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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921216017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892121601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892121601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-16
- Monat1892-12
- Jahr1892
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AborrneineutSPreiS kn der Hiuptelvedttton od« dea t» Gtadd« deztrt >»d d» Vororte» errichtete» Au»« «abestelleo abgeholt: vierteljährlich^14^0, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus >l SM. Durch die Post bezogen für -eutfchlaud und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsenduag ins Auslaud: monatlich ^4 8.—. Die Morgen-Ausgabe «rfcheint täglich'/,? Nhr, di« Abeud-Ausgabe Wocheutags 5 Uhr. Ne-aclion un- LrpeLitiou: IobanneSgaffe 8. Die Erpeditiou ist Wochentag- ununterbrochen aehjsuU vo» ftich 8 bis Abend« 7 Uhr. Filiale«: ett« «e»»'« e,rttm. («lfre» Ha-Ul. Uaiversitättstrab« 1, L-ot« Lösche, Kathariueustr. 14, pari. u»d König-Platz V. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Drgan für Politik, LocalgeMte, Handels- «nd GesihüftsvcrW. JusertiouSpreiA Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg> Reklame» unter dem Redactionsstrich (4ge« spalte») 50vor de» gamiliea-achrichte, (6gespalte») 40/H. Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzeichaiß. Tabellarischer und Zlsserasatz »ach höherem Tarif. Srtra-Bei lagen (gesalzt), »or mit de» Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderuug tiO.—, mit Postbesörderuag 70.—» Älmahmeschluß fir Znsrrate: Abeud-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge u-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,S Uhr. Lei de» Filiale» und Annahmestelle» je «ltt« halb« Stunde früher. Inserat« stad stet« an die Grtzetzttlan »o richte». Druck oud Verlag vo» E. Pol« t» Leipzig. <iU. KreitaH den 16. Decembcr 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Wkihualdts-Mtrejvtrktlir. Während der Zeit vom 18. bis rinl'chliefflich 24. December tritt die Schlußzeit für die Cinliefe- ruug von Werth- und Packetseiidungeir bei sämmtlichen Postanstalten in Leipzig eine Stunde früher als gewöhnlich ein. Es wird ersucht, hierauf bei Einlieferung der Sendungen inr Post während der vorbezeichneten Tage Rücksicht zu nehmen. Leipzig, 11. December 1892. Der Kaiserliche Lber-Postdirector. Walter. Lekanntmachung. Nach 8. 4 de- nachstehend abgedruckten Regulativs der Frieden?- skistung sind die Unterstützungen aus dieser Stiftung am Tage des Friedensschlusses, sonach am 2. März zu vertheilen und fordern wir Dirjenigen, welche um solche Unterstützungen nachsuchen wollen, hierdurch aus, ihr« Gesuche bis zum 31. Januar 1883 mit den »billigen Bescheinigungen bei un- einzureichen. Spätere Anmeidunge» würden für diesmal unberücksichtigt bleiben müssen. Im Uebrigen verwetsrn wir aus unsere nachstehend wieder abge- druckte Bekanntmachung vom 21. Juni 1875. Leipzig, am 5. December 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Lamprecht. Lekanulmachons. Nachdem wir dt« Bestimmungen des Regulativ- für dir FriedenS- stistung der Stadt Leipzig in einigen Punkten unter Zustimmung der Stadtverordneten abgeändert haben, bringen wir da- abgeänderte Regulativ nachstehend zur allgemeinen Kenntniß: 8. 