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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941222022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894122202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894122202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-22
- Monat1894-12
- Jahr1894
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Du« Gericht verweigert Ihnen den Aus- schud. — Angeklagter: Dann erkläre ich. den Termin ver säume» zu wollen. — Präsident: Da« ist Ihr Recht! Führt den Angeklagten hinan«. — Nach Ausschluß der Orffeut- lichieil verurtheilte der Gerichtshof (wie schon durch den Draht gemeldet) Schönebeck zur Mapimalstrase von jüns Jahren Gesängniß und 3000 Franc- Geld buße. Schönebeck wird gegen diese« Uriheil Lerusung eilllegen und bann vom Rechtsanwalt Laviolette vertheidigt «erde». (B. T.) Belgie«. A Brüssel, 2l. December. In der belgischen Congo- politik scheint irgend etwa« nicht zu stimmen. Zwar tritt mall in Brüsseler Rcgierung-kreisen den gerüchtweise verlaut- bariea Nachrichten entgegen, daß die Stationen am oberen Coaa» bedroht seien, aber andererseits bestätigt cS sich, daß die Congofrage im Schooße beS belgischen CabmelS zu ziem lich scharfen Auseinandersetzungen geführt hat. Daneben gehen die französischen Bestrebungen, den Congostaat käuflich für Frankreich zu erwerben, ihren Gang, vorläusig allerdings „och ohne Aussicht auf handgreifliche Erfolge. Italien. * N»«, 2l December. Die „Opinione" bezeichnet die Meldung der Florentiner „Nazionc" über den von Tan- longo nächtlicher Weile im Ministerium de« Innern geschriebenen, CriSpi belastenden Bericht für zutreffend. * Au« Ra«, 2l. December, wird der „Pol. Corr." ge meldet, daß die Bemühungen der Opposition, in der Provinz eine Bewegung gegen den Ministerpräsidenten Crtspi wegen der Kammervertagung hcrvorzurusen, bisher ohne jeden Er solg geblieben sind. Nunmehr beabsichtigen sämnitliche oppo sitionellen Depulirlen in Bersolgung dieses Zieles, Protest kundgebungen gegen die Kammervertagung, sei es in öffent lichen Reden, sei c« durch Schreiben, an ihre Wähler zu richten Zanardelli wird die angekündigtc Rede in BreScia in den ersten Tagen de« Januar halten. Mit Bezug auf die von Cri-pi gegen Giolitti angestrengte Klage giebt man in der Opposition der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Proceß in keinem Falle zu einer Bcrurtbeilung GiclitN'S sichren, ja daß der Proceß gar nickt eingeleilet werden könne, da nach den Bestimmungen der Berfassung ein Deputirter wegen Handlungen, die er in der Kammer in Ausübung seine« Mandate« au-führt, nicht verfolgt werden dürfe. * Rom. 21. December. Nach einer Mitcheilung der „Pol Corr." befaßte sich die Congregation der Riten mit der Frage, ob den Geistlichen da« Radfahren zu gestatten sei. Es liegen der Congregation zwei Denkschriften darüber vor. In der einen spricht sich Cardinal Ferrari gegen das Radfahren der Geistlichen aus, während der Bischof von Cremona dafür ist. Letzterer legt die Vortheilc des Radfahrens für die Landpsarrer dar. Die Entscheidung der Congregation steht noch au». Tvanten. * Matzritz» 22. December. (Telegramm) Dt« Kamme beschloß, «irre» Alltrag der Deputirten der Antillen, betreffend die Adwetsuvg der Fabrikatsteuer für Zucker und Melasse ans Euba i» Erwägung zu ziehen. — Die LorteS werden sich heute bi» zum 10. Januar vertagen. Großbritannien. * Lmttzoa, 21. December. Die „Liverpool Post" erfährt, daß ein Abkommen getroffen sei zwischen den pararl- litischen Deputirten und der Regierung, demzufolge letztere gewisse irische politische Verbrecher aus dem Gesäng niß entläßt und erstere für die Maßregeln der Regierung im Unterhause stimmen werden. E« verlautet, «chatzkauzler Harcourt mißbillige da« Abkommen. (Mgdb. Ztg." Rußland. * Petersburg, 21. December. Der Zar beabsichtigt, den Generaladjutant Richter zum Botschafter in Berlin zu ernennen. (B. B.