Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187410297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-29
- Monat1874-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1874
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«rschei«t «glich früh S»/, Uhr. Ntterü«» m» »rprdlft«^ JohanniSgass« LS. Verantwortlicher Rrdacteur »r. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction s«r»m«i» »»» 1>—>r Ulk n»ch«m»,« »»» « —d Uhr Annahme der für die nächst- klarnde Nummer bestimmten Inserate au Wochentagen bis 8U-r Nachmittags, an Tonn- «ud Festtagen früh bi« '/»Ü Uhr. «Ml« für Zastratraanoal,««: Otto Klemm, UnivcrsttütSstr. 22, L-Ni« Lösche. Hainstr. 21, pan. M ML. Anzeiger. vrM für Pvlitik, Localgtschichtt, Handels- md SeschSstSverkehr. «»flage 12,000. Ad-annnrntsrert« vierten. 1^-H. incl. Brinaerlohn 1'/, Jede einzelne Nummer 2'/, Belegexemplar I »ebühren für «xtrabmage» ohne Pofibefvrderung 11 mit Postbesörderung 1« -H> Inserat« <aesp. vouraoisz. I'/,^ «rvtzrrr Schriften laut unsrem PreiSverzrickniß. —Labellanschcr Satz nach höherem Tarif, »«etame« »»Ire de« »rdaettanißrich die Gpaltzril« S >ß, Inserat« find stet» an d. Tattiliar zu senden. — Rabatt wird nicht «geben — Zahlung Saar, durch Postanweisung oder" Donnerstag dm 29. Oktober. 1874. Auf die Monate dtovernber und Deeember wird sowohl be: allen Reichspostämtern wie in unserer Expedition ein besonderes Abonnement angenommen. Bestellungen bitten wir so schnell wie möglich zu machen. Lxpväitlou äs» IkvipriKor Vnsodlnttss. die Bekanntmachung, von zwei Banrevifore« bete. Anstellung Zur Vermehrung der technischen Arbeitskräfte unseres städtischen Baupolizei - BureauS sollen zwei geschulte Bautechniker als Baurevisoren mit einem JahreSgehalt von je achthundert Thalern angestellt werden. Geeignete Bewerber fordern wir daher hierdurch auf, sich unter Beifügung ihrer Qualifikations nachweise baldigst bei unS schriftlich anzumelden. Leipzig, den 26. October 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Wllisch. Ref. Die wegen deS ReformationSsestes am Sonnabend den 31. October d. I. ausfallende Pro duktenbörse wird am Freitag, den 30. October 1874 abgehalten werden. Leipzig, den 27. October 1874. Die II. Sectio» de» BbrscnvorstaudeS. Das «rue Kunstgewerbe-Museum zu Leipzig am 25. October 1874. DaS Eckgebäude am ThomaSkirchhose und an der Klostergaste, das auS dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts datirt und bis vor wenigen Jahrzehnten Staatseigenthum war, jetzt aber der hiesigen reformirten Gemeinde gehört, welche ihren Gottesdienst darin abhält, das sogenannte „Amt haus", ist gegenwärtig Domicil einer fiir Leipzigs Kunst- und Gewerbflelß hochwichtigen Sammlung geworden. DaS neue Kunstgewerbemuseum hat darin ein gastliches Asyl gefunden, wie einst daS Häuflein der au- Frankreich vertriebenen und nach Leipzig sich wendenden Reformirten durch kurfürstliche Huld und Toleranz vor nahezu sieb zehn Jahrzehnten hier eine Zufluchtstätte, nicht ohne Widerstand und Widerspruch der damaligen städtischen Behörden und eines großen Theilcs der Bürgerschaft sich bereitet sah. Die Religionsge meinde ist vurch eine Fügung der Umstände heute in der Lage und gern bereit, jene Gastfreundschaft und Duldung dankbar zu erwidern. In der östlich gewendeten Fa^ade des Amthause«, dem Gebäude deS früher» k. Oberpostamts und des k. Consistoriums, befindet sich die Reihe von Gemächern erster Etage, welche von dem Comite deS neuen Museums für die Aufstellung und Unterbringung der Sammlungen provisorisch auf einige Jahre gemiethet worden sind. Sonntag Vormittag fand sich daselbst