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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189102149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-14
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1891
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1. D«gk M FeiDW ÄgedlÄ »xd AlMl Nr. 45. LxMttbkxl dt» 14. Mm 18S1. Der Stellvertreter. Boa Han- Hopfen. «-»druck «erditen. (Forssetzung.) .Was schwatzt der Bengel da?" fragte Roterick, dem die Worte dcS Kinde« ganz unvegreislick klänge». „Er schwatzt, er schwatzt!" rief Ladislan« und gab eine Erklärung von einer Fahrt in die Nachbarschaft; die Gräfin io und so sei gekommen, Stephanie abzuholcn, sie habe nickt au«weichen können, und derlei inebr, wa- er bastig vor- brackte, »in vor der Dienerschaft etwas zu sagen, waS die Abwesenheit der Herrin erklären und dem Ausdruck der beidensckast bei dem Gatten zuvorkommen sollte. Aber der icste Handgriff, der seinen Eidam schweigend rum Schweigen malmte, war so beredt, daß Roterick ihn Wohl verstand, den -naben slugS auf die Erke stellte, ohne ein Wort zu reden die Treppe zu Stcpbanie's Zimmer binaukeilte und sich dort mit dem Grafen cinschloß. „WaS ist geschehen?" „Ich weiß nickt viel mehr al- Du", antwortete LadiS- lauS. „Deine Frau ist fort. Obne Abschied. Vielleicht ziebt der Brief dort Aufschluß. Sie schrieb ihn gestern Abend, da ich zu ihr ins Zimmer trat. Sie schien beiter, sie sprach wie rin vernünftiger Mensch, wie eine besorgte HauSwirtbin, wie ein gutes Kind, wie eine gute Mutter. .Ich ahnte nickt» Schlimmes. Gestern nicht. Vordem ja. Aber gestern weniger als je ... Ick bitte Dick, Roterick, den Brief! Ich war heute schon bunderlmal daran, ikn ohne Dich zu erbrechen. Es widerstrebte mir. So lies doch! ... Ich habe dann nock anderes zum Lesen, wa- un- rielleicht aus weitere Spur bringt. O Gott, o Gott!" Der Alle sank in einen Stuhl. Rodcrich sah starr ans seinen Mund, als redete jener eine fremde Sprache, als begriffe er nicht« von Allem, was er seil Minuten hörte. Er hielt ten Brief in siarre» Fingern und zögerte, ihn zu öffnen, so lang der Alte sprach, um nur ja kein Wort zu verlieren, kein Wort falsch zu verstehen, wa« jener zu sagen batte. Als er aber jenen schluchzend zusammenknickcn sah, riß er den Umschlag ans, die Welt schien ringelrcid um ihn zu kreisen. Er wischte sich den auSbreckenden Schweiß von der Stirn. Und er laS laut: „Lieber Roterick! Ich habe nicht- im Leben mehr gehaßt al- Lügen und bewußten Betrug. Ich habe nicktS aus der Welt so geliebt wie Dick. „Nun hat man mir gesagt, Du seist ein Lügner und Du babest mick, meine Liebe und meinen Besitz nur gewonnen durch bewußten Betrug. Ick bade also die Lüge geliebt und dem bewußten Betrug drei Kinder geboren. „Ich war nabe daran, den Verstand über dieser Ent deckung zu verlieren. Ich habe mich darunter gekrümmt, gebäumt, gewunden — ick konnte eS nickt absckutlcln, so wenig alS ich mich darunter fügen kann. „Ich habe mick an zeden Ausweg geklammert. Ick habe Hilse erfleht und nach Hilfe gesucht, wo immer solche zu ver iiiutbe» sein mochte Nock gestern Hab ick Dick selbst aufs Gewissen gefragt, wie e- zugegangcn ist, daß Du mich zum Wecke gcnomincn hast. Deine lackenden Antworten bestätigten mir mit anderen Worten, daß Tu mich von Ansang an geliebt, begehrt, erlistet, errafft und um eine andere Liebe betrogen bast, in der zwei einander vergötternde Menschen ihr Glück gesehen haben — gleichviel, waS dann