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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920220029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892022002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892022002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-20
- Monat1892-02
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ISO.- 11, so.— 11, »10.- ,4 ISO,— II, « »1cl> pr Otilct, i»loo 13-» !>88r>«, v,j«v >U»e, nar. 31». >L>»x»i>E,> — 4°» - V»»t8» -ps«r,I.»!i« V>ll- loll^ >81» 12v»r- >r Union v»wpt«r »pestieiie I» >r«»e> .OLooiO «'»»i-Inälki! »» 8»rvor<d- »»cd „Oolmbe," »»cd Abonnementspreis t» der Hauptexpedition oder den im Stadt» KM »»d d»a Bororten errichteten -ns» sichele» abgeholt: vi«rteljübrlich.^l4.»0. t,i »»»imaliger t-iglicher Zustellua» inS ü öO. Durch die Post bejoneii für Le^ichliind und Oesierreich: viert,tiadilich 1.—. Direct» täglich» 8r»utdandi«adu»g i»t »ntland! moaaUich v —. NeÄsrseN'AuSgab« «rich»s»t läßlich'/,? Uhr, di» «bnid^llltg-b, Wschentag« ü Uhr. liriattion und Lkpedittoa: L»hin«e««aße 8. Titklvidition isl Wo^eatags nnunterbroche» gujfnet von früh 8 bit Lbrnd» ? Uhr. Filiale«: vttt Sit««'« Lartiui. iUtfrr» Hahn), Uaiversität-strab« 1, «aut» «äscha. »echeridtnslr, 14. pari, «h K»»ig«platz ?. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpcdition ist morgen Loniltag, den Ä1. Februar, Vormittags nur bis v Uhr gei>jsnet. kxpeitttinn «ik« i neei»!Litton Abend-Ausgabe. mMerIMblalt Anzeiger. KW« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Jnsertionspreis Die 6gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclanieu unlir dem Bcdaciioiiosirich >4gc- spaiten) >X1^, vor den Humiiieuiiuchrichieir (Ügespaiten) 40 <. Grotzere Schriften laut unserem Preis- vcrzerchnch, Tat-eUarischer und Merns»» nach höherem Lanj. ortitt-veiliiar» (iseiilzts, nur mit der Morsen - Ä uraude . vhn« PoslbesvrLeruiui >t 60.—, mit Posibesvrderuug 70,—. ^nnatlmeschlutz für Inserate: ASend«Ausgabe: Bvrmittags lO Uhr. Morgeu - Ausgabe: AachiuitlagS 1 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr Bei den Filialen und Annahmestellen >e eine halb« Stund« früher. Äuseratc sind steis an die tzrvevttioit zu richten. Druck und Verlag von ü. Polz in Leipzig Tonnabend den 20. Februar 1892. 8<i. Jahrgang Leipzig, 20. Februar. * Ter Bundevrath beschäftigte sich mit einem An trag der drei Ausschüsse für LandcSvcrtheitiguiig, Marine usb Justiz übrr Bestimmungen gegen den „Berratb mili- lairiscker Grheimnissr" WeileieS über den Inhalt de» Anträge- und das Ergebniß dieser Beihandlung verlautet noch nicht, doch glaubt man in unterrichteten Kreisen an- »chmcn zu dürfen, daß der Reichstag noch in dieser Lession mit der Angelegenheit besaßt werden wird. * Dem Reichstag lag eine Petition aus Friedland in Mecklenburg vor, er möge die reichSgeseylichc Regelung bei Vereins- und BersammlungSrechteS insbesondere ;n dem Zwecke, allen erlaubten Vereinen nicht bloS freie Bewegung, sondern auch eine gesicherte rechtliche Grundlage :u geben, nach Möglichkeit bald veranlassen. Die Petition nicht sich darauf, daß Mecklenburg-Strelitz bisker über- laupl eines Verein-- und BcrsaininlungSgesetzeö entbehrt bade, nun aber babe die Landes - Regierung beantragt, tu nur für Mecklenburg - Schwerin