Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188907310
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890731
- OAI-Identifier
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-31
- Monat1889-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1889
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»rs»-tnt täglich früh S'/, Uhr. Rettrti»» ,»d ErpedMo« J»ha»»e«^ff» 8. LPrrchkustka trr Ukdirtira. BormMag« 10—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. k«r tt» «t»qet»«»irr »»St Sch »» »i«, «»»«H», »er fsr »t« «i-Af-l,»,»« Nummer -eMmmte» A«srr«»e a, tt»chenta>e» tzt« S Uhr Nachmttiaa«. > »«»«»3 Keftta,e« früh »t«'/,s Uhr. 3» de» Filiale» für 3»s.-3tullah»r. Ltt« Klem», Universi«Lt«ftraß» 1. Leut« Lösche. Lethartaraftr. SS »art. «n» KSutgtplatz 7, nur bi« '/,» Utr. aWM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Ado«nement»prei4 vierteljährlich 4»/, Mk iucl. Briugerlobn ü Mk., durch di« Post »«zogen 6 wk. Jede ,»zetue Ru«»»r ÜO Ps BAegexemptor 10 Vs. «ebützre» für Srtradrtlaae, (>» Toqedlatt-Format gesalzt i »H«e Postbelörderong öl) Rk. «tt Veftbelürderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile LO Pf. Größere Schristr» laut aas. Preisvrrzeichniß. Tabellarischer u-Zifferusatz nach HSHrrm Lact,. Utttamen »ater dem RedocttoaSstrich die 4aeltzalt. geile bOM. vor den Familtenuachrichtei, die 6gespal»ene geile 40 Dl. I-Ierate sind stet« an die SrpeVttt«« zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueomonnruäo oder durch Post- nachnahme. 212. Mittwoch den 31. Juli 1889. 82. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Wegen vorzunedmenber Dchieußenbaukrn wird die Grurfelder- »«d Trire«rstra-e im Stadtbezirk Leipzig« Reud«ttz »»« 1 August dieses Jahres ad au d e Dauer d>«jer Arbeiten für de« durchgehende« Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den SV. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. S708 Or. Trvndlln. Leistner. vekanntmachung. Die Uuafühning der Trottoirarbeiten in der Ritter« straH« soll derdungen werden. D>« Bedingungen kür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«. 2 Stockwerk, Zimmer Nr. 14. au- und können baielbst eingesehen ober gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werben. Bezügliche Angebote sinv versiegelt und mil der Aufschrift: „Lrottoirlegung in der RttterstraHe" versehen ebendaselbst und zwar d>- zum S. August 1889, Nachmiltag» L Uhr einzureichen. Der Ra>b behält sich die Au-wahl unter den Bewerbern, sowie da« Recht vor. sämmtliche Angebote abzuichucn. Leipzig, bru 23. Jut, 1889. De- Rath» der Stadt Leipzig Id 3S21. Strastrnbau-Deputatio«. langer sofort Anklage erhoben werden. Durch Versäumniß I Admiral Koester. dem Direktor de« Marine-Departement-, unterstützt, dieser Pflicht bat sich die Regierung zur Mitschuldigen Bvu- I »er auch in seiner WOksamkett al« Overwerlidirector tu Kiel reiche langer'« gemacht, da, ist der Vorwurf, der gegen sie m.t I h«'"' ^ ">' dem schwierigsten Tbecke d« vermal. R.cht erhoben werden kann und muk » » > Iwng. der Wersiverwaltung, vertraut zu machen. Man d-rs zu der » ° a -..m, , - , iTdalkraf, bteier Männer da« vertrauen hadcn. daß sie lest zu- Auch die gegenwärtige Reglernng siebt Boulanger 1 greisen ^ j Ikre! « ch iden aussckneiden werden, wo sie idn weg« mit der Schuldlosigkeit und Lauterkeit gegenüber, '— - - bei den höchsten Staatsbeamten als selbstverständlich voraus aesetzt werden muß. Consta»« hat bisher keinen ernstliche» Veriuch gemacht, sich