Delete Search...
Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 16.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919
- Sprache
- German
- Signatur
- Z. 4. 6055-16.1919
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191900001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19190000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19190000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
TypogmphischeMttei'sungen/OffizielsesOl-gandesDerbandesdel-OeutschenTypographischenGesellschasten Augengist! n den Sehersaal einer großen Buchdruckerei tritt ein Mhoher Herr aus der vorrevolutionären Zeit, um den «^^Betrieb einer Buchdruckerei kennenzulernen. Ein großer Teil der Setzer ist mit Brillen bewaffnet, und im anstoßen, den Korrektorenzimmer sitzen achtzehn Herren, die ausnahms los Gläser vor den Augen haben. „Ia, sagen Sie mal, wo her kommt es, daß diese Leute alle kurzsichtig sind?" fragt Serenissimus den ihn begleitenden Druckereidirektor. Der gibt eilfertig Auskunst. Die ständige Beschäftigung mit der Schrift, das Lesen schwieriger Manuskripte usw. strengen die Augen der Seher, vor allem die der Korrektoren, sehr an und führen früher oder später zur Kurzsichtigkeit. „Eine Art Berufskrankheit, Durchlaucht!" schließt der Direktor seine Auseinandersetzung. „Hm", macht Serenissimus und schaut einem der Korrektoren über die Schulter, der gerade eine schwierige Sache vor sich hat: ein wissenschaftliches Fachwerk mit allerlei Formelkram, in Nonpareilleschrist gesetzt. Der Landesvater verfolgt ein Weilchen die Tätigkeit des fehler- anzeichnenden Korrektors, prüft Fahnenabzug und Manuskript mit kritischem Auge und sagt dann unwillig: „Aber das ist doch grober Unfug! Wer soll denn ein Buch in so winziger Schrift lesen!" Dies Erlebnis wurde in mir wieder lebendig, als ich kürz lich vr. Wasserziehers Etymologisches Wörterbuch der deut schen Sprache zu Gesicht bekam. Der Inhalt des Buches soll, wie sachverständige Kritiker behaupten, gut sein. Ich be streite das n>cht, werde es aber in seiner jetzigen typographischen Aufmachung nicht benutzen. Das Buch ist von Anfang bis zu Ende in Nonpareilleschrift, noch dazu kom- preß, gesetzt. Welche Augenqual! Man sehe sich einmal die Seiten XV bis XVIIl, XX und XXll bis XXV an. Da vergeht einem die Lust zum Lesen der Xl.II! und ilss Seiten. Die vielen Abkürzungen, der reichlich dazwischengesireute Antiqua sah mit den lermini teckruci erschweren das Lesen noch besonders. Serenissimus hat recht: das ist grober Unfug, der auch mit dem gegenwärtigen Papiermangel nicht entschuldigt werden kann. Lehrbücher solcher Art dürfen unter keinen Um ständen in so winziger Schrift hergestellt werden. Wie wohl tuend berührt das Auge eine hübsche klare Schrift, die auch Großvater noch, oft ohne Brille, gut lesen kann! Aber der Prosit heiligt eben alle Mittel. Heute wenden die sozialdemo kratischen Hauptorgane in ihren Anzeigenseiten Nonpareille als Grundschrifi ebenso an, wie das in den Inseratenplan- tagen der bürgerlichen Blätter mit den Riesenauflagen vor gemacht wurde. Gegenwärtig dient der Papiermangel als Entschuldigung, später hat man Geschmack an der profitablen Einrichtung gefunden und denkt nicht mehr an Änderung. Der Leser hat ja ein einfaches Mittel, der ihm zugemuteten Augenquälerei zu entgehen: er liest eben die Miniaturschrist seiten nicht. Aber Setzer und Korrektor haben es nicht so bequem- sie müssen ihr Augenlicht darangeben, um den Profit des Unternehmers zu erhöhen. Und sind die Augen abgenutzt und nicht mehr imstande, rasch und sicher Tag für Z4 Tag die endlosen Kolonnen winziger Schrift zu verfolgen und fehlerfrei zu gestalten — bitte- dort hat der Zimmermann das Loch für den Ausgang gelassen. Noch unverbrauchter Ersah findet sich in Menge. Es ist ganz so, wie ich August Bebel vor dreißig Fahren in einem Bortrag über Arbeiter schutzgesetzgebung sagen hörte- „Das Kapital ist rücksichtslos. Es ruiniert ohne Bedenken die Gesundheit des Arbeiters, wenn nur Profit daraus erwächst. Arbeiterschuh kostet Geld, deshalb haßt ihn der Kapitalist wie die Pest! Abgenutzte Menschenkrast wird durch neue, unverbrauchte erseht,- was aus dem zermürbten, arbeitsbeschränkten oder ganz arbeits unfähigen Arbeiter wird — was kümmert das den Unter nehmer? Er bezahlt den Arbeitssklaven nach dem geltenden Marktpreise, solange er ihn auSnuhen kann, und wirst ihn ohne Skrupel aufs Pflaster, wenn seine Kräfte versagen. So will's die Moral des Kapitalismus." Mich will bedünken, das Kapital verhält sich da überall gleich, ob es nun blau oder schwarz oder rot angesirichen ist! XVL. Falsch angebrachte Sparsamkeit x^^ie Auseinandersetzung zwischen Seher und Korrektor ^ ^in den lehterschienenen Heften der „T. M." läßt einen ^ Punkt unberührt, der meines Erachtens viel zu den dort behandelten Verdrießlichkeiten beiträgt, nämlich die mangelhaft bearbeiteten Manuskripte, die oft in die Setzerei gegeben werden. Was da manchmal geleistet wird, wissen Seher und Korrektoren nur zu gut. Kein Wunder, wenn dann umfangreiche Korrekturen entstehen, und über die Verbesserungsmöglichkeit der schlecht stilisierten Manuskripte Meinungsverschiedenheiten zwischen Seher und Korrektor auf- treten. Iener hat nur ein Bruchstück abzusehen, dieser aber das Ganze vor sich, kann also Stil- und Orthographiefehler und sonstige Unebenheiten viel leichter ins richtige Gefüge bringen. Bei einer vorherigen Durcharbeitung des Manuskripts können neben Stilgebrechen und Rechtschreibfehlern auch noch sachliche Irrtümer, falsche Namen und Daten usw., richtig gestellt werden, waö wiederum Fehler verhindert und Korrek turen erspart. Erfahrene Druckereileiter legen auf ordnungs gemäßes, fehlerfreies Manuskript großes Gewicht, denn be sonders bei der Setzmaschine ist Zeit doppelt Geld. Ich kenne die Verhältnisse in einer großstädtischen Druckerei, in der etwa anderthalb Dutzend Fachzeitungen in der Woche her- gestellt werden. Darunter ist ein Teil der obenbezeichneten Art, d.h. die Manuskripte lassen in bezug auf Stilrichtigkeit und Rechtschreibung ost viel zu wünschen übrig. Trotz um fangreicher Korrekturen nach der Sahherstellung genießt man dann noch ein Deutsch, das manchmal bejammernswert ist. Hier wäre eine vorherige Durcharbeitung des Manuskripts geboten,- es würde sich reichlich bezahlt machen und nebenbei sprachlich lesbare Zeitungen liefern. Warum wird hier gespart? Etwa weil die Durcharbeit des Manuskripts nicht in den Druckpreis einbezogen werden kann? Ach, die schon erwähnten umfangreichen Korrekturen
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview