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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920603013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892060301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892060301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-03
- Monat1892-06
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2. WM W ÄislM ÄßM Ulli! Anzcha K AI, WM 2. Zm IW. (MW.s>O-aIik.> » „Erinnerungen an Mar von Forckenbeck." Unter dieser Überschrift veröffentlicht die Wiener „Neue Freie Presse" einen interessanten Aussatz, welchem wir das Folgende entnehmen: Im Sommer des Jahres 1816, als ich mehrere Woche» auf Rigi-Scheideck verlebte, befand sich ein Herr an der Tadle ck'dots mir gegenüber, der durch seine fesselnde Per sönlichkeit und insbesondere durch seine lebhaften und inter essanten Gespräche die Aufmerksamkeit der ganzen Tischgesell schaft auf sich zog Es war der ReichStagS-Prasident vr. v. Forckenbeck, welcher nach dem kurz vorher erfolgten Tode seiner Frau mit seinen zwei reizende» Töchtern auf Scheide«! Erholung suchte. Wir wurden bald näher mit einander bekannt. Allabendlich nach dem Souper trafen wir uns in der Kneipe, wo da- im Hotelsaale verpönte Faßbier und die Cigarre uns in der Regel bis Mitternacht zu sammenhielten. Die Würz« dieser-gcmüthlichcn Zusammen kunft aber waren Forckenbeck'S Erzählungen aus seinem reich- bewegten parlamentarischen Leben. Unvergeßlich bleibt mir die Schilderung, die er von seiner Reise nach Versailles durch das feindliche Lager entwarf. Er wurde damals vom norddeutsche» Reichstage, dessen Präsident er war, mit seinem College» im Präsidium, Herrn v. Staussenberg, nach Versailles entsendet, um dem neuproclamirten deutschen Kaiser Wilhelm die Glückwünsche des Reichstages zu uber- bringcn. Wahrhaft plastisch schilderte Forckenbeck die Be- rathungen BiSmarck'S, welche diesem historischen Acte vorher- aeaangen waren, die Concipirung der Ansprachen, welche spater gehalten wurden, endlich die feierliche Audienz in der „Valerie äes ßlaees". Als die KriedenS-Präliminarien zwischen Bismarck und Julius Favre abgeschloffen waren, waren Forckenbeck und sein College bei dein Fürsten Bismarck in Versailles zum Nachtessen geladen. „Heute NachtS 12 Uhr", so sprach BiSmarck, „wird der letzte Schuß zwischen unseren und den französischen Truppen fallen, und ich habe den Franzosen die Ehre des letzten Schusses überlassen." Forcken veck erzählte weiter, daß er kurz vor l2 Uhr mit Stauffcn- berg von dem Reichskanzler schied und sodann zu seinem College« sagte: „Wollen wir doch mal den großen historischen Moment fixiren, den zu erleben der Zufall unS gestattete." „Wir zogen," so fuhr der Oberbürgermeister in seiner Er zählung fort, „die Uhren heraus, traten unter eine Laterne d«S „Hotel du Reservoir" und warteten. Erst ein Kanonen schuß der deutschen Truppen, dann Stille. Hierauf die letzte Antwort vom Mont-Balörien. Die Thurmuhr zu Versailles schlug 12 Uhr, der französische Krieg war beendet!" An dem verstorbenen Kaiser Friedrich hing Forckenbeck mit abgvttlichcr Verehrung. Lebhaft erinnere ich mich seiner Erzählung über einen vertrauliche» Abendzirkel bei demselben, als er noch Kronprinz war. Es war die Rede