-C ) Orient. * Sofia, 21. December. Die Bildung de« neuen Cab in et« durch RadoSlawow scheiterte an der Inkongruenz seiner Forderungen mit dem Stimmenverhältniß seiner Partei in der Sobranje. Diese« Mißverhältniß hätte eine Auflösung der Sobranje zur Folge haben müssen, was den Prinzen Ferdinand veranlaßte, die Bildung eines Cabinet« RaoSlawow abzulehnen. * Sofia, 21. December. Die Sobranje nahm nach leb hafter Begrüßung de« neuen Cabinet» im Princip zwei Ge setzentwürfe an, betreffend die allgemeine Amnestie und überwies dieselben einer Commission zum Studium. * Bukarest, 22 December. (Telegramm) Der russische General Kutusoff „otificirte heute dem König ia feier licher Audienz die Thronbesteigung de« Kaiser« v«u Rußland. Abends fand zu Ehren de« General« eia Hos- Gala-Diaer statt. — Die Deputirteakammer nahm mit 70 gegen 32 Stimmen d,e Adresse an und bestimmte eine Commission, welche dieselbe dem König überreicht. — Der Finanzmillister Germani legte das Budget für 18SS/S6 vor. Aste». * Lontzou, 21. December. Da» „Rruter scheBureau" meldet aus Ttcntslu vom 21. December: Die chinesische Regierung beschloß schließlich nack längerem Bedenke» und Widerstreben einen Bevollmächtigten für die FriedenS- unterbandlungen nack Japan zu entsenden. Die dieSbezüglicke kaiserliche Verordnung wird demnächst er wartet. (Wiederbolt.) * Washington, 21. December. StaatSsecretair Gresham empfing eine Drahtmeldung de» amerikanischen Gesandten in Peking de« InbaltS, daß Cbina Cbang Jin Huan und Tbao zu Kommissaren für die Frieden-nnterhand- lungen ernannt habe. Dieselben begeben sich unverzüglich nach Tokio. ^ ^ * Washington, 22. December. (Telegramm.) Der chinesische Commissar für die FriedenSverbandlungen Chang Hin Huan ist Mitglied des Tsungli-HamenS und war rüber Gesandter io Washington, Thao ftt Gouverneur der Provinz Huan. * London, 22. December. (Telegramm.) Meldungen hiesiger Blätter aus Wasbington zufolge berichtete der ameri kanische Gesandte in Tokio. Dun, telegraphisch, daß dir japanischeRegierung versprochen babe, einen.Gesandten CbinaS mit allen seiiiem Range gebührenden Ehren, sowie dem aufrichtigen Wunsche zu empfangen, zum Gelingen seiner Mission beizutragen. Afrika. * Wie au« Kairo, 21. December, gemeldet wird, beantragte der gesetzgebende Rath nach Prüfung des Budget«, aus daS Reservoir-Project zu verzichte», die Occu- pationS-Arme« zu vermindern und die Steuern herab zusetzen. arsttficatlon von 2Ü bez 24 ^l bewilligt, ebenso aewabrt« der Bezirk-an-schuß dt» Mittet zu «tu« Bescheerung an dt« Anstalt«, illfossea. lieber di, Gewähr»», si«calischer weaebaabeihilfell und sonstigen Wegebauallgeleaenhetten berichten wir noch meinem besonderen Artikel, da gerade diese Aigelegenheitea da« all ge. mein sie Jaleressr beanspruchen Genehmigt wurden die Dt-membrattou-gesuche au« Stünz. Zweinaundorf, L«»tzsch und Liebertwolkwitz. LeMsansschuß. e- Leipzig, 22. December. Heute Vormittag sand di« letzt« der dieSjabrigen Sitzungen de« BezirkeauSichuffe» statt. Den Vorsitz sührte Herr Geh. Regierung-rath AmtSbauptmann vr. Platzmann: die Tagesordnung war ziemlich umfangreich, da «S galt, vor Jahre- schtuß noch einig« dringliche Angelegenheiten zu erledigen. Der Nachtrag zum OrtSslatuie der Gemeind« Sommerfeld, betreffend den Gehalt de« GemeindevorsiaudeS, wurde genehmigt. — Wo« die GehaltSverbältniffe de« GemeindevorsiaudeS in Wahren betrifft, so hat e« der Gemeinderath adgetehnt, ein» Erhöhung ein treten zu lassen, obgleich di« königliche AuilSdaupImannjchast ver« fügt hat, daß der Bemeindevorstand in Zukunit auch die Steuer. einnehmer-Geschäste mit besorgt, wodurch ihm eine erheblicher Mehr- auswand erwachst. Nach dem Vorschläge de« Referenten, Herrn l)r Körner, wurde beschlossen, daß bie königliche AmiShauptmann schalt sich zunächst mit dem Gememderalh« in Wahren in Ber- bindung setze, um ihn zu bestimme», dem Borstand eine der mehr, gewordenen Arbeit entsprechend« Gehaltszulage zu bewilligen. — Der beantragte Nachtrag zum Antagenregulative der Gemeind« Schöneseld fand dedaiteloS Zustimmung des Collegium». Der Geiueinderath Möckern hat die Gebühren der Leichen trauen im Bezirk« neu geregelt und demgemäß eia Statut aus. gestellt, daS heute vom Bezirksausschuß genebmigt wurde. — Ein DisvensationSgrsuch de- GrmeiaderatbeS in Abtnaundorf, de treffend die Bestätigung eine« in den Gemeinderath gewählten Herr», sand Zustimmung. DaS Gleich« erfolgte betreffs der aöthig ge» wordenen Aenderuna der BezirkSgrenze durch Einslurung zweier Grundstücke des selbstständigen GutSbezirkS Kleinzschocher in den Stadtbezirk Leipzig. — Auch das EinquartierungSrequlativ der Gemeind« BöSdors sand beifällige Enlicheidung. — Ta Bedenken gegen die Errichtung von Sckuveincschiächtereianlagen von Krüger in Oetzsch und Wirth in Möckern nicht erhoben worden sind, so genebmigt« sie da- Lollegium Die au« 7 Mitgliedern bestehende Commission zur Würdernng von Schäden, die au« Anlaß von Viehseuchen entstehen, wurde ueu- bezw. wiedergewäblt. — Der Vorsitzende Verla- hieraus auS dem „Sächsischen Wochenblatt" eine Entscheidung der KreiShaupimann schalt in Dresden, betreffend die Heranziehung von vorübergehend in einem Gemeindebezirk aushältlichen Personen zu den Gemeinde, anlagen. In Zukunft soll auch in Leipziger Londbezirken nach diesen Grundsätzen verfahren werden. Im weiteren Verlause der Verhandlungen wurden mehrere BezirkSanstaltSangelegenheiten erledigt Au» der BezirkSanstalt zu Taucha sind Klagen über da« dort an di« Siechen und dir Torrectionair» verabreichte Essen laut geworden. Hieraus hot der BezirkSarzt der Anstatt unerwartet eine» Besuch abgeslottet, um die Klage» aus ihre Berechtigung zu prüfen. Hierbei hat sich heraus- gestellt, daß das Anstaltseffen durchaus den Aasorderungen ent- spricht, die nach den bestehenden Bestimmungen verabreicht werden müffen. DaS Fleisch ist gut und reichlich, ebenso das Gemüse und die sonstige Zukhat. Der Bezirksausschuß mußte «S in Folge dtese- Gutochtens ablehnen, ans di« Klagen einzugehen. — Die Kosten für di« vom Aiistaltlarzt verschriebenen Medikamente sind ueuecding« zu hoch befunden worden, weshalb man den Wunsch ouSsprach, daß möglichste Sparsamkeit auch in dieser Hinsicht beobachtet werden soll. Dem Ausseher und der Wärterin wurden eine Weihnacht- Gerichtsverhandlungen. 0. Freister«, 21. December. Nach dreitägiger Verhandlung vor dem hiesige« Schwurgerichte wurde der Maurer und Monteur Friedrich August Krevschmer au« Meißen wegen Mordes zum Tode verurtheitt Mit dieser Berurtheilung hat ein schweres Verbrechen seine richterliche Sühne gesunden, das längere Zeit die Gemächer beschäftigt hat und dessen Thäter zu ermitteln anfangs wenig wahrscheinlich gewesen war. In einem gichleudickicht de« Naundorser Staattforsireviere« bei Lharandt wurde am Abend des lä. August da» mit Fichtenzweigro bedeckte Skelett einer weibtichen ijerson vorgeiunde», bie »ach dem Aageascheto einem Verbrechen um Lpser gefallen