daraus geworden wäre. „Verdamme mick, wer mag, ick kann in der Lüge, im Betrug nickt weiter leben. Ick kann nur lieben, wo ick rerebre Ick kann in keiner (Gemeinschaft weiter leben, die turck Lug und Trug, Tücke und Hinterlist begründet worden ist. Ick kann Dick nicht mehr achten, Rodcrich, nnd ich müßte mich selbst verachten, wenn ich in Nichtachtung Gemeinschaft filegeu könnte. „Aber mein Kind! Mein einzige« Kind! Ick kan» nicht ebne »icin Kind leben. Du kannst mir nickt alle Neckte auf mein Kind abikreckc», Du wirst Mittel und Wege finden, mich an ibm Tbeil haben zu lassen, denn der eigentlich Schuldige bist Du —" Rodcrich war nickt im Stande, sofort weiter zu lesen. Er ließ die Hand mit dem Briese sinken, als tönntc er das Blatt Papier nickt mcbr hoch beben, und ralblo« seinen Sckwiegcr- oaler »»starrend sprach er: „Alter Man», sind wir Beide wahnsinnig oder versiebst Du ein Wort von alledem, WaS ich da gelesen habe?" „Ich versteh'« nur allzu gut! Gott sei « geklagt!" rief der Gras, bluthroth im Gesicht, und mit dem anderen, mit dem balbverbrannten Brief in der Hank, fuhr er fort: „Lies das, und Tu wirst verstehen!" Rodcrich faßte nach dem seltsamen Papier mit begreiflicher Heftigkeit. ..«acktr, sackte!" schrie der Alte. „Du zerstörst sonst das einzige Beweisstück. Es war schon einmal nabe beim höllischen neuer, dahin cs gekört, und der Teufel läßt's Dir in den Händen zerstieben, wenn Du nicht vorsichtig damit umgehst." Er breitete, wa« von dem im Kamin vergilbten Brief »och übrig war, sorgsam auf dein Tisck aus und fuhr mit dem Finger die verstümmelten Zeilen nach, wo sie auS dem brandigen Schwarz nock lesbar bervorschauten Dabei er zählte er ibm, wie er die- Bruchstück eine« anscheinend ziem lich umfangreiche» Briefwechsels au« dem Ofen gerettet habe. Der Anfang des heillosen Schriftstückes war säst ganz zerstört. Nur Kart am Nande der Seite waren noch kalbe Phrasen, al«: „wie lange noch!" und „so elend allein, allein" zu entziffern. Aus der anderen Seite jcdock waren ganze Satze unvcr- icbrt geblieben und sie lauteten also: - und das soll rin unmögliches Opfer sein, sich von diesem Mann loSznrcißen, der Sie zu Unrecht besitzt! Da er mick in meiner Leicht gläubigkeit, in meiner Tkvrhcit bei Seite geschoben hatte, ver stand er eS, sich an den leeren Platz in Ihrem Leben zu drängen, ich will nickt sagen, ich will nickt glauben: auch ,n Ihrem Herzen. Wa- war er in Ihrem Leben? . . . Mein Stellvertreter! Weiter nickt-! Nun ick genesen, kcbr' ick zurück und beische mein Recht und meinen von Gott mir a» gewiesenen Platz in Ihrem Herzen und in Ihren, Dasein. Ich brauche keinen Stellvertreter mebr! Sollten Sie seiner noch bedürfen? Lassen Sie mick Ihnen beweisen, daß ich nickt durch einen anderen aus die Dauer zu ersetzen war!" Das Weitere war wieder verbrannt. Ter Satz auf der andere» Seite de« übriggebliebenen Blatte- lautete: Rom! da« sei da« Ziel. Ich folge Ihnen, wohin sic rufen, in jede Himmelsaegend. in jedes Land, ohne Weigerung, obne Be denke». Aber überlegen Sie selbst, wo könnte unsere mir zu lange getrennte Liebe sicherer ein neue- Leben beginnen als hier unter dem mächtigsten Sckutzr de- heiligen Vater-, der alle Bande knüpfen und lösen kann, warum nicht auch Ihre erzwungene Ehe mit einem Ketzer! Nur von ibm, nur au- seiner Machtvollkommenheit kann dir Möglichkeit, meine heißesten Wünsche zu erfüllen, sich ergeben. Sollte sich wider Erwarten mir diese Gnade verschließen, versagen — wa« ich