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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-04
- Tag1891-04-26
- Monat1891-04
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1891
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1, KilM M LchM SozkM mit AlMk Ul. 11«. ZiMtG In r«. AB 18S1. Der Kaiser in Thüringen. L Eisenach, 21. April. Sr. Majestät Kaiser Wilhelm traf gestern Abend 11 Uhr lo Min. mit Gefolge in einem Sonderzuae von Dresden hier ein. Ter Obcrland- jägermcister von Strauch bestieg den kaiserlichen Salonwagen mir stellte sich zur Verfügung Sr. Majestät, der im Wagen blieb und sür die auf dem Bahnhof Versammelten nickt sicht bar war. Nachdem der kaiserliche Sondcrzug von den (Ge leisen der StaalSbahn auf die der Wcrrababn übcrgefübrt worden war, wurde sofort die Fahrt nach Wasungen fort gesetzt. Dort traf der Zug 12 Uhr 15 Minuten ein und flieb aus dem ersten Geleise stehen. Kurz nack 2 Ubr ver lieb der Kaiser, welcher bisher der Ruhe gepflegt, den Salon wagen und trat in Begleitung des Herrn von Strauch unter Nachfolge des ForstinspectorS Poppe von Zillbach und des Oberförsters Kallen-ach von Wasungen, dem bekannten kaiserlichen Iagdaefährten früherer Iabrr auf der Zill- baäier AnerbahnSbalz, die Fahrt zur AucrbahnSjagd an. Dieselbe richtete sich über die Straße nach Mehmels zum Forsiort Hobe Balz der Zillbachcr Waldung auf dem reckten Hebcnzug de« Katzgrunde», der Morgen war klar, mondhell und sehr frisch, was wohl der Grund gewesen sein mag, daß von 6 an jener Stelle verhörten Auerbähnen nur einer zum Schuß kam. Derselbe stürzte auf einen wohlgezielten Schutz de« Kaiser« sofort todt vom Stande. Um 5 Uhr traf der Zagdzug wieder auf dem Wasunger Bahnbof ein. Dieser war von weimarischen und meiningischcn Gendarmen un gewöhnlich dicht besetzt, der Zutritt de« PublicumS wurde streng abgewebrt, die Dbeiluabiiie de-PublicumS war dcSkalb dic-mal nur eine geringe, eine Begrüßung von Seiten der Kriegcr vereine war abgelebnt worden. Nachdem der Kaiser sich von seinem Iagdarfolgeverabschicdcr.subrtcrkaiscrlicheZugknrznach 7 Uhr von Wasungen nach Eisenach ab, wo er beute früh 8 Ubr eiutraf. Zur Begrüßung waren Ihre kal. Hoheiten der Grotz- bcrzog und Erbgrotzbcrzog mitGcsolgc erschienen. Der Erbgrotz Herzog ging sofort in den Salonwagen Sr. Majestät und begrüßte de» kaiserlichen Vetter. Die Begrüßung deS Kaisers und LcS Großherzogs erfolgte auf dem Perron mit herzlicher Umarmung. Der Kaiser, der sich im Iagdanzuge befand, sab sehr frisch und wohl aus, an dem schmucken Iägerhul steckte ein Tannenzweig, das Zeichen der glücklichen Jagd. Nach der Begrüßung des großhcrzoglichcn Gefolge« fuhr der Kaiser mit dem Großbcrzoq und Erbgroßberzog in einem vierspännigen Galawagen, dem sick sechs weitere Wagen mit den kaiserlichen Adjutanten und sonstigem Gefolge anreibten, durch die festlich geschmückte Stadt »ach der Wartburg, überall freudig begrüßt von dem Publicum. Heute Abend unternimmt der Kaiser einen zweiten IagdauSflua nach Wasungen. Die Abfahrt von der Wartburg erfoHt um 10 Uhr. * Eisenach, 2t. April. Se. Majestät der Kaiser ver brachte de» heutigen Tag auf der Wartburg. Um 1 Ubr nabm Se. Majestät mit der großherzoglichcn Familie daS Frühstück ein