war. Di« Verletzungen am Schädel waren so ürchlerlicher Art. wie sie der Sachverständige Gerichisorzt Vr. Nippold in seiner Präzis noch nicht gesehen bat. Der Schadet war über dem Stirnbein geip»lte». da« Nasenbein, dir unteren Knochen der Augenhöhlen und der Unterkieser waren ganz ab« leichiagen, so daß die untere Gesicht-Hälst» überhaupt sehtle. Der luierkieser war ganz zertrümmert und durch die angewendete Gewalt waren sogar di« Haiswirbet verletzt. In dem noch «rdattenen llorset wurde eia Stich vorgesunden, e» mar aber aus- geschlossen, daß dieser Stich in selbstmörderischer Absicht beigrbracht war und de» Tod herdeigesührt bat, da er an der techSten Rippe unter Absplitterung eine» Stückchen» Ripp» abgeprallt sei. Die Verletzungen am Kopse, die zweifellos den Tod herbeigrsührl baden, mußte» mit einem stumpfen Instrument von fremder Hand bei- ^ebracht worden sei«. Die Ermordete wurde später als di» !öJahr« alte Köchin Jda Louise Emma Knappe au- Lorenz, dort in Schlesien recognoScirt. ES wurde nun sestgestelll. daß die Knappe, welche seit 1. Mai stellenlos war und bei einer Per- mietherin in Dresden gewohnt hat, durch eine HeirathS-Annonce tu einem Dresdner Blatt« Bekanntschaft mit einem angeblich als Bäcker in Großschirma bei Freiberg ansässigen Manne, der sich zu erst Richter, dann Schumann nannte, gemacht und sich init ihm verlobt bade. Die weileren Ermittelungen ergaben de» dringendsten Verdacht dafür, daß dieser Richter bez. Schn, mann identisch sei mit dem Maurer Aretz>chi»er und daß dieser der Mörder der Knappe sei. Al» Kretzschmer am 31. August verhaftet werden sollte, entfloh er beim Nahe» des Gendarmen ohne Rock und ohne Schuhe, nur mit Hosen, Hemd und Strümpfen bekleidet und hielt sich drei Tage lang ia der Scheune seines Schwager« in Schmiedewalde verborgen Kretzschmer leugnete hartnäckig daS ihm zur Last gelegte Ber- brechen, obwohl die gegen ihn vorgedrachlen Schuldbeweise geradezu erdrückend waren. So wurde constatirl, daß Kretzschmer den Reisekorb, den Koffer und dt« Lommode der Ermordelen, sowie deren Wäsche und sonstige Kleidungsstück« besessen, bez. als Bräutigam der Knapp« an sich gebracht hat, um sie später bei Allwaareuhändlern in Leipzig wieder zu verwerthen. Einen Ldeil der Sachen Hot maa auch noch in leiner Wohnung vorgefunden. Kretzschmer wurde mit Bestimmtheit von einer größeren Anzahl Zeugen als der Bräutigam der Knapp« wiedererkannt, bez. als der jenige bezeichnet, der mit einer FrauenSperio», deren Beschreibung aus die Knappe paßt, ia der Schneise Nr. 18. die vom Kiingenthaier Badnhos nach Hetzdors führt, also in der Nähe de» Lbalorle«, gefthen worden ist. Aus Grund der eingehenden Beweisaufnahme beanlragi« der Staatsanwalt die Berurtbeilung Kretzschmer'« wegen Morde« Trotz de« Aiibibeweiset, den Kretzschmer zu führen versucht habe, sei er überzeugt, daß der Mord am Nachmittag des ü. Juni durch Kretzschmer verübt worden sei und sei sogar der vollen Ueberzeugurg. daß Kretzschmer zum Verbrechen des Mordes noch da» de» Raubes hinzugejügt habe, denn es sei Lurch eine Zeugin dargethan worden, daß die Anna Knappe noch 200 -st Geld bei sich grsührt Hobe. Der Vertheidiger verkennt nicht, daß der An- geklagte durch di« ZeugenauSiageu stark belastet sei, glaubt« indessen die Schuldfrage wegen Morde» nicht zur Besatzung empiehlen zu können. Kretzschmer könne eventuell auch nur als Gevilse in Frage kommen, auch sei es nicht aulgeichloffe». daß er die Knappe erst beraubt und dann todtgeschlagen habe Unter diesen Umständen bat er, aus eine der gestellten Ergänzungsiragen wegen BeidUs» zum Mord, schweren Raubet und Todlschlage« und bez. Beihilfe zu diesen Verbrechen zurückzukommen. Dir Geschworenen gäbe» das Verdict lin Sinne de» Antrags der königlichen SiaatSanmalischast ab und der GerichlShos verurtheilte Kretzschmer aus Grund diese» Wahr. spruchS zum Tode. vermischtes. — Franksurt a. M. 21. December. Der Neubau welcher heute Nachmittag gegen 2'/, Uhr einstürzte, war bi« zum dritte» Stockwerke ausgeführt. Bon den 25 Arbeitern, welche sich auf dem Bau besanden, ist einer getödlet, zehn wurden mehr oder minder schwer verletzt. Ein Arbeiter liegt noch unter de» Trümmern begraben. Der den Bau keilende Baumeister ist in polizeilichen Gewahrsam genommen worden. Die „Fks. Ztg." bemerkt hierzu: Es bandelt sich um daS Eckhaus aus der östlichen Seite der Drcieichstraße und der Secbosstraße, gleich an dem Platz vor der Obermain- brücke. Der Bau wurde im Sommer begonnen und war bis zum dritten Stock gediehen. Bauherr war der Spenglermeister Franz Jäckel, in dessen Auftrag der Maurerpolier Karl Möller die Ausführung leitete. Ende voriger Woche waren im be aachbar len Neubau, dem nächsten Hause der Dreieichstraße, Mauerwerltheile deSAnbaue» abgebröckelt und ein gefallen. Man achtele jedoch de« warnenden VorkoniurniffeS nicht, sondern fuhr fort, in schwindelnde Höbe binauszubauen. Der Polier Möller verließ sich auf den vortrefflichen Untergrund, die Solidität der Fundamente und des verwendeten Materials Wenigsten- behauptet er, es sei Alles „von guter Qualität" gewesen, die Schuld de« Zusammenbruchs liege hauptsächlich an der nassen Witterung und an dem Umstande, daß die Kleber (d. h die Arbeiter, die zwischen dem Balken- und Mauerwerk behufs Herstellung der Zwischendecken Hölzer, sogenannte Stockstücke, einkeilen) das Gefüge auSein- andergelriebcn haben. Bon anderer Seite wird diese Möglichkeit bei sonstiger solider AuSsührung bestritten, die Zuverlässigkeit der Fundamentirung und namentlich auch der Vermörtelung angrzweiseit. Dem Zusammenwirken all dieser Einflüsse hat der Bau nicht widerstehen können, und so brach er denn, als eben wieder die NackmittagSarbeit ausgenommen war, in sich zusammen Zwanzig Arbeiter waren auf dem Bau beschäftigt, zumeist aus Flieden bei Fulda, einige aber auch aus Oberrad, Mörfelden und Wal torf stammend. In ihrer Mehrzahl waren sie, Maurer und Weißi-inder, im oberste» Geschoß tbätig, und da« muß wohl noch als eia günstiger Umstand gelten. Der durch den Widerstand der unteren Stockwerke gemilderte Sturz auS der Höhe erwies sich weniger verhängnißvoll, als ein Befallen werden von den cinstürzenden Mauer- und Balkcumasfen eS zweifelsohne gewesen wäre. AlS das erste Krachen ver nehmlich wurde, retteten sich die aus der Straße an den Auszügen postirten Handlanger, so schnell sie konnten Die anderen mußten den grausigen Sprung in daS Chaos mit- machen. Denn zu einem Chaos war in weniger als in er Minute das ia sich selbst stürzende Gebäude um- gewandelt. Aus dem Schutthaufen, der sich neben der kahlen gesprungenen Brandmauer erhob, ragten nur Gerüststangen, zersplitterte Balken, verbogene Eisenträger, zerbrochene Stücke der reihen Fatzaden-Sandsteine, Leitern und Sparrenwerk heraus. -- Innsbruck, 2l. December In Schnauders bei Bripen brannte in der vorletzten Nacht eine Schmiede nieder. Fünf Personen sind umgekouimen. Sie konnten durch die vergitterten Fenster nicht mehr hinaus. -° St. Petersburg, 18. December. In Staroje, Gou vernement Nowgorod, wurde eine vierzehnjährige Dienst- magd verhaftet, weil sie das zweijährige Kind ihrer Herrschaft erwürgt hatte. Die Mörderin gestand, daß sic echszehn ähnliche Morde, darunter an zehn Findel kindern, die ihrer Mutter zur Pflege übergeben worden waren, begangen habe. Als Entschuldigung gab sie an. sie liebe es nicht, Kinder zu warten, und La sie von ihrer Mutter dazu gezwungen sei, so habe sie sich so der Kinder entledigt. Kirchliche Nachrichten. li.