geltende Verordnung rom 27. Januar 185l auch auf Mccklenburg-Strelitz auSzu tehnen, nebst einer weiteren verschärfenden Verordnung vom 2. Mai 1877. Die Petenten erblicken in dem durch die Ver ordnungen von 185l und 1877 geschaffenen Zustand eine härtere Beschränkung als selbst jene durch das Locialisten- gcseS geschaffene, ja eine vollständige Lähmung des politischen beben», zumal dann, wenn den Behörden, wie seiner Zeit tcn Schwerinischen, auch noch rigoroseste Durchführung aus drücklich zur Pflicht gemacht werde. Die PetitionS-Com- mission hat sich bereit» am 28. Februar 1801 mit dieser Petition beschäftigt. Ein RegierungSvertreter erklärte damals, innerhalb der Reicksverwaltung sei eine reichs- gtsetzliche Regelung dcö Vereins- und VerfammlungsrecktS zur Zeit nicht in Aussicht genommen. Gleichwohl hat die lsommission, wie in dem jetzt vorliegenden Bericht mitgetheilt wird, zu beantragen beschlossen, die Petition dein Reichskanzler zur Erwägung zu überweisen. * Der Entwurf eines AuswanderungsaesetzeS iiellt sich dar als eine Ausführung des Artikels 4 Nr. t der ch'kichsverfaffung, nach welchem der Beaufsichtigung de» Reichs und der Gesetzgebung deffrlben die Bestimmungen über die Kolonisation und die Auswanderung nach außerdeutschen bändern unterliegen. Bisher hat da» Reich von dieser Besuaniß im Wesentlichen nur durch Ausübung seines Aussichtsrechts Gebrauch gemacht. Es ist deianntlich zur allgemeinen Aussicht über da- AuSwandcrungswesen au Reichscouimissar bestellt worden, welcher von jedem bevorstehenden Abgänge eines Auswandererschiffes zu benachrichtigen ist und in ledern idiu angemessen erscheinenden Fall sich von dem Zustand des Schiffes überzeugen kann. Dieser Reichscommiffar hat seinen Sitz i» Ham-1 bürg. Leit dem Jahre 1878 har er olstalirlich über seine Tbätig- f keil Berichte erstattet, die dem Reichstag zugänglich gemacht worden sind. Reich»gejevgeberijche Schritt« aus dem Gebiete des Aus- maiiderungswcsens sind bisher nur mittelbar gemacht. So sind darauf bezügliche Bestimmungen in den Gesetzen über Las Paßwesen, über den Berlust der Bundes- und SlaaisangchScig- keit und im Strafgesetzbuch enthalte». In letzterem sind nauient. lich von Bedeutung die Borichriflen über die Auswanderung mititairpslichtiger »Personen, Auch die Geweideordnung berührt das Auswanderungswesen, jedoch nur insofern, als in tz. 0 derselben be stimmt ist, dasi sie aus den Gewerbebetrieb der »AuswanLernngs- unternehiner und Auswanderungsagenten keine »Anwendung findet. Wenn nunmehr eine durchgreifende reichsgejetztiche Regelung der Materie vorgeiiominen werde» soll, so ist es seibsl- verstondlich, dasi mit dem Gesetze keine Abhiise gegen die leider starte Auswanderung aus dem Reichsgebiete und namciiiiich ans den weniger bevölkerten Landestheile» geschaffen werden soll. Bei dem anerkannten Grundsätze der Auswanderungssreiheit ist mil der Auswanderung als einer gegebene» Thatsache zu rechnen. Das Gesetz will nur bewirken, dasi Derjenige, weicher nun einmal den Enlichtusi zur Auswanderung gesasi», denselben unter den verhatttnsi- uiasiig günstigsten Bedingungen ausführe» tan», Tie» ctiisprichi nicht btos der Ausgabe des Staates zur Fürsorge für seine »An gehörigen, sonder» liegt auch infoier» in seinem Interesse, als dadurch in den