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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921105013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892110501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892110501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-05
- Monat1892-11
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l. WM z. ÄiWM TMdlxlt M AhM Hl. W, Lmmbküi),!». MmtnW. (MM-WM (Fortsetzung auS dem Hauptblattg Frankreich. * Paris, 4. November. (Telegramm.) Die Nachrich ten aus Dahomey sind so wenig günstig, daß die Regierung die Telegramme nicht im Wortlaute, sondern in Umschreibungen veröffentlicht. Die amtlichen Miltbeilungcn betreffs der Tbcilnahme der Weißen gehen dahin, daß eS sich meist um Deserteure aus der Fremdenlegion handelt, woraus auch der Umstand hinweist, daß es meistens Deutsche, bez. Elsaß-Lothringer und Belgier sind. Der „Figaro" erklärt ossiciös, man sollte die deutsche Regierung nicht für solche Umstände verantwortlich machen. Die bei Be- hanzin befindlichen Weißen werde man im Betretungsfalle erschießen. — Nack einem amtlicken Telegramm auS Dahomcy bat die Truppen-Colonne des Obersten DodLS nach erfolgter Verproviantirung am 2. dS. Mts. den Marsch nach Kana wieder ausgenommen. * Earmauy, 4. November. (Telegramm.) Die Gruben arbeiter, welche in Albi verhaftet waren und be gnadigt wurden, sind hier im Triumph empfangen worden. Frauen und Kinder zogen ihnen, die Carmagnole singend, entgegen und übergaben ihnen Blumensträuße. Die Rück kehrenden trugen sämmtlich rotbe Mützen. Bengalisches Feuer beleuchtete den Zug. Am Syndicatslocale wurden die begnadigten Arbeiter von rothgekleideten Mädchen empfangen. Da unaufhörlich der Ruf: „Hoch die sociale Revolution!" erscholl, wurde die Menge schließlich von Polizeimannschasten zerstreut. Belgien. * Brüssel, 3. November. Ter Bund der Arbeiter partei besckloß, bis zum nächsten Dienstag, dem Tage der Kammereröffnuiig, möglichst zahlreiche Bcrsammlungen abzu halten und am Dienstag selbst, bei der Fahrt des Königs zur Kammereröffnung, Kundgebungen zu veranstalten. Schweiz. * Genf, 4 November. (Telegramm.) Der Oberst der Heilsarmee, Klibborn, und dessen Ehefrau, die Marsckallin Booth, welche gestern Abend wegen unbefugten Aufenthalts in hiesiger Stadt verhaftet worden waren, wurden heute Bormittag vom Polizeicommissar verhört. Der Staals- raih hatte beschlossen, dieselben aus freien Fuß zu setzen, wenn sie die Zusage machen würden, den Canton zu verlassen. Da sie sich jedoch dessen weigerten und zum freiwilligen Verlassen der Stadt nicht zu bewegen waren, wurden sie von Polizisten in einem Wagen bis a» die Waadtländische Grenze gebracht. Andere Osficiere der Heilsarmee folgten in einem zweiten Wagen. Auf der Fahrt durch die Stadt wurde Ktibborn und die Marschallin Booth von der Volksmenge mit Pseifen begleitet. Italien. * Nom, 4. November. (Telegramm.) AuS sicherer Quelle verlautet, daß zwischen Crispi und Giolitti eine vollständige Entzweiung stattgefunden habe. Crispi sandte beute ein energisckcS Telegramm an den Minister präsidenten, welches die Einmischung der Beamten bei den Wahlen zum Gegenstände hat. Giolitti soll in einem wenig böslichen Tone geantwortet haben. Man erwartet, daß Crispi und seine Freunde eine regierungsfeindliche Haltung annchmcn werde. — Der russische.Geschäftsträger hat in einer Privat-Audienz an den Papst das Ersuchen gerichtet, den hier anwesenden Großfürsten Sergius und dessen Gemahlin zu empfangen. Der Papst hat die Audienz ge währt, obschon er einer officiellen Audienz den Vorzug gegeben hätte. Spanien. k.6. Man schreibt