von dem arwaltigen Einflüsse deS Reichskanzlers auf den Kaiser. „Ja", sagte der Kronprinz, „meine Herren, daS ist nun mal so und Nicht zu ändern. Wenn BiSmarck meinem Vater eine Allianz «it Garibaldi verschlüge, — nun, der ist ja wenigstens General, das wäre nicht da» Aergste; aber wenn er ihm die Allianz mit Mazzini proponirte — so würde mein Vater anfangs verzweifelt im Zimmer hcrnmaehen und aus rufen: „Bismarck, BiSmarck, was machen Sie aus mir!" Dann bliebe er mitten im Zimmer stehen und spräche: ^Wenn Sie jedoch glauben, daß das im Interesse des Staates Unerläßlich nöthig sei, so läßt sich am Ende nichts dagegen elnwenden!" Pfingstaussiüge. tz. gm fürstlich Reuß'scheu Schloßpark aus Thallwitz findet am ersten Pfingstseiertag «1» große-Mtlitair-Pro me «adr-Toacert statt, daS von dem MusikcorpS des königlich säch fischen 3. Jäg'>>Vataillvns Nr. IS unter Leitung des Musikdirektors Herrn L. Berger ausgeführt wird. Die Veranstaltung dürfte für Biele ein sehr willkommener Anlaß sein, bei einem Ausflug am ersten Pflügst sesttag die Schritte nach dem herrlichen fürstlichen Park auf Thallwitz zu lenken, der mit seinen schönen Anlagen seit etwa zehn Jahren dem allgemeinen Besuch nicht mehr geöffnet war. Von Ellenburg au-, wohin man von hier aus mit der Eisenbahn in be. kanntlich nur kurzer Zeit besördert wird, gelangt man uach drei- viertelstündiger sehr dankbarer Fnßpartie nach Thallwitz, woselbst sicher zur Befriedigung aller Besucher Sorge getragen sein wird, sich an guten Speisen und Getränken zu stärken und zu erquicken. 8 Bei dem Rahen der Pfingstseieriage wird gar Mancher noch im Unklaren sein, wohin er während der Festtage seine Schritte lenken soll. Vielleicht Hilst dem Einen oder Anderen »in wohl- gemeinter Rath aus der Verlegenheit. Sehr lohnenswerth würde et« Ausflug nach Dessau sein. Bietet doch dieses reizende Residenzstädtchen schon an und für sich der Sehenswürdigkeiten genug, und wie wunderbar schön ist die Umgebung. Die herrlichsten Spaziergänge durch den großen, prachtvollen Park, der sich, bis nah« an die Elb« reichend, um die ganze Stadt herumzieht, führen nach Wallwitzhafen und Roßlau. In letzterem Städtchen erwartet uu» eine ganz besondere Ueberraschung: Dampferfahrten auf der Elbe. Auch während der Pfingstseieriage finden täglich Fahrten patt. Näheres siehe Inserat. —y ü Säle: Schulwesen. logische Museum zu Pari» umfaßt 80 Säle: 16 für die Bibliothek, Manuskripte und Dokumente, die anderen Säle für Zeichnen, Geographie, Naturwissenschaften, Laboratorien und verichiedcne Sammlungen. Da» Museum hat einen Tirector, einen Bibliothekar und einen Conscrvator. Lehrer i» den entlegensten Gegenden Frankreichs erhalten auf Verlangen gewünschte Werke zugesandt. Die Unterhaltungskosten betrage» jAr- ltch 40000 Frcs. Deutschland hat auch eine pädagogische llentralbibliothek, dieselbe befindet sich in Leipzig. Diese verfügt allerdings nicht über so große Mittel. Die jährlichen Zu führungen betragen kaum inehr als 3000 >l, im verflossenen Jahre 1891 3026Z1 ^1, staatliche Unterstützungen extstirra überhaupt nicht, nur der Rath der Stadt Leipzig gewährt hierzu SOO alljähr lich, die übrigen Unterhaltungskosten müssen von den Lehrern auf gebracht werden Sicher könnte