Auswanderern für Erhaltung des Gefühls für die Peiinath beigetraqe» wird. Andererseits will das Gesetz dem Geschäftsbetriebe der Unternehmer und Agenten nicht blos eine stetige Ausnicrksainleit zugewendet sehe», sondern trifft auch die verschiedensten Vorkehrungen, um zu verhüte», dasi der Eiitschlusi zur Auswanderung i» der Be völkerung durch Agitationen in leichtfertiger Weise hervorgcrusen wird. Hierin entsprichl es vollständig den Masinahmcn, welche in den letzte» Jahren seitens vertchiedciier Behörden gegen dos ge wissenlose Treiben mancher Auswaiiderungsuniernchmer uud -Agenten beliebt wurden. Auch widmet Las Gesetz einen besonderen »Abschnitt der Sicherung der Amvendbarteil derjenigen in der allgemeinen Gejetzgebuug vorgesehenen Rechtsmittel, welche zu de- wrrken geeignet sind, dasi die Auswanderer vorher die ihnen ob liegenden üjseutlichrcchllichen und privolrechlliche» Beepslichiungen erfüllen. Hierbei ist auch die Frage der »Auswanderung von Wehr pflichtigen im »Alter vom vollendeten 17, bis zum vollendeten LS. Lebensjahr« geregelt. Ja dein Reichsgejetzenlivurse sind natürlich die bisher getroffenen laudesftejetztichen Bestimmungen, namentlich auch das für Hamburg erlassene Aurwanderergejetz vom 14. Januar 1887, vielfach berücksichtigt wurden. * Mil Bezug ans eine auch von unö übernommene Rotiz ersucht Gras Kanitz-Podangeu die „Post" um Aufnahme folgender Berichtigung: Der bekannte Artikel dcS Grafen Limburg.Stirum ist nicht einem Privatbries desjelben entnommen worden, Bielmchr hat der Bersasser mir den Artikel, so wie er vorliegt und von ihm unter schriebe», mit dem Ersuche» übersandt, seine Ausnahme in eine Zei tung zu bewirke». Diesem Anstrage bi» ich einfach »achgekomnie», iiidcm ich den Artikel sosort dein ReichttagsabgevlLileten Iti, llro- patscheck übergab, welcher mir den Abdruck desjelben in der „Nreuz- zeitung" in Aussicht stellte, * Ter Vcrbandstag der Hirsch Tunckcr'schcii santi-social- demokratische») Gewerkvereine wird in Mannheim ab- gehalten werden. Magdeburg, Danzig unk Weißcn- sclS waren ebenfalls i» Frage gekommen; doch entschied sich der Eentralratb für Mannheim, Die Hirsch Dnncker'schen Gewerkvereine haben nach der letzten Abrechiiling >il tiSll Mit glieder; den stärksten Proccntsay stellen hierzu die Metall arbeiter (21 800 Milglicdcrs, cS folgen die Fabrik- und Hand arbeiter mit 10 120 Mitglieder, kann lomincn die Schuh macher mit 40l2, die Por tublarbeiter mit 3528, — In zellaiiarbeiter mit 3035, die den svcialde m okra tischen «I Feuilletsi». Die Dennhardlsbrü-er. Socialer Roman von A. Lütetsburg. 31»e,di»<k »ertöte». (Fortsetzung.) Jakob Brenner hatte gedacht, daß es ihm unmöglich sein würde, auch nur einen Bissen zu essen. Nachdem ihm aber von Irene und ihrem Vater zugercdet war, und der aromatisch kämpfende Thee eine wohtthätige Wärme durch seinen Körper krzeffe» batte, aß er auch ein Bnttcrbrod. Der Werkmeister skrach von allerlei Dingen, an welchen der junge Gast, wie er wohl wußte, ein lebhaftes Interesse hatte, und cs gelang ihm in der Thal, dessen Gedanken von dem wunden Punct seines l'ibens ab, ans ein andere» Gebiet zu lenken. Nach dem Essen tat er ihn, ihm wieder in sein Arbeitszimmer zu folgen. Zu kn» junge» Mädchen sagte er noch: ,Leg' Dich schlafen, Kind, Du warst früh