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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920112020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-12
- Monat1892-01
- Jahr1892
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vom Kaiser geladen ist, werden die Minister v. Bccttichcr, Herrfurtb und Graf Zedlitz, sowie die EkcsS deS Militair- und EivilcabinctS General von Habuke und Reellen; LucannS Iheil nehmen. Ter Sitz der parlamentarischen Kämpfe wird al-bald in den Landtag verlegt werden und der Entwurf des Volks sch ulgcsetzes und dessen Berathung uns bald wird erkennen lassen, wie weit zunächst die Forderungen des Zentrums gehen und wie weit die Regierung den Ultramontanen noch nachgebcn will. Bis jetzt baden die gemäßigt-liberale» und die gemäßigten Eonservaliven sich sorglich gehütet, der Negierung Schwierigkeiten zu bereiten, aber schwer genug wird eS ibncn gemacht. In oonstitutionellcn Staaten muß die Regierung durchaus den Kern der national und patriotisch gesinnten Klassen aus ihrer Seite baden. Tie Regierung soll über Len Parteien zn sieben beflissen sein — das ist sie aber nicht, wenn sie sich selbst abbängig macht von dem Wohlwollen der Extremen, von der Zustimmung zufällig zusammengewürfelter Mehrheiten. Auf die Oppositionsparteien, auf Soeialdemo- kraten, Polen und Welfen, aus die Ultramontan:», welche jede politische Frage lediglich vom Standpuncte des „Ge schäfts" ansebcn, darf sich keine Regierung auf die Tauer stützen. Im Reichstag und Landtag wird jetzt, neben anderen Vorlagen, zwei Monate bindurch der Etat bcrathen werde», und Graf v. Eaprivi wird binrcichcnd Gelegenheit baden, bestimmte Stellung zu nebmen. Daß dies recht bald gcschcbe, liegt ebenso im Interesse aller Parteien wie der Regierung, und das erfordert vor Allem das Wobl des Vaterlandes. Die nächsten Wochen müssen diese Entscheidung bringen. Mariae. * Berlin, ll. Januar. S. M. Kanonenboot „Iltis", EommandantEapitain-Licutcnant Müller,ist am lO. Januaren, in Ehinkiang eingetrofsen. * Hamburg, 11. Januar. Dem Dampfer „Professor Woer mann" brach aus der Reise von Loango nach Hamburg die Welle und er mußte als Nothhafen Cadix anlauscn. — Die schissbrüchige Mannschaft der am 21. Teceinber v. I. an der spanische» Küste gesunkenen Barke „Bifod Lindst" traf hier mit dem Postdampser „Argentina" ein. * London, 11. Januar. Admiral Mackenzie, welcher 16 Jahre lang die Stellung eines „HasenmcistcrS der Königin" bc- Neidete und große Popularität besaß, ist heule an der Influenza gestorben. * Kairo, 11. Januar. Eine französische Flotte wird für künftigen Freitag im Hasen von Alexandria erwartet. MiLilairisches. * Schon vor einigen Wochen war in den Blättern die Rede von den Leistungen des kleinkalibrigen Ge wehrS in den Kämpfen des chilenischen Bürgerkrieges. Jetzt liegt ein aus fachmännischer Feder stammender Bericht vor, welchem wir folgende Einzelheiten entnehmen: „Nur eine einzige Brigade der Congreßarmec war mit dein Mannlichergewehr von acht Millimeter Kaliber ausgerüstet, d. h. etwa ein Drittel der gesummten Congreßstreitmacht. Auf 0025 Combattantcn standen 34-16 Mannlichergewehre in der Front. Tie Hauptvorzüge des Mannlicher waren: große Trefsfähigkeit auf kleine, mittlere und große Schußweiten, ungemein leichte An eignung des Gebrauchs der Waffe seitens der Soldaten, Solidität und Güte der Construction, ein sehr bedeutender Einfluß auf die Moral der Truppe und endlich die große Zahl nicht tödtlichcc Verwundungen. Aus 1000 und 1600 m abgegebenes Salven- und Schützenfcuer genügte, das Gelände reinzusegcn und das feindliche Vorgehen zum Stehen zu bringen. Wie die Gefangenen noch auf dem Schlachtselde selbst erzählten, trug das in 6(10 m Entfernung gegen die auf dem südlichen Userrand des Aroncagua postirtcn Licta- tonalen Schützenlinien gerichtete Feuer, vermöge der topographischen Beschaffenheit des Geländes, Verwirrung sogar in die in KXXI und 1600 m aufmarschirtcn Reserveslasfeln. Die durch die Raschheit und Genauigkeit des Feuers hervorgebrachtc Wirkung war so mörderisch, daß die dictatorialen Soldaten nach dem ersten Treffen erklärten, sie wollte» lieber aus dem Flecke erschossen werden, als zum zweiten Male gegen Truppen kämpfen, von denen sie wie Kaninchen getödtet würden. Von den 10000 Mann, die Balmaceda am 21. bei Eoncon in Linie hatte, nahmen 