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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920614017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892061401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892061401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-14
- Monat1892-06
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z. «IM M?eipM LWÄM mi> W-a Kr. M, AMU 14. Zmi M sMW-AllMt.) Generalarzt Roth f. » Leipzig, 1-3. Juni. And Tre-den kommt dir tele» graphische Traucrkunde, daß in der letzten Nacht daselbst der Generalarzt der sächsischen Armee, I)r. Wilhelm Roth, gestorben ist. Der Verstorbene war am 19. Juni 1833 zu Lübben in der Niederlausiy geboren, studierte auf dem Friedrich Wilhelms- Institut in Berlin, funzirte bis 1858 als Unterarzt im Charitö-KranlcabauS, wurde 1857 Assistenzarzt, l86l Stabs arzt im Friedrick WilbclmS-Institut, 1863 auch am Jn- ralidcohaug und der Eentratturnanstalt, 1867 Oberstabsarzt und Lehrer an der Kriegsakademie und l870 Generalarzt und EorpSarzl des l2. königlich sächsischen ArmeccorpS zu Dre-den. 1873 übernabm er auck den Lebrstubl für Gcsuud- beitSpsiege am Polytechnicum zu Dresden, und zugleich hielt er militairärztliche FortbildungScurse. Roth'» Thätigkeit war besonders der Gesundheitspflege gewidmet. Del Vecchio's Kunstausstellung. Die Kunst liebt die Loatrastwtrkungen: Sie stellt gar zu gern den buntbemalten Eircu«clotva hinter den Couliflen dar, wie er mit schwer bekümmertem Gesicht sich über da- Lager de» kranken Kinde« beugt, oder mit wehmütkigcr Zlrtlichkeit an seine unter leichtem Zeltdach in winterlicher Kälte frierenden und hungernden Sprößlinge Leu letzten Rest Brvd vertheilt; sie liebt es auch, da- MönchSleben. diese tiefernste Institution der katholischen Kirche, von der lustigen Sette aufzusaflen und die wackeren Klosterbrüder beim verbotenen Sinurn- lenussc zu überraschen. Zwei Beispiele diese« letzteren so dankbaren »eures diele» sich jetzt dem Auge de« AuSsiellung-besucher- dar, ein amoserEd. Grütznerund ein nicht minder anziehendes kleines Münch«, iück von Mahr-Graz. Grützner'» „Feiner Tropfen" wird von einem in tiefem Keller einsam vor mächtigem Fasse sitzenden alte» kuttenträger mit verständnisvoll schmunzelndem Lächeln im Strahle de« spärlich einsallendeo Lichte« aus seine Klarheit geprüft; die malerische Ausführung zeigt den bekannten ungemein sorgfältigen uad drastische» Stil unsere« unermüdlichen Münchner Klosterleben- verherrlichers. Moderner und freier in Technik und Lichtbehandlung ist Mahr'« „Lustige Lectüre", die uns da« bekannte, auch bereits genugsam ausgebeuiete Motiv zweier sich beim Lesen eine- Buche« von offenbar sehr weltlichem Inhalte ergötzenden Augustiner- fratre« Vorfahrt. Ju Folge der Massenproduktion derartiger Gemälde und ihrer weiten Verbreitung in allen möglichen Reproduktionen kann sich dos heutige Publicum die Vertreter der gelehrten Orden nur noch bei verbotener Lectüre, die Vctlelorden«. briider nur noch bei Schmaus und Zechgelage vorstellen. Hoffentlich ist diese Vorstellung in Bezug aus das moderne Klosterleben eine