auf, und Herr Prenner wird noch einige Zeit bei mir bleiben. Gute Nackt!" .Rein, Vater, wir sehen unö noch. Ich bin mit meinen Lcktulardeilcn im Rückstand", bemerkte Irene. lieber Herrn Grünwald'S Gesicht huschte ein Schatten. .Schon wieder? Die vielen Handarbeiten schädigen ?nae Gesundheit. Du weißt, eö ist nicht nothwcndig und mir nicht lieb." .Es ist das letzte Mal, Vater. Ich hatte doch versprochen, kst Arbeit abzuliescrn," E« lag ein wunderbar weicher Ton in der Stimme, mit welcher diese Worte gesprochen wurden, Irenens Augen richteten sich gleichzeitig mit einem bittenden Ausdruck auf tw Later, dem dieser nicht widerstand, und ihre Wangen sichten sich höher, .diirn, »leineiwegen. Für alle Fälle, gute Nacht!" Er reichte ihr die Wange zum Kuß und sie schlang ihren -nn um seinen Nacken. „Gute Nacht, Vater! Gute Nacht, Herr Brenner! Nicht »adi, Sie koiiiiuen jetzt bisweilen zu uns?" „Ich weiß nicht, Fräulein", stammelte Jakob. „Setzen Sie dem Kinde keine Grillen in den Kopf, Brenner. §i« «st noch nicht vierzehn Jahre alt. Irene, damit gut. Unser junger Freund kommt schon wieder. Gute Nacht!" Brenner mackte eine linkisckc Verbeugung, während sich tine flammende Rölb« in seine Wangen ergoß Dann fühlte er sich ron dem Werkmeister in dessen Zimmer gezogen. Tie Tbür schloß sich hinter ihnen. .Sie werden wiekerkommei«, Brenner, hoffentlich reckt »st, damit Sie wenigstens vorübergehend vergessen, was Tie unablässig peinigt. Fast tbnt'S mir leid, das; ich Sic so lange Ihrem Schicksal überlassen habe. Besser wär's schon, ich hätte früher ein ernstes Wort mit Ihnen geredet, Ihnen wären wenigstens die Ereignisse des heutigen Tages erspart geblieben. Schütteln Sie nicht mit dem Kovse und schauen Sie nickt so schwermüthig darein. Muthlosigteit und Zweiset sind Dinge, mit welche» man in dieser Welt des Kampscs nicht vorwärt« kommt. Wollen Sie inich nun einmal ruhig anhören?" Brenner nickt: nur mit dem Kopse. Der Werkmeister setzte fick ihm gegenüber, und kann trat eine Pause ei». Er blickte, sichtlich mit ernsten Gedanken beschäftigt, einige NH nuten schweigend zu Bote», und che er begann, tbat er einen tiefen Atbemzug. „Ich habe nickt geglaubt, dasi Da», wovon ich heute mit Ihnen sprechen will, jemals über meine Lippen kommen würde. Seit langen Jahren bin ick bemüht gewesen, die Erinnerung an eine Zeit zu unterdrücken, die mir, seitdem ick Sie kennen lernte, wieder vor die Seele getreten ist. Wir haben ein gemeinsames Sckicksal, mein junger Freund, Ich bi» Ihnen diese Mitthcilung als Erklärung meiner Thcil- nahiue für Sie schuldig. Eines Tages wandeite ich aus de» selben Wegen, die Sie jetzt zu geben beabsichtigen. Es war Niemand da, der inick aus die Verkehrtheit meiner Ansichten bingcwiesen und so von einem Abgrund zurückgerissen hätte, in welchem ich nothwentig versinken mußte, und in welchen Sie versinken würden, wenn Sic fortsabreu, sich einem Glauben hinzugeben, der Sie in kurzer Zeit zum willen losen Werkzeug eines grausamen Schicksals machen wird, wie ich eS eines Tages gewesen bin. Mein eigentlicher Name ist nicht Grllnwald, Meine Wiege stand in einem prächtigen Landbause, meine Jugend verbrachte ich mit meinen Schwestern unter der Lbhnt eines gütigen Vater», einer zärtlichen Mutter, umgeben von dem Glanz und LupuS