uns aus Madrid, 29. October: Die Wiedergenesung des jungen Königs, dessen Unwohlsein übrigens überhaupt keine ernsten Besorgnisse erweckt hatte (?), macht die besten Fortschritte. Sieht man von der vorüber gehenden Erkrankung LeS Königs ab, so darf man behaupten, daß die ganze Reise der Königin-Regentin nicht nur durch keinen Mißton gestört wurde, sondern daß dieselbe einen in jedem Betracht befriedigenden Verlauf nahm und sich auch in politischer Beziehung von wohlthätigen Folgen erweisen dürfte. Der Empsang, welcher der königlichen Familie während der Reise von der Bevölkerung bereitet wurde, trug überall einen sehr warmen Charakter; der hohen Frau, in deren Hand jetzt das spanische Scepter ruht, wurden von aller Welt herzliche Huldigungen dargebracht, sie hat sich an allen Orten, so wie immer bisher, wo sie mit der Be völkerung in unmittelbare Berührung trat, Sympathien und Verehrung erworben, und Niemand wird bestreiten können, daß die Anhänglichkeit des Volkes für die Dynastie in Folge der jetzigen Reise der königlichen Familie sich befestigt und neue Wurzeln geschlagen hat. Bezeichnend hierfür war auch die Haltung der Presse, indem selbst die extremsten Organe die Königin-Regentin mit Ausdrücken der Sympathie be grüßten. Als Beispiel mag der mit Herrn Castelar in Fühlung stehende „Posibilista" in Sevilla angeführt werden, der trotz seiner republikanischen Principicn über alle Einzelheiten der Reise der königlichen Familie mit gleicher Genauigkeit wie die monarchistischen Blätter be richtete und die Ankunft Ihrer Majestät in Sevilla in einem sehr bemerkten Leitartikel feierte. In demselben heißt eS unter Anderem: „Die Thatsache, daß eine junge, er lauchte Frau, welcher das unbeugsame Gesetz der Natur in der ersten Zeit einer glücklichen Ehe den angebetcten Mann entrissen hat, die staatliche Macht repräsentirt, mildert die Härten der königlichen Gewalt und stellt dieselbe unter den Schutz der ritterlichen Empfindungen der spanischen Nation." Großbritannien« * London, 4. November. (Telegramm.) Der Gou verneur und der Premierminister der Capcolonie besuchten gestern Lord Rosebery und den Colonialminister Ripon. Der Gouverneur wird Instructionen betreffs deS Swazilandes erhalten und soll mit dem Präsidenten der Südafrikanischen Republik Krueger verhandeln behufs Aus dehnung deS der Cbarlaradcompagnic gehörigen Gebietes. Die Verhandlungen bezwecken die Hmzufugung pxz Khama- landes zu jenem Territorium. — Dem Neuter'schen Bureau zufolge bat sich die gestrige Meldung des spanischen MarlneministeriumS, daß das bei Ferrol ausgesahrene englische Panzerschiff „Hove" wieder flott geworden sei, nicht bestätigt. Das Panzerschiff befindet sick noch immer in gefährdeter Lage. — Fürst BiSmarck's neueste Aeußerungcn erregen hier ziemlickeS Aufsehen. Die englischen Blätter fällen durchweg bas Urthcil, BiSmarck's Stellungnahme gegen die Militairvorlage und seine vielsacken „Indiskretionen" (?) würden den Bruch mit dem Kaiser immer unheilbarer machen. — Der Capilain Lugard batte gestern eine Privalconferenz im Burlington House, in welcher er erklärte, daß Uganda zu großen Hoffnungen be rechtige. Das Klima sei durckaus gesund; England solle Uganda nicht verlassen. „Mvrning Post" und „Daily News" erörtern den Vortrag Lugard's und stimmen seinen Ansichten zu. Orient. * Bukarest, 4. November. (Telegramm.) Auf Antrag des Kriegsministers beschloß der Ministerrath, im kommen den Frühjahr die rumänische Cavallerie mit dem Manlicher-Gewehr auszurüsten. * Sofia, 4. November. (Telegramm.) Der griechisch;- bulgarische Schulstreit ist vorläufig zu einem Abschlüsse gelangt. Ter