1. Der ZinSsuß de- StistungscapitalS an 60000 -Nl wird aus 5 Procent jährlich festgesetzt. Die Zinsen laufen vom I. Iaanar 1871 an. 8. 2- Die Zinsen werden verwendet zur Unterstützung solcher in Leipzig wohnhafter Invaliden und Angehörigen von Gesallenen oder verstorbenen Invaliden au- dem Kriege l870/71, die einer Hilft dringend bedürfen. 8- 3. Ueber die Gewährung der Unterstützung beschließt eine aus je 3 Mitgliedern des Raths und der Stadtverordneten zu bildende Deputation. 8. 4. Die Periheilung der Unterstützungen findet regelmäßig alljährlich am Tage des FriedensschlusjeS statt; ausnahmsweise können Unterstützungen auch außer dieser Zeit nach Ermesse» der Deputation gewährt werden. 8. 5. Ueber Einnahmen und Ausgabe» wird der Rath alljähr- lich Rechnung abiegen. 8. 6. Abänderungen diese- Regulativ- bleiben dem übereinstim menden Beschlüsse de- Raths und der Stadlverordneteu Vorbehalten. Leipzig, am 21. Juni 1875. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ör. Koch. G. Mechler. Die bei dem hiesigen Leihhnilse In den Monaten Januar, Februar und März I8S2 versetzte» oder erneuerten, aber nicht wieder etngctosten Pfänder, sollen vom 1. Februar 1893 ab im Erdgeschoss« d«S Leihhauses öffentlich versteigert werden. Da- Einlösen und Versetzen anderer Pfänder findet während der Auction von früh 8 bis Nachmittag 2 Uhr in Leu gewöhnlichen Räumen statt. Leipzig, den 14. December 1892. De« Rath« Deputation für Leihhaus und Sparcafle. Oie erste Lerathung der Mililairvorlage. Q Die ReichStagöabgeordneten gehen nach inhaltsreichen Verhandlungen in die WeihnachtSserien. Daß der Anti semitismus darin eine Hauptrolle spielte, irrig nach unserem Geschmacke nicht zu ihrer Verschönerung bei, steht aber im Einklang mit dem Zustand des öffentlichen Lebens. Im Magyarischen wird der ReichötagSabgeordnete mit einem Worte bezeichnet, welches dem deutschen Ausdruck „Abbild" genau entspricht. Es ist correcl, es ist sogar nothwendig, daß die Volksvertretung ein Abbild alles Dessen bietet, waS baS delegircnde Volk bewegt. Das Unerfreuliche und selbst Häßliche, wenn eS ist, gehört ebenso vors Parlament, wie da- Erhebende und Erfreuliche. Wäre cs nur Selbstbetrug, wenn man sich Vorreden wollte, daß Ahi- wardt, der conscrvalive Parteitag und der edle Herr Saling der großen nationalen Angelegenheit der Mililairvorlage in der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht daS Terrain streitig gemacht bätlcii, so darf man doch heute seststeücn, daß die vicl- iniistrittenc, aber unbeschmutzle Sache schließlich zu ihrem Recht gekommen ist. Es ist dies ausschließlich das Verdienst des Herrn von Bennigsen, der ebenso mit der Gewalt seiner lauteren und imponirenden Persönlichkeit, wie mit der Macht seiner Rede die Geister und Gemiither von dem Kleinlichen hinweg zu einer höheren und reineren Auffassung der staatlichen Dinge gezwungen hat. Hierin liegt vor Allem die von Keinem geleugnete Bedeutung der Rede des große» Patrioten. Sie hob Hörer und Leser aus der dumpfen Stickluft häßlicher Vorgänge, an denen auch die Antisemiten keine Freude haben können, in di« reine Atmosphäre höherer Betrachtung und gemeinsamen patriotischen Empfinden». DaS werden dem patriotischen Manne auch Diejenigen danken, die ihn in der Sache, um di« cS sich handelt, noch zurückhaltender gewünscht hätten, als er sich gezeigt hat. ES ist nicht Schuld dieser, nicht die Schuld des großen Patrioten, wenn sie ihm nicht ganz zu folgen vermöge». DaS Bleigewicht der Zeit, angehängt gerade von Denen, die jetzt einen hoben patriotischen Flug und große Opfcrwilligkeit fordern, fesselt dir Nation mit einer Gewalt, die rin Bennigsen wie kein Anderer schildern und beklagen konnte, die aber, so lange in der Leitung de» Staate» kein Wandel, kein Aufschwung sich vollzieht, auch ein Bennigsen nicht völlig zu lösen vermag. Jl»n steht eS klar vor Augen, daß der ganze große schmerzensreiche und glor reiche innere deutsche Entwickelunaskampf ein Kampf um die Heerescinricktungen gewesen ist. Der Nation aber chwebt die Frage auf den Lippen: wem haben wir früher gegeben, von wem haben wir uns halb wider willig, halb freudig gewinnen lassen und wem sollen wir beute unser Opfer anvertrauen'? Bennigsen sagt: „Heute, wie sonst, dem Vaterlande", aber das Volk, vielleicht irrend, vielleicht auch hcllsehend, erblickt die Leitung der vaterländischen Geschicke in Händen, die nicht stark und sicher genug sind, das Ueberkommene zu verwalten, geschweige denn Neues frucht bringend zu gestalten. Bestärkt wird dieser Glaube durch die dürftige und kleinliche Art, in weicher der erste Beamte des Reiches gerade die großen Darlegungen Bennigsen s erwiderte. Wenn man de» Wortlaut der Rede liest, mit der Gras Eaprivi die staalsmännischcn AuS- übrungen des nationaUiberalen Führers beantwortete, so be greift man die aus Abgeordnetenkreisen kommende Klage, man habe diese Beantwortung wie einen Guß von eiskaltem Wasser »ach einer im Innersten erwärmenden Wanderung durch eine sonnige Landschaft empfunden. Der Cvntrast wirkt geradezu peinlich, und am peinlichsten deshalb, weil der Reichskanzler gar nicht einmal den Versuch unternahm, die schweren Fehler zu entschuldigen oder zu erklären, die der Oberpräsident von Hannover dem Urheber der Vorlage bei dem sinnverwirrenden und im höchsten Grade verstimmenden Bekanntwerdcnlasscn dürftiger und zusammenhangsloscr Bruch stücke des Entwurfs vor Augen hielt,—nicht den geringsten Ver such, die durch den Vorredner trotz seiner Rügen bcrvorgebrachtc patriotische Erhebung auszunutzcn und den Beweis zu liefern, daß der Leiter der deutschen Politik, auch weil er selbst eine solche Stimmung nicht erzeugen, doch wenigstens Vortheit aus ihr zu ziehen vermag. Anfänglich möchte man beim Lesen seiner Rede glauben, Gras Eaprivi wolle Herrn von Bennigsen nicht verstehen, aber mehr und mehr wird man zu der Ueberzeugung gedrängt, daß er ihm nicht folgen konnte. Er glaubte thatsäck>l>ch den schwerwiegenden Bedenken gegen die ganze Vorlage mit einer nüchternen Auseinandersetzung begegnen zu können, für die sonst ein Officier des KriegsministeriumS herangczogen wird und die auch — vielleicht noch knapper und deshalb bester — ein junger Hauptmann aus dem Generalstabe zu geben im Stande gewesen wäre. Nichts weiter als der Ausfluß von Mangel an Verständniß für die Schwierigkeit der inneren Lage — sämmtliche Faktoren in Betracht gezogen — war eS, wenn der Kanzlcr die Aufforderung Bennigsen's zu einem Eompromiß gänzlich unbeachtet lassen zu dürfen glaubte. Selbst Herr v. Bennigsen, der so ein dringliche Worte gegen den allgemeinen Pessimismus fand, wird eS der Nation nicht verargen, wenn