von der schweren Anklage zu reinigen, welche der verstorbene Generalgouverneur von Jndockina, Ricbaud gegen ihn erhoben hat. Darüber sind die Wähler merkwürdiger Weise mit Stillschweigen hinweggegongen, wäbrend dieser Punct doch geeignet schien, Boulanger« Hank« lungSweise in einem milderen Lickt zu zeigen. Tie B weg gründe. welche die Niederlage Boulanger« veranlaßt baden, legen überhaupt noch nicht klar zu Tage, nur soviel scheint gew ß. daß die Anklage mit den daran sich knüpfenden Er örterungen dock lieferen Eindruck aus die öffentliche Meinung Frankreich» hervorgedracht hat, al« man zuerst anzunehmen eneigt war. Unter solchen Umständen gewinnt auch die Hoh-Auction «»fNa«»tz»ser Ttaatsfsrpre»ter. Areit«,. »en I». Ruguft »s». I»., von vormittag« '/,10 Udr an tolle» solgeude t» de» Abtheilungen 4, 9, 1b, S4, 29. SS, 34, 36. 43. 44. 48. 47, bl, bs, b3 und bb de» Nau«h»ser s-rft- redirr« ausbeeeitete Ruh. u»d Breandölzer, al«: 200 Stück kiesern» Siämme von 18—30 cm Stärke, 4,b und S m lang. 39 « sichten« Stämme voa IS—19 am Stärke, 11 bi« IS m lang, S « fichlene Derbsta»!««, 1» o» stark» 11 » lang, 1190 - stchtene «ei-stangen, 4—7 «m stark, 149 rm hart« Brenuscheite, > kieferne « kieser»« Brenuknüppel, > eiche«« » harte Zacken, kieferne« Adraumreifig, > harte« » 108,b Wellenhundert eiebene« und weiche« Reisig, Versammlung auf dem Holzschtage am Naunhos.Smmel«haiaer EommuaicotionSweqe i» Bbth. 36, meistbietend gegen sof«rtige Bezahlung und unter de» vor Beginn der Suctio« bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werben Zahlstelle tm Basthose zur „Stadt Leipzig" in Naunhof. Au«kunst ertdeilt die Unterzeichnete Revierverwaltung. Unigltche Karftrr»ter»er«altu»g Na»„h«f unll SSutgltchr» Kerftrentamt Würze», am 29. Jul, 1889. Leuthold. Geißler. Sb-ver-eigerimg. Die dieSsäbrtae Nutzung von den fi-calischen VslaumenbSumrn an der Dreedeu-Leipziger Struß« (AmtSstraßenmeisterbezirk Wurz,n). sowie von den Aepfet- und Virnlläumeu an der 3. Abth. der Srimma-Wurzeoer Siraße soll Dien-tag, am S. August 188V, Nachmittag» 2 llhr t» ller Mrtzer'schr» Neftauratta» tu Würze» öffentlich versteigert werden. Lriauno, am 27. Juli 1889. Rsulguche Straßen- Nönlgltche «nll Wastrrllau-Jiispcrttan. Vauvermalterei. Vas Lrgebniß der französischen Generalrathswahlen. Der Stern Boulanger'« ist sichtlich im Erbleichen be flrifscn, die französischen Wähler haben am 28. Juli gegen ihn entschieden, mag er nun in 12 oder 20 Bezirken gewählt sein. Auch der Gewinn einer Anzahl Sitz« für die Confer, valiven ändert an der Thatsache nicht«, baß der Besitzstand der Republikaner im Ganzen und Großen unverändert ge- blieben ist und daß die Regierung über alle Anstrengungen der Gegner den Sieg errungen hat. Da- ist für die Sache Boulanger'« ein schwerer Schlag, den er nicht verwinden wird. Er scheint feiner Sache sehr gewiß gewesen zn sei», sonst würde er nicht da« Manifest ertasten haben, welche» mil den Worte» schließt: »Diese erste Entscheidung de« Volke« wird ein Vorspiel sein für den großen Triumph, welcher, wa« immer auch die Männer an der Spitze der Regierung thun wögen, jetzt nahe beporsteht." Die Zuversicht Boulanger'« ist durch die Thatsachen als unbegründet erwiesen worden, d,e erste Entscheidung de» Volke» ist gegen ihn ou-gefallen und e« stehen jetzt weilerc Niederlagen bevor, welche ihn au« der geträumten Höhe vollständig hinabstürzen werden. Die Anklage ist über mäßig lange hinau-geschoben worden, da« mußte die Vorstellnng erwecken, daß