ein ge wählter KreiS von Einaeladenen aus verschiedenen Gesellschaftsklassen, Mitgliedern und Vertretern städtischer und königlicher Behörden zusammen, um der Eröffnung des für daS Kunstgewerbc in unserer Stadt bestimmten Heims beizuwohnen. Man fand sich zunächst in ein Gemach ge wiesen, dessen Wände bedeckt waren mit Teppichen und Geweben wildfremder Art und Farbengebung. Der ganze Duft, die ganze Farbenlust deS Morgen land« trat dem Besucher entgegen und versetzte ihn bald nach Anatolien, Jnncrasien und Ost- asie», bald nach dem Sudan, Timbuktu und gen Marokko, bald nach dem Südosten der neuen Welt, gen Brasilien. ' Von einem mit altarabischem Gewebe bedeckten und verhüllten Tisch oder Pult zwischen den beiden Fenstern, auf dem ein buntbemalter aus gezackter marokkanischer Ornament-Aufsatz lag und welcher nachmals den beiden Sprechern al« eine Art Tribüne diente, hpb sich der Blick nach oben , da von der Decke herab farbenprangendes Geflecht oder Gewebe hing, eine Hängematte mit Federbesatz von den Ufern des MnazvnaS in Brasilien. Rechts an der Waud Kleidergestell »on ck Arbeiten schwarzer same lederne Geldtas an dieser Seite ist mit Glasmalereien, Abgüssen von getriebenen Arbeiten (der Ehrenschild für General von Werder z. B) und einem kleinen Sortiment glasirter Fließe, deutscher und aus ländischer Faience auSgestattet. DaS Zimmer rechts (das drittletzte für den Besucher überhaupt) enthält einen bunten Wechsel von Gegenständen. Dort steht der große Schrank, der einen Hauptschatz der ganzen jungen Samm lung, vielleicht die kostbarste Perle derselben, birgt: die Ornamentstichfammlung, welche man von einem hiesigen Kunstsammler ersten zu erwerben daS Glück hatte eiu prächtig lackirte« Arbeit, an welchem auS Timbuktu, selt- darunter L^ser streifen mit kunstvoller Pressung oder sonstiger Bearbei tung au« Portugal. Die Hintergrundwand füllten große Teppiche aus Daghistan und ein unscheinbare« aber wegen seines Alters für die EntwickelungSgeschichte der Industrie höchst wichtige- und daher äußerst werthvolles Gewebe altpersischen KunstfleißeS in Rahmen Die übrigen Gewebe nenuen un- Kur distan (SedjardeS), Turkestan, die Türkei, Korassan als ihre Heimathländer nach dem Aufgaugc der Sonne »u. Ein Teppich ist geschickt al« Portiöre der Thür verwendet, welche in daS Zimmer links führt. . Italienische HolzfchnitzmeubleS, ein chinesische- Tischchen mit eingelegter Arbeit, eiu mit Perl- mutter und Schildrrot auSgeleater niederer Sessel äußerst kostbarer Art, Flechtereien fremd ländische« Uisspruug« fi«d läug« der Wand link« hin ausgestellt Da« schon erwähut« nächst« (letzte) Zimmer Sammlung von Ornamentstichen füllt ver nähe den ganzen Schrank. Sie ist in neunzehn Mappen enthalten und bcsteht auS Einzelblättern und ganzen Folgen mit Vorbildern, theilS unter vorzug-weiser Berücksichtigung der reinen Orna mentik, theilS ausgeführte Zeichnungen zu ganzen Gefäßen, Möbeln, architektonischen Theilen und Gliedern u. s. w. Die ersten acht Mappen be schäftigen sich mit den Arbeite» der Meister vom sechzehnten bis Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, die übrigen enthalten die neueren Meister bis zum Schlüsse de« vorigen Jahrhmiderts. Leitender GesichtSpunct bei der Anlegung der ganzen Samm lung war die praktische Verwendbarkeit. — Außer den erwähnten Mappen findet man noch 150 Bücher mit bezüglichem Inhalt, Sammlungen von Orna- »tstücken oder Zusammenstellungen über Costüm- kunde, Jagd, Reitkunst, Schreibvorlagen, Stick muster, Prachtstickereien. Spitzenmuster mußten leider ausgeschlossen werden, da dieselben eine eigene sehr kostbare und gesuchte