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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920520021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892052002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892052002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-20
- Monat1892-05
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WkswirtWastliches. Verantwortlicher R^acteur T. G. L«»e t» Leipzig. — Ia Berttetuag: Gc«rg Hillcr ia Leipzig. Vermischte-. Letbtt«. 20. Mai. *— Vom Geldmärkte. Ter Mangel jeder Emissionsthättg- keit bringt es mit sich, daß an allen Fondsmärkten eine außerordenr- licht Flüssigkeit an Baarmitteln zu Tage tritt. Geld ist überall nicht nur sehr reichlich, sondern auch zu Sätzen erhältlich, die nahezu beispiellos sind. In Leutschlaud, England und Frankreich wird dieser Ärldüberfluß noch durch die großen Bestände verstärkt, welche österreichische und ungarische Banken für Rechnung der Regierungen daselbst zu den niedrigsten Zinsen erliegen haben und einzelne Bank- institnte sträuben sich bereit», weitere Einlagen entgegen zu nehmen, da eine Placirung derselben aus kurz« Termine selbst zu dem Satz« von 1 Proc mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Am ossenen Londoner Markte ist Geld für ganz kurze Fristen mit V.—V, Proc., auf Monatsfrist zu '/«Proc. erhältlich, während Tisconten unterlProc. gesucht bleiben. In der letzten Medio-Liquidation stand wieder alles „deport". Das englische Capital, durch die herben Berluste, welche «S an seinen Anlagen in vielen sremden Werthen erlitten, kopfscheu geworden, zieht von allen Theilen der Erde Geld zurück. Aus Amerika komyit eine Goldsenduug »ach der anderen, trotz der noch nie in so großartigem Maßstabe stattgefundenen und noch statt- findendrn Getreidciinporte. Tie Deutsche Reichsbank hat bereits wieder über ca. 68 Mill. Mark baares Geld. In Berlin wird Geld bi» Ende dieses Monats mit 2 Proc. bezahlt. DiSconten sind trotz de» niedrigen PrivatdiScontS — 1'/« Proc. — nur in sehr kleinen Beträgen am Markte. Was nun das Capital in England wie aus dem Lontinente in erstclassigcn Werthen erwirbt und aus dem Markte nimmt, die Steigerung der englischen Consols und aller englischen colonialen Fonds, die unwiderstehliche Hausse der 3proc. französischen Rente, der ungarischen Aoldrente, der italienischen Rente ,c.. alles daS kommt in seiner Wirkung dem speculativen Treiben in exotischen Werthen zu Gute und hat dazu beigetragcn, die Hausseslrämung zu kräftigen und zu verliefe». Lebhaftes Interesse gab sich auch im Lause dieser Woche für die lprocent. deutschen Staatsanleihen kund, die in Folge dessen eine Courssteigerung nahmen, und gegenüber anderen gleichartigen ausländischen Staalswerthen aber immer »och niedrig sieben. Auch aus dem Wiener Platze ist der Zusammen- sluß der Baarmittel bei den Banken ein für die gegenwärtige Jahreszeit ungewöhnlich starker, indem die Eingänge bei den Instituten das reguläre Maß weit überschreiten. Dieselben finden jedoch in dem bedeutenden Effecten - Engagement der Wiener Börse ein entsprechendes Gegengewicht, und daher rührt es auch, daß die Sätze im Reportgeschäfte nicht so gedrückt sind, wie nach dem überaus flüssigen Äeldstande anzunehmen wäre. Alle Wiener Banken haben im Report dermalen viel größere Summen angelegt als in früheren Jahre» um diese Zeit, denn abgesehen von dem Umfange der Engagements, sind auch die Belehnungscourse bei den marktgängigsten Papiere» weit höhere. Es ist deshalb begreif lich, daß sich die Institute in diesem Geschäftszweige nunmehr einige Zurückhaltung aujerlegc». Um so gesuchter sind Tisconten, für welche den» auch die niedrigsten «ätze zum Vorschein kommen. Erstes Bankpapier findet in Wie» zu 3'« Proc. leicht Unterkunft, während drei- bis viermonatliche Comnierzwechsel mit 3'/, bis 3'/« Procent gern genommen werden. In den letzten Jahren erreichte der Geldübersluß in der Regel Mitte März den Höhepunkt, im lausenden Jahre scheine» wir es aber diesbezüglich mit einer Erscheinung von längerer Tauer zn thun zu habe». 