falsche. — In Bezug aus dasjenige vergangener Zeiten, namentlich der üppigen italienischen Spatreuaiffance. mag sie dagegen nicht ganz bercchtigungslo» sein. Einen getreuen Spiegel der rein welt lichen Geistrsrichtung in den italienischen Klöstern vom Ende de« 16. Jahrhunderts bilde» die berühmten biblischen Gastmahl«. Larstcllunge» de« großen Venezianer« Paolo Veronese, die sich die großen Ordenscoavente als Wandschmuck für ihr Refektorien malen ließen, und die jetzt in Originalen . und Wieder- holungcn in allen Galerien Europa« anzutreffen sind. Spielt doch aus den Riesenleinwänden dieser Gastmähler die biblische Historie (Hochzeit zu Cana, Gastmahl de« Levi re.) in der Thar ziemlich die Rebenrolle gegenüber dem packenden Zeitbild, da« der geniale Künstler niit der glänzenden Schilderung de« üppigen Genußlcben« >e»er Verfallszeit der venezianischen Republik dem Auge der Mit- und Nachwelt entrollt hat. In Anlehnung an Liese Goslinahlsdaritellungen des Paolo Veronese hat nun der bekannte Wiener Meister der historischen Genremalerei,JacobLmaouelGaißer, dessen zierliche Rococoinierieur« sich einer jo großen Beliebtheit erfreuen, ein größere« Werk geschaffen, da« wohl dem gegenständlichen Inhalte, leider aber keineswegs der geistigen und technischen Aussührung nach, sich mit jenen geistvollen Schöpsungeu vergleichen läßt, und ganz in dem gewohnten dekorativen Stil de« alten Wieners gehalten ist. Sein Gastmahl „aus der Zeit des Paolo Veronese" spielt sich aus einer freien, Loggien überbauten Terrasse mit reicher Renaissancearchiteklur ab und zeigt uns eine Gesellschaft vornehmer venetianijcher Herren und Damen bei üppigen Taselgenüssen in lebhafter llnterhaliung de- griffe». — Im Vordergründe lassen sich zwei schöne, junge Venetia- nerinneu von einem neu ankommenden Kavalier schmeichelnde Reverenzen machen, zu dessen Begrüßung wahtlchcinlich der hohe Kirchenfürst im rothen Tatar al« Gastgeber soeben die Stufen zum Vordergründe herabskeigt. Der GesichlSauSdruck de« Letzteren, der sich mit leichtem Wiywort zu einem der Tasclgäste zurückwendet, ist in seiner kräftigen Sinnlichkeit und unverhohlenen Weltlichkeit ganz charakteristisch gewählt. Max Gaißer, der Sohn des ebengenannten, ist zwar der historischen Genremalerei seine« Vaters treu geblieben, hat sich aber von dem dekorativen Stile desselben völlig emancipirt und zu einer inneren Vertiefung echt modernen Schärfe der Natnraussasinng und Delikatesse in der Detailaussuhrung Lurchgearbeitet, die ibn u»ter di« ersten Meister der neuen Wiener Feinmalerschnle einreiht. Sein „Raucher", im Costume de« l7. Jahrhundert», ist al« ein wahre» Eabinetsstück.lten zu bezeichnen. Neben diesem Wiener finden wir eine ganze Reihe Münchener Klcinmaler vertreten: Den alleren Hugo kaussmann mit dem graziösen Mmiaturbrustbildchen eines „Bauernmädchen«"; Otto Piltz mit einem prächtigen alte» Junggesellen, der in hell durchleuchtetem Zimmer mit einem Kätzchen aus der Schulter am Tische sitzt und „alte Legende»" studirt; Iuliu« klein michel mit einen, lustige» Schlachtfest-Jn:eruiez,v — in Rocokocos:umen — von säst zu ge