auch hier von Reichs wegen Manches geschehen — Welche Fortschritte i» Hinsicht aus Schulbildung auch von logenannten Wilden, die „Europa- übertünchte Höflich- keil' nicht kennen, gemacht werden. ist betspielsiveise ersichtlich aus den statistischen Erhebungen, welch« in den Vereinigten Staaten jüngst gemacht wurden. Bi- zum Jahre 1840 gab es dort »och keine» Farbigen, der Schreiben und lesen konnte. Nach 50 Jahren (1810) haben die Südstaaten, die bei der schwarzen Bevölkerung fast nur in Frag« kommen, auf IS 493 323 Weiße 3 358 525 oder 21,68" , Schulkinder und aus 6 944 915 Schwarze 1 288 279 oder 18,55"/, Schulkinder. Seit 1880 Hot sich der Schulbesuch bei den Weißen um 45,91"/» bet den Schwarzen aber um 61,58" , vermehrt Ernennungen, Versetzungen rr. Im öffentlichen Dienste. Departement de» Kultus und Sffentltchen Unterricht». Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle in Obercrlnltz Collator: die oberste Schulbehörde. Gehalt: 1000 .4l, Wohnungsgeiv in Höbe von 75 für einen unverheiratheten, von 100 für »inen verheiratheten Lehrer und 36 4l für Fortbildungsschnlunterricht. Gesuche mit sämmtlichen Prüfung«, und Amtsführungszeugnissen sind bis zum 15. Juni bei dem König!. BezirkSschulinspeewr Schulrath Lohs« in Zwickau einzureichen: — die zweite ständige Lehrerstelle in Kiebitz Collator: das Königl. Ministerium des CultuS und öffentliche» Unterrichts. Gehalt: außer freier Wohnung 1200 ,4l, einschließlich 200 -4l vorausgewährter Alterszulage, und 36 .4l für antheiligen Unterricht in der Fortbildungsschule. Des Oraelspicls kundige Bewerber erhalten den Vorzug. Gesuche sind bis zum 14. Juni an den König!. Bezirksschulinspector Cger in Oschatz einzu reichen. Alein'sche Kunsthandlung. Ein Blick in dai Schaufenster der Klein's chen Handlung aus dem Neumarkt bietet dem kunstverständige» Auge jeder Zeit eine Fülle hochinteressanten Stoffes. In den reichhaltige» Auslagen sind alle Arten der vervielsälligenden Kunst in zahlreichen Exemplaren vertreten wie Photographie, Pigmentdruck, Gravüre, Kupferstich, Aquarell, Oelgemälde, Lelübermalung re. Im letztgenannten Genre sollen z. Z. besonder» die Bildnisse der Königin Luise uud Kaiser Wilhelm s II. i»S Auge, beide nach Originalen von Richter; es sind dies die einzigen vom Künstler in Oelüdermalung gestatteten Vervielfältigungen. Ei» neuerdings lebhaft gepflegter Kunstzweig ist die Herstellung von Oelgemälde» nach Photographien. Eine derartige Leistung sahen wir in dem vor einiger Zeit ausgestellten Portrait unserer Opern- sängerin Frl. Paula Mark, daS »ach einer beigesügien kleinen Photographie gemalt war, ohne daß der aussührende Künstler die Dame selbst gesehen hat. Dabei durste man das Bild nur als tress- lich gelungen bezeichne» und als geeignet, diesem neuesten Zweige moderner Pottrailinalcrei durchaus das Vertraue» des Publicum» zu erwerben. Augenblicklich ist im Fenster ein gleichfalls trefflich ausgeführtes Portrait Schelper'S ausgestellt. Man hat bei diesem Verfahren den Vvrlheii, aus das lästige Actsitzen und die damit verbundenen vielfachen Umstände verzichte» z» dürfen. Uebrigens ist das Verfahren auch besonders am Platze, wenn ei» Oelgemälde als Ehrengeschenk für den Pvrtraitirtcn bestimmt ist, bei Jubiläen