Sammlerspecia- lität bilden. Eine Auswahl aus diesen Ornamentstichen ist auf einer Tafel an der Wand zusammengestellt. In der Mitte de« Zimmers befindet sich ein Glaskasten mit Buchbinder-Arbeiten englischer, deutscher und morgenländischer Atelier« auHestellt. Die Firma Schütz lieh dem Museum sehr interessante Stücke alter Tapchen - Manufactur. Gold- und farbenglänzeade aAerthümlich schöne Muster vo» Ledertapeten, gemalte Seidentapeten moderner Art, auch da« Werk «»«ländischen Hoch stußgen Kunst- und Ge wer befleiße«, schauen unS von den Wänden an. Noch kostbarer aber ist daS tzißrte Zimmer ge Sicke«, erfüllt, wie eS erscheint, mit Schränke geschmackvolle Tischlerarbeit nach Zeichnung de Zrosessor Nieper, auSgeführt von Tischlermeister Röder) voll alter und neuer Goldschmiedearbeit, rr Struve stellte dem Museum m liberalster ise einen ganzen Kleinodienschxaaik mit sehr instructive» Sortimenten seiner Kirnst zur einst weiligen Verfügung. Herr Felix machte sich nicht weniger verdient durch Ausstellung des sogenannten „Regensburger Silberfundes." Die vergoldeten Becher und Schmuckgegenstände diese» FundcS sind wahre Muster geschmackvoller deut scher Goldschmiedarbcit auS der Blüthe der Renaissance! Ein großer schöner Schrank inmitten de- ZimmerS ist gefüllt mit Gefäßen au« Porzellan, Faience und Terracotta. An der Hinterwand hängt ein Medaillon, da ein köstliche« Lyoner Seidengewebe (ganz modern) in« vortheilhasteste Licht setzt. Nicht bloS Gold- und Silbcrarbciten im Original metall sieht man, auch Abgüsse nach antiken Bronce-Modellen in Eisen (Jlsenburger Nach bildungen u. s. w.) fesseln durch ihre Sauberkeit und Schönheit. An Waffen sieht man zunächst nur einen Abguß< der e»n Schild, bedeckt mit zahlreichen allegorischen Figuren im Geschmacke früherer Jahrhunderte, darstellt (daS Original ist im Besitze.de« deutschen Kaiser«). In einer Fensternische sehen wir Proben auS der von Director vr. Max Jordan großmüthig ge schenkten werthvollen Siegel- und Gemmen- Sammlung (10,000 Stück). DaS letzte Zimmer ist ganz mit dem zweiten Hauptbestandtheil der gegenwärtigen Sammlung, mit den Schränken und Kästen, der Bibliothek und übrigen Besitzthümern der bisherigen „Vorbil- dersammlung für Kunstgewerbe", einer Schöpfung 1- vr. v. Zahn's aus dem Jahre 1865, ausgefüllt. Diese mit dem neuen Kunst gewerbemuseum vereinigte Sammlung ist im Rah men deS neuen größer angelegten Instituts jetzt dazu berufen, in eminenter Weise sich nützlich zu erweisen und so die edle Absicht ihres ursprüng lichen Begründers lange nach seinem Weggange von Leipzig und nach seinem allzufrühen Tode glänzend zu erfüllen. Ehre lind Dank dafür sei nem Namen noch im Grabe! Die kurze Entstehungsgeschichte deS neuen Kunst- gewerbc-Jnstituts, die 'sich aus einen innerhalb der „Gemeinnützigen Gesellschaft" aufgetauchten, von dieser mit Ernst und Eifer ergriffenen, mit Glück durchgesührten und von einem besonder» Comitö zur Vollendung gebrachten patriotischen Plan zu rückführen läßt, gab nun am Sonntag Vormittag in solenner Ansprache Kaufmann Scharf. Die Versammlung vernahm, auS welchen Anfängen und geringen Mitteln das Museum entstanden, wie eS ällmälia herangewachsen, wie eS von Privaten und vom Staate gefördert worden sei, so daß eS nach Jahresfrist endlich heute der öffentlichen Be-- Nutzung übergeben werden könne. Die meisten Schätze fremdländischer Industrien, mit denen man sich hier umgeben sähe, stammten von der letzten, der Wiener, Weltausstellung und wurden für Rechnung de» ComitöS theilS direct, theilS von dem CustoS deS k. k. österreichischen Museum« für Kunst und Industrie zu