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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920401017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892040101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-01
- Monat1892-04
- Jahr1892
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2.MU M LtlsiM T«MM Iii> tliiMr Kr. N KeitU, t. AB M. lMv-AWk.) Deutscher Reichstag. (Specialbericht de« Leipziger Tageblatt»«.) 208. Sitzung vom 31. März, 11 Uhr. Am Tische des Bundesraihes: von Boetticher. Freiherr von Maltzahn u. A. Ohne DiScujsion wird zunächst die Uebersicht der Reich«. Ausgaben nnd .Einnahmen siir daS Etatsjahr 1890 91 in dritter Lesung angenommen. Ebenso der von dem Abq. Möller (nat.-lib.) und Genossen be antragte Gesetzentwurf, betreffend die Wahl von Stellvertretern der nichtständigen Mitglieder de« ReichSvrrjichrr urigs- amte«. Ebenso da« Gesetz über den Belagerungszustand in Elsaß. Lothringen nach den Beschlüssen zweiter Lesung, der Nachtrag«, »tat, betreffend strategisch» Bohnen, und das Gesetz, betreffend di« Vergütung des Eacaozolle« bei der Aursuhr von Eacao. waaren. Sodann wird die Abstimmung über den Antrag Auer u. Gen. (Zoc.-dem.), betr. Berstaatlichuug de« ApothelenweseuS, vor» genommen. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Social- demokraten abgelehnt. Al« Mtglieder der Lommission sür Arbeiterstatistik werden aus Antrag des Abg. Grasen Balleftrem (Lentr.) per Acclamation die Abgg. Biehl (Crntr), vr. Hartmann (cons.), vr. Hirsch id.-sr.), Schipp«! (Soc-dem.^, Hitze (Centr.) und Siegle (nat.-lib.) gewählt. CS folgt die dritte Beralhung de« Gesetzentwurf«, betr. die Unterstützung von Familien der zu vriedensüb «ngrn einberusenen Mannschaften. In der Generaldiscussion erklärt Abg. Ga mp (Reichsp.), der ort-übliche Tagelohu sei kein rechter Maßftad sür die Bemeffung der Unterstü-uim, denn er sühre zu wesentlichen Ungleichheiten und Unbilligkeiten. Seine Freunde würden deshalb gegen die Vorlage stimmen. Staalssecretair vr. v. Boetticher ist zu seinem Bedauern außer Staude, eine bestimmte Erklärung über die Stellung de« BundeSraths zu den Beschlüssen zweiter Lesung abzugeben, daß dieselbe ober großen Bedenke» begegne, sei ihm au« Borbelprechungen klar geworden. Dir Regierungen würden einer mäßigen Erhöhung der Sätze nicht widerstreben. Sollten sie dem jetzigen Entwurf nicht zustimmea, so würde sicher im nächsten Jahre ein entsprechend ab- geänderter Entwurf vorgelegt werden, der die Unterstützungen so beiniß», daß sie, dea Wünschen des Reichstage« entgegenkommend, doch mehr als die angenommenen Bestimmungen die Finanzlage berücksichtigen. Abg Hahn (cons.) ersucht unter Hinwei« aus die fast einstimmig« Annahme der Commissionsbeschlüsie die Regierung»», deuselbeu rin größeres Wohlwollen entgegcnzubriugen und Lar Gesetz noch in diesem Jahre zu verabschieden. (Beifall). Abg. Singer (Soc.) schließt sich diesem Wunsche an und meint, genüber unserem ganzen Budget und den hohen Aufwendungen iir Militairziveck» würde ein ablehnender Beschluß, der lediglich aus finanziellen Bedenken beruhe, im Volke nicht verstanden werde». (Sehr richtig!) Es würde ein schwerer Fehler sein, wenn die Regierungen dem Beschluß de« Reichstages nicht zustimmten. Staalssecretair vr. ».Boetticher bemerkt, daß eine Meinung«, verschiedeubeit über das Ziel