re., od>i wenn die Bilder Verstorbener oder Abwesender in Oel gemalt werden sollen. Fn diesen Fällen wird der nach der Photographie arbeitende Portraitmaler ein willkommener Helfer aus der Noth sein. An Photographien hat die Klein'sche Handlung jeder Zeit die neuesten Sache» in Genre wie in Portratls auSgelegt: namentlich die trefflich anSgesührten Ansichten auS verschiedenen Gebirgsgegenden verdiene» empfehlende Erinnerung. O. 8. Musik. * Leipzig, 2. Juni. Die im 1. LiSztvereinS-Concert neben der Dante-Symphonie zur Aufführung gelangende VerwandlungSniusik auS „Malawika" ist einer gleichnamigen Oper Wcingartner'S entnommen, die vor einigen Jahren in München mit großem Erfolge erstmalig ausgeführt wurde. Bon großem Interesse dürfte es sein, Weingartner in der Interpretation der 3. „großen" Leonoren-Ouverture auch als Dirigent im classischen Stile kennen zu lernen. Zu dem Concerte haben die umfassendsten Probe» mit Orchester und Chor stattgefunden, die wiederum beweisen, wie sehr der LiSztverein bestrebt ist, Vollendetes zu bieten. Die Solisten des ConccrtcS sind Herr Concertsängcr Gausche und Herr Concertmeister Schuster auS Mannheim. Sonntag, den 29. Mai, fand in der Kirche z» Markranstädt ein Eoncert statt, veranstaltet von Frl. Margarethe Grobschupf (Eoncert- und Oratoriensängcrin aus Leipzigs und unter Mitwirkung von Frl. Elsa Beyer aus Markranstädt (GesaiigSschülerin der selben), sowie d«S Orgelvirtuosen Herrn Paul Gerhardt auS Leipzig und des Violinkünstlers Herrn O. Thomas, ebenfalls au« Leipzig. Frl. Großschups sang die Lieder „Heilige Nacht" svon Rheinberger, „Komm' Gnadenthau" von Frank-Riedel, vobis- cum" von Fr. Schubert, „Wiedersehn" von Winlerberger, „Sei still" von Raff mit hervorragender Künstlerschast, sowohl was die sein finnige Ausfassung, als auch die meisterlich« Behandlung ihre» herr lichen Organs betrifft. Ebenso entzückend sang sie in dem Duette von Lassen „Der Geist des Herrn" mit Frl. E. vcher, welch' letztere sich als eine fleißige Schülerin mit guter stimmlicher Begabung offenbarte. Ebenbürtiges leistete Herr O. Thomas in dem Largo von Händel (Ockur), der Ockur-Romanze von Beethoven und dem Abendlted von R. Schumann, und zwar erwärmt« besonders sein scelenvoller, durchgeistigter Vortrag und der in allen Schattirunge» stets runde, volle Ton. Zu Allem.führte Herr Pc Gerhardt die Orgelbegleitung ans. Erfreute hierbei, besonders in der Regislrirung, der feinsinnige Geschmack, so erregte seine phänomenal« Technik in den Sowvorlrägen hoch gradiges Erstaunen. Wer dächte nicht mit Bewunderung an die merkwürdige Klarheit, mit welcher der Künstler die groß« Pedalstelle und gleich im Nnsange die Manualstelle i» der Ockur-Toccata auS- sührt« und wäre nicht begeistert von der Interpretation der schwie- rtgen L moll-Fuge von Bachl Herr Gerhardt ist einer der Wenigen, die auserlesen sind, die höchste Stuf» zu erklimmen, davon zeugte die Wiedergabe des Präludium- und der Fuge über !!