leckter Subtilität der Pinselsührung; endlich Heinrich Breling mit einer ganz prachtvollen Feinmaserei im Kostüme deS 17. Jahr- Hunderts, betitelt „Abreise", aus der wir in einer modern be handelten Landjchuft eine Anzahl von Kavalieren erblicken, die ein Paar vornehmer Tam-n in eine mit vier wundervollen Schimmeln bespannte Reisekulsche hineincomplimenrireii. Auch i'.nter den größeren Genrebildern finden wir hauptsächlich Münchner Arbeiten; so ein tüchtige- Almhütlen.Jnierieur. „In der Küche", von Hermann Lindenschinit, wohl einem Sohne des bekannten Historienmaler« Wilhelm L., init der freundlichen Figur einer Sennerin bei der Arbeit; weiterhin ei» neues ausgezeichnete« Bild von Professor 'einrich Stelzuer, einen allen Raritätensainmler, der in voller ntzückung eine „neue Sendung" von Alterthümeru auspackt; e>n weniger bedeutende«, in Ausdruck und Haltung der Figuren etwa« befangenes uud auch in Einzelheiten, wie den unnatürllchc» Früchten, uicht recht befriedigendes Freilicht - Genrestück von M. Groß, „Fang - nur" bezeichnet; vor allen aber eines der glänzende» und dabei im seelische» Ausdruck so reizvollen Eostumedilder von Gabriel Schachin ge r, darstellend «in liebliches Iuagfriuleiu vou zarten, individuell durchgebildetru Zügen in weißseideuem, alt deutschem Gewände mit kostbarer Broratsttckerei von der bekannten Virtuosität der Wiedergabe. Reben diesem „Vergißmeinnicht" muß A. Bertzik'« „Altdeuiiche Dame" mit de« kalten, wenig sagende, Gtsichtsau-druck uad dem schwerru Lolorit entschied»» adsallen. Vorzüglich ist dagegen wiederum da« große Pastellgemälde de« Beriiner Sitteamaier- Paul Hoeuiger, darstelleud eine junge Dame mit pikautein Gesicht tu «tegauter, winterlicher Straßentoilette, wie sie von hohem Baicoa au- wartend aus die winterlich ver schneite Straße hinabschaut Die technische Bravour ia der Hand habung de« Pastrllstiste« ist bei diesem Bilde ganz hervorragend und zeigt sich besonder« bewährt in der malerisch«» Behandlung der Winteriust, de- verschleierten Gesicht«, der wunderbar plastischen de- handschndten Hände. Bon dem bekannten Berliner Schlachtenmaler Georg Koch sind zwei vortrefflich« Svortbilder mit guter stimmusgsvoll buutrr Herbst- laadschast uud schöne» Pferden und Hunden ausgestellt: natürlich spielen aus beiden Gemälden — .Lu voller Jagd" und .Hallalt" — di« obligaten rothen Frack- der Parsorcr-Iäger eia« sehr aamaßliche Rolle. Von Landschaften au« der Berliner Schule haben wir bann noch da« klei,e uad doch so großartig wirkende „Matterhorn" vou O. v. kamek«, eine« der vielen so effektvollen Mondscheinstücke, die Louis Douzette der Welt qrscheukt hat. sowie eine anmusbige „Partie bei Holzkrchen (Lberdayern)" mit schönem Baumschlag von dem zur Zeit in Leipzig thätigeu Otto Leu zu erwähnen. Endlich wollen wir noch aus da« eigeuartige, ganz in grau-grünen Töuen gehaltene Stimmuaalbild „Abeadruhe" von Earl Albrecht ia Hamburg, sowie aus di« beiden Prachtwerkche» zweier Weimaraner Künstler. Marg. vou Baczko und Paul Lübbecke, Hinweisen, »ine wunderbar sein gemalte Waldlandschaft von äußerst origineller koloristischer