Bcsckluß, nach welchem jeder bulgarische Staatsbürger zum Elementarunterricht in der bulgarischen Sprache verpflichtet sein soll, bleibt zwar ausrecht erhalten, doch soll die Ausführung dieses Gesetzes in solchen Gemeinden, in denen die Griewen die Mehrzahl bilden, erst im September 1893 erfolgen. Man hofft, daß durch diese Maßregel, wenn auch nicht die griechische Regierung, so doch die in Bulgarien lebenden Griechen zufriedengesteUt werden. Afrika. * London, 4. November. Die „Times" meldet aus Kairo, daß, nachdem Osman Digma sich am 23. October Sinkat's und am Tage darauf Erkowil's bemächtigt habe, Maßregeln ergriffen worden seien, um die Garnison von Tokar zu verstärken. Amerika. * Rcw-Pork, 2. November. Dem Neuter'schen Bureau wird über den Wahlkampf aus New-?)ork telcgraphirt, daß der Feldzug ein sehr belebter bleibt. Die meisten der hervor ragenden Redner sind jetzt auf verschiedenen Puncten des Staates New-Uork versammelt. Whitelaw Neid und Chancey Depew machen jetzt eine Tour fim Privatsalonwagen deS letzteren durch die Städte und Ortschaften im westlichen Theil« des Staates und halten Reden in den meisten von ihnen besuchten Plätzen. Ex-Präsident Cleveland hielt gestern Abend eine Ansprache in einer großen Versammlung von Geschäftsleuten im Lenox-Lyceum, bei welcher die meisten der hervorragenden Demokraten der Stadt zugegen waren. Am Freitag wird er in Jersey City sprechen. Tammany Hall betbeiligt sich am Wablfeldzuge in hervorragender Meise. Unter ihren- Auspicien fand in der vorigen Woche eine Versammlung statt behufs Ratificirung der Er nennung Cleveland's zum demokratischen Candidaten für die Präsidentschaft. Der Versammlung wohnten nahezu lvOOOO Personen an. Die Straßen in der Nähe der Halle waren von Leuten überfüllt und mehrere Redner hielten Ansprachen an die Menge. Eine weitere Versammlung soll am Donners tag stattsinden und die Führer behaupten, daß sie die vorher gehende in den Schatten stellen wird. Präsident Harrison, obwohl selbstverständlich beim eventuellen Wahlergcbniß stark interessirt, hat am Feldzuge keinen Theil genommen. Seit seiner Rückkehr nach Washington vom Leichenbegängnisse seiner Frau hat er sich von allen poliliscken Arbeiten absolut fern ge halten. Die demokratischen Zeitungen behaupten, daß die republikanischen Hauptquartiere ungeheure Snmmen von den Fabrikanten Pennsylvaniens und Neuenglands, die den Schutz deS Me Kinley - Tarifs genießen, erhalten, um sie zur Beeinflussung des Wahlresultats aufzuwenden. Die republi kanische Presse erhebt dagegen rhrerseits die Behauptung, daß die Demokraten über einen großen Bestcchungsfonds ver fügen. Ja, die „Tribüne" erklärt, daß der demokratische nationale Ausschuß außer den von dem demokratischen Staats- comitS deS Staates New-Aork aufgebrachten Geldern 2 0V» OOO Doll, erhalten hat, und fügt hinzu, daß vor wenigen Tagen eine halbe Million zwischen den Staaten von Indiana und Connecticut und gestern weitere 1 500 OVO Doll, unter Indiana, Connecticut und New-Ierscy vertheilt wurden. Mittlerweile werden günstige Berichte über die Aussichten aus Erfolg von den Hauptquartieren beider Parteien nach allen Landestheilen versandt, um die beziebungSweisen An hänger zu beruhigen. Das Wetten über das Wahlergebniß ist nicht sehr lebhaft, die Demokraten aber bieten 100 gegen 70, daß sie den Staat New-Aork erobern werden. Mlitair und Marine. * Die neuen grauen Militairmäntel werden wohl nicht zur allgemeinen Einführung gelangen. Die in Oesterreich hiermit angestellten Versuche sind, wie der „Confect." erfährt, ungünstig aus gefallen. Es wird ein Mantel gebraucht, der den Blicken deS