Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921229017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892122901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892122901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-29
- Monat1892-12
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Holland. 8.6. Dag gemeinnützige Bereinsleben bedarf in Holland, besonders wo es sich um die geistige und sittliche Hebung der ärmeren Bevölkerung handelt, noch sehr der Anregung und Unterstützung. Lhnthia wird für die geistige Bildung der Arbeiter in Holland vom Staate wenig Sorge getragen: «in Schulzwang fehlt, Schulversaui». msse siad die släudige Klage der Lehrer, die höheren Stände haben eine starke Neigung, sich nach unten abzuschlteben, so daß auch von ihnen dem Volke tm Allgemeinen wenig geistiges Emporheben zu Theil wird. Doch vereinzelt wird seit Kurzem auch in Holland aus diesem Gebiet von Männern die Arbeit ausgenommen, di» gemeinnützigen Sinn mit der erforderlichen Bildung vereinen. In Amsterdam ist «ine Gesell schaft entstanden, deren Mitglieder di« Verpflichtung eingegangen sind, einen regen Berkehr mit Arbeitern zu pflegen und in kleiuen Clubs mit ihnen geeignete Bücher zu lesen und zu besprechen. In Lehden trägt ein Freund der Arbeiter, vr. Steinmetz, denselben in seiner Wohnung wöchentlich einmal Culturgeschichte vor, und an einem anderen Abend bespricht er mit ihnen wichtige Tagessragen. Der- selbe Gelehrte hat jetzt auch dte Studenten der Universität in Leyden ausgesordert, seinem Beispiel zu solgen, und dieselben haben hieraus für Arbeiter Curse eröffnet, in denen Culturgeschichte, deutsche Sprach», holländische Literatur, politische Lekonomie und Gejund- heitslehre voraelragen wird. In Amsterdam, Utrecht und Arnheim ist man dem Beispiel der Studenten der Lsvdener Universität gefolgt. Mau will mit diesen Bestrebungen nicht nur die Arbeiter sittlich und geistig erziehen, sondern in bewußter Weise auch freund- schastlichen Verkehr zwischen de» «iazelnen Ständen anbahueu und förderu. Schweiz. * Basel, 28. December. (Telegramm.) Der hiesige Handwerker- und Gewerbeverein hat die Bevölkerung aus gefordert, alle französischen Geschäftsreisenden ab zuweisen und auf jeglichen Einkauf französischer Maaren zu verzichten. Jtalie«. * Rom. 28. December. (Telegramm.) Die Banca Roma na kündigt an, daß sie gegen mehrere italienische Blätter die Verleumdungsklage anstrengcn werde. — Der „Popolo Romano" bespricht eine Unterredung CriSp,'« mit einem Journalisten und richtet an CriSpi die Frage, weshalb er jetzt mit Frankreich so ungemein zärtlich thue. Man glaube ikm ja doch nicht, weder in Rom noch in Paris. — Die in Mailand erscheinende „Perseveranza" versichert, Crispi habe seiner Zeit den Cornelius Herz auch an den italienischen Botschafter in Paris, General Mcnabrea, empfohlen. Grotzbritannie». * London, 27. December. G l a d st o n e wird am 9. Januar von Biarritz zurückkehren und dann in Downing» Street wieder eine Reihe von CabinctSsitzungen halten, m denen neben den Regierungsvorlagen für die bevorstehende Tagung des Parlaments jedenfalls auch andere drängendere Angelegenheiten zur Sprache kommen werden. Zunächst wird über Uganda Beschluß gefaßt werden müssen. Da Sir Gerald Portal, der neu ernannte Commissar der englischen Regierung, eine beträchtliche Truppenzahl mit sich nach Uganda führt, so wird er im Stande sein, Rosebcry pünctlich und regelmäßig Berichte einzusenden. Capitain Lugard hat von seinem College» Williams Briefe aus Uganda erhalten, die am 3. December Zanzibar erreichten. Diese bestätigen die damals von Sir Gerald Portal drahtlich gemachte Mittheilung, daß Hauptmann Williams gefährlich erkrankt sei. Auck wird daraus ersicht lich, daß er sich bei Absendung der Briefschaften bereits auf dem Wege der Genesung befand und seine Abreise an die Küste nur bis zur Ankunft des Majors Smith