Auffassung, und ein köstliche«, eo pleiu uir gepolte« Weiinarer Topfmarkttmdchea vou glänzend naturalistischer Local- särduug. -vx- Lnlschei-ungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 11. Juni. (Ein Beamter aus Abwegen.) Seit einer Reihe von Jahren war der Gerichtsschreibergehilse Paul Karl Friedrich Lang» in Bülow vcrichuldet. Er konnte mit scincm Gehalte von 1800 Gl und entsprechendem Wohnungszuschuß nich, auekommen und suchte sich durch Privatarbeiten noch Neben- einkünste zu verschaffen. Er wurde schließlich, weil er sich durch leichlstnaigeS Schuldenmachen und Winkelcvnsuliren ,c. de» Ver- trauen«, welche« sein Amt erfordert, unwürdig gemacht habe, zur Strase nach Rügenwalde versetzt, ohne daß ihm die Umzugskosten ersetzt worden wären. Erst später wurde bekannt, daß er in Bülow sich auch gegen das Strafgesetz vergangen hatte. Lange war Rendant des ökonomischen Verein- für Bülow und hatte als solcher «in Sparkassenbuch eines TarlehnSeassenvereins in Verwahrung. Im März I88S hat er von dem Betrage des Buches 200 ^4 ab gehoben und erst später aus wiederholte« Drängen des Vereins da« Geld wieder eingezahlt. Die Strafkammer in Stolp veruriheilte id» am 23. März d. I. wegen Unierschlagung zu 2 Wochen Gc- sängniß. Der Angeklagte konnte nach der Annahme des Gerichie« nicht glauben, daß er zu der Abhebung de« Geldes berechtigt sei, und sein Eiuwand, er habe da« Geld für die etwaigen kosten einer vom Verein veranstalteten Thierschau bereit halten wollen, wurde al« unbegründet zurückgewiesen. Die Revision de« Angeklagten, welche kürzlich den vierten Strafsenat des Reichsgerichts beschäftigte, behauptete, daß die Fest- stellung, der Angeklagte habe dos Geld abgehoben, ohne dazu er- mächligl geweien zu sein, nicht ausreiche zur Annahme einer Unter- schlagung. Eine bloße Abhebung sei noch keine rechtswidrige An- eignuna. — Der Reichsanwalt Herr Trcplin beainragre die Verwerfung der Revision. Wen» der Angeklagte die Abnchl gebabr habe, da« Geld zu ersetzen, so würde da« an «ich den Dolus nrcht nusschließen. bemerkte er, wenn nicht besondere Umstände Vorlagen, die den Angeklagten zu dem Schluffe berechtigten, daß der Eigcn- thümer seine Einwilligung geben würde. Au« de» Urlheilegründcn eht hervor, daß die Strafkammer angenommen hat, der Angeklagte abe. indem er das Buch bet der Sparcaffc präsentirte, über dasselbe verfügt als über eine fremde Sache, und wenn die Strafkammer al- die Folge dieser Verfügung die strafbare Thatsache hinslellt, daß der Angeklagte 200 G! rechtswidrig im eigenen Interesse verbraucht habe, so ist das kein Rechtsirrlhum, der zur Aushebung führen würde. — Hieraus erfolgte die Verwerfung der Revision. I-. Leipzig, II. Juni. (Vergeben gegen das Preß- gesetz.) Zum zweite, .iale kam heute vor dem 3. Straiier.ale de« Reichsgerichte« eine Anklage au« dem Preßgesetze zur Verhandlung, in welcher es sich um die Auslegung des 6 17 bandelt. Derselbe verbietet bekanntlich die vorzeitige Veröffentlichung der Anklage- schrist und sonstiger amtlicher Schriftstücke eines Strasprocesies, jedoch ist nicht obne Weiteres daraus zu