'Rach dem Ausweise der Bank von England vom 10. d. M. hat sich der Baarvorrath derselben um 532 OM L vermehrt, da« Portefeuille ist um 333 000 L ge- wachsen, die Guthaben der Privaten habe» um 859 000 und solche des Staats um 75 000 L zugcnoinmen. Ter Notenumlauf ist um 00 OOO L zuriickgcgangen, so daß die Totalreserve um i>3l 000 P gestiegen ist. Das Proccntvcrhällniß der Reserve zu den Passiven stellt sich aus 43' . Proc. gegen 42', Proc. i» der Vorwoche und 35' z Proc. zur gleiche» Zeit im Vorjahre. Der Privat - Discont für Treiiiionals-Bankwcchsel vertrug gestern in London Proc. Die weiterhin starke Kräftigung der Statu« der Bank von Frank- reich ist die Veranlassung, daß gestern die TiScontratc dieses In- stitutcS von 3 aus,2«, Proc. herabgesetzt morden ist. Das Portefeuille wurde innerhalb der letzte» acht Tage um 50315000 FrcS. er leichtert,, der Baarvorrath iu Gold ist um 2L242 000 Frcs. und solcher in Silber'uikt'5 370 OG» FrcS. stärker geworden. Die lausenden Rechnungen der Privaten sind nm 33000Frcs. zurückgegangen, der Staatsschatz verringerte sich um 4 804 000 Frcs. Der Notenumlauf ist um 30 057 000 Frcs. gesunken; sein Verhältniß zuin Baarvorrath betrügt 00,50 gegen 38,00 Proc. vor acht Tagen und 83,14 Proc. zur gleiche» Zeit im Vorjahre. Ter Privatdiscvnt stellte sich gestern in Paris aus Proc. Bei der Lesterrcichisch-Un garischen Bank hat in der zweiten Mai-Woche ein stärkerer Rück> sluß von Bankmitteln stattgesunden, indem der Escompte 7,23 Millionen, der Lombard um 0,74 Mill. Gulden gesunken ist und Effecten des Reservefonds um 0,-58 Millionen Gulden realisirt wurden. Andererseits wurden neue Hypothekardarlehen von 0,61 Millionen Gulden crthcilt, Bankpiaudbriese von 0,38 Millionen Gulden börscnmäßig angekauft und 2,62 Millionen Gulden aus den Giroanlage» zurückgezogen. Ter Banlnotenumlaus ist um 6,16 Millionen Gulden gesunken, während gleichzeitig der Staatsnoten besitz der Bank uni 0,l l Millionen Gulden zugenommen hat, so daß im Ganze» eine Abnahme der Papicrcirculation um 6,27 Millionen Gulden resullirt. Tie steuerfreie Notenreservc stellte sich aus 47 681000 fl. (-s- 6 222000 st). — Tie Goldverschissungen aus Nordamerika betrugen in den letzten acht Tagen 400 000 - welche aus New-Bork nach Paris gegangen sind Ter Baarvorrath der Ncw -Porker Banken hat sich um weitere 1200000 tz verringert, welche Abnahme indcß einer Vermehrung der loc/al temlvrs um 1800 000 - gegennbersteht, woraus zu schließen ist, daß der Zufluß von Gold aus dem Innern nunmehr wieder begonnen bat. Die Depositen haben sich um 1100000 L verringert, die Anlagen in Vorschüssen und Tisconten sind um 18MOOO § zurückgegangen. Die Ueberdeckung der Passive» durch die Reserven über die gesetzlichen 25 Proc. hinaus hat sich von 14 810000 § aus 15750000 tz gehoben, während sie sich zur gleichen Zeit des Vorjahres aus etwa 5 000000 - berechnete. f. Aus vom Vogtlands. Aus der Wiener internationalen Ausstellung sür Musik und Theaterwesen hat ein Aussteller von Streickfinsttuinenten in Markneukirchen die Wahrnehmung gemacht, daß eine Wiener Stuhlsabrik gepreßte Geigen, Violen und einzelne Theile derselben verstellt, so sauber, wie sie mit der Hand nicht herzustellen. Es läßt sich denken, daß dies die Aufmerksamkeit unserer vogtländischc» Fabrikanten in hohem Maße in Anspruch nahm, sind doch durch diese Neuerung besagte Artikel viel billiger zu erzeugen als durch Handarbeit. Es handelt sich zunächst nur um billigere Maare, aber immerhin droht unserer heimischen Industrie eine groß» Gefahr. Daher hat man auch schon in den betreffenden »reisen bcratden, was zu thun sei, und man ist zunächst auf den Gedanken gekommen, der Staatsregierung diese Angelegenheit mitzutheilcn, in der Hoffnung, daß die Regierung die Hand bieten wird, zur Anschaffung gleicher Maschinen. Sodann will man einen Zusammenschluß der heimischen Instrumenten sabrikanten herbeisühren behuss Aufrechterbaltung angemessener Preis«. ES kann aber bei der Massenherstellung nicht auSblciben, daß viele Arbeiter brvdloS werden, da die Handindustrie nicht mehr mit der Maschinenindustrie den Wettbewerb bestehen kann Frank reich soll schon ganz bedeutende Bestellungen aus gepreßte Instrumenten theile zu Geigen rc. in Wien gemacht haben. Zur Herstellung der gepreßten Jnstrumenteutheile genügen Formen, Muster, nach welchen die Maschine arbeitet. Plauen. 19 Mai. Wenn au« Nottingham berichtet wird, daß man in dersAbtheilung für Phantasie-Putzmacherspitzen alle Hände voll zu thun bat mit der Ausführung von Austrägen, so bestätigt die« nur aus- Neue, daß die Mode einen Umschwung zu Gunsten der Textil-Jndustric genommen bat Ter ai»erika»ische Begehr, heißt es weiter, war r^ger und gleichmäßiger als gewöhnlich. Dieselben Artikel, nämltch die Phanlaste-Putzmocherspitz,». seien auch ziemlich gut sür europäisch« Märkte gefragt. Die Appreteure der modernsten Spitzen hätten mehr Arbeit an der Hand, als sie bewäl ttgen könnten Am meisten gefragt seien irische Guipure- und Perlspitzen in Seide und Baumwolle und seine Spitzen, Tonbletten Falbeln und Schleier. — Auch die vogtländische Stickerei Industrie erfreut sich noch eines guten Geschäftsganges, die Be ftrebungen der Fabrikanten in Verbindung mit de» Zeichnern und Kanstonsialten, Gutes, Schöne« und Geschmackvolles zu bieten bei mäßigen Preisen, waren mit maßgebend; inan bat in den letzten Jahren in Bezug aus Verfeinerung des GelchmackS viel gelernt Auch die vogtlandilchen Appreteure haben vollauf zu thun. — An fügen wollen wir noch, daß in Plauen seit einiger Zeit ein hervor ragendes Haus Aufträge in Fenslerverziernngen sür die kaiserlichen Gemächer in Berlin auSzufübren bat. Dies» Austrage gehen durch die Hand der Firma Rudolph Hertzog in Berlin —r. Wenn auch die Fabriken sür Herstellung englische Gardine» noch keine große Ausfuhr zu verzeichnen daben, weil sie durch den Garnzoll höhere Spesen haben als die Fabriken in Nottingham und deshalb mit dieseu den Wettbewerb im Auslände noch nicht ausnehmen können, so hoben sie doch die Zufuhr von Gardine» au» Englaad und der Schweiz fast völlig überflüssig gemacht. Im ersten Vierteljahre 1802 wurde» nur 35 D.