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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920511010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892051101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892051101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-11
- Monat1892-05
- Jahr1892
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Nbo«neme«tspreiS ft> der Hauptexpedittoa oder de» im Stad«- bezirk und de» Vororte» errichtet»« A»«- oabestellea abgrholt: vierteljährlich4^0, bei zweimaliger täglicher Zufteiluug »u« Hau» >» 5L0. Durch die Post bezogen kür Deutschlaad and Oesterreich: oirrleliädrltch ^4 Direkte täglich» Kreuzdondiendung tag Aulland: moiratlrch ^ S.—. Die Morge»-Au«gab» «rschetat tigiich'/,? Uhr. dt« »deud-Ausgabe Woche»lag» b Uhr. LekLtio« vud Lrpeditü»: J»dan«eS«aste 8. Die ikrdeditioa ist Wochentag« »»»»terbrochr» ^ffuit m» früh 8 dt« «drud« 7 Uhr. /ilialnr: Ott» ««»»'« Earti«. (Alfred Hckh»)tz Uaiversilätlslraß« 1. L-ut« «Sfche. Kathariveustr. 11. pan. u»d K-ulg-platz?. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeMte, Kandels- und Geschäftsverkehr. JnsertionspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reel amen unter dem Redartiausstrich (4ga- spalte») oor den Famtlieunachrtchte» («gespaltet») 40-^. Größere tzchristea iaat a»ser»» VrrtS- verzetchaiß. Tabellarischer and Zifferusatz »ach höherem Tarif, Ertra-Veilngen (geialjt). aar mit der Moegeu - Ausgabe. odne Postbesörderuu- 60.—, mit PoslbesSrderaag 70.—. Ävnahmkschluß für Inserate: Ade ad »Ausgabe: vormittag« 10 llhr. Dt arge »«Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Eonn- and Festtag« früh S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je «t»a hold« Stund« früher. Inserate stad stet« a, dt» GzDrtzttt«» za richte». Druck und Verlag von E. Pol» i» Lelpzi- ^-239 » Mittwoch den 11. Mai 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Gewerbekammer Leipzig. DonnerSta». den IN. ». «tS.. Nachmittags 5 llhr, öffentliche VIenarfttzun, t« »a«mer1orale. Tagesordnung: verlangte Gutachten über Gesuch« der Bäcker zu Markranstädt und der Bereinigten Innung zu Rötha. Hieraus nicht-össeatlich« Sitzung. Leipzig, den 10. Mai I1Ä2. «. v. Wilhelm». »er,«,. Leer. stell». Bors. Lekanntmachun-. Nachdem zufolge unserer Bekanntmachung Io. 1022 vom 9. März l. I. der Plan TLV Xo. 5238 liä Xo. 5751, betr. Fest- stellung der Fluchtlinien des Schleußiger Wege« in Leipzig-Klein zschocher zwischen der Hauptstraße und der Kreuzung der Antonien- und Schloßstragt, jedoch mit Ausnahme der cremten, zum Ritter gut« Kleinzschocher gehörigen Parcellen, vorschriftsmäßig und zwar vom 17. März dis 16. April l. I »»«gelegen hat, zwei gegen den Plan erhobene Einsprüche von un« zurückgemiesen, hiergegen aber da« RechlSmittei LeS Rekurses nicht eingewendet und weitere Ein- sprüche nicht angeincldet worden sind, so dal dieser Pia» nunmchr in Gemäßheit de« 8. 22 de« städtischen Neubautenregulaiive« vom 1b. November 1867 für rechtskräftig feslgestellt zu gellen. Leipzig, am 5. Mat 1892. Der Math de» Stsßt Leipzig. Io. 2260. Georgi. Or. Redlich. In Gemüslheit de» tz. 1 der Borschristen sür Li« Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwassertunsl vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Oscar Vach. Rontt'iches Gäßchen Nr. S. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiejen hat. Leipzig, de, 7. Mai 1892 Da» Math der Stadt Leipzig. X. 2927. Oe. Georgi. Wolfram. Sonnabend, den 14. Mal, vormittag« 10 Uhr werden im Hofe de« allen Joha»,t«b,«pital« > Psartz« gegen vaarzohluug a» den Meistbietende» versteigert. Di» V»»,iiami«-Snf»,cti«K. Grffrnlliche Verpachtung. Da» der Klosier «erge'ichen Gffftuug gehSria», im 1. Ieelchowlchen Kreise s-ifenbadnstatton Magdeburg) belegen» Gut Prester mit einem Gesammt-Flächeninhalt« von 391,7331 Im soll nebst allem Zubehör vom 1. Juli 1898 ab auf l8 aufeinqvderfolgend« Jahr« im Weg« de« Meisigebots nenverpachtet werden. Zu diesem Zwecke haben wir gut Montag, den »7. Anni d. 8.. varmittggs 1t Uhr in unserem Eitzungssaale. Tomplatz Nr. 4 bierfelbst, vor unfern, Commiffarien, dem B»r»altu»g«ralh Herr» Geheimen Regierung«, rath Schuppe und dem Justitiars»« Herrn Lber^Lonsistorialraih Viitz», Termin onberaumt. zu welchem Pachiluftig« mit folgendem Bemerken eingelade» werden: Das Pachtgelder-Minimum Ist auf 22 860 X festgesetzt. Der Pachtbewerber hat spätestens 8 Tag« vor dein Wetting«, termin« fein» landwirthschaftlich« Befähigung, Solidität und «in ver fügbares Vermögen von 152 000 aachzuweisen. Darüber, ob der Bermügensnachwei» sür geführt zu erachten ist, wird seitens der Eommissarir» spatesten« im Termine mit Lulschluß de« Rechtswege» befunden. Di« Schließung de« Termin« erfolgt um 1 Uhr Nachmittag-, sofern bi« dahin ein Meistgebot erzielt ist. Di» näheren Verpachtung«, und Virtting«bedingungen, sowie die zugehörige» Verzeichnisse könne» in unserer Registratur beim Herrn Kanzlei rath Koch während der Dienstftunden und aus dem Gute Preiter bei dem jetzige« Pächter Herrn Jordan, welcher auch zur örtlichen Information bereit ist, ein gesehen werden. «agheh»rg, de» 1». April 1892 Königliche« Vr«vtt»,ia>-Dchnl-T,»e,iu«. Graf Baadisst». Äus dem preußischen Äbgeor-neteuhause. Die vorgestrige Erörterung im preußischen Abgeordneten» kaufe über die Plaue zur Umänderung der Umgebung drS königliche» Schlöffe- in Berlin hat eine weit über die Grenzen Preußen« hinau«reichende allgemeine Bedeutung, weil sie dir Frage auregt, wie weit fick die Verantwortlichkeit der Minister im VrrfaffungSstaate erstreckt. Bei uns in Deutschland be stehen nicht solche Zustände, wie in England und m Belgien, wo da« Staatsoberhaupt wesentlich als höchster Vertreter der Staatsgewalt im Innern und nach außen sich geltend macht, sondern bei un« ist der persönlichen Einwirkung der Herrscher großer Spielraum gelassen. Dir geschichtlich« Entwickelung Deutschlands, insbesondere Preußen-, rechtsertigt diese Form der persönlichen Regierung und sie wird stet« die ihr gebührende Beachtung finden, eS sei denn, daß ganz unzwelselhaftr Irrtbümer drS Regierenden zur genauen Anwendung der BrrsaffuugS-Bestimmuugea nöthigen. Es ist ein natürliche- Borrecht der Fürsten, daß ihre persönlichen Wünsche, soweit irgend möglich, beachtet und desolat werden, aber im VrrsaffunaSftaate ist die Prüfung solcher Angelegen- beiten nach dem GestchtSpuucte der allgemeinen Wohlfahrt unerläßlich. Es besteht seit längerer Zeit eia Streit darüber, wo dir persönlichen Kundgebungen de-Souverän- ihre Grenze finden und die Grundsätze drS BrrfaffungSstaateS in Wirksamkeit treten muffen, welcher für alle RegierungSbanLIungen Le« Staatsoberhauptes die Gegenzeichnung de« verantwortlichen Minister« verlangt. Eine vielleicht anfechtbare Meinung ist die, daß jede öffentliche Kundgebung de« Oberhauptes eine- BrrfaffungSstaateS derMituaterzeichaung eine« verantwortlichen Minister- bedarf; diese Meinung ist aber streitig, und e« haben seit Iahrru in dieser Beziebung abweichende VerLffentlick>ungrn stattgefunden. Die Rede de« AbgeordnetenRichter zurEmpseblung seine« Anträge«, betreffend dir Veränderung