entnehme», ob scde Mit- tdeilung aus solchen amtlichen Schriftstücken verböte» sein soll. Ter Gerichtsschreiber und Registrator Burgbard Schräder i» Braun- schweig halte den fi 17 so ausgeiaßt, daß auszugsweise solche Schrift stücke rcsp. deren Inhalt unbedenklich bekaiml gegeben werden dnricn. Als nun nach einem Diebstähle, der in Brauiischweig viel Aus sehen erregt halle, polizeiliche Vernehmungen staligesiinden hatten nnd die Acten ihm amtlich zugänglich geworden waren, Halle er sich einige Notizen gemacht und z» Hanse ans dem Ge- dächtnisse einen Theil deS Acteiiinhaltes auigcichricbc». Diese Notiz wurde dann im „Braunschweiger Tageblatt" veröffentlicht und hatte gegen Herrn Schräder die Anklage wegen Vergebens gegen das Preßgcsetz zur Folge. Er wurde zwar sreigeiprochen, aber der Staatsanwalt legte Revision ein, und das ReichSgerichl hob, wie wir seiner Zeit berichteten, das Urtdeil aus. Am 6 Avril d. I. la»> nun die Sache abermals vor der Strafkammer i» Brann- fchweig zur Verhandlung. Tas Gericht sah diesmal die Schuld deS Angeklagten für erwiesen an und verurlheillc ihn zu 30 .//. Geld- strafe. ES konnte zwar auch jetzt nicht seslgcstellt werden, daß er d:c amtlichen Schriftstücke als solche, d. h. wörtlich veröffenllichl bade, aber es wurde angenommen. daß er aus Grund feiner Nntften und vermöge seines guten Gedächtnisies die Acten nicht nur iplcni wesentlichen Inhalte nach, sondern theilweise vollständig reproducirl und zur Veröffentlichung weilergegebcu habe. Wen» der Angeklagte geglaubt habe, sein Verfahre» sei erlaubt, so bade er sich nur in einem Irrthnme über das Ctraigeietz befunden, der ihn nickt von der Bestrafung befreie» könne. Die Revision, loelch» nunmehr der Angeklagte gegen da» Urtdeil eingelegt hatte, machte Folgende« geltend: Der 8. 1? de« Preßgesetze« bezweckt nur, die llndesaageuhell der mit der Ad- urtherluug einer Straffache betrauten Personen zu schützen. In diesem Falle ist aöer ein nachweisbarer Schaden durch di» Ver öffentlichung der fragliche» Notiz nicht «»«standen, dieselbe war auch G»r nicht dazu geeignet. Von der Veröffentlichung eine« amtlichen rchnslstücke« kann keine Rede sein, sondern höchstens von der Ver- Wendung ein»« solchen, selbst wenn der Angeklagte da« amtlich« Schriftstück all solche« hätte veröffentliche» wollen, so bat er »« doch nicht gethan. Wenn sestgestellt ist, daß er die Acte» nickt in seiner Wohnung gehabt und die Notiz nur au« dem Gedächtnisse niedergeschriebe» hat, so steht damit fest, daß er kein amt liches Schriftstück veröffentlicht hat. — Der Vertreter der Reichsanwaltschaft, Herr erster Staatsanwalt Hacker, er klärt« die Revision für unbegründet. Er sagte: Daß die Proto kolle über polizeiliche Vrrnebmungen amtliche Schriftstück« im Sinne de« 8 17 sind, hat dieser Senat bereit« in dem ersten Er kenntnisse ausgesprochen, welche« ia dieser Sache gefällt ist. Daß die Strafbarkeit einer Veröffentlichung nicht von der wortgetreuen Wiedergabe odhäagt, sondern auch bei theiiweiser oder auszug-weiser Wiedergabe »tntritt, ist wiederholt vom Reich«gerichte angenomnien worden. Nun hat dieser Senat