-Ctr. vor- gerichtete (gegea 52D.-Ctr. im ersten Vierteljahr 1991) zum Gelammt- wentz« von 28000 » und 27 D.-Ctr. rohe, ungeblerchte Gardinen (gegen 49 D-Ctt.) im Werthe von 15 000-4! aus England bezogen; dagegen belief sich die Ausfuhr vorgerichteter Vorhänge aus 1021 Toppel-Centner «gegen 984 iu den ersten 3 Monalen 1891) im Werth« von 766 000 und auf 13 D.-Ctr. hegen 39) rohe der- gleichen im Werthe von 7000 Tie ausgeführten Gardinen sind meist gestickte oder tambourirte Maaren, weil eben die hier ange- fertigten englischen Gardinen im Auslände noch nicht den Ruf haben wie die von Nottingham auS in die Welt gesandten Waaren. 8. Pirna, 19. Mai. In Sachen der vom letzten Landtage bekanntlich beschlossenen Erbauung einer normalspurtgen Eisen bahn von Pirna nach Dobna und Großcotta erfolgt nun mehr heute die amtliche Bekanntmachung, wodurch di« Bornahme dcr spcciellen Vorarbeiten sür diese Linie anaeordnet wird. In Bettacht kommen dabei die Fluren von Pirna, Zehista. Zuschendorf, Dohna, Türrhos und Großcotta, woselbst schou in den nächsten Togen die erforderlichen Vermessungen ihren Anfang nehmen. Ter Bau der Bahn selbst dürfte dann bald große Fortschritte machen, da wesentliche Terrainjchwierigkeiten ja nicht vorliegeu und somit auch «sträubend« und zugleich kostspielige Kunstbauten nicht auSzusühren ind. In der Hauptsache gilt diese Bahn, wie schon früher ent wickelt wurde, dem Transport auS dem dortigen großen Strinbruch- Nevier; bei der ringsum obwaltenden dichten Bevölkerung steht nicht minder aber auch eiae befriedigende und die Verzinsung des auszu- wendenden Capstals iu erwünschter Weise fördernde Personen-Fre- quenz zu erwarte». Dresden, 19. Mai. Wurzener Teppich- und Velours. Fabriken. Tie heute Nachmittag im kleinen Börsensaale zu Dresden obgehaltene 9. ordentliche General-Versammlnng der vorgenannten Acoengksellschaft, an welcher sich 13 Actionaire in Vertretung von 344 Aclien und Stimmen bctheiligte», nahm einen durchaus glatten Verlaus. Zu dem von uns bereits besprochene» Geschäftsberichte gab der Vorsitzende, Herr Bankier Palmiö-Dresdcn, bei Beginn der Versammlung noch einige Erläuterungen, die lediglich in ausführ lichen Tarlegungcn über die schon iin Geschäftsberichte geschilderten ungünstigen Verhältnisse der Branche gipfelten, weiche das mißliche Ergebniß des letzten Geschäftsjahres verschuldet haben. In dcr Aussprache über den Geschäftsbericht kam begreiflicher Weise die Mißstimmung der Actionaire über den abermaligen Wegfall einer Tividende zum Ausdruck, indessen machte sich allseitig volles unentwegtes Vertrauen zu dcr Geschästsleitung des Unternehmens geltend, da nian anerkennen mußte, daß nur durch ganz besondere Umstände die Prosperität des Unternehmens beeinträchtigt worden ist. Herr Commerzieurath Juel-Wurzcn glaubte versichern zu könne», daß die Actionaire beruhigt einer günstigeren Gestaltung der Tinge entgegensetzen dürfen, nachdem die Einrichtung neuer palen- tirter FadrikationSzweige in bester Entwickelung begriffen ist. Tie «R-neral-Verjainnilung genehmigte hiernach einstimmig die mit einem Verlust von 45 00t) .4L abschließende Iahresrechnung, sprach die Entlastung des Vorstandes aus und vollzog die Wahlen sür dcn Aussichtsrath. X* Weimar, 19. Mai. Falls daSVahnprojectGerstungcn- Vacha-Hünseld zur Ausführung gelangt, wird die weimarische Regierung sür den directen Anschluß dcr Feldabahn an diese Linie eintreten. Ueber die Tracirung der Berbinduiigsstrecke läßt sich nicht eher eine Feststellung treffen, bi« die generellen Vorarbeiten zwischen Berka a Ä. und Philippsthal vollendet sind. — Die Raisseiscn'schen Darlehnscassen haben sich, wie die „Thür. Corresp." schreibt, im sogenannten Eisenacher Unter- lande während der letzten Jahre recht günstig entwickelt. ES be- tehen dort zur Zeit sechs derartige Easjcn für «ine größere Anzahl von Gemeinden, die sich jetzt zu einem Unterverbande vereinigt haben, der leinen Sitz in Marksuhl hat. *— Tie General-Versammlung dcr Porzellanfabrik Kloster- Veilsdorf genehmigte den Rechnungsabschluß und die vorgc- chlagene Gewinnvertheilung. Tie aus ll Proc. festgesetzte Divi dende gelangt mit 55 -4! -ro Actie sosort zur Auszahlung, in Dresden bei Herren Günther L Rudolph. Ja den Aussichtsrath wurde Comnierzienrath l)r. Strupp-Meiningen wieder-, und Rentier Ad. Unger-Tresdcn neugewählt. Ter Geschäftsgang im lausenden Jahre wurde als recht befriedigend bezeichnet. 