der Umgebung de« königlichen Schlöffe« in Berlin, behandelt diese Frage mit einem Frrimuth«, wir er sich nur unter den gegenwärtig bestehenden Umständen Bahn brechen konnte, ohne e,ue energische Zurück weisung zu rrsabrea. Die Redner der conservative» Partei wie der nationalliberalen Fractwn waren einig in dem Urthril, daß de, Lntrag Richter« aogrbracht und erfolgreich gewesen sei, den» er hat zur Milthrrlung einer LabinetSorbrr ver- anlaffung Mgrb«. welch« g«eignet ist, den b»Sh«r verbreiteten Befürchtungen über mögliche Rechtsverletzungen und be» absichngte Lotterie-Unternehmungen jede Grundlage zu eut- ziehen. Die Frage liegt nabe, weshalb diese CabinetSordre nickt früher veröffentlicht worden ist, und man kann eS dem Ab geordneten Richter nur Dank wissen, daß er dem Minister von Boetticher Gelegenheit zu dieser wichtigen Mittbeilung gegeben bat. In diesem Sinne ist dir ganze Verhandlung vom 9. Mai verlauseu. Die Erfahrungen, welche diese parlamentarische Ver handlung enthält, weisen darauf bin, daß alle sür da- Ge meinwohl in Betracht kommenden Angelegenheiten in Ver- faffungsstaaten mit voller Offenheit behandelt werden müssen, sonst kommen Dinge zu Tage, welche eine ganz unnütze Aufregung verursachen, wir der Brief de« OberverwaltungS- gerichlSralhS Kunze an den Abgeordneten Alexander Meyer, der als dir nächste Veranlassung zur Verhandlung de« Abgeordnetenhauses vom 9. Mai an^usebcn ist. Privat- Angelegenheiten gehören überhaupt nickt sür die Oeffent- lichkeil; wenn sie sich aber mit dem Schein höchster Ein flüsse umgeben, so ergeben sich daraus Schlußfolgerungen, welche in den BersaffungSstaat nicht hineinpafscn. Seit längerer Zeit waren öffentliche Meldungen über einen Lollerieplan verbreitet worden, welcher den angeblichen Ab sichten zur Umgestaltung der Umgebung de« königlichen Schlosses tu Berlin zur Ausführung dienen sollle. Diese Meldungen wurden vom Minister des Innern Herrsurtb al«Erstndungrn bezeichnet. Diese Eröffnung ist zwar mit Befriedigung, aber auch mit Zeichen dt« Erstaunen« ausgenommen worden, denn man sragre sich mit Recht, weshalb e« erst einer Anregung bedurfte, wie der vom Abgeordneten Richter auSgcgangenen, um über Dinge Klarheit zu verbreiten, welche die öffentliche Meinung sei« längerer Zeit beunruhig« haben. Die Berbandlung de« preußischen Abgeordnetenhauses vom 9. Mai wirft «in grelle« Schlaglicht aus die gesammlen Ver- hältniffe in Preußen nicht minder wie im Reiche. WaS sich in Preußen abspiett, äußert sein« Rückwirkung stet« auf da« ganze Reich, sofern e« irgendwelche allgemeine Wichtigkeit beansprucht, da- baden wir an der Bewegung gesehen, welche der Zedlitz'schr Entwurf eines preußischen Volksschut- gesetze« in ganz Deutschland hervorgerufen oat. Sv sehr auch ein» krustige persönliche Initiativ« de« Kaiser« m alle« öffentlichen Fragen von.'Bedeutung erwünscht ist, so sehr ist man dach im Deutschen Reich» der Meinung abgeneigt, daß die persönlich« Entscheidung de« ReichOoberkauplc« an die Stelle »erfassung-gemäßer Behandlung der Fragen von entscheidender Wichtigkeit treten könne. Wir tonnen nur hoffen und wünschen, daß im Deutschen Reiche stet» «nd unter allen Umständen nur da« geschehe, wa« von der öffentlichen Meinung unter Führung der Besten de« Volk« al« nützlich und ersprießlich erachtet wird. Die Wünsche des ReichSvberbaupte« und noch dazu eine« solchen, weiche« die öffentliche Woblfahrt so augenscheinlich zur Richtschnur nimmt, wie Wilhelm II., haben stet« auf entgegenkommende Be achtung zu rechnen, aber ebenso berechtigt erscheint der An spruch