zwar bervorgehoden, daß der tz. 17 nicht eia vollständiges Schweigegebot enthalte. Ader da« Landgericht hat jetzt sestgestellt, daß dt« Schriftstücke, um die es sich hier bandelt, wenn auch theilweise uud au« dem Gedächtnisse reproductrt, ver öffentlicht worden seien. Da« ist eine lhatsüchliche Feststellung, gegen die in der RevisionSlnstaoz nicht aazukämpsea ist. — Da« Reichsgericht verwarf hieraus die Revision de- Angeklagten al« unbegründet, indem e« die Anwendung de« 8 17 al« zutreffend bezeichne!«. Verkehrswesen. Leipzig, 1b. Juni. Sonderzuglvrrkehr im Bezirke der königl. sächsischen Betrieds-Lberinspeclion Leipzig II während de« diesjährigen Pst aast feste«. — Während der vier Pflugs!- verkehr-lage vom 4. bi« mit 7. d. M wurden rm Bezirke der königl. BeirtebS-Obertnspectton Leipzig II im Ganze» Ü6 Persvne»- onderzüge abgefertigt, die zusammen mit 2143 Personenivagenachsen 263M Reisende beförderten und zwar 455 I. kl, 3599 II. kl., 21 146 III. El. und 1160 IV. kl. Während des vvrfährigen Psingsl- feste- wurde» 60 Personensonderzüge mit 2296 Personenwagen- achten und 33 076 Reisende» befördert. Der die-sahrige Sonder- zugsverkedr hat sich demnach vermindert um 4 Züge, 153 Personeu- wageaachsen und 6716 Reisende. — Bon Leipzig, Dresdener Badnhos, wurden abgesertigt 17 Sonderzüge mit 700 Achsen. Dieselben beförderten 11 106 Reisende und zwar 175 I. kl., 1489 II. kl., 8684 III. Kl. und 758 IV. kl. Ad Riesa ver kehrten 2 Eonderzüge init 109 Achse», welche 185 Reisende be orderten und zwar 2 II. kl., 161 III. kl. und 22 IV. kl. Ab Dresden - Neustadt, Leipziger Bahnhof, verkehrlen 23 Sonderzüge mit 855 Achsen. Dieselben bcwrterle» 9232 Reisende und zwar 140 I. Ll„ 1228 11. Kl.. 7484 III. kl. und 380 IV. kl. Ab Meißen verkehrlen 3 Sonderzüge mit 88 Ackjen. Befördert wurden 1017 Reisende (16 1. Li., 106 II. kl. und 895 111. kl.). Ab Nossen verkehrte l Sonderzug und beförderte mit 27 Achsen 237 Reisende (20 II. El. und 2l7 III. Ci.). Ab Döbeln verkehrlen 3 Sonderzüge, welche mit 79 Achsen 1103 Reisend« beioclerten und zwar 6 1. Cl„ 130 II. kl. und 967 III. kl. Ab Großbvlben verkehrten 2 Sonderzüge mit 74 Acksen. Dieselben beförderte» 720 Reisende (10 I. kl., 38 II. kl. nnd 672 IU. El ). Ab Grimma oberer Badnhos verkehrte» 2 Sonderzüge mit 60 Achse», welche zusammen 536 Reisende beförderten und zwar 36 11. kl. und 5iX> III. kl. Endlich wurden abgesertigt ab Berlin 3 Sonderzüge mit 151 Achsen, welche zusammen 2224 Reisende be- sörderle» und zwar 108 I kl., 550 II. kl. und 1566 III. kl. — Bon diesen 56 Sonderzügen hatten zum Endziele: Leipzig, Dresdner Bahnhos, 19 Züge, DreSben-Neustadt, Leipziger Bahnhof, II Züge, Dresden - Altstadt I I Züge, Berlin 4 Züge, Schandau 2 Züge, kötzfchenbroda 2 Züge, Meißen 2 Züge, Grimma, oberer Bahnhof, 2 Züge, und endlich Nossen, Lübeln und Großbotben je 1 Zug. vermischtes. -r. Greiz. 