nicht glaube — dann erst wäre eS angezeiat, in der weiten Welt Umschau zu halten, einen anderen Wohnsitz i»S Auge zu fassen und auf eine andere Lösung zu hoffen. Ich würde eS wahrlick nickt gerne. Also flüchten Sic vor Allem nach Rom, denn nur in Rom . . ." Hier hatte wieder da- brennende Feuer die weiteren Worte der Leidenschaft verzehrt. Der Graf hämmerte mit seinen mageren Kcköcheln in den Tisch und ries: „Da hast Du den Schlüssel des Ge heimnisse-, da hast Tu den Wegweiser, dem sie gefolgt, da hast Du den Fingerzeig, wo sie zu finden ist!" „In seinen Armen?" rief Roderich und schlug die Hände zusammen. „Ich glaub « nicht. ES ist unmöglich! Dessen ist Stephanie nicht fähig!" „WaS weißt Du. wessen Alles eia Weib fähig ist, dem man den Kops verdreht hat! Der schwärmerische Schurke bat sie beschwatzt, verführt, toll gemacht, sag' ich Dir. In jener Nacht, da ich sie in der PeterSkirche verlor, schlich er zu ihr in die Kirche. Er machte sich kein Gewissen daraus, den heiligen Ort zu entweihen, so wenig wie die Schlange die Herrlichkeit de- Paradiese« scheute, um mit ihren doppel züngigen Worten das Her; Eva « zu vergiften. Da sing» an, da füllte er ihre Obren und ihr Herz mit seinem sün digen Geschwätz und belog sie und umschmeichelte ihr Denken »nt Erinnern, daß sic nickt mebr klar sah und Freund für Feind und Feind für Freund anschaute. Du warst taub und blink alle die Zeit her, sonst kältest Tu wabrnehmen müssen, wie ich eS lhat, daß ihr Herz sich mir und Dir abgewandt halte und ihre Gedanken ander- wohin sich richteten als nach dem bäuSlicken Herd. Da-war ihre Krank heit. die Folge de« Gifte», welches jener Schurke in ihre Brust ge träufelt balle; sie siechte in der Angst vor der Verführung, der sie dock verfallen war. wie ihre Flucht beweist." „Mach' mich nicht toll!" rief Roterick. „Der Brief be weist, halbzerstört, wie er ist, doch nur gegen den Schreiber, nickt« gegen mein Weib. Weiß Gott, wie alt die Narren- epistcl ist. weiß Gott, waS Stephanie daraus erwidert, ja ob sie überhaupt nur ein Wort darauf erwidert bat!" „Ei sreilick!" spottete der Alte, „und wer weiß, ob Stephanie den Brief des LcsenS gewürdigt bat! Wer weiß überhaupt, von wem der insame Wisck hcrrübrt; die Unterschrift ist ja verbrannt!" „Ob! darüber ist kein Zweifel", antwortete Roderick „Und ich weiß, wa« ick zu tbun habe. Aber wo ist mein Weib?" „Wo ander» als bei ibm!" „Nein. Nein! Ich kann « nickt glauben!" sckrie der Vater Basil'S und stampfte mit dem Fuß den Boden „Und wenn auck nickt, wo ander« als bei ibm willst Du erfahren, ob sic dort ist oder nicvt? Wenn nicht bei ihm, mag sie sein, wo sie will, was bat » für Gefahr! Dort aber mußt Du ebcr cinlrcsscn al« sie." „Da« will ick, so wahr mir Gott helfe!" sagte der ver lassene Mann, und seine Fäuste ballten fick. „Sorge nun Du für alle« Andere, vor Allen« für mein Kind; ick habe jetzt nur ein Geschäft: ten Verführer zu suchen und zu finden!" Der alle Gras schlug ibm mit flammenden Augen in die Hand und rief: „Zu finden und zu tödlcn! Triff ihn gut!" (Fortsetzung folgt.) Sachsen. * Leipzig, tt. Februar. Ein Haliptcinwand, welcher »amcntlick von socialdeinokratischcr Seile gegen die praktisckc Bedeutung der turck da- Ncicksgcsctz vom 22. Juni 1889 geordnete» Altersversicherung erhoben wurde, lautete bekanntlich dabin, daß die Arbeiter oder wenigstens die gewerblichen Arbeiter da« 7». Lebensjahr überhaupt nickt erreichte». Diese Behauptung wird dnrck die Tbatsackeii