daraus, daß die verfassung-gemäß verantwortlichen Personen auch da« volle Maß der ihnen auserlrgien Pflichten erfüllen. Der Zeitpunkt, wann bestimmte grundsätzliche Ent scheidungen von höchster Stelle zur Veröffentlichung gelangen sollen, kann nicht dem Belieben der Minister oder dem Zu fall anheimgestellt werden, sondern sie muß zu einer Zeit erfolgen, in welcher sie mit Recht erwartet wird. Die Krag«, ob persönliche oder parlamentarische Regie rung al« Grundsatz zu betrachten sei im jübrenden Staat de« Deutschen Reiches, ist zu verschiedenen Zeiten schon auf geworfen und stet- in dem Sinne beanlworlet worden, daß die Wahrheit in der Mitte liege. Bekanntlich bleibt «ine Ent wickelung nicht auf halbem Wege stehen, sondern sie Kat da« Streben, ihr Ziel zu erreichen. Die preußische Ver fassung ist da« Ergcbniß eine- EompromiffeS zwischen Abso lutismus und EonstilutionaliSmu«, sie bedeutet die Ucker- leilung aus dem Zustande, wie er vor dem Iabre 1848 be stand , in die Aera de« Versaffung«leden«. Preußen bat seinen Herrschern da« Meiste von dem zu verdanken, was eS erreicht hat, e< ist nur Anerkennung historisch verbürgter Thalsachen, wenn dir Personen de« Großen Kurfürsten, Friedrich'- LeS Großen und Kaiser Wilhelm « I. als die Schöpfer der Größe und Macht Preußens und Deutschland« betrachtet werden, und au« diesem Grunde hat es auch seine volle Berechtigung, wenn man den persönlichen Wünschen tcü Königs von Preußen und Kaisers von Deutschland die größte Berücksichtigung zu Tdeil wrrden läßt; aber diese Rücksicht bat ihre Grenze in dem Streben, da« Gemeinwobl nach Maß gabe der Verfassung Preußen« und de« Deutschen Reiches zur höchsten Richtschnur zu wählen. Unser deutsches BersaffungSleben befindet sich nicht minder wie da« Preußens in der Entwickelung, eS gilt den theo retischen Formen den praktischen Inhalt zu geben, und diese Bemühung begegnet großen Schwierigkeiten Die Frage, ob der deutsche Reichskanzler zugleich preußischer Minister präsident sein müsse, ist nickt minder offen als die Frage, wie weit die persönlichen Befugnisse de« Königs von Preußen reichen. E» ist unzweifelhaft, daß er da« Recht bat, über Krieg und Frieden zu entscheiden, e« ist nicht' minder un bestritten. daß er da« Recht hat, seine persönlichen Wünsche für Gestaltung der inneren politischen Fortentwickelung kundzugeden» daß er die Minister ohne Rücksicht aus die Ab stimmungen im Landtage ernennen und entlassen kann, aber eS ist zweifelhaft, wie weit seine Befugnisse sich austchnen, wo e« sich um Erfüllung von Privatwünschen bandelt. In dieser Beziehung bat die Verhandlung de« preußischen Ab geordnetenhauses am 9. Mai beachtenSwerthr Wiuke gegeben, und e« ist nicht zu bezweifeln, daß dir an jenem Tage aus gesprochenen Anjichten an maßgebender Stelle Eindruck ge macht haben und Wirkungen nach sich ziehen werden. * Hieronymus Lotter, der Erbauer -es Leipziger Nalhhauses. Hn wenigen Jahren kann Leipzig, können die Leipziger Architekten den 400jährigen Geburtstag de« Leipziger Bürger- unr Baumeister« Hieronymus Lotter, dem unsere Stadt und Pegau tu» gau» de» Stempel seiner Zeit tragenden und darum schon kuusttzistorisch iutrreffanteo Lau ihrer Rath- Hauser danken. Vor nunmehr l7 Jahren erwarb sich der damalige „Lehrer Or. Gustav Wust mann" da» Verdienst, dem trefflichen Baumeister ein literarische« Denkmal i» Gestalt einer illustrirten Biographie gesetzt zu haben. („Der Leipziger Baumeister Hieronymus Lotter sl497—1580s. Ein Beitrag zur Geschichte Leipzigs und der deutschen Renalssance. Leipzig, «ermann 1875") Lotter, der