->-<-ll von Fr LiSzt. wegen ihrer Sprödigkeit eines der schwierigsten Orgelstücke. Schließlich spielte Herr Gerhardt den herrlichen Fest- Hymnus von L. Piulti (Ockur) »nd beschloß damit das höchst wür dige Conerrt, da» hvssenllich dazu beitragen wird, aNgemeines Inter- esse für Musik in Markranstädt zu erzeugen. n. L. 4Vd. Das erste (Pfingstsonntags.) Loh-Eoncert tu Sondershansen. — Die Soncertsaison im fürstlichen Park zu Sondershausen, im „Loh", ist für Sonntag angekiindigt. Unser Landsmann Professor Schröder dirigirt daS Nachmittag«-, Concert- nieistcr Corbach da- Abend-Toncert. Letztgenannter Gelgenvirtuo- trägt Nachmittags das Beethoven'sch« Vivlincoiicert vor. De» »weiten Theil der Nachmittags-Aussiihrung bildet als Neuigkeit für di» schwarzburgische Residenz Klughardt'- 6 moIl-Symphonlc. Zur Eröffnung des Eoncert« dient da« „Parzisal".PorspIcl, de» erste» Theil schließt Goidmark'S „FrühIings-Ouverture. Glück aus! " Tie „Allgemeine Musikzeitung" bringt in ihrer eben erschienenen neuesten Nummer einen interessanten Artikel, einen Vergleich der beiden Berliner Hofeapellmeister Weingartner und Sucher. Ta die Persönlichkeit des erstgenannten außerordenillchen Dirigenten mit dem morgen ftattsiiidende» LiSztvereinS-Concert in den Mittel- punct d«S Tagcs-Jnteresses gerückt ist. dürfen die Weingartner de- treffenden Urtheiie hier mit Spannung ausgenommen werden. Die Mnsikzeitung schreibt: FeI1xvvnWcnigartner,ei»e »och jugend liche, elegante Erscheinung, hat in schlichter Behendigkeit daS Podium durchmesse». Von seinem ruhigen Wesen geht eine sichernde Wirkung aus, die ihn erwartende, athemlose Spannring mild lösend. Man ahnt, da- kann ein hohes Genießen, ein inniges Jnsichhinein- schauen, vielleicht auch »in herzhafte« Aiifrüttcl» aus apathischer Genußschlafsheit werden. Ter vorbereitende Schauer ist über wunden — die Seele bereit, zu einpsangen. Ter Dirigentcnstab wird m leichtem Klopsen hörbar und concentrirt Aller Ausmerk- samkeit aus seine Bewegung. Mit diesem im Verein stellen zwei Dirigentenhände. wie die Natur in besonder- werk-sicherer Schüpser- Sttnrmung solche bisweilen zu formen weiß, den vorhandenen Seelen Conncx zwischen Dirigent und Capelle — gleichsam sinn- bildlich — »ach Außen fest, durch Bewegungen, deren sprechende Charakicristik für sich allein hinreicht, die sicherste Leitung zu garantircn. Eine, wie sich zeigen wird, vollgiltige Garantie. Wie ein absoluter Herrscher — außerhalb, weil überhalb seines Reiches stehend, — alle Einrichlunge» und Geschehnisse des StaatSIebens t» oberherrlicher Sicherheit regiert, so waltet die Dirigirkunst dieses Mannes über dem vorgcfllhrte» Werke. So trachtet er dessen schmückende Schönheit dem Genuß zu enthüllen, dessen architektonischen Ausbau dem Urtheiie bloßzulegen. In ein- helllicht», Znsaimnensasse» des musikalischen Inhaltes — mit dem sein »achdtchtendes Empfinden, seine michschasiende Phnnlasie sich gleichsam assimilirt haben — ist er bestrebt, dessen Gedanken» Enlwtckelnng in nnnnlerbrochen-rubigein Flusse dein Hörer mil- znthcilen. Da wird kein Theil absichtlich vorgeschoben aus Kosten eines anderen. Alles behält seinen ursprüngliche» Platz und Werth Mit parteiloser Gerechtigkeit werden Licht und Schalten den gesetzmäßige» Formen- und Maßverhättnisseu zugewiesen. Jeder Note, jeoei» Zeichen wird demokratisch gleiche« Recht, »eben dem vorauSbestiinmtkii, verschiedene» Werthe. Und da« scheint mir, um e« nur gleich zu sagen, der Schlüssel zu dem Gebeimnisse der viel- beneideten, aber