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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein : 23.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067801324-190407237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067801324-19040723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067801324-19040723
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-23
- Monat1904-07
- Jahr1904
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Jasminlaube des große» Gartens, der hinter dem Hause lag. Der Vater war draußen auf dem Felde und hals bei der Ernte. Brodersens waren zum Konzert an den Strand gegangen. Doch da ging jemand »n Garten. Hansine schaute ans und sah den Herr» Maler. Schnellen Schrittes kam derselbe ans die Laube zu, verbeugte sich und fragte in seinem wohlklingenden Hochdänisch, ob er das Vergnügen habe» durfte, neben dem „Fräulein", zn sitzen. Errötend stand das junge Mädchen ans, um einen Stuhl für den Herrn zu holen, die Bank, auf der sie gesessen, war mir klein und schadhaft. Nun saß Detlef dem heißgeliebte» Wesen, das ihm alle Sinne verwirrte, gegenüber. Er hatte sich fest vorgenommen, Hansine heute eine Liebeserklärung zu machen. Die Worte, die er sage» wollte, waren alle wohl überlegt. lind doch kam keines über seine Lippen. Schüchternheit und tausenderlei Bedenken, die gerade jetzt wieder austanchtcn, ließen ihn das Geständnis scincr Liebe wieder anfschieben. Nun erzählte Hansine, daß sie das schöne Strand bild mit dem alten Hendrik darauf so sehr bewundert hätte, weil cs so wunderschön geraten sei. „Was muß es doch sür eine Freude sein," ries sie im Eifer ans, „so etwas Kunstvolles schaffen zu können!" „Sich," erwiderte Detlef mit zitternder Stimme, „das ist nicht mein Meisterstück. Erst das wird mich voll befriedige». Aber ich wage es noch nicht, das schwere Werk z» beginnen?" „lind was soll Ihr Meisterwerk denn darstellc», Herr Brodcrscn?" fragte Hansine. „Wenn, wenn Sie, teures Fräulein," stotterte der Künstler, „mir, wie Sie hier in voller Anmut und Liebreiz vor mir sitzen, die Ehre erweisen wollten, Sie als Modell benutzen zu dürfen, so soll Ihr Bild mein Meisterwerk werden." Eine Blutwclle schoß in Hansincs überraschtes Gesicht. So konnte der Künstler sprechen? War er denn auch so ei» geistloser Schmeichler, wie es deren viele hier unter de» aufdringlichen Bauernsöhnen gab, die ihr, trotzdem sic lange Braut war, den Hof machten? Aber nein, das sollte nur eine scherzhafte, strafende Antwort auf ihre vorwitzige Frage sein. Jetzt sah sic der geniale Mann wieder so eigen tümlich an mit seinen schwarzen Auge», daß ihr ganz bange um's .Herz wurde. Sic hätte aufstchcn und davonlanfcn mögen. Doch kam es ihm zum Bewußt sein, daß er dem schönen, jungfräuliche» Wesen wehe getan, er bat um Verzeihung und senkte seine Blicke zu Bode». Eine nähere Erklärung sür seine Worte konnte er nicht geben, denn eben kamen seine Eltern zugleich mit Ove Ontzen durch die Gartenpforte herein. „Da sitzt ja unsere kleine Nixe," rief lachend Herr Brodcrscn, „sieh, sich unser Filius ist auch da! Er fängt wohl endlich an, ei» wenig galant zu werden. Pflegt sonst den Frauensleuten immer aus dem Wege zu laufen." Ontzen lachte laut Uber diesen Witz und meinte, daß auch er in seine» jungen Jahren sehr schüchtern gewesen wäre, weswegen er bis zu seinem fünfund- dreißigstcn Jahre als Junggeselle hätte leben müsse». „Mache jetzt den Thee zurecht, Sine," rief er dann seiner Tochter zu. „Die Herrschaften wollen uns die Ehre erweisen, einmal unser Abendessen zu kosten." Wie der Blitz schoß das