widerlegt. Die Versickerung-anstatt für da« Königreich Sachsen bat bis zum 22. Januar dieses Jahres an lOo Personen Altersrenten dewiltigt. Von diesen Renten empfängern geboren 46 unzweifclbast der Industrie oder dem Handwerk und zwar anscheinend bi- ans eine oder zwei Ausnahmen als Arbeiter an: cö sind dies .2 Zimmcr- lcutc, je 2 Färberciarbeiter, Scheerer, Näherinnen, Posanicnten- arbeitcr, SteinbruckSarbeiter, Grobdrabtzccbcr, Appretur- arbeiler nnd Fabrikarbeiter obne näberc Bezeichnung de« Betriebszweiges, sowie je l Fabrikwäcktcr, Putzer, Packmeister, Tapetcnsabrilarbcitcr, Schriflgicßcr, Gerber, Garnsiycr, Tischler, Ketlcnscheercr, Schlosser, Schuhmacher, Waaren- rauber, Aecomodcur, Packer, Garnstärkcrin, Webcraesellc, Hüttenmeister, Gla-beschauer, Eartonnagrnarbcitcr, Blatt binder, Fabriktreiber, Buchbinder, Formstcchermcister, Mangler, Anstreicher, Sorlirer und Stuhlarbeitcr. Der Land- nnd Forstwirtksckast sind 17 Rentenempsanger zuzuzäblen, nämlick I» landwirlbschastliche Tagelöhner, 2 Waldarbeiter, 2 Gartcnarbciter, l Schäker und l Waldaufseher, der HanSwirtkscbaft I", nämlick 2 HauSbällerinnen und Wirtbschasterinncn, 1 PrivatbauSmann, l Diener, I Kinder frau, l Waschfrau, l Kcbrfrau, > Dienstmagd und I Auf- wärtrrin. Außerdem sind Altersrenten noch zugesprochen worden an 14 Handarbeiter und > Hilfsarbeiter ohne näberc BerufSangabe, 2 Eommunarbciter, 2 Boten, 2 Wächter, 2 Schulkausmänner, l Expedient und l Kra.ikcnbrsucher. * Leivzig, 14. Februar. Vom Ratbc der Stadt Leipzig sind im Monat Januar 189l nackvcrzcichnete Strafver fügungen wegen folgender Ncbcrtrctnngen erlassen worden: Vorschriftswidrige« Fahren mit bespannten Fuhrwerken 5,2. Stekentasscn bespannter Fubrwcrte aus den Straßen ohne Aussicht nnd ohne die vorschriftsmäßigen Vorsichtsmaßregel» 88. Ungenügende Befestigung der Ladung aus Fuhrwerken 9. Fehlende Beleuchtung der Fuhrwerke während de» FabrenS ans der Straße bei Dunkelheit 122. Fehlende oder mangcl- baste Bezeichnung der Fuhrwerke 47. Unbefugte« Bcsadren unk Begeben der Trottoir« und Fußwege 12. Ordnungs widriges Aufstellen von Wagen. .Karren, Kisten und dcrgl. ans de» Straßen und ankere Hemmungen des Verkehrs 28. Unbefugte- Stantmacken z»»l Verkauf von Obst oder anderer Waarc ans den Straßen 8. Straßenvcrunrcinigung 22. Unterlassene Reinigung der Straßen seiten- der dazu Ver pflichteten 128. Uebertretungen der zum Schutze der Prome naden und Waldungen bestehende» Vorschriften 32. Feilhalten untcrwichtigcr Butter 2 Mangelhafte oder fehlende Be leuchtung der Treppen nnd Höfe in bewohnten Gebäuden 24. Ucbertrrtung der Bestimmungen über die Sonn, Fest- und Bußlagssecer 6 Umberlausenlassen von Hunte» ohne Maul korb. obne Steuerzeichen, bczw. wegen freien UmberlanfenS von Hunden 69. Hinterziehung der Wandcrgcwerbcstcucr l. Ilcber- tretungcn der Strafbestimmungen de« Krankenvcrsick'crnngS gesetzcs I. Ucberschrcilung der Musikerlaubnisi 42 Unter lassene Gewerbeanmetdung 2. Beschäftigung von Arbeitern unter 2l Jahren obne Arbeitsbuch 12. Ueberlreiung der Best»» niungen über Verwendung juaendlichcrArbcitcr l. Ucbcrtretnng de- Regulativ- über den Milchverkauf 9. Ueberlreiung des Regulativ-, die Einrichtung und Reinhaltung der pneu matischen Bierdruckapparate in Leipzig betr, l Uebcr- tretung de« TüngerexportregutativS l. Zuwiderhandlung gegen die Bestimmungen der Vieh und Schlacklboss vrdiiung 2. Zweckloses Liegenlassen von Pfosten in den Tagerinnen 4. Verbotene Ablagerung von