1VD8. Berlin» 19. Mai. Der Bundesrath überwies in seiner heutigen Sitzung den Antrag Badens, betreffend den zollfreien Einlaß von Eisenbahnmatericilien, den Ausschüssen für Zoll- und Steuerwcsen und sür Handel und Verkehr. Ten Beschlüssen des LandcsausschusseS zu dem Entwurf eines Gesetzes sür Elsaß- Lothringen, betreffend die Verbesserung der Canäle, sowie die Er hebung von Schiffsahrtsabgaben aus denselben, wnrd« die Zustimmung ertheilt. Ebenso wurde den Beschlüssen des LandesausjchusseS zu dein Entwurf eine- Gesetzes für Elsaß-Lothringe», betreffend das Notariat, zugestimmt. 1VD8. Berlin, 19. Mai. Die serbischen Epecialcassen führten an die Berliner Abrechnungsstelle s.'lr den Couponsdienst des lausenden Semesters bis Ende März 1892 : 3 281 600 FrcS. ab, hierzu iin Monat April 870062,50 Frcs., zusammen 4 151 662,50 Francs. *— Aus dem Vcrkehrsgebiete dürfte demnächst eine Arbeit zum Abschluß gelangen, welche nun schon 14 Jahre gewährt hat. Aus die Einladung des schweizerischen Bundesralhs traten zuerst im Jahre 1878 Delcgirtc verschiedener Staaten, darunter auch Teutschlands, in Bern zusammen, um die Herstellung eine- internationalen Uebereinkommens über den Eisenbahnsrachtverkehr zu berathen. Die Schweiz hatte einen Entwurf zu einer solchen Ver einbarung ausgearbeitet, Deutschland desgleichen. Der aus den Verhandlungen dieser Conierenz hervorgegangen« Entwurf schloß sich den deutschen Vorschlägen in den meisten Fragen an. Derselbe wurde daraus in den verschiedenen' Ländern einer Prüfung unterworfen. AenderungS - Anträge der betheiligten Staaten führten dann zu wetteren Conferenzen in den Jahren 1881 und 188«!. Eine im Oktober 1890 zusanimengetretene Conserenz hatte endlich den Entwurf vom Jahre 1886 ohne Aenderung in eine» Staatsvertraa umgewandelt. Inzwischen find die Ge nehmigungen des Vertrages in den betheiligten Staaten erfolgt In Deutschland ist dieselbe während der letzten Reichstogssession vom Bundesrathe und Reichstage ausgesprochen worden. Es ist deshalb nunmehr die Aussicht vorhanden, daß daS Uebereinkomme» demnächst ratisicirt werde» wird Drei Monate nach der Ratification soll es in Kraft treten. Dann wird man auch behufs Erleichterung und Sicherung der Ausführung de» Uebereinkommens zur Errichtung de« in Bern vorgesehenen Lentralamtes sür den internationalen Transport schreiten, dessen Losten von dcn verschiedenen Staaten nach der Länge der in ihnen an dein Uebereinkomme» betheiligten Eisenbahnen aufgebracht werden sollen. UebrigenS dürste in Dentich- land gleichzeitig mit dem Inkrafttreten de« internationalen lieber einkommen« das bereits vom Bundesrathe genehmigt« neue Eisen- bohnbetriebsreglement in Geltung gesetzt werden. *— Die Verladung von Rindvieh zum Zwecke der Be förderung mit der Eisenbahn ist unter dcn in der landespolizcilichen Anordnung vom 13. März 1882 angegebenen Bedingungen und Beschränkungen fortan bis aus Weiteres auch auf dcr Station Heinrichswalde der Eisenbahnsttecke Königsberg-Tilsit gestattet. *— Daß inannigsache Unzuträglichkelten im Berliner ProductenHandel bestehen, das wird wieder durch einen Vorfall, den daS B. T. mittbeilt, beleuchtet. Bon einer Berliner Firma wurden 500 WiSpel Roggen gekündigt und von der Sachverständigen- Commission contractlich erklärt. Die Scheine wurden von dem Eniviünger nach der bestehenden Vereinbarung hiesigen Mühlen zur Abnahme überwiesen. Bei der Abnahme stellte e« fick heraus, daß die unterste Lage reichlich einen halben Fuß au» dänischen! Roggen bestand, welcher nicht nur von geringster Qualität, sondern dazu noch stark verscbimmelt war. Die Mühlen verweigerten die Annahme und die Sachverständigen wurden erneut zur Besichtigung hcrbci- gebolt. Dieselben mußten die Tbatsach» zugeben, gaben aber an daß der Roggen so hoch gelagert gewesen sei. daß mit dem „Stechen' die Qualität deS unteren Tdeiles des Lagers nicht festzustellcn ge wesen sei Es wurde in dieser Angelegenheit eine mit zahlreichen llnlerscbristru versehen« Eingabe an die Aeltestru der Kausmannschast gerichtet. -r- Die Spielwaarenindustrie Deutschland« bat unter den fortwährenden Zollerhc Hungen der verschiedenen Staaten sehr zu leiden gebubt, was auch daran zu erkennen ist, daß die Aussudr znriickging. Wenn auch im ersten Vierteljahr 1892 an rohem, un- gesaiblem Spielzeug 1157 D -Ctr. «gegen 978 D -Ctr. in der näm lichen Zeit des vergangenen Jahres) im Werth« von 58000 ./I aus- geführt wurden, so ist doch der Versandt von gefärbte», also feineren Svieiwaaren dem Gewichte nach von 8035 ans TüäO D.