Mädchen in's Haus, um des Batcrs Befehl zu vollsühreu. IV. Ein buntes Bild belebte den sonst so eintönigen Strand von Overby. Die Badcsaison hatte begonnen, und deswegen standen zahllose Slrandkörbe mit flatternden Dancbrogs am öden Gestade. Hunderte von grundverschiedenen Menschen wogten ans und nieder, Lustjachte» und kleine Segelboote schaukelten ans der klaren Flut und keifende Weiber aus der Stadt standen, ihre Näschereien und Erquickungen anbietend, unter Zelten oder gewaltigen Schirmen. Glückliche Kinder spielten im Sande oder suchte» Quallen und Muscheln. Hier sah man ein junges, lebensfrohes Gesicht, dort ein sorgenvolless hier schritt ein Reicher, der in dem weltentrückten Badcörtchen Abwechselung finden wollte, und dort schritt ein Leidender, der hier Genesung zu finde» hoffte. Lust »nd Leid befanden sich in buntem Durcheinander bei sammen. Auch Brodersens waren zu dieser Stunde am Strande. Das Haupt der Familie saß mit gefalteten Händen recht gemütlich in einem der Körbe und schaute neugierig dem Treiben ringsumher zu. Frau Brodcrscn saß ihm gegenüber in ihrem Korbe und las in einem Buche. Detlef lag näher dem Wasser im Sande und schaute den Wogen zu, die da mit ihren schneeigen Scham» kröne» strahlend im Hellen Sonnenschein brausend hcranrolltc» nnd klatschend und spritzend an daS von schmutzigem Schlamm bedeckte Ufer schlugen. Majestätisch wälzten sie sich heran, in nichts zer flossen sie. Jctzt wurden des Künstlers träumerische Blicke von diesem sic fesselnden Bilde auf kurze Zeit ab gelenkt. Drei Gestalte» kamen ganz langsam, häufiger halt machend, daher. Sie schienen dem Auge des Malers nicht uninteressant. Die beiden voranschrciten- den, weißgekleidete», große» schlanken Männer eigneten sich mit ihren scharsausgcprägte» Gesichtszügen vor züglich zu Modelle». Der gebückt, mit in die Taschen vergrabenen Hände», grübelnd hinter ihnen drei» schreitende kleine dritte Mann hatte ein schiiiales, gelb liches bartloses Gesicht, trug einen Klemmer und sah aus wie ein schlauer, vielbeschäftigter Advokat. Doch nein, das war ja ein noch ganz jugendliches Gesicht, sah der Maler zn seiner Verwunderung eben, als der Grübler aufschautc und ihm aus listigen, grauen Augen einen prüfende» Blick zuwarf. Für einen Advokaten war das Herrchen »och zu jung, nun, mochte es sein was es wollte, es hatte ein sehr interessaiites Gesicht, auf dem gar manches geschrieben stand. Leider hatte der Maler nicht länger Gelegenheit, Studien zu machen, denn die drei beschleunigte» jetzt ihre Schritte und waren bald in der Ferne verschwunden. Zwischen dem Dorfe und dem Walde, in dem der alte Steffen wohnte, stand das Wirtshaus „zum schnelleu Segel". Es war kein schönes Gebäude mit Ziegeldach und großem Schild Uber der Tür, wie die in Overby, cs war ein langgestrecktes Slrohdachhans, das nur an der landesüblichen Einfahrt als Wirts haus oder Gastgeber kenntlich war. Auf dieses Gast haus schritten die drei Männer, die des Malers leb haftes Interesse erregt hatten, zu. Der zwar nicht sonderlich mit geistigen Fähigkeiten gesegnete, aber dafür redliche und biedere Wirt Paulsen stand in Hemdärmeln vor der niedrigen Haustür und schaute den drei Badegäste» erwartungsvoll entgegen. Viel leicht hatten dieselben die Absicht, bei ihm zu logieren, trotzdem er etwas weit vom Strande entfernt wohnte. „Guten Tag, alter guter Freund," begrüßte den Biedermann nun der kleine Herr mit dem Kneifer. „Ihr ahnt nicht, wen Ihr vor Euch habt. Wie?" Paulsen schaute den Herr», der ihm ganz fremd war, verlege» an und schüttelte de» Kops. „Das wundert mich