de« Gesetzes nicht herrsche, sondern nur über da- Maß von Unterstützung, da« gewährt werden könne, ohne die Finanzen in ungebührlicher Weise zu belasten. Abg. Frhr. von Huene (Eentr.) entgegnet, daß daS, was die Regierungen zur Erreichung vorgejchlagen hätten, absolut unzuläug. lich gewesen sei. Deshalb habe die Commission di« Unterstützung erhöht. Seine Freunde würden sür die Beschlüße zweiter Lesung stimmen. Abg. Frhr. von Unrnhe-Bomst (Reichsp.) stimmt den AuS- sührungen der Abgg. Hahn und v. Huene zu und bittet ebeusalls die Regierung, der veränderten Fassung gegenüber eine freundlichere Haltung einzunehmen. (Beisall.) Abg. Ga mp lReichsp.) meint, seine Bedenken seien von keiner Seite widerlegt worden, er bleibe aber bei seinem ablehnenden Votum. Abg. Schräder (dfr.) erklärt, die Haltung der verbündeten Regierungen sei ihm nicht verständlich. Di« Hütten wohl Zeit ge- babt, sich über das Gesetz zu verständigen. Dem Reich-taq könne deshalb eine Verantwortung sür das Scheitern de» Gesetzes nicht treffen. Er bitte, mit möglichster Einstimmigkeit die Beschlüsse zweiter Lesung zu bestätigen. Abg. vr. Buhl (natlib.) erwidert dem Abg. Gomp, da» System der Bemessung der Unterstützungen nach dem ortsübliche» Tagelohn sei aus der ganzen socialpolitischen Gesetzgebung genommen. Auch er bitte die Regierungen, sich nicht ablehnend gegenüber den Be schlüssen dcS Reichstages zu verhalte». Werde eine so kleine Aus gab« von den Regierungen gescheut, dann würden selbst Parteien, die sonst der Regierung bei ihren finanziellen Forderungen größte« Entgegenkommen zeigten, gezwungen sein, diele Forderungen auch von einem andrren Gesichtspunkte aus zu betrachten. (Beisall.) ES gebe viele Forderungen im Etat, die minder wichtig seien wie dies«. (Beifall.) Abg. vr. Hartmann (cons.) vertheidigt die Beschlüsse zweiter Lesung gegen die geltend gemachten Bedenke». Mit den dort beschlossenen Sätzen komm« man den Bedürfnissen entschieden ain nächste». Damit schließt die Generaldiscussion. Das Gesetz wird ohne besondere Specialdiscussion unverändert nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen. Präsident vou Leveyow giedt hieraus die hergebrachte lieber- ficht über die im Laufe der Session vom Hause erledigten Geschäfte. Abg. Frhr. von Tettau (cons.): Als dem dem Lebensalter nach ältesten Mitglied des Hause« liegt mir di« angenehiue Pflicht ob, unserem verehrten Herrn Präsidenten für die freudige, jach, gemäße und unparteiische Leitung der Geschäfte den tiefgefühlteste» Dank im Namen des Reichstages auszusprechen. Ich ersuche Sie. um dies zu bezeugen, sich von Ihren Plätzen zu erheben. (Beisall.) Präsident von Lrvetzow: Meine Herren, mit gewohnter Freund lichkeit und Nachsicht hat unser ehrwürdiger College der Freiherr von Delta» mir die Zufriedenheit des Reichstages zu erkennen ge- geben wegen meiner Amtsführung, und Sie haben, wie ich sehe, einstimmig dem beigestimmt. Hierin und in dein Bewußtsein, »ach ineinen straften mich bemüht zu habe», meine Pflicht zu thun, find« ich eine seiche Entschädigung sür die Mühseligkeiten, welche mein Amt mir ausrrlcgte, aber nicht mir allein auserlegle, sonder» auch meinen Herren College» im Präsidium. Ich danke den Herren Bice- vräsidenten, Len Herren Schriftführern und den Herren Quästoren in Ihrer Aller Namen für ihre treuen Bemühungen und sür mich besonders