und machte sodann mit dem Großherzog einen Spaziergang. Um 7 Uhr sinket das Tiner im engen Kreise statt: ui» IN Ubr bezieht sich Sc. Majestät wieder in daS Wasunger Jagdgebiet. Leipziger Snchliiindlermesse 1891. Sonntag Cantate ist wieder gekommen, mit idm der große BcreiniguiigStag des „BörsenveretnS der Deutschen Buch- Händler". ES ist die- zugleich ein erfreulicher Ehrentag sür dir Stadt Leipzig, in deren Mauer» die Vertreter de« Gesamint- duchhandcl«, und zwar im eigenen Heim, dem deutschen Buchhändler- Hause an der HoSpitalslraße, tagen. Hochwillkommen sind sie auch Heuer. Im Vorfrühling jedes IabreS, einige Zeit vor der Haupt- Versammlung, pflegt da« von Otto August Schulz, der seine Heit verstand, vor nunmehr Li Jahren begründete „Adreßbuch de« deutschen Buchhandels" zu erscheinen. Seit drei Jahren wird dies HilsSbuch von unentbehrlicher Art nicht mehr von der obengenannten Firma herauSgegeben, sondern von der „Geschäft«, stelle des VörsenvereinS". Das Buch ist Eigenthum des Vereins geworden. Der neueste Jahrgang stellt unS im Titelbild da» Portrait des 186!»verewigten Eduard Vieweg in einem Stahlstiche A. 1krauße'« dankeiiSwerlh vor Augen. Lieweg war ein Freund Leipzig« und de« Zollvereins. Ein Veteran und Invalid der Freiheilstriege, stand er in hohen Ehren bei allen Patrioten. Jeder Freund de« Buchhandel« findet in diesem Handbuche «ine reichliche und gediegene, weil im hohen Grade zuverlässige Quelle der Information über die Entwickelung de« Buchgewerbe« über haupt. Die fieberhafte Tliätigkeit auf allen Gebieten der Industrie ist bekannt genug. ES kann daher nicht überraschen, daß auch der Buchhandel daran Theil nimmt. Im Lause des letzten Triennium« Ihate» sich viele neue Geschäft« auf, und wenn auch gar manche Firmen verschwanden, so überwog doch der Zuwach- an jungen Hausern, die da meist mit großen Hossnungen in deu Lcean der Zukunft hinaus unter Segel gehe». Hermann Schulz, der Sohn von Otto August Schulz, Halle im letzten Jahrgänge, den er noch redlgirtr, dem von 1888, der Firmen 7020 in sein Buch ansnehmen können. Heuer aber zählt da« Buchhändler-Adreßbuch deren 684 mehr. DaS gibt au lebe« hundert Firmen 9 mehr. Di» neuen Etabiirungen tm eigentlichen Sinne haben etwa- ab- genommen, wenigsten« gegen daS Vorjahr 1888. In Schulz' Adreßbuch« von 1888 betrug ihre Ziffer 191, im neunten Adreßbuchc de« BörsenveretnS dagegen nur 100, also 81 weniger. Sonst aber ist Fortschritt auf der ganzen Linie wahrzunehmen. ES gibt eine förmliche Buchhändler-Geographie, eine Grupplrung der mit dem deutschen Buchhandel arbeitenden Fachwelt in beiden Hemisphären. Während die Siädtezahl vor drei Jahren 1575 betrug, war sie 1891 bi« auf 1017 «-.»gewachsen. da» macht 1H Proceut Zunahme auS. Und Deutschland, Oesterreich? — Vor drei Jahren erfreuten ich im Reich 1112 Städte und Ortschaiten eine« oder mehrerer Name» de« buchhändlerischrn Firmenregister«. Jetzt erstreckt sich diese Woblthat der Cultur auf 1101 Städte, alio auf 52 mehr, was sogar über jenes Procentvcrhältniß noch etwa« hinausgeht. Und Leipzig? Unsere Stadt ist einer der sieben Haupt plätze de» Commisflon-buchhandel-, ganz abgesehen von ihrer Bedeutung al» Druck- und Vcrlagsort. Leipzig hat sogar die Führung in dieser