2600 bis 3000 Soldaten an der Schlacht bei Placifla, Len 26., thcil und machten sofort Kehrt, als sie auf 1200 oder 1000 Meter Feuer erhielten. Ter Eongreßsoldat hingegen faßte ein solches Zutrauen zu seiner Waffe, daß er nach dem Tage von Concon sich aus sie wie auf einen Talisman verließ und ohne Furcht den Kampf gegen der Zahl nach weit überlegene Kräfte ausgenommen haben würde. Die leichte Aneignung der Handhabung des Ge- Wehres wird durch die Thatsache bezeugt, daß viele Recrutcn nach nur dreitägigem Umgehen mit der Waffe und einer einzige» Zielübung nebst drei- oder viermaligem Scheibenschießen aus Ent fernungen von 100, 250 und 500 i» bezw. 18, 15 und 12 Procent Treffer erhielten. Die Solidität und gute Beschaffenheit des Ge wehrs zeigte sich darin, daß, obgleich cs wegen mangelnder Zeit Len Truppen in die Hände gegeben werden mußte, ehe letztere die nöthige Hebung batten, dennoch die Beschädigungen der Waffe nicht mehr als 7 bis 8 Procent erreichte», und das nach Schlachten, wo jede Waffe in einem dreistündigen Feuer- gesccht nicht weniger als 160 bis 200 Schuß im Turch- lchnitt abgab. Die ernsteste Gefahr des Mehrladers entsteht durch den Munitionsverbrauch, den seine Anwendung mit sich bringt, sowie durch die Schwierigkeit der Munitionszusuhr an die in der Front stehenden, d. h. in der denkbar cxpvnirtesten Lage befindlichen Truppen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß Ab- kilse nur in Durchführung der strengsten Feuerdisciplin gegeben ist, denn die Heranschofsnng von Ersatzmunition in die Feuer- linie ist bei der Offensive unthunlich und die Patrontaschcn der Tobten und Verwundeten genügen nicht für de» Bedars einer Compagnie, deren Gefechtsstcllung ein rechtwinkctiges Viereck von 100 m Front bei 300 ni Tiefe bildet. Die vom Mannlichergewehr verursachten Wunden haben einen ganz eigenartigen Charakter; sie tödten entweder sofort oder verbürgen eine Heilung ohne Ver wickelungen oder absonderliche Leiden. Die Knochen waren selb st aufdiegrößtenEntsernungen glatt durch schlagen, ohne daß Stahl- oder Bleitheilchen zurückblicbcn oder Knochen- lbeilchen absplitterten, welche zur Verschlimmerung der eigentlichen Wunde beitragen. Die herausgezogenen Geschosse hatten ihre ursprüngliche Form bewahrt. Zum Schluß die Bemerkung, daß die Einfettung der Patronen uns viel Verdruß bereitet hat, weil da- durch das regelmäßige Functioniren der Waffe gehindert wurde. Das Fett nimmt nämlich Sand und Staub an, welcher das Patronenlager verstopft und das freie Spiel des Mechanismus unmöglich macht. Dieser Uebelstond wurde in Jquique beobachtet und die Rciniguiig aller Munition von der Einscltungs- substanz befohlen. Das hatte zwar eine Erhitzung des Laufes zur Folge, aber wir bemerkten, daß nach dem 20. Schuß die Erhitzung nicht mehr stieg und daß, dank dem starken, den Laus umhüllenden Holzschast die Waffe ohne Schwierigkeit sich handhaben ließ. Selbst »ach dem 100. Schuß war die Hitze des Laufes nicht stark genug, ui» eine Verbrennung der Hand herbeizusühren. Die Ueberlegen- beit des Mehrladers über das Grasgewehr LI. 78 74 und das Comblaingewehr LI. 78 ist unbestreitbar." Sorial-olitisches. * Eine bemerkenswerth« Entscheidung bezüglich des Rechtes au> Empsang der Altersrente sällte das Reichsversicherungsamt in der Revisiousinstanz. Bei der Frau Kamincrgerichtsralh Ilr. Friese steht die 71 Jahre atte unverehelichte Marie Page schon seit einigen 40 Jahren im Dienst und erhält seit den letzten Jahren, da sie nicht mehr im vollen Maße leistungsfähig ist, nur noch an Stelle eines Gesindelohn« neben freier Station eine Wrihnachtsgratisication von 75 >l. Das Versichernngsamt Berlin wies den Anspruch der Page ans Altersrente zurück, weil sie nicht mehr in einem ver- sicherungspflichtigcn Betriebe beschäftigt gewesen und sich ihre Stellung bei der Frau Kammergerichtsrath l»r. Friese nur noch als dir der Empsängerin des Gnadenbrodes charakterisire. TaS Schieds- gericht sprach der Antragstellerin aus die eingelegte Berufung die verlangte Altersrente zu, und gegen diese Entscheidung richtete sich die Revision der Versicherungsanstalt Berlin. Deren Vertreter führte im Termin vor dem Reichsversicherungsamt aus, daß das Weihnacht»- geschenk nicht als Lohn im Sinne des Gesetzes anzusehen sei. und beantragte unter Aushebung de« Schiedsgerichtsurtheils