-Ctr. uud Lein Werthe nach von 964 200 auf 845000 ul gefunken To- be deutet einen Ausfall von 119 200 ull oder über 12 Proc. An der GejammtauSfuhr ist allein England mit M29 D.-Ctr., also mit bl Proc. belheiligt, während sich die Betherligung der Bereinigten Staaten auf 1158 D.-Ctr. oder 16 Proc. stellt. In fast allen Aus- uhrarlikeln, die das Erzgebirge verzeichnet, steht England als Absatz gebiet obenan. *— Trägereisen-Verband. Wie der „Abend" hört, finden «egenwänig Verhandlungen statt, welche die Wiedererrichtung des Trägerrisen-Berbandes betreffen. Ter Verband ist, wie erinnerlich vor mehreren Jahren, namentlich wegen der Differenzen, die unter Len Eaanverken bestanden, auSeiuandergegangen. Man hofft nun, daß e« jetzt gelingen wird, die bestehenden Gegensätze aus- zugleichrn. Gelsenkirchener BergwerkSgesellschast. Zu der kürzlich mitgethrilten Nachricht über die Turchteuiung eine- GaS- kohlenslötzes aus Zeche Monopol trägt die „Nat.-Ztg." noch nach, daß der betreffende Schacht sich am östlichen Ende des Felde iwischen Dortmund und Hamm befindet, wodurch mithin die Fort- etzung des Flötzes durch das ganze Gebiet nachgewieicn ist. *— Steinkohlenbergwerk Gras Schwerin bei Castrop. Der Betrieb der Zeche hat 1891 regetmäßigen Fortgang genommen und ist von nennenswerthen Störungen verschont geblieben. Die gelammte Förderung betrug 165 513 t, oder aus den Tag 554,28 t, gegen 512,88 t tm Vorjahr. An Kesjclslochkohlen und Wajchverlust ,rauchten nur 2,56 t aus den Tag verrechnet zu werden; 62 202 t Kohlen sind zur Kokerei abgesührt, welche bei einem Ausbringen von 77^0 Proc. eine Coaks-Erzeugung von 48095 t ergaben. Tie Selbstkosten sind im Jahre >891 um 0,11 -4L die Tonne gestiegen. Ebenso erhöhte sich der Arbeitsverdienst von 3,62 aus 3,73 .et reinen Lohn für Mann und Schicht. Neben den höheren Arbeitslöhnen beein- iußten die Steuetbelaslnngen die Selbstkosten, da insgeiainmt 73393.41 aus den Betrieb zu verrechnen waren, welche 14 Proc. der Rein- Ueberschüsse oder 0,50 .4L die Tonne verwcrtheter Erzeugnisse be- trugen. Die zum Verkauf gebrachten Kohlen ergaben einen Erlös von 10,17 die Tonne, Coaks 13,65 .4L Ter Betriebsgewinn stellte sich aus 524165 .4L, hierzu der Werth des kohlen- und Coaksbesiandes 6516 .4L, macht 530 681 .4L, welche mit 400 (XX) .4L zur Verlhcilung und mit 130 «2)1 -4L zur Abschreibung gclnngttn. Die Kohlenförderung konnie glatt abgesctzt werden und brauchte bis jetzt nicht eingeschränkt zu werden. Tie Ncuabschlüsje sür 1892 93 sind nur schwer zu vollziehen und erst zur Hülste erfolgt. Nächstens wird man mit dcr Anlage eines zweiten Schachtes be ginnen. *— Contanten-Einfuhr in Hamburg. Von der Westküste Afrikas wurden 2 Kisten Contanten an Ordre zugeführt. L Die China Export-, Import- und Bank-Com pagnie zu Hamburg, welche sür das erste mit dem 31.December 1890 beendete Geschäftsjahr 12 Proc. zu vertheiien vermochte, hat im zweiten Jahre 1891 einen Gewinn von 106 518 -4L (81 229 .4L im Vorjahre) erzielt, woraus eine Dividende von 16 Proc. vertheilt werden kann. Tie Gejelljchast übernahm bei der Gründung das CommissionSgeschäst der Firma Justus Lembke L Co. in Hongkong, Hamburg und Shanghai und besitzt ein Artiencapital von 500 000 Marr. Bei Ablaus des letzten Geschäftsjahres waren 3000 .4L Accepte in Umlaui (19 690 im Vorjahre); an Conto - Corrent- Creditoren waren 10 361 .4L (40758 ^l); an Reserven 5000 -4L; an SichcrsiellungSsonds sür Coursverluste aus überseeische Ausstände in Eilberwährung 25 OM ./« <18 494 V-L) vorhanden. Als Aktiva valedirten dic,en Passiven gegenüber ein Bankguthaben sammt Lassen- bestand von 17 588 -4L (12 577 im Vorjahre); Effecten 75 944 -4L <158 759 -4L); Ausständc bei dcr Zweigniederlassung in Hongkong 107 868 -4L (80876 -4L) und bei derjenigen in Shanghai 112 978-4k (64 831 >L); überseeische Lager mit 259 824 .4L (280014 -4L). Ter Hochseefischerei betrieb ist im Regierungsbezirk Stade in rajchem Anwachsen begriffen. Die Fischdampjerflotte vermehrte sich in den letzten Monaten um zwei Fahrzeuge, io daß gegenwärtig 29 Tainpicr ihren Fang ständig an den Geestemünder Markt bringen. Im Bau begriffen und im Lause des Jahres fertig zu teilen sind gegen 20 Tanipier, die voraussichtlich zum größeren Theil ihre Fänge aus den Geestemünder Markt bringen werden, so daß am Schluffe des Jahres kaum weniger als 40 Dampfer vou und und nach der Geeste fahren werden. In der Zeit vom 1. Januar bis Ende März er. liefen 233 deutsche Fischdampser, 98 deutsche und 2 englische Segelfischcriahrzeugc in die Geeste ein. In den Auctionshalle» kamen 3 127 731'/, Pfd. Fische zum Verkauf, welche einen Erlös von 502 721,75 -4L erzielten. Außerdem sind aus dein freihändigen Verkauf von Heringen, Stint und lebenden (Weser-) Schollen ca. 9974 .4L aufgckommen. Es sind daher im ersten Vierteljahr des lausenden Jahres an der Gceste im Ganzen für 512 695 Fische unigcsctzt worden. *— Actien-Fabrik laudwirthschastlicher Maschinen und Ackergeräthe zu Rcgenwalde in Pommern. Die General - Versammlung hat belchlossen, sür das Jahr 1891 eine Dividende nicht zur Vertheilung zu bringen; es sind daher die Tividendcnscheine Nr. 34 per 1891 werthlos. Zum Mitglied deS Aussichtsraths wurde der Rittergutsbesitzer Walther von Blanckeu- burg-Zimmerhausen gewählt. *— Marienburg.Mlawkaer Eisenbahn. Wie uns die Tirection dieser Bahn mittheilt, gelangt die aus die Actien pro 1891 entfallende Dividende vom I. Juni d. I. ab mit 30 .4L aus jede Stainm-Prioritätsaclie und mit 9 -4L aus jede Stamm-Actie zur Auszahlung. *— Südnorddeutsche Verbindungsbahn (Reichen- bcrg-Pardnbitz). In der Begründung zu dem bereits von uns wiederholt erwätmten Gesetzentwürfe über die Abänderung der Staatsgsranlie für die Südnorddeutsche Berbindungsbahn, deren Prioritäten bekanntlich in Sachsen stark verbreitet sind, wird bezüglich dcr Einlösung dieser Bahn, zu welcher der österreichische Staat seit 15. Juni 1886 jederzeit berechtigt ist, Nachstehendes ausgesührt. Zahlreiche Kundgebungen der Vertrctungskörper und der Bevölkerung des von der Bahn durchzogenen Landestbeiles liegen vor, welche die sofortige Ausübung des staatlichen Einlösungsrechtes ansttcben. Neben rilier Reihe derartiger, an das österreichische Abgeordnetenhaus gerichteter Petittonen bat dcr Eiscnbahn-Ausichuß den Antrag ans Annahme einer Resolution gestellt, wonach die Regierung ausgesordcrt werden soll, von diesem Einlöiungsrecht Gebrauch zu machen und ede- ühlinlichst einen diesbezüglichen Gesetzentwurf vorzulcgen. Ohne das Gewicht dieser Kundgebungen zu verkennen, scheinen der Regierung doch mehrfache, wichtige Erwägungen, wie insbesondere die Rücksicht aus die ungestört» Durchführung der in Frage stehenden finanziellen Transaction und die Notbwcndigkcit dcr vorhergehenden befriedigen den Austragung einiger noch ungelöster Vorfragen dafür »u sprechen, daß die Ausführung der angeregten Maßnatime nicht sofort er folge. sonder» einem späteren geeigneten Zeitpunkte Vorbehalten werde, dcr allerdings noch keineswegs bestimmt festgesetzt werden kann Wenn die Regierung gleichwohl schon jetzt sich die gesetzliche Ermächtigung zur sclnerzeittgen conceisionsmäßigen Einlösung der mehrgenanntrn Bahn erbittet, so geschieht dies in dcr Ucberzeugung, daß eine solche legislativr Ermächtigung geeignet erscheint, gegebenen Falles die Erwerbung der Südnorddeutschen Verbindungsbahn durch den Staat erheblich zu erleichtern und insbesondere die Austragung der derzeit noch offenen Fragen in einem sür die Staatsverwaltung güiisttgen Sinne zu fördern. 1VTL. Wik«. 19. Mai. (Ausführlicher Bericht.) Die General- Versammlung der Lesterreichischcn Südbahn fand heute unter außerordentlich starker Betheiligung der Actionaire statt. Aus die Ausführungen Habers (Frankfurt), Bittner'S und Kaufmann'-, welch Letzterer im Namen der dcuti'chen Gruppe svrach, erwidernd, erklärte der Präsident Hopsen, die Befürchtung, daß durch die Ver theilung einer geringen Dividende an die Actionaire die Einlösungs- rente bei der Verstaatlichung dcr Bahn wesentlich becinslußt werden könnte, sei unrichtig. Tie Conceff'ionsurkundc enthalte ausdrücklich die bezüglichen Details, nach welchen daS auSgewiesene Reinerträgniß nach Ueberprüsuiig durch die Regierung die Grundlage der Berechnung bildet. Die Lage der Gesclljchast werde nach der Verstaatlichung folgende sein: Di« Gesellschaft erhalte als Einnab,nen Renten dcr östcrreichffchen, der ungarischen und dcr italienischen Regierung, au» denen die Ver- »insung und die Amortiiatton der Obligationen, die Verzinsung der Aciicn und die Rente sür die Actionaire bestritte» werde». Der richtige Zeitpunck sür die Convcrtirung der Prioritäten dürfte in dem Momente der Verstaatlichung gekommen sein. Der Zustand dcr Babn sei «in guter, sonst hätte die Regierung schon längst ein gegriffen. Die Südbakn brauche in Bezug aus Betriebsiähigkcit und Sickerung des Verkehrs den Vergleich mit keiner anderen Babn zu scheue». Die Verwaltung werte in Zukunft geeignete Maßregeln ergreifen, um unrichtige Miltbeilnvgen über die Gesellschaft zu be richtigen. Die skinerceitigen Mitlheilungcn über dic-Pourparlers mit der Regierung seien großentdeils Phantasie gewesen. Im vorigen Herbst sei ein hoher Functionair de« Handelsministeriums an ibn wie auch an dcn Generoldirecior herangctreten und Hab, angefragt, ob sie zu vertraulichen Besprechungen geneigt seien behuss Uatersuchuiig der Frage nach einer geeigneten Grundlage sür die pachtweise Uebernahme beziehungsweise den Betrieb der öfter- reichischen Linien durch die österreichische Regierung. In der Thai hätten drei solche vertrauliche Besprechungen stattgesunden, jedoch kein greifbares Resultat ergebea. Die Erklärungen des Präsidenten wurden mit großem Beifall ausgenommen und die Anträge des Verwaltungsraths genehmigt. Hieraus erfolgte di« Wiederwahl der auSscheidenben Mitglieder deS letzteren, al» Vertreter der deutschen Actionaire wurde Haber (Frankfurt) neu gewählt. 