-Tbonberg. Am 4. ALvent-Sonntage predigt früh 9 Uhr >2uui. tlieol et paeck. Welker. Wochenamt vom 24. bis 30. December für Taufen: Pastor Schilling, für Trauungen und Begräbnisse: Diakonatsvicar Brich. Repertoire vom 23. bis mit 29. December. Sonntag. 23. December. Neues Theater: Ter Freischütz. An- sang' ,7 Uhr. — Altes Theater: Nachmittags 3 Uhr: Aichen- brödei. Abends 7 Uhr: Zum l. Male: Tor Obersteiger. Operette in 3 Acten. Musik von Zeller. — Carola . Theater: Geschlossen. Montag. 24 December. Neue« Theater: Ter Herr Senator: Aulang 6 Uhr. — Altes Theater: Geschlossen. Dienstag. 25. December. Neuer Theater: Neu einstudirt: Ter Maskenball. Over io 4 Acten. Musik von G Verdi. An- sang',7 Uhr — Alte-Theater: Nachmittags 3 Uhr: Aschen brödel. Abends? Uhr: Zum l. Male: Zwei Wuppen. Schwank in 4 Acten von Blumenthal und Kadelburg. — Carola- Theater: Der Obersteiger. Anfang ? Udr. Mittwoch, 26. December. Neues Theater: Äaslsoiel der König!. Hofoperusängerin Frl. Hanna BorcherS vom König!. Hoftheater in München Stctlia»ische Vanernehre. Hieraus: (tzroftes Fächerdallet aus Aschenbrödel. Zum Schluß: Häusel und Gretel. (Gretel: Frl. H. Borchers.) Anfang ' ,7 Uhr. — Alte» Theater: Nachmittags 3 Uhr: Aschrudrödcl. Abends 7 Uhr: Zum l.Malewiederdoli: Zwei Wappen. — Carola- Theater: Die schöne Helena. Anfang 7 Uhr Donnerstag, 27. December. Neue» Theater: Die Asrikanerin. Anfang 7 Uhr. — Altes Theater: Nachmittags 3 Uhr: Aschenbrödel. Abends '/-ö Uhr: Ter Obersteiger. Freitag, 28 December. Neues Theater: Ter Maskenball. Aittang 7 Udr. — Altes Theater: Nachmittags 3 Uhr: Aschenbrövei. Abends 7 Uhr: 14. Vorstellung zu halbe» Preisen: Nathan der Weise. Sonnabend. 23. December. Neues Theater: Zwei Wappen. An fang 7 Uhr. — Alte« Thea ter: Nachmittag» 3 Udr: Aschen brödel. Abends V,8 Uhr: Ter arme Jonathan. Te l>«r, 4 «rl. 8e1 ntolet li»i>», lüeck. l,50. filsrttu, 8«1 „tollt dtt», IVi Ievr 2 Olaviorousrüg«, Potpourri!». VValrcr, pollcem, Hiocker, Dcrtbuch. Vorrittkig in »Ueo dlu^ilcali, iikamiluut-ou. Sosvortl» L vo., ßeiprix. Großmutter's Leiden und Freuden. WkihnachtSerzählung von Else Hofmann. Nachdruck »ertöte». (Fortsetzung.) Nebenan in der Etage de« Fräulein Fröhlich mußten sie auch die Fenster geöffnet haben; man hörte Sprechen und Lachen, dann wieder lauschten alle den Glocken, bis eine Stimme rief: „Prosit. Mister!" „ä. notrs snatS!" — Also auch da fröhliche Menschen, die daS schönste Fest im Iabr im trauten Zusammensein genoffen. Mancher von denen hatte vielleicht kein Heim mehr, nicht Eltern und Geschwister, da schloß er sich an Fremde an, Mensch an Mensch. Und so soll e« sein! Wenigsten- ein Mal im Jahre soll Alle die größte Liebe einigen zum Gedenken Dessen, der sein: „Liebet Euch untereinander!" gesprochen und der diese gött liche Lehre vo» der Liebe mit dem Tod am Kreuz bezahlte! — „Und ich habe da« große Glück, so viel liebe Menschen mein zu nennen, und babe mich am heutigen Abend so kalt von ihnen getrennt!" so schluchzte die einsame Frau. Fest hielt sie da« Bild in der Hand, wo klein SuSchen draus war. — Lange, ia heißer Sehnsucht weinte die RLlhin, dann aber raffte sie sich auf. trocknete die Thräaen und sprach sich Mutb zu. „Milt!" ries sie, ein möglichst fröhliche« Gesicht machend, und al« diese erschien: „Mile, Sir müffen doch auch Ihr Deinachten haben. Drüben liegt'«! Sie haben mir ja so treu