verschob. Zugleich schildert Williams die allgemeinen Fortschritte und Aussichten der Victoria-Nyanzaländer in rosigen Farben und macht wichtige Mittheilungeu über die Wa-sranza und Mohamedaner im Innern des großen Gebietes, woraus man schließen möchte, daß seit dem Frühjahr eine wesentliche Besserung in allen Verhältnissen eingetrelen ist. Dänemark. * Kopenhagen, 28. December. Der Finanzminister über gab in der Sitzung deS Volksthing- vom 17. d. eine Vorlage über Nachbewilligungen für das noch lausende Finanz jahr 1892/93, welche sich auf die Hobe Summe von nahe an 13>/, Millionen Kronen belaufen. Er bemerkte, daß, wenn dieser Auegabebetrag etwas abschreckend sich ausnähme, doch 10 Millionen davon auf von früher her übriggebliebene Be willigungen kämen und von dem Reste gegen 2 Millionen zur Fortsetzung bereits angesangener Veranstaltungen dienen sollten, für Rückbewilligungen daher nur etwa 1 Million verlangt würde. Das Volksthing verweist den Gegen stand, wie gewöhnlich, an den Finanzausschuß, welcher in den ersten Wochen nach dem Wiederzusammentreten der Kammer seinen Hauptbericht vorlegen wird. Eine Aussicht auf das Zustandekommen eines regelrechten Finanzgesetzes ist bis jetzt ebenso wenig wie in den letztvcrganzenen Jahren gewonnen worden. Die verhandelnde Linke hat diesmal nichts über ihre Entschlüsse verlauten lassen; aber ihr Schweigen, zusammengehalten mit den bei der ersten Be- rathung des FinanzgcsetzeS gefallenen Acußerungen, spricht laut genug. — In AarhuuS haben sich die Socialdemo kraten nach dem Vorbilde der Linken, welche sich vor langen Jahren in verschiedenen Städten eigene BersammlungShäuser erbaut bat, in der dortigen Skudsgade (Schießstraße) für 45 000 Kronen ein Grundstück gekauft, um sich darauf ein Gebäude für ihre Zusammenkünfte zu errichte». Dieses soll schon bi« zum April nächsten Jahres fertig sein. Rußland. KV Petersburg. 28. December. (Privattelegramm.) Graf NicolauS Adlerberg, ehemaliger Generalgouver neur von Finnland, ist gestorben. * Warschau, 28. December. (Telegramm.) Der „Dziennik Polski" erhält von hier die Meldung, daß in aller Stille neuerdings zahlreiche Verhaftungen statt gefunden haben. Aus der Warschauer Citadelle seien sieben junge Leute inbaftirt, welche verdächtig sind, dem Verein der Petersburger Studenten anzugebören, welche sich an den revolutionairen Umtrieben betheiligt haben. Orient. * Bukarest, 28. December. (Telegramm.) Seitens der Xegierung wird aus das Bestiiumtcste erklärt, daß bezüglich einer eventuellen Nachkommenschaft des Thronfolgers der Artikel 84 der Verfassung, welcher bestimmt, daß die Kinder des Thronfolgers im orthodoxen Glauben erzogen werden müssen, aufs Strengste eingehalten werden wird. Amerika. * BueuaS-AyreS, 27. December. (Telegramm.) Die Truppen des Gouverneurs der Provinz CorrienteS wurden in zwei Scharmützeln von det Aufständischen besiegt. Die Letzteren baben Mercedes und Castros besetzt und sind Herren der Eisenbahnen. Die Bundesregierung verbält sich passiv gegenüber dem Couflicte zwischen den Provinzialbehörden und den Aufständischen. * Rio de Janeiro, 28. December. (Telegramm.) Am 15. December wurde ein Trutz- und Schutzbündniß zwischen Brasilien und Chili unterzeichnet. Colonial-Nachrichten. * Bei den Verwickelungen, die sich jetzt in Samoa vorbereUen, und welche schon zum Rücktritt des Oderrichler» Cederkrantz ge ährt habe» und wohl auch zum Rücktritt des Vorsitzenden der Be hörden von Apia, Sensst von Pils» ch, führen werden, macht die „Kreuz-Zeitung" daraus ausmerksam, das- die voraussichtliche Wen- sung der Angelegenheit zu Gunsten der Amerikaner, denen jetzt der Oberrichterposien eingeräumt wird, nicht den deutsche» Interessen entspricht. Auf den Samoa-Jiijeln halten sich etwa 300 Fremde aus; davon sind ungesähr 180 Deutsche, von dem Reste aber sind noch nicht 10 Proc. Leute im Besitz des Bürgerrechts der nord- amerikanischen