edle Künstler, batte im Leben die bittersten Erfahrungen durchmachen und nicht durch eigene Schuld, sondern durch die unbegreifliche Willkür von oben — ich finde und habe keinen milderen Ausdruck — aus seine alten Tage Schiffbruch erleiden müssen. Er starb ein Greis von einige» achtzig Jahren „aus dem Geyer", wie es einstmals hieß, also in der uralten Berastadt des Erzgebirge» Geyer, aus seinem dortigen kleinen Befiylbum, da« noch beute al« »Loticr- bof" vorbanden ist. starb, sage ich, in mißlichen Verhältnissen, vr. Wustmann beklagt in seiner Sckrist mit Recht da- Schick sal de« hochherzigen, aufopserndcn EbrenmanneS, den Ankere ruinirt hatten. Ja, man wzsse selbst nicht ganz genau, wann er eigentlich gestorben sei. Die Ouellcn darüber waren aller dings widersprechend und die Hauptaclen durch eine vor wenigen Iahrzediucn über da« Städtchen gekommene FeuerS- brunst vernichtet worden. Die neue Pfarre sieht erst seit 186«. Durch Wustmann'« Schrift angeregt, hatte „man" sich von anderer Seite nach Geyer gewandt, und dabei stellte eS sich, wie da« „Leipziger Tageblatt" seiner Zeit au« meiner Feder mitgerbeilt bal, heraus: daß der damalige Pfarrer (von >875 also) im Besitzt eine« Auszugs aus dem Ktrchen- buche von >580 war. Dieser Auszug enthielt wörtlich getreu Lotter s Sterke- und Begräbnißdatum mit vollster Genauig keil und ergänzte so recht erwünscht die Forschungen unsere« Wustmann. Dem verstorbenen Pastor K. Fr. August Grobmann, der von 1848 an in Geyer amtirte. seiZÜr sein Entgegen kommen noch im Grabe gedankt. Nicht Alle ja unterstützen solche Forschungen so dereilwillig. Al« ich z. B. einig« Jahre nock vor I)r. Wustmann « Schrift die um da« ganze hiesige RaihhanS lausende fromme Inschrist am Dachst»,« endlich einmal richtig »u stellen suchte, weigert« mir «in Gegenüber — der Mann lebt längst nicht mehr — in der Grimmaischrn Straße sogar die Benutzung eine« Fenster«, um von dort au« die Schrift de« Südgiebel« zu entziffern! E« sei ihm vergeben, wie e« vergessen war, bi« mich ein überlebender Neffe theilnehmend daran erinnert». Die von Ör. Wustmann gegebene Anregung wirft« aber noch weiter. Derselbe Freund der Leipziger Geschichte zog weiter« Erkundigungen in Genrr «in und richtet« dann auf Grund derselben von Connewitz au« vertrauensvoll an den hiesigen, damals ganz jungen Architekten-Verein eine freund liche Zuschrift „aus dem Publicum", um von dieser fach männischen Seite her eine wohlverdiente kleine Huldigung für Lotter in Gestalt einer von Leipzig au« gestifteten Gedenktafel sür Hieronymus Lotter an dessen Sierde- banse in Geyer unmaßgeblich in Vorschlagzu bringen. Dem Antragsteller ward damals zwar mündlich ein recht beisälliger Bescheid. Die Angelegenheit kam aber doch nicht in Fluß, sondern in Vergessenheit. zumal damals eine längere italie nische Reise den Antragsteller fernbiett. Mil Freude wird nun dir Miltheilung begrüßt werden, daß die Sache auf« Neue angeregt worden und auf endliche Aussüdrung jener monumentalen Huldigung, einer alten Ehrenschuld Lridzig« an Geyer, nunmehr volle Aussicht vor handen ist. B>« dabin grtrösten wir un« mit dem alten Spruch: läpsüi voll sisxoouu-i. Vr. Karl W. Whistling. Versammlung von Landwirthen. 