Ablehnung des Rentenanspruchs der Revisionsbeklagten Hiergegen trat der Reiikscommiffar v. Sybel sehr warm für den Anspruch der Revisions- heklagteu eiu, welch« auf die 75 -XI Weihnachtsgratifikation einen vertragsmäßigen Anspruch habe. Welche Bezeichnung diesem Anspruch beigetegt sei. ist glcichgillig. Das Reichsversichcrunasamt trat dieser Auffassung bei und verwarf deshalb die eingelegte Revision der Ver- icheruugsanslalt. SocilildtinokriitischkS. O. U. Aus dem Gewcrkschastscongreß in Halberstadt, dem ersten in seiner Art, wird es zweisellos zn sehr interessanten Auseinandersktzungeii kommen: denn die zum Theil sich vollständig gegenübrrslehendeu Anträge von Gcwerkichasten liegen bereits vor. Ein sehr dclaillirter Plan bezüglich der Neuorganisation ist von de» Zimmerern und Schneidern ausgearbeite» worden: letztere haben die Errichtung eines Arbeitersecretariats unter ihren For derungen ausgenommen. Tic Gewerkschaften Dresdens ver langen die Arbeitslosenunterstützung, die K upscrschmiedc Deutsch- landS fordern, daß Ausstände nichtorganisirter Arbeiter von Seiten der Gcneraleommissivn mit Gewerkschasisgeldern nicht unterstützt werden dürfe». Tie Bäcker wollen, daß nur AngrissSslreiks solcher Gewerke und Industrien unterstützt werden, in welchen noch keine regelmäßige Arbeitszeit durchgesührt ist, und daß ferner Streiks in den NahrungSmittelbranchen nur in den ersten 14 Tagen unterstützt werden. Die Ausgabe», welche der Gencralstreik- coniiniifion zugewieien worden, sind so verschiedenartige und zum Theil ich so widersprechende, daß dieselbe jegliche Bedeutung verlieren würde, falls eben diese Anträge zur Annahme gelangen. Im All gemeinen leuchtet aus allen Anlrügen die Tendenz hervor, vorerst allen Streiks aus dem Weg zu gehen; immer mehr scheint sich das Gefühl Bahn zu brechen, daß für eine längere Zeit durch Streiks nichts mehr zn erreiche» sei. Zwei, drei Agitatoren können, wie die Verhältnisse gezeigt haben, dieses Gefühl aber wieder sehr leicht beseitigen und die Streitlust entfachen, aber die Thalsache steht fest, daß sie jetzt bei den Massen in keiner Weise vorhanden ist. Die Gcueralstreikeomliiissio» ist übrigens zur Zeit vollständig ausgepumpt und wird daher auch ihrerseits Alles thun. um die Streitlust nicht aujkommen zu lassen: die Halbersiädtcr Gewerkschastsconserenz dürste zwar hinsichtlich zukünftiger Lohnbewegungen den Mund ziemlich voll nehmen, aber zu bedeulcn hat das nichts, die Führer müssen aber, um ihre Rolle weiter spielen zu können, fort gesetzt von sich reden machen. Lllchdrilcktrbtlvtgllilg. tli. Jena, 12. Januar. Der Buchdruckcrslreik ist auch in unserer Stadt ungünstig für die streikenden Gehilfen verlausen. In der Druckerei der „Jenaischen Zeitung" waren überhaupt nur zwei Setzer in den Streik eingctrclcn, von den 26 Setzern der Pohlc'schen Druckerei, welche die Arbeit niedergelegt batten, haben 10 dieselbe wieder aus genommen, für einen Theil der anderen Gehilfen ist Ersatz durch fremde Hilfskräste gesunden, so daß jene ihre allen Stellungen nicht mehr wicdcrerlangen werde». Sie können sich nun an die Zeitung des Abg. Harmcning, das „Jenaer Volksblntt", halten, welches die Arbeitgeber als „Zcitungsbarone" verhöhnte und den Streik als den aUergcrcchtestcn vcrtheidigle. Schulwesen. 800 Taubstumme haben eine Eingabe an den Kaiser gerichtet, in welcher sie unter Hinweis darauf, daß die große Mehr zahl der Taubstummen selbst bei martervollstcr Anstrengung das erwünschte Ziel der Lautsprache nicht einmal annähernd erreicht, bitten, die Frage der Taubstummenbildung aufs Neue zu erwägen und neben der Lautsprache die lange ersehnte Gebärdensprache in den Unterricht der Taubstummen ihr Recht werden zu lassen. Tie wissenschaftlichen Hilfslehrer in Berlin — etwa 150 an der Zahl — haben an den Cultusminister eine Eingabe gerichtet, in welcher sie anssühren, daß durch die in den neuesten Lehrplänen vorgesehene Verminderung der Stundenzahl ihr Ein- kommen geschmälert werde. Tie Mehrzahl der Hilfslehrer wird nämlich stundenweise bezahlt; ein großer Theil von ihnen unter richtet sogar unentgeltlich, um Anwartschaft aus Anstellung zu er- langen. In Oesterreich-Ungarn findet die Steilschrist guten Boden. In Wien wird bereits an 80 Schulen beziehungsweise in 300 Clasfen Steilschrist geübt. In Troppau hat man beschlossen, die senk