen Beginn daS Geschick schwer ans un» gelastet, zu einem freundlichen und hoffnungsvollen Abschluß. * Der WehrauSschuß deS österreichischen Abgeord netenhauses nahm die aus die Einjährig-Freiwilligen bezüglichen Paragraphen 24 und 25 de» neuen Wehrgesetzc« unverändert mit allen gegen eine Stimme an. — Die Abreise deS Erzherzogs Franz Ferdinand von Este nach Berlin zur Theilnnbme an den Hosjagden in Letzlingeu war aus Mittwoch Abend festgesetzt. * Die russische Presse sucht selbstverständlich die Be deutung der russischen Truppenverschiebungen mög lichst herabzudrllckrn. ElwaS Andere» war auch kaum zu erwarten. Seltsam nimmt eS sich ober aus, daß man auf der einen Seile die Truppcnverschicbungen als ganz harmlose darzuslellen sucht, wobei sich, uni nur ein Beispiel anzusührcn. die „MvSk. Wjcdomosti" soweit versteigt, dieselben al» eine Bekräftigung der russischen Friedensliebe zu bezeichnen, während aus der anderen Seile die militairiscben Maßnahmen al» die Folge der von den Nachbarcn getroffenen Bersügungen dar» gestellt werden. Man steht, daß c« die russischen Blätter mit der Logik nickt sonderlich genau nehmen. — Die franzv- /ische Presse folgt fast ans der ganzen Linie der Parole, die russischen Truppenverschiebungen als ganz ordnungsgemäße darzustcllen, die bei Niemandem Beunruhigung oder Mißtrauen erwecken können. Dabei wird in Frankreich neuesten» lein Anlaß unbenutzt gelassen, der zu FrcundschastSdemonstrationrn für Rußland benutzt werden könnte. Wie der „Kreuzzeitung" an» Paris berichtet wird, sind besonder- jene Kundgebungen für Rußland bemerkt worden, von welchen der seiten- der in Frankreich anwesenden russischen Großfürsten mit dem Präsi denten der Republik dieser Tage unternommene JagdauSflug begleitet gewesen ist. * Die belgischen Socialdemokraten sind, wie ihre Gesinnungsgenossen anderwärts, nur sehr laue Patrioten, hegen aber dafür — und auch hierin ähneln sie den wahl- verwandten Richtungen anderer Länder — eine desto leiden schaftlichere Schwärmerei für Frankreich. Am Sonntag fand in Brüssel oder unweit davon eine socialdemokratische Bersamintung statt, in welcher, wie berichtet wird, offener Umsturz gepredigt und unter dem Ruse! „ES lebe Frank reich!" die sranzösischc Fab»; entfaltet wurde. Es ist leicht einzusehen, wohin solche Demonstrationen zielen. Sollen dieselben einen in den Augen ihrer Veranstalter vernünftigen Sinn haben, so können sie schwerlich an die Adresse der jetzigen französischen Machthaber gerichtet sein. Denn die in Frankreich bestehende Regicrungüform, wie weit sie auch schon auf dem verbäiignißvollen Abhang, der schließlich un abwendbar zum Sturze in das anarchistische Chaos führen muß, gekommen sein mag, ist doch, äußerlich wenigstens, immerhin noch da- Organ der öffentlichen Ordnung und der Ausdruck der Gesetzlichkeit — letztere- allerdings nicht mehr, wenn deutsche RcichSangehvrige in Betracht kommen. Liest und hört man dagegen die Auslassungen der anarchistischen Hetzer aller Orten, so herrscht in Frankreich einstweilen nur die Bourgeoisie, wenn auch ihr Untergang so gut wie besiegelt ist, und aus die Zeit nach dem Bankerott deS BourgeoiSregiments, nicht aus die Zeit vorher, ist daS Sinnen »nd Trachten aller Umsturzpartcien außerhalb Frankreichs gerichtet. WaS speciell die belgischen Auswiegler betrifft, so würden sie die Neutralität ihres HeimathlandeS einem sanSculottischen Frankreich lieber heute wie morgen zu Füßen legen, in der nicht ausgesprochenen, weil 'selbst verständlichen Erwartung, daß inan sie an dem unter dem Zeichen der anarchistischen Revolution zu unter nehmenden Raubzuge gegen die besitzenden Elasten der europäischen Cullurstaaten pro rat» parto bclheiligen werde. Angesichts der bedrohlichen Stimmungssymptome deS niederen Volke- sollte es den leitenden GesellschaftSclasien Belgiens eigentlich nicht länger zweifelhaft sein, welcher Politik sie sich zuzuwenden haben. Das Koqueltiren zwischen belgischen und französischen Anarchisten deutet genugsam an, von wo der Neutralität des Landes in der That Gefahren drohen und könnte derKammermehrheit vielleicht zu der Erkennlniß verhelfen, daß die VerhaltungSlinir. aus welche der König unlängst in der von unS mitgetheilten Gelegenheitsansprache hingcwiesen, diejenige ist, in deren Verfolg die Interessen Belgien« noch am sichersten gewahrt sein dürsten. Wir sagen vielleicht, weil bei dem auch in den höheren Ständen der belgischen Gesellschaft betriebenen kritiklosen FranzoscncultuS eS sehr zweiselbaft ist, ob den parlamentarischen VolkSberathern noch rechtzeitig die Augen ausgehcn. * Der ehemalige französische Finanzminister Raynal übersandte an Numa Gilly einen Brief, in weichem er den selben um Erklärungen ersucht, über die Angabe, daß l l Mil lionen Franc- an Mitglieder deS Parlaments, anläßlich der Uebereinkunft mit den Eiseubahngesellschastc», vertheilt worden seien: er fordert ihn aus. zu erklären, ob auch er darunter gemeint sei; widrigenfalls würde er Genuglhuung durch Wassen fordern. Raynal bestimmte zu Zeugen Jute« Roche und Martin FcuillSe, welche sich Vormittag zu Gilly begaben, der jedoch erst Abend- auS NimeS zurückerwartet wird. — Die Dcputirtenkammer berieth das Budget für die E o- lonien ohne Zwischenfall. Bei der Berathuna bespricht der srübere Generalgouverncur von Jndo-Ckina, ConstanS, den m Rede stehenden Credit von 15 Millionen für Tonkin und weist nach, daß der Essectivbestand an Besatzungstruppen, der gegenwärtig die Höhe von t 1000 Mann answeise, vermindert werden könne. Die Besatzung von Cochinchina sei unnütz. Tie Besetzung der ossencn Häfen würde für Anam und für Tonkin au«rnchen. Diele Posten könnten aufgehoben werden;
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