1) Leipzig, 9. Mat. In einem der Säle de« Etablissement» Battenberg Hallen sich heute Nachmittag zahlreich« Laudwirlhe der engeren und weiteren Umgebung Leipzig« etngefundeu, um über die io landwirthschaftlichen Kreisen gegenwärtig tebhaft besprochene FScaldünger-Arage Berathung zu pflegen. Herr Liebscher-Burghauien erössnetc die Versammlung, woraus dies» Herrn Gutsbesitzer Rvouiger-Grobdüttig zum ersten, Herrn Liebner-Liebertwolkwitz zum »weilen Vorsitzenden und Herrn Bl fl I hn er-Frantenhrim zum Schristsllhrer wählte. In seineu einleitenden Warle» wies Herr Ron Niger daraus hln, daß der vou der Tünger^porlgesellschaft jetzt gcsorderte Preis sür Fäcal- düngrr al« rin sehr hoher von den Landwirthen empfunden werde und daß man deshalb den Preis für denselben heruntergesetzt zu seben wünsche. Es Hoden in letzter Zeit schon Bersammlunaeu von Land- mirthen de» Leipziger Bezirks stattgesunden, in denen di« Angelegen heit besprochen und eine Resolution dahin gesoßt worden ist, es möge der Preis sür einen Tubitmeler FLcaldünger aus 1,50 ^l herab- gesetzt werden. Jetzt werdk der Düngrr verkauft mit 2,40 ^l Die Düuger-Eiportgeiklstchast habe dieser Forderung jedoch nicht zuge- stimmt und Zweck der heutigen Versammlung >ei e« zu beschließen, wa» Dem gegenüber zu thun sei. Unter der Zustimmung der An- wesenden schlug der Redner vor, bei dieser Forderung: Herabsetzung de« liubikmeter-Presse» um 90 ^ zu beharren. Gehe die Gesell schaft nicht daraus ein, so sollten sich alle Landwlrthe solidarisch er- klären und nicht mehr Dünger fahren. Gleichzeitig solle eui» Ueber- irrtungrstioie festgesetzt werden, nämlich lO ^g sür i»de« Fuder Dünger, da« von einem der llontratzenten gefahren werde. Der Berscht rief einen überaus lebhaften Meinungsaustausch hervor, an dem sich zahlreiche der Anwesende» zum -Lheil wieder holt betheiligten Herr Bunge-Laucha lam aus »inen veraleichrn- dea Bericht über die lünger^bxportgesellschasten zu Dresden, itüemnitz und Leipzig in der Soiiuobendnummer de» „Leipziger Tageblattes" zu sprechen, aus dem hervorgede, daß die hiesige Gesellichast sehr gut steh«. Herr Brückner-Genchshain erklärte ,,ch edensaü« sür den Preis von 1,50 -ckl; wa« die weit tittsernt von der Ab- holungsstättr Wohnenden betreffe, so würde» dies» gewiß gern 2 >8l sür den Lubikmeler Fäcaldünger bezahlen, wa« übrt- gen« schon frübrr zum «usdeuck gebracht worden sei. Herr Bremme-Panltzsch wollte al« Beginn de« „Streiks" der Land- wirihe den I August d. I. festgesetzt wissen, stieß aber damit aus lebhaften Wtderipeuch. Herr Liebner-Liebertwolkwitz rieth den veefammelte», >etzt noch nicht so schroff gegen d»e Lüager-Export- aesellichost vorzugel,«». sondern erst nochmal« entweder bei der Gesellschaft oder bei dem Ratd» der Trabt Leipzig vorstellig zu werden. Wa« ,ha, den Redner, delreff», f» lass» « den zue Düngung seiner Felder aotdwendigrn Fäcaldünger mit eigenem Geschirre, wenn die Pferd« nicht gebraucht wurden, addolra, da stelle sich der Preis für 2 cdm so, wie er letzt von den Laadwirtdrn gefordert werde, klebrigen» sei die Veriommlnug hente von »«»er verhältnißmäßig kleinen Zahl von Landwirthen besucht. An« den wetteren, »m Princlp übrigen« übereinstimmenden Au«südrnnge» der Herren Redner Hede» wir noch dtrienige» de« Herr» Mir»«- KlettrdSlzig hervor- der lickt de» Liidaer'scheu Darlegungen anschloß. Herr Bremme-Leipzig sprach sich dagegen für sofortige«Vorgeh«« au« und bemerkte, der Fäcaldünger habe heute nicht mehr de» Werth wie früher. Herr Dietrich-Grohdölzig machle darauf aufmerksam, daß e« vor Allem gelte, auch die großen Grundbesitzer zu bewegen, keinen Fäcaldünger mehr anzunehmen. Herr Bunge hob u. A. hervor, man solle vom l. Juni an da« Abholer, von Fäcaldünger einsiellen. Da« Ergcbniß der Versammlung waren folgend» Beschlüsse: Da« Abholen von Fäcaldünger wird vom l. Juni an eingestellt, wenn di» Dünger-Exvortgelellschast nicht auf die von den