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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 16.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919
- Sprache
- German
- Signatur
- Z. 4. 6055-16.1919
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191900001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19190000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19190000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
- Autor
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TypographischeMitteisungen/OffiziellesOtgandesVel-bandesderDeutschenTypographischenGesellschasten Platte Drucke abgezogen werden können, die dem Vorbild haarscharf gleichen. Und das kann keine Maschine der Welt, weil ihr das nachfühlende Ver ständnis fehlt, das zeichnerische Können und künstlerische Empfinden, das so ein Ätzer haben muß. Ihr würdet erstaunt und entsetzt sein, wenn ihr den ersten Zusammendruck der nicht retuschierten Farbteilplatten eines Farbendruckbildes sehen könntet. Und doch find es dieselben Platten, die nach langwieriger und ost sehr mühseliger Behandlung schließlich die er staunlich guten Drei- und Vierfarbendrucke ergeben. Oer Buchdrucker Früher, als noch keine Maschinen lärmten, da stand er an der Handpresse und seine Beschäftigung war eine beschauliche. Blatt um Blatt zog er von dem mit der Handwalze eingefärbten Druckstoff ab. Doch das ist lange her. Heute heißt er Maschinenmeister, und sein Reich ist der Maschinensaal. Er ist Herrscher über rollende Räder und sausende Walzen. Er gebietet über sehr komplizierte, unsagbar große und unsagbar teure Presseungetüme, die so sinnreich konstruiert find, daß man ihr Gefüge nur als ausgepichter Fach mann begreifen kann. Habt ihr schon einmal so ein Riesentier, pfauchend und zischend in vollem Gang gesehen? Versäumt es nicht, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. An einem Tage leisten diese Maschinen mehr als die Handpressen vergangener Zeiten es in Monaten vermochten. Den Geist dieser eisernen Riesen muß so ein moderner Buchdrucker erfaßt haben und ihn wahrhaftig meistern. Aber glaubt ja nicht, daß das alles ist, was er leisten und können muß. Die beste und teuerste Maschine gibt keine guten Drucke her, wenn nicht wirkliches, menschliches Können mit am Werke ist. Da sind vor allem die unvermeidlichen Unebenheiten der Druckform durch geschickte Korrekturen, die haarscharf passen müssen, auszugleichen, hier an dieser Stelle ist der riesige Druck dieser Ungetüme um ein winziges zu verstärken, dort abzuschwächen, die Farbe ist richtig zu mischen, und der Farbenauftrag sach gemäß zu regulieren, bis ein guter, auch den strengsten Anforderungen ent sprechender Druck erzielt wird. Und dann der Bild- und Farbendruck! Ach, ihr ahnt ja gar nicht, wie schwer das alles ist, und wie viel Kenntnisse und Erfahrungen zu dieser Arbeit gehören. Sprecht mal mit so einem Mann im blauen Kittel, und ihr werdet erstaunt sein, über seine technische Beschlagenheit und über sein Verständnis für alle Fragen seines Berufes. Fm Wesen hat er etwas vom Steuermann eines großen Schiffes, in seiner Miene liegt be scheidenes Selbstbewußtsein und eine beruhigende Sicherheit. Er weiß, daß man flch auf ihn verlassen kann. Oer Ti'efdrucker Ihm verwandt ist der Tiefdrucker. Auch dessen Ahne stand einst an der Handpresse und färbte die Kupferplatte mit dem zierlichen Stich Chodo- wieckis mit flinker Hand ein. Wie freut sich des Bibliophilen Herz, wenn es an die köstlichen Kupfersiichbücher des achtzehnten Jahrhunderts denkt. Und jetzt im zwanzigsten Jahrhundert ist der Tiefdruck durch die Erfindung neuer Verfahren und neuer Pressen wieder auferstanden. Heute beherrscht auch der Tiefdrucker so ein Riesentier von Maschine, das so groß ist wie eine Schnellzugslokomotive. Aber seine Arbeit ist eine gründlich andere als die des Buchdruckers. Denn ihr müßt wissen: drucken beim Holzschnitt und Buchdruck die erhabenen Stellen der Druckform, so sind es beim Tiefdruck die in die Kupferplatte eingeähten Stellen, und ist die Druckform dort flach (nur die Zeitungsschnellprcsse macht da eine Ausnahme), so ist die des Tiefdruckes rund. Ihr würdet eure Helle Freude an den schönen blanken Kupferwalzen haben, deren fein polierte Oberfläche das eingeätzte Bild auf nimmt. ilnd auch hier spielt die Chemie eine wichtige Rolle, denn so ein Tiefdrucker braucht genaue Kenntnisse von der Wirkung der Chromsalze, die er zum Ätzen der Kupferformen benutzt. Oer Druck erfordert viel Um sicht und Erfahrung. Im Gegensatz zu anderen Druckoerfabren ist die verwendete Farbe dünnflüssig, sie überzieht die Walze, von der Rakelmesser den Überfluß entfernen, bis nur die eingeähten Tiefen die Farbe behalten. Oie illustrierten Beilagen großer Tageszeitungen bedienen flch heute schon vielfach dieses Druckverfahrens. Oie wiedergegebenen Bilder sind bei aller Schärfe doch weich und tonig und zeigen nicht das ost recht störende Raster- neh, welches bei Autotypien unvermeidlich ist. Das ist ein Druckverfahren, dem die Zukunst gehört, und dem noch eine