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Nachrichten aus dem Buchhandel und den verwandten Geschäftszweigen für Buchhändler und Bücherfreunde : 02.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-02
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id166568741X-189601022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id166568741X-18960102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-166568741X-18960102
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- Saxonica
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.HZ 1, 2. Januar 1896. Nachrichten ans dem Buchhandel- 5 Abertausende geboten hat und noch bietet Eine Menge von Büchern in- und ausländischer Autoren wäre unbekannt und vergessen, wenn sie nicht durch diese oder eine andere ähnliche wohlfeile Saminluug aus ihrem Grabe gleichsam neu erweckt und den Bedürftigen zugänglich gemacht worden wären. Nicht wenige der ausländischen Schriftsteller verdanken ihren Ruhm iu Deutschland zum großen Teile den Uebersetzungen ihrer Werke, die in der Universal-Bibliothek erschienen sind. Und der Absatz gerade dieser Bändchen bildet den sichersten Wert messer für die Neigungen und Wünsche der breiteren Massen unseres Volkes Leider fehlen mir bestimmte Angaben über den Absatz der einzelnen Nummern, doch zählt er im Ganzen sicherlich nach vielen, vielen Millionen. Und da auch manche aller ver kauften Nummern im antiquarischen Verkehr wieder und wieder auftauchen, bis sie im wahrsten Sinne des Wortes zu Staub werden, da sie ferner auch im Privatverkehr viel mehr als die teuren Bücher von Hand zu Hand gehen, so ist die Zahl der Leser sicher mehr als doppelt so groß wie die Zahl der ur sprünglichen Käufer. Den höchsten Absatz haben Ecksteins Besuch im Carcer (Nr. 2340), Bellamqs Rückblick aus dem Jahre 2000 (Nr. 2661/62) und die Entgegnung von Michaelis, Ein Blick in die Zukunft (Nr. 2800) gefunden. Also abgesehen von Ecksteins gelungener Humoreske, die uns alle in die Schulzeit zurückversetzt, sind es sozialwisscn- schastliche Schriften gewesen, die das meiste Interesse gefunden haben. Wenn man bedenkt, daß Bellamqs Buch in einer Reihe anderer deutscher Uebersetzungen ebenfalls vorlicgt, so ist sicherlich dieses bedeutende Interesse des Volkes für das genannte Buch ein Zeichen der Zeit zu nennen, die Sehnsucht nach einer Besserung, die Begeisterung für eine glücklichere Zukunft. Mit Befriedigung muß es jedermann erfüllen, zu vernehmen, daß es die Werke der älteren deutschen Poesie sind, die in nächster Linie als die meistgekauften zu nennen wären. So üben denn, trotz alledem, daß man über den sinkenden Geschmack a» guter Lektüre klagt, über die zu nehmende Vorliebe für Schauerromantik und französische Sen- sationsnovellistik, diese unvergänglichen Werke der Poesie, das Lied von der Nibelunge Not, die Schicksale des armen Hein rich, die munteren Schnurren Abrahams a Santa Clara, die tiefempfundenen Lieder Walthers von der Vogelweide und seiner Genossen ihren Reiz auf unser Volk in ungeschwächtem Maße aus. — Man kann mit Recht behaupten, Tausenden würden diese Namen ein leerer Klang geblieben sein, wenn ihnen hier nicht die Möglichkeit geboten worden wäre, sich auf wohlfeile Weise auch die Werke zu erwerben. Ebenso erfreulich ist die Thatsache, daß philosophische Werke, also Schopenhauers Schriften (in der trefflichen Ausgabe von Grisebach), Schweglers Geschichte der Philosophie, Feuchters- lcbens Zur Diätetik der Seele, Darwins Abstammung des Menschen, Zittels Entstehung der Bibel, Ncnans Leben Jesu, Du Preis Spiritismus, in der genannten Reihenfolge gleich falls zu den am meisten verbreiteten Bänden der Universal- Bibliothek gehören. Nicht uninteressant ist es weiter für die Charakteristik der einzelnen Völker, daß Humoresken, also Pötzls, Ecksteins, Schönthnns, Habbertons und Lenz' Schriften, besonders nach Oesterreich, verkauft werden. Unter den belle tristischen Schriftstellern nehmen dem Grade der Beliebtheit nach von den Franzosen Daudet und Dumas, von den Eng ländern Bulwcr und Dickens, von den Russen Turgenjcff und Dostojewskis die ersten Plätze ein. Bemerkenswert scheint auch, daß in dem Kampfe zwischen Südländern und Nord ländern, zwischen französischen und slavischen Erzählern