sür ihre stet- bereite Hilfe und sür die Kreundschast, die sie mir >ederzeit erwiesen habe» und di« mir diesen Platz angenehm machten, und die eine freudige Erinnerung an die letzte Zeit in mir zuiücklassen werden. Ganz besonders richte ich diesen Dank an den ersten Herrn Bicepräsidenten. Ihnen Allen ohne Ausnahme bin ich aufrichtig erkenntlich sür Ihr ununterbrochenes Wohlwollen und Vertrauen. Diese Empfin. dea giebt mir den Muth, Sie zu bitten, mir ein sreanblicheS An denken zu erhalten, und erregt in mir dea Wunsch, daß ich Sie sämmKich, und zwar stet« recht vollzählig (Heiterkeit) in der nächsten Session wiedersehe (Beisall). — Da« Wort hat der Herr Staat«, mtatster des Inner». Staalssecretair vr. von Boetticher: Ich habe den Herren eine kaiserliche Botschaft zu verkünden. (Die Mitglieder er- heben sich von ihren Plätzen. Die Eocialdemokraten verlassen dea Saal>. Die Botschaft lautet: „Wir Wilhelm, von Gotte- Gnade» Deutscher Kaiser, König von Preußen, thun kund und fügen hiermit zu wissen, daß Wir Unseren Staalssecretair de- Inneren Staats,»inlsler vr. vou Boetticher ermächtigt haben, gemäß Art. 12 der Reichsversassung die gegenwärtige Session des Rtichstages in Unseren, und der verbündeten Regierungen Namen am 31. März zu schließen Urkundlich re. Gegeben im Schloß zu Berlin, den 30. März 1892 " Gezeichnet vou Sr. Majestät dem Kaiser, gegengezeichnet vom Herrn Reichskanzler. Ich habe die Ehre, dem Herrn Präsidenten das Original der Botschaft zu überreichen. Aus Grund der mir ertheiltea Ermächtigung erkläre ich im Namen der verbündeten Regierungen dir Sitzungen des Reichstages sür ge- schloffen. Präsident von Lrvetzow: Meine Herren l Wir wir zusammen- getreten sind und redlich gearbeitet haben sür daS deutsche Volk und fltr Kaiser uud Reich, so gelten unsere letzten Worte dem hohen Herrn, in dem Volk und Rrich sich verkörpern, mit dem das Wohl uud Wehe de» Vatrrlandes eng pNkuHist ist und den Gott segnen und erhalte» wolle. S«. Majestät «str Kaiser und König Wilhelm II. leb» hoch — (Das Haus stimmt hreinml in den Ruf ein.) Die Sitzung ist geschloffen. Schluß-1 Uhr. preußischer Landtag. Aßgeorßnetetiha«». * Berlin, 31. März. Da« Abgeordnetenhaus nahm heule in jweiter Lesung die Welfeasoad«.Vorlage nach den Lommission«. auträge» an, wodurch die Beschlagnahme aufgehoben werde» soll, und lehnte den Antrag d»S Abg. Richter aus Vorlegung des Vertrag« mit dem Herzog von Cumberlano ab. Das Staat«. Ministerium hatte das Recht deS Landtags bestritten, die Vorlegung zu verlangen. parlamentarische Nachrichten. 88 Die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde durch Frhr. v. Hreremann geleitet, da Präsident v. Költ er zugleich mit den, Abg. v. Holtz (Laudrath in Colberg) und dem Landesdirector der Provinz Pommern, Herrn v. >. Goltz zum Kaiser besohlen war. § * Berlin, 30. März. Dir WahlprüsungScommission de- Ab- geordnetenhauseS hat dir Wahl des nation-illiberalen Ab- geordneten Grimm sür Frankfurt a. M. als ungiltig erklärt. Die WahIprüsungSconiinission hat nämlich die Lassirung von 30 Wahluiännerwahlen, welche das Wahlmännercollegium aus Vorschlag des Polizeipräsidenten vorgenomineii, für unrechtmäßig erachtet, weil cs nicht erforderlich ist, daß die Wahlvorstände aus derselben Abtheilnng des Urwuhlbezirks gebildet werde», welche die Ersatzwahl eines WahlmanueS