sie sich nicht »»«reichend be gründen laste, und dieie Austastung wurde auch durch die Anklageschrift selbst bestätigt. Aber diese Schrift brachte doch etwa« Unerwartete« und da« war die Beschuldigung, daß Boulanger sich der Unterschlagung von Staat»gelbern schuldig gemacht und sich unerlaubte Lorlheile zugewendet bade. Später wurde noch bekannt, daß bei der Uebrrgabe de« -rieg-ministerium« a» Ferrou 200 000 Frc«. geseblt bällen. für welche Boulanger eine» Schuldschein auSgestelli habe, und durch Zeugenautsagen wurde wahrscheinlich gc macht, daß Boulanger bei Lieierungen von Kastee und Epau> letten Provision«» bezogen habe. Durch diese Beschuldigungen sank Boulanger in der öffentlichen Meinung von der Höhe eme« Manne«, der mil alle» ihm zu Gebote stehenden Mitteln nach der höchsten Gewalt strebt, zu der liefen Stufe e ne« gemeine» Verbrecher« herab. Vielleicht gelingt r« Boulanger. sich von dieser Anklage zu reinigen, aber vor läufig bleibt der Verdacht, baß er ein untreuer Beamter ge> wesen sei. aus ihm hast«», und der einzige dunkle PuncI welcher noch der Aufklärung zu bedürfen scheint, ist da« bi«> herige Schweigen, mit welchem über ein schweie« Verbrechen wie e« die Veruntreuung von StaatSgeldern i» sich schließt vo» der Regierung hinweggegangrn worden ist. Ai« der Fehlbetrag von 243 000 Frr«. srststau», mußt« gege» Von- welche I — Der sreiwlllige Tod de- B.hetmiecreiairS Crem er be. stättgk sich. Er wird in der Ranalifte von 1889 allcriiig« »ich! gelüart, aber er ist Oster» von W lhelmshao n nach Berlin be- iuteu. Er war früher Zahlmeister, wurde da n iiSersiiecrelair und hat vor einigen Jahren al« stellvertreleuder Verwaltung«, director aus der kaiserlichen Wrrst in WilbelmSiiaven sungirt. Seine Verhaltung scheint nicht IM diiecten Zusammenhänge M t jener Teakbo zlicfrrung gestanden zu haben, die so enorm üb.r ihre» Eerlh vezak t sein soll. Die „Bvisische Zeitung" bemerkt zu der Auslastung de« Haiiiburqer Blattes: Beschön gunq-. und Verheimlichung-Versuche, wie sie mir dieser Zuschrift off nlar beabsichtigt werden, können die Angrleaendeii »ur verichlimmein, rumal wenn sie so unqrichckl obgesaßt sind, w e iin vorlieaenden Falle. Handelt e« sich wirklich um allbckannle Mängel im Li serungoweien, bann ist einerse t« kein G>und zur Birheim- slucht Boulanger- eine andere und viel giößere Bedeutung. 1 ^äwng voria»k>ei>, und ondererleil-Z wird danm ^"^schwerwiegender ai« niaa ihr zeitweise beigeinest n hat. Boulanger hat nach , .. der jetzt bekannt gewordenen Sachlage Pari« und Frankreich nickt au« ZwecklnäßigkoilSgründen verlast «, sondern da« Schuiddcwußlskin war der Hauptbeweggrund der Fluckt. Daß man solche Tinge in Frankreich nicht allzutragisch nimmt, bat die lange Zögerung bewiesen, bevor man sich entschloß. Boulanger vor ei» Kriegsgericht zu stellen. Die Hauptsache ist dadurch zur Nebensache geworden, die Anklage wegen Hochverrat!;« erscheint »ur noch al« die Einleitung zn dem Verfahren vor dem Kriegsgericht. Da« ist eine Wendung, welche die Negierung selbst nicht vorau-gesehe» hat, al« sie die Einsetzung de« Staat-gerichlS- dose« betrieb, denn sonst hätte sie daraus verzichten könne». Die Eiusetzuiig de« StaatSgerichtSbos« stellte da« Miiiisterium vor die Gefahr de« Rücktritt«, und dann wäre da« ganze Verfahren gegen Boulanger »utzlo« gewesen. Kam der StaatS- gerickishos wegen de« Einspruch» der Kammer nicht zu Stande, dann waren die Mitglieder des Minist riumS Tirard Vogel- Vo, wurs gcge» die