Piejade, zu welcher die Reich-Haupt- äadt mit der württrinbergischen Residenz, die Kaisersladt an der Donau mit Prag und Ofen-Pest, sowie die betriebsame CantonShauptstadt an der Limmat gehören. Der Cominissionaire wenig mehr denn andertlialbhuudert vertreten in Leipzig 7088 au«, wärtig« Commiltenten, 738 mehr al- vor drei Jahren, eine Zu nahme des Kundenkreise« um 11,6 Proeent. Auswärtige Handlungen Hallen überdies in Leipzig eigne Laaer zur Auslieferung (ganz oder theilmeise). ES sin- deren letzt 1792, auch wieder an die sievenzig mehr jl Proeent) als vor drei Jahren. Wer sich isoliren will, dem ist es unbenommen. So gab es noch vor drei Jahren im Gesammtbuchhandtl 258 Handlungen, welche nur direct verkehren wollten. Man merkte von ihnen selbst in Leipzig Nicht«, höchsten- ließen sic sich durch andere auswärtige Handlungen in Leipzig vertreten. Auch l89l giebt c« solcher isolirter Firmen, aber ihre Zahl betrügt nur noch zwei Fünftel der früheren Ziffer, nämlich 105. — Tie übrigen haben also 'Anschluß gesucht u»o gesunde». Ter sich in Leipzig für Gesammidcutschland durch den Börscn- vercin concenlrirenSe Weltduchhandel umfaßt, wie erwähnt, 7000 Handlungen. Das Drutfche Reich nimmt davon 5884 i» An- vruch, d. h. 70 Proeent, Oesterreich und Luxemburg (I1> zusammen 780, die übrigen Staaten Europa« 810, Amerika 180, Afrika, Asien und Australien 20 Firmen. Wohlan denn! Dem deutschen Buchhandel zum heutigen Bürsen- vereinS-Meeting den herzlichsten Wtllkommengruß und Segenswunsch! I)r. Karl W. Whistltng. Zur Geschichte der Nathsfreischule. Dieser Tage wurde von vormaligen Rathtsreischülern da« 99jährige Bestehen der RathSsreischule durch eine festliche Ver- einigung gefeiert und dadurch die treue Erinnerung, welche sie sür dte'elbe eiupfinLen, wiederum an den Tag gelegt. Tiefe Schule ver dankt ihre Entstehung dem tm Jahre 1800 ver'iorbenen, nin Leipzig- Entwickelung hochverdiente» Bürgermeister KriegSrath Karl Wilhelm Müller. Am 16. April 1792 wurde die Schule von ihm, nebst dem Buchhändler Wendler — gestorben II. Oktober 1799 im 88. Lebensjahre, dem Stifter der Wendler'scheii Freischnle 178«!, und am 22. Februar 1788 vom Leipziger Rathe bestätigt — dem Super intendenten 1>r. Rosenmüller und dem Direktor der Freischule, Karl Gottlieb Plato, eingewciht. Bald gewann Plato drei Männer, den Rector der Ttwmasschiile Magister Friedrich Wilhelm Ehren- sricd Rost, den später zum Vieedirector ernannten Magister Johann Christian Dolz und den fünften Lehrer an der Thomasschule Magister Georg Friedrich Baumgärtel, welche an der Raths- sreitchulc unentgeltlich Unterricht ertheilten, E« fanden sich noch inehr solche wackere Männer, von welchen Christian Mey- dorf 1791 SuddiakonuS in Calau; Magister Berger, 1790 Pastor in Trachenau; Friedrich Köhler, 1796 Pastor in Windischleub»; Magister Brand, I7W Ouintu« an der RathSschulc zu Wittenberg: Magister Dodritzsch, 1797 Rector in Preysch: Christian Möbiu«, 1797 Rector i» Waldheil»: Magister Metzler, 1798 Tertiu« in Quersurt; Samuel Wölsel, 1798 Pastor in karnthen; Kari Förtsch. 