Gegners möglichst lange entzogen ist, während die Militairmäntel aus grauem Tuch diese Eigenschaft nicht in dem gewünschten Maße besitzen. Es sind deshalb Versuche mit neuen Mänteln gemacht worden, die in süns verschiedenen grauen Farbenabstusungen her- gestellt worden sind. Diese Versuche dienen auch zugleich für eine andere Probe. Man bat di« Militairmäntel mit einem zum Ab- knöpsen eingerichteten Futter aus Wollstoff versehen, so daß derselbe Mantel im Winter mit, im Sommer ohne Futter getragen werden kann. * Ein Aussatz deS „Reichsanz." über die Panzerschiffe „Kron prinz" und „Friedrich Karl", sowie das Panzerfahrzeug „Arminius", die in Folge ihrer Streichung aus der Liste der Panzer und Uebertragung in die Liste der „Schiffe zu anderen Zwecken" nicht mehr zu den vollgiltigen Kriegsschiffen gerechnet werden können, bringt über die Geldsummen, die aus diese Schiffe v«rwandt sind, folgende Angaben: Der 1867 in England gebaute „Kronprinz" hat an Baukosten 6 296 772 und an Reparatur- kosten bis 1. April 3 652 281 ./lk, zusammen also nahezu 10 Mill. Mark Kosten verursacht. Beim „Friedrich Karl", der in Toulon gebaut ist, beliefen sich die Baukosten aus 6 453 269 ./L und die Reparaturkosten aus 5 314 846 zusammen also auf II'/« Mill. Mark. Der „Arminius", der 1864 in Poplar (London) von Stapel lief, hat an Baukosten 1886 847 und an Reparaturkosten 839 325 verursacht, zusammen also noch nicht 2'/« Mill. Mark. Die Ausgaben für alle drei Schiffe belaufen sich aus über 24 Mill. Mark. Cholera-Nachrichten. k. Frankcnbcrg, 3. November. Heute Abend traf hier von Professor vr. Neelsen in Dresden, welchem von zwei der unter choleraartigcn Erkrankungen verstorbenen drei Mit gliedern der Familie Köhler in Auerswalde, und zwar von der 54 jährigen Mutter und der 8 jährigen Tochter des zuerst erkrankten und verstorbenen Färbereiarbeiters Clemens Köhler, Leichcntbeile zur bacteriologische» Untersuchung eingcsandl worden waren, die telegraphische Nachricht ein, daß durch die Untersuchung als Todesursache der betreffenden Personen Odolera asiatioa festgestellt worden sei. Da die Krankheit aus diese beiden Personen nachweislich durch den nerst erkrankten Clemens Köhler übertragen worden ist, o ist erwiesen, daß auch letztgenannter, der ohne vorher gegangene Section beerdigt worden ist, der Oholoru usiatiea erlegen war. Daß die (wegen des rasch zur Genesung sich wendenden Falles) nicht näher untersuchte Erkrankung de« mit Clemens Köhler zusammen in Arbeit gestandenen und mit ihm gleichzeitig erkrankten Hermann Franz in GarnSdorf ein leichter Fall von Ollolers, asiatioa gewesen sein dürste, ist danach sehr wahrscheinlich. Durch die in AuerSwalde sofort getroffenen sehr umfassenden Vor sichtsmaßregeln ist zu erwarten, daß die Opfer der schreck lichen Seuche sich ans die obigen drei Personen beschränken; wenigstens befinden sich die bekanntlich ebenfalls an der Cholera erkrankten weiteren zwei Mitglieder der Familie Köhler — die Wittwe des Clemens Köhler und sein 8 Monate altes Söhnchcn — aus dem Wege der Genesung, während anderer seits keine neuen Erkrankungsfälle vorgekommen sind. * Berlin, 4. November. Amtlicher Bericht. Bei dem am 31. October zu Schilno im Kreise Thorn verstorbenen Flößer ist asiatische Chosera erwiesen, ebenso sind in Auers walde bei Chemnitz bis zum 30. October 5 Erkrankungen und 3 Todesfälle vorgekommen; seither ist dort kein weiterer Fall eingetreten. Königreich Lachsen. 0. Leipzig, 5. November. Zn wiederholten Malen haben wir schon darauf hingewiesen, daß ein zu einem Termin vor Gericht geladener Zeuge sich ernsten Unannehmlichkeiten und strenger Bestrafung aussetzt, wenn er der er gangenen Ladung nicht rechtzeitig und pünctlich nachkommt. Ein am gestrigen Tage in» königl. Landgericht vorgckoinmener Fall veranlaßt uns, die Mahnung, mit der Zeugenpflicht es stets ernst zu nehmen, zu wiederholen. Eine von hier nach Dresden verzogene Schaffnersehefrau war als Zeugin geladen worden, aber zum Termin nicht erschienen. Sie wurde zu 50 Geldstrafe, eventuell 10 Tagen Haft und in die durch ihr Fernbleiben erwachsenen Kosten verurtbcilt, auch wurde angeordnet, daß sie zu der auf Montag Nachmittag 4 Ubr festgesetzten anderweiten Hauptverhandlung zwangs weise vorzusühren ist. — Es wird hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß bei dem Kindergottesdienst in der IohanniSiirche am morgenden Sonntage 11—12 Uhr das Schiff der Kirche für die Kinder frei gehalten werden muß, während für die Erwachsenen Plätze auf dem Chor, in der Capelle und im Vorraum der Kirche am Eingang vom Thurm zur Ver fügung stehen. H Leipzig. 5. November. In der gestern unter dem Vorsitz deS Herrn Obermeisters Nietzschmann abgehaltenen außerordentlichen Versammlung der Fleischerinnung wurde u. Ä. beschlossen, von dem Bau einer Innungsherberge endgiltig abznsehen und mit dem Pächter des „Dresdner Hofes" (Kupsergäßchen), Herrn Rosenkranz, einen Vertrag abzuschließen, um die Innungsherberge nach dem „Dresdner Hof" zu verlegen. — Morgen Sonntag findet im Carolatheater die große Matinöe statt, welche die Mitglieder unseres Stadt- thcaters zum Besten der PcnsiouSanstalt der Genofsensckast deutscher Bühnenangehörigcr veranstalten. Das reiche Pro gramm ist so gewählt, daß es vornehmen Ansprüchen ebenso genügen wird wie den auf heitere Unterhaltung ge richteten, und daß insbesondere auch die Damenwelt unserer Stadt der MatinLe ihre Antheilnabme schenken darf. Eine Orchcsternummer von hohem musikalischen Werth, Smctana'S symphonische Dichtung Vltava (Moldau), gespielt vom Sladttheatcr- und Gewandhausorchester unter Capell- meister Paur's Leitung, eröffnet die Reihe der Vorträge. Der heitere einactige Schwank „Der sechste Sinn" folgt. Die Autoren G- v. Moser und Rob. Misch werden der ' Premiere ihres kleinen lustigen Werkes persönlich beiwohnen. Liedervorträge der Herren Demuth, Merkel und Knüpfer füllen die Frühstückspause auS, und die trotz aller Drastik immer in den Grenzen des Scherzes bleibende „Oavalleria Lorvliua" folgt alsdann. Die Veranstalter glauben wirklich heitere, angenehme Erinnerungen hinter lassende Stunden in dieser Matinse in Aussicht stellen zu können. Billets können am heutigen Sonnabend ohne Vvrmerkpreise in den Stunden von 10—3 Uhr an der TageScasse des Neuen Theaters entnommen werden. Am Sonntag ist die Carolatheatercasse von >/,11 Uhr an geöffnet. — Bei der gestrigen Notiz über daS heute Abend in der Alberthalle zum Besten der Zwecke des AlbertzweigvereinS Leipzig stattsiudende Concert ist vergessen worden zu er wähnen, daß auch unser geschätzter einheimischer Tenorist Herr Concertsänger Trautermann seine Mitwirkung sekundlichst zugesagt hat. — Um den Wünschen deS hiesigen Schiller-VertinS Nachkommen zu könne», hat die Direktion deS StadttheaterS sich entschlossen, die alljährlick von ihr veranstaltete Schiller- fcier diesmal um eine Woche zu verschieben. Die Auf führung der neuscenirteu und ne nein studirten Wallen stein-Trilogie wird demgemäß erst in der übernächsten Woche stattfinden. st Leipzig, 4. November. Auch die gestrige Soiröe, welche Herr Rccitator Hermann Riotte in Wiegner'S Gesell- schastShauS veranstaltet hatte und in welcher er wiederum Tennyson's Meisterwerk Enoch Arden" zum Vortrag brachte, erfreute sich eine- zahlreichen Besuches. Es muß dem Rccitator uackgerühmt werden, daß er sich tief in die un sterbliche Schöpfung des englischen Dichters cingelebt hat und jede Schönheit derselben mit feinem, dichterischem Nach- cnipsinden herauszuheben versteht. Der Vortrag war wirksam gegliedert, und der Kampf in der Brust deS gefolterten Enoch Ärdcn, der zum Siege eines verklärten Friedens führt, batte in dieser Ausführung die Verklärung edlen Märtyrerthums. Wenn im ersten Theile dem Vortragenden auch die Anna in ibrcr schmerzlichen Verlassenheit nicht vollständig gelang und allzu larmoyant erschien, so wurde dadurch doch der nach haltige Gesammtcindruck, den die Dichtung bei poetisch fühlenden Zuhörern immer erregen wird, nicht abgcschwächt. Longfellow'S „LcbcnSpsalm" bildete wiederum den Schluß der Rccitation. Herr Riotte erntete wiederholt reichen, verdienten Applaus. -g. Die Proben zu „Deutsche Bürger", dem neuen vieractigcu Volköbühncuspicle, das am 17. November im Thcatersaale des Krystall-Palastes erstmalig zum Besten des Vereins „Leipziger Presse" zur Ausführung kommen soll, sind im flottesten Gange. An die Leseproben haben sich, schnell gcnug, die Arrangirproben gereiht, und unter des Dichters, des Herrn vr. Wilhelm Henzen, und des Regisseurs Otto Präger bewährter Leitung suchen die Darsteller, Damen und Herren der Leipziger Gesellschaft, welche in der Hauptsache schon in der „Heiligen Elisabeth" milwirkten, immer mehr in den Geist ihrer Rollen ein zudringen. Es ist interessant, zu beobachten, wie von Probe zu Probe Einzelleistungcn und Zusammenfpiel sich immer mehr und mehr vervollkommnen. Vielfach beherrschen die Damen und Herren ihre Rollen jetzt schon ganz frei. Nicht unerwähnt möchten wir lassen, daß jetzt bereits gegen achtzig Personen activ thätig sind; die Zahl dürste sich aber Wohl noch auf hundert erhöhen. — Der Sängerchor „Vereinigung" (früher Reunion) veranstaltet am nächsten Sonntag Abend >/r8 Uhr im Kaisersaale der Centralhalle unter Leitung seines Dirigenten Herrn Georg Hering eine Abendunter- haltung mit darauf folgendem Ball. Das für die Abend unterhaltung ausgestellte Programm ist ein vielseitiges und stellt den Besuchern der Veranstaltung beste Unterhaltung in Aussicht. — Der Militairverein „Sächsische Grenadiere" zu Leipzig begeht am 9. d. M. im großen Saale der Central halle hier sein 5. Stiftungsfest. Das vorliegende Pro gramm beweist, daß der Verein, wie zeither, auch diesmal bestrebt ist, dieses Fest zu einem möglichst glanzvollen, aber auch genußreichen zu gestalten. Außer der schon längst so Feuilletsn. Das Gefecht bei Mhunzi. Ueber daS schon erwähnte Gefecht bei Mhunzi am 27. August erstattet Lieutenant Johannes folgenden im „Deutschen Colonialblatt" abgedruckten Bericht. Zu Beginn dieses Monats war eine nack Kondoa ge hörige Karawane von Eingeborenen deS Rufiji überfallen worden und sandte ich deshalb einen Ombascha und vier Mann dorthin, um die an dem Vorfall betheiligten Neger fcstzunehmen. Er marschirte über Rubehobrho und erhielt von dem dortigen Iumbe die Mittheilung, er sei bei den Mahenge-MasitiS gewesen, um einige seiner Leute auszulösen, bei welcher Gelegenheit er erfahren habe, daß der Iumbe Magnula am Ruaha Mahenge-Masitis sammle, um mit diesen wiederum einen Einfall in daS hiesige Gebiet zu machen und daraus Mhunzi, Korongo, Kolero und Tununguo zu überfallen. Die beiden ersten Dörfer liegen an dem Wege Kisaki—Tununguo und find von hier 2'/, Und 5 Stunden entfernt, während daS dritte Dorf im Ulugurugebirge gelegen und in 2»/, bis 3 Tagen von hier zu erreichen ist. Ein Hauptgrund des Einfalls sei auch