gerechtfertigte» Kunstersolge Sßeingnrlner'S: sein sclbstenläußernd-demüthiger Gehorsam gegen den Buchstaben, in der souverainen Beherrschung und Durchdringung des Geistes! Seine Leidenschaft mit überlegener Kraft meislcrnd, daß sie ihm nirgends die Zügel lockere, gewinnt er seinem Orchester jene ge adelte Amniith und Feinheit der Klangwirkung ab, welche selbst in de» Accente» höchste» Effectes die Grenzen der Schönheit und gegebenen Bedingtheit nie überschreiten. AlS Beider Vermittler sieht er neutral zwilchen Tonschöpinng und Publicum. WaS diese zir bieten Hut, einpsängt jenes — nicht mehr, nicht minder. Sei» Vertrauen ans die selbstständige WirkungSsahigkeil des Schöne» in der Musik ist unveräußerlich. Diesem überläßt er es — durch seine, allen vorhandenen Tonfeinhetten innig sich anschmieqende Vermittelung verständlich gemacht — dem Sinne des ausincrksainen Hörer« sich zu erschließen, der Wirkung aus dessen Gemiilh sich zu versichern. Unbekümmert um de» „äußeren Effect" wird daneben auch dieser, naturgemäß um so sicherer zur Geltung gebracht, je weniger er gesucht erscheint. Dir letztinstanzlichen Prüfsteine musikalischen Könnens, sowohl im Orchester, wie am Dirigenienpulte, — ich meine die Sinsonien Beethoven's — von denen im Verlause seines ersten hiesigen WirkungSjahres die 3., 7., 5., 9., letztere Heiden je zwei Mal, neben zahlreichen, anderen Metsterleistmigen im Opernhaus« und dem Coucertsaale von Weingartner ausgeführt wurden, erbrachten, jede für sich, ein vollgiitig Zeugniß für oben Gesagtes. Eine Dirigir- kunst wie diese, welche nur von der concentrirt hingegebcnen Auf merksamkeit sehr willsähiger »nd obendreln inusikalisch sein euc- psindendcr Hörer voll zu verstehen ist — sowohl in Ansehung des eigenen, wie des WertheS der von ihr dargebotenen Musik — wäre Ein großer technischer Fehler, wenn sie nicht zufällig das größte künstlerisch« Verdienst repräsentirte: durch die reproductivc Ge staltung den Hörer zu selbstthütigei» Nachschassen in Reslectivn und Empfindung, also: zu höchste», „»u»st"-Ge»ießen, anzuregen. * Di« ungarische Nationaloper in Pest wird in der nächsten Spielzeit einen vollständigen Wagner - Chklus in ungarischer Sprache veranstalten. Ltamlkiivereiil der sächsischen Sllllllskisenblchlleli. -ß- Leipzig. 2. Juni. Der Verein der Beamten der königlich sächsischen Staatseisenbahnen veröffentlicht soeben den sechsten Jahres- und Lasse »bericht, der da- lctztverflossene Vereins jahr umfaßt, lieber die Entwickelung des Vereins in diesem Zeit, raume läßt sich vorwiegend ErsceulicheS und Befriedigendes berichten Ter Verein zählte am Schlüsse deS letzten Jahres 471,1 Mitglieder, gegen 3717 im Jahre 1890, er ist also »in 1037 Mitglieder gewachsen. Was di« Organisation betrifft, so Ist der Hauptvorstand bemüht gewesen, im abgelaufeiien Jahre die Gliederung des Vereins nach Bezirksverciiic» und Ortsgruppe» gemäß den Vorschriften der Satzungen zu Ende zu führen. Neucrrichtet wurden im Bezirke Dresden die Ortsgruppen Königstein und Meißen, im Bezirke Lausitz die Ortsgruppe» BeriSdors und (Ebersbach, im Bezirke Leipzig die Ortsgruppe Borsdors, im Bezirke Zwickau die Ortsgruppe Aue und Auerbach. Die neuen Satzungen und Orb- nungen sind am l Mai v I. in Kraft getreten