1VD8. Wien, 19. Mai. Ter Ausichuß zur Berathung des ) Zrivilegiengeletzes beschloß eiue Resolution, in welcher die Regierung dringend ausgefordert wird, sobald als möglich eia den Haupt- grundiätzen des deutschen Patentgesetzes vom 7. April 1891 mög lichst ähnliches neues Patentgesep einzubriugen, sowie ei» dem deutschen Gesctzc über den Schutz von Gebrauchsmuster» ähnliches Gesetz anzustreben. V- Dv. Wien, 19. Mai. Der BerwaltungSrath der Orient- bahnen beschloß in seiner heutigen Sitzung, der General - Ver- soniwlung die Vertheilung einer Dividende von 25 Frcs. vorzu- schlagen. Ter Neltoüberjchuß der Orientbahnea beträgt 3 606 094 Francs. *— Goldosferte. Welch' geringen Einfluß di« mitunter bei den Haaren herbeigezogenen feindseligen Auslegungen verschiedener Zeitungen bezüglich der Vorbereitung sür die Baluta-Regulirung Oesterreich-Ungarns in den ausländischen Finanzkreisen bisher geübt haben, beweist am besten die Thalsache, daß Wiener Bankfirmen neuerdings mit ausländischen Goldoffertea sürmtich bestürmt werden. Eine amerikanische Firma verständigte ein Wiener erstes Haus, daß re in der Lage wäre, unter ollnebmbaren Bedingungen bis eine Million Pfund Sterling sofort efsectiv nach Wien abzusenden. Auch ein durch seine Valuta-Operation bekanntes Pariser Haus offerirte namhafte effektive Goldmengen nach Wien. — Zu der selben Sache berichtet man der „Allgem. Ztg." aus Wien: ES sind mehrere sranzöjiiche und amerikanische Firmen mit bedeutenden Offerte» betreffend die Geldbeschaffung sür die Valutaregulirung dervorgetteten. die durch Vermittelung des Wiener Bankvereins den beiderseitigen Fiiianzininlsterli unterbreitet werden solle. Es handelt sich bierbei auch um eine große Offerte der Firma Lazard. Für dcn Fall, daß diese Offerte berücksichtigt werden sollten, wird es sich doch jedenfalls nur um eine Sub-Betkeilig»ng an dcr voraussichtlich in eine Hand zu legende» großen Goldbeschaffungs-Lperation handeln können. Wie die „Presse" meldet, haben die zwischen der Verwaltung des Lcslcrreichijchen Lloyd und der bulgarischen Regierung vor längerer Zeit mit Genehmigung der österreichischen Regierung ein- gelcileten Verhandlungen, wegen Errichtung einer Tampserlinic zwischen Varna und Bnrgas, zum Abschluß geführt. Nach dem auf die Tauer eines Jahres abgeschlossenen Ilebercinkommen, welches noch der Genehmigung der Cobranje bedarf, erhält der Lloyd seitens Bulgariens eine Subvention von 85000 Frcs. und verpflichtet sich, seinen Dampfer „Vulcan" zwischen Varna und Burgas zweimal wöchentlich verkehren z» lassen. *— Eisenbahn Winterberg-Strakonitz. Eine Deputatton aus dem Wahlbezirke Wintcrberg, der vom Abgeordneten vr. Nitsche im österreichischen Abgeordnetenhause vertreten wird, hatte unter Führung deS genannte» Abgeordneten beim Handelsminister Marquis Bacquchein eine Audienz, um die Beschleunigung der Arbeiten bei dem Bahnbau Winterberg-Strakonitz zu bitten. Die Devutation betonte die Berücksichtigung ihrer Bitte namentlich in Hinsicht aus den Nothsland dcr Arbeiter im Bühmcrwalde. Ter Handelsminister, welcher die Abordnung wohlwollend einmaligen hatte, sagte das größte Entgegenkommen in der vorgcbrachten Angelegenheit zu und gab dos Berivrccheu, daß die Aussührung dieses Bahnbaues in be- ichlciinigtcr Weise angeordnct würde. Dieselbe Zusage machte der Handelsminisler auch bezüglich des Bahnbaucs Wobnian-Prachalitz. *— Betreffs der Waaren-Abzahlungsgeschäste macht in ihrem Jahresberichte die Handelskammer zu Franksurt a. M. auf Vorschläge aiisnierksam, die ihr für etwaige gesetzliche Regelung ver eiden au« dortigen Interessentenkreisen zugingen. Nach dicien Vorschlägen wäre: I) für alle Betheiligten Schriftlichkeit des Ver trag« vorzuschreiben, 2) dem Verkäufer gesetzlich zu gestatten, daß er die Waaren (entweder als Pfand oder als Eigenthumi jo lange bean spruchen darf (als Sicherheit und iu erster Linie), bis sie ganz bezahlt sind, 3) zum Schutz des Käufers zu bestimmen, daß nicht >osvrt, ohne Weiteres, die Waare im Fall eines Rückstandes zurückgcsordert und alles schon Bezahlte als Conveationalsttafe einbchalten werden darf, sondern nur dcr noch unbezahlte Rest des Kaufpreises als Forderung gelte» kann, auch binsichtlich Zeit und Form des