12. Juni. Bei dem benticzen Gewitter schlug der Blitz in die Bergncr'sche Restauration in Gommla, richtete vielfachen Schaden au. obne zu zünde». — Ter Turn verein „Frisch-Anf" in Grockljtz dielt deute sein Fahne»- weihsesr bei zahlreicher Bclbciligiing ab. Am Festzug nabmen 25 Vereine mit ItFabncn Theil. Die sein gestickte Fabnc lentstamiiil aus dem Atelier der Willwe Ottilie Oliv au« Leipzig-Gohlis »nt macht der Firma alle Ehre. ----Gotha, 13. Juni. Bei dem am Sonnabend Abend gegen 6 Uhr in der Richtung nach Norden hinzithenden Gewitter hat der Blitz ans dem Felde in Wintebcrg bei Tackrieden den dort im Pferch hallenden Schäfer und 18 Stück Schafe erschlagen. --- Essen a. d. R., 13. Juni. (Telegramm.) Der „Rheinisch-Westfälischen Heilung" wird aus Bochum von gestern gemeldet: Als der Tnrnerfcstzug die zum gestlocal sübrcndc Straße durchziehen sollte, in welcher zahlreiche Zu schauer, besonders Kinder ausgestellt waren, subr ein mit 6 Schlächtergesellen besetzter Wagen vollen LansS unter die Zusckanermeiige, zahlreiche Personen wurden verletzt. Bis gestern Abend waren 16 Personen ermittelt, welche wegen mehr oder weniger schwerer Verletzungen in« Kranlcn- bauS gebracht worden waren Ein Schneiderlchrling ist bereit« gestorben. Die Insassen des Wagen« wurden sofort verhaftet. --- Wie im vergangenen Jahre, so wird auch jetzt wieder Nordwcstasrika von den Wanderheuschrecken beim- gcsnckt. Sckon Ende Februar reiglcn sich einzelne Schwärme in der Provinz Oran und im Süden von Tunesien nahe bei der Küstcnstadt GabcS. Die Innesiscke Regierung lies; sich, wie man der „Magdcburgischen Zeitung" schreibt, die schlimmen Erfahrungen de« vorigen Jahre« zur Lehre dienen nnd sandte sofort eine Abthcilung von 10 Soldaten unter einem Genicossicier ab, »m die Vcwobner der gefährdete» Gegenden in ihrem Kampfe gegen die Jnsectcn zu unterstützen. Die besten VcrlilgungSmetdoden, die man im vorigen Jahre erprobt hatte, wurden angewendet, uad eS gelang in der Tbat, die Jasecten am weiteren Vordringen zu bindern. Al« sic» in den letzten Tagen wiederum Heuschrcclenschwärme in derselben Gegend zeigle», wurde der Kamps gegen sie von Neuem in derselben Weise ausgenommen, und auck jetzt ist ein Sieg mit Sicherheit zu erwarten, so daß die Landleute sür ihre Ernte, die gerade in diesem Jahre besonder« gut zu werten verspricht, nicht« zu fürchten baden. Anker« sieb« e« m Algerien Hier batte die Regierung beim ersten Erscheinen der Heuschrecken die Gesabr unterschätzt und trotz wiederholter dringender Bitten der Lanklcutr ihnen keine Unterstützung zu Theil werden lasten. Die Hcnschreckengcsahr kann aber nur durch einbeitlicheS, svsteniatiscke« Vorgeben erfolgreich bekämpft werden. So verbreitete» sich die Tbiere immer weiter; sie nehmen gegen wärtig schon die ganze Mitte uud den Norden der Provinz Oran und auch einen Tbeil der Provinz Algier ein. Nach den letzten Nachrichten sind bedeutende Schwärme schon bei Marengo, Koleab, Mostapha unk Teniet-el-Hattd gesehen worden, und kleinere Hüze sind über die Hauptstadt (clbst dinweggezogen. Viele Ouadratmeilrn Kornfelder nnd Wein berge sind völlig vernichtet. Jetzt scheint die Regierung endlich die Größe der Gefahr einzusehen; sie bat nach dem Beispiel der tunesischen Regierung Truppen zur Unterstützung der Eolonisteu entsandt. Aber e« wird sehr großer An- trcngungen