der Reiche» »nd Vornehmen Mein Vater war Lfficicr, meine Mutter entstammte, wie er. einer allen AdelSsamilie. Ter Reickch»», des Hauses mackte jede Sorge für die Zukunft scheinbar überflüssig, »nd die Ehre desselben war allzeit unantastbar gewesen. -Lv wucks ich Hera», ein übermütbiger Bursche, ohne jedwede Furcht vor den Dunkel heften de« Lebens, weil ich allzeit meines Weges im Licht gegangen war. Ich batte mein vierzehntes Lehen-jahr zurückgeleat und stand im Begriff, einen Berus zu erwählen, Vater und Mutter hatten sich der »lilitairischenLanfbahil abgeneigt gezeigt, crstercr, weil er die Befürchtung hegte, daß ick mich »ach der freien Entwickelung zu schwer einer strengen DiSciplin sügen würde, letztere vielleicht, weil sie im Fall eines Krieges »m ihren einzigen Sobn würde bangen müsse». Es wurde niir, wie ick mich noch sehr wohl erinnere, schwer, nur den Gedanken an Fachvereincn sollen rund 280 ooo „Genossen" vereint sei»; aus dem Halberslätler Gewerlseongresi, aus dem übrigens die neuen Hilsstriippe» der Sviialtemolraleii, die Vucktrucker, in hemerkeiiswcither Anzahl vertrete» sein werden, wirk sich ja zeige», was es mit dieser Zahl für eine Veivaiidlniß Hai, Während bekannilick die Hirsch Dunckei scheu Geiverkvereine offene Gegner der Soeialdemotratic sind, bat die letztere in einer Anzahl GcseUigkeils und Vergniignugsvereine in Berlin die eifrigsten Hilsstruppc», Es ist iinmcrhiii interessant, die stärke derselbe» kenne» zu lernen. Da ist zunächst rer Arbeitersängerbund (ISO Vereine) mit rund tooo Mitgliedern; dann tommt rer „Bund der gesellige» Vereine" (60 Vereine) mit ISO«) Mitgliedern; der Rauchcrbund ist der dritte, er nmsasit 5(> Vereine mit rund lO«»«t Mitgliedern; eine Anzahl Tbcalervereine dürste ebenfalls fast alle ihre Mitglieder zur Socialdemokraiie stellen, cS bleiben also weil über GM«» in geselligen Vereine» organisirtc Genosse», Gestützt auf dieselben kann die Sveialdemotralic eine Agitation ent falten, von der mau aus der Oberfläche nicht das Geringste ;» bemerken braucht und der deshalb einen Widerstand ent gcgcnznsetzcn »m so schwerer ist, * Die Ergebnisse des neuen preußischen Ein kom men st cucrge setze S lassen sich begreiflicher Weise anck heute »ock nicht genau übersehen. Doch wird an maß gebenden Stellen der Mehr ertrag, der ganz vorzugsweise aus den großen Städte» ciiitoinincu wird, aus etwa ein Drittel des bisherigen Aufkommens geschätzt, * Aus Schlesien wird uns geschrieben: Trotz aller Gegenbcstrebuligen wird die Sachscngängerci auch in diesem Jahre eine große Anzahl junger lantwirthschaftlicker Arbeiter tcn östlichen preußischen Provinzen entführe» und zwar scheint eö diesmal aus einen dauernden Abschied von der ober schlesische» :c, Hciuiath abgesehen zu sein. Nickt wenige von de» jungen Männer», die nach dem Westen ziehen, hciratbcn und geben niit ihrer Frau »ach Sachsen, Thüringen, Anhalt, Vraunschweig rc. Es ist das der beste Beweis, das; es ihnen bei ihrem früheren Aufenthalt in der Ferne gefallen hat. * Nack den gesetzliche» Vorschriften haben die Standes beamten von jeder Eintragung in taS Stantesregister an tcmsctben Tage eine von ihnen zu beglaubigende Abj'christ in ein Nebcnregistcr einzutragcn. Die aus den StandcSrcgistcrn zu crtbeilendcn Auszüge sind ferner als