vorzuuehinen hat. * I» Nrichslagskrelscu erzählt man sich, daß Cardinal MelcherS. »ach der Enthüllung, daß er sein Jahresgehalt aus dem „ReptiliensvudS" beziehe, aus dieses Jahresgehalt Verzicht geleistet habe. Schulwesen. * In Preußen ist zur Durchführung der in Aussicht geaominenen Ausbesserung der Gehälter der Lehrer an den höheren Unter- richtsanstalten eine allgemeine Erhöhung der Schulgeldlätze bei jenen Anstalten vorgesehen. Nachdem die Vorschläge jetzt die Billigung deS Landtags gefunden, hat der LuItuSininisler das Schul- geld allgemein bei den Voll-Anstalten au» 120 -öl, bei den Pro- gymuasicn aus 100 .H, bei den HSderen Bürgerschulen (Realschulen) auf 80 und sür diejenigen Schüler an dcuselben, welche aus Kosten der Austalt lateinischen Rebeunnterricht in Sexta bis Quarta erhallen, auf 120 ^l jährlich festgesetzt. Soweit bereit- höhere Sätze erhoben werden, sind diele beizubehalten. Die neuen Sätze sind vom 1. April dieses Jahres ab an allen vom Staat ausschließlich zu erhaltenden Anstalten, ferner an denjenigen Anstalten, welche unter Berwaltuug de« Staates stehen oder bezüglich dvreu dein Staat daS Lchrer-Erneiinuugsrecht znsleht, zu erhebe». Hierbei ist der bisher übliche Schulgeldcrlaß von 10 Proc. auch bei de» neue» Sätzen zu gewähre». Bei den Vorschulen behält eS einstwcilen bei den bisherigen Sätzen sein Bewenden, »oenn diese Schule» sich au- ihren eigenen Mitteln auch nach Erhöhung der Vorschullehrer-Gehälter von im Durchschnitt 2100 außer WohuungSgeldzuschuß erhalten; anderenfalls ist ebenso eine Steigerung des Schulgeldes und zwar bis zum Betrage des in der Sexta der Hauptanstalt erhobenen Satzes vorzuschen. Für einzelne Anstalten, z. B. die Berliner Vollanstalten, sind besondere Anordnungen getrosten. Verbreiterung und Wetterführung -es Thomnsgäßchells. ick. In letzter Zeit haben sich unsere städtischen Collcgirn wiederholt mit der Frage der Verbreiterung und Weiter- subrung de« Thoma-gäßchen« beschäftigt. Ueber den Stand dieser Angelegenheit möge deshalb Folgendes mitgetheilt sein. Am 1. April 1880 erwarb unsere Stadtgemeinde sämmtliche Grundstücke an der nördlichen Seite de« ThoniaSgäßchcnS, einschließlich der dahinter liegenden Gebäude Markt II und Klostergasse 4. zu dem Preise von 1 920 000 Bei der Erwerbung dieses Komplexes war man sich wohl bewußt, daß der Kaufpreis ein unverhältnißmäßig hoher war, aber im Interesse der Erschließung des Verkehrs nach dem Westen der Stadt glaubte man selbst ein größeres Opfer bringen zu sollen. Zudem wurde mit Ausführung dieses ProjectS eine directe Verbindung zwischen den östlichen nnd westlichen Vor städten selbst für einen ausgedehnteren Fährverkehr gewonnen, eine Verbindung, die jetzt noch gänzlich fehlt. Voraussetzung war hierbei, daß daS Thoma-gäßchen in gerader Flnchtlinic bis zur Promenade weitergesührt werden konnte. Um dieses zu bewerkstelligen, bedurfte inan nur eines einzigen größeren, der Stadt noch nicht gehörenden, Grundstücks, nämlich deS im Besitz der reformirtcn Kirchengemeinde befindlichen EckgebäudeS an der Kloster gaste und dem ThomaSkirchhos, sammt der dazu gehörenden, nach der Promenade zu liegenden Kirche der reformirtcn Gemeinde. Ueber den Erwerb dieses Areals wurden schon vor Jahren Unterhandlungen eröffnet und anfänglich schien eS auch, als sollten dieselben zu einem befriedigenden Abschlüsse