nicht, mein Guter," fuhr der srcundlichc kleine Herr lächelnd fort. „Zehn Jahre sind eine lange Zeit nnd seitdem habe» wir »ns nicht gesehen. Kennt Ihr nicht mehr den wilden Peter Nielsen, de» Ihr einmal mit einer Tracht Prügel bedachtet, als er auf Eurem Apfelbaum gewesen war?" Der Wirt machte ein noch verlegeneres Gesicht. „Ihr seid doch nicht der Peter?" stotterte er dann. Der Herr lachte laut und sagte: „Ja, ich bin Peter Nielsen, und diese Herren sind meine Freude, Herr Schmidt aus Flciisburg und Herr Boyscn aus Kopen hagen. Nu, aber »un zur Hauptsache. Wir kommen, um zu fragen, ob wir hier bei Euch bis Mitte Sep tember etwa wohnen können. Soweit mir aus meiner Kindheit erinnerlich ist, habt Ihr Zimmer genug in Eurem Hause." „Ja, wenn die Herren mit meinen cinsachen Stuben zufrieden sein wollten, so könnte ich wohl Platz schaffen. Oben sind drei kleine Zimmer," antwortete hocherfreut der Wirt. „Aha, oben, jawohl, ich kenne die Zimmer," sprach der freundliche Peter Nielsen. „Die sind gut, wir wollen sie uns gleich ansehen, aber nun kocht uns mal erst ein Rührei und setzt uns zwei Flaschen von Eurem besten Wein vor." Die drei traten in daS niedrige, aber recht geräumige Schankzi,inner ein, setzten sich an eine» der nicht gerade sehr sauberen Tische und taten Speisen »nd Getränke» des Wirtes alle Ehre an. „Ihr habt gewiß," sprach Peter zu deni dienst eifrigen Paulsen, nachdem er ein Glas Wein getrunken hatte, „in den zehn Jahren nichts von meiner Mutter »nd mir zu höre» bekomme». Nun, dann will ich Euch erzählen, wie cs uns erging. Die gute Mutter starb leider bald und ich kam in große Kausmanns- gcschäfte Schwedens, Deutschlands und Englands. Teils durch mein Gcschäftsgenic und mehr noch durch großes Glück wurde ich ein reicher Mann. Jetzt besitze ich in Kopenhagen »nd Flensburg große Geschäfte, lege jährlich ein nettes Sümmchen zurück und hoffe noch einmal Millionär zu werden, HI, hi, hi. Aber das Kaufmannsleben ist anstrengend »nd aufreibend. Man bedarf einmal der Erholung. Darum eben kehre ich jetzt in mein liebes Hcimatsdorf zurück, um hier auszuruhen. Ihr standet einst meinem Vater nahe, deswegen will ich Euch den Äerdienst gönnen, der sonst dem Strandwirt zugefallen wäre. Sorgt nur für das beste Essen und Trinken. Ich bezahle, was Ihr verlangt, Ihr sollt dabei nicht zu kurz kommen." Der Wirt war überglücklich und sehr gerührt von der Freundlichkeit des Herrn Nielse», der doch einst als Knabe so ein Taugenichts gewesen war. Noch gerührter war die behäbige Wirtin, die gar nicht genug Daukcsworte finden und Knixe inachcn konnte. Sofort sollte der Knecht anspanncn, damit die beiden biederen Wirtsleutc noch vor Abend zur Stadt fahren könnten, um dort allerlei Einkäufe für die drei vor nehmen Badegäste zu machen. — Sobald die drei sich allein befanden, sagte Peter Nielsen mit strahlendem Gesicht: „Seht Ihr, war das nicht eine schlaue Idee von mir, hier nach Overby zu gehen? Hier werden wir frohe Stunden verleben »nd brillante Geschäfte machen, seid davon überzeugt. Man nennt mich nicht umsonst den „König der Spitz buben", werde meinem Titel Ehre machen. Möchte nur das dunnne Gesicht sehen, das der alte Schafskopf von Wirt nachher zum Herbst machen wird, wenn seine drei hochverehrten Badegäste eines schönen Tages ans Nimmerwiederschcn verschwunden sind." Also kein reicher Kaufmann war Peter Nielsen geworden, sondern, wie wir ans seinem eigenen Munde hörten, ei» Erzspitzbnbc. Das klingt ja auch nachdem, wie wir ihn als Knabe kennen lernten, wahrscheinlicher, als das andere. Soweit stimmte das, was er dem