Marineverwaliung erhoben, dah sie gegen diese allbekannte» Mängel nicht eher ringeschritten ist. * Zu dem Thema „Jüdische Volksschule" wird der „Schlesischen Zeitung" au- Berlin geschrieben: Vo» Seiten de« Vorstände« einer jüdischen Gemeind« im egierungslez rk Wiesbaden war di« Einrichtung einer eigrueu jüdische» Volksschule daselbst bezw die Errichtung der dort besieh nden jüotschen Religion-schule ol« Volksschule in Au-sickt genommen, die Genehmigung dazu aber von der Regierung zu Wiesbaden versagt worden. Aus eine infolgedessen an de» EultuSmiuifter eingereickt« Beickweidr bat derselbe eiw dert, dasi die in brr B ickwei de ersolgie Berufung aul die Vorschrift im groß derzoqlich b,ss>s-den Edict vom 17. Juli 1823, nach welcher e» den mosaischen Religion-gem-i»den freisteben soll, eigene Schulen zu errichten ober ihre elwa schon bistlh. ndenReligion-schnlen auch sürdeiegesammien Bolk«schuiunterricht ei»»urichten, nicht sür ««eignet erachtet werde» tönue, da« vorliegendeGcmch zu begründen. Die grdachtevorschristfinoe ihre iachgemätz« nähere Bestimmung und Begrenzung in dem Schluff iotzt be« Ed>ct«. sowie in dem Edict vom 6. Juni 1832, welche die Grundsätze auistellen, die den zur Leitung de« Schulwesen« der- frei. Jetzt steht die Sache so, daß selbst die säst unmögliche I ordneten Behörden bei Errichtung und Theilung von Schulen und Freisprechung Boulanger« durch den StaatSgeriLtShoi ibn '' " ^ nicht vor drr viel schlimmere» Verurtheilung durch da« Krieg« gencht retten könnte. Nachdem die Veruntreuung von Staat« gelvera, mag sie nun einen Zw-ck gehabt habe», welchen sie wolle, an die große Glocke geschlagen worben ist. muß sie auch vor dem zuständigen G-rtchk zum Au«trag gebracht werden, und die Verurtheilung kann nach der Zeugenau«sage de« General- Ferrou nicht zweifelhaft sein. Wäre da« Ergebniß der Generalratb-wahlen Boulanger günstig gewesen, so war er von der Anklage, welche jetzt mit Lchiilverbäuden al« allgemeine RichlsMnur dienen sollen »nd nach weichen out die Errichtung eigener jüdiicher Schule» alle sür die öff'Htlicheu Bolklichulen überhaupt destrheiidei, Anordnungen An wendi!" finden. Dcm trete hinzu, daß im Regierungsbezirk Wie« »den seit Vereinigung der Landr-iheile, welche d nielben bilb-, mit der preußiiche» Monarchie die BeschäiiSinsiruciioii sür Regierungen >>on >817 in Geltienq sei. noch welcher e« leinen, Zwe fel unterliege» köarä. baff der königlichen Regierui-g die Anssichi uno Verwaltung de« gesanimle» Elemeniaischulwelen« nnl umfassendem iilbsiständlgen Lrganoations- und Berlügunq«rech» zuilehe und daß es ihr iliSbeioiideie gebühre, über die Errichtung neuer Schule» oder ihrer ganzen Schwere aus ihm lastet, so gut wie freigesprocbc», I Sckulve, bände, wie über die Theilung vorhandener Schulv>rbSnde n>ch pstchlmaßiger Prüfung de« Bedürfnisses und d,r Angemessenheit allein zu befinde» und Entscheidung »u treffen. Daß die Negierung in Wiesbaden i» Ausübung dieser Befugnis! dar Gesuch d-S jüdischen Gemeindevorstandes ab gelehnt hat, könne sür ungerechiseriigl nicht erachtet werden, weil für die Belriebudiguiiq des allgemeinen Schulbedürsniffes der jüdische» Kinder durch die bestehende OriS ich ule ou-rcichkiid gesorgt sei, mithin eS weder sür erforderlich, »och sür angemessen zu erachten sei, sür die geringe Zahl schul pflichtiger jüdiicher Kinder, deren nach der eigene» Angabe d S Vorstandes M den letzien Jahren durchschnittlich nur zwanzig vor Händen geweien. nel e» der bestehenden Ottsschule noch eine besondere jüdische Balk'Ichnle zu errichten. * A»S Mannheim. 