rechte Schrist in allen dortigen Bürger- und Volksschulen einzu- ührcn, und der königliche Schulstuhl in Pest hat den Wunsch ausgesprochen, daß in sämmtliche» hauptstädtischen Schulen im nächsten Schuljahre anstatt der Schrägschrift die Steilschriit gelehrt werden solle. — Unlängst war der städtische Schularzt llr. Krug aus Dresden behufs Studiums der Steilschrift in Wien und hat ich aus Grund der dabei gemachten Wahrnehmungen sür Strilschrift ausgesprochen und wird in Dresden für die neue Schriftart wirke». Leipziger Gärlnerverein. -k- Leipzig, 0. Januar. Soeben versendet der im Jahre 1843 begründete Leipziger Gärlnerverein — beiläufig bemerkt der älteste Verein dieser Art in Sachsen — seinen vom Schriftführer Herrn Reich» rdt-Liudenau vortrefflich verfaßten Jahresbericht über das letzte Vcreinsjahr. Wir entnehmen demselben folgende allgemein interessante Einzelheiten. Zu jeder Zeit, und zumal in der jüngsten, hat eS der Verein verstanden, das Ziel, welches er sich gesteckt hat, zu verfolgen und die Interessen seiner Mitglieder wahrznnehmen. Dieser Umstand gewinnt noch dadurch nii Bedeutung, daß sich immer mehr Mit glieder um seine Fahne schaaren und sehr hochgestellte Herren die ihnen zucrkannte Ehrenmitgliedschast des Vereins annehmcn. Im Be richtsjahre wurden die Herren .Krcisbauptmaiin v. Ehrenstein und Bürgermeister Justizrath Or. Tründlinzu Ehrenmitgliedern ernannt. Nachdem diese Herren gelegentlich der zu Anfang des Vercinsiahrcs stattgesundenen Chrvsanlkemum-Ausstellung ihr Wohlwollen für den Leipziger Gärtnerverein bereits bethätigt haben, haben sie in liebens würdiger Weise und in Gcmcinschast mit den: langjährigen Ehren- mitglicde, Herrn Oberbürgermeister l»r. Georgi, auch für die Folge ihr persönliches Eintrelen für die Vereinszwccke in Aussicht gestellt; eine Zusicherung, deren Zweck von allen Mitglieder» dankbar anerkannt wird. Ein gutes Gelingen ist der Ckrhsanthemiim-Ausstellung zu Theil geworden, die eine kaum erwartete Ausdehnung annahm und sich der ungethcilten Anerkennung nicht nur des Publicums, sondern auch der gesammtcn Fach- und Localpressc zu erfreuen hatte. Ter Bericht erwähnt dann die Jubiläumsausstellung, deren wir bereits gedachten, und fährt dann fort: Eine zum Thcil recht tief in die Verhältnisse des Einzelnen einschneidende Veränderung hat die im Lause des Vorjahres eriolgte Eröffnung der Markthalle »nd die Verlegung des gesammlcn Marktverkehrs in dieselbe verursacht. Wie berechtigt cs war, betreffs der Markthalle erst die praktischen Ersahrungcn abzuwarten, che man ein llrtheil füllt, das haben auch die verschiedenen Vcreinssitzungen, in denen die Markthallen- Angelegenheit aus der Tagesordnung stand, bewiesen. Ter Verein rechnet es sich als Verdienst an, wenn den Wünschen der Jnteresfcntcn in einigen Punclen seitens des Rathes Rechnung getragen wurde, und er wird es auch ferner für seine Pflicht erachten, nach bestem Könne» de» berechtigten Klagen seiner Mitglieder ciilgegenzukommen und Abhilfe zu schaffen versuchen. Nachdem der Bericht dann noch einer Neueinrichtung des Vereins, der Beschaffung von Wcrthzeugnisscn, sowie zweier besonders wiffcns- wcrthcr und iuteresiauler Vorträge gedacht bat, kommt er zur Er stattung des ausführlichen Berichts über den Stand, die Wciter- entwickclung und die Tbatigkejt des Vereins. Danach zählt der Leipziger Gärlnerverein gegenwärtig 174 ordentliche und 7 Ehrenmitglieder. Neu traten in der Bericlilszeit 12 Fachgeiiosscn ein, während 8 nusschicde». Versammlungen fanden, einschließlich der Hauptversammlungen, 36 statt, gegen 41 im Vorjahre. Dieselben waren von l:G4 Mit gliedern und 62 Gästen besucht, im Vorjahre von 1468 Mitglieder» und 46 Gästen. Bei der im November veranstalteten Vorslands- ivabl wurde an Stelle des eine Wiederwahl als stcllvertrelendcr Vorsitzender ablehnenden Herrn F. Merker in Lindcnau Herr August Hupe in Leipzig gewählt. In Len Vcriammlungen sandcn 25 Ausstellungen von seltenen Blumen und Pflanzen, die von den Mitgliedern geliefert worden waren, statt. In jedem einzelnen Falle prusten die dazu gewählten Commissionen in der gewissenhaslesten Weise die Gegenstände und erkannten je nach der Natur der letzteren Preise und Anerkennungen den Ausstellern. Außer den Vorträge» wurden zwei Referate er- stattet. Besprechungen knüpften sich an 17 Themata, Beschlüsse faßte der Verein im Hinblick aus 41 Angelegenheiten, meist sachlicher Natur. Aus alledem geht zur Genüge hervor, daß auch im verflossenen Vereinsjahre überreicher Stoff zu Verhandlungen vorhanden war; gaben einmal die ausgestellten Pflanzen Anregung zu lebhaftem Meinungsaustausch über die verfolgten Culturmetdoden der Herren Aussteller, so gingen den meisten der gefaßten Beschlüsse reckst ein- gehende Berathungen voraus und knüpften sich an alle Themata tebbaste Besprechungen. Ter Verein nahm im Bericht-zahre einen Besuch de» königlichen Botanischen Gartens, der Gärtnereien der Herren Kaiser und Otto Mann, sowie, einer Einladung des Herrn Pinkert folgend, des Zoologischen (Kartells vor. Tic Beziehungen des Vereins zu seinen Schwesiervereinen sind noch dieselben guten wie bisher. Nachdem der Bericht noch des Heimgegangenen Mitgliedes Herrn E. Arnold in ehrender Weise gedacht hat, schließt er mit dem Wunsche, daß dem Leipziger Gärlnerverein auch in Zukunft die alte Lebens- sähigkeit erhalten bleibe. Schreberverein Leipzig-Lindenau. Am Mittwoch, den 6. Januar, hielt der Schreberverein zu Leipzig- Lindenau im Saale des „Leipziger .Kiudl" seinen Vereinsabend ab. Die Betheiligung war eine so zahlreiche, daß nicht alle Erschienenen Platz finden konnten, ein Beweis dafür, daß auch in Liudenau die Bestrebungen des Schrebervereius immer mehr Anklang finden. Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste und Mitglieder durch Herrn Pretzsch wurde der Abend, als erster nach Weihnachten, mit einer kleinen Weidnachtsseier eingeleitet. Diejelbe wurde durch den Gesang des Liebes „O du fröhliche —" von einem wohlgrschullen Knabenchor unter Leitung des Herrn Lehrer Schrödter eröffnet. Sodann gedachte Herr Lehrer Schrick: l des WcihnachlsscsteS und des NcujahrlageS. Hierauf wurde von den Knaben wiederum ein Lied zu Gehör gebracht. Den Mitlelpunet des Abends bildete der Vor trag des Herr» Schuldirector Pfütze über das trefflich gewählte Thema: Schule und Haus. In Folgendem wollen wir den Vortrag, von dem wir wünschten, er wäre noch mehr Eltern zugänglich gewesen, kurz wiedergebe»: Tic Familie, dir älteste Lebensgemeinschaft, l at das meiste Interesse an der Schule. Früher hat sie allein die Erziehung besorgen müssen und erst bei einlretender Arbeitstheilnng hat sie einen Thcil des Erziekungsgeschasts der Schule übertragen. Das Haus ist auch jetzt noch dir größte und wichtigste Erziehungsanstalt, eS kann aber der Schule nicht entratben: denn den Eltern fehlt eS ost an Kenntuiß und Einsicht zur Erziehung, manche sind selbst nicht erzogen. Am häufigsten ist Mangel an Zeit beim schweren Kampfe ums tägliche Brvd ei» Hiuderniß zur Ausübung des Erziel,»ngsgejchästes. Früher war die Schule nur ein Lernhaus; aber sie ist in neuerer Zeit ein Erzichungshaus geworden. Freilich darf man ihr nicht zu viel aus- bürden. Schule und Elternhaus gehören zusammen, wen» etwas erreicht werde» soll. Sie dürfe» aber nicht neben einander, sondern sie müssen mit einander wirke» Worüber sollen sie sich verständigen? Zunächst über die Gesundheit des Kindes, über die körperliche und über die geistige. Dan» erst ist eine individuelle Behandlung des Kindes durch den Lehrer möglich. Tie Familie lernt die Kinder besser kennen, weil diese nicht durch die straffe Zucht verhindert werde», sich srci zu zeigen. Tie Schule und das Haus müssen auch über das Ziel der Erziehung einig sein, damit neben der Bildung der Intelligenz die Gemüthsblldung nicht vernachlässigt werde. Aus welchem Wege ist nun diese Verständigung zu erzielen? Die häuslichen Arbeiten, die zur Be seitigung und zur selbstständigen Verwendung des Gelernten nöthig find, sind geeignet, als Bindeglied zwischen Schule und Haus zu dienen, wen» sich die Eltern um dieselben kümmern. Ebenso können Mitt Heilungen, die von der Schule an das Haus gelangen, zur Verständigung führen. In erster Linie sind die Censurcn beruien, den Eltern daS Urtheil der Schule über das Kind zu vermitteln und dadurch das der Eltern zu corrigirc» Ferner kann durch schriftliche Mitt Heilungen die gewünschte Verbindung her- geflellt werden. Leider hat die Schule damit schlimme Erfahrungen gemacht, indem sie ost von den Ellern schroff zurückgcwirsen worden ist. Schön wäre es, wenn auch vom Elternhause schriftliche Mitlheilungen an die Lehrer gelangte» Am besten ist