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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-15
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1890
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1. KW M Wißkl TojktlM »d A,Ml Uk. 7t. Lxmdklih kll 15. Mrs 18S«. ver AWenI. Lebeurbild vou B. Herwl. Nachdruck vndoim. ' „Hie,, Nummero 7 und Nummero 8" — „Äst nicht nöthig. wir gehören zusammen, aber können Tic u«S keine niedrigere Nummer geben, daß wir eher an die Reihe kommen'? — Wir sind von au-wärlS und haben so wenig Zeit." „CS geht nach der Reihe. Madame, La kann ich Ihnen nicht Helsen — da» hat der Herr Professor 'mal so besohlen, da darf ich keine Ausnahme machen — bitte, hier ist das Wartezimmer." Lautlose Stille herrschte in dem weiten Gemach, trotzdem rine Anzahl Kranker mit ihren Begleitern darin versammelt Waren: alte Herren, Frauen mit Kindern und junge Mädchen. Jeder saß stumm an seinem Platze, auch die letztgekommcnen Damen nahmen, ohne ein Wort zu sprechen, Besitz von zwei Sesseln, die Aeltere, die vorher die ominöse Nr. 7 bekommen hatte, trommelte aber bald cnergiscb mit den Fingern aus dem gemalten, eleganten Tisch; die Andere, vermuthlich die Tochter, ein liebliche-, bleiches Mädchen mit leicht gewelltem braunen Haar und großen, trübe ins Zimmer blickenden, blauen Augen, hielt die Hände leicht gefaltet, von Zeit zu Zeit hob ein tiefer Seufzer ihre Brust. „Wie fatal, daS Warten", meinte die Mutter» „wir hätten uns anmclden lassen sollen, da wären wir gleich an» genommen." „Werde nicht ungeduldig, liebe Mama", entgegnete die sanfte Mädchenstimme, „mir ist die kleine Pause eine rechte Erholung, eS ist mir ganz bange umS Herz, wa» der Herr Professor sagen wird." „Er wrrd Dir helfen, mein Kind, nicht umsonst ist er so berühmt und so beliebt, zu dem Manne kann man schon Ver trauen haben, unbedingt thue ich, was er sagt; bist ja meine Einzige und kann schon was draus wenden. Aber sieh nur, Annchcn, diesen prachtvollen Tisch." „Das ist gewiß ein Geschenk einer dankbaren Patientin." „Und sieh nur die Bilder, ach Annchcn, die schöne weiße Gruppe." ^ „Ein Amor. Mütterchen, mit dem Pfeil." „Ach, die Figur hier, die ist noch schöner, schade, da haben sie der hübschen Frau den Arm abgebrochen, gewiß beim Umzug." „Nein, Mütterchen", berichtigte Anna leise, „daS muß so sein, daS ist eine BenuS." „Eine VenuS und so entzwei, na, daS ist auch waS Neu modisches -- wer war denn die'?" Sr „Eine LiebeSgöttin, Mütterchen." „Liebesgöttin", murmelte die Frau, „alles Unsinn, so etwas muß mau den Menschen gar nicht in den Kops setzen. — hast Du VaS auch in der Pension gelernt'? Alle« Unsinn, mein Kind! — Heut zu Tage heißt'- nur praktisch sein, sich ui» HanS und Küche kümmern, hübsch daS Seine verwalten, gute Ziegel brennen zu lassen, wie bei uns zu Hanse, und dann für gehörigen Absatz sorgen, — ach, Annchen, wenn Du doch ein Einsehen haben wolltest!" „Mutter, Mutter, nicht hier, nicht so laut, die Leute Werde» ja ausmerksam", bat daS gequälte Mädchen. Es war mittlerweile leerer im Zimmer geworden. Mit mehr oder minder befreiten Mienen waren die Abgefertigten aus des Arztes Zimmer gekommen. Ungeduldig lief die Mutter mit großen Schritten im Zimmer aus uiiv ab, hier dm Staub auf der Lampenglocke mißbilligend betrachtend, dort die Blumen auf dem Tisch ordnend. — am liebsten HÄte sie gleich Symmetrie in da- vernachlässigte Bücherspiud gebracht. „So 'ne rechte Gelehrtenwirthschast", murmelte sie. ^da ist keine Ordnung, kein Zug darin, bab'S ja immer ge sagt, nein, mit einem Gelehrten darf mir Niemand kommen." Anna hörte die leis gesprochene» Worte und zuckle schmerzlich zusammen. „Wenn ich bitten darf, ineine Damen." Da waren sie nun im Heiligthum des großen Gelehrten. Ein weites, halb verhülltes Zimmer — daö Auge mußte sich erst an die Dämmerung gewöhnen — ein Tisch, bedeckt mit Instrumenten, stand in der Mitte; der berühmte Arzt, eine sympathische Persönlichkeit mit wohlwollenden klugen Zügen, trat ihnen entgegen. In» Hintergründe deS ZinimerS. am unv.rhängtcn