Union. Von dem samoanische» Gesainnithandel gehen fünf Sechstel durch deutsche Hände; die auf dem Archipel vor handenen Plantagen sind ebenfalls zu 80 Proc. in deutschem Besitz; zwei Fünftel der Hauptinjel Upolu gehören allein der deutschen Südsee. und Plantagen-Gesellschaft. Der englische Landbesitz umfaßt 10000 Acker; daraus Plantagen nur im Umfang von 500 Acker. Der Besitz der Nordamerikaner, der immer in gewaltiger Weise ausgcbaujchi worden ist, besteht in 9000 Ackern der Centrat - Poihnejian - Land - Compagnie: andere Ansprüche von Amerikanern auf Grundbesitz find von den Gerichten nicht bestätigt worden; eine amerikaliifche Plantage giebt es auf der ganzen Insel- gruppe gar nicht. Au» diesem Uebcrgewicht der Deutsche» in Handel, Schifffahrt, Landbau rc. ergiebt sich auch, daß die Ein nahmen de- samoanifchen Staats hauplsüchttch von de» Deutsche» ausgebracht werde». Tie Nordamerika»«! sind dort ohne Bedeutung und Einfluß, Niemand wurde ihrer Erwähnung tdun, wenn sie nichi mit ihren ungcmessenen Wühlereien sich in wenig angenehmer Weise bemerkbar machten. Wenn jetzt und unter solche» Umständen den Amerikanern die erste Verwaltungsstelle uderlasfcn wird, so habe» die rücksichtslosen Treibereien der Amerikaner ihren Zweck erreicht. Cholera-Nachrichten. * Hamburg, 28. December. (Telegramm.) Heute wurden hier amtlich vier Cbolerafälle zur Meldung ebracht. — Wegen der ncncroings vorgekommenen wieder- olten Hamburger Cbolerafälle werden die nach Hamburg und Altona beurlaubten Soldaten bei ihrer Rückkehr in die Garnison als choleravevdächlig unter ärztliche Beobachtung gestellt. * Berlin» 28. December. Dem Neichsqesundheitsamte sind vom 27.—28. December aus Hamburg 2 Äieuerkrankungen an der Cbolcra und 1 Todesfall gemeldet worden. * Warschau, 28, December. (Telegramm.) Nach Blätter- Meldungen ist die Cholera in den Gouvernements Radom, Lublin und Plock im Zunchmen begriffen. An der preußischen Grenze werden Cholerabaracken errichtet. Musik. * Berti», 28. December. (Telegramm.) Professor Bruch wurde von der Universität Cambridge zum Doctor der Musik honoris causa ernannt. Notizen. Die königliche Hofoper zu Dresden beabsichtigt für Anfang nächsten JahrcS die Wiederaufnahme der Gluck'schcn Oper „Iphigenie auf Tauris" und der Bellini'schen Oper „Die Nachtwandlerin". Das letztere Werk ist dem Spielplane dort seit dem Jahre 1879 serngeblieben. — R. Wagner's Oper „Der fliegende Holländer" ist am 2. Januar 1843 an der Dresdiker Hosoper zum ersten Male gegeben worden. Aus Anlaß Le- bevorstehenden fünfzig jährigen Gedentlages ist da« Werk für Montag, den 2. Januar 1893, zur Aufführung im Altstädter Hoftheater angcsetzt worden. — Anton Rubinstein wird An>ang Januar wieder einmal in Dresden concertiren. Er stellt sich dabei in den Dienst der Wohltbätigkeit, da der Ertrag deS Eoncerles dem Fonds für die Kinderheilflätten an der See zufliehen soll. — In Zwickau feiern drei große Gesangvereine im nächsten Jahre Jubelfeste und zwar der Männergesaugverein „Liederkranz" das fünfzig jährige, der Männergesaugverein „Liedertafel" das vierzig jährige und der Zwickauer Lehrergefangverei» das lehnjährige Stistungsscst. — Der Herzog von Altenburg hat >er Hospianisttn M a rtd a^.R e m m e r t die Medaille für Kunst und Wissenschaft LniU der Krone verliehen. — Die Genernl-Jiitendanz des HWHMerS in Weimar hat die Gründung einer Ballelschule beschlossen, in der unentgeltlicher Unterricht bis zur Ausbildung als Solotänzer!