Schult 2. Ver botene Ablagerung von Schnee ll. Andere Uebertretungen 33. Außerdem wurden durch die RatbSwacke wegen ver schiedener Uebertretungen 7 directe Abstrafungen zu je t vorgrnommrn. * Leipzig, 14. Februar. Unter den Geflügelzüchtern unserer Stadt herrscht zur Zeit die regste Tbätigkril. Gilt eS dock, sich zu rüsten zu der in den Tagen vom 14. bis l6. März d. I. in unserem Krvstall-Palaste slattsindcnde» 22 allgemeinen Geflügel-Ausstellung, welche unser hiesiger großer Geflügelzüchter-Verein in Verbindung mit dem dckannten E>ub deutscher unk österreichischungarischer Geflügel züchter veranstaltet. Wohl wenige Städte dürste» über ein AnsstcllungSlocal verfüge», wie eS unser Krvstall Palast bietet, dessen ausgedehnte Räumlichkeiten in zweckentsprechender Weise zur Ausnahme all der gefiederten Bewohner unserer Hübner böse vorgerichtct werden. Wie wir höre», wird diele Ans stellung, wa« Umfang und Besuch anbelrisst, nickt nur alle ihre Vorgängerinnen in Schatten stelle», sie wird auck un zweifelhaft da« größte derartige Unternehmen sein, was Deutsch tank je gesehen hat. Denn wie unser engeres Vaterland, was die Geflügelzucht im Allgemeinen betrifft, schon seit langer Zeit die erste Stelle unter allen deutschen Staaten einnimint, so darf sich auck der Leipziger Gcflügclzüchtcr- Verein rühmen, einen Stamm vortrefflicher Züchter z» seine» Mitgliedern zu zählen, die ihren ganzen Stolz darein setzen werken, schöne und edle Rassctdierc vorzufükren. Eine hübtcke Erinnerungsgabe für die Vcsuckcr der Ausstellung verspricht die ossicicllc Fcstzcituna zu werde», mit deren HcranSgabc die Erpedition der bekannten „Allgemeinen deutschen Geflügct- reitung" betraut wurde und welche reich illnstrirt an den Festtagen zur AnSgadc gelangt. Interessenten seien darauf ausnierksam gemacht, daß die Annoncen Annahme in de» Händen der Annonecii-Expedition von Haasciistcin L Vogler, A.-G. liegt. Wurzen, 12. Februar. Ter Wab! Protest, welche» der lintkr dem Eonimando de« bekannte» RcdaeteurS Thiele stehende Bürgerverein gegen die Art und 'Weise erhoben batte, in welcher die AuSlvvsung bei der letzte» Stadt verortnetenwabt rorgcnoiiimen worden war, ist von der KrkiShailpImannsci'asl als »»berechtigt znrückgcwiese» worden. Gegen kiesen Entscheid wird beim Ministerium RceurS er hoben Werken. * Freiberg i. S., 12. Februar. Der kiesige Gewerbe verein, der am I. Januar d. I da- Herrn Restaurateur DcbuS abgetanste Grundstück <i» dessen erstem Stockwerk fick da- Artilleric-Ofsicicr Easino befindet übernommen »nd in ei» „GewerdedauS" umgcwanbcll bal, wäblle unier den etwa 1«> Bewerbern den bisherigen Octoiiomc» de« Ziltauer In- santcrie-ReglmciilS. Herrn Pentber, zi»» Pächter de« Eta bliffementS. Derselbe wird damit gleichzeitig Lekonom des Artillerie Lfficirr-Easino«. dagegen soll Herr Debil« auch künslig während der Schießübungen in Geitbain da« dortige Restaurant de« Ossicier Easino« bewirthschaste». Da« Gerücht, daß dasArtillcrie-Oisieiereorps die Räume im hiesige» Gewerbe banse znm I. April I8i»2 im Hinblick ans die bevorstehende Verlegung der Artillerie Garnison nach Riesa ge kündigt habe, bat sich bei der Gelegenheit de« Engagements de« Herrn Pentber als völlig n »begründ et hcransgestcllt. In einem großen Tbcile der hiesigen Bürgerschaft gicbt man sich »vck immer der Hoffnung bin. daß neue Verbandlniiacii, bei welchen die Stadt sich zu größeren Opfern für die Bei behalt»,,g der Garnison bereit erklärt, angekiiilpst »nd