die Fortschafiung deS hier in Menge angepflanzten MtamaS, welchen die hiesigen MafitiS bei der Räumung dieser Gegend zurückgelaffen hatten; außerdem ließ mir der Iumbe sagen, daß ein Ueberfall der Station beabsichtigt sei, da nach Ansicht der Iumben sick nur sehr wenig Soldaten hier befänden, denn die meisten habe Herr Lieutenant Prince mit nach Marore genommon. Am 26. d. MtS. Nachmittags griffen die Soldaten beim Einernten von Mtama im hohen Grase vier Leute auf, welche auSsagten, daß die Mahenae-MafitiS und die früher hier ansässigen MafitiS in zwei Colonnen mit sehr vielen Leuten in Anmarsch seien, und daß sie am nächsten Morgen daS Dorf deS Mhunzi überfallen wollten, um dann weiter vorzurücken Sie hätten einen Boten an den Iumbe Hongo, Besitzer eines nach ihm benannten Dorfes, 4'/» Stunden von Kisaki ge legen, und zwar in der Richtung nach Rubchobeho, gesandt, um ihn zur Flucht aufzufordern; denn dieser Mann bat die Tochter des hier früher angesessenen und angesehensten Häupt lings Mlikatika zurFrau. UeberHongo führt ein zweiter Weg von hier nack Mhunzi, auch kann man, ohne Mhunzi zu passircn, über den erstgenannten Weg nach Tununguo gelangen. Ich marschirte deshalb in der Nacht vom 26. zum 27. d. M. mit Unter- officjer Weinberger und 60 Mann nach dem bedrohten Dorfe, denn, wenn dieses genommen war, lag den Angreifern der Weg nach Tununguo vollständig offen. Der Iumbe wußte nichts von dem beabsicktigten Ueberfall, erklärte aber, er besitze 56 Gewehre (Vorderlader) und würde sich damit sehr gut halten können; zog sich aber für seine Person in unser Lager zurück und erwartete dort mit uns den nächsten Morgen. Das Dorf hat eine sehr starke, aber unpraktisch angelegte Boma; wenn man deren Lisiere besetzen wollte, so ge brauchte man mindestens 500 Mann, die aber auch nickt viel hätten seben können, da gerade dort, wo die Masilis einbrachen, die Boma in einen großen dickten Ur busch übergeht. DaS Dorf enthält etwa 600 Menschen, man kann daraus sehen, wie groß die Umwallung sein muß. Die Boma ist auS fast undurchdringlichem Wald mit Dornen durchzogen hergestellt; wo am Rande sich lickte Stellen zeigen, ist derselbe durch auS BoritiS bergestellte, über mannS- oohe Zäune gesichert. Der Eingang ist schmal, so daß zwei Mann nur nebeneinander gehen können und bildet einen langen Gang, der durch drei mit Hölzern versetzte Tbore geschloffen wird; die Tbore sind nur einzeln zu xassiren. DaS Dorf selbst bcstebt auS verschiedenen Thcilen, in denen zer streut eine Menge Hütten liegen, die im Verein mit großen Bananenpflanzungen die Uebersichl sehr erschweren, so daß ein gedecktes Herankommen an den Hauptplatz des Dorfes bis auf etwa 25 m überall möglich ist. Der Eingang ist die reine Falle, an seinen Thoren tritt, wenn eine größere Colonne passirt, rin Aufenthalt unvermeidlich ein. — Es wurde in Krei-sorm gelagert; die Stellung war aber nicht ut, eine bessere aufzufinden war unmöglich, denn es war lacht, als ich ankam, und außerdem war nicht bekannt, von welcher Seite die MahengeS in das Dorf eindringen würden. Zur Sicherung diente eine seitwärts aufgestellte Wache, die nach allen Richtungen Posten ansstellte. Auf meine Veran lassung schickte der Iumbe Leute nach Hongo und Korongo, um festzustellen, ob sich dort MafitiS gezeigt; dieselben batten es aber für besser gehalten, das Dorf nicht zu ver lassen. Am nächsten Morgen 6>/, Uhr sandte ich den Bcdsckawisch Ramadan mit 10 Mann nach Hongo, von wo er sich zur Abpatrouillirung der Gegend nach Kisaki begeben sollte. Ich beschloß, da die MafitiS ihr: Uebcrfälle für gewöhnlich bei TageSgrauen auszuführen pflegen, um 