«« gegeben werden soll. — Wie ver lautet, ist von der töniglichen General-Jntendanz in Berlin eine einactige Oper von Rubinstein erworben worben. Dieselbe führt den Titel „Unter Räubern" und ist «in früheres Süerk des Comvouisten, das bereits vor neun Jahren im Stadltheater zu Hamburg aufgesührt worden ist. — Die „övukkvs »arreiens", welche die ersten Operettenkräste von Paris in ich vereinigen, werden am 1. Januar ein Gastspiel am Berliner „Apollo-Tbeater" beginnen. — 68 Jahre alt ist Rudolph Krüger, der Jnspicient der Berliner Hosoper, gestorben. — Dte Mozartstistung zu Frankfurt a/M. beabsichtigt am 1. Sep tember 1893 ein Stipendium für Musiker zu vergeben und fordert Bewerbung-lustige auf, sich bis zum 31. Januar 1893 bei dem Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses, Jean Günther, zu melden. Der Karlsruher Hofcopcllmeifler Felix Mottl Hot sich mit Fräulein Standthartner von der Wiener Hosoper vermahlt. — Der Nass auische Sängerbund wird den fünften Gejang-Wettstreit am 1., 2. une 3. Juli 1893 zu Limburg abhalte». Zugleich wird das zehnjährige Bestehen des Najsanischen LäugerdundeS, sowie da- 30jährige Bestehen des Limburger Mannergesangvereins „Eintracht" sestlich begangen. — Das siebente bayerische Süngersest soll in den Tagen vom 15. bis 17. Juli 1893 i» Regensbung abgcyalte» werden. — Hosrath Pollini in Hamburg hat an Stelle des verstorbenen Th. Hentschel Herrn Robert Erbe», der sich in der Berliner „Neuen Deutsche» Oper" als Operndtrigent ungemein vortheilhaft eingesühr« bat, für das Hamburger Stadtthealer engagirt. Paul Italisch i» Berlin ist vo» der Leitung der Wiener Hosoper für den Mount März 1893 zu einem längere» Gastspiel ein- geladen worden. — Hoscapellineistcr Joses HeUmeüberger »ev. ui Wien hat wegen Krankheit seine Entlassung atS Director des Coniervatoriums gegeben. Hellmesderger, der bereit» im Alter von 76 Jahren steht, wirkt seit 1850 als Professor am Eonservatoriui». — JohannStrauß hat eine neueOperette„FürstinNinetta", zu der Hugo Wittmann und Juli»« Bauer das Buch geschrieben haben, nunmehr vollendet. Das Werk soll zuerst am Theater ander Wien Mitte Januar ausgeführt werden. — Frau Friedrich Matern», dieWiencr Hosopern- und Kammersängerin, wird im Januar oderFebruar u. I. unter Mitwirkung einiger anderer Künstler eine Concertreise durch Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen machen. — Die Cvnsliluirung des zu gründende» Sä »gerhauS Vereins in Wien, welchem die weitere Durchführung der Idee, in Wien ei» großartiges Verein-Haus erstehe» zu lassen,übertrage» werden wird, ist aus den 8. Januar anberaumt. Da» Euraioriuni, das die Vorarbeiten besorgte und a» dessen Spitze Bürgerin-istec l)r. Prix stand, hat seine Ausgabe» beendet und ist im Begriffe, sich auszutöle». In der Schlußsitzung des Curatoriums wurden die Berichte über den Stand der Angelegenheit erstattet. In seiner Schlußrede gab der Vor- sitzende 1>r. Prix der Hoffnung Ausdruck, Laß es gelinge» werde, auch dieses aus den Kreisen der Wiener Sangerichait hervorgegangene Prvject so glänzend zu verwirklichen, wie das unvergeßliche vierte deutsche SängcrbuiiLcssest. Bürgermeister Itr. Prix hat sich aus Ersuchen bereit erklärt, auch das Präsidium de» neue» Vereins zu übernehmen. — Theresina Tua ist in Triest wieder öffentlich ausgetreten und hat wie früher mit ihrem Spiel bei dem dortigen Publicum Begeisterung erweckt, — Da» Skala-Theater in Mai land veröffentlicht seine Liste für die nächste Spielzeit. Es sollen folgende Opern ausgesüdrt werden: „Falstaff" von Guijeppe Verdi, „Christoph Columbus" von Fraiichetti, „Der fliegende Holländer" vo» Richard Wagner, dann „Rigoletto", „Lucrczia Borgia" von Draigetti und schließlich „Tannhäuser" vo» Richard Wagner. De» Anfang dieser Opern-Vorstellungen wird „Christoph Coiumbus" mache», an dem sein Verfasser in der jüngsten Zeit bedeutende AenLerunge» und Kürzungen vorgcnoinmen hat. — Verr Kaschmann, der AmsortaS der diesjährigen Bayrcuther Festspiele wird in der nächste» Lpernspielzeit in der Mailänder Skala in den „Tan»häuser".Ausiührungen de» Wolfram singen. — Wagner's „Walküre" soll in Paris nunmehr Ansangs April an der Großen Oper mit den Damen Rose, Caron, Breval, Deschamps und den Herren van Dyck, Lassalle und Chambron aufgesührt werden. Ta van Dyck erst am 1. April