Fenster faß ein junger Mann, mit dem Ordnen von Instrumenten beschäftigt. „Ich will mich Ihnen nur gleich Vörstetten, Herr Professor", begann die resolute Dame, — ich bin die Ziegeteibesitzcri» HermSdorf aus der Nähe. — dies hier ist meine einzige Tochter Anna." Der junge Mann im Hintergründe deS SaalcS erhob sich fast ungestüm, er schien den Raum verlasse» zu wolle», aber, als besänne er sich schnell eines Bessere», nahm er geräusch los seinen Platz wieder ein, scheinbar eifrig mit der Arbeit beschäftigt. „Mein Mann ist lange todt — ich habe die Sorge allein für Wirtschaft und Erziehung, aber, mein lieber Herr Pro fessor. ich möchte lieber zwei Wirtschaften verwalten als eine Tochter erziehen." „Mutter" „Laß mich nur reden, Annchen, der Herr Professor mriß Alle? wiffe». Nun hatte ich daS Kind also in die Pension geschickt, frisch und vergnügt ging sie hin. und nach zwei Jahre» kam sie wieder, — in sich gekehrt und blaß — da hatte sic gewiß viel zu viel gelernt, — ilnd »»» sollte sie sich uni die Wirtschaft kümmern und nachher »leinen Ver walter beiralhen." Aiincheii saß mit lies gesenktem Kops — der Professor lächelte. „Ein lieber netter Mensch, Herr Professor, nicht mehr ganz jung, aber noch in den beste» Jahren, voller Interesse für die Wirtschaft, so ein rechter, verständiger Mann, der gewiß gut zur Anna sein wird. — Alles war so schön zurecht gelegt, da kommt daß Mädchen und sagt nein." „Aber gute Mutter, wozu daS Alles." »X'asten Sie ,»>r, mein Fräulein", bernbigte der Proscstor da? erregte Mädchen, „das ist mir Alles wichtig genug; habe ich einen Blick in die umgebenden Verhältnisse und in daS Seelenleben meiner Patienten getban, so istS mir oft viel leichter, die köiperlichen Beschwerden zu besiegen" — und liebevoll strich er die Wange des errötende» Mädchens. „Also bitte, Madame, fahren Sic nur fort." „Also, Herr Professor — daö Mädel ist und bleibt störrisch, trotz allem Zureden, sie will ihn nicht, sie mag ihn nicht, sie liebt ihn nicht — ich dringe in sie, da kommt denn die ganze Geschichte heraus, daß sie in der Stadl einen jungen Man» kennen gelernt hat. Bruder der Freundin, einen jungen Arzt, wiffe» Sie, Herr Professor, — einer von denen, wie sie so zu Hunderten herum lausen — denn ehe sic eS zu etwas dringen, daS dauert 'ne Weile. Der also hat'S ihr an- getban — Gedickte gemacht und Blumen geschickt — na das kennt man ja. Er liebt sie, sie liebt ihn, gesagt haben sie eS sich nech nicht. — daS war solch Anschmachtc» von Weilern, aber einen andern will sie partout nicht, — na, Blume» schicken und Gedichte machen, — das tbut mein Verwalter viiii nicht, aber dafür ist er auch ein verständiger Man», ein gesetzter Mann —" ..Nun, liebe Frau. waS kam dann?" „Na. Herr Piosessor, und dann ging der Sommer in'S Land, »nv die Anna ward immer elender und elender, zu guter Letzt kam noch eine arge Lungenentzündung, weiß der Himmel woher, und unser alter PbvsikiiS hat gedceterl und aedoctcrt, mal isi's auch bester geworben, aber das dauerte Leder nicht lauge, dann kamen die Kopfschmerzen wieder, »d schwach wurde sie, immer schwächer — mit dem Hei- rathen ließ ich sie ja »un natürlich in Ruh', erst mußte sie doch auScurirt werden — und so eilig war'S auch nicht. Mein Gott, ich bin ja »och nicht so alt, daß ich mich durchaus zur Ruh' setzen muß, — da haben wir denn nun so viel vo» Ihnen gehört, und da bin ich heut früh mit der Anna her- gckommcn — hossenttich finden Sie nun das Rechte Hera»»." „Nun sehen Sie mich einmal an, mein liebe» Fräulein, — haben Sie viel geweint?" „Ja", flüsterte Anna. „Geweint?" fragte die Mutter— „ja, wann den», davon habe ich doch nie etwa» zu sehen bekommen." „Ach, Mutte»chen, wenn ich allein war und spät in der Nach» — ach. ich war ja so unglücklich —" „Thränensistcl in höchster Btüthc", cvnstatirte der Arzt, — „nun, mein Fräulein, nur nicht wieder ansangen zu weine», — da lausen die Thräncii ja gleich wieder bächwcisc herab, — o, daS müssen wir unS abgewöhncn. Also an de» Ver walter denken wir vorerst 'mal gar nicht, — bitte, Herr College, die