7 Uhr abzumarschiren, um dabei Gomero und Sungomero zu durchsuchen. Als ich gerade abmarsckiren wollte, die Posten waren schon eingezogen, erhob sich von Norden her ein furchtbarer Lärm; die Mafitis waren nämlich in großen Mengen, die von Mhunzi ausgestellten Posten überrennend, in die Boma eingedrungcn und versuchten Frauen und Kinder zu stehlen. Alles flüchtete sich in unseren Kreis, an dem auck bald die Mafitis erschienen. Die Salve ging sofort in Schnellfeuer über, denn es wurde durch die Mhunzilcute ein solcher Lärm gemacht, daß man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Dichte Massen drängten gegen den Kreis an; aber man sah auch die Wirkung deS Feuers; dcnn Schaaren der Mafitis sielen ins GraS; aber die anfangs 25 m entfernten Gegner gingen weiter vor, und erst lO w von uns entsernt, kam der Strom zum Stehen und zum Weichen. — In unsere Stellung war kein Mabeugc gekommen: aber eS sah in derselben furchtbar auS ; ein Mann deS Mhunzi hatte bei der Flucht durch eigene Schuld einen Cckuß durch die Brust bekommen und lag in seinem Blute, während an ein Beruhigen der verängstigten Frauen und Kinder nicht zu denken war, eS mußte, um wenigstens einige Rübe zu erlangen, sehr schars vorgegangen werden. — Unter dessen fanden sich immer mehr Eingeborene ein. Um den Kreis zu verstärken, nahm ich die 56 von Mhunzi erwähnten Gewehre vor, ich sah deren nur etwa 15, und Liese konnten für mich von gar keinem Nutzen sein, da die dazu gehörigen Besitzer wie Espenlaub zitterten, so daß ich dieselben bald wieder aus der Linie entfernte. Während der etwa '/»stündigen Pause, in welcher der nach Hongo gesandte Bedschawisch zurückkam, erhielt ich von diesem und abgesandten Patrouillen die Nachricht, daß sich große Schaaren des Gegners von Norden nach Osten und Westen zögen. — Es erfolgte dann gegen 7chi Uhr Morgens von drei Seiten aus uns ein neuer Angriff, der mit noch mehr Energie auS- geführt wurde als der erste. Mit großen Sprüngen kamen die durch Nachfolgende gedrängten Leute an, Schlacht geschrei ließen sie nicht hören. Die AskariS waren nicht zu halten, der Fahnenträger führte einen KriegS- tanz aus, die Salven gingen wieder in Schnellfeuer über; aber nach kurzer Zeit drang mein Commando durch. Viele Mafitis benutzten geschickt die Häuser als Deckung und kamen bis auf fünf Meter an unS heran, wurden aber durch die Salven vollständig zurückgeschlagen. Ein Mafiti, eS muß ein Häuptling gewesen sein, denn er hatte einen viel besseren Schild als die Anderen, siel fünf Schritte vor der Front; nach seinem Falle fand eine wilde Flucht statt, die Mafitis waren plötz lich verschwunden, wurden aber durch Feuer verfolgt, denn wenn auch die Banancnhaine Deckung gegen Sicht boten, so schütz ten sic doch nicht gegen die nachfolgenden Geschosse. Vor- gcsandte Patrouillen meldeten, daß überall eine Masse Todter lägen; eS müssen auch sehr viele gefallen sein, denn jeder Mann hatte mindestens 25 Patronen verschossen und war die Wirkung groß, denn die Schüsse wurden aus nächste Ent fernung abgegeben. Ich hielt mich noch etwa 2 Stunden im Dorf auf, um die gcsammte Einwohnerschaft zu sammeln, die mich auf Bitte» deS Iumbe nack Kisaki begleiten wollte. ES war aber eine schwere Masse Arbeit, denn diese 500 bis 600 Menschen in Bewegung zu setzen war nicht leicht, denn Jeder wollte sick noch irgend etwas holen, und wären wir, wenn eS nach den Leuten gegangen wäre, erst nach einer unendlichen Zeit fortgckommen. Schwierigkeiten machte besonders der Iumbe, der immer wieder zurückwollte, um sich irgend eine unnütze Sach« zq
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