sich in den letzten Jahren der Sieg inehr aus Seite der letz teren neigt. Eine genaue Statistik der Absatznummern der einzelnen Bündchen in bestimmten Zeiträumen, nach den einzelnen Städten und Ländern, iväre eine der interessantesten und Dritter Jahrgang. verdienstvollsten Arbeiten, unschätzbar für jeden Kulturhistoriker und Statistiker. Der einzige Nachteil, den diese Bände in meinen Augen haben, ein Fehler, der allerdings nur ein äußerlicher, vielleicht auch eingebildeter ist und von den wenigsten gefühlt werden dürste, ist das kleine Format, das aber zum nicht geringsten Teile den kolossalen Absatz unterstützt hat, während es auch anderseits bei Bücherliebhabern Mißfallen hervorruft. Viel leicht, daß sich die Verlagshandlung entschließt, nach dem Bei spiele der Göschenschen (Göschensche Sammlung), die von Kochs Geschichte der deutschen Litteratur, eine größere, soge nannte Geschenksausgabe, veranstaltet hat, auch von gewissen äußerst wertvollen Büchern, z. B. Originalausgaben oder -Uebersetzungen, die in anderen Editionen nicht vorhanden sind, gleichfalls eine zweite, stattlichere Ausgabe herzustellen, die in beschränkterer Anzahl neben den bisherigen Bändchen ausgegeben würde. Die große Masse ivird nach wie vor nach dem handlichen Duodezformat greifen. Bücherfreunde und Bibliotheken aber, und solcher giebt es eine nicht geringe An zahl, würden die größere Ausgabe vorziehen, so daß sich die Herstellung derselben vielleicht lohnen würde. Und nun zu einzelnen Werken. Bei der reichen Fülle ist es wirklich schwer, das Beste auszuwählen. Vor allem sind die Uebersetzungen ausländischer Autoren äußerst ver dienstvoll, weil sie die Deutschen mit bis dahin nur wenig bekannten Littcraturgebicten bekannt gemacht haben und viele bisher noch nicht übersetzte Werke in deutscher Sprache vor das Publikum brachten. Allerdings wäre zu wünschen, erstens, daß von gewissen bedeutenderen Autoren, z. B. Turgenjeff, noch die wenigen fehlenden Werke hinzukämen, damit wir sämtliche Werke in einer Ausgabe besäßen und nicht aus verschiedenen Kollektionen, wie Reclam, Janke, Figaro rc., sie uns zusammenzustellen genötigt wären, zweitens, daß größere biographisch-kritische Einleitungen, wie sie z. B. bei einigen französischen Klassikern in so vorzüglicher Weise von Robert Habs, bei der Uebersetzung der Roswitha von O. Piltz und bei manchen anderen noch vorliegen, überall vorhanden sein sollten. Das lobenswerte Bestreben der Ver lagsbuchhandlung in letzterer Zeit, durch berufene Federn den erscheinenden Werken Einleitungen und Anmerkungen beifügen zu lassen, sollte eben bei allen Bändchen, auch früher er schienenen, durchgeführt werden. Bei diesen letzteren ließe sich, sicher zum Vorteil, bei neuen Auflagen, die ja oft not wendig werden, dies vielleicht nachholen. Was die Universal- Bibliothek für die Popularisierung der philosophischen Klassiker gethan hat, ist zu bekannt, als das es noch besonders erwähnt werden müßte, und geht auch aus der schon oben angedeu- detcn Verbreitung gerade dieser Bände hervor. — Nächst den Uebersetzungen der slavischen Autoren dürften die Aus gaben orientalischer und altdeutscher Litteratur das größte Lob verdienen. Ein glänzendes Zeugnis für die Ehre der Vcr- lagshandlung ist es ferner, daß sie in ihre Kollektion die Uebersetzungen moderner französischer Sitten- oder vielmehr Unsittcnromane nicht ausgenommen hat, obwohl der materielle Gewinn bei solchen vermutlich der größte wäre. Kürzlich erst hat uns die Universal-Bibliothek wieder mit einer wertvollen Gabe, dem dritten, in der Originalausgabe gänzlich vergriffenen Bande der Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen, beschenkt. Allein zu unserem Leidwesen wurde nicht die dritte, vielfach verbesserte und erweiterte Auflage vom Jahre 1856, sondern die erste von 1822 zum Abdruck gewählt. Noch ein weites Feld bleibt für die Thätigkeit der Leitung dieser Sammlung offen. Eine Menge vergessener Werke soll sie zu neuem Leben erwecken, vornehmlich den älteren Teilen und Werken der einzelnen Nationallitteraturen der Italiener, Spanier, Franzosen, Engländer und anderer Beachtung schenken und selbständige biographische, historische und litte- 2
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