einfältige» Wirt von scincr Vergangenheit erzählte, mit der Wirklichkeit überein, daß seine Mutter bald »ach dem Fortzugc aus Overby gestorben war nnd daß er in Kanfmannsgeschäften verschiedener Länder gewesen. Alles übrige war erlogen. Peter besaß nichts, als die wenigen hundert Krone», die ihm während des letzte» JahrcS seine Gaunereien cin- gcbracht hatten. Nicht weniger als sünsmal war er trotz scincr vier- lindzwanzig Jahre bereits wegen der verschiedenartigsten Spitzbübereien nnd Schwindeleien mit Gefängnis bestraft worden. In den Großstädten war ihm der Boden unter den Füßen z» heiß geworden, darum wollte er mit seinen beiden getreuen Gehilfen, die ihm an Schurkigkcit glcichkamcn, an Schlauheit »nd Raffiniert heit aber bedeutend nachstanden, nun sei» Glück bei den biederen Landlcutcn versuchen. Fortsetzung folgt. Nachrichten deSK.Standesamtes zu Rcichcnbrand vom 1«. bis 22. Juli NX»». Geburten: Dem Schlosser Franz Hermann Hennig in Sieg mar 1 Knabe; dem Schlosser Otto Max Lci»n in Reichen- brand i Knabe; dem StationSaspirant Ehrislian Gustav Nobitz in Siegmar 1 Knabe. Aufgebote: Basal. Ehcfchlichungc»: Valat. Stcrbesälle: Dem Fabrilarbriter Friedrich Oswald Fritzsche in Reichenbrand l Tochter, -1 Monate alt; der Oberamts- richtcr Albin Gustav Emil Kändcrg in Hohciisteiii-Er., ver storben in Siegmar, SK Jahre alt. K-rpedilionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm Sonntags: l/->2—12 Uhr vorm. »»r zur Entgegennahme von TolgcburtSanzcigcn. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Nabenstein vom LK. bis 22. Juli Ivlll. Geburten: i Sohn dem Handarbeiter Ernst Paul tzlhinct in Rabcnstein; dem Vorarbeiter Franz Morka in Rabcnstein (totgcboren). t Tochter dem Hans,nanu Oswald ElcmcnS Herold in Rabenslein: deni ans. Kaufmann Earl Emil Winter in Rabenstein: dem Kaufmann Oslar Eugen MattheS in Rabenstein. Hierzu ein unehelich geborenes Mädchen in Rabenfte!» und ein unehelich geborene« Mädchen in Rottluff. Ehcausgcbote: Keine Eheschlicstuugcu: Der Handschuhstricker Oswald Hermann Uhlig mit Anna Bertha Müller, beide in Rabenslein. Sterbcfälle: Die StrumpfwirterSehefiau Anna Katharina Müller g-b. Kienzle in Rabenslein, 2V Jahre alt. l Sohn dem ans. Fleischcrmeister Gustav Emil Kunze in Rabenstein. 15, Woche» alt; dem Schlosser Paul Hugo Aale in Rottluff, 5- Wochen alt. Zusammen: 7 Geburten und zwar 2 männl. und ö weibl. — Eheaufgebot. 1 Eheschlicbung. 3 Sierbefälle und zwar 2 männl. und l weibl. Heschäftszcit. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: 11—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgeburtitanzcigeu. Kirchliche Nachrichten. Parochie Rcichenbrand. Am 8. Sonntag p. Drin, den 24. Juli u. c. vorm. >/-9 Uhr Prcdigtlesegottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 8. Sonntag p. Drin, de» 24. Juli L. c. vorm. >/,9 Uhr Beichte. 9 Uhr Prcdigtgottesdienst mit hl. Abendmahl. — >/<2 Katechlsmuslliiterredung. Naturheiliiereiil Rabenstein. Montag, den 2b. Juli, abends >/z9 Uhr findet in KUHn's Restaurant Versammlung statt. Ein zahlreiches Erscheinen der werten Mitglieder wird gewünscht. Ferner wird hierdurch bekannt gegeben, daß sämt liche Badegeräte bei Herrn Hermann Melzer zur Aufbewahrung liegen, welcher die Verleihung der selbe» mit besorgt. Badcgeräte werden an Vereins- Mitglieder zwei Tage unentgeltlich geliehen, vom dritten Tage an werden für jeden weiteren Tag 10 Pfennige Leihgebühr erhoben. Jer Vorstand. Welcher Schuhmacher 8-?/^ Teil zahlung? Offerten an öatmsi-'s Buchhandlung in Siegmar erbeten.
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