1798 Eaittor in Golfen; Magister Hermann, 1799 Conrector in Lübben: Magister Küchenmeister, 1799 Pastor in GebhardSdors; Magister Marcu«, 1799 Pastor und Seininardircctor in Luccain Gottlob Weinert, 1801 Rector in Wurzen; Magister Map, 1801 Quintn« in Wittenberg: Magister Trebbin, 1891 Rector in Borna, und Magister Philipp Rosenmüller, 1801 Diakon»« zu Wiehe wurde» Von jetzt an trat die Freischuie iu ein Verhältnis» zur Universität, indem inan sic al« Seminar künftiger Prediger und Schullehrer verwendete und jeder Student, welcher sich dazu beim Direktor meldete, einige Stunden wöchentlich, in de» Fächern, welche er wünschte, unter Leitung und mit Unterstützung de« Direktor«, unter richten durste. Jeder, der al« ordentlicher oder außerordentticher Lehrer angenommen wurde, mußte der Pädagogischen Gesellschaft deiireien, welche sämmtliche Lehrer der Freischnle bald nach deren Gründung unter sich errichtet hatten. Damals wurde auch eine den Bedürfnissen der Kinder angemessene kirchliche S onnIagSseier undKalechi- satten eingerichtet und voin Oberconsistorium genehmigt. Bald aber, im Jahre 1802, sollte diese Einrichtung die Existenz der schule gcsädrden. Ein Pfarrer Lommatzsch, der, um leine Tauglichkeit zum Prcdiglantte zu bewähren, wie üblich, in der Freischuie hatte kaiechisiren müssen, denuncirte, al« in seinen, Gewilse» dazu verpflichtet, beim Lber- consistoriiim in Treiben, daß in der Leipziger Freischuie nicht die reine kirchliche Lehrform herrsche; er schließe dies au« den Antworten der Kinder aus die vorgelegten Fragen „Wer und war Christus sei". Hierauf kam vom Oberconsistorium ein Rescript, in welchem vom Direktor und den übrigen Lehrern über die Lehrmethode an dieser Schule und vorzüglich über die sonntäglichen Religion-Übungen Bericht gefordert wnrde. 'Nachdem dieser erfolgt war, verordnet« da« Oberconsistorium, daß die Kinder der Ratd-ireischule von eine», Leipziger Doctor und Professor der Theologie in Hinsicht ihres Glaub««« »,d ihrer Begriffe vom biblisch-kirchlichen Eliristenthum geprüft werden sollten. Der Superintendkitt Or. Roicnniüller schlug dafür deu Doktor und Professor Johann August Wots vor. Ter Tag, an welchen, da« Examen slaltfinde» und da« Schicksal der Schult entschieden werden sollt», war der 22. Februar >802. Da« Examen d^zann, und die Kinder beantworteten, zur Herzensfreude de« Examinator«, jede auch noch so versäiiglichc Frage „wir die geiehrtesien Ideologen". Die Freischuie wurde von ihm al« eine „Pflanzstätte der Weisheit und Lugend" bezeichnet und war gerettet. 0. LI. vermischter. — Straßdurg i. E., 21. April. Die 18. Session deS !!andeSau«sckusscS wurde deute vom StaatSjecrctair v. Puttkamer im Aufträge deS kaiserlichen SlattbaltcrS, Fürsten v. Hohenlohe, geschloffen, nachdem alle Vorlagen er ledigt worden sind. --- Wie auf der Kurischen Nehrung schon seit Jahrzehnten, so hat man auch auf der Frischen Nehrung in neuerer Zeit begonnen, die Wanderdünen fcstzulegcn und aufzu- orflen. Sie sind hier weniger den Dörfern al« dem Haff gefährlich, welches in der Tdat Gefahr läuft, an mehreren Stellen zu versanden. Eine Reihe von Jahren wird aller dings noch vergeben, bis sich junger Wald aus der ganzen Nehrung zeigen wird. Die im vergangenen Herbste vor- aellomnienen Vermessungen haben ergebe», daß von der Regierung zu Königsberg >2.', Hektar Vorderdünen, >88 Hektar flüchtige Dünen und lol3 Hektar zur Holzzuckt