zu glücklichem Ziele sichre» werten Den vorbei,atbeten Offi- cicren, die hier hrgnenie und preiSwindige Wohnungen haben, besonder« aber diejenigen, deren Söhne hier höhere Bildung« anstaltcn besuche», wäre da« Verbleiben i» Freiberg sicher willkommen Wie mit dem kiesigen Gewerbeverci» an« dem hier i» der Entstehung begriffenen „Handwerker ver ein" eine Ecncurrenz erwachsen wird, cm zieht sich zunächst der Be- urtbeilung Wahrend der Gewerbcocrein insbesondere Bil diing-zwcckc erstrebt und zahlreiche, nickt zu de» Gewerbe treibenden zählende Mitaliedcr »msaßt, soll der vo» einer größeren Anzahl kiesiger IiinnngSobcrmcister gegründete Hand wcrkervcrcin, der dieSlatutcn deSDreStncr Handwerkerverciii« zum Vorbild nahm, insbesondere die Interessen de« Hand wcrkcrstandcS wahre» und da« ElaiideSbewiißlsci» beben, bczw. wecke» — In einer zu Ob erb obritz sch bei Freiberg dieser Tage abgchaltcne» Versammlnng von Lank nnd Forsi- wirtken machte Herr Oberförster Rein-Fraucnstcin, welcher schon 16 Jahre künstliche Fischzucht betrieben bat, darauf aufmerksam, welche Hobe Ertrage seine Fischerei da dnrck ergebe» hätte, ebenso äußerlen sich mehrere andere Herren, die ebenfalls gute Erfolge damit gehabt haben. Es wurde »achgcwicscn, daß durch eigene Zucht der junge» Vrut im Hanse in sogenannte» Brnltrögen viel mehr junge Fisch chen, wobt 2» Procent. erhalten blichen. Auch der Verkauf der Fischbrut bringe schon hübsche Procentc. Ganz besonder« empfehle sic», die Zuckt der ca lisorni scheu Saiblinge, die wegen ibrcS schnellen Wack-thumS sich vor unserer Fluß- forelle noch auSzeichiicte» * Obcrwicsenlbal, ll Februar. Heule Vormillag gegen >,-I2 Uhr verkündeten Alarm Signale den Ausbruch eine« Feuer«. I» Böhmisch Wiese nt Kal war da« Herrn E. Fiedler gebörige Gast1>a„s Brand gerathc» und in kurzer Zeit stand das ans Fachwelt bergestelltc große, zum Tbeil hölzerne Gebäude in vollen Flamme», die in den daselbst lagernden Heu, Stroh unk Gctreiccvorrätbcn reiche Nahrung fanden, so daß alle RellungSvcrsuche scheitern »»ißtcn * Plauen, 12. Februar. Gestein ist hier »ach längerer Krankheit Herr Mar Kaiser. Mitbesitzer der Sächsische» Geschäft «büchersabrik in Planen, im besten ManncSaltcr von 42 Iakrcn verschiede». Der Verstorbene war ei» lbätigcr, weitsichtiger und erfahrener Geschäftsmann, der eS verstanden bat, im Verein mit seinem Bruder, Herrn Gustav Kaiser, die von ihrem Vater gegründete GeschäftSbüchcrfabrik auf eine Höbe z» bringen, daß sic gegenwärtig nickt nur eine der ersten in Sacksen ist, sondern weit über wachsen- Grenzen hinaus einen Rin genießt, der für LcistiiiigSsähigteil und vorzügliche Fabrikation zur Geuiige spricht. Herr Max Kaiser war aber auck ein i»kiischkiisreuudlcck>er Ebes gegenüber seinem zahl reichen GcschäslSperionale, sowie eui gern gesehener Burger überall da, wo er verlebne. Sein trüber Hkimgaug wird in vielen Kreise» lebhaft betrauert. * Plauen, 12 Februar. Vergangenen T.eiiSiag Vor mittag trafen i» Egcr zu dem »ach Plauen abgebenden Peisonciizuge abermals II »ngarische Auswanderer ei». Dieselben waren in den Zug cingestiegen, obne Fahr karten zu besitze». Da jedoch leincr dieser Leute deutsch ver stand, mußten dieselben in FranzenSbad wieder auSgesctzl werden Wie fick später hcransstellte, waren die Fahrkarten ,n Egrr von einem deutschst.',eckenden Begleiter zwar gelöst worden; derselbe war aber ans dem Balmbose von der österreichischen Polizei in Hast genommen worben, da er im Verdacht