freilich der persönliche Verkehr zwischen Eltern und Lehrern, den die Schule durch die auch in anderer Beziehung werthvollcn Lchul- spaziergüngc anznregen sucht. Wen» die Kinder aus der Schule entlassen find, hört das Band zwischen Schule und Haus leider meist ganz auf. Ja, sehr ost sind die jungen Leute auch vom Ellernhause getrennt. Fainilicnabcndc sür Fortbildungsschüler. wie sie Herr Tircctor Pache in Liudenau eingerichtet hat, können diesen Mangel einigermaßen ersetzen. Für Mädchen müßten, wie cs ja in Leipzig der Fall ist, ähnliche Einrichtungen durch dazu geeignete Frauen hervorgcruscn werde». Tie Schule könnte sich daran bc- thciligcn, indem Lehrer Vorträge über geeignete Themen hielten. Auch der Schreberverein ist berufen, die Verbindung zwischen Schule und Haus zu befestigen. Nach diesem sür alle Zuhörer interessante» und anregenden Vor träge kamen »och einige Zithervorträgc zu Gehör. Herr Pretzsch erfreute die Anwesenden durch einige gut gewählte Tcela- inationen. Ferner brachte der Oehmichen'sche Sängerkreis mehrere Lieder zum Vortrag. Ter Schreberverein kann mit Vc- sricdigung auf diesen wohtgelungenen Abend zurückblicken. vermischtes. -8- Halle a. S., II. Januar. Kürzlich berichtete ich Ibncn, daß der bekannte Angenarzt Herr Geheimer Mcticinal ratb Professor I>r. Graese da« Amt eines Vorstehers der hiesigen königl. Augenklinik niedergelegt hat. Heute kann ick Ihnen mitthcilcn, daß Genannter seine Zeit der von ibn, geschaffenen Privatllinik in der Schwetschkestraße und deren Kranken fernerhin voll und ganz widmen und n»s so er halten bleiben wird, lieber den Nachfolger des Herrn Pro cssor llr. Graese sür die königl. Augenklinik ist noch keinerlei Verfügung getroffen. Geleitet wird sic zur Zeit von dem langjährigen ersten Assistenten Herrn Professor I >r. Bunge. — Der hiesige Böttchergcsel len Verein führt bei Ge legcnhcit seines Fastnachtsballcs zu Fastnächte» im „Prinz Earl" den allbistorischcn Schäffler- oder Rcistan; aus. Dieser eigenartige, aus dem Mittelalter stammende Tanz erfordert bei seinen vielen Touren eine ganze Reihe Proben, die schon nächsten Sonntag beginnen. ---- lieber den Ncuhaldcnslcbcr Leichenfund meldet die „Magdeb. Zeitung": Ter Ausruf, welcher von der hiesigen Staatsanwaltschaft betreffs des Leichensundes in der Neuhaldcnslcbcr Forst erlassen war, hat beim Publicum sür diese Angelegenheit und das ihr zu Grunde liegende Verbrechen ein reges Interesse hervorgerusen und dazu gesührt, daß den Behörden manchertci zur Aufklärung dienliche Fingerzeige zugegangcn sind. Aus Grund der durch eine solche Millheilung gewonnenen Spur ist es dem Herrn Criminat- commiffar Schmidt von hier gelungen, gestern die Schneiderin Dorothee Buntrock zu Osnabrück und in vergangener Nacht den Glaser und Agenten Friedrich Erbe zu Bielefeld wegen dringenden Verdachts des an der Emma Kasten begangenen Ver brechens sestzunehmen. Wir wir glaubhait vernehmen, sind bei der Buntrock verschiedene Habseligkeiten der Emma Kasten gesunden worden, welche nur durch de» Raubmord an die jetzige Besitzerin gelangt sein können. Wie schon von anderer Seite mitgetheilt, sind die Mörder der unverehelichten Emma Kasten ergriffen worden. Tie Hauptthälcrin, die unverehelichte Torothee Buntrock, lebte in Magdeburg als Näherin: sie crlhcilte Unterricht im Zuschneidcn und suchte überhaupt durch verschiedenartige Machenschaften junge Mädchen an sich zu ziehen. Sie wohnte hier in der Berliner, der Schrotdorser und noch anderen Straßen. Vor etwa einem Vierteljahr ist sie aus Magdeburg, wo ihr jedenfalls der Boden zu heiß wurde, nach Osnabrück verzogen, wo sie verhaftet wurde. Es wurden bei ihr eine Anzahl der der Ermordeten geraubten Sache» vorgesunden; bei ihrer Verhaftung trug sic sogar Kleidungsstücke und de» Hut der Ermordeten. Nach den bei der Buntrock Vorgefundenen Briefen gelang es unserer Criminalpolizci, den Spießgesellen der Buntrock, der hier mit ihr zusammen gelebt haben soll, in der Person des Glasers Friedr. Erbe, eines schon zwei Mal wegen Falschmünzerei mit Zucht haus vorbestraften Menschen, in Bielefeld zu ermitteln und gestern zu verhaften. Erbe hatte früher hier in der Regierungsslraße eine Wohnung inne Tie Tbäterichast der Beiden soll säst zweisellos sein, da die Beschreibung der drei Personen seitens eines Wirthe-s in Nkuhaldensleben, der die