sich eignende Dünen sestzulegen sind, wädrend auf den Regierungsbezirk Danzig eine nock weit größere Fläche enflällt. Erfreulich ist die Tdatfacke, daß die aufgcsorsteten Striche nickt wieder wie ans der Kuriscken Nehrung von den Stürme» und den« Triebsande zerstört werben. Die Kiescrpflanzcn schlagen viel mehr schnell Wurzel und gedeihen gut. Die zuerst aus- gesorstclc» Dünen bei Ncukrug zeigen bereits dicht bewaldete Schonungen, während in den jüngeren Anlagen Gräser die Sandhöhen bedecken und in quadratisch gehaltenen Ein- thcilungen sich die jungen Bergkiefern erheben. Im Ganzen sind bis jetzt l5i> Hektar fcstgclcgt worden; sür dieses Jahr find weitere 80 Hektar von den beiden Regierungen in Danzig und Königsberg für die Bepflanzung in Aussicht genommen worden. — Pari«, 21. April. Bei dem gestrigen Excrciren de« 12. Infanterie-Regiment» in Perpignan schossen zwei Soldaten auf ihre» Hauptmann. Die Kugeln streiften den Kopf desselben, ohne ihn zu verwunden; die Soldaten sind verhaftet worden. — Rom. 2t. April. Die Fürst-Erzbischöfe von Wien und Salzburg, sowie die Fürstbischöfe von Graz, Mar burg und Laibach sind hier angekommen. — Livorno, 21 April. Der Großfürst Georg ist hier eingetroffen und sofort nach Rom weiter gereist, wo die Ankunft um Mitternacht erfolgen soll. Ter Großfürst beab sichtigt, in Rom unter dem Namen eines Prinzen BarialinSki im Hotel Ouirinal Wobnung zu nehmen. —o. Der Dresdner Böttcher-Krawall. Als im Jahre 1K07 in Dresden eine Seuche auSbrach, wurde unter anderen „Pcsthandwerkern" auch der jüngste Böttchcrineister angewiesen, als Pcstbllltncr die Keller der Lazarclhe und der von der Krankheit befallenen Häuser mit sachkundiger Ver pflegung des Weines und VierrS zu versorgen und für diese- Amt dem Ratbe den Eid zu leisten. Dazu hatte aber der junge Meister keine Neigung und erklärte, eine solche Be stallung würde sich jedenfalls bester für einen alten, verlebten Meister, als sür einen jungen Genossen, der Weib und Kind zu erhalten habe, eignen. Die allen Meister zeigten aber auch wenig Lust, in den angesteckten Häusern zu verkehren, und als der Rath mit ZwangSmaßregeln drohte, kam eS in der Innung zum offenen Aufruhr. Niemand wollte Pest- böttchcr werden, wie cS auch kommen möge! Die InnungS- geiioffcn versammelten sich auf der Viehweide, wo der Rath das SchießhauS zur Ausnabme von Schülern sür die Pcst- begräl'niffc und andere bei den Pestvorkebrungcn angestellle Personen zu räumen verordnet hatte, und viele Sckützcn- brüder mit den Böttchern gemeinschaftliche Sacke machten. Der Zusammenstoß der Aufständischen und der RathSleutc gedieh bis zu blutigen Kopse». Die Aufständischen unterläge» und die Menge der Verhafteten war so groß, daß die Ge fängnisse im Rathhausc nicht auSrcichtcn und der Rath den Kurfürsten ersuchen mußte, ihm ein Gcsängniß in den Case- matten, ,der Papst" genannt, zu überlassen. DaS energische Einschreiten des RatheS und vielleicht auch die WillenS- mcinnng deS.Kurfürsten machten „der Revolution auf der Viehweide" ein Ende. Die Böttcher fügte» sich und stellten dem Rathe einen Pestbüttner, den sie für dieses Opfer vom Gesellen kostenlos zum Meister befördert hatten. ----o. Francnlob. Eine ergötzliche Darstellung der Todtenseicr