tu Paris eintreffe» kan», werden dte Proben mit Alvarcz stattstnden, der nach van Dyck « Abreise den „SicgmunL" singen soll. — Marie Jaelt in Paris, die durch ihre Vorträge von Schumann Ausieheugemocht hat, wird dort an sechs Abende» säinnttliche Clavicrsonalc» vo» Beethoven um Borlrag bringe». — Die erste Aufführung der „Zauber löte" i» vollständiger kostbarer Neuausstattung in der Komischen Oper zu Paris hat einen großartigen Erfolg erzielt. AIS ganz besonders hervorragend wird die Leistung von Früul. Sanderjon als Königin der Nacht bezeichnet. — Eine neue dreiacttgc Operette vo» Paul Ferrier mit sehr ansprechender gefälliger Musik vo» Louis Vornan, betitelt „Miß Robinson", ist in Paris in den 1>V,Iie» äramitigu«-» mit bedeutendem Erfolg ausgeiührt worden. — Die Universität Cam bridge beabsichtigt, den Componislen Signor Boito zum Ehren- doctor der Mnstk zu ernennen. Signor Boito wird im nächsten Jahre England bciucheu. — Im kaiserlichen Marientheater in Petersburg wurde kürzlich der sünszigjührigc Gedenktax der ersten Ausführung der Oper „ Nustan und Ludmilla' von Glinka festlich begangen. Russische Componiste» haben bei diesem Anlässe der noch lebenden greisen Schwester Glinkas eine kostbare Lorbcerkrone gestiftet. — Der junge Geigkiikünstler Henri Marteau, der vor Kurzem wieder »n Teulschiaiid ausgetreten ist, und zwar in einem Conccrt in Mann- heim, in dem er nach der „Franffurter Zeitung" bedeutende» Er- folg errang, folgt unter den glänzendste» Bedingungen einer Ein ladung zu einer Concertreise durch die Bereinigten Staaten. Am 31. December schifft er sich in Havre nach Amerika ein. Kunst und Wissenschaft. * Berlin, 28. December. (Telegramm.) Wie das „Tage- blatt" ersührt, ist der zwischen der Akademie und dem Künstlerverrin bestellende Zwist, betreffend die Ausstellung, durch ein Machtwort des Kaisers entschiede» worden, u»d zwar soll nach dem Vorschlag der Commission die Ausstellung von dem Verein und der Akademie gemeinschaftlich veraustalict und der Uebersch uß deni Künst ler ne re in überwiesen werden. Königreich Sachse«. -8- Leipzig, 29. December. Nach einer Mitthrilimg de« hiesigen königl. Amtsgerichts ist dem Bescheerungscomit« für die Kinder würdiger Armen cinVermächtniß von 9000 testamentarisch zuerkannt worden. Wenn auch der Ziasen- ertrag stistungSgemLß erst nach einer Reihe von Jahren zur Verwendung gelangen kann, so ist doch für diese Bekundung bleibender wohlthätiger Mitarbeit umso dankbarer aozu- erkennen, als eS das erste Legal ist, welches das Eomits neben der sonstigen unermüdliche» Wohlthätigkrit für sein schweres, aber gesegnetes Werk empfängt. ss. Leipzig, 29. December. Sicherem Vernehmen nach ist gestern Herr Diakonu« Schink (Leiprig-GohliS) zum Obesr» Pfarrer in Crimmitschau gewählt worden. — Heute Abend findet auf den Wiesen heim Neuen Schützenhaus eine Nachtübung der gesummten freiwilligen SanitätScolonnen von hier statt. Da durch, daß vor Kurzem auch die Ausbildung der III. SanitätS- colonne mit Ersolg beendet worden ist, verfügt der hiesige Verein zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger jetzt über ein stattliche-, wohlgeschultcS Personal, daS bei Aus bruch eines Krieges sofort verwendbar ist und eine wirksame Unterstützung des staatlichen Sanitätsdienstes, zumal auf dem Gebiete der Etappe, zu werden versvricht. Zu diesem Er- olg kann man unserer Stadt nur Glück wünschen. Wenn Männer, von denen ein Theil schon mit der Waffe in der ^and de» Schrecken zweier Kriege gegenüber gestanden hat, ich in bereitwilligster Weise zu einem solchen Liebesdienst usamnicnfinden und nach beendetem Tagewerk sich Wochen- ang den Müden einer solchen Ausbildung unterziehen, so ist das nicht allein ein Beweis von seltener Nächstenliebe und Edelmuth, nein, eine solche Uneigennützigkeit verdient auch den Dank der gesammten Bevölkerung. tz Leipzig, 29. December. Im großen Saale