geholfen, al» ich diesmal die Kisten für die Kinder ge packt habe und . . ." Weiter kam sie nicht, die Thränen waren schon wieder da. Taktvoll verschwand Mile und warf noch einen siege«gewiffen Blick auf ihre Herrin. Dann öffnete sie mit klopfendem Herzen die Borsaalthür weit, denn sie hatte mehrere Wagen unten Vorfahren hören, sie wußte, wer jetzt kam! — Di« Glocken läuteten noch immer, aber durch die ge schloffenen Fenster klangen sie leise, wie au« weiter Ferne. — Deo Kopf in die Sophaecke gelehnt, die Bilder ihrer Enkel in der Hand, saß die Rätbin und dachte mit neuer Sehnsucht an die Ihrigen Was wird wohl Rudi zu Tod und Teufel und zum Küster sagen? Und die Ilse, wie wird sie den Puppeakoffer mit all seinen Herrlichkeiten altslaunen! Und die Suse, da» herzige „Stille Nacht, heilige Nacht, Alle« schlaft, einsam wacht." .. - Borzebeugt, mit weit geöffneten Augen lauscht die Rätbin den holden, so rein zusammenklingenden Kinderstimmen. Und so nahe! So greifbar nahe! Ihr Herz klopfte zum Zer springen, — ist - denn kein Traum? Lieber Herrgott droben, iaß es Wahrheit sein! Da öffnet sich die Tbürc weit: An die sie noch eben in quälender Sehnsucht gedacht, da stehen sie vor ihr, die vier Enkel und dahinter die Großen, einen bewegten, gespannten Ausdruck ia den Gesichtern! — Die Räthin ist aufgesprungen. „Großmutterle!" Mit auSgebreiteten Aermchen trippelt SuSchen herbei. Die RLlhin kniet neben dem mutterlosen Geschöpfchen hin und preßt eS fest an die Brust. Rudi und Han« streicheln die Großmama, während Ilse hinter ihr stehen bleibt. Die Jungen meinen erstaunt: „Großmutter weint!" „Und heut ist doch ChristkindleSfeirr!" „Vielleicht denkt sie, sic kriegt nicht«!" „Da schenk' ich ihr mein'Sl Suse blickt mit erstaunten Augen aus die Großmutter, die sie so fest hält und dabei weint. — Und nun steht die Rätbin auf, sie wird umarmt, geküßt, gefragt, sie kann eS nicht fassen, daß sie alle, alle leibhaftig vor sich sieht, die sie so liebt und die sie so fern glaubte. — Da ist die blonde Frau Trude, jetzt lacht sie nicht, sondern lehnt weinend vor Freude an der Schulter ihrer Mutter. Da ist die Psarrerin Liesel, dir der Ilse Mantel und Kapuze abnimmt. Neben dem Amtsrichter steht ein schlanke» Märchen, eia feuchter Schimmer liegt ,n ihren klugen, grauen Augen. Selbst der Harmloseste Kälte sehen müssen, daß diese beiden Menschen sich lieben. Nur Großmütterchen« Segen noch, und ein glückliche« Brautpaar würde diese Stunden zu den schönsten des Leben« zählen! — „Mein liebe« Fräulein Gabriele, herzlich willkommen bei mir!" ruft die Räthin, Gabriele beide Hände hiastreckend. Voll Dankbarkeit küßt daS junge Mädchen diese Hände. Und nun geht ein lustiges Durcheinander lo« Die Kinder stürzen auf die Großmutter zu: „Hast Du mir nicht den Tod und den Teufel vom Christkind kommen lassen? Und meinen Küster?" „Und meine Spritze, wo man Wasser '»ein thut und die Leute spritzt?" „Und msm Püppcheu?" lispelt Suse. luch Jlfr schmiegt sich an die Großmutter. Diese ist verdutzt: „O, ich habe Euch doch" — die Kisten geschickt, konnte sic nicht sagen, denn acht Kinderaugcn guckten sie voller Unschuld au — ich habe doch dem Christkind gesagt, e« soll alle« in Kisten packen und zu Euch schicken!" Sehr erstaunte Gesichter der Bier. „I« ni« dagewesen!" sagte Suse kopfschüttelnd. „Aber dann ist da- Christkind auch nicht so artig, wie Mutterle immer sagt!" brummte Rudi mit einem vorwurfs vollen Blick aus seine Mama. Aber da thal sich abermals bie Thür aus. und Mile trug im Verein mit dem Herrn Pfarrer dieselben drei Kisten herein, die sie hatte vor einigen Tagen abschickcn sollen. Die Kinder