mächtige Entwicklung bevorsteht. Oer Buchbinder Wenn euch dieser Name begegnet, da denkt ihr gewiß gleich an Kleister oder, wenn ihr schöne Bücher liebt, an edles Leder und kostbares Pergament, oder an den Mann, der tagelang an einem Buche arbeitet mit viel Liebe und sehr viel Geduld. Aber denkt ihr auch an Maschinen, an klug ausgedachte und ungeheuer genau arbeitende, die in so einer Großbuchbinderei von heute 24 am Werke sind, in denen nicht zehn, sondern Tausende von Büchern an einem Tage hergesiellt werden? Da ist natürlich von Buchbinden im guten alten Sinne nicht mehr die Rede. Den» wenn auch im Großbetriebe so ein Buch binder brav und ehrlich sein Handwerk erlernt hat und in allen Sätteln gerecht sein muß, so herrscht doch Arbeitsteilung in vollem Umfang. Da gibt es Hand- und preßvergolder, Sortimentsbuchbinder, da gibt es Vorrlchter, Oeckenmacher, Fertigmacher, Beschneider, Marmorierer, Färb- und Gold, schnittmacher und manchen anderen mehr. Zu all diesen Dingen ist eine äußerst tüchtige Lehre und viel Übung notwendig, bei vielen künstlerischer Geschmack und viel Farbensinn, beim Handvergolden sogar höchste Kunst fertigkeit und eine handwerkliche Schulung, die nicht alle erreichen. Wunder volle Erzeugnisse bringt heute die Buchbinderei hervor. Wenn zwei dasselbe tun, dann ist es noch lange nicht das gleiche, ich glaube, dieses Wort läßt sich auch auf den Bucheinband anwenden. Oie Auslieferung So - nun waren sie aste am Werk, die Holzschneider, die Schristseher, die Reproduktionsphotographen und Ätzer. Sie waren fleißig und haben ihr Bestes gegeben. Sorgfältig haben die Buch- und Tiefdrucker die Bogen durch die Maschine laufen lassen und pünktlich an den wartenden Buchbinder abgeliefert. Der stürzt sich mit seiner Gehilfenschar über diese Berge von Papier und verwandelt sie im Handumdrehen mit Hilfe arbeilshungriger Maschinen in die euch wohlbekannten Hefte, von denen ihr eines jetzt in Händen haltet, ünd kaum sind diese Hefte fertig, bemächtigt sich ihrer schon eine andere Schar besonders geschulter Kräfte, und dann werden sie in Stapel geordnet und in Basten gepackt,Wagen undAutomobile (oFriedens zeit!) raffeln vor und bringen sie zur Post und zur Bahn, und die in die weite, weite Welt. So war es, abgesehen vom Auto, vor 7S Jahremund so ist es noch heute. Das Plakat im Wahlkampfe L^ber sozialistische Wohlplakatbilder schreibt der bekannte Arbeiterdichter l)r. Franz Oiederich im Berliner «Vorwärts" u. a.: Von den Mauern der Stadt rufen die Bilder großer Plakate in die hastenden Mengen, was jetzt das Gebot der Stunde ist. Eine rote arbeilsstarke Hand streckt sich vor und hält die Wage der Weltgeschichte: die Schale des Sozialismus sagt an, was geworden ist,und bestimmt, was weiter werden soll,- die Schale mit den Abzeichen von Monarchie, Kapitalismus und michelhafter Schlaff heit schnellt ohnmächtig auf und bleibt überwunden, wenn das Volk der Ärbeit seine Krast in einer Sckiale zu halten weiß. Drüben ein anderes Bild: eine riesige rote Fahne wallt, ein Mann und ein Weib, lebenskräftig, lebenstrohig, sie sind die Träger. An die Frauen geht der Ruf: Gleiche Rechte! Gleiche Pflichten! Wer sichert sie so, daß kein Klassenvorrecht das Ziel verrückt? Ein drittes Bild: der deutsche Adler an der Wahlurne. Oie - Mühe der Revolution auf dem Haupt und im Schnabel den roten Stimm zettel! Er ist kein Kriegsvogel mehr, er muß das Werk des Friedens leisten, das Werk, von dem diese drei Plakate zeugen, die für die sozialdemokratische Partei Deutschlands werbend ins Gewühl der Straße leuchten. Einfach und stark ist die Sprache dieser Wahlbilder. Oer Glaube an die siegreiche Macht und der schwere Ernst der Tage sind ihr Boden. Ihre Ge danken dringen mahnend ein. Sie fordern die klare Tat. Zögernde Halb heit hemmt und sät ünheil. Wegzukommen von dem Wege, der die Trümmer um uns her mehrt, bauend sie überwinden, Schritt um Schritt, Stein um Stein, in diesem Werk ist ganze Tat. Leben sichern, daß neue Geschlechter frei erblühen können! Drüben schart ein Menschenhauf sich zusammen. Ein viertes Plakat der Sozialdemokratie hält die Leute fest. Von dem Blatte schaut ein Proletarier knabe herab, dürftig, geflickt, unterernährt, ein Leben, vergewaltigt im frühen Werden. Symbol der Gesellschaft, die gestern herrschte! Wo ist der Weg, der dieses Menschenverderben hinter sich läßt? Oie Sozialdemokratie, die das Ruder nahm und hielt, als aste versagten, sie wist ihn weisen. Den Weg einer Entwicklung, die das Kind als heiligsten Wert erkennt, den Men schen erzeugen. Schaut hinauf zu dem armseligen Jungen, diesem Bild, das heute täglich auf asten Straßen uns lebendig begegnet! Der Kapitalis mus und sein Krieg haben dies Elendswerk vollbracht. Gegen sie geht das Votum des Volks, das tilgen soll, was Menschen schändet. »Mutter! Denk an mich!" Erschütternd wirken diese Worte von dem Bilde des proletarierjungen herab. Sie weisen die höchste Pflicht, die sozialistischem Fühlen gegeben ist. Hier keimt das Schützeramt der Menschheit.
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