gleichlautend mit dem Haupt- mit Nebcnregistcr zu bestätigen, Zusätze, Löschungen oder Abänderungen, welche sich bei der Ausnahme der Eiiilragung als notl»vc»kig bcraiiSsteUcn, sind am Ranke zu vermerken nnt besonders zu vollziehen. In der Präzis haben lick nn» Zweifel darüber hcrauSgcstcllt, ob diese Zusätze :e. i» die Ncbeiircgister »nd Auszüge in genau derselben Form, wie sic im Hanptrcgisler enthalten sind^ einzutragen wären, oder ob eine inhaltliche Wiedergabe im Texte der Eintragung genügte. In den verschiedenen Bundesstaaten ist die Angelegenheit verschiede» gehanthabt worden, llm nun eine Einheitlichkeit in der Erledigung dieser Frage zu erzielen, soll der Vorschlag gemacht werten, taß die Zusätze, Löschnngcn und Abäntc rungcn in die Ncbciiregister originalgetreu cinzutragen, da gegen in den Auszügen aus den Registern nur ihrem Inhalte nach wickerzugeben sind, * Unter den Benachrichtigungen im Mariiic-VerortnungS blalt wird mitgetheilt, taß die Leiter der Observatorien zu Hongkong, Sicawci «bei Schanghai) und Tokio sich bereit er klärt haben, telegraphische Anfragen jedes deutsche» Krieg« schiffe«, ob für eine beabsichtig!,: Reise die (Nsahr bestehe, i» de» Bereich eines Taifuns zu tommeii, telegraphisch zu hcaiilworleii, * Der „Vorwärts" verösfenllicht abermals einen spalte» langen Erlaß des bayerischen K riegömin istcriums vom >3. Deecinber >801 an taS 2, Armeecorps über Mißbrauch der mililairischen Dicnstgewalt. * 4» 4- * In dem gestern Lurch Fernsprecher ühermjtlelteii öfter reichischeuGesetzentwurf,betreffend die Slcuerrcform, wirk, wie wir, einige kleine Fehler berichtigend, hier wieder holen, die bestehende Erwerbsstener und Eiiitommeilsieuer durch eine Erwerbsstener, eine Vesoltungssteuer, eine Re,neu sleucr und eine allgemeine Persoiialeiiilommeiistcucr mil einem Existciizmiuimuui von Mn, sl, und einer Progressions seala von 0,6 bis I Proeenl ersetzt, Ter Mehrertrag der ersten zwei Jahre soll zu T teuer Nachlässe», nach zwei Jahren zu einer etidgiliigen Erinäßigniig der Grund slcuer und der Gebäutesteucr, der Euverbssteuer mit Aus nähme der vvtiAelieugeselljchasle» zn eulrichleuden. und für das Gewerbe im llmherziehen verwendet weiden. Die Erwerbs steuer für AetiengcseUschasten bleibt ungesähi der bisherigen gleich. Im klebrigen wird bei der Erwerbsstener zwischen der Lladl Wien, Orlen unter lom, Eiiiwohiiern, Orlen mil l'NNi bis ko ooo Einwohnern und Orten über lo ooo Ein wobnern untcrsel'ieteli. Von der Reiileiisleuer befreit sind die Zinse» der Slaalsobligationen, durch Speeialgesetzc von cieuern hefteile Zinsen und Renlen nndSpareinlageu nnler >25 st. Die Renleiillcuer beträgt siir ständische und esseniliche Hautelsobligalionen lo, ,ui klebrigen 2 Proeciil, Die Per loiialciutommensteucr läßt einen 'Abzug von 25 sl für jede« Kind zu, soweit deren Zabt 2 in de» größeren Ställen und t in den kleineren Orlen übcrücigl. Die Regierung er wartet von der Personateintoininenilener einen Ertrag von ll,S bis 17,5 Millionen, wovon Io,I bis 16,1 Millionen zn den erwähnten Sleucrnachlässeii versiigbar sind, * Die schließlich in spater Nachtstunde erfolgte unver änderte Annahme der Wiener Vertebrsvorlagc» im österreichischen Budgetansschilsse bat grdsie Besricdignng bcrvorgerufen. Roch i» der Vormiilaassinnng