Lampe mit dem Augenspiegel." Der Assistent erhob sich, — rS dauerte ziemlich lange, ehe er dem Geheiß Folge leistete; — endlich war eS so weit, — er trat erregt näher» die Lampe zitterte in seiner Hand, — da tras ihn daS volle Licht. Anna sprang wie elektrisirt vo» ihrem Stuhl empor und blieb mit weit geöffneten Augen starr stehen, jeder BlntStropscn war aus ihrem Gesicht gewichen, — sie wollte sprechen, rufen, doch sie vermochte eS nicht, — fast bewußtlos sank sie zurück „Otto, Du, — Sie?" stammelte sie. Die Lampe hatte geklirrt, so unsanft war sie aus den Tisch gesetzk worden. — der Assistent neigte sich zu der» lieb lichen, bleiche» Mädchen. „Anna, meine theure, liebe Anna, Hab' ich Dich endlich wieder, nun weiß ich doch erst, daß Du mich liebst." „Na. Gott steh' mir bei", murrte Frau HeruiSdors, — „das wird ja hier eine nette Cur werden, — daS ist wohl am Ende gar der Herr Doctor selbst." „Ja, jä, meine liebe, verehrte Frau", bestätigte der wohl wollende Professor, — daS scheint mir anch so zu sein. Nu» wird mir erst Manches klar, das träumerische Wesen »icineö jungen Freundes und sein Grübeln. Doctor Köhler ist seit mehreren Monaten ».ein lieber Assistent, einer der fleißigste», der geschicktesten Acrzte, die ich je in meiner Umgebung ge habt, nicht einer vo» de» „Hunderten", die in der Welt hernm- lausen, — aber wissen Eie waS. lieber College", wendete er sich zu dem jungen Manne, „beute wollen wir einmal die Rollen tauschen, heut sollen Sie der behandelnde Arzt und ich will der Assistent sein; und während Sie da der kleinen Patientin in die Auge» schauen — will ich Ihnen hier bei der hochverehrten Frau Schwiegermutter assisiire», — still, keinen Dank, daS soll und muß sie werden!" Und während nun der junge Arzt süße Zwiegespräche hielt mit seiner lieblichen Kranken, während deren Augen immer Heller, immer fröhlicher, immer glücklicher leuchteten und ver stohlene, aber innige Küste die zarte» Hände bedeckle», hatte der liebe alte A>zi und Menschenkenner der würdigen Ziegclei- besitzerin gravitätisch den Arm gereicht, sic in die Fensternische geführt und in eindringlichster Weise mit ihr geredet. „Sie habe» Vertraue» zu mir gehabt, verehrte Frau", so hatte er angesangen, „und Sie solle» sich nicht tänschen, ich werde mit GvttcS gnädiger Hilfe Ihr Kind gesund — und Sie werden eS glücklich machen." Und dann hatte er immer herzlicher gesprochen, jeden Widerstand zu besiegen ge wußt. man hörte von „glänzender Earriörc". — „Glück zcr trüm,nern", — „tödtlicve Angenkrankhcit", — „Frau in den beste» Jahren". — „Verwalter". — „selbst noch glücklich werden" — irren wir nicht, so war auch ein Handkuß ver nehmbar geworden. Aengsilich hatte die Mutter »ach dem jungen Paare ge blickt, daS sich in völliger Weltvergestenheit befand. „Mn, wie ist'», Herr College", examinirte der Proscstor. „ist die Untersuchung beendigt, wie lautet Ihre Diagnose, — haben Sie bereit- Mittet gefunden und in Anwendung ge bracht?" Lächelnd schlug er die Fensicivorhäiige auseinander, in lieb tichstciu Crrölhe» stand daS junge Matchen da. „Nu», meine junge Freundin", s»br er fort, „ich war inzwischen auch nicht unlhätig und habe eine wichtige Consultatio» abgel,alten dort mit dem lieben Mütterchen — da babc» wir den» folgende Cur verabredet: Fräulein Anna darf weder Tag nech Nacht weinen, darf und soll den Ur. Otto Köhler liebe» und muß ihn »och vor Ablauf eines Jahres heirathcn. damit end lich die Aiigeiientzüiidniigcn ausböre». Zufrieden?" Anna lag an» Herzen der Mutter, jubelte und danlte und schluchzte. „Nicht weinen, Annchen", sagte die Mutter, „ich n,ll ja Alles thun, nur nicht mehr weinen — 'S ist G>sl s>ir Dich", sagt der Herr Proscstor. „Und danke» will ich'S Ihnen, Frau Mutter, mein Lebe» lang —" sagte der glückliche, junge Assistent. Die Sprechstunde war beendet, Anna hatte vo» Otto daS Versprechen entgegeiinebmen dürfen, daß er in wenige» Tagen aus die Besitzung der Mutter kommen würde; die Herren ge leiteten die Damen durch daS jetzt leere Wartezimmer. Wie psiisig sah jetzt der Amor aus und wie