und sedr erbeblicher Geldopfrr bedürfen, um etzt noch die geflügelten Feinde zu vertreiben, die sich ckvn über ein all zu weite« Terrain verbreitet haben, iöie gewaltig an einzelnen Stellen die Menge dieser Heuschrecken werden kann, erhellt au« der Thatsache, daß der Eisenbahnzug, der am 15. Mai von Algier nach Affreville subr. zwischen den Ortschaften Bu-Mekja und Adclik durch sie zum Stillstand gebracht wurde. Sie hatten sich nämlich mehrere hundert Meter weit so dicht auf den Schiene» niedergelassen, daß die Räder der Locomotive, die über sie hinwcgsubr, sich nach und nach mit einem dicken, ctteii Brei bedeckten und endlich nicht mehr festen Halt auf tcn Schiene» fassen konnten. Man mußte Arbeiter Herbei chassen. welche die Räder von ihrer Umhüllung und die Schienen von den Josecten befreiten. Mit fast drei Stunden Verspätung traf der Zug an seinem Bestimmungsort ein. Die Erfindung der Streichhölzchen verdankt man einem Chemiker Namen« Kämmerer au« LndwigSburff, welcher 1833 sechs Monate auf dem Schlosse HohenaSperg in Württemberg al« Staatsgefangener weilte Er genoß die Gunst de« Festungücommandanten, weSbalb ihm dieser ge stattete, in seiner Zelle ein kleine« Laboratorium einzurichten. Hier kan, Kämmerer aus den Gedanken einer Verbesserung der bisdcrigcn „Zündbölzcken". die, an einem Ende mit Schwefel bestrichen, in ein Fläschchen init vitriolgetränktem Asbest eiugeraucht wurden, aber nur zündeten, so lange die Füllung im Glase frisch war. Kurz vor seiner Erledigung au« der Gefangenschaft hatte Kämmerer das Ltreichbölzchen, deren erste« er an seiner Zellenwand entzündete, erfunden Auf freien Fuß gesetzt, wollte er seine Erfindung verwerthen, aber bei damaligem Mangel eine« PaienlschutzgeseyeS unlerdrücklen ibn bald Eoncurrenzsabriken. Hierzu kam >835 in niedrere» deutschen Staaten ei» Verbot der für gefährlich gehaltenen Streichhölzchen, da« erst zurück gezogen wurde, als England sie zu sadriciren und nach Deutschland einzusübren begann Kämmerer batte keinen R»tze» von seiner Erfindung. Gebrochen und mit sich zer fallen starb er 1857 i», Irrenhaus«. Meteorologische Leobachlungen unk cker Oniver'>ttill>>-8tei'»«»rte ru I,«1pr1» vom 5. 3um dis 11. ckuo! 1892. - - t- n W -S'Z Z? - E °Z 6 rö -r-SL --<2 ^ - ^ ^ o °o § a— 8 7512 -1- 16? 91 8 2 tritt»» 5. 2 749 5 -f- >6? 81 IV 2 lrödv 8 746 9 -f- 13.7 94 880 2 Isst trüb«') 8 748? -f- 12.6 97 xxw 2 trilde 6. 2 750 0 -f- 17 3 72 XXIV deivilllct 8 753 2 -f- 14.3 95 xxvv 3 lrüdv') 8 7563 -f- 11.4 87 XXIV 4 trüb« 7. 2 755.5 -f- 15.3 84 XXIV 3 trübe 8 7561 -I- 15 6 65 X 4 trübe 1 8 757.2 -s- 14.7 74 X 3 lllur 8. 755.7 22 6 50 X ?, «collilL 8 75.,.7 -f- 18 2 71 XIV 5^ Iclur 8 756 6 -f- 15 3 88 XIV 2 trüb« 9. 2 7.518 21 2 68 XIV 2 ieollij<r 8 752.5 -s- 20 2 75 81V 2 lusr lttsr 8 750 9 -s- 19.5 74 X L beiter 10 2 749 1 -f- 24.1 59 XIV 3 tust lclur 8 748 3 -f- 22.1 71 VV8VV 2 WvllUK 8 747.1 -f- 20.8 75 880 3 ^Villip; 11. 2 745.1 -f- 24.5 70 80 2 Inet trüb« 8 744.5 -f- 18.1 91 8 3 bevöllkG) ') din/äiiiüttiiz-s Idvec-n /cvnc>dsn 1 — '/,2, — V,7 I7I»r. 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