de« Verein-- Hauses (Roßstraße) veranstaltete am Dienstag der evan gelische Iunasrauenverein zu St. Matthäi eine Nachfeier des WeihnachtSfestes. Trotzdem absichtlich von dieser Feier vorher außerhalb des Verein» nicht- bekannt ge geben worden war, war der Saal vollständig gefüllt und bot das Bild frischen, jugendlich-fröhlichen Lebens. Nach gemein- amem Choralgesang hielt Herr Pastor v. Kaiser eine innige, die Feier des Christfestes behandelnde Ansprache, der eS auch nicht an Humor fehlte, woraus Herr Lic. vr. Buch wald von dem „ersten evangelischen Iungfrauenverein" im Hause Luther'S erzählte und daran seine NeujahrSwünsche ür den Verein knüpfte. Gesänge de« Kirchenchor« zu St. Matthäi unter Leitung des Herrn Musikdirektors M. Vogel, sowie Darbietungen der Sängerinnengruppe des Vereins, die unter der Leitung von Fräulein Vogel bereits «anz Treffliche« leistet, Declamationcn von Gedichten, die Mitglieder bcS Vereins verfaßt hatten, und eine kleine dra matische Ausführung boten bunte Abwechselung genug. Große Freude weckte die den Schluß bildende allgemeine Bescheeruna. Der schöne, in allen seinen Thcile» wohlgclungene Abend gab einen Beweis von der Blüthe des Vereins. * Leipzig, 28. December. Dir am gestrigen Abend von der Sänger-Adtheilung des Verein« für Volks wohl im Saale des Vercinsbauses veranstaltete Abend- Unterhaltung bol den zahlreich erschienenen Besuchern einige recht angcnchme Stunden. Die Sänger trugen die Chorlieder „Trinklehre" von Abt, „Die Mühle" von Leon- Hardt, „Unter',» Lindenbauni" von Pfeil und zwei steierische Volkslieder von Kremser recht brav vor, und ernteten leb haften Beifall, ebenso der Solosangcr des LiekeS „O Mutter, komm" von Eyle. Neben den ernsten auf daS Gemütb wirkenden Liedern wurden auck beitere, den Frohsinn fördernde humoristische Couplet«, Duette, Terzette und Soloscenen geboten, denen als sebr wirksainerSchlußessect das hunioristischeEnsemble von Jtnigbäbncl „Der Annoncenschrciber" folgte, daS durch seine drastischen Verwickelungen bedenkliche Zwergscllerschütte- rungen bei der Zuhörerschaft hcrvorrief. Mit einem Tänzchen wurde der Abend beschlossen. 8 Aus dem Bureau de« StadttheaterS: Im Neuen Theater gelangt am beutige» Tonnerstag nach längerer Pause Aubcr's Oper „Fra Diavolo" wieder zur Aufführung. — Im Alten Theater wird Nachmittag- als Weihnacht-Vorstellung zu ermäßigten Preisen das Märchen „Die sieben Raben" gegeben. AbeudS wird das mit so großem Beifall gegebene neue Lustspiel „Liebeszauber" wiederholt. — Die Neueinstudirung de- Pailleron'schen reizenden Lustspiels „Die Welt, in der man sich langweilt", welche gegenwärtig vorgenommen wird, dürste das Interesse an dem geistvolle» und tessclnden Stücke, das s. Z. zu den beliebtesten unseres Repertoires gehörte, wieder lebhaft erwecken. Das Lustspiel ist bestimmt, am erste» Tage deS neuen Jahre» im Neuen Theater erstmalig wieder in Scene zu gehen. — Mit gerechtfertigtem Interesse sehen größere Kreise der ersten Vorstellung der neuen Oper „Bajozzi" (Pagliacci) von Leoncavallo an unserem Stadt theater entgegen. Die Oper macht am Berliner Hosoperntheater andauernd volle Hauser. Die erste hiesige Aufführung der Oper dürste noch in der ersten Januarwoche stattstnden. 8 In der Alberthall» de« KrystallpalasteS findet heute wiedciuir- große Künstler-Borstellung statt. Sämmtliche dcffclbst engagirten Specialitäten treten in ihren Glanznummern aus. Tie Vorstellung beginnt um 8 Uhr. — In der neuen Halle concertirt von 8 Uhr ab daS Musikcorps der 106 er und sind hierzu die Eintrittspreise ermäßigt. — Für die Dauer der NeujahrSmeffe hat Herr Kaiser tm Etablissement Battenberg das in letzter Zeit mit großem Erfolge in Berlin (Wintergarten) gastirende Original Wiener Watzer- unb Opcretten-Ensembte (Dir. Jean Priver) engagirt. Diese Sängerinnen werden vom 3l. d. M. ab allabendlich im großen Saale Feuilletsn. Lin neuer Kosmos. Kritische