Betreff- der all gemeine» UiiterstützungSeaffe de- Landesverrtn« kst da« 40000 betragende unantastbare Sttstinigsvermögen nunmehr erreicht. Die Einrichtung der seit Anfang des Jahres eröffnet«» besondere, Wittwen- und WaisenunlerstützuiigScasse konnte infolge der rechtzeitigen und unckassenden Vorbereitungen und der von allen Seilen entwickelten Thätigkeit durchgcsührt werden, so daß der Geschäftsbetrieb bei derselben nahezu ein geregelter ist. Die ver sicherten taufenden Jahresuiiterstützungen erreichen zur Zeit den Betrag von 24 125 Die Gesammteimiahme in der Lasse des Hauptvorstandes betrug 16 586,8t .4i Hiervon entfallen 10746,21 .4! aus indi recte Ein nahme». Diese habe» sich gegen da« Vorjahr vermehrt um etwa 3000 .4!, worin allerdings das Ergebniß einer vom Leipziger Be zirksverein veranstaltete» Waarenverloosung mit inbegriffen ist. Nach ihrer Entstehung sind die indirekten Einnahmen zu zerlegen in Rebengewinn aus den wirihschastlichen Abschlüssen des Vereins, Ge- schenken, Fecht- und Samniclgeldern, Rebengewinn aus dem Ver- triebe von Literalien, venvcrthete Sammelartikel u. s. f. Der Bericht bemerkt hierbei, daß der Verein von Jahr zu Jahr mehr aus die Stetigkeit und womöglich Steigerung der indirekten Einnahmen hin wirken müsse; denn die Zeit der Slegrcisarbeit »nd Versuche sei für de» Verein vorbei, es gelte nun, ruhig, beharrlich und planmäßig zu schaffen. Bon den Bezirksvereinen erreichte im verflossenen Jahre die höchste Durchschnittsleistung der Bezirk Chemnitz mit 2,35 .4l Die Bezirksunterstütziliigscasse» haben sich auch im Berichtsjahre wieder in außerordentlichem Maße bewährt. Es wurden bewilligt an Unterstützungen in 27 Fällen 840 .4l und an Darlehen in 105 Fälle» 9626,51 .« Die Mittel dieser Lasse sind (unter Hinzurech nung der außenstehenden Darlehen) von 11626,53 .4t im Jahre 1890 aus 15 167,18 ,4l am Schlüsse des Berichtsjahres angewachsen. Das haare Gesainmlvermöge» de« Vereins in dem vom Haupt- vorslande und den Bezirksvorständen verwalteten Cossen betrug Ende 18!» 67 356,62 . 4l gegen 49 195.47 4l im Jahre 1890 Die wirihschastlichen Abschlüsse des LandeSvcreins haben sich auch im abgelaufeiien VereinSjahre gut bewährt und ihre Bcnutznng ist namentlich gegen Schluß de« Jahre« hin eine allgemeinere geworden. Im Weiteren empfiehlt der Bericht die Benutzung der Abschlüsse mit der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank, sowie mit der LebenSvcrsicherungSgescllschast in Leipzig, er geht aus die BildungS- bestredungen näher ei», aus die Pflege der Geselligkeit u. v. A. Ter Bericht schließt sodann in warme» Worten mit der Ermahnung an die Mitglieder, die Pflicht zu beihätigen und den großen huma nen Zwecken des Bercins zu diene», sowie mit einem Danke an alle Mitarbeiter und Freunde der Sache. vermischles. --- Ais bei der Parade in Potsdam, so berichtet die „Rat.