holdselig lächelte die herrliche VenuS trotz ihrer schlenden Gliediaaßcn, — man hätte glauben könne», daß sie Beide über irgend CtwaS eine große Freude bätten! Die Mutter war augen scheinlich in Gedanken; die Geschichte mit dem Verwalter schien ihr durch den Kops zu geben. Annchen ergriff beim Abschied die Hand ihre« HelserS und Beschützers, drückte sie innig und dankte ihm auS Herzensgrund für ibr Glück. „Aber, mein liebes Fräulein", meinte der liebe, edle Menschenfreund „mir haben Sie beul wirklich gar nicht zu danke» — ich war ja nur — der Assistent!" Zur Lage. ** Berlin, 1!l. März. Mehr als ack>> Tage hat dak Abgeordnetenhaus verbracht, ohne daß die Bcralhnng deS Etats auch »in eine» Schritt vorwärts gekommen wäre, eine Reihe von kleinen, unbedeutenden Vorlagen mcisi localen Cbarakterö ist erledigt worden, aber vorn Budget ist außer dem Bergwerks-, dem Etat der allgemeinen FinaiizveNvallung und minder wichtigen Abschnitte» »och der CnllrSclat i» zweiter und sodann der gesanimtc Etat in dritter Berathnng vorzuncbmcn. Da, wie bereit- gemeldet, am 20. Marz die Osicrsericn beginne», welche biö zum l.5. April dmer», se erscheint eS auSgeschlostcn, daß der Etat diesmal roch recht zeitig an daS Herrenhaus und vor dem >. April zum Abschluß gelangt. Wir werde» also ein „Nolhzesctz" be kommen, durch welches die Regierung ermächtigt wird, die erforderliche» Ausgaben zu leisten biö der ordentliche Etat fertig gestellt ist. Alle diese llmsiände wären sehr woül zu vermeiden gewesen, dcch leider ist seit Anfang der Woche der erste Präsident deS Abgeordnetenhauses, Herr von Köllrr, durch die gleichzeitige» Sitzungen deS ProvinziallandtcigcS von Berlin fern gehalten und die Verhandlungen werten bunh Freiherr» von Hecrema» geleitet, einem der Führer der Ceitrumspartci. Man bekommt so einen Vorgeschmack davon, wie ungefähr die Geschäfte im neuen Reichstag „gefördert" werden würden, wenn alS erster Präsident ein llltramontaner gewählt würde. In de» letzten acht Tagen wurde nämlich die Redefreiheit in einer ganz unerhörten Weise gemißbraucht, oder vielmehr Herr v Hcereman hatte weder die Kraft noch die Neigung, dafür zu sorgen, daß die Redner bei rer Sache bliebe». Der Etat der AiisiedeluiigScoiiiniission gab den polnischen Abgeortiiclcn wieder den willkommenen Anlaß, die sattsam bekannten Uebertreibnngen über ihre „Unterdrückung" vor- znbringen. Dazu kam der jährlich wiederkehrcnde Antrag deS Herr» von Stablewski, aus Einführung der polnischen Sprache in Schule, Kirche und Gerichtsverhandlung. E» blecht dabei, zu bemerken, daß seitens deS Staats überall, wo polnische Einwohner in der Mehrheit sind oder sonst ein wirkliches Bcdürsniß vorhanden ist, von jeher den Gebrauch der polnische» Sprache nicht nur znläßt, sondern sogar vor schreibt. Und der anerkanntermaßen so unparteiische und humane Minister von Goßlcr wicS aetenmäßig nach, daß die thatsächlichen Angaben und Behauptungen der polnische» Redner durchweg »»wahr oder übertrieben waren. Aber die Herren Nickert und Windthorst — fürwahr mit Herrn von StablewSkc ein „sein Collegium" — hatten daS leb hafte Bedürfniß, den Polen ihren Tank anSzudrücken für die bisher geliehene Unterstützung und sich deren fernere Freund schaft zu sichern, besonders auch für den Reichstag. Und so schwang sich denn Herr Rickert zu der unpatriotlschen Acußcruiig auf. im schreiendsten Widerspruch zu den that sächlichen Verhältnissen zu behaupten, daß die Polen durch die preußische Negierung wie „PariaS" behandelt würden. Und Herr Windthorst sprach vou „blutige» Thränen", welche die „edlen Polen" vergieße», wenn ihnen die überschuldeten Güter zu gute» Preisen abgetanst würden. ES war daS Verdienst deS Di. Sattler unter dem leb haften Beifall der großen Mehrheit der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen und darzuthun, daß um so Zorniger von einer „Unterdrückung" der Polen die Rede sein könne. atS sich im Gegenlheil die Deutschen in der Nothwehr befinden und zu ihrem Schutze daS Ansiedelungsgcsetz dringend »oth wcndig gewesen. Die Polen aber bieten ihre Guter in weit größerer Zahl zum Kauf an, als die Möglichkeit vorhanden sei, daraus cinzugehe», sie sind glücklich, wenn ihnen die Güter abgetanst werden: das die „blutigen Thränen"! — Auch der Unwahrheit deS Herr» Rickert gegenüber führte Abg. vr. Sattler de» Nachweis, daß thatsächlich mehrfach die „Deutsch Freisinnigen" bei den Wahlen den Pole» gegen den deutsche» Candidatcn zum Siege verholfen haben. DaS heißt „deutsch" wie lucus » »on luceucko. Bon der Einbriligung ihrer „Schulanträge" stehen die Ultramontaiie» zunächst ab. aber für die Berathnng de» CullnkctatS. welche Montag beginnt, bereiten sie eine» völligen Feldzug gegen Herrn vo» Goßler vor. Aber, wir glauben, hier wcrdeii nicht einmal die „Freisinnigen" wagen, vfscii ihren Beistand zu leibe». Im klebrigen ist doch jeder Eni. sichtige überzeugt, daß cs den Pole», Welsen und llttraino»- tane» zumeist nur daraus aiikomuil „Spektakel" zu macbk», und sie werden sicherlich durch die Mehrheit gründlich darüber belehrt werde», daß das Abgeordnetenhaus auderS zusammen gesetzt ist als der Reichstag.' Xl-O. Berlin, 12. März. Die Wa hlauseiiianbersetzuugeii. die in Le» letzten Tage» i»i preußische» Abgeordnetenhaus slattgesniidr» habe», sind, wie jeder mibrsanqene Leser zügele» nird, nicht zum Vortheck deS „Ailttcartels" ausgesalle». Der,.Freisinnigen Z-il-mg" ist die Unterhaltung auch so unangenehm, daß sie über nutz lose Wahlplaudkreic», Kauuegüßrrci über Dinge, die daß Abgevrd- »etenhauS nicht daß Mindeste aiigehe», Frühichoppeiigeschwütz und Zeittodiichlage» icküll, daö Lrga» einer Partei, welche selbst i» der Hcrbkiiühinng öden Parteigezänks und zweckloier AgitationSdebatten sorlwährend daß Unglaublichste lcistet. Und doch stände» die Aus einandersetzungen über die Halluig der Parteien gegenüber de» Palen bei de» Wahlen mit dem Gegenstand ter Tagesordnung in sehr engen» Zi»ai»inr»bang. Die ersreiitichcii Wirklinge,i des Än- sirdelnngSgentzes und anderer Maßregeln zur Beförderung des Deiitichtinlins werde» durchkreuzt und gelähmt durch de» volitischki, Ansichwuiig. de» das Palentbni» nach Ausweis der letzte» Wahle» nimmt, und a» Licieiii Ausschwung, der sich in einer bedeutenden Zunahme der Slünmenzahl und der Eroberung dreier Wahlkreise, darunter e ncs vorher »och »iemckls besessenen ftiiidgob. haben die De»ischsreil>»i>i<icn einen große» The>l der Schuld. Herr Rickert machte ganz vergebliche Besuche, seine Partei vo» diesem Fb cken z» reinigen I» einzelne» Wahlkreise» hat allerdings das nationale Bewnßisein anch b, den Denlschsreginnigc» übe,wogen, in andern ab r Hai zu», Mn Veste» bei einem The», ab r hei eme», z»i» Sieg der Pole» gernde ausreichenden The» der De»lschsreisiniiigen der Partei- saiinliSmus die »alionalcn Gesichlspnncie unlcrdrnck!. Die leitende» B aller der deiilschsreisiiitiige» Parlci, iranienlüch die Berliner, haben me des geringste Mahi wo I gebracht, daß wenigstens in Stich wähl,» gegen die Pole» die dcntschen Pa, leie» ziisaiin» »Hallen niöchlc«: baS freisinnige Ee»1ralwal>lroi»üö l:a> sich, wie Heir Rickerl selbst erklärte, in diese locale» Vorgänge nicht ringe,i»>chl; natürlich, es Halle ja zu tuet mit jeiiicn Zetteleie» mit Ultranientanc» n»d Socialteniokratrn zu Ihn». Und w:e die D »Ischlccii'niiige» einen große» Lheck ter Schul) an de» Er- sogen der Polen habe», so liagen sie auch d,e Verantwortung, daß die Welsen in einer bisher noch nie erreichten Zahl in den R.-ichsiag eingrzoge» sind. Das sind alles acteuinaßig zu beweisende Thal- iachea, die noch genauer heivoittelen wcrdeii, wen» eine zuverlässige Wahlstalistit vorliegen wird. — Und wohlverdient war cs auch, wen» bei dieser Gelegenheit einmal die Haltung des Er nt rums gegen über der Socialdcinokralie einer Beicnchlinig nnlerzog-» wurde. Herr Wiiidlhorsl sprach die palh ttscheu Woite: „Der große Kamps, den wir snhreu, und d l nur >»> Alterihnin Analogie» findet, ist jo ernst, daß alle Mäiimr, die den Staat erhalte» wolle», ziisanimensteben sollte», »m die jocialdcinokralischen Elemente und anarchistischen Tendenzen niederzuhalten; da sollte nia» olle andelen Streitigkeiten bei Seite lasse». Ich appellire an Ihren PalrioliSmus. »»l uns gemeinsam Front gegen de» gcinciiisamen gesährlichen Feind >m Innern zu mnchen." Als abrr früher vo» nationallibkialcr Serie der Voischlag gemacht wuide. bei de» Stich wahlen diesem Grundsatz g niaß zu verfahren, stieß ec bei Ecnirui» und Deuischlrkisiniiige» aus Holm iiiid kühle Ziiriickiveisung. Herrn Windthorst wurden in der Debatte des Abgeordnetenhauses alsbald c »e ganze Anzahl von Wahlkreisen nanihast gemach«, in denen die Eenirnniswähler, zum Theil durch Siiinnieiiiliallung, znin Thcil durch direktes Einirelrn für die socmlistischen Eand,baten, die Wahl der letzteren hcrbeigesührt haben. Er selbst inußle zngcbc», in Hannu in der Stichwahl zwischen einem Social- tcuiokralen und einem Conscrva wen zur Stiinmeiiihaliung ausgesoidert zu haben. Man weiß, wre die Wählermassen solche diplomatische» Natbschläge verstehen. I» München, in Mannheim, in Solingen, in Ost'enbach u. I. w. sind »lasjenhasl Ernlruinsstiiilmeii sür die Eocmideiiiokralen abgegeben woiden. Denigkgeiiiiber sind die Ermahnungen zur gemeinsamen Riede,Haltung der socialdeinokraliiche» und anarchistischen Elemente gänzlich iverlh- losc Redensarten. Es steht fest, daß das Eeiitrm» in zahlreichen Fälle» Sorialdcinokraleii gewählt hat, und trotzdem müssen wir in osstcroie» Blätter» diese Parlci als eine ganz besoiidcis vom AnloritätSpriiirip e> füllte preisen hören; die Auloritäl de- SlanlS un) des Königthiiins ist cs jedensallS nicht. prcuWicr Landtag. * Berlin, lli. Marz. Das Abgeo rdnelcnhgnS berielh heute nach Erledigung zweier kleiner Boi lagen de» Elal der Berg-, Hullen« und Salincnverwaltting. Die Berlaiidlii»i erstreckte sich selbstverständlich in erster Lrnre aus den großen Bergaibriiirstrerk. Abg. Schultz-Bochiini (nationallib.) wies in eingehend n AnS- sühiinigen die Borwürfe zurück, die vielfach g g n die Arbeilgebcr ei hoben wurden, als ob sie durch Härte und Rücksichtslosigkeit die Bergarbeiter zun« AuSstand getrieben l allen. Dre staatliche Ilnttr- suchling habe d e vollkommene Ungerechtigkeit dieser Vorwiirie ergehe». Es se, auch durchaus uirbegründel, daß die Roth die Bergarbeiter znin Slrcik veranlasst habe. Der Redner WicS zahlenmäßig nach, daß die Au'slnndc gerade in den Bezirken nick höchsten Löhnen und trefflichsten Wohlfahrlseinrichitingen ausgebiöchen seien. Ebenso nngerechlsertigt seren die Vorwürfe gegen die lliitcrbcaiiitc», die säst on'nahinlos wohlwollende nnd ge rechte Männer seien. Wenn inan dc» »wßloicii Fordert» gen der Bergarbeiter weiter nachgrbe, sei nicht nur der Bergbau bedroht, sondern jede Industrie und Landwirrhschast; was dc» Arbeitern des einen Erweibszwciges gewährt werde, könne auch anderen nicht v.r- sogl werde». In der ganze» Streikbewegung sei die anshetzcndc Hand der Eociatdemoklätte nicht z» verkennen. Abg. Dasbach, be« kannilich einer der ärgsten ullraniontane» Agitatoren, der indessen hrUli zicinüch grinäßi»! Ipluch, btmäiigille in vil,^» Puiirleu öle Angaben der Uiilersuchungsconiiiiissio» als nnvallstäiidig und parteiisch. Mißbräuche seitens der Niiierbeaiiilc», Steiger u. dcrgt. seien vleliacki vc>gekommen, namcnllich durch zu Harle Strafen und zu große Aus dehnung der ArleüSschichlen seien die Arbeiter in Mißstimmung versetzt worden; auch über Druck bei den Wahle» wußie er zu klage,,. Abg. Vopelius (sreiröliserviitiv) führte aus, das, alle berechtigten Fordcrunge» der Bergarbeiter erfüllt seien, daß aber weitere Nach, giebigkeit nicht mehr am Platze sei; der Vorredner labe sich starker Ucberlreibungen schuldig gemacht: die ganze AnsstandSbewegnng ie, im Grund aus küiistlich,-Eireqmig z»iückziis»h>en. Abgeordneter Schmieding warnte ebenfalls, so sehr auch Nachgiebigkei! gegen berechtigte Forderungen der Arbeiter zu empsehlen sei, vor Schwäche gegenüber den Hetzern. I» versöhnlichem und ciitgegen- kviiiinendcui Sinne, aber auch i»ii Berücksichtigung der Bedürs- »isjr der Industrie und der praktische» Möglichkecke» besprach der nalioilaltiberalc Redner die Frage» der Arbeiierschiitzgesetzgebirng, der Schichldauer, der Lohnerhöhung, nnd wancke vor der den Arbeitern selbst schädlichen Einmischung der socialdcinokralischen Agitation in diese Bewegung. Abg Letocha (Eentniin) lesprnch die Arbeiterverhällnisie und Aurstnndsbcweguug in Obcrjchlesien. Die Fortsetzung der Berathnng wurde alsdann aus morgen vertagt. * Am nächsten Montag wird voraussichtlich der Cultus- clat im Abge ordne tcn Hause aus die Tage-orduung gesetzt werde». Das Eeiitrum soll wieder eine große Reihe vo» Be schwerden und Vorwürscn i» Bereitschaft haben, Io daß die nächste Woche wohl so ziemlich über die Berathnng dieses Etats hingeben wird. Dre zweite Etalsberathmig würde damit beendigt sein. Die Aussichten, de» Etat rechtzeitig serligzlislelle», werde» iuiiner geringer. (Siehe den Artikel „Zur Lage".) ZU den Neichs»itzswalile». * Die „Norddent sche Ailgemeine Zcitung" schreibt zu den Wahlergebnissen: Die allerdings »och nicht ganz vollständige und wohl auch »och kleine» Eorreclmeu zu unterziehkiide amtliche Eruiittetuiig der am 20. Februar de» verschiedene» Parteien zugcsallcneii Wahl. ftiminc» ergiebt in der Hanplsache eine Abnahme der Cartel- stimme» um rund 1 Million und eine Zunahme der Anticar« telstimmen — die Socialdemokraten sind hierbei, auch wenn sie nicht formal den« Anlicartel beigelrelen waren —um 750000Stimmen. Schon der eine Umstand, daß von diesem letzteren Zuwachs allein L04 000 aus die Socialdemokralen entfiel, », zeigt deutlich genug aa, daß eS nicht etwa Wähler sind, welche 1887 sür das Earlel stinimlc» und damals de» Au-sälag zu Gunsten desselben gebe» halsen, die jetzt sich dem Anticarlel zugcwandt und so dessen „Sieg" be- wlik! habe». Was vielmehr den Socialdrniokrate», Demokraten. Freisin nigen re. setz! gegen 1887 »lehr an Stimme» zugesallen, rührt offenbar ganz überwiegend von Wähler» her. welche 1887 gar nicht gestimmt hadcii, während andererseits der Verlust der Enitelparteien Nicht bedeutet, daß deren Wähler seit 1887 ins entgegengesetzte Lager nbcrgcgangk» seien, sondern daß sie — vielt, ich! aus Aergcr übet den »>i Eailetlngcr nre enden wollenden Streit — überhaupt nicht gestimmt habe». Vor de» W.ihliii machte das R chter'jche Blatt daiaus ausiuerk. sani, daß 1887 eine 17 Proc. stärkere Wahlbettieiligung slattgeslindcii als 1884, nnd daß diese 17 Proc. der Wähler über die Zujaiume». setz»»» deS Reichstags entschiede» Iiätte». Diese zutrestendc Be- meikung. auf das fetzige Wahlergebnis, angewandt, besagt, daß die 28 Proe. der Wähler, welche diesmal nicht gestimmt haben, sich anders componirtcii als 1887, und daß eS also die nicht zur Wahl Gehenden sind, welche die Ziisanimensetzuiig deS Ne.chttagS bcstimnile». Slänte de», allgemeinen gleichen Wahl rech l eine allgemeine gleiche Wahlpflicht gegenüber, so würde nicht »ur das. Stittlincncrgcbickß, sondern auch die Mandatsvcl«Heilung eine ganz andere geworden sein, als sie Ihaliüchlich ist Auch diese Wahl« jtnlistik zeigt wieder, wie doch sehr viele Zufälle bei der Zusammen setzung des Reichstags »lilwirken, den» solche und nicht etwa allem palitrsche Ueberzeiigimge» und »och viel weniger sich in deren Gegen- thcil verkehrende Wrchsel derselbe» sind es, welche de» Antheil der Parteien au Stimmen und Mandate» bestimmte». Wen» z B. die Deulschsrersinuige» rund 20 Proc mehr Stimmen erhielte» als 1887. abcc ihren Mandatsstaad fast verdoppelten, also Vitt mehr Mandate erhielte», als ihnea ans Grund ihres „Aus. stywimges' halte» zusallea sollen, und wenn andererseits die Rat o»ol» liberalen, obwohl sie immer noch 2000 Stimme» mehr erhalten habe» als die Drulichfreisinnigcn, es nur aus 42. lrhlcre aber auf 60 Mandate bringe» konnte», so sind darin nicht allein die dcu Dcuischsrkisiitiiigeii günstige», de» Nalioilaltiberalc» ungünstigen Eonstellationc» der Stichwahlen ausgedruckt, sondern es sprechen dabei jene Zusälle mit, die in dem llinjange der Wählt» elheili- g»ng sticken. Bevor tesiiiüive Schlüsse auS de» Sti'niilknzahle» zu ziehe» sein werden, wird man noch wertere Deinils der