sie nach der Antwort des Reichskanzlers auf die Rede des hannoverschen Obcr- tzräsidenten noch ärmer an Vertrauen und unlustiger geworden ist, durch freudig gebrachte Opfer in diesem Manne die Vor stellung zu erwecken, er habe das Land hinter sich. Die leitenden Personen und ihre „großen und kleinen Fehler" sind es, gegen die sich der Unmuth richtet, von dem Graf Preysing gesprochen hat, nicht so sehr die dem Volke zuzemutheten Opfer, deren Umfang Herr v. Bennigsen umschrieben hat. Und kommt eS trotz dieser großen und kleinen Fehler, die in der Generaldebatte noch ver mehrt worden sind, zu einer Verständigung mit oder ohne Concessionen an eine einzelne Partei, so wird doch die Frage offen bleiben: sind auch diese neuen Opfer in die rechte Hand gegeben, die eS verstehen wird, uns die verlorene Festigkeit >m Innern wiederzugeben, unsere Bündnisse zu erhalten und unS so vor Dem zu bewahren, was die einschneidende und kostspielige mililairische Reform verhüten Helsen soll? Deutsches Reich. 6. H. Berlin, 1t. December. In den Weihnachtsfeier tagen soll in Berlin ein allgemeiner deutscher (socialdemo- kratischer) Arbeiter-Sängerbund gegründet werden. Bekanntlich haben sick die ungezählten socialdemvlratisck'en Gesangvereine zu Provinzial-Arbeitersängerbundcn zusammcii- geschlvssen, nur Süddeutsch land war in dieser Beziehung noch zurückgeblieben; dieser Tage aber ist in Rürnberg, wo Delegirtc aus den verschiedensten süddeutschen Städte» versammelt waren, ein allgemeiner bayerischer Arbeiter- Sängerbund ins Leben gerufen worden. Für diese verschie denen Sängerbünde soll nun in den Weihnachtöfciertagen in Berlin eine Eentrale geschaffen werden; vorläufig dürsten wohl 20 Arbeilcr-Gesangvereinigungen mit rund i5 000 Mit gliedern ihren Beitritt zu dem allgemeinen deutschen Arbeiler- Sängerbnnd vollziehen. DaS Wort „socioldemokratisch" kommt in den Einladungsschreiben resp. Circularen nicht vor, und doch hat man cs hier mit den Kerntruppcii der Social demokratie zu thun. ES gicdl keine socialdemokratische Feier, bei der diese Arbeitergesangvereine nicht i» Action träten und die Audorsi'sche Marseillaise zum Vortrag brächten. Der allgemeine deutsche Arbeiter-Sängerbund wird ein neuer und, wie wir glauben, sehr kräftiger Slützpuuct der socialdemo- kralischcn Agitation werden. « Berlin, 15. December. (Telegramm.) Aus Paris wird der „National-Zeilung" berichtet: Der „Figaro" ver öffentlicht die Abschrift eines im Besitz dcS Hanplmanus Driant, Schwiegersohnes Boulanger'S, befindliche» Briefes an den damaligen Kriegsministcr Boulangcr, worin Ludwig Löwe L Co. in Berlin schreiben, sic hätten erfahre», daß der Minister einen Officier »ach Amerika geschickt bade, um Einrichtungen für die Massenfabrikation neuer Gewehre zu kaufen. Die Fabrik Löwe beschäftige sich seit längerer Zeit mit der Herstellung von Maschinen für die Massensabrika- tion von Gewehren, welche vollkommener als die amerika nischen seien. Der „Figaro" fügt binzu, daS Original diese» Briefes stehe zur Verfügung res Advocate» Ahlwarkt'S. Hierzu schreibt dir „National-Zeilung": „Die Tendenz dieser Veröffentlichung ergiebt sich aus den Schlußworten dcS „Figaro". Wir haben das Telegramm der Firma Löwe vor- gelegl, welche folgende Erklärung abgiebt: ,.Ter im „Figaro" veröffentlichte Brief ist echt. Er dalirt