des Ausschusses hielte» die Polen, Klerikale» »nt Ezechen ihre Opposition aufrecht. Erst z»»i Schluffe der Geiicraldehalte trat plötzlich der llmschwuiig ein, der offenbar von hifthiler Stell: bcrbei geführt worben war, so daß Abends das viel amzcsochicne Gesetz i» verbältnißmäßig Inrzcr Zeit mir allen Stimmen gegen die der czcchischen angenommen wurde. Die Plenar hcralhung erfolgt in der Apritscssioli. * DaS Pariser „Journal ofsieiel" veröffentlicht die Demission des EabinctS, * Im englische» Untcrhausc fand, wie schon kur; berichtet, Balsvur'ü Vorlage über die Loralverwaltung in Irland, die von wahrhaft terroristischen Schntzivehrni strotzt, eine überaus seindsctiae Ausnahme seitens der Liberalen und der Irländer, Am »leisten mißfällt eine Bestimmung, wonach ans Antrag von zwanzig Steuerzahlern ein dcö llntcrschleiss oder der Eorruplion beschuldigter Gras schasisratb vor ein Forum von zwei Richtern geschleppt und, wenn schuldig befunden, vom Viectöiiig beseitigt und durch andere von diesem crnaniile Rälhc ersetz! werten tan». Eine weitere Schutzwchr macht Ausgabe» siir Baute» von der irgend eine ernstliche Arbeit zu salse», vielleicht hielt ich eine solche auch für meine Person überflüssig, da ich ja das einzige Kind meiner, wie ich glaubte, reichen Ettern war. Da kam ein plötzliches Erwachen, Ich übergehe die Ein- zelnbeiten. Man brachte meine» Vater eines Morgens todt ins HauS. Nach einer turchspiclten Nacht batte er sich in einem benachbarten Bade erschossen. Er sollte sich ehren rührige Haiidlungc» haben zu Schulden kommen lassen — so sagte die Welt, Was Wahres und was Falsche« an de» Gerüchten gewesen ist, die über de» Todtcu in Umlauf gesetzt waren, vermag ich nicht zu entscheiden. Ich bade nie, auch nicht vorübergehend, an die Schuld eine« MauiieS glaube» können, der in meinen Augen allzeit tadellos dagestanden, 'Auch meine Mutter und meine Schwester waren von der Schuldlvsigleit LcS Verstorbenen überzeugt, selbst dann noch, als sie die Erfahrung macken mußten, daß schon seit Iabren der Rcichthllin dcS Hauses in vcrbängnißvoUcm Schwinde» gewesen, und der Tod des Vaters in dein 'Augenblick crsolgl war, als er den letzten Heller seines Vermögens an der Bank verspielt balle. Die Welt urtheillc minder milde, auch meine vornehmen Verwandten, die »och heute im Staatsdienst bokc Stellungen entnehme». Ein Onkel von mir hatte den Mutb, die Regelung unserer Verhältnisse in Aimriff zu nehmen Es gab nichts mehr zu regeln. Meine Mutter, meine Schwester und ich waren ganz arm, unk ick konnte mich nicht glücklich genug schätze», taß die Elftere starb, ehe sie von dem Schlimmsten unterrichtet werden konnte. Derselbe Onkel nahm mich und meine Schwester in sein HanS, in welchem wir der Gegenstand des Anstoßes wurden. Seine hochgeborene Gemahlin fand cs unmöglich, mit dem Sohne und der Tochter eines ehrlosen Ofsicicrs gemeinsam einen Namen zu führen, meine Vettern Wicken nnL aus, als ob wir Pestkranke wäre», Ter Onkel mußte sich entschließen, wenigstens mich in eine scrne Stadt in Pcnsioii zu geben, -sie verstehen tbcilweise, was ich in jener Zeit erlagen habe, Brenner, und doch — fragen Sic sick selbst der Wechsel war zu groß, AuS dem bochmnthigen Träger eine«stolzen NamkiiS war der auSgestcßcnc Bettler geworden. Man wollte