deS Dichter« Heinrich Fraucnlob durch die Mainzer Frauen schrieb im 17. Jahrhundert der Obcrbof- gerichtS-Affesior zu Leipzig, AnShclm Heinrick von Ziegler und Klipphauscn, aus Altkötitz bei Osckatz. Dieser Heinrich, sagt er, war ein Tbumherr, mit dem Beiname» Fraucnlob und ein Poet oder Kiinstsängcr, welcher die uralte Meister singer-Kunst wieder ausrichtcte. Unter seinen anderen poetischen Bemühungen dichtete er auck sehr viele Verse und Liede >;» Rubin und Ehre des WcibscnS, wovon er nachmals den Name» Frauenlob erhalten. Dieser Liebste aller Weiber und Jungfrauen starb am Tage Sanct Aiitrcae. Als nun sein Vegräbniß angesiellet werden sollte, versammelte sick das sürnehliiste Fraucnoolk der Stadt und trugen ibn aus seinem Hause auf ihren zarten Schultern fürbaß »ack der Thum- koche, allwo sie ihn im Krcuzgangc eigenbäntig beerdigte». AlS die Gruft zugcsüllrt war, btiietzteit sie da« Grab so häufig mit Weine, daß derselbe durch den Kreuzaang strömcte, und die ganze Kirche mit dessen Gerüche» erfüllet wurde, lieber dieses betrauerten sic seinen Tod ein halbes Iabr lang so scharf, daß sic keine Musik anbörctcn, alles Tanzen unter ließen und sogar auch die Hochzeiten bis »ack verflossener Traucrzeit ausschubcn Da sicht man, wie dieses liebe Völkchen so gar sehr gerne die Schmeichler leiten mochte — cs isl aber heul zu Tage auch noch nicht anders! Literatur. AuSgrwtrsen und andere Novellen von Eduard Engel Dresden und Wien. Verlag deS Universum. (Alfred Hauschild.) — Da» sehr beachtenSwcrthe Talent des Autor« kommt auch in dieier Novellen-Sammlung bestens zur Geltung. Die markige Art seiner Darstellung wirkt ebenso packend ans den Leser, wie er diesen durch die meist eigenartige Wahl seiner Stoi zu fesseln weiß. Dem glücklichen Humor, welchen Engel sonst wo«: mit vielem Geschick zu Handhaben weiß, hat er freilich in den »nc- heule vorliegenden Novellen entsagt. Hier herrscht da« Schrecke, vor und ist der Gejammteindruck ein überwiegend beklemmender. Mit innerem Grauen siebt der Leser in „ AuSgewiesen " da« Reslchen LebenSglilck der beiden alten Leute an einem unerbittlich harten Mack l- zebot zerschellen, und nicht minder grauenvoll wendet sich da« Schicksal der Hauptfiguren in „ParaSkewula". In beiden Novellen ist neben der vollendeten Erzähiu»g«sorin noch die durch ihre Sondcrart fesselnde Culturschilderung rühnilichst anzuerkenueu. Die dritte Novelle „Ein Bekennt» iß" fesselt ln erster Linie durch ihr originelle- Motto. Die psychologisch durchgesührle Schil derung deS „Kanonenfiebers", da« »ine» von tapferstem Kauips- muthe durchglühten jungen Soldaten plötzlich überfällt und von tragischer Einwirkung aus sein spätere» Leben wird, ist dem Autor wahrhaft bewundernswert!» gelungen, wie rbcnio da- Schlachtenbild, welche» er hierbei vor dem Leser ausrollt, sich durch frappirende An- chauiichkeit dem Gemülhe eiuprägt. Il e. ch « » Im Verlage der Buchhandlung de» Evangelischen Bunde» von C. Braun ist nunmehr die zweite Hälfte einer Sammlung vo» Predigten au» de», alten Testament von Pros. I». Witte, Superintendenten undgetstlicherInspectorderLandeSschulePsorta, unter dein Titel „Der rechte (Colt j» Zion" ln 2. Auflage erschiene!, (250 Seiten. Preis geh. 8 .F, eieg. geb. 1.10, welche, der Ordnung de« Kirchenjahre« folgend, die Zeit vom Sonntag Rogate dt« zum Todtenfest umfaßt. Die geschickte Auswahl der meist kurzen Texte, weicht sowohl den Psalmen und Propheten, al« auch den Geschichte- büchern entnommen sind, die knappe abgerundete Sprache, die meist in kurze Sätze gefaßt ist, die einfache klare Einihrilung läßt den ersabrenen Religion-Iebrer und Erzieher erkennen, der namentticl, die Lheilnadme ingendlicher Zuhörer zu wecken und zu fesseln strebt. Wie diese Predigten die Herrlichkeit Gotte-, wie sie sich dem Volle' Israel geofsenbart, in« Helle Lickt stellen, so versäumen sie auch nicht al« christliche Predigten aus de» hinzuweisen, in welchem die Wei- sagungen der Propheten erfüllt sind. I>. » « o Bon Frtderich's „Natur«rscht»te der drutfche« Vögel" sind neuerding« die Lieferungen 15—18 (ä. 1 ^l) erschiene». Diele« gediegene, auLsührliche, mit prächtigen Farbendruckbtldern geschmückte Merk ist schon durch seine früderen Auflagen in wissenschaftliche:, und Liebhaberkreisen rühmlich bekannt. Die jetzt vorliegenden Hesie handeln über die Mvven, Seeschwalben, Wildganie, Wildenten uno viele andere Seevögel, welche die Klippen de« hohen Nordens be- Völkern und deren merkwürdige« Leben und Treiben hier in der anziehendsten Weise geschildert ist. Die trefflichen Abbildungen all der zahlreichen Entenarten, welche im Herbst und Winter die Flusie de« Binnenlandes besuchen, werden besonders auch da« Interesse der Jägerweit Hervorrufen: denn an der Hand dieser naturgetreuen Abbildungen lund trefflichen Beschreibungen wird e» leicht, jeden Schwimmvogel, der hier oder dort dem Schützen «IS seltene Beule zu Theil wird, zu bestimmen, d. h scstzustelle», welcher Art der- selbe angcdört, Iva« bet deren Mannigfaltigkeit und bei der grvsieu Nehnlichkeit, welche namentlich die weibliche» Vögel der verschiedenen Arten unter einander haben, dem Laien ohne ein so zuverläsiigeS Handbuch nicht möglich ist. ** Aus dem Geschäftsverkehr. k FutzboSr,«-Anstrich. Seit einer Reihe von Jahren macht die Firma Georg Coste in kiel ihre Speeialttät Fußboden- Glanzlacke, die sofort und geruchlos trocknen, bekannt. „Keine Störung im Hause", heißt es in de» betreffenden Anzeige», und re ist richtig. Nicht übelriechend, nicht nachklebend sind diese Lacke, die in ihrer Haltbarkeit und schönem Glanze nicht« zu wünschen übrig lasse». Die Lacke trocknen sofort, so -aß bei einem nothwendige» zweimaligen Anstrich der zweite sogleich dem ersten folgen kann. — Jeder kann den Lack verarbeiten, derselbe ist stretchfcrtig und werden -die Slreichtüpfe gleich grutis niitgelicsert. Lllvrlslnstsr LulKvsokIosssnsr Ososo klquvl verpackt in V, V4-kkä.-vo8en 2 soo, ISS, so PI«. »0vd1oLll08 Lvfßv80dI0880llS8 vseso-pulHssvI* verpackt in V, V2 V4-?56.-vo86n Z> 27S, 140, 7S LöstUedes reines Lrowa i »n» I»t L*o11«de. AUHe»E/A?«-/ e/e-r S^i'/e-r „ «Ärck c/^r Ae-.«e, Sreno «v//15 so ,00,/ «-»>, «Aro/zler/--,, kA,0.Z. rabrik: vörrisngtr. 5—7. Lompiow: Lositisstrasse 6, Lwisetisngloek. vsiailxesokLtt: Losttisslrasos 6, parterre. «L ( «> LdtosUiML für vaeae - fabrikatlon. In I-ärtpLlx unä HiistLckl«» bereits in mvbr als 70 xttten vstMsesobLktsL KLttklieb.
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