Wien, B. Bücher, von den Ausstellern zusammenaekauft. In beherzigenSwerthen Worten betonte Redner die Bedeutung deS neuen Museums für die heimische Kunftindustrie, welche ebenso wie die deutsche Gesammtindustrie in Wien keineswegs die Rangstellung eingenommen habe, zu welcher sie ihre Vergangenheit berechtigten und welche die sonstige Stellung, die Bildungsböbe deS Volkes, der Rang der Nation in Wissenschaft und Kunst wohl hätten erwarten lassen. Mit Recht wendete ich Herr Scharf nicht bloS an die Producenten, ondern auch an die Consumenten. an welchen ,'etzteren eS ja zu einem großen Theile mit liegt, wenn, die Kunsthandwerker bei ihren Arbeiten nur de» GesichtSpunct der praktischen Brauchbarkeit und der möglichsten Billigkeit, nicht auch den der schönen gewählteren Form festhalten. (Gerade in Leipzig tritt die Nachfrage nach möglichst wohl seilen. wenn auch entschieden nicht sehr gefälligen Arbeiten in der That zu sehr in den Vorder grund, ein durchaus nicht großstädtischer Zug.) Professor vr. Springer war ebenfalls ersucht worden, der Eröffnungsfeierlichkeit durch eine Ansprache Weihe zu erlheilen. Er kam diesem Begehren bereitwilligst nach durch eine Rede, welche begeistert auS dem Herzen quellend, wie sie war, auch begeisternd und unendlich anregend wirkte. Wir hätten derselben ein Auditorium gewünscht, da« auS allen Kunsthandwerkern der uten Stadt Leipzig bestand, auf daß alle Diese, ^ welche das ganze Institut dort vorzugsweise immt ist, au« seinem beredten Munde die , ämmenworte hätten vernehmen können, mit denen er die schmerzliche Thatsache der Inferiori tät der deutschen Industrie, de« Unterliegen« der selben im Wettkampfe der Nationen Europa« auf dem letzten Weltausstellungsplane in Wien scho nungslos und ungeschminkt au-sprach, aber nur mit der Absicht auSsprach, um daran die ernsteste Mahnung zum Zusammenraffen aller Kräfte be hufs einer vollständigen Umwandelung unsere- blSherigen Gewerbebetriebe«, einer Hebung und Läuterung desselben, einer allseitigen rastlosen Nacheiferung nach dem industriellen Ruhme der Nachbarländer und Staaten anruknüpfen. ES kann nur auf'S Dringendste gewünscht wer den. daß Redner bei erster Gelegenheit, vor einer größeren Oeffentlichkeit über denselben Gegenstand, die Hebung des deutschen Kunstgewerbes mit gleicher Eindringlichkeit und UeberzeugungSwärme zum Worte komme und den Krer^zug gegen den allen Schlendrian, die klägliche Mittelmäßigkeit auf'S Neue mit Prophetenstimme predige. Sei er hiermit öffentlich dazu aufgefordert, vr. Springer ging von den letzten großen rstellunaen au-, indem er erst dl " le Nation bezeichnete. die schwäche kennen gelernt, sich aber sofort mit germanischer Zähigkeit an die AuSwetzung der erlittenen Scharte rüstig und erfolgreich heran gemacht habe. Wie den Engländern, jo erging eö nachmals den Oefterreichcrn in Pari«. Sie sahen sich überflügelt, gingen in sich, arbeiteten mit allem Feuereifer, um da« Berfäumte nach zuholen, und erlebten nun den Triumph, »on der Welt sich da« Lob geben lasten zu können, daß jede denkbare Anforderung der Kunsttechnik jetzo in Wien ihrer besten Ausführung entgegen gebracht werden könne. Die deutsche Kunstindustrie lerne denn von beiden Nationen, raffe sich auf an deren Bei spielen, biete Alles auf, um den bestentwickelten Völkern wieder nachzukommen, wie eS ihr zustehe und von Alters her gebühre. Sie hat eine glor reiche Vergangenheit aufzuweisen, möge sie sich au« einer gänzlich ungenügenden Gegenwart zu einer glänzenden Zukunft hinaufarbeiten! Wie Das geschehen könne, dazu gab Redner einige kostbare Fingerzeige. DaS Gewerbe möge die Muster