gelangen, denn der zuexst ausgestellte Taxpreis (450 600 Mark) konnte als ein angemessener bcrcichnet werden. Leiter bat nunmcbr, nach fast neunjährigen Unterhandlungen, die Platzsrage, das heißt die Frage, welcher Platz rer resormirten Gemeinde für ihre neu zu erbauende Kirche ein- aeräumt werden soll, zu keiner Einigung führen könne». Die Stadtgemeinde, welche, soweit die Nähe der inneren Statt in Betracht kommt, nur noch über wenige freie Plätze ver fügen kann, bol der resormirten Gemeinde den Platz am Ausgange der JacobSstraße an. Dieser jedoch liegt der Gemeinde nicht paffend; sie hegt den Wunsch, den «schul- platz an der II. höheren Bürgerschule für den Ban der Kirche zu erkalten, und die Gemeindeversammlung hat daher daö Angebot des Ratbes abgelehnt. Ta nun von den Stadtverordneten befürchtet wird, daß die reformirle Ge nieinde mit der Forderung sür ihr Grundstück am ThomaSkirchhos immer Höker gehen wird (gegenwärtig ist der Werth schon auf 600 000 bemessen), so ist das Collegium geneigt, den Schulplatz der resormirten Gemeinde zu über laffen. Der Natt, dagegen bat e» bisher stets gruntsätzlicb abgelehnt, die Plätze am Promenadenring bebauen zu lassen, so z. B- früher, als Fleischer- und Schulplatz für Erbauung einer Markthalle in Frage kommen konnten, wie auch später direct der resormirten Gemeinde gegenüber. Obwohl der Schulplatz der am wenigsten zu bewerthende Platz am Promcnadenring ist, so wird man nicht umbin können, dem Standpunct des NatheS feine Berechtigung -verkennen zu müssen. Was schließlich die Vertheilung der Mitglieder der resormirten Gemeinde betrifft, so wohnten nach der letzten Volkszählung 371 in der inneren Stadt, t860 ini Osten, 1078 im Westen. 921 iui Süden und 779 in, Norden. Ob sick> aber im Osten oder Westen, natürlich immer nahe der inner» Stadt, ein passender Platz für einen Kirchenbau findet, bleibt sch. fraglich. Trotz alledem muß dringend gewünscht werden, daß eine Einigung mit der resormirten Gemeinte erzielt wird, denn eine Verbreiterung de- TbomaSgäßchenS, ohne Durchsübrung desselben nach der Promenade, wird in Anbetracht der schmalen Klostergaffe nur wenig nützen. Gerichtsverhandlungen. KSniglichea Landgericht. Strafkammer I. O. Leipzig, 31. März. Die Sch scheu Eheleute batten die Beobachtung gemacht, daß nach einem Besuch«, de» die am 5. Januar 1857 i» Lautungen geborene Lackirersehesrau Auguste Friederike Ainalie B ihrem Productenlade» abgestatlet hatte, ein Stück Butter vom Ladeniijch verschwunden war, und sie hegten Verdacht, daß die B. selbst die Diebin sei. Als dieselbe daher am 2. Januar Nach- mittags wiederum in den Sch.'ichen Lade» kam und von Sch. für 10 ^ Würfelzucker verlangte, beobachtete Sch. sie scharf und bemerkte dabei, daß sie ein Stück Naturbutter vom Ladentische wegnahni. Während sic dann noch von der Frau Sch. sich etwas Gerste und Reis gebe» ließ, hatte sie die Gelegenheit wahrgenommcn, ui» auch »och ein Stückchen Margarine vom Ladentisch zu stehlen. Da die B bereits mehrfach wegen Eigentbumsvergehens vorbestraft ist, wurde sie wegen Rucksallsdiedstahis unter Anklage gestellt. In der heutigen Hauptverhandlung legte sie sich aufs Leugnen und behauptete, sie Hütte die in ihrem Korbe Vorgefundene Naturbutler in der Markt- Halle gekauft, die Margarine aber vom Ladentisch weggenommen, nachdem sie Sch. gegenüber mehrfach erklärt gehabt, sie wolle auch ein Stück Margarine uiitnehmen. Die rechtswidrige Zueignung« absicht geht aber wohl klar daraus hervor, daß sie nur Zucker, Reis und die Gerste bezahlt hatte, als Sch. sie auhiclt und »ach einem Schutzmann schickte. Durch die beeideten Aussagen der Sch.'ichen Eheleute wurde der Diebstahl der U. nachgrmiejcn und dieselbe daher unter Annahme mildernder Umstände zu vier Monaten Gesängniß vcrurtheilt. II. Wegen einfachen Bankerott« im Sinne von 8- 210 der Neichsconcursordnung hatte sich der am 19. August 1845 i» Betsche (Kreis Mcseritz) geborene Handelsmann Solomon Lrwin PoSner zu verantworten. Porner ist gelernter Bäcker und hatte die Feld züge von 18<>6 und 1870 mitgemachl, im Letztere» hat er sich auch das eiserne Kreuz 2. Elasse erworben. Er ist invalid geworden und bezieht eine Pension. Seit 1874 hausirt er mit Tuchreslern und hat einen Jahrmarktshandel mit Woll- und Strumpswaaren, Tuchen re. Am 10. November 1891 wurde über sein Vermögen daS Soncur». verfahren eröffnet, die Activa betrugen 1110 die Passiva 10124 Posner Halle in seinem Jahrmarkt-Handel einen jährlichen Umsatz von 4 bis 6000 bei seinem Hausiren setzte er sogar gegen 15000 jährlich um. Da überdies Posner auch seine Zahlungen in Wechseln leistete, so war er als Vollkausmann anzusehrn. Als solcher war er verpflichtet, Handelsbücher zu führen, sowie außer der Eröffnungsbilanz jahr- lich die Bilanz zu ziehen. Posner Hot Beide« unterlassen, er wurde daher wegen einfachen Bankerotts zu 2 Wochen Gefängniß ver- urtheilt. Slrasmildernd wurde bei Ausmeffung der Strafe berück- sichtig», daß Posner nicht geschäftskundig war und daß er fein Ge- schüft wohl sür das eines gewöhnlichen HausircrS halten konnte. III. Bom künigl. Schöffengericht in Geithain war am 16. bruar d. I. der Dienstknecht Friedrich Ernst Gasch wegen drohung, sowie versuchten und vollendeten Betrugs in einer Mehr- zahl von Fällen zu 9 Monaten Gefängniß verurthcilt worden und verbüßt diese Strafe feit dein 23. Februar in der Landesstraf- anstatt zu Zwickau. Heute hat er sich wegen eines schweren Dieb- stahls vor dem hiesigen königl. Landgericht zu verantworten. Er soll in der Nacht vom 0 zum 7. Januar d. I. in Niederpickenhain bei Geithain einem WirthschastSbcsitzer B. eine Uhr gestohlen haben, die am Wirbel eines Parlerresensters hing, dessen eine Scheibe zur Begehung de« Diebstahls zertrümmert werden mußte. Gasch leugnet, die Uhr gestohlen zu baden. Es wird ihm aber nicht allein nach- gewieien, daß er sich bei B. früher und auch an diesem Tag unter falschen Angaben einqesührt hat, der Zeuge K. iu Lssa bekundet auch, daß Gasch in der Nacht zum 7. Januar Morgens gegen ',»2 Uhr im Besitz der Uhr gewesen ist. Zu dieser Zeit klopfte er an das Wobu- Haus K.'s und bot diesen um einen Uhrschlüssel, zeigte ihm auch aus Verlangen seine Uhr, die nach der Beschreibung K.'s mit der Ohr B.'s identisch ist. K. erkannte in Gasch, der spater als Zweck des HerauSklopsenS angab, er habe sich nur nach dem Weg nach Hopsgarten erkundigen wollen, eine» wegen mehrerer Strasthaten ver folgten Tienstknecht und ließ ihn durch den herbeigchvllen Polizei- diener sestnehmen. Gasch wurde zunächst nach dem Gasthvs trans- portirt und dann zum Genieindevorstand gebracht. Eine Uhr hatte er nicht mebr im Besitz, wohl aber wurde dieselbe von einem