mich der Vergessenheit übergeben, nicht einmal die Segnungen einer öffentlichen Schule sollten mir zu Thcil werden, damit mein Name nicht genannt würde. In einer schlichten bürgerlichen Familie wurde ich nntergebrachl, um Privatunterricht zu empfangen Welche Pläne man für meine Zukunft Halle, wußte ich nicht, habe cS auch nie erfahren" Mit gespanntem Obr war Brenner diS zu diesem Augen u> blick den Wollen de« Erzählers gefolgt, er halte auch gesehen, er wie die Mitlbcilnngc» demselben schwer wurde», wie die ^ Macht aualvollcr Erinnerungen ib» bisweilen überslntbelc. Nun hatte der Werkmeister sich erhoben, um em paar Mal rasch das tlcinc Zimmer zu durchkreuze», seine Hand subr wiederholt mit einem Tuch über die Stirn, und schwere Atbcmzllgc entrangen sich seiner Brust Nack wenigen Augenblicken aber schien die gewaltige Ans regung überwunden. Indem er auf den verlassenen Sitz zurück kehrte, irrte ei» leileS Lackeln um seinen M»nk, Es sab bei nahe aus wie Milleid, „Es ist doch seltsam!" sagte er. Dan» fuhr er in ruhigem Tone fort: „Ich ertrug den Zustand nickt. Es dünkte mich niimög lich, so weiter zu leben. Ein wilder Haß gegen meine Vcr wandten batte sick niciucr bcmäcktigt, in mir lebte nur ein Gedanke: wie ick mich an ihnen rächen lönnc. Und dabei war ich ohliniächtig. Eines 'Abends verließ ich die Stadt, cs war an einem Iuniabend, an welchem die Welt eitel Schönheit und Freude war. Ick schritt die schattige Allee entlang, die bi« zum nächsten Torfe sühne, wo ich ein Nachtquartier zn sticke» plante. Um mein Weitcrkommcn brauchte ick nicht zu sorge», wenn ich arbeite» wollte, und ich war zn Allem entschlösse», was mich von de» Kelle», die mich an meine Verwandle» fesselten, frei machen konnte, Ausweis über meine Person mit mir zn führen, war zu jener Zeit nicht iinbcdiiigt »olb wendig. Je weiter ich schritt, desto srober und leichter ivnrkc mir um« Herz Ich atbmclc ans Tanscnr Vogelstiniinen er schollen über meinem Haupte, ick, batte sic lauge nicht mehr gehört. Der Duft srischen Heues kam von den Wiesen herüber, ich sog ibn begierig ein. In den Gärten, an welchen ich vorübcrkam, blühten die Rose» in herrlichem Flor, Die Welt, die Menschen schienen mir verändert. Ick hätte auf jauchzen mögen in Heller Lust. Nach endlos langer Zeit znm nsten Male wieder, Dock plötzlich legte cS sick wie lähmend ans meine Brust, Zorn und Haß acgcn meine hochmifthigcu Verwandle» schnürten mir förmlich die Kehle zusammen. Ich innßle a» meine arme Schwester denken. Es war vielleicht Feigheit von mir, meinen eigenen Weg z» gehen und sie nicht »nr ihrem Schicksal zu überlassen, sondern wohl gar die Ursache zu werden, daß neue Schmerzen sich den bei inr vorhandenen beigeselllcii, Der Gekaute an sie ließ einige Augenblicke meinen eilenden Fuß stocken, daun verdoppelte ich meine Schritte, Ein Nachtquartier sank ich nicht, ich suchte auch kein«, sondern legte mich in einen Strohdiemen, welcher »ock, vom vorhergehenden Iabrc stanr. Ergnickend war der Schlaf unter freiem Himmel, und als ick, einmal in der Nackt erwachte und über mir da« Firmament mit den strahlenden lernen sah, cmpsand ich wieder «in Gefühl ausjauckzeiidcr Freude Pläne für die Zukunft batte ich nicht, obgleich mir die un-
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