und Vorbilder in Kunst und Industrie bei anderen Völkern, namentlich auch bei den formen- und farbenreichen Orientalen aussuchcn und studiren, sich von diesen Mustern und Bildern anregen lasten zu eignem frischen Schaffe», sich anlehnend zwar an daS Erschaute, nicht aber eS sklavisch nachahmend. Es habe keine Ursache, an sich selber zu verzweifeln, wenn eS auf seine Ver gangenheit in der Renaiffancezeit Hinblicke. ES werde bei unablässig vorwärts gerichtetem ehrli chen Streben zu neuer nationaler Größe ge langen. Vor Allem thue noth, „daS Gespenst" zu be seitigen, daS so olt hinter dem deutschen Hand werksmann siebe, daS Gespenst, daS ihn dämonisch antreibt, sich seiner Arbeit als einer Last, einer Plage zu entledigen, so rasch er nur könne. Der Arbeiter muß vielmehr wieder Freude an seinem Werke empfinden, sich an ihm geistig und moralisch auSleben, sicb in seine Arbeit ver- verdarben und den Wohlstand untergruben. Nur dann wird e« bester werden, wenn der Kunsthandwerker die schablonenmäßige Bahn ver- läßt, wenn er seine Freude, seinen Stolz darein setzt, nicht blos solide, sondern auch geschmackvolle, wahrhaft gefällige Arbeiten zu schaffen. Schon macht sich übrigens in Deutschland ein Wendepunkt bemerklich. Schon hat wenigstens die Literatur illustrirter Jugendschriften sich ganz im Stillen hervorgearbeitet. Deutsche Bilder bücher. Bilderbogen erobern sich die Sympathien der Kinderwelt aller Zonen. Redner führte als Beispicl an, wie rasch die Münchner Bildcrb^en, an denen die ersten Künstler Mitarbeiten, in Äsaß Freunde unter der jungen Welt gefunden und moralische Eroberungen gemacht haben. ES ist Thatsache, daß keine andere Nation unS in dieser Beziehung den Preis streitig machen kann. vidualisirung, wie sie der Kunsthandwerker für sein Werk braucht, freilich Eintrag. Doch auch hier kann ein höherer Maßstab für die Leistu»g angcwendet und so ein höherer Standpunkt er reicht werden. Als frische neue Kräfte wies Redner dem Kunst- Handwerke eine gewisse Elaste von Künstlern zu, welche sich bisher der reinen Kunst zugewendet habe, ohne eigentlich die Begabung für so hohe Ziele zu haben. Diese für die Kleinkunst und für beschränktere Aufgaben gewiß höchst tüchtigen und verwendbaren Kräfte möchten doch als Mo delleure und Dessinateure für da« Kunstgewerbe gewonnen und so an ihre rechte Stelle gebracht werden. Dagegen läßt sich freilich einwenden, daß er doch eben erst betont hatte, wie die Juaendschriften- Jllustrationen gerade durch die Betheiligung an erkannt großer Meister so herrlich wcitgesührt worden ist. Auch für daS Handwerk sind die besten Künstler als Doczeichner gut genug, als welche i» früher» Jahrhunderten deutsche Größen, wie Dürer, Holbein, bei den Italienern ein Rafael und Mantegna mit zu arbeiten sich nicht schämten. So wandte sich von den Neueren z. B. der große Schwind mit ganzer Seele der Industrie zu, schuf Thürschlösser mit Hunde- und Nachtwächter gestalten, Cassenschlösser mit Zwergen- und Drachenfiguren, Tabaksbüchsen mit brütenden Gelehrten. Handschuhkästchcn, Schmuckhalter, Brod- schiifleln, Ofensriese. Fischschüsseln, Toilettespiegel. Briefbeschwerer, Schreibzeuge, Zielscheiben, Blu mentöpfe. So arbeitete Holbein für Waffen schmiede und Goldschmiede. Uhrmacher, Architekten, Medailleure, bildner. Schüsseln, Chorstühlen, Eandelabern, TäpetenarabeSken re. vr. Springer sah in den Kunstgewerbemuseen, lebentreten eine- slgerichtia die besten Wünsche und Hoffnungen tr die Zukunst de« sächsischen und speriell de» Leipziger Institut« dieser Art :sten Wünsche und Hoffnv
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