Studie von vr. Moritz Brasch. (Fortsetzung.) In demselben Abschnitt (HI. Tb V, Dd. II) findet sich der Verfasser auch mit der Darwinistischen Descendenz- lebre, Kampf ums Dasein, Anpassung, VererbungSlheorre u. s. w. ab. allerdings in einer, wie mir scheinen will, für die Wichtigkeit dieser Lehren des Darwinismus etwas zu bei läufigen und zu wenig ausführlichen Weise Die größte und folgenreichste Entdeckung der organischen Naturforschung in diesem Jahrhundert durfte zumal in einem auf die That- sachen der heutigen Naturwissenschaft sich stützenden philoso phischen Werke eine eingehendere Behandlung verdienen. Dagegen ist den beiden animalen Functionen, Bewegung und Empfindung, sowie der ganzen SinneSphysiologie und der sich daran schließenden Erkenntnißsunction ein weiter Raum ge geben (Bd. II, S. 177/9). In dieser ganzen psychologischen Darlegung ist ohne Zweifel daS wichtigste: die Erklärung de« Bewußtsein«, welche« nach Wolfs nickt ein Zustand, son dern eine Reihe ununterbrochen wiederbolter psychischer Acte innerbald de« „Bion", rin Bewußtwerden, ist: eine Rcaction de« Bion gegen die von Außen her kommenden Erregungen und demnach inneren Veränderungen desselben, die Wolfs „Bewußtseinsqualitäten" nennt. Aber mit diesen Acten de« „InnewerdenS" seines und eine- sremden Sein- zugleich ist zwar der BewußtseinSproceß be schrieben, aber nicht erklärt: eS bleibt auf diesem Stand- puncte ein Räthsel, wie ^ seiner selbst und Nichts zugleich eine werden und als ein« empfinden kann. Hier liegt die schwäche und dir Grenze de« Empirismus. Wolff» Polemik gegen Ed. von Hartmann'S Theorie des Bewußtsein („Die Losreißung der Vorstellung von ihrem Mutterbode», dem Willen zu ihrer Verwirklichung und die Opposition des Willens gegen diese Opposition") ist zutreffend; denn in der That ist diese ganze Definition de« Philosophen deS Unbe wußten eine geradezu mythologische. Nicht ohne Scharf sinn hat dann Wolff die freilich noch sehr hypothetischen Er klärungsversuche der Physiologen, betreffend die Vorgänge der Zcllendifferenzirung im ZcUenapparat de« GckirnS, aus seine Biontologie übertragen. In Betreff drr Morphologie deS Zellensystem«, welche hier ziemlich weitläufig und gründlich behandelt ist, stützt sich der Verfasser wesentlich auf die Arbeiten von Nägeli, Kölliker, Hackel u. A., wie er überhaupt diesen anatomisch-physiologischen Auseinander setzungen einen nach meinem Gefühl allzugroßen Raum gegeben hat. Hier, wo Wolff Gelegenheit hatte, v.elsaa, den Parallelis- muS zwischen Rcizresp. Empsindung und Bewegung zu streifen, wäre dagegen der Ort gewesen, dieGrundtbalsacken der heutigen Psychopbysik, welche die gegenseitige Abhängigkeit jener drei Functionen in quantitativ möglichster Exaktheit darstellt, vom Standpuncie der Biontologie zu betrachten. Doch habe ich zu meinem Bedauern bier eine empfindliche Lücke wabr- genommen. Inleressant dagegen sind die Bemerkungen des VcrsasserS über Zcllenseeie! Pslanzcnseele und Tbier- seele, so weit sich in ihnen die Betätigung des organischen und animalen Lebens der Bionten documcntiren soll. Doch müssen wir, so verlockend e» auch ist, dem Verfasser in seinen Kreuz- und Querzügen durch da« organische Reich der Natur zu folgen, diesen ganzen Abschnitt bier verlassen, um nur noch einen Blick auf den letzten wichtigen (IV.) Abschnitt der Biontenlehre zu werfen. Dieser Abschnitt, der die Anthropologie im weitesten Sinne umfaßt, beschäftigt sich mit dem „TageSleben" der Bionten, im Gegensatz zu dem vorangegangenen Capitcl, welche« da« „Nachtleben" derselben betraf. Dock, ist diese Bezeichnung insofern nicht ganz zutreffend, als ja schon früher daS Erwachen und die Theorie de« Bewußtseins behandelt wurde. Hier sind es nun eine Reihe wichtiger Puiicte, die zur Sprache kommen, insbesondere soweit sie den Menschen, sein anthropologisches und psychische- Wesen und seine intel lektuellen