aufgabe bestehe, Charaktere zu bilden und ins Leben zu entlassen. — Die An wesenden sangen darauf das von Prof. Pfautsch für diese Abschiedsstunde ge dichtete Lied „Vale, Luther-Gymnasium“ nach der Melodie „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“ (s. Epilogus S. 50/51), das mit der Strophe schließt: „Du lebst im Gedächtnis, Ob selber auch stumm, Ein heiliges Vermächtnis: Luthers Gymnasium!“ Nach feierlichem Schweigen der Versammelten ergriff Rechtsanwalt Mehliss das Wort zur Gedächtnisrede, in der er u. a. ausführte: Wenn man als Gründungs jahr der 1. Lateinschule in Eisleben das Jahr 1525 ansetze, so sei über 400 Jahre der segenspendende Quell humanistischer Bildung in unserer alten Schule ge flossen. Alle Errungenschaften neuzeitlicher Wissenschaft und Technik hätten nicht erreicht werden können, wenn nicht der Humanismus mit seiner Rückkehr zur Antike und durch die Beschäftigung mit den alten Sprachen den neuzeitlichen Menschen zum Denken erzogen und aus der Enge scholastischer Befangenheit zum vollen Menschen gebildet hätte, dem nichts Menschliches fremd sei. Daß man sich aber auf die Wurzeln unserer Geisteskultur wieder werde besinnen müssen, das sei sein unerschütterlicher Glaube. Der Redner schloß mit den Worten: „Wird dann auch wieder das Luther-Gymnasium zu neuem Leben erwachen? Wird man auch in Luthers Heimat dann wieder etwas von Luthers Geiste verspüren? Wird man sich dann darauf besinnen, daß die Ehre einer Lutherstadt auch eine Verantwor tung mit sich bringt? Wir wissen es nicht. — Ostern ist nah’, das Fest der Auf erstehung! Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Nach diesen ergreifenden Abschiedsworten widmete als Abschluß der Feier stunde Professor Pfautsch der versunkenen Anstalt folgenden Abschiedsgruß Die Schule „aus“! Verhaucht ihr Leben, Die Fahne sinkt am Schaft herab, In Wort und Sang ward ihr gegeben Die Ehrensalve über’s Grab. Doch — schloß der Zeitgeist auch, der arge, Gewaltsam Deinen Erdenlauf —, Wir pflanzen glaubensfroh am Sarge Das Banner unsrer Hoffnung auf.