29. Juli, wird gemeldet: .Zu dem gestern Nachmittag in Neustadt abgehgtlenen pfälzischen Katholikentag waren 8000 Personen erschienen; da der Saal »ur 4000 faßt und die Behörde eine gleichzeitige zweite Versammlung in einem andere» Locale untersagte, so wurde» dieselben Reden in einer zweiten Abend« stallgejundenen Ver sanimlung wiederholt. Der Geist der Versammlung erhellt au« einer Bemerkung de« Abgeordneten Lieber, der Gier da»o Bruno einen Esel und Schwein nannte und die Bruno Feier einen Tanz um da« goldene Schwei». Aus de» Papst wurde ein Hoch auSgebracht, de« Kaiser« und Priuzregciilen wurde nicht gedacht." « * » * Au« Petersburg, 28. Juli, wird un« geschrieben ! „Wie wir au« bester Quelle erfahre», hat die StaalSregierung die evaiigelische» Mission «feste in den baltischen Pro vinzen verboten. Ebenso ist die Sammlung von Bei trägen zu Missionszwecken untersagt worden. — Nack einer Verordnung de« General-Gouverneur« von Kiew dürfe» die dortigen jüdischen Kanfleulc erster Gilde von nun an nicht mehr al« einen CoinmiS ihrer Conscssion beschäftige». Die übrige» Angestellten müssen unbedingt der christlichen Religion angehörcn." * Im „Standard" von! 2l. Juli finden wir eine „Der Papst und Frankreich" überschriebciie Correspondcnz aus Rom folgende» JuhallS Ich bin in der Lage, vom Valican ans zu erklären, baff einer der Haupigrunde, welche den Papst veranlaßt habe», ein geheime Conststoriui» zusammen zu ruscn, der war, daß ihm von Fränkisch Mitthcilungk» zugeganeen waren, welche »i ihn diangcn, Rom z» verlassen, und ihm einen Wohnsitz in irgend einer ron ihm zu wählenden s anzüsischen Sladi zur Vewügun i stellirn. Gleutneitig eiilhiellen kikielben das Berivreche», daß Frankreich die zeitliche Mackt de« Papste« in Rem wiedciHerst ll-ii würde. Manövcrslotte, ^nst nicht geschehen ist, der ^lser chen i Horn nur im letzten Augenblick verlassen, im ,;all? rincü Ltneqes. Familie in die dänischen Gewässer folgen wird. Im könig» I h,n Italien vcrw ckcli se n und welcher lolglich seine eigene Perlon licken Schlöffe Kiel sind schon seit längerer Zeit alle I einer Gcsadr ausßtzeii winde; unter keinen Umständen will de, Vorkehrungen getroffen, um sehr hohe Gäste würdig unter« I Papst vo» Rom sorigehen, wenn seine Abreise von Frankreich als zubringen. I ei» Vorwand, Italien de» Kr eg zu erklären, benutzt werben sollte, * Hu der Kieler Bestechung«angelkgenheit wird l denn er wünscht Italien von ganzem Herze» mir GiilcS; mem den .Hamburger Nachrichten" geschrieben, daß in amtlichen l -Wunich". so sagte er, „grht vor allen Dingen dahui, daß der * Au« Spanien kommt die Nachricht von einem republikanische» Putsch, dem zwar in den amtliche» Kreisen Madrid« jede ticse politische Bedeutung abgcsprochc» wird, der aber aus anderer Seite al« ein Ausbruch einer Weiiverzweigten Verschwörung der Republikaner zu Besorg »iffe» Anlaß gicbl. Eme Baude von mehrere» Hundert Man» unter Führung eine« ehemaligen cgrlislische» Qbersten überfiel am Freitag voriger Woche die Stadt Alcola de CbiSder in der Piovlnz Cast llo», zerschnitt die Telegrapheiidrabte und bemächkigte sich aus dem Bahnbose einer Lasse, die indcß n»r die geringe Beute von 600 Frc». lieferte, linker re» Rufe: „Es lebe die Republik!" durchzog die Bande darau die Stadt, bi» sic durch ihnen entgegeiirückende Gendarmen zerstreut wurde. Wen» man bedenkt, daß die übeisallen die öffentliche Meinung hätte da« Urlheil