und ethischen Beziehungen zur Gattung betreffe». In der Entstehung de- Menschen in der Reihe organischer Wesen auf unserem Planeten sieht Wolff nickt — hi-r unterscheidet er sich von den Materialisten und Monisten von der Art Häckel'S — die Fortsetzung und Höherbildung de- tbierischen Lebens, sonder» das Hervortreten einer neue» Idee im biontischen LebcnSproceß mit der anSkrllck- lichen Bestimmung, Erkcnnlniß und Moral zu realisiren. Ihm liegt der Sckwerpunct deS menschlichen Lebens in der psychische» Bethätigung nach der intellectuellen und ethische» Seite hin. Hier betont Wolff ausdrücklich den idealistischen Charakter seines Systems. Und was von einzelnen Menschen gilt, bal noch mehr Geltung von der Gesammtheit der Menschen in ihren gesellschaftliche» und staatlichen Verbänden: Wissenschaft, Kunst und Technik sind und bleiben die Höbepuncte aller Culturentwickelung. Die Solidarität und Zusammengehörigkeit aller Individuen der Mensckengattung kommt bier erst zum adäquaten Aus druck. Das ist das Menschen reich, in welchem daSTagr«- leben der Bionten sich voll und ganz darstellt. Hierin findet der Verfasser „das metaphysische Wesen" deS Menschen. Daran schließt er einige kurze, aber mehr hypotbetiscke Er örterungen über die Frage, ob mit dem Ablauf der Periode dieser Menschheit ein neuer EntwickelunczSproceß eintreten wird, der etwa um den heutigen so weit hinausgeben würde, wie dieser über das Tbierleben. Wolff verneint diese Frage au« nicht ganz triftigen Gründen Denn selbst vom Stand- punct drr Biontologie muß man doch annekmen, daß mit den beiden Functionen Erkenntniß und Moral da« Wesen der neuen Entwickelungnickt erschöpft sein kann. Also warum soll man nicht eine neue Entwickelungsreihe der Menschheit für möglich halten? Die Perspective in die Unendlichkeit hat immer etwa« sehr Tröstliches. Hätte der Verfasser diese Frage bejabt, so brauchte er nicht das Problem der individuellen persönlichen Unsterb lichkeit (II. S. 247) aufzuwersen. Denn seine Gründe in dieser viel vcntilirten Frage sind sehr dürftige und kaum ernst haft auf die Sache eingebend. Etwas gründlicher gehl Wolff im Abschnitt 8 de- Th. Hl. diese- zweiten Bandes auf da« Problem ein: „Der empirisch-psychische Realismus und die Unsterblichkeit". Freilich dürfte es schwer sein, hier den Gründen der Vertheidiger wie der Gegner der individuellen Seelenfortdaner ein wesentlich neue- Moment noch hinzu- zufügen, weil ebne jene Annabme die aus Erden unmögliche Ver wirklichung der sittliche» Bestimmung de- Menschen llndnrch- fühlbar wäre. Kant selbst, welcher aus dem psychologischen Wesen der Seele die individuelle Fortdauer abzuleiten für unmöglich hielt, mußle sich bekanntlick in daS Gebiet der Etbik flüchten' und jene ganze Forderung für ein „moralische- Postulat" der reinen Vernunft erklären. Gustav Teichmüllcr hat da- weitschichtigc Material in dieser Frage vollständig zusammengestellt in seinem interessanten Werke: „lieber die Unsterblichkeit der Seele". (Leipzig 1874). Wir waren genöthigt, in der Analyse de« Wolff'scken Werkes behufs größerer Klarheit den gesammten 2. Theil „DaS Moralproblem" zunächst au-zuschciden. Jetzt am Schluffe unserer (Übersicht müssen wir da« Uebergaugene nach holen. Dock erlaubt uns zu unsern Bedauern die Kürze de nn« zugrmessenen Raume« nicht, diesem wichtigen Tbeite de« Werkes, welches den Inhalt und die Gesetze der Moral behandelt, nach Gebühr gerecht zu werden. Wir werden un« also nur aus einige Andeutungen beschränken müssen, um dem Leser den ethischen Standpunkt des Verfasser» klar zu machen. Wolff steht in der Ethik auf dem hier allein sichern psychologischen Boden. Er analysirt die menschliche» Handlungen, untersucht ihre Motive und Endzwecke und ge langt zu einem Urtbeil über da« Wesen de« sittlichen Momente« im Handeln. Schon die Untersuchung drr Natur
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview