STÄNDIGE BEILAGE ZU DEN »TYPOGRAPHISCHEN MITTEILUNGEN Fachmitteihmgen für die deutschen Korrektoren Herausgegeben von der Zentralkommission der Korrektoren Deutschlands Vorsitzender: Artur Grams, Berlin C 54, Gipsstraße 12,III rechts. Verantwortlicher Schriftleiter: Friedrich Oberüber, Berlin-Neukölln, Bergstraße 76/77, III April 1925 * Siebzehnter Jahrgang * Nummer 4 Etwas vom Hebräischen Von Walter Hüllmann (Berlin) Die hebräische Sprache hat eine große Anzahl Charakterzüge, die sie von andern Sprachen, etwa den indogermanischen, auffällig unterscheiden. Diese Charakter züge sind jedoch zum größten Teil nicht auf das Hebräische beschränkt, sondern kommen dem ganzen Sprachstamm zu, dem es angehört, nämlich dem semitischen. Mit »semitisch« (nach Sem, dem ältesten Sohn Noahs) wird eine Gruppe von Sprachen bezeichnet, die von alters her in Arabien und den nördlich davon ge legenen Ländern gesprochen wurden. Später, zum Teil aber schon vor Christi Ge burt, wurden semitische Sprachen über dieses Gebiet hinaus verbreitet, vor allem nach Abessinien, Nordafrika und (zeitweilig) Spanien. Das Hebräische, die Sprache des Volkes Israel seit seiner Einwanderung in Kanaan, liegt, außer in einigen ganz wenigen inschriftlichen Resten, in den Büchern des Alten Testaments vor (von einigen aramäischen Abschnitten des Esra und des Daniel ab gesehen). Zur Zeit der Makkabäer war das Hebräische (Althebräische) bereits als Volkssprache erloschen und durch das Aramäische ersetzt. Aber als die Sprache der nationalen heiligen Schriften wurde es unter den jüdischen Gelehrten immer noch weiter gepflegt (Neuhebräisch), in jüngster Zeit durch die Bestrebungen des Zionismus sogar wieder zu einer lebendigen Sprache gemacht. Die im Alten Testament verwendete Schrift, die sogenannte Quadratschrift, ent hielt, wie die meisten ältem und jüngem semitischen Schriftarten, ursprünglich nur Zeichen für die Mitlaute; die Selbstlaute mußte der Leser selber ergänzen. Nach dem Erlöschen des Hebräischen als Volkssprache wurden die Mängel dieser Schreibweise naturgemäß immer stärker empfunden, und mehrere Jahrhunderte nach Christo fingen jüdische Gelehrte, die sogenannten Massoreten, endlich an, den Text nach der Aussprache ihrer Überlieferung zu vokalisieren. Das uns in der Bibel vorliegende Hebräisch ist also nicht in allen Einzelheiten mit der einmal ge sprochenen Volkssprache gleichlautend. Die Massoreten haben zur genauem Fest stellung der Aussprache den überlieferten Konsonantentext auch mit sonstigen Lesezeichen verschiedener Art versehen und allerlei Anmerkungen, darunter auch Korrekturen des Textes, hinzugefügt. Die hebräischen Buchstaben werden von rechts nach links geschrieben, oben auf der nach unsrer Auffassung letzten Seite des Buches anfangend. Die Wörter dürfen am Ende der Zeile nicht abgebrochen werden. Wörter, die nur einen Buch staben enthalten, werden mit dem folgenden Worte zusammengeschrieben. Die Vokalzeichen stehen unter oder über dem Mitlaut, nach dem der Selbstlaut zu sprechen ist, also (da v = 1) 2 = le, b=li, b = lo. Als Hilfszeichen für die Aussprache n