Ermordete mit ihren Begleitern vor der Ausführung des Mordes gesehen hat, mit den Persönlichkeiten der Betreffenden übercinstimmt Die Nachricht von der Verhaftung der Buntrock war schon gestern in unserer Stadt verbreitet, sie fand aber wenig Glauben, da die große Thätigkeit unserer Criminalpolizei bisher erfolglos geblieben war. Es war seit dem Tage des Mordes, der am 21. Mai 1801 geschehen sein dürste iam 21. November wurde erst der verscharrte Leichnam der Kasten ausgesundcn) eine zu lange Zeit verstrichen, wodurch die Nachforschungen ungemein erschwert wurden, zumal auch eine Hauptzeugin, die Schwester der Kasten, inzwischen verstorben ist. lim so höher ist jetzt der Ersolg an- zuschlagen, der hoffentlich dazu führen wird, daß die Urheber dieses schrecklichen Verbrechens der verdienten Strafe Versalien. --- Berlin, lO. Januar. Hier hatte sich jüngst ein Student aus dem Tempclboser Felde bei Berlin er schossen. Jetzt werden die Motive zu dieser beklagenS- werthen Thal bekannt, w«lche sehr dtprlunrend wirken müssen. De» reichbegabte junge Mann war der einzige Sobn eines bekannten und beliebten Berliner Schul mannes; die besten Aussichten sür die Zukunft boten fick' ibm. Er war ein gewandter Schläger und batte er nicht weniger als acht Mensuren, zum Tlieil mit schwerem Blutverlust, hinter fick'. Da warfen ibm die „Germanen", gegen die er beim letzten Male „losgcwesen", vor, er bade dabei ein wenig mit der rechten Wange gezuckt. Die Ehre der „Alemannen", bei denen er die „Waffen belegt" batte, erforderte ein neues Duell, das neunte des Studenten, welcher fick dazu nicht ohne Weiteres bereit erklärte, da ibn die ganze Sache anzuckeln begann. Jetzt wurde er gedrängt und gcbänselt, aufgestachelt und verhöhnt Der Truck, den man aus ibn ausübte, spottet jeder Beschreibung, sau sollte man cs nicht glaube», und dock« erfährt eS die „Berliner Zeitung" aus sicherer O.uclle: er erhielt ein Weihnachtspackct, dessen viele Verhüllungen große Er Wartungen in ikm erregten, das aber — eine Pistole barg. Mit der von einem schönen Geniüih zeuczcndcn Widmung: „Da hast Du die Pixtaulc, Schieß Dir damit in dem Maule." DaS war dem jungen Manne, den» Stolz seiner Ellern, zu viel, seine Sinne verwirrten fick', unk statt den oder die Einsender mit der gebührende» Verachtung zu strafen und fick, ganz von allem Renommirwcsen zurückzuzichcu, nahm er die Pistole, ging aufs Tcinpelboscr Feld hinaus und erschoß sich. Eine schöne Weiknachtü lleberraschnng sür die armen Eltern, an der Diejenigen zunächst schuld sink, welche cs über das Herz bringen konnte», solch ein Weib nacktsgeschenk mit solch einer Widmung abzusentcn! Aber im Eirunde sind an dem beklagenSwcrtben Enke des Acrmstcn >ene Anschauungen schuld, welche in de» schlagenden Vcr bindnnge» Kerrschen, und die cs gestatteten, eine» Jüngling, der schon so ost seinen Mutk bewiesen, der „.Kncifcrei" zn beschuldige», weil er die Geschickte jetzt endlich satt hatte. Wahrlich, ans diesem Fall sollte man die Mahnung her nchmcn, endlich eine gründliche Reform deS Verbindung»!- Wesens cinzuleile». (D Gera. I l. Januar. (Gestern und beute fanden wieder holt Probefahrten mit Accnnlulatorcnwagcn stakt, welche zur Zufriedenheit aussiclcn und eine baldige Betriebs erössiinlig der neue» Straßenbahn in Aussicht stellen. Der Bericht über die letzte Sitzung deS Stadtratbcs enthält die bemerkenswertbe Mittbeilung, daß vom kaiserlichen Obcrpost director in Erfurt ei» Schreibe» cingclrosfc» ist. nach welchem bei der am 30. Dcccmber vorigen Iakrcs von der Gcracr Straßenbahn vorgcnoinnicncn elektrischen Probcbelcuchtung nicht wahrgcnommen ist, daß durch den Licktbctrieb die Reichs- Telegraphen- und Fcrusprcchlcitungcn in störender Weise be einträchtigt worden wären, und daß einer Fortführung des Licbtbctricbcs deshalb Bedenken nicht cntgcgcnstchen. — Gotha, ll. Januar. Heute wird auf Friedhof V. an einer Leiche ans München die l ooo. Feuerbestattung vollzogen. — Der Einbrecher, welcher vor einigen Wochen im Stcucramtc Roda mit großer Frechheit einen Diebstahl aussübrtc, ist in der Schweiz ergriffen worden. Es ist der ans der Strafanstalt Gräscntonna entwichene Sträfling Gcisenhaincr aus Roda. Bei dem Diebe wurden noch 2ooo .Xk und mehrere gestohlene Obligationen gesunden. — BrcSlan, >2. Januar. Rack» Meldungen aus .Königs Hütte ist der Schacht ans