Landwirthen ge stellten Preisbedingungen eingehl. Jeder der Anivesendrn trägt sich, odne eine Verpflichtung für sich damit zu schaffen, in «ine Präsenz liste ein und wirkt in seinem Orte sür die Forderung der Land winde. Nächsten Sonnabend, den 14. Mai, findet dann abermals eine Versammlung hier in Leipzig statt, in der dann rndgiltig« und für Jeden bindend« Beschlüsse gefaßt werden. Gerichtsverhandlungen. Kö«t>ltcheS Landgericht. Strafkammer I. (4. Leipzig, 10. Mai. Es ist eine bekannte Tbatsach«, daß zur Winterszeit, in welcher die Arbeitsplätze und Lagerstätte» nicht so sorgiältig wie sonst beobachiet werden, dieselben häufiger al« sonst den Schauplatz sür Dieb» adgeben, und meist sinh es Etien- tdeil». welch, den Dieben am gelegensten kommen, da sie am leich teste» verwerlddar sind To wie in diesem Winter ist aber wohl noch nicht gestohlen worden. Der Linwond, daß die dtesjährige große Arbeitslosigkeit und der Nothstand daran Schuld trügen, kan» wohl auch nicht ganz zutrefsen, denn wenn innerhalb kurzer Zeit süni Burichcn zwilchen 16 und 26 Jahren sür 1600 Stsen- lräaer und schienen stehlen, um den ErlSS von ungefähr 400 ^l in Tlngel-Tangel» re. zu verprassen, dann kann wohl nicht davon dir Red« sein, daß sie aus Noch gehandelt haben. Am 27. Januar wurde» eine Anzahl Eisendlebe wegen »tner ganzen Reihe frecher Einbruchsdiebstähie auf Lagerplätzen u. f. w. vom hiesigen königl. Landgericht abgeurtheilt, u. A. auch der am II. Decemder 1875 m Lindenau geborene Handarbeiter Gustav Hermann gtrdler und dessen Vaier. Während der Letzter« zur Verbüßung feiner Straft in die Strasonstalt obgefllhrt wurde, setzte man Fiedler jiu»., her mit 5» Monaten Gesängniß bestraft war, einstweilen wteder in Freiheit. Wenn auch durch Verurthellung jener Diebesbande noch nicht alle die eingelausenen Anzeigen erschöpft waren, so konnte man doch glauben, daß die Diebstahl» nunmehr aushören würden, da man wohl annehmen durste, daß mt« ,»nen verurtheilten fämmtliche Dieb^tzenoflen dingfest gemacht waren. Allein nur zu bald zeigte sich, dag man sich getäuscht hgtt«. Frecher denn je »riebru die Eisen- diede ihr Handwerk und leine Siadtgegend blieb von ihrem Treiben verschont. Dabei scheuten sie sich nicht, am Tage in Aebsttstzlätze und Werkstätten eiuzubrechen, uiu ganz gewaltig« Massen von Trägern und Schienen — mitunter 25— 30 Erntner — fort zuschaffen. Trotz eifrigster Bemühungen gelang «S zunächst der ltriiiiinalpvlizei nicht, den Dieben auf bis Epur zu komcken, bis man ihrer endlich am LI. Februar habhaft wurde. Weicntlich gefördert worbe» waren di« Diebstähle durch den Umstand, daß die Diebe bereitwillige Abnehmer de« gestohlenen Eilen« in de» Inhabern der Firma Äebr. Böttcher, Alleisen handlung, gesunden hatten. Der am 7. November 1857 in Haus dorf bei Eolditz geboren» Friedrich Laut« Böttcher, sowie dessen Bruder Franz Oscar Böttcher waren sofort bereit, den Bursch«» di« größien Ouantiiaten Eisenträger und Schienen abzunehmen, natürlich sür rin billiges Geld. Sie wurden drthalb »egen aewerdsmLßiger Hehlerei angeklagt, alletp nur Loui» Böttcher konnte zur Brronlwoetung gezogen wrrden, Oscar Böttcher batte sich im Gefühl« leiner Unschuld rechtzeittg geflüchtet. Natürlich hatte Louis Boucher nach seiner Angabe keine Ahnung davon, daß di« meisten« von seinem Bruder aufgekauflen Eisenträger, Eisenschienrn u. s. ». nicht rechtmäßige« Eigeathum lener fünf junge» Burschen sein konnten, fondera grstohlru fetu mußten Wie fick, diese Unschuldsbecheuerung damit vereinig«» läßt, daß Böttcher dem Erimtnalbeamten gegenüber ans