-Ztg ", die Leibcompagnie antrat, richteten sich die Blicke aller sürsllickicn Damen sowohl aus die in der Front stehenden Cöhnc deS Prinzen Atbrccht als besonders auf den jungen Kronprinzen, der unter seiner hoben Grcnadierniiitze stets den Blick nach den Fenstern des Schlosses richtete und ein freudiges Lächeln nicht nnlerdrncke» konnte, als er sich beobachtet sah, »nd dann mit strammem Schritt vorbcidcfilirte. Der jungen Königin inußte seine Erscheinung gauz besonders gefallen babcn, den» sic klatschte »ichrmatS in die Hände, was de» Kronprinzen sehr glücklich zu machen schien — Vom 9. bis t2. Juni dS. I». findet in Toraau der Auszug der Torgauer Bürger - Gcharnischten- Compagnie statt Die Hauptlasse sind DouiierStag, der 9. Juni, und Sonntag, der 12. Ium. Bei dem Fest, welches aller 2 Iadre gefeiert wird, zieht die Compagnie, bestehend aus einer reitenden und einer Fuß Ablheilnng, in ihren alten echten Rüstungen, mit Hellebarden, Morgensternen, Strcitkolden und Piken bewaffnet, nach dem „Anger", wo ein Feldlager aufgeschlagen wird. - Rüstungen »nd Waffe» stammen aus der Zeit von 1480 bis 1620. Au dem Aus zuge dürfen nur Torgauer Bürger thcilnehmcn, die An wesenheit fremder Geschäftsleute auf dem Fcstylatze ist aus geschlossen Die erste urkundliche Erwähnung einer Thätigkeit der bewaffneten Torgauer Bürger findet sich t3>4. -Ic- Lützen, 2. Juni. Vorgestern Mittag brach in Cr öl l- witz, dem Nachbardorse vom Badeorte Durrcnberg, Feuer ans, welches bei dem heftigen Winde mit solcher Schnelligkeit »m sich griff, daß innerhalb einer Stunde die Scheune dcs EinwohncrS Brauer und die Stallungen und Scheunen der Einwohner Schladebach und Biermann nicderbranntcn Ver schiedene Schweine und Schafe kamen in den Flammen um, und auch laudwirthschaslliche Maschinen, Wagen, Acker- gcräthc u. A. verbrannten mit. --- Paris, 2. Juni (Telegramm.) Der »New Dort Herald" bringt auS Kairo die Rachricht, daß Me he in cd Ali zur Herstellung seiner Gesundheit nach Paris kommen werde. Von Paris wird der Prinz in das Theresianum nach Wien zurückkchrcn. — In der vergangenen Nacht wurden auf dem Kirchhofe in Domdan von unbekannten Personen sämmllichc Kreuze zertrümmert, Grabsteine unigestürzt und Gräber geschändet, lieber 2oo Lcichenkranze wurden gestohlen. 51 Der Mensch in Zahlen. Der menschliche Körper enthält 105 Knochen und 500 Muskeln, das Gewicht deS Blutes eines Erwachsenen beträgt etwa >5 Kilogramm DaS Herz hat gewöhnlich >5 cw im Durchmesser; eS schlägt 70 Mal in der Minute, 4200 Mal in der Stunde, 25 792 ooo Mal im Jahre, jeder Schlag befördert 41 Gramm Blut, 2300 Gramm in der Minute, l.32 Kilogramm in der Stunde »nd 58,5 Ccntncr an einem Tage. SämmtlicheS Blut deS Körpers geht in 3 Minuten durch daS Herz, und unsere Lungen enthalten im normalen Zustande 5 Liter Lust. Im Durchschnitt athmcn wir 1200 Mal in der Stunde, wozu wir 300 Liter Luft verbrauchen. Die Haut besteht auS 3 Lagen, deren Dicke von 6 Millimeter bis 3 Millimeter wechselt. Jeder Ouadratecntiinctcr Haut enthält 12 059 Schwcißröhrchcn oder Poren. I 8kdr vortIMM d» ovvs8tell INiMvin, Ivledtv, Lvvd dllltes Lrbvttoi», als: veoksa, Ltoss- vllä LeivellsUvkereioll, Limlerarbeiten, SvbirmdüIIen, klalü- IIV > TVII düllvn, kvlsvllsvvssatrvs etc. in grösster LusvrU. O HO kstersstrassv 13. »«» l» statt t 7K ^ nur 1 »tt HuuS-Luu-urttr » Pi,»«, , - « » o « «rvße« Lag» in »1>»er-«»s«e. Herreu-«ische, T«scheut,chern, Lchfirze». Stickereiest. V«»e-r«cheu. »r««en und »«Kst-etteu «ur 8 nur r -ckl, ^ «ur t ^ 7K >4. 4 «ur K d«gewes«,eu Preise». Re». », v«» Ae»
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