der Dentschlanrgrnbe gestern aus gebrannt. DaS Feuer soll durch die llnvorsichtigkeit eines Arbeiters entstanden sein. ---- Gclscnkirchcn, II. Januar. Zur (Gründung eines VolksvcrcinS als Gegenwirkung gegen die socialkemokratischen Bewegungen fand hier gestern eine stark besuchte Vcrsainm- lnng statt. Die Mehrzahl der Erschienene» waren Bergleute. Die Redner warnten vor der Verlockung der Soeialdcmo- tralcn. Unter großem Beifall der Zuhörer fand eine außer ordentlich starke Beitrittserklärung znm Vereine statt. Be- incrkenswcrll, ist hierbei, daß Gclscnkirche» »nd Umgegend der Hort der Socialdcinokratic ist. — Lübeck, 11. Januar. Der Director deS praktischen Handclölehrinstitnts und Verleger der „Lübeckischen Anzeigen", G. W. Reh, ist gestorben. — (Kniundcn, ll. Januar Der Bronchialkatarrk der .Königin von Hannover ist im Abnchnic»; die Besserung des Allgciiiciiibcsindcns hält an. Dublin, ll. Januar. Der Antrag an die Königin und den Prinzen von Wales, gelegentlich der Hochzeit des Herzogs von Elarcnec tKlückwunschatrcsscn zu richte», wurde von der hiesigen Statlvcrlrclnng mit 37 gegen Stimmen abgelelmt. — Rom, 11.Januar. „Italic" meldet, Fürst Torlonia habe seine Kunstgalcrie dem Staate geschenkt, damit sie der zu schaffenden Rationalgalcrie cinvcrleibt werde. — Neapel, 12 Januar. (Gestern Abend ergoß sich ein Lavastroi» vom Vesuv gegen Atrio dcl Eavallo. —>>. Eine schlimme Rcujahrsuicssc. Vor zwei- hnndcrlsünszig Jaliren, >612, gab es eine traurige Neujahrs messe. Sic wurde zwar am Neujabrstagc nni 12 Uhr, nach altem Mcßbranche, cingclantc», aber cs kamen nur wenig fremde Kanslcute »ach Leipzig. Sie hatte» auch guten Grund dazu, kenn die Unsicherheit aus den Lantstraßen durch streifende Soldatenrotten war groß nnd Handel »nd Wandel lagen in Folge der langen Kricgswirren gänzlich danieder. Am l. Januar kam die Botschaft »ach Leipzig, daß die Ham burgcr Kauslcute und ihre Wagenführer in der Nähe von Landsbcrg von 3«»o schwedische» Reiter» angcsallcn, ihre Waarcn geplündert und ihnen 7<» Pscrdc abgcnomnlcn worden wären. Die Hamburger kamen ohne Waaren und völlig mittellos in Leipzig an und mußten fremde Hilfe nachsuchcn Eine 'Appellation an den schwedischen Gcncralissinius, mit Hinweis auf die von nichrcrcn Kaisern bestätigte Freiheit der Haiidclsstraßcn, gleichviel ob in Freundes oder Feindes Land, wurde verlacht, linier solchen »»günstigen Umständen ver schob der Ratb die Messe bis zur Lichtmeß, aber die Zeit batte sich bis dahin nicht gebessert. Trotzdem erschien am 31. Januar eine neue Stenerverordnung, »ach welcher von den Waarcn von jedem Thaler Werths 2 bis o Pfennig »nd von Karte» und Würfeln 2 Groschen Aceisc erlegt werten mußte». Am 2. Februar wurde die Messe zuin zweitenmal: cingclautc» »nd obgleich die Hamburger nnd Nürnberger wegen der Aeeisc ihre Läden und Buden nicht öffneten, doch ein leidlicher Markt gemacht. Eki»c fische Höflichkeit. Die strenge chinesische Höslick'kcit verlangt, daß, wenn Jemand einen Anderen be grüßt, er dessen Person und Eigenschaften und Alles, was fick' ans ilm bezieht, oder ihm angchört, mit den höchsten Lob sprüchen bezeichnet, von sich nnd seinen eigenen 'Angehörigen aber stets in möglichst tadelnder und herabsetzender Wcüe spricht. Da gestaltet fick» nun die Unterhaltung etwa in folgender Weise: „Welches ist der erhabene Name, der das Glück bat, die Verdienste eines so seltene» Mannes, wie Du cs bist, zu bezeichnen?" Daraus die Antwort: „Die erbarm licke, nichts bctentcndc Benennung eines so gcmcinc» Kerls, wie ich cs bin, lautet „Wong". W-ong beißt eigentlich Mist käser, aber denke nicht daran, sonder» lieber an eine alle Bratpsannc." — „Und wo befindet sich Deine schöne, Palast ähnliche Wohnung?" Antwort: „Meine jämmerliche, zer löcherte Hütte steht in der traurige» Statt Snciian " —„Wie viel bildschöne, holdselige, hossnnngsvollc Kinder hast Du?" Am wort: „Ich habe fünf häßliche Rangen, wahre Affen, die nickt Werth sind, daß ihnen täglich von Deinem ergebensten Diener, ihrem Vater, die nichtswürdigen Buckel auSgchaucn werden " — „Wie ist die Gesundheit Deiner schöne», liebreizenden, jungen, tugendbaslcii Gemablin?" Antwort: „Mein Käß lichcs, boshaftes, liederliches, altes Weib bringt Dir ihre Grüße dar, tbät' aber besser, sie sür sich zu behalten."
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