Verkaufs oder Rückkaufs der Waare die sür andere Pfandvcrwerthungen beftebcnden Gesctzc analoge Anwendung finden. Die Abholung des betreffenden Gegen- standcs wäre wohl ebne vorherige gerichtliche Klage, aber doch nur durch t'ncn vom Verkäufer bcanstragten Gerichtsvollzieher statthaft, 4) »um Schutz anderer Gläubiger anzuordnen, daß die dem Ver- käufer noch als Sicherheit haftende Waare (so lange er nicht be- friedigt ist) von ihm deutlich kenntlich gemacht werde, damit Nie- mand ohne Vernachlässigung aller nöthigen Vorsicht zu dem Jrr- thum verlockt werde, die Waare sei schon freie« Eigenthum des Käufers und ein Beweis seiner Crediiwürdigkeit. Unberechtigte Entfernung oder Verbergung der Marke (Bezeichnung) wäre zu bestrafen. - *— Graz-Köslacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesell- schast. In der Gencral-Versammlung wurde, wie wir in Ergänzung unserer früheren Mitthcilungen bemerken, seitens eines Acttonairs hervorgehoben, daß das Ergebniß des Iadrcs 1891, insbesondere die Erhöhung der Transport-Einnahnun sehr erfreulich sei und daß cS im Interesse der Stabilität der Tividende sei, wenn die Reserven sür Neuanlagen höher dotirt und ein gröberer Betrag aus das Jahr 1892 vorgetragen werde. Es wurde weiter betont, daß dcr gegenwärtige Zeitpunkt geeignet wäre, die s. Z. schon vom Ver- wallungSrathe angeregte Frage der Prioritäten-Conversion wieder in- Auge zu fassen, und gab man der Erwartung Raum, daß dcr Berwaliunasrath schon der nächsten General-Versammlung dies bezügliche Anträge wird verlegen können. Ter Vorsitzende bemerkte hierzu, daß der Berivaltungsräth der Frage der Prioritätenconversion unausgesetzt seine Auftnerkjamkeit zugewendet habe, auch fernerhin zuwenden und s. Z. über den Stand derselben berichten werde. Die General-Versammlung beschloß die Tottrung deS Reservefonds mit 27 724,26 fl., an den Tispositionssonds 20 000 fl. zu überweisen und aus da- Jahr 1892 69322 fl. vorzuttageu. 1VD8. Pari», 19. Mai. Dem Vernehmen nach beabsichtigen mehrere protrctionistische Deputirte den Antrag in der Kammer ein zubringen, daß Spanien gegenüber ein Differentialtarif zur Anwendung gelange, welcher sehr erheblich höher sei al» der gegen- wärtig angewandte französische Maximaltarif, sofern Spanien, dessen Minimaltarif höher ist al» der französische, keine ZugcstäuL- nisse machen sollte. 1VD8. Lissabon, 19. Mai. Der Präsident des Verwaltung«, rathes der portugiesischen Eisenbahnen, Gras Burnay, welcher gestern zur Unterzeichnung deS Abkommen» mit den Inhabern der portu- giesischen Werthe nach Part» abreiseu sollte, hat seine Reise um 24 Stunden verschoben. *—B » a n tr a g t e A b L nd er U » ge n der Rafsiaade- znschlagsbefteuerung in Rußland. Durch die am 14.,26. Mai 1890 und 21. Mai (2. Juni) 1891 genehmigten Gutachten des ReichSrathcs wurde »ine Zuschlagsbesteuerung des sür den Inlands- verbrauch bestimmten raifinirten Zuckers in der Höhe von 40 kop. da- Pud verfügt. Tie Entrichtung der Zuschlagssteuer ward auf die folgenden sechs Zeitpuncte im Jahre festgesetzt: zum 1. November, 1. Januar, 1. März, 1. Mai, 1. Juli und 1. September, so zwar, Laß zu jedem der genannten Zeitpuncte die sür den ganzen voraus gegangenen Zeitraum fällige Zuichlagsstruer entrichtet sein muß. Gleichzeitig wurde die Höhe der Slrafbeträgc sür verspätete Steuer- »ntrichtlingen festgesetzt und zwar für die ersten acht Versäumnis;- tage zu ' „ sür jede nachfolgende Woche zn '/, Proc. vom jeweiligen Schuldbeträge. Beim Absertigen von Rassinadezucker ans den Rassinir- anstattcn gelten die sür die Abfertigung von Sandzncker aus den Fabriken sestgestellten Bestimmungen, laut welchen Zucker nur ia Packungen von mindestens 5 Pud aus den Fabriken heraus- gelaß'en werden darf. Nun tritt das Gesetz, betreffend die Zuschlags, besteuening von Raffinade, iiit dem Beginn des Belriebsjahres 1892—93 ia Kraft; Angesicht« dessen bat das Finanzministerium nnn Anlaß genommen, »ine neue Geschäftsordnung sür diese aus- zuarbeften. Zu diesem Zwecke wurde eine Commission eingesetzt, zu der auch Vertreter bervorragenderer Jnlaridsraffiniranstalten derangezogen wurden. Dies« letzteren beantragten einstimmig einige Abänderungen der im Obigen berührten Bestimmungen des neuen Gesetzes und zwar: 1) der Zeitpuncte der ZuschlagSsteuerentrichtung, 2) der Strafordnung bei Zahlungsverfäumniffen und 3) de- zulässigen Mindestgewichtes dcr Packnngcn beim Ablassen von Zucker au? de» Rasyniranstalten. Diese Aenderunasanttäge erscheinen in der folgenden Weife be gründet. Die Verpflichtung, die sür iede cweimcmatliche Periode tallig« Accise genau ain letzten Tage des nämlichen Zeitabschnittes voll zu entrichten, erscheint für die Fabrikanten, sowohl wegen der
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