stürzten jubelnd draus lo«, die Räibin blickt« erstaunt auf Mile. Diese legte Geld auf den Tisch: „Hier, Frau Räthin. die fünfzehn Groschen sür'S Porto, da- haben wir gespart!" „Aber Mile, wie ist da- nur? Woher wußten Sie denn?" .... „Mutter, unsere alte treue Mile war mit mir im Bund!" rust Trude. „Gelt, Mile, jetzt lachen wir, daß die Sache so gelungen ist!" Die Mile, die treue Seele! Jetzt beginnen die Schatten zu sinken, die der Verdacht Fräulein gröblich'- geweckt, wie ein Pbönix auS der Asche steigt Mile empor! Daher also der Berg Butterbröder, daher die warmen Oesen und die bezogeneo Bettchen! O Mile, giebt'- im Deuiscken Reich ein geldtreuere-Dicnstbotcnherz al« Deine-? In Zukunft werden wohl die sämmtlichen etwaigen Rüffel für Mile verschluckt werden! Heimlich drückt die Räibin ihrer Dienerin die Hand und legt neben da- reichliche Weihnachtsgeschenk derselben noch ein Goldstück mehr. Die fünfzehn Groschen gab sie ihr für arme, bettelnde Kinder. — In den Zimmern packten die beiden, jungen Frauen ihre Koffer au-, Fräulein Rost stand mit SuScken aus den» Arm vor dem Amtsrichter, ber die lackende Kleine herzte Tie Puppe, welche Suscheo dabei an'- Her» drückte, war beinahe ebenso groß wie die Besitzerin selber. Ilse hatte den Puppen koffer vor sich und probirte ihrer Puppe mit Kennermiene schon den vierten Anzug an. — Rudi lief schreiend vor Ent zücken zu seiner Mama. Tod und Teufel hatte er im Arm, h«a Küster im schwarzen Rock schleift« er erbarmungslos hinterdrein. — Han- hatte mit teuflischem Lächeln die Spritze entdeckt, vertraute sie der Mile an, die sic il,m füllte, und schoß nun geradewegs auf die Großmutter zu. Diese stand, nichts BöseS ahnend, Hand in Hand mit ihrem Sohn, als der kalte Guß ihr in'S Gesicht flog. „Fein!" schrie HanS begeistert. Auf da« allgemeine empörte „Aber Ha»S!" sagte er treuherzig, ein wenig ver legen: „Großmutterle hat sie mir doch geschenkt, sie muß doch zuerst drankommen!" — Die Räibin nahm, als sie die letzten Spuren dcS feuchten Attentats beseitigt hatte, SuSchen aus den Arm und machte die Thür in'S Nebenzimmer auf. Ta stand der strahlende Baum, dessen Kerzen sich in den großen, leuchtenden Kinder augen spiegellcn. Die Kleinen trugen ihr Spielzeug dahin, auch das, was sie von den Ettern noch erbiellcn, und sprangen jubelnd um den Baum. Trude warf noch schnell einige glitzernde Gold und Silbersäven darüber und Frau Liesel brachte beimlich überall Zuckersachen an. Jetzt war erst da richtige Weihnachten! — „Aber Mutter, wir haben Dir auch allerlei mitgcbracht", ries die Psarrerin, „Du, Tochter Ilse, hol' doch Mal die Katzenfelle jür Großmama!" Diese lauschte, überrascht sagte sie: „Katzenfelle, wozu?" „Nun, gegen Deinen Rheumatismus!" „Ach, richtig, arme Mutter, und wir Egoisten haben »nS noch nicht einmal danach erkundigt!" Frau Trude kam ge flogen, „ich habe Dir eine wollene Weste gestrickt, die wirst Du gleich anziehen!" „Und ich habe ein wollene- Tuch gehäkelt", sagte Gabriele. Welche Folgen hatte die kleine Nolblüge für die Räibin! Einige Minuten — und sic saß da, Katzenfelle aus Rücken uob Schultern gelegt, darüber die wollene Weste, über dieser da- wollene Tuch! Ilse zog der sich vergeblich sträubenden Großmutter ein paar dicke Müffchen über die Hände!" „Da- hilft!" sagte Trude beruhigt. Arme Räthin! — Mile ries zum lucullischeo Mahl; die Kinder waren nicht vom Baume wegzubringen und verzehrten ihre Buller- bröder dort. Fröhlichste Stimmung herrschte an der Tasel, nur Gabriele und der Amt-richlcr sühiten sich nicht recht glücklich. (Schluß folgt.)
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