de« SlaatSgcricht« Hose« ebenso unwirksam gemacht, wie da« nachfolgende de« Kriegsgericht«. Boulanger wäre dadurch zum Märlyrer sür eine ganz Frankreich iiiteressircuve groß? Sacke gestempelt worden. Die Niederlage Boulanger« bei den GeneralratkS- wahlen beweist aber, daß ihn die öffentliche Meinung ver- urlheilt, daß sie ahn nicht mehr für würdig erachtet, die E»t sckeidung der Schicksale Frankreich« in die Hand zu nehmen »nd daß sie lieber die Männer weiter wirthschafken lasse» will, welche die R publik bisher geleitet habe». Noch mehr, die Wiederrrstarkung der Opportunistenparlei lehrt sogar, daß gerade diejenigen Leute, welche Boulanger am eifrigsten be kämpfte und sür den Niedergang Frankreich« verantwortlich machte, im Begriffe stehen, da« StaalSruver aus« Neue voll ständig in die Hand zu bekommen. Ferry und Carnot Iriumphiren heule über Boulanger, der viel Geld unk Müde vergeblich ausgewendet hat, ui» beide von ihrer Höhe hinabzustUrzen. Ta« ist in der That ein überraschende« Er gebmß. aber r« zeigt dock, daß Frankreich noch nicht so lirs gesunken ist, al« e« gesunken sem mußte, wenn e« sich der Führung de« Abenteurer« Boulanger anvertraut hätte. Die Opportunisten haben zwar Frankreich bisher schlecht regiert und die unsinnigste Verschwendung in die SlaalSverwaltung eing^ührt, sie habe» die Ministerkrisis zu einer ständigen Einrichtung Frankreich« gemacht, sie habe» den Kamps der Parteien um die Herrschaft aus Kosten der wichtigsien Staat« Interessen verewigt, aber sie stehen doch in Ansehung ihre« moralischen WcrlheS höher, al» der Streber Boulanger. Ihr schlimmster Fehler in de» Augen der übrigen Franzose» war, daß sie ihre Geduld zu lange aus die Probe gestellt habe», die öffentliche Meinung verlangt Thalen, und sic habe» »ur Worte al« Antwort gehabt. Boulanger erlangte sein Ansehen nicht durch seine Charaktereigenschaften, sondern weil man ihn für den Mann der That hielt. Jetzt hat sich die öffentliche Meinung von ihm abgewanbl. Leipzig 31. Juli. * Wie den .Hamburger Nachrichten" au« Marinekreisen gemeldet wird, hält man noch vielfach an der Ansicht fest, baß der Kaiser von Rußland mit der russischen Manöverslottc doch »och dem Kieler Hasen einen Besuch abstatten werbe. Für diese Ansicht w»d der anqeb licke Wunsch de» Zaren geltend gemacht, daß er den Besuch Kaiser WOhelm'S ,n derselben Art erwidern will, wie er Auch scheint e« sestrustehen, daß die russische worüber man sich mehr verwundern soll, Uber die Verwegen heit der Baude oder über die Schlaffheit der Behörden nnd der Einwohner; vielleicht haben aber die letzteren mit den Angreifern sympalhisirt. Auch an andere» Orlen.sind Au«- chreilungen ähnlicher Art begangen worden, die aus den gleichen Ursprung hindeuten; doch sind die Nachrichten darüber noch äußerst verworren. * Während der Inspektion der mobilisirten Flotte bei Spithead am 3. August werden sich der Kaiser Wilhelm, derPrinz vonWale«, Prinz Heinri ch vonPreußen »nd die übrigen Mitglieder der köuigl. Familie an Bord der königl. Hackt .Vicloria und Albert" befinden. Auch die Lord» der Admiralität werden während der Revue an Bord der köuigl. ?)acht sein. Der köuigl. Archt werden in gemeffencr Eittternung folgen: die königl. Aackl .Alberta", die Admira- liiäts-^lickleii „Ei'chantreß" und „Elsin", die Truppenschiffe „Tamar" (mit dcm diplomatischen Corp«), „EuphrateS" (mit bei» Mitgliedern des Oberbause«) und „SerapiS" (mit den Mitgliedern de« Hause« der Gemeinen). Den Beschluß de« lönigl. G-schwaderS