staut, jüngeren ungarischen Männern, welche nock mititairpslickiig waren, Beihilfe zur Auswanderung geleistet zu haben Ein größerer Tbeil der in FranzenSbad aus- gesetztcii Leute koiinlc nach Lösung von Fahrkarten mit dem nächsten Znge weiter fahren; einige jüngere Männer wurden jedock von der Pvlczei nach Eger zurückbesörtert. — Zur Frage der Straßciircinignng theilen die „D,cSt Nackr." ans Dresden Folgendes mit: Tie bekniiiiilich mil wesentlichen Sckiwierigttilt» und Unannehm lichkeiten verbundene Abstchr der Grnbenstvste ist i» TreSden schon langst Gegenstand eine» besonderen llniernchiiicns, die Beseitigung des St> »ßc-nkebrtchl», weit leichter zn bewerkstellige», blieb dagegen den Grundstücksbesitzern überlassen. Tie außerordentliche Sieigcning de« Beickehrewelens bal indessen auch die Wegjchassnng der kcbrichtmasscn sür Private so schwierig gestalte«, daß sich der Stadlrail, z» TrcSden bereit» seit 1887 entschlossen bat, die Straßen- reinigung und Kcbrichl-Alstnlir zu puncllicherer Erledigung diejes Geschähe» in eigener Verwaltung zu übernehmen. Hierdurch ist erst ersichtlich geworden, wie bedeutend die Menge derartiger trockener Adsgll» ist, die sich als Kehricht aus den Straßen anlaimnelt; sie beträgt im Jahre ans I gm Straßensläche durchschnittlich 201. Tie siadlüche Verwaltung bat bei dem unerwarteten Umfange de« Straßen- reinigungS-Geschäsle» dasselbe zunächst noch nicht in der ganzen Stadt übernommen: sie hat im Jahre 1887 mit 284 720 gm Straßen- stäche begonnen und erweitert diese Fläche jährlich um etwa 122 860 Quadratmeter, so daß erst im Jahre I8!»2 die geiaimnlen gepflasterte» und aSphallirten Plätze und Straßen der Stadt mit l 129 880 Quadratmeter Fläche in Betrieb genommen werden. Unter In- grandetegnng obiger .kebrichlinenge von 20 I pro Quadratmeter jähr lich würde alodann im Jahre >89.1 eine Masse von 24:ß>0 cki» zu beseitigen sein. Tie Siraßenreinigniig ersorderte im Jahre 1887 bereit» 2 Aniicker. 4 Vorarbeiter und 48 Kekrer, sowie 4 einipannige Keh-iuaichinen und 4 zwelsp,innige Absuhrwagcn: gegenwärtig in die Iabl der Arbeiteträsic schon bedeutend gestiegen, in Intimst geschieht die» „och weiter. Hieraus ergiebl jich »ichl allein, daß die Slraßenreinigung der Stadt TreSden große» .stoslcnauswand verursacht, sondern eine wichtigere Frage ist eS, was mil den lawinenartig ainvachsendeii .gehrlchtmassk» werden soll. Stadtraib Tcucher, dem da» städtische StraßenreinigungSwesen untersteh!, bcabsichligt, die >tehr!ch»nasten durch Eompvslirung für landwink- schaslliche und gärtnerische Iwecke nutzbar zu machen, ein danteno- werihe» Bestrebe», welche» die Interessen von Stadt und ä.'a»d zu vereinigen sucht Ta dem Bernebmen »ach in nächster Jost mit känslicher Abgabe derartigen EoinposieS begonnen werden soll, erscheint e» geboten, die Landwirthe mit kiese», Gegenstände näher betanni z» macken Seilen» der städtischen 2<envaltung sind drei Eonivvstboie eingerichlet, der eine am sogenannten ProbirbauS an der Loblauer Straße, der andere an der Grvßenbainer «lraße und der dritte am Tatzberge, in der Nahe der Vogelwieje. Hier wird der Kehricht in Halde» von 2 m Breite, 22 m Lunge »nd 2 »> Hobe abgelagert, wobei grobe »nd holzige Bejlaiidlheile, wie sich dieselbe» z. B. zur Zeit de» sihrlstiiiarlieo vielfach finden, beseitigt werden. Nach 6 Monaten werden die Halden iinigesiochen und mit Wasser durchseuchtet; nndere Insätze erfolgen nicht. Nach weileren «! Monaten soll der Coinvost als reif abgegeben werden. Ta» cingesctilagene Verfahren ist von den landwirtkichastlichen und agnc»ltilrche»iiict>en Fachmänner», die darüber gehört wurden sind, gut geheißen. Au» eigener Wahrnrhinung tan» berichlel werden, daß der reise .Uehricht-Eonwoii eine locke,,, erdige, mäßig feuchte, duuketiarbige Masse von sehr gleichmäßiger Bcichajsenheit darstellt, in welcher sich vielfach organische Neste bemerken lasse», deren Verrottung schon ziemlich west vorgeichrilten ,si. Beim Ansüble» bemerkt inan seine Sand Llieilche»: Steine oder grvve Mineral- trnminer ivnrde» nick» ivahrgenomme», ebenso kem ivejkiilticher Geruch. Inr Ieslsielimig de» Tungwertye« sind sowohl vo», Kehricht, wie vom teilen Eemvvst mehrfach chemische Analiise» an»« geführt worden, au» denen sich zweisello» ergiebl, daß der Kehricht- Eompasi eine ziemlich weribvolle Masse ist: e» bestätigt die» auch ein Vergleich mit den in anderem Abstihrdünger enlbaltenen Mengen wichtiger Pflanzen Nahisloii . An werihlosem Ballast, Wäger (Sand »nd Tlion hinzugerechiiell i>t der Eoinpvst etwa» reicher »l» Stalldünger, hlngege» wesentlich armer al» die Fäcallen. Tie Menge der organischen Substanz ist nur etwa halb so groß al« in, Slalidünger, aber 2 Mal großer al» im Grubendünger. Ter Click- stvsMIchall ist beim Composi mir beinahe hach so hoch wie bet den beiden anderen Absiihrdimgern, dagegen iibrrsieig» der Gehalt an Pliosvhorsänre de» de» Stalldünger» »m ein Tritlel und den der Facalien um säst die Halite. Kali enthalt der Compost etwa« mehr al« die Aäcalie», aber nickt ganz zur Halste soviel wie der Stall dünger Wir haben demnach im Kchnchl-Coinpost einen Körper vor »»«, der bezüglich de» Gehalte» an werchlolen Bestandlhelle», an organischer Substanz und au kau zwischen Stalldünger und Facalien sieht, dessen Gehalt an Stickstoff ,edoch unter, an Phosphor saure dagegen über dein der beide» Vergleichs-Dünger liegt. vermischtes. ---Berlin, >2. Februar. S. M Kreuzer „Habicht", Eommandant Eorvctlc» Eapitaui v. DrcSky, ist am 1t. Fe bruar ov. in Eapstatl cingelrosscn F Hatte a S,, >2. Februar. Ein Enkel de« berühmten LaiikivirlbS Albrecht Tbacr. dessen Andenken das Rielschcl schc Moiinment an der erste» Bürgerschule zu Leipzig den folgenden Geschlechtern vor Augen führt, Herr I4i. Mil. v. Tbacr in Berlin, bisher Lcbrcr am dortige» FricdrichS- Giimnasüim, ist zum Director der hiesigen städtischen Real schule bernscn Ein junger Gelehrter, Privatdoccnt Dr. H. Herzog, wurde lodl im Bell gesunden. Er balle sich miltclst eine« Schüsse« da« Lebe» genommen. Der bc- daucrnSwcrlhe junge Man» ist anscheinend von dem Wabnc verfolgt worden, daß er in nickt ferner Zeit dem Irrsinn verfallen werde. - Im Sladtbeaicr gastirt nächsterTagc Ernst Possart. — An« dem Nachbarorte Hollebcn batte sich vor etwa Monatsfrist ei» snngcr Bauernsohn mit einer inaendlichcii Dienslmagt heimlich cnlsernt. Vor wenigen Tagen sind die beiden LicbeSlcnlc fest zusammengebunden »odt in der sog. kleinen Saale unweit de« Orte« gefunden worden. Ein gemeinsames Grab bat Veite ausgenommen. 441» XMItCi ei«'». Si««tltchk »«« Wettznach1»«tschitt ü»rt« »ehliek«»«. als« aan; tadtllasc >»*, ,,«-»« und ferner ss«rl».„ I UN» »alrrs»>,ro„ „,1t NI>^ Nllolt« ro», ftk»rn «lr» u« Platz fkr die dieSjttzrtarn Rruhelten zu schassen, »u« chu-wrk-iiQ indem mir aus unsere schon anerkannt billigen Prrisc einen Sladatt gewähren von LLO ILI^IIIIII «L Grimmaische
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