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Das Schiff
- Bandzählung
- 1926
- Erscheinungsdatum
- 1926
- Sprache
- German
- Signatur
- Z. 4. 6055-23.1926
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19260000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19260000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 5, Mai
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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TlniringerLandgrafenhofe auftauchte,bald aber wieder davonging, angewidert von dem fchma- rotzerhaftenTreiben der dort umGunft buhlen den Ritter und Sänger. Alsdann finden wir ihn bei dem jung gekrönten Hohenftaufen Philipp, deffen Kämpfe mit dem Gegenkönig er rege ver folgt, voller Erbitterung gegen den Papft, der durch Lug und Trug beide Fürften gegenein ander gehetzt hat. Später taucht Walter von der Vogelweide am thüringifchen Hofe auf, wo er für einige Jahre Raft findet und das Amt eines Hofdichters aus übt, zunächft mit viel Freude und Befriedigung wegen der Freigebigkeit des Landgrafen, dann aber doch in großerVerärgerung über die orgien feiernde Rittergefellfchaft, die fich am Hofe zu- fammengefunden hatte. AuchderNeiddervielen weniger begabten und glücklichen Sänger ver gällte ihm fein Amt und trieb ihn fchließlich fort. »Daß man mich bei reicher Kunft läßt alfo armen (arm fein), Gern wollt’ ich, könnt es fein, am eignen Feuer erwärmen« klagt er in einem Liede aus diefer Zeit; aber endlich lachte auch ihm das Glück, als er durch Friedrich II. ein kleines Lehen bekam, und da brach der Jubel aus feiner Bruft: »Ich hän nun lehen, al die werlt, Ich hän nün lehen!« Vorbei war für ihn nun das Leben der Unraft, der Wanderfchaft voll Kälte und Entbehrungen, das er doch bisher geführt hatte, und verklungen auch waren die Lieder des Kampfes, in denen er feinen anklagenden Schmerz zufammengeballt hatte, fein Sang tönte rein und zufrieden, Liebe und Natur umfingen zärtelnd fein wundgefchla- genes Herz. Noch einmal trieb ihn jedoch das Wanderblut hinaus ins Ungewiffe eines derb- romantifchen Sängerlebens, ehe er, zum letzten Male raftend, in Würzburgverftarb. Eine fpätere Legende erzählt, daß auf feinem Leichenfteine den Vögeln immer Futter geftreut werden rnüffe aus dem Ertrag einer von ihm hinterlaffenen Stiftung. Ein Überblick über feine Dichtung zeigt ohne weiteres eine klar erfichtliche Zweiteilung in ftofflicherHinficht.Es find Minnelieder undZeit- gedichte, von denen erliefe befonders durch die Tiefe und Reinheit der Gedanken und die Urfprünglichkeit der Gefühle ftark in ihrer Wirkung find, felbft dann, wenn das Herzblut des Dichters in ungebändigter Leidenfchaft auffchäumt. Immer aberzeigt er fich dabei als ein überlegener Beherrfcher der Sprache, der die fchlummernde Kraft des Wortes in unvergäng lichen Klang und Sinn umzuwandeln vermag, in feinftemlnftinkt,gleichfam künftlerifchenGe- fetzengehorchend,wiefieLeffingfpäteraufftellte, indem er auch unbewußt die Geheimniffe des Rhythmus für alle Stufen der Empfindungfindet, fei es Liebe, Haß, Heiterkeit, Begeifterung,Trau rigkeit oder Melancholie. Die gefamte Skala der Gefühle des menfchlichen Herzens ift ihm be kannt, und mit meifterlicher Hand greift er die Töne aus den Saiten feiner eignen Seele heraus, in echter Empfindung und immer mit dem Be- ftreben, alles in Handlung und frifches Leben umzufetzen. Vor allem ift diefe Meifterfchaft feiner Kunft, zu der fich fchon der junge Goethe begeiftert bekannte, in der Perle feiner Dichtung bemerkbar: Under der linden an der heide, da unfer zweier bette was, da muget ihr vinden fchone beide gebrochen bluomen unde gras, vor dem walde in einem tal, tandaradei, fchone fanc diu nahtegal. Ich kam gegangen zuo der ouwe dö was min friedel körnen e. da wart ich enpfangen here firouwe, daz ich bin saelic iemer me. kufter mich? wol tüfentllunt: tandaradei, feht wie rot mir ift der munt. Do het er gemachet alfo riche von bluomen eine betteftat, des wirt noch gelachet innecliche, kumt iemen an daz felbe pfat. bi den rofen er wol mac, tandaradei, merken wä mirz houbet lac. Daz er bi mir laege, weffez iemen (nu emveile got!) Io fchamt ich mich. wes er mit mir pflaege, nimmer niemen bevinde daz wan er unt ich, und ein kleinez vogellin: tandaradei, daz mac wol getriuwe fin. Neben diefer tiefen Liebeslyrik tönen in feiner Dichtung die herbmännlichen Klänge feiner rein politifchen Diditung auf. Aus feinem Leben wiffen wir, daß er ein von Haus aus armerMenfch war und niemals in die Verfuchung geriet, feiner innern Überzeugung entgegen, die Schande und 34
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