vom 20. November 1886. während die Fabrikation von Gewehren für dir deutsche Regierung im Jahre l889 begann. Der Brief hat also mit der Gewebrfabrikation überhaupt nichts zu lhiin. Die Löwe'scke Fabrik beschäftigte sich 1886 ledig lich mit Maschinen-Fabrikation." Soweit die Löwe'sche Erklärung. — Es ist darnach allerdings unzweifelhaft, Laß der veröffentlichte Brief die vor Gericht zurückgewiesencn Beschuldigungen nicht betrifft, daß dieselben so grundlos bleiben, wie sie das Urlbeil kennzeichnet. Wir müssen aber 'agcn, daß wir ein im Jahre 1886 nach Paris gerichtetes Anerbieten von Maschinen zur Massenfabrikation sebr nngebörig finden. Es war die Zeit dcS parlamentarischen Kampfes um die Septennatsvorlage. Die deutsche Re gierung war damals der Meinung, daß Boulangcr den Krieg gegen Deutschland beabsichtige. Wenn auch die Leitung der Löwe'sche» Fabrik in Uebercinstimmnng mit der Opposition gegen die Septennatsvorlage diese Ansicht der deutschen Regierung nicht Weilte, hätte sie besser gethan, ein derartiges Anerbieten an den damaligen sranzösischcn Kriegsministcr zu unterlassen." Wir stimmen dem Berliner Blatte voll kommen zu. Berlin, 15. Decembcr. (Telegramm.) Ter „Post" zufolge will man wissen, daß die kaiserliche FrübstückStafel vom letzten Sonntag mit der RcichStagssitzuiig vom Montag in einem gewissen Zusammenhänge stehe, insofern als hier Abmachungen des Staatsoberhauptes betreffs der Acußerungen Caprivi'S über den Ablwardtproceß getroffen wurde», welche somit auf den Willen des Kaisers zurückzusübren seien. — Demselben Blatte wird geschrieben: Zu denjenigen Punclen der Mililairvorlage, hinsichtlich deren die Mög lichkeit einer Verständigung in erster Linie zu erstreben sein dürfte, gehören nach Ansicht vieler Kreise die Ersay- eScadronen und bis zu gewissem Grade die vierten Bataillone. V Berlin. 15. December. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute Nachmittag 4 Uhr nach Letzlingen abgereist. — Bei der heutigen Wahl des zweiten Bürgermeisters wurde Rechts anwalt Kirschner-BrcSlau mit 90 von ll? abgegebenen giftigen Stimmen gewählt. 25 Stimmen erhielt Stadlralh Meubrink, 2 Syndikus Eberty. — Die Ausführung dcS neuen Entwurfs von BegaS für das National-Denkmal Kaiser Wilhelm'« l. soll nach der „Franks. Ztg." sechszehn Millionen Mark kosten. — DaS „Deutsche Adelsblatt" saßt am Schluß des Berichtes sei» Unheil über den conservativen Partei tag folgendermaßen zusammen: „Die in allen ihren Tbeilcii in erhebender Eiumülhigkeil und unter dem Zeichen fester Entschlossenheit verlaufene Versammlung schloß der Vorsitzende, Frbr. v. Maiiteuffel, mit einem dreimaligen Hoch aus Tc. Majestät den Kaiser und König Wilhelm H. um 3 ft« Uhr Nachmittag?. Wir bemerkten eine sehr große A zahl von Mitgliedern der Deutschen AdclS- genossenschaft, darunter auch den Vorsitzenden, Herr» Grafe» v. d. Schulenbnrg-Beetzendorf. Der Ein druck, den die Versammlung auf alle Theilnehmer hinter- lasscn, wird ein bleibender sein. Mögen die Folgen des Parteitages vom 8. December und der Progranimerncuerung sich nun auch in neuem zielbewussten und kräftigen Handeln und jener Einmüthigkeit des Denkens und ThunS kundgeben, die allein stark macht. Wir freuen unS ausrichtig, daß unsere Befürckftuiigen sich nicht erfüllt, daß vielmehr alle Anzeichen dafür vorhanden sind, daß unsere ersten leisen Hoffnungen zur Thal werden." — Nack, fünfmaliger Vertagung wurde gestern die Anklagesache gegen die Frau Apotheker Ihrer aus Velten vor der 1. Straf kammer des Landgericht? I zu Ende geführt. ES handelte sich um Beleidigung des Officiercorps und der Fähnriche der deutschen Armee. In einer socialdemokratischen Versammlung im September v. I erstattete die Angeklagte Bericht über de» Socialistencongreß in Brüssel und knüpfte hieran Bemerkungen abfälliger Art über den Militarismus. Nach den Bekundungen des PoiizeilicnienanlS und d-s Wachtmeisters, welche jene Versammlung überwachte», hat sie in ihrem Vortrage gesagt, daß die Ossicierc und Fähnriche bei einem Kriege die größte Angst hätten, sie blieben hinter den Kanonen und schickten die Soldaten vor. In dieser Aeußerung erblickte die Ankiagebehörde den Vor wurf der Feigheit. In den früheren Terminen machte der Ver- theidiger, R.-A. vr. Morris, den Einwand, daß der seiten? des Kriegsininistcrs gestellte Sirasanirag verjährt sei, da der- selbe erst aus dem April dss. Js. daiire. Ter Ber- theidiger setzte voraus, daß dem Kriegsminister bald nach dein Vorlrage der Frau Ihrer von dem Inhalte desselben seitens des Polizeipräsidiums Kenntniß gegeben sei. Er beantragte, hierüber den KriegSminisler zu vernehmen. Ter Gerichtshof beschloß, den Kriegsminister in dessen Wohnung gerichtlich hierüber vernehme» zu lassen. Diese Vernehmung ist am Morgen des 10. d. M. rrjolgt. Der Staatsanwalt beantragte im gestrige» Termine, die Aussage des Kriegsministcr? zu verlese». Ter Bcriheidiqcr widersvrach diesem Anirage, weil ein Formfehler vorlieae. Die Benachrichtigung von der Vernehmung de? Krieg-Ministers sei der Vertheidigung erst zugehörigen, nachdem die Vernehmung bereit- erfolgt war, die Ver- theidigung sei somit ihres RechiS, derselben beizuwohnen, verlustig gegangen. Ter Bors tzende, Landgerichisraih Dietze, wies darauf hi», Laß der Kriegsi.iinister doch nicht gezwungen werden könne, persönlich zu erscheinen, worauf der Veriheidiger erwiderte, daß er dann anheimsielle, den Termin so lange zu vertagen, bis der Kriegsministcr nicht mehr im Amte sei, weiches Ereignis) ja doch Uber kurz oder lang eintreten könne. AI« der Gerichtshof über diesen Punct beralhe» Hali», verkündete der Vorsitzende zunächst, daß in der letzten Aeußerung des BcrlheidigerS in Betreff tes Kriegsministers eine Ungebühr gesunden worden sei, wegen der der Berthridtgcr mit einer Geidstrase von 50 belegt worden sei. Auch habe der Gerichtshof beschlossen, der Ober-Staats- anwaiischast von der Aeußerung des Verideidiger« Anzeige zu machen. Ferner sei beschlossen worden, sie commiffarische Aussage des Kriegs- Ministers zu verlesen. Der Antrag des Verlheidiaers, ihm wegen der ihm aiiserlegien Strafe wegen Ungebühr da- Wort zu gestatten, wurde abgelehnt. Au- der Verlesung de« Lchriststllcks ging hervor, daß der Kriegsminister erst am 14. April d. I. durch Schreiben des Justizministers Kenntniß von den beanstandeten Behauptungen der Angeklagten erhalten hatte. Der Staatsanwalt hielt den Vorivur der Fe gheit, den die Angeklagte dem deulschen Officier und Fähnrich in ihre», Vorlrage gemacht habe, für so schwer beleidigend, daß er nur »ine Geiangnißstrase für eine ausreichende Sükme dielt und eine solche von sechs Wochen beantragte. Der