Schulmädchen dicht an dein Wege aiisgesunde», den man in jener Nacht gegangen war Ter Dieb hatte die Uhr einfach wahrend des Transports in den Schnee geworfen. Unter solche» Umstanden hatte der Gerichtshof keinen Zweifel an der Schuld des Gasch und verurlheilte denselben wegen schweren Diebstahls zu 8 Monaten Gefängniß Man billigte dem An- geklnglen mildernde Umstände zu mir Rücksicht daraus, daß er sich in einer gewissen Nvlhlage befunden baden mag und daß der Werth der gestohlenen Ubr nur ein geringer war. Unter Aufhebung de« Urtdeils vom 16. Februar wurde gegen Gasch aus eine Gesammt- strafe von I Jadr 2 Monaten Gefängniß erkannt. Di« seit 2.!. Februar verbüßte und bis zur Rechtskraft des gegenwärtigen Uriheils noch zu verbüßende Strashast kommt aus di« jetzige Strafe voll in Anrechnung. vermischte». — AuS Halle a. S. wird uns geschrieben: Die städtische Finanz-Evmmission hat sich wiederholt mit Regelung der Einkommensteuer beschäftigt und zu der Frage Stellung genommen: Soll für ElalSjchr 1892,93 als Ein kommensteuer wie bisher und wie der Magistrat will, 100 Proc. der StaatSsteuer erhoben werden? Die Eommission war der Ansicht, daß eS sich empfehle, angesichts der au- der neuen Veranlagung sich ergebenden ca. 40 000 mit welcher Summe man die theilweise oder gänzliche Aufhebung der Mietbsteuer nicht vollziehen kann, den procrntnalrn Zuschlag zur StaatSsteuer von loo Proc. auf 80 Proc. hrradzusrtzrn Eine dahin gehende Vorlage wird der Stadtverordneten- Versammlung zugehen. --- Die Gastwirthschaft auf der Wartburg, dir seither sür 18 000 IahreSpacht verpachtet war, ist vom 1. Octobcr d. I. für jährlich 36 000 anderweitig ver pachtet worden. --- Ostrowo (Provinz Posen), 27. März. Am vorigen Freitag wurden in dem benachbarten russischen Garnison platze Kalisch aus freien» Felde vor der Stadt einem russische» Soldaten 200 Kantschuhhiebe verabreicht. Der Unglückliche, der Frau und Kinder besitzt und polnischer Nationalität ist, war als Wachtposten am Pulverthurm ein- geschlasen. Wohl über 1000 Personen wohnten der Execution bei. Bis zum 50. Hieb schwieg der Delinquent. Dann begann er zu stöhnen, rief einmal nach Wasser und gab nach dem lOO. Hiebe kein Lebenszeichen mehr von sich. Ein Frei williger erbarmte sich des Unglücklichen und goß ihm Wasser üderS Gesicht. Der blutige und regungslose Körper des ausgepeitschten Soldaten wurde dann auf einem Karren ins Lazarelb gefahren. (.Danziger Zeitung.) --- Wilhelmshaven, 3l. März. Prinz Heinrich von Preußen ist bier eingetroffeu, um daS Eommando deS Panzerschiffes „Borwols" zu übernehmen. --- Freiburg i Breisgau, 31. März. Bei einer FrucrSbrunst in der Elarastraße, dir durch Petroleum- enlzündung entstanden war, ist, wie die „BreiSgau-Zeilung" meldet, eine Familie von 8 Personen verbrannt. Ein Kind, welches aus dem Fenster geworfen wurde, ist schwer verwundet. — Turin, 3l. März. Der Regen hält an. Der Po riß in der Nackt Luftbäder lcS und sckleuberle sie gegen die Steinbrüche Man befürchtet, zwei Bedienstete seien in den Fluthen verunglückt. Die Linie Turin Ebiasso ist unterbrochen. Bei Alexandria steigt das Wasser stündlich 10 Eentimeter. Literarur. Die Natur. Zeitung zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntniß und Naturauschauuug sür Leser aller Stand». Organ de« „Deutsche» Humboldt-Bereins". Heransgegede» von Vr. Karl Müller und Vr. Hugo Roedel. G. Schwelschke scher Verlag, Halle (Saale). 41. Jadrg. Nr. 15. Inhalt: Zur Geschichte uud Abstammung unserer HauSthiere. Bon Heinrich Theen. - Internationale Ausstellung für da« Rothe Kreuz, Armeebedars, Neii»ngswesen, Volksernährung, Hygieme und Kochkunst im „Krhslall-Palasi zu Leipzig. Von Director Hermann Krätzer zu Leipzig. Mit 3 Adoildunge» (Schluß.) — Das alte und das neue Pulver. Bon vr. Marl Müller. — Bücher- besprechungcn. — Theorie und Praxis. — AstronomischeMittheiluagea — Chronik. — Kleine Mitthciiungen. — Bibliographie. Aus -em Geschäftsverkehr. ! Die althergebrachte Sitte bei der Confirmation, die Coafir- manden, Knabe» wie Mädchen, durch ciu Geschenk zu erfreuen, giebt Veranlassung, aus die ailrenominirie Firma 8 le«rn-Jäckel hier, Markt 8, hinzuweisen. Das Geschäft, 1858 gegründet, bietet ganz fpeciell gerade in Confirmalionsgescheuleii große Auswahl und um- saßt das Lager: Halsketten, Kreuze, Uhrketten, Arm- bänder, Ringe, Medaillons, Ohrringe re. re. Ganz hervorragend affortirt ist auch da« Lager in Korallenschmuck. 7 Ein in weiten Kreisen unserer Stadt bekannter und geschätzter Mitbürger, der Schuhuiachermeister Herr August Klötzer, begeht am heutigen Tage in voller Rüstigkeit sein dreißigjähriges Gc'chane- jubilänm. Als Sohn deS sächsisck>«n Erzgebirges wandert« er Mitte der fünfziger Jahre in Leipzig ein. Nach jahrelanger mühevoller Arbeit als Gehilfe batte er es so weit gebracht, ein eigene« Heim sich zu gründe». Im Jahre 1862 rrössnele Herr Klötzer unter be scheidene» Verhältnissen ein Schuhwaarcu-Geschäst am Raustädtcr Steinweg. Doch bald erwiese» sich die Räume dieses Local- als zu klein, und er bezog ein GeschästSlocal am Nicolaikirchhos. Bon Jahr zu Jahr entwickelte sich das Geschäft durch Fleiß und Aus- dauer feines Besitzers zu einem der angesehensten heran. Do« jetzige Geschaslslocal befindet sich Grimmaischer Steinweg 12. Di« weilen Räume, welche das große Lager fertiger Schuhwaaren deulscher und sranzösischer Muster bergen, können jedem Wunsch de« Käufers gerecht werden Außer seinem Verkausslocal fertiger Waaren unterhalt Herr Klötzer unter eigener Leitung eia Atelier zur Anfertigung von Maßarbeiten. I Beim Herannahen des Osterfestes und des prachtvollen Früh- jahrswetlers ist es gewiß nebst vielem Anderen ein Artikel, welcher ganz besonders stark gekauft werde» wird, wir meinen Schuhwaaren. Mag die Kleidung noch so einfach sein, so gehört doch zu jedem Fciertagskleid ein hübscher Schuh oder Stiesel. C« sei deshalb aus die schon längere Jahre bestehende Firma W. A. Hrnntg, Johunnisgasic 18, aufmerksam gemacht, deren großes Laaer nur selbstgesertigter Schuhwaaren eine überraschende Auswahl für Dame», Herren und Kinder bietet. Anfertigung nach Maß in kürzester Frist. Wegen anderer Unternehmung eröffne ich mit dem heutigen Tage einen gänzlichen Ansverkauf meines reichhaltigen L«in«n», Vaunirvollw.» u. Gardinen»Lagers. Ls wird Jedem Gelegenheit geboten, sich seinen Bedarf an L«ib», Lisch», Vett» «. Unchenwäsche, die ich nur in den besten Dualitäten führe, zu ganz a«herg«n»»hnlich billigen Preisen zu beschaffen und lade meine geehrten Kunden hiermit zum gefälligen Besuche meines Lagers höslichst ein. M-r«i»»rnI»s von IL dis »» »/. 8» Hoooolliolz katharincnstrche 1K.
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