Watckstaiiilik kenne» müsse»: iinmerhi» aber zeigt schon Dns, was inan bisher kennt, daß der ..Ausschwung" des Anticarlels viel stärker in der Mandats« zisscr als in der Stiniinciijahl vertrete» ist. * Tie „Kölnische Zeitung" bemerkt zu der Auslassung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", de- treffend die Möglichkeit einer co»servatiZ>-ktcnkatc» Eoaiition: Tie Auseinandersetzungen der „ Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" sind vollkommen stichhaltig u»ü zeichnen »isbesondere die rühmliche Rolle, welche der Deuls chsrcis i »n alS unbewußtes Werkzeug der Reaktion >»i Verlaus der driitiche» Geschichte spielt, dincbaus richtig. Wir hiben vor den Wahle» wiederholt und nach drücklich daiaus hingewiese», daß der Radikalismus lediglich die Geschäfte des UII rainv »ta nismus und der wclfischcn Excclle n z besorgte. Das, dicscS Unheil der politischen Gc- san»»ilagc culiprach, beweist d e obige Bcirachlung des halbanil- liche» Blattes sehr deutlich. Wir können nach dc» wiederholten, vo» uns scharf gegeißelte» osfic üi.n Kundgebungen nicht wohl mehr im Zweifel darüber sei», daß in dc» mos,gebenden und cni- icheidcndcn Kreise» Kräite thäiig sind, welche aus drin allge meinen und gleiche» Stinlinrcchl, aus den rraclionairen Wahlen vom 20. Febiiiar und aus der durch dieselbe» geschassenen poliuschcn Lage die pratiüchen Eonsegnenzen ziehen »löchtcn, indem sic sich bemühe», die deulschc Politik in klerikal-eonservalive Bahne» zu lenken und die. Sociatdciiiok atie »ick Weihwasser und Wechianchdiist zu bekämpfen. Es ist für die Männer, welche sich »ick solchen Plänen tragen und derartige Rathichlägc erih ilc», wisseiiswerth, ob sie bei der Verfolgung dieses Weg>S »ick der Gegncrjchait einer geistige» Richtung rechne» müsse», welche in dc» sülirende» Elasjen der Nation einen staikc» und cnttchlossinc» Anhang b>sitzt. Wer »»» mit »mS der Ansicht ist, das, die social,» Nebel, welche ilnjercrEnlwickeliiNgsstusc eigenthünilich sind, aus dem Bode» d-escr Ciiltuistnse gemildert oder beseitigt werden müssen, wer glaubt, dns, tie Auifrischnng abstrrbendcr Lebenssormen sich ec» modernen M schänden gegenüber höchstens in vercmzcllen bc- schrünkic» Veihällnissin wirksam, im Ganzen aber machtlos, ja, verderblich erweisen niuß, der wird Mit unS zu dem Ergebniß kommen, das, der Politiker, der Deutschland mit einer klerikal- cvnscrvaiivc» Staalskniist beglücke» möchte, eine schwere Verantwor tung aus sich niiiiiiit und voraiissickcklich Unheil und Verwirrung über unser Vaterland bringe» würde. Wir würde» cs sür unscre patrio tische Pflicht Halle», einem solchen verhängnißvoll.» und veldcrbcn« schwänge, n Beginne», welches die gcsnmniic deutsche Bildung in die Opposition diäiigen lind »ns nöihigc» würde, selbst dir BiiiideS- giiwsjeuschast eines Eugen Richter zu ertragen, eine» »»dcligsaincn W dcrüaitd ciitgrgk»zus>tzen. Wir Halle» um so lieber n» der Znvrrjicht fest, dnß die Kräfte, welche etwa nach dieser falschen Richtung dränge», n» der entscheidenden Stelle cm wirkniiirS Gegengewicht finden werden. SocialpolitischtS. * Bern, 12. März. Der Ausschuß d-S NaliviialralbS beschloß, den Anno ans dem Wege der Gesetzgebung mit Ein richtung der Kranken- und llnsallvcrsichcrung unter Berücksichtigung der bestehende» Kraiikencasse» zu beauftrage». Fernerhin soll der Bund befugt sein, aus gleichem Wege die Pcrsoiiciivcrsickiciuiig auch aus anderen Gebiete» einzusührcii und dann de» Beitritt allgemein oder sür cinzcluc Bevölkerungs« ciasscn ZwaiigSpsticht vorzuschreibcu. Mlilnirisches. ^Vei der Neusormation zum l. April d. I. werden die Train-Bataillone, welche bisher unter der Train- Inspektion stände», de» Feld-Artillerie-Brigaden der be« «ressenden Armcecorp« zugetl'cilt, so daß die Tr'ai» Jespeerion (Inspekteur z Z Generalmajor Herrina) mit diesem Termin cinzuzehei, hätte. Dem Beriichmen nach ist »un der Termin zur Auslösung der Train Inspektion allkrhöchsien OrteS noch hinauSgeschobcn worden; dagegen werden zum 1. April cr.
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