dessen wiederholt» Fragen, ob er Eisenträger gekauft Hütte, stet» verneinend aeaatwoetet bat, ist vor der Hand unerklärlich. Die von Böttcher bezayltrn Preis« sind nach seiner Meinung durchaus normal, doch siebt einer der Bestohlenen an. daß ein Bauunternehmer Mittag« Nicht« ans dem Tische haben müßte, um die Träger zu solchem Preis« für Anschaffung von Brod zu verkaufen. Ebenso unschuldig wie Böttcher ist auch die Mutter Fiedler'«, die am 9. Mai 1848 in Sedenisch bet Markranstädt geboren, Haad- arbeitkrsehefkau Johanne Friederike Fiedler, welche der Begünstigung angeklagt ist. Sie hat angeblich von dem ganzen Thun und Treiben ihres Lobne« nicht« gewußt, sondern geglaubt, derselbe ernähre sich durch Glasluchen. Daß der Verkauf ber Glasscherben einen sehr bokcn Erlrag nach der Meinung der Fiedler gehabt baden mutz, gehl darau« hervor, daß sie am 9. Februar von Böttcher eine» Restbetrag von I0/>0 » für ihren Sohn abholte. Weshalb sie aber dann, um dieses Geld zu erlangen, dem Böttcher vorredetr, ihr Sohn sei ein ehrlicher Mensch, eS ginge Alle« reell zu, ihr Sohn mache nicht« Unrechtes, sie bitte ihm schon einen Gewerbeschein verschaffen wollen rc., vermag sie nicht zu erklären. Ebenso wenig steht damit in Ueberrtnstimmung. daß sie kurz nach dem 12. Februar dem Dieb» eine Visitenkarte mit dem Ausdruck Hermann August Fiedler, Rohproduclenliändler (dies ist der Name ihre« Mannes) übergab mit dem Bemerken: ,Lier habt Ihr die Kart«, da werdet Ihr das Geld schon kriegen." Endlich hat sie ja auch beim Stadl rath eine» Handelsschein für ihren Sohn bestellt, damit er daS von ihm und seinen Genoffen gestohlene Eisen besser verwerthen könne und sich für dieKosten vonJedem 50-H geben lasten. Der junge Fiedler war überhaupt, obwohl der Jüngste, doch da« Haupt der Bande Er hatte seine früheren Diedeilgenosscn, den am 25. November 1872 in Halle gekorene» Monrerlehrling Theodor Rudolf Oswald Splinter und den am 1. Februar 1874 in Dösen geborenen Handarbeiter GustavAdols Wols, wieder herangrzogen und in dem am 11. Februar 1866 in Stötteritz geborenen Handarbeiter Eduard Emil Lorenz Schubartb und dem am l4. Decemder 1870 in Volkmarsdork geborenen Handarbeiter Avon, Hermann Gustav Richard Zschau neue Mitglieder für die Dieb»«bande gewonnen. Die Zusammen künfte fanden bei Fiedler'« stall, hier wurden die Anschläge zu neuen Verbrechen gemacht, vier theille man da« Geld, und vou hier aus ging man, um in lustiger Gesellschaft den Diebeserlö« zu vergeuden, könnt» man doch darauf rechnen, in Kürze wteder tm Besitze «tuer größere» Summe zu sein. Die Diebstähle sind fast alle gtelchorttg, messt sind dir Dieb« über die Zäune gestiegen, oder baden den Lagerplatz nach Ansdrechea von Latten betreten, thetlwris« baden st» auch au« unverschlossenen Höfen ,c. gestohlen. In der Noch« vom 12. zvm 13. Januar baden Fiedler, Svlinter »nd Zschau von einem umschloffeuen Platze der Grossistroh» zwei Schleußrndeckel mit Ringen für 30 Mark Hksioblen, dir Böttcher mit 10 kaufte. Am 18. Jauuar holten sich Svlinter «nd Wolf vom Hose der M.'scheu Eifruaieß«ri tn Plagwitz drei eisern» Platten. Von de« Bauplatz an »er 14. Bezirk»,chule in Reudnitz, Hetarichstraß«, ftahtru Fiedler und Wolf drei eifern» Träger, 450 lrw schwer, and am 5. Februar zwei eiserne Träger, 380 le« schwer, alle fünf Dieb« am 8. Februar fünf, am 1l. vier und am 17. Februar drei Träger tm Gewicht« von 760, 775 und 800 kze Im letzteren Kall» kam Splinter zu spät «ud schob nur den Wa,,». wofür « vou Zschau 50 ^ rrhtely
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