Vertbeidiger vlaidirte für Freisprechung, da keineswegs erwiesen sei. daß die beanstandeten Aeußerungen der Angeklagten aus die deutsche Arme« gemünzt waren, sie habe vielmehr im Allgemeinen gesprochen. Der Gerichisho trat den Ausführungen de- Staat-anwait» bet und erkannte aus ein« Geldstrafe von 200 >4 — Der Abgeordnetentag des deutschen Krieger- bundeS, welcher bisher immer an den beiden Pfinasttagen abgcbaften wurde, ist auf Vorschlag und im Einverständniß inil dem elsaß-lothringischen Krieger-Landesverbande vom Bundesvorstand für den 3. bis 6. August in Straßburg i. E. festgesetzt worden. * Ltoft» t. Pommern, 15. December. Bei der heutigen Landtags-Ersatzwahl im Wahlkreise Stolp-Bütow- Lauenburg (1. Rcg.-Bcz. Köslin) wurde der Candidat der Conservativen, Landwirlh Schultz-Horst, mit 392 Stimmen gewählt. * Danzig, 15. December. Der hiesige General-Superinteadent v. Taube ist heule plötzlich am Gehirnschlag gestorben. Halle a 2.. 15. December. Eine Deputation der hiesigen Arbeitslosen war beim Magistrat um eine Unterredung ein- gekommen, um die wirihschasiiiche Lage der Arbeitslosen varzu- legen und um Beschäftigung zu ersuchen. Die Unterredung fand dieser Tage zwischen de» beiden Bürgermeistern und drei Ab gesandten der Arbeitslosen statt. Die letzteren schilderten die Noth- lage der Beschäftigungslosen. Die Bürgermeister gaben die herrschende Nothlage zu, bemerkten jedoch, daß bi« städti schen Behörden alle? da- zur Linderung derselben gethan, was zu thun angängig war. Es seien bereits 45000 be willigt und außerdem sollen umfangreiche Wegebauten vorae- noinmen werden, sobald die Witterung dies zuläßt. So lang« dieser Fall nicht eintritt, müsse die Armen Unterstützung in Anspruch genommen werden, die so wie so schon zu vermehrien Leistungen herangezogen wird. Ti» Deputirtcn erklärten sich gegen eine Armen- unlersiützung; die Arbeiter wollten keine solche, wildern Verdienst durch Arbeit. Sie verlangte» ferner, daß di« in die Verpflegung«, station Ausgenominencn keine Gegenleistung in Form von Arbeit zu verrichten haben sollte» und daß die Stadt die Bauten in eigene Regie nehme. Die Deputation bezeichne»« das bisher von der Stadt zur Linderung der Nothlage Aufgewandte als unzureichend. 8. türeiz, 15. December. Der Landtag ist zu einer außerordentlichen Sitzung für nächsten Freitag einberufen worden. * Breslau, 15. Decembcr. (Telegramm.) Bor der I. Strafkammer wurde heute die Beleidigungsklage des Land- gcrickftSdirectorS Sckmidt gegen den Socialdemokraten und Redacteur der „Volksmacht", Thiel, verhandelt. Die Klage ist bervorgerufcn durch Aciißerunge», welche Thiel am 12. Septeniber in einer Volksversammlung über eine Aus lassung des LandgcrichtSdirectorS Schmidt (es handelte sich um den Eid der Socialdemokrate») gemacht hat. Thiel, der gegenwärtig wegen Majestälsbeleidigung eine mehr monatige Gesäiignißslrafe verbüßt, wurde wiederum zu tt Monaten Ge säug» iß verurtbeilt. * Ans dem Laarkolilkiirevicr, l t. December. Unerwartet und in Anbetracht der schlechten Absatzverhällniffe schwer be» Preislich ist der Beschluß, den eine mehrere Tausend Köpfe starke Versammlung von Berglcu ten gefaßt hat. Nico- dcmuö Marken, der wiedergewählte Vorsitzende des NechlS- sckuyvcrcins, begrüßte die 6000 nach seiner Schätzung er schienenen Bergleute und rietb dringend vcn