wird ein Schiff mit dem Lordmayor und den Mitgliedern der Corporation von London an Bord bilden. Tie Herrschaften werde» sich am Trinity Pier in Ost-Eowe« cinschissen und in Osborne Bai am Privat-Pier der Königin landen. * Den komme,iden Ereignissen an der egvptischen Südgrenze sieht man in England nicht ohne Spannung, in welche sich eine erhebliche Dost« von Unruhe mischt, ent gegen. Wenn sich die Meldung VeS die anglo-egyplische Ver kitt befehligende» Oberste» Wodehouse bestätigt, daß Wob ei-Nj ui» > sein Lager abgebrochen habe und augenscheinlich im Begriff stehe, den Vormarsch nach Norden anzulrcten. so darf man sich in der That aus da« unmittelbare Be- vorstchen eine« Hauptschlagc« gefaßt machen. Wad-el- Njuml'S biSberigc« Zögern lonnte nur den Zweck habe», alle Verstärkungen an sich zu ziehen, die noch im Anmarsch waren, und e« scheint deren eine nicht ganz g ringe Zahl z» sei». Dir,Engländer haben anscheinend keine» Versuch gemacht, den Gn»q der Conceiitrlrung de« 'kindliche» Heere« irgendwie ernstlich zu stören, obwohl General Grensell über nicht weiiiger al« drei Brigaden, darunter eine au« regulären englischen Truppe» zusammen gesetzte. verfügt. Den anglo-egyptischeii Vorposten soll da« taktische Geschick, womit Wad-el-Njnmi seine Zurüstungen, owic den Aufmarsch bewerkstelligte, wahrhaftes Erstaunen eingcflößt habe». Oberst Wodehouse conslalirte bei einer neuerliche» Aiifforschung de« feindlichen Lager«, daß die Aufständische» mit Lebensmitteln »nd Munition reichlich ver- ei»n und ihre Macht eiuc erheblich bedenleud-.? war, al« man aus englischer Scite angenommen. Zu diesen al« fest st he»d betrachteten Thatsachen tritt noch da« Gerückt hinzu, eine weitere starke Ahlbeilung vo» Derwischen »icirschire quer durch die »»bische Wüste in der Richtung aus die Abrak- Brunnc», etwa« südöstlich von Assuan belegen, zu. »in Lie- elbeii in ihre Gewalt zu bringe», bezw. sie der Besatzung Assuan« nnzugänglick z» mache». Alle« da« versetzt dcm SichcrbeitSgesübl der Engländer einen ziemliche» Stoß; da« Hanptgilartier weiß ohnehin, tvic wenig Verlaß a»i die einheimische Vcvölkerung ist und baß der drohende Angriff Wab-cl-N>u»»S daher unter jeder Bedingung zurückgeschlagei, werden muß. Eine im offenen Felde erlittene Schlappe der Engländer könnte sehr kritische Folgen sür Mittel- und Unleregypten, »amciitlich auch sür Kairo nach fick ziehe». Im Verfolg dieser Gedankeiireihe erneuern die Londoner Blätter ihren Nut nach Entsendung weiterer nainhaslcr Verstärkungen und behaupte», e« hieße die Vorsehung versuche», daß jetzt zum Schutze Egypten« im Innern nicht mehr al« zwei Bataillone verfügbar seien. * In Ncw-Bork ist eine Bewegung im Gange, zur Feier ver Entdeckung Amerika« vor -100 Jabre» 1892 eine Weltausstellung abzuhalle». Unter dein Vorsitz de« Bürgermeisters Graut bielt kürzlich cine Anzahl hervor ragender Bürger New'?1orkS eine Versammlung ab, aus welcher vier Ausschüsse, einer sür Finanzen, einer sür pcrnia- »ente Organisation, einer sür Gebäude und einer sür die juristischen A»gclegc»l>.'itcii, eingesetzt wurden. Jeder dieser Ausschüsse besteht a»S 23 Mitgliedern. Die New»?)orkcr Handelskammer bat einen Ausschuß vo» 60 Männer» gebildet und drr spanisch-nmrrikaittschc cominercielle Vcrci», welchcr ciuS ttausleuteii besteht, welche i»>t Südamerika Handel treiben, hat gleichfalls einen Ausschuß eiugesrtzl, lim die Bc- w'guug zu fördern. Die geplante Weltausstellung soll ii» größten Stile unter den Aulpicien der Buudköregicrung ab- gchallci, werde» »uv an alle civilisirte» Nationen eine Eiu- labuiig ergehe», sich an derselbe» zu bcthciliacu. Kreisen strengstes Geheimniß bewahrt wird, u»v da die Sache sich noch im Stadium der gerichtliche» Dorunler- suchung befindet, alle Mittheiluiigrn über angebliche Vcru». treuungkn auf den Werjlen n»l Vorsicht auszunehmen sind. Ferner heißt c» in der anschejncnv ossicivjen Zuschrift deS Hamburger BlatleS: Es sied! ivodl außer Zweitel, daß k« sich um die B st ckuiig «me- b-herrn Beamte» dauvelt, die bei einer sreidandiq vergeteueu Teak- holjlieserunq entdeck! ist, ober alle weitere» Geschick!«». bah ganze Ladungen vo« Teakholz bei Seile gesch fst, uns Achnlicke« mehr, sind eriundeu. Es bandelt lich UN» allbekannt« Mängel IM Lieserunglwese« eiuerfiit« u»d oudererieit« um Verwaltung«, elnruhliingen, welche den Schwerpunkt in de» bureaukralischeo Avvarot legen. Der neue 8taa'«lecre>aic de« Reich«,mt> der Marin-, Eontre-Admiral HeoSier, ist ganz der Mann da,», da« Uedei ,» der Wurzel zu lassen und belrikdi-ende Zuliände zu schaffe». Sr uttrd aas da« Vartrefflichft« dabei «an de» Lautre- Stadt rund 7000 Einwohner zählt, so weiß man nicht Lolonialpolilischtg. * lieber die Situation in Dculsch-Ostafrikg wird der „Post" anläßlich der Zerstörung von Mpwapwa, die wohl aus die flüchtenden Araber zurückzusührcu ist, geschrieben: Uni die Situal on zu verstehen, mnff man sich vergkqcnwLrtige», daff die Araber es steis voiziehen, aus beirrtem» „nd bekaiintcii Karawaneiistraffrnz» wandeln. „iS neue anzulege» in einer Bevölkerung, welche ihnrn vicileicht inchi wobt gesinnt tst. Der Haupt- karawane, weg »ach Tabora »nd dein Tanganyika-See liiust ater über Mpwapwa. Was war nun natürlicher, als daß bw geschlagene» Araber >>» ihrer Flucht nach der arabischen Nicdkrlassunq Tabora Mpwavwa eroberten? Da e« MO b,„ weit von Bagamovo lieg», so beweist dies aber auch, daß der Geichlagenen sich eine beil- 'nmc Furch» beiuäcluizl hat, wenn sie sich so weil zurncttiehen. B>i Pangan- und Tauga ist aber die Besürchlung. daß die Araber sich un Hinierlaudc srfisetze» könnten, geringer. Wenn auch Iliainbara noch von ihnen beunruhigt werden ssllie, so müssen sie doch schließlich nach dem Kihma Ndscharo-Massia abbiegeil, nach Gegenden, wo sie wenig Freunde linier den Eingebo,enen habe», oder »ach Süden geben, da di« Massai einem Vordringen nick Westen bewaffnete» Wideistand entgegensttzen würden. Man kann ob» wobl an- nehmen, daß der Nordrn chrr vo» feindliche» Arabern aufgegeben werden w rv. Schwieriger wird die Pac siriinng des mittleren TheileS, den die große» Karaivmieiistrasen dnrchschnciden. sei», und mail ka»>» sich da a»t langw eciqe Perkandlungen »nt de» eingeborenen Häupt- jingen gesasit macke», wenn der zweite Thcil d S Wißinanii'schen ProaraniniS, die Kaiawanenweae zu öffnen, in Angriff genommcn irerdki, wi,d Wie sin diese Dinge ge,lallen werden, ist natürlich noch » ch» abziiseh n Man kan» hier wohl die Frage auswcrjen, ob wirtlich der Besitz der Küslenpläkc auch ohne eine Pacisicirung des Inner» so vollkommen werlhIoS ist, wie er jetzt ee egeullich hinaestellt wird. Der Sultan vo» Zanzibar hatte bekanntlich an der Oiillc lclds» nur einen iebr aeringen Einfluß, tie Eingeborenen ver. w igrrten ihm offen den Grlwlsam, un» die Araber weiter im Innern geborchlen ibn, nur wweü, wie «S ihnen passend dünkte. Heut« noch reicht die Macht de« Sullan« iu den Hase» der Somali.
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