einem Streik ab. Tie Versammlung beschloß trotzdem zu streiken und nahm folgende an den HandclSminister Berlepsch zu richtende Petition an: „Tie Bergleute des Saarreviers beschweren sich über die neue vom l. Januar 1893 einzusührende Arbeitsordnung für die königliche» Gruben des Saarreviers und wünsche», daß dieselbe nicht erscheinen möge, ohne daß ihre verschiedrntlichen abweichenden Wünsche darin berücksichtigt worden sind. Sollte diesen Wünschen nicht statigegcben werden, so kündigen sämmiiiche Saarbergieute am l. Januar die Arbeit, zu welchem Zweck ein aus 5 Personen be stehendes Streikcomilv gewählt worden ist." Die gewünschten Acnderunzcn beziehen sich namentlich darauf, baß der Achtstundentag einschließlich Ein- und Ausfahrt in den Schacht bewilligt wird, während in der Arbeitsordnung achtstündige Arbeit unter Tage vorgesehen ist. * München, 15. Decembcr. DaS Plenum des baye rischen obersten Schulrathes ist auf den 2. Januar k. I. einberufen. Die Tagesordnung wird folgendermaßen lauten: >) Besprechung einiger Bestimmungen der Schul ordnung für die humanistischen Gymnasien vom 23. Juli 1891 und Erlaß einer allgemeinen Instruction zu dieser Schul ordnung. 2) Revision der Prüfungsordnungen für da» höhere Lehramt. 3) Regelung der pädagogisch-didaktischen Vor- bildung der Candidaten für das höhere Lehramt. 4) Be sprechung über Einrichtung regelmäßiger Ferienkurse für Archäologie, Geographie und naturkundliche Fächer. 5) Re vision ter an den Mittelschulen, insbesondere an den huma nistischen Gymnasien z»gelassencn Lehrmittel. 6) Grundzüge der Revision der Schulordnung für die Realschulen. 7) Be sprechung Uber die Revision der organischen Bestimmungen für die Industrieschulen. * Aus Vlsast-Lotbriimcn. 14. Decembcr. Bekanntlich fehlt c? unserer Gesetzgebung an der im übrigen Deutsch land selbstverständlichen Einheitlichkeit. Man hat hier eine große Zahl neuer deutscher Gesetze eingesührt und dabei einen ganzen Wust sranzösischer Gesetze in Kraft gelassen, die inzwischen in Frankreich selbst als unzeitgemäß beseitigt oder umgeändert Worten sind. Beispielsweise gilt hier noch daS französische Preßrccht, daS aus nicht weniger als 27 Einzel gesetzei, besteht, von denen daS älteste aus dem Jahre 1735, das jüngste aus dem Jahre 1868 stammt. In einhei mischen wie eiiigewandertcn Kreisen ist man einig dar über, daß eine Beseitigung diese« Zustandes dringend nothwendig ist. Besser wäre eS allerdings gewesen, wenn mal» auf gesetzgeberischem Gebiete anfangs der siebenzigcr Jabre stall halber ganze Arbeit aetvan hätte. Jedenfalls wäre der VerdeutsckungSproceß heute weiter vorgeschritten, wenn damals die „Schonung der Gefühle" nicht zu weit getrieben worden wäre. Wie schwer es heute hält, unter Mitwirkung der gegenwärtige» Landesvertretung die altgewohnten französischen Gesetze zu beseitigen, bat sich be kanntlich bei der im Vorjabre versuchten VcrwaftungSreform gezeigt. — Die LandeS-Universität Straßburg zählt im laufenden Wintersemester 969 eingeschriebene Studenten und 52 Hospitanten, zusammen also l02l Hörer. Von den Studenten entfallen aus Elsaß